Beiträge von Galeo Claudius Gallus

    Der Wirt durchlitt ein Wechselbad der Gefühle. Zuerst glaubte er, von dem reichen Sack kein Trinkgeld zu bekommen, danach freute er sich über die Münzen, die ihm aber, noch bevor er sie einstreichen konnte, wieder entzogen wurden. Als der Magistrat schließlich auch noch seine Wechselkasse kontrollieren wollte, wich die Farbe aus des Wirts Gesicht.


    "Äh." Da der Wirt nicht wusste, worauf Gallus hinauswollte, beschlich ihn ein schlechtes Gefühl, denn wie fast jede Gaststube wickelte auch er ein paar Geschäfte unter der Hand ab. "Mein Geldbeutel? Wieso?" Er verstand nicht, wie ihm krumme Geschäfte mittels Wechselgeld nachgewiesen werden sollten. Er starrte zwar auf die drei Münzen auf dem Tisch, aber die Erkenntnis blieb aus.


    Schließlich entschloss er sich zur Kooperation, denn er hoffte, so könne er mehr retten.
    "Ich nehme am Abend die großen Münzen raus. Läuft es schlecht, bleiben sie länger drin, läuft es gut, leere ich zwischendurch. Das Kleingeld bleibt eigentlich immer drin. Ich brauche es zum Wechseln." Die arme Bevölkerung konnte sich Trinkgeld nicht leisten und zumeist verkehrten hier keine Geldsäcke, wie der Wirt insgeheim Gallus bezeichnete.


    Galeo fiel der Schreckmoment im Gesichtsausdruck des Wirtes auf. Dass hier etwas nicht stimmte, lag auf der Hand. Da die Wirtsstube leer blieb, wollte er keine Gelegenheit bieten, dass etwas vertuscht werden konnte.
    "Der Geldbeutel bleibt hier." Er wies auf das Lederetui in der Hand des Wirtes. "Und du holst mir jetzt alle kleinen Wechselmünzen aus deiner Geldtruhe." Er glaubte nicht, dass sich alle kleinen Münzen ausschließlich im Geldbeutel befanden. "Du gehst mit ihm." Galeo wies auf seinen linken Sitznachbarn. Der legte sein Essen ab und stand auf. Pflichtgetreu folgte er dem Wirt in die Privaträume.

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    Galeo Gallius Claudus



    Eigentlich nahm Gallius an, es würde sich im nächsten Erbfall wieder um einen Peregrinus handeln. Leider traf das nicht zu.


    "Mhh, Libertinus. Geht möglicherweise auch schnell, aber weil es was Neues ist, muss ich erst nachlesen. Peregrinus wäre schöner gewesen." Er knurrte noch zweimal, dann zog er sich die Gesetzessammlung heran und begann, sie zu studieren.
    "Nicht freigeboren, freigelassen und ohne Kinder. Patron erbt oder dessen Nachfahren." Also musste er nachforschen, was etwas Zeit in Anspruch nahm. In Wirklichkeit nahm es mehr Zeit in Anspruch, als ihm lieb war. Nach Stunden des Aktenwälzens hatte er keinen ehemaligen Besitzer ausfindig gemacht.


    Erbsache Borkan
    (Libertinus)


    Todestag: ANTE DIEM VIII KAL MAR DCCCLXVIII A.U.C. (22.2.2018/115 n.Chr.)


    In Ermangelung von Erben und der Unmöglichkeit, einen Patron ausfindig zu machen, erhält die Wohnsitzgemeinde das bewegliche Vermögen. Als Wohnsitzgemeinde wurde Roma festgestellt.
    Unbewegliches Vermögen existiert nicht.


    Decemvir
    G. Gallius Claudus


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    Galeo Gallius Claudus


    Ein Bote brachte ein Antwortschreiben aus der Casa Iunia vorbei und Gallus rieb sich erfreut die Hände. Er würde noch heute die Angelegenheit beenden können und das Schöne war, dass er die Akten nicht heraussuchen musste, weil sie noch offen auf seinem Schreibtisch lagen.



    Iunia Axilla Dec. Claudio s.d.


    Bezüglich deiner Anfrage zu einem gewissen Aulus Iunius Fontinalis muss ich dir hiermit mitteilen, dass weder eine kognatische noch eine agnatische Verwandtschaft zu einem mir bekannten Iunier besteht. Einen Verwandtschaftsnachweis können wir somit nicht erbringen.


    Vale bene.




    Letztlich bestätigte die Auskunft, warum er nichts über einen Verwandten gefunden hatte.



    Erbsache Aulus Iunius Fontinalis


    Todestag: ANTE DIEM X KAL MAR DCCCLXVIII A.U.C. (20.2.2018/115 n.Chr.)


    In Ermangelung von Erben und eines Testaments erhält die Wohnsitzgemeinde das bewegliche Vermögen. Als Wohnsitzgemeinde wurde Mogontiacum festgestellt.
    Unbewegliches Vermögen existiert nicht.


    Decemvir
    G. Gallius Claudus



    Lucius Annaeus Florus Minor
    Casa Annaea
    Roma


    Nachlassregelung


    Salve Lucius Annaeus Florus Minor,
    ich bitte, die lange Bearbeitungszeit der Erbschaftssache im Fall deines verstorbenen Großcousins Sextus Annaeus Rufus zu entschuldigen.
    Nunmehr liegt das Ergebnis der Nachlassregelung vor und es weist dich als erbberechtigt aus.


    Ich bitte darum, bis ANTE DIEM VII KAL IUN DCCCLXVIII A.U.C. (26.5.2018/115 n.Chr.) mir mündlich oder schriftlich mitzuteilen, ob du gewillt bist, das Erbe anzunehmen. Nach Verstreichen der Frist wird der nach dir und gegenüber allen anderen nächstliegende Verwandte des Verstorbenen an deiner Statt als erbberechtigt erachtet.


    Decemvir
    G. Gallius Claudus
    Basilica Ulpia

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    Galeo Gallius Claudus


    Die Markierung im Kalendarium, wonach der Fall Furia eine andere Lösung nehmen würde, rückte näher. Gallius hatte sich für diesen Fall bereits den nächsten Agnaten herausgesucht, der in ununterbrochener Linie blutsverwandt war.
    Eine Kontrolle der Post ergab außerdem, dass sich die Gens Iunia noch nicht gemeldet hatte. Das vor allem fand Gallius komisch, denn irgendjemanden musste es doch geben, der sich die Mühe machte, ihm zu antworten.


    "Dann eben ein neuer Fall." Er schlug die Tafel vor sich auf und zog sich weitere Listen hinzu. Auf einer leeren Wachstafel machte er sich Notizen.


    Erbsache Sextus Annaeus Rufus


    Todestag: ANTE DIEM VI KAL MAR DCCCLXVIII A.U.C. (24.2.2018/115 n.Chr.)


    Kein Testament, keine Ehefrau, keine Kinder.
    Der gradnächste Blutsverwandte, von einem gemeinsamen Ahnherrn abstammend und erbberechtigt zum Todeszeitpunkt: Lucius Annaeus Florus Minor.


    Die Erbmasse besteht aus dem Weingut Vinetum Annaeum.



    Decemvir
    G. Gallius Claudus


    In Galeos Briefkasten kam ein ganz unglaubliches Schreiben geflattert, das er sich inzwischen mehrmals durchgelesen hatte. Anders als bei seiner Verpflichtung als Vicarius besprochen, erhielt er im Nachhinein eine umfängliche Vollmacht zur Leitung der Aurata für den gesamten Zeitraum der Abwesenheit des Dominus. Das konnte nur bedeuten, dass er seine Sache bisher gut gemacht hatte und das Vertrauen wert war.


    Geleo konnte sich zuerst nicht entscheiden, ob er die Vollmacht aus Stolz dauerhaft bei sich tragen oder ob er sie sich einrahmen und in seinem Zimmer aufhängen würde. Zuhause hielt er das Schreiben seinem Vater unter Nase und äußerte sogleich den Wunsch, ein weiteres Freundschaftsrennen mit der Praesina machen zu wollen. Die Aurata verfügte über einen Neuzugang und wollte vier Fahrer an den Start bringen. Die restlichen vier Startplätze konnten an die Fahrer der Praesina verteilt werden. Galeo wusste noch nicht, welcher Praesinafahrer zuschauen musste, denn einen würde es treffen, das stand fest.


    Später wollte er auch Trainingsrennen mit anderen Factiones machen, wobei er noch nicht wusste, welche er auswählen würde.

    Irgendwo knallte eine Tür und Galeo zuckte zusammen. In seiner Phantasie war er um Jahre vorausgereist, doch die erträumte Welt zerplatzte mit dem Knall wie eine Seifenblase. Er blickte erschrocken auf die Wachstafel vor sich. Als letzter Eintrag stand Trajan. Zuerst wollte er in Traurigkeit versinken, dann aber entstand eine Idee in seinem Kopf. Sein Gesicht erhellte sich bei dem Gedanken, dass er möglicherweise in die Zukunft sehen konnte. Namen spielten keine Rolle. Die Sesterzenentwicklung interessierte ihn. Vielleicht sollte er nach dem Amt zu den Priestern wechseln, um seine neu entdeckten Fähigkeiten sinnvoll anzuwenden. Er grinste.


    "Also, nächstes Element. Zinn. Wie sah es bei Zinn aus?" Er fing wieder zu kramen an und trug die Werte zusammen.


    Bei Augustus und Tiberius enthielten Sesterzen noch Zinn in geringer Konzentration, aber bei Caligula bis hin zu Titus verschwand das Element vollständig. Trajanus wurde nach seinem Tod von Lucius Ulpius Iulianus beerbt und hier hörten die Einträge auf. Galeo stellte dies mit vollem Bewusstsein fest, glaubte jedoch, dass sich diese Entwicklung der Zinnminimierung umkehren würde. Er sollte diesbezüglich auch recht behalten, würde es aber Zeit seines Lebens nie erfahren. (Bei Gordian III. wurden Maximalwerte von 9 erreicht.)
    Er ging zum Element Blei über und stellte fest, dass es wie das Zinn zuerst in geringer Konzentration enthalten war, bis Domitian fehlte es ganz und bei Traian stieg es auf einen Mittelwert von etwa 1 an. Vielleicht blieb es ab dann so, dachte Galeo bei sich, aber da irrte er. (Es fiel bei Antoninus Pius noch einmal auf einen Spurengehalt ab und stieg bei den folgenden Kaisern rasch auf Werte bis 16 und in Ausnahmefällen auf 19 bei Commodus.)


    Die Recherchen machten müde. Trotzdem sah Galeo ein Ziel vor Augen und das wollte er zeitnah umsetzen. Schon morgen würde er weitere Werte durchgehen und anschließend zu einer eigenen Legierung finden, um sie dem Kaiser vorzuschlagen. Oder sollte er damit doch lieber zum Senat gehen?


    An die
    Bewohner der Casa Iunia
    Casa Iunia
    Roma


    Nachlassregelung


    Der Unterzeichner ist beauftragt, die Erbschaftsangelegenheit des Aulus Iunius Fontinalis zu regeln.


    Leider kann den vorhandenen Unterlagen nicht entnommen werden, wer der gradnächste Agnat des Verstorbenen ist. Ich bitte hiermit um einen Abstammungsnachweis. Unterlagen und Informationen bitte ich beim Unterzeichner in der Basilica Ulpia abzugeben.


    Ich bedanke mich im Voraus.


    Decemvir
    G. Gallius Claudus
    Basilica Ulpia

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    Galeo Gallius Claudus



    Wieder einmal saß Gallius an seinem Tisch und schwankte zwischen dem Einnehmen einer Zwischenmahlzeit und der Bearbeitung des nächsten Erbschaftsfalls. Einerseits lief ihm bereits etwas Speichel im Mund zusammen, andererseits brachten es die Monate im Amt, dass er sich noch weniger als zuvor bewegte, weswegen er zunahm. Möglicherweise lag die Gewichtszunahme aber auch daran, weil er im Essen eine Art Ersatzbefriedigung sah. Die einen nahmen Opium, andere besuchten regelmäßig ein Lupanar und er aß eben.


    "Einen Fall noch, danach esse ich." Etwas Selbstmotivation konnte nicht schaden. Er zog die Unterlagen das Falls heran und verzog seinen Mund.


    "Ich gehe jede Wette ein, das ist wieder so ein Germane." Er suchte und fand sich bestätigt. "Wusste ich es doch! Wie sieht es aus? Vater verstorben, keine Ehefrau, keine Kinder und kein Testament. Das Schöne an diesen Germanen ist das Unkomplizierte." Er lächelte zufrieden, denn die Mahlzeit rückte in greifbare Nähe.



    Erbsache Kunolf
    (Peregrinus)


    Todestag: ANTE DIEM X KAL MAR DCCCLXVIII A.U.C. (20.2.2018/115 n.Chr.)


    In Ermangelung von Erben und eines Testaments erhält die Wohnsitzgemeinde das bewegliche Vermögen. Als Wohnsitzgemeinde wurde Mogontiacum festgestellt.
    Unbewegliches Vermögen existiert nicht.


    Decemvir
    G. Gallius Claudus



    Furia Silana
    Casa Furia
    Roma


    Nachlassregelung


    Salve Furia Silana,
    ich bitte, die lange Bearbeitungszeit der Erbschaftssache im Fall deines verstorbenen Halbbruders Sextus Furius Pinna zu entschuldigen.
    Nunmehr liegt das Ergebnis der Nachlassregelung vor und es weist dich als erbberechtigt aus.


    Ich bitte darum, bis ANTE DIEM XIII KAL IUN DCCCLXVIII A.U.C. (20.5.2018/115 n.Chr.) mir mündlich oder schriftlich mitzuteilen, ob du gewillt bist, das Erbe anzunehmen. Nach Verstreichen der Frist wird der nach dir und gegenüber allen anderen nächstliegende Verwandte des Verstorbenen an deiner Statt als erbberechtigt erachtet.


    Decemvir
    G. Gallius Claudus
    Basilica Ulpia

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    Galeo Gallius Claudus


    "Ah, endlich mal ein Bürger. Ich dachte schon, es sterben nur die Peregrini. So, was haben wir denn hier: keine Ehefrau, kein Kind, aber... Bruder, Vater, Mutter und alle sind verstorben." Er kratzte sich am Hinterkopf. Dieser Fall erschien ihm komplizierter als die vorangegangenen.


    "Die am nächsten Verwandte und gleichzeitig lebend zum Todeszeitpunkt des Pinna: Halbschwester Furia Silana. Hm, also anschreiben. Wo wohnt die?" Er steckte die Nase in eine Notizensammlung. "Roma, das klingt gut. Aber wenn die das Erbe ausschlägt, dann wird es kompliziert. Zwei Furier. Eine davon... Hm, verstehe ich nicht. Wie kann aus zwei Kallos eine Furia werden?" Gallius sprach gerne mit sich selbst. Er hoffte außerdem, dass diese Halbschwester das Erbe annahm, denn es machte viel Mühe, die Eheschließungsregeln zu studieren und genau das käme ansonsten auf ihn zu.


    Erbsache Sextus Furius Pinna


    Todestag: ANTE DIEM X KAL MAR DCCCLXVIII A.U.C. (20.2.2018/115 n.Chr.)


    Kein Testament, daher erbberechtigt: Halbschwester Furia Silana.
    Die Erbmasse besteht aus Geld und/oder Waren.


    Status: in Bearbeitung (Erbin angeschrieben)


    Decemvir
    G. Gallius Claudus


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    Galeo Gallius Claudus


    "Ein neuer Tag, ein neues Erbschaftsthema. Wer ist der Nächste? Ah, Flore. Eine Frau dieses Mal." In Vorarbeit lagen zu jedem Vorgang Informationstäfelchen bereit. So oft er sie auch las, das Ergebnis unterschied sich nur marginal von der Erbschaftssache des Vortages.
    "Wir kennen keinen Ehemann, kein Kind und keine Verwandtschaft. Tja, bisschen komisch ist das schon. Ich hatte mir vorgestellt, Trauernde anzuschreiben."


    Erbsache Flore
    (Peregrinus)


    Todestag: ANTE DIEM X KAL FEB DCCCLXVIII A.U.C. (23.1.2018/115 n.Chr.)


    In Ermangelung von Erben und eines Testaments erhält die Wohnsitzgemeinde den Betrieb "Flore", eine Schäferei. Als Wohnsitzgemeinde wurde Mogontiacum festgestellt.
    Es existieren weder Bargeld noch Waren.


    Decemvir
    G. Gallius Claudus


    "Komisch eigentlich. Dass so gar nichts übrig geblieben ist. Vermutlich Selbstmord und vorher alles selbst verteilt."

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    Galeo Gallius Claudus



    Ein Testament für heute, so lautete die eigene Vorgabe. Gallius warf einen Blick auf den ersten Namen.
    "Uah, Germane vermutlich. Wieso besitzt ein Germane Vermögen, das von einem römischen Decemvir verteilt werden muss? Das verursacht Kosten, Verwaltungskosten. Warum regeln das die Germanen nicht untereinander und vor allem selbst?" Er schüttelte den Kopf.


    Aus den wenigen Unterlagen, die er über nichtrömische Personen besaß, ließ sich keine Familie, geschweige denn ein Erbberechtigter herausfinden.
    "Wir kennen keine Ehefrau, kein Kind, wir kennen nicht mal einen Verwandten. So, basta!" Er knallte auf das soeben verteilte Wachs sein Siegel.

    Erbsache Marbod
    (Peregrinus)


    Todestag: ANTE DIEM X KAL FEB DCCCLXVIII A.U.C. (23.1.2018/115 n.Chr.)


    In Ermangelung von Erben und eines Testaments erhält die Wohnsitzgemeinde das bewegliche Vermögen. Als Wohnsitzgemeinde wurde Mogontiacum festgestellt.
    Unbewegliches Vermögen existiert nicht.


    Decemvir
    G. Gallius Claudus


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    Galeo Gallius Claudus


    Gallius traf pünktlich ein. Er musste nicht lange warten, denn die gewünschte Liste lag bereits zur Abholung bereit. Darüber freute er sich, denn insgeheim fürchtete er, den halben Tag stehend verbringen zu müssen. Lehren zog er trotzdem. Zukünftig würde er genauso sammeln, bevor er eine Abfrage startete, wie er es zufällig bereits beim ersten Mal richtig entschieden hatte.


    "Dankeschön!", rief er zum Abschied, bevor er zur Basilica Ulpia aufbrach.

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    Galeo Gallius Claudus



    Nachdem Gallius mit der überaus praktischen Auskunft der Vestalin, keiner der bislang von ihm angefragten Verstorbenen hätte ein Testament hinterlegt, in der Basilica Ulpia eintraf, legte er als erstes die Wachstafeln ab. Er warf noch einen Blick auf das in Wachs geritzte Ergebnis und strich sich zufrieden über den Bauch. Dabei bemerkte er, wie sich Hunger breitmachte, obwohl er unmittelbar vor dem Gang zum Tempel bereits reichlich gespeist hatte. Es schien, als würde ihn ein dauerhaft hungriges Wesen in seinem Innern beständig in die Magen- und Darmwände zwicken, wenn er nichts nachschob.
    "Da kann man nichts machen." Viel Bedauern lag nicht in seiner Stimme. "Dann ziehe ich heute mal die Mittagspause vor." Er ahnte bereits, dass dies eine zusätzliche Mahlzeit am Nachmittag zur Folge hatte. Nicht umsonst wuchs der Wohlstandsbauch nahezu wöchentlich.
    Er griff zum Pausenpaket und stopfte sich als erstes ein paar Kekse in den Mund. Er kaute noch, als bereits weitere Kekse Eingang in das Mundwerk fanden. Zum Glück sah ihn niemand, denn immer, wenn er den Mund aufriss, spannten sich mehrere Speichelfäden zwischen den Zähnen der oberen und unteren Reihe und ein halbwegs zerkauter Speisebrei wurde auf der Zunge sichtbar. Als er gierig Wein nachschüttete, verschluckte er sich an den Essenresten in seinem Mund, die anstelle die Speiseröhre zu nehmen, in die Luftröhre abrutschten. Das Pausenpaket fiel ihm aus der Hand, während er zwischen den Hustenanfällen nach Luft rang. Er beugte sich vornüber und Speichel tropfte zu Boden. Schon glaubte er, nie wieder frei durchatmen zu können, als sich die Hustenphasen verringerten.
    "Zum Hades", jiffelte er, weil zu wenig Luft für die volle Stimmlage zur Verfügung stand. "Diese Kekse kaufe ich nie wieder! Ich werde mich beim Händler beschweren! Gleich!" Er überlegte kurz, dann schüttelte er den Kopf. "Äh, dann. Wenigstens einen Erbschaftsfall muss ich bearbeiten."
    Er seufzte, als er sich an den Tisch setzte. Sein Bauch hinderte ihn daran, näher zu rücken. Er musste mit annähernd gestreckten Armen schreiben.





    ...
    Marbod

    keins vorhanden


    Flore

    keins vorhanden


    Sextus Furius Pinna

    keins vorhanden


    Kunolf

    keins vorhanden


    Aulus Iunius Fontinalis

    keins vorhanden


    Sextus Annaeus Rufus

    keins vorhanden


    Borkan

    keins vorhanden


    Lucius Helvetius Corvinus

    keins vorhanden


    Sergia Fausta

    keins vorhanden


    Quintus Claudianus Anaxander

    keins vorhanden


    Marcus Artorius Rufinus

    keins vorhanden


    ...

    Der Einzug in dieses Gemäuer lag lange hinter Galeo. Anfänglich glaubte er an eine Zusammenarbeit aller zur Münzprägung Verpflichteten, zumal sie fast alle aus gutem Hause stammten und sich untereinander mehr oder weniger kannten. Mittlerweile hatte er akzeptiert, hier eher der Außenseiter zu sein. Der Altersunterschied spielte sicherlich eine Rolle, aber darüber hinaus störte ihn die Ellenbogenmentalität seiner Mitstreiter. Es häuften sich deswegen die Tage, wo er Arbeiten mit in die heimische Villa nahm, selbst wenn der Heimweg einen Abstecher zum Markt beinhaltete.



    Wieder lag eine Besprechung der Illviri hinter Galeo und wieder kam er kaum zu Wort. Mit ihm wurden in diesem Jahr eingebildete Schnösel als Tresvir vereidigt, die sich gegenseitig in ihrer Arroganz überboten. Es gab keinen, der still und zurückhaltend blieb. Einer übertrumpfte den anderen, denn verewigen wollten sich alle. Bis auf Galeo arbeiteten alle an eigenen Entwürfen und hegten die Hoffnung, ihr Design würde ausgewählt werden. Galeo sah seine Chancenlosigkeit ein und sann nach einem Ausweg.
    Langsam reifte ein Plan, bei dem er sich nicht mit seinen Amtskollegen auseinandersetzen musste, sondern an denen vorbei agieren konnte. Einen Versuch wollte er machen. Ging der schief, blieben immer noch die Handlangertätigkeiten im Auftrag der anderen.


    Er setzte sich hin und zog eine Wachstafel heran. Das Kinn in die Hand gestützt ließ er sich Elemente durch den Kopf gehen. Er durchdachte deren Eigenschaften und deren Zusammenspiel untereinander. Erst an zweiter Stelle interessierten ihn mögliche Kosten und die Beschaffungssituation. Er notierte:

    Kupfer
    Zink
    Zinn
    Blei
    Antimon
    Silber
    Nickel
    Eisen
    Kobalt


    Mit der Tafel ging er ins Lager. Er winkte einen Lagerarbeiter heran und zeigte ihn die Liste der gewünschten Elemente.
    "Haben wir das alles vorrätig?"
    "Vom Prinzip her, ja. Kupfer ist ein wenig knapp. Wir warten auf Nachlieferungen."
    Galeo nickte verstehend. "Kupfer interessiert mich weniger. Ein hoher Kupfergehalt erfordert hohe Schmelztemperaturen und damit einen erhöhten technischen Aufwand. Den will ich senken. Haben wir eine erhöhte Schmelztemperatur bewirkt das bei der Münzlegierung ein noch stärkeres Verdampfen des Zinks. Auch das will ich nicht."


    Er verließ das Lager und begab sich ins Archiv. Dort saß er zwischen Schriftrollen aus teils weit zurückreichender Zeit. Er begann, die Aufzeichnungen der unterschiedlichsten Münzpräger miteinander zu vergleichen und notierte sich die Abweichungen. Sein Ziel: eine eigene Legierung für den Augustus, unverwechselbar und anders als die bisherigen.


    Er begann mit dem Vergleich beim Element Zink.
    Der Zinkgehalt nahm von 23 0/0 bei Augustus bis 19,75 0/0 bei Galba geringfügig ab. Einen stärkeren Sprung abwärts konnte er bei Vespasian auf 17,4 feststellen und noch weniger Zinkgehalt ließ sich bei Titus laut den Urkunden nachweisen mit 14,10. Bei Traian, hier waren es 14,45, blieb der Zinkgehalt konstant, um dann über 12,34 bei Hadrian auf 9,63 bei Antoninus Pius abzufallen. Bei Marc Aurel bliebt er mit 8,7 in etwa in diesem Bereich.
    Außerdem stellte Galeo fest, dass ab Marc Aurel zinkreiche und zinkarme Sesterzen gleichzeitig auftraten. Dadurch sank der Mittelwert, wenn er alleine das Element Zink betrachtete, noch weiter.


    "Hm." Der Anfang schien gemacht. Zu diesem Zeitpunkt konnte er aber noch nicht sagen, ob er einmal zu einer Erhöhung tendieren würde oder einen gänzlich anderen Weg einschlug.

    Er legte das Brotstück aus der Hand und angelte nach den Geldstücken. Einem Kescher gleich sammelte er sie ein und schob sie sich direkt unter die Augen. Er beugte sich sogar hinab, um sie noch genauer in Augenschein zu nehmen. Nicht die Legierung machte ihn stutzig, denn er wusste, dass über die Jahrzehnte bei der messingähnlichen Kupfer-Zink-Legierung aus Aurichalkum der Zinkanteil immer weniger wurde. Genauso wusste er, dass das Gewicht der Münzen je nach Herstellungszeitraum schwankte, weil gespart wurde. Nicht einmal der abweichende Durchmesser störte ihn und immerhin besaßen allein drei gleichwertige Münzen ein sofort ins Auge fallendes abweichendes Außenmaß.


    Bei all den offensichtlichen Unterschieden hätte aber das Erscheinungsbild gleich sein müssen und hier lag der Hase im Pfeffer. Wäre Galeo nicht so ein Pedant gewesen, lägen die Münzen wieder im Geldbeutel des Wirts. Er legte den Zeigefinger auf eine Münze und schob sie aus der Münzenansammlung heraus in Richtung Wirt. Die beiden Vergleichsmünzen folgten und rahmten diejenige Sesterze ein, auf der die Prägung ein abweichendes Profil zum identischen Namen zeigte.


    "Wir zwei müssen mal reden." Galeo blickte zum Wirt nach oben. "Ich hätte gern dein gesamtes Wechselgeld begutachtet und ein paar Auskünfte. Wie oft leerst du beispielsweise deinen Geldbeutel?"

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    Galeo Gallius Claudus


    Er nickte eifrig, obwohl ihm vor Augen stand, dass er möglicherweise mehrere Stunden für die Fertigung von Abschriften einplanen musste. Er würde morgen mit mindestens einem Sciba erscheinen, das nahm er sich vor.


    "Sehr gern, die Liste habe ich dabei." Er beließ es bei der Einzahl, denn eigentlich bestand die Liste aus einer Vielzahl an Wachstafeln. Sein Blick wanderte vom Augenkontakt mit der Vestalin zu dem Stapel unter seinem Arm. Als er wieder aufblickte, lächelte er schuldbewusst. Spätestens jetzt würde sie das Ausmaß der Anfrage einschätzen können.


    Bevor sie es sich anders überlegte oder den Übergabetag auf später verschob, reichte der Decemvir ihr den Tafelstapel und beeilte sich, den Rückweg anzutreten.
    "Danke und bis morgen dann!"



    ...
    Marbod
    Flore
    Sextus Furius Pinna
    Kunolf
    Aulus Iunius Fontinalis
    Sextus Annaeus Rufus
    Borkan
    Lucius Helvetius Corvinus
    Sergia Fausta
    Quintus Claudianus Anaxander
    Marcus Artorius Rufinus
    ...

    Die Zeit, in der Galeo in der Taberna einkehrte, lag zwischen der üblichen Cenazeit und der Mahlzeit davor. Dementsprechend leer war die Gastwirtschaft, was Geleo nur Recht sein konnte. Ein Tabernenbesuch passte nicht im geringsten zu seinem Stand und auch die Art der Niederlassung entsprach nicht seinen Gewohnheiten. Er lag ansonsten beim Essen, hier musste er sitzen. Er wollte seinen Appetit stillen und schnellstmöglich wieder verschwinden, deswegen wollte er auch sofort zahlen.


    Das Unwohlsein stieg, als das Essen auf sich warten ließ. Vermutlich musste der Ofen zwischengeheizt werden. Immerhin traf das Bier umgehend ein. Um die Wartezeit zu verkürzen, legte Galeo ein Wachstafel auf den Tisch und begann, Notizen zu verewigen. Plötzlich stieg leckerer Bratenduft in seine Nase und er blickte auf. Die Tür zur Küche stand offen und der Wirt samt eines jungen Mädchens steuerten mit Tellern auf Galeos Runde zu. Wieder musste er schlucken, während seine Augen das überbackene Brot fixierten. Er schob die Wachstafel zur Seite, um Platz für den Teller zu schaffen. Liebevoll betrachtete er die Leckereien vor sich, aber er konnte noch nicht zugreifen. Mit klebrigen Fingern wollte er nicht an seinen Geldbeutel fassen, also wartete er mehr oder weniger geduldig, bis alle Teller auf dem Tisch standen und der Wirt die Summe nannte.
    Er zückte den Beutel und zahlte mit drei großen Münzen. Da er nichts sagte, ging der Wirt davon aus, dass er das Wechselgeld auszahlen müsse und legte er betont langsam und nacheinander auf den Tisch.


    Es dauerte Momente, bis Galeo begriff, weil er sich ausschließlich dem Genuss hingab. Er schüttelte den Kopf und schob mit dem Arm das Kleingeld Richtung Wirt, bevor er sich ein Stück Brot in den Mund schob. Er kaute genussvoll, als sein Blick an einer Münze hängenblieb. Sie besaß den gleichen Wert wie die drei daneben, unterschied sich aber von ihnen, wenn man genau hinsah. Da Gelao in den letzten Wochen nur noch Münzen vor sich sah und sogar schon davon träumte, kannte er alle gängigen Zahlunmgsmittel auf das genaueste. Er wusste nicht, was ihn an der Münze störte, aber etwas störte ihn.


    "Halt!" Beim Rufen fiel ihm etwas Essen aus dem Mund. Er konnte nicht erst hinunterschlucken, denn sonst würde er riskieren, dass der Wirt das Geld einstrich.