Der Einzug in dieses Gemäuer lag lange hinter Galeo. Anfänglich glaubte er an eine Zusammenarbeit aller zur Münzprägung Verpflichteten, zumal sie fast alle aus gutem Hause stammten und sich untereinander mehr oder weniger kannten. Mittlerweile hatte er akzeptiert, hier eher der Außenseiter zu sein. Der Altersunterschied spielte sicherlich eine Rolle, aber darüber hinaus störte ihn die Ellenbogenmentalität seiner Mitstreiter. Es häuften sich deswegen die Tage, wo er Arbeiten mit in die heimische Villa nahm, selbst wenn der Heimweg einen Abstecher zum Markt beinhaltete.
Wieder lag eine Besprechung der Illviri hinter Galeo und wieder kam er kaum zu Wort. Mit ihm wurden in diesem Jahr eingebildete Schnösel als Tresvir vereidigt, die sich gegenseitig in ihrer Arroganz überboten. Es gab keinen, der still und zurückhaltend blieb. Einer übertrumpfte den anderen, denn verewigen wollten sich alle. Bis auf Galeo arbeiteten alle an eigenen Entwürfen und hegten die Hoffnung, ihr Design würde ausgewählt werden. Galeo sah seine Chancenlosigkeit ein und sann nach einem Ausweg.
Langsam reifte ein Plan, bei dem er sich nicht mit seinen Amtskollegen auseinandersetzen musste, sondern an denen vorbei agieren konnte. Einen Versuch wollte er machen. Ging der schief, blieben immer noch die Handlangertätigkeiten im Auftrag der anderen.
Er setzte sich hin und zog eine Wachstafel heran. Das Kinn in die Hand gestützt ließ er sich Elemente durch den Kopf gehen. Er durchdachte deren Eigenschaften und deren Zusammenspiel untereinander. Erst an zweiter Stelle interessierten ihn mögliche Kosten und die Beschaffungssituation. Er notierte:
Kupfer
Zink
Zinn
Blei
Antimon
Silber
Nickel
Eisen
Kobalt
Mit der Tafel ging er ins Lager. Er winkte einen Lagerarbeiter heran und zeigte ihn die Liste der gewünschten Elemente.
"Haben wir das alles vorrätig?"
"Vom Prinzip her, ja. Kupfer ist ein wenig knapp. Wir warten auf Nachlieferungen."
Galeo nickte verstehend. "Kupfer interessiert mich weniger. Ein hoher Kupfergehalt erfordert hohe Schmelztemperaturen und damit einen erhöhten technischen Aufwand. Den will ich senken. Haben wir eine erhöhte Schmelztemperatur bewirkt das bei der Münzlegierung ein noch stärkeres Verdampfen des Zinks. Auch das will ich nicht."
Er verließ das Lager und begab sich ins Archiv. Dort saß er zwischen Schriftrollen aus teils weit zurückreichender Zeit. Er begann, die Aufzeichnungen der unterschiedlichsten Münzpräger miteinander zu vergleichen und notierte sich die Abweichungen. Sein Ziel: eine eigene Legierung für den Augustus, unverwechselbar und anders als die bisherigen.
Er begann mit dem Vergleich beim Element Zink.
Der Zinkgehalt nahm von 23 0/0 bei Augustus bis 19,75 0/0 bei Galba geringfügig ab. Einen stärkeren Sprung abwärts konnte er bei Vespasian auf 17,4 feststellen und noch weniger Zinkgehalt ließ sich bei Titus laut den Urkunden nachweisen mit 14,10. Bei Traian, hier waren es 14,45, blieb der Zinkgehalt konstant, um dann über 12,34 bei Hadrian auf 9,63 bei Antoninus Pius abzufallen. Bei Marc Aurel bliebt er mit 8,7 in etwa in diesem Bereich.
Außerdem stellte Galeo fest, dass ab Marc Aurel zinkreiche und zinkarme Sesterzen gleichzeitig auftraten. Dadurch sank der Mittelwert, wenn er alleine das Element Zink betrachtete, noch weiter.
"Hm." Der Anfang schien gemacht. Zu diesem Zeitpunkt konnte er aber noch nicht sagen, ob er einmal zu einer Erhöhung tendieren würde oder einen gänzlich anderen Weg einschlug.