Beiträge von DIVUS IULIANUS

    "Kleine Gesten? Quasi die Luxusversion des Leitspruchs 'Panem et circenses', bei der nicht Brote, sondern gleich ganze Getreidefelder verschenkt werden?


    Du weist, dass es zu meinem Pflichten als Patron gehört, meinen treuen Klienten ohnehin von Zeit zu Zeit ein kleines Geschenk zu machen. Sollte ich in dieser Hinsicht eine akute Not lindern können, so stünden meine zuständigen Procuratoren dem sicher nicht im Wege. Doch die entsprechenden Klagen müssten dann schon deutlich sein, denn bisher hat sich zumindest mir gegenüber niemand darüber geäußert, dass er Not leidet."


    Auch für den Kaiser besteht schließlich keine Notwendigkeit, aus einer Laune heraus Land zu verschenken, wenn er es selbst an seinem Geburtstag nur bei Geldgeschenken für sdie Truppen belässt.

    Unschwer erkennt der Kaiser, dass seine Antwort den Praefectus Urbi nicht zufrieden stellt.


    "Ich verstehe dein Ansinnen, doch wir sprechen über zwei unterschiedliche Ebenen, wenn ich mich nicht täusche. Diejenigen, die in den Abteilungen ihre tägliche Arbeit verrichten sind einfache Bürger, Freigelassene, manchmal sogar Sklaven. Diejenigen, die die Führungsposten besetzen, sind Teilnehmer der ritterlichen Laufbahn. Letztere qualifizieren sich für das Führen einer großen Abteilung durch das Führen einer kleinen Abteilung und dafür wiederum durch die Assistenz bei einem anderen ritterlichen Abteilungsleiter.


    Die fähigen Köpfe in Sachen Abteilungsleitung sind daher nicht unter jenen zu suchen, die in den Abteilungen selbst die alltäglichen Arbeiten machen, sondern unter jenen, die woanders in den Führungsebenen sitzen. Viele Kommandeure wechseln ja nach ein oder zwei militärischen Kommandos in den zivilen Bereich, um Posten als präfekten und procuratoren zu bekleiden."

    Der Kaiser ist in den letzten Jahren stets ein Mann der politischen Worte gewesen, doch wenn man von Schlachten spricht, dann muss auch er an seinen militärischen Taten denken.


    "Man verhindert den Sieg des Gegners nicht, indem man sich nicht der Schlacht stellt. Eine kleine, zahlenmäßig unterlegene, aber schnelle Truppe kann einen großen, aber statischen Gegner umgehen, um ihre Unterlegenheit durch Überraschung aufzuwiegen. Aber dies ist nicht die Taktik, die einem Patrizier im Senat bestimmt sein sollte.


    Meine Macht ist allumfassend genug, deinen Wunsch zu erfüllen, aber sie umfasst auch, sie nicht zu nutzen. Ich vertraue dem Senat völlig in dieser Angelegenheit."


    Ebenso vertraut der Kaiser dem Collegium Pontificium was die Zukunftswünsche des Flaviers selber angeht. Aber dass er aus diesem Gremium nicht nur Positives zu dessen Ansinnen gehört hat, möchte er ihm nicht im Beisein das anderen Patriziers mitteilen.

    "Ich sehe, dass du es noch immer verstehst, mit deinen Worten klare und deutliche Bilder zu zeichnen. Du solltest häufiger im Senat sprechen, das wäre sicher belebend.


    Aber zurück zum Thema: sollten gewisse Maßnahmen meiner Amtsvorgänger, auch wenn sie schon sehr lange zurückliegen, noch konkret als unpassend und unnötig feststellbar sein, dann wäre es sicher möglich, im Rahmen einer sorgfältigen Prüfung einzelne Grundstücke auf diese Weise einem neuen Besitzer zukommen zu lassen.


    Andere Vorgänge sind dagegen nicht so einfach umkehrbar. Wirtschaftliche Effizienz hat die Klasse der Equites hervor gebracht in der Form, wie wir sie heute kennen. Was für die einen eine Rückkehr zu guten Traditionen wäre, wäre für die anderen ein Verlust eines Fortschritts. Es kann dem Wohl Aller nicht dadurch gedient werden, indem die einen gewinnen und die anderen verlieren. Das gilt sowohl aus deiner Sichtweise als auch aus jeder anderen."

    Auf dem Flur vor dem Büro gehen zwei Diener vorbei.


    Sim-Off:

    Schon bemerkt, dass hinter der Kaiser-ID auch nur Spieler stecken? Zwar mehrere, aber trotzdem nur Menschen. Die Kaiser-ID ist ganz sicher nicht dazu da, alle versandeten Ideen zu einem Ende zu führen und auf Knopfdruck für jede Frage, Planlosigkeit, Langeweile und sonstige Kreativitätsmängel der Spieler eine passende Lösung zur Hand zu haben. Außerdem wär's doch langweilig, wenn der Kaiser alles alleine entscheiden würde. ;)

    Noch einmal betrachtet der Kaiser die Blume bewundert, die soeben seinen Namen bekommen hat. Dann lässt er sie von dem Diener ebenfalls zur Seite tragen. Der kaiserliche Gärtner wird sich umgehend darum bemühen, alle nötigen Details über die Pflege dieser Pflanze in Erfahrung zu bringen, damit ihr eine lange Pracht beschieden ist.


    Bevor er den nächsten Gratulanten sprechen lässt, gewährt er dem prinzen die Bitte, sich zurückziehen zu dürfen. Andere Gäste, auf deren Gesellschaft der Kaiser ebenfalls Wert legt, könnten später seinen Platz einnehmen.

    "Wäre nicht gerade das ein Anlass, gerade als Angehöriger des patrizischen Standes ganz bewusst den Weg über den Senat zu gehen, um seiner Bedeutung und der Bedeutung der Patrizier in ihm zu weiterem Ansehen zu verhelfen. Die Zeiten in Rom hätten sich sehr geändert, wenn ein Patrizier den Senat fürchten muss."

    Der Kaiser hatte auf eine andere Antwort gehofft, aber sein fleissiger Primicerius Notariorum konnte anderseits auch nicht alles wissen.


    "Für die weiteren Antworten werde ich mir etwas Zeit nehmen müssen, Ich möchte den Kommandeuren persönlich schreiben."


    Für den Primicerius Notariorum ist dies das Zeichen, dass er sich zurückziehen darf.

    Die Worte der Männer verhallen und der Kaiser tritt nach vorne.


    "Prätorianer! Während eure Kameraden in Hispania damit befasst sind, Gegner unserer Ordnung zu bekämpfen, habt ihr mir hier eure Treue geschworen. Was diese Treue bedeutet, war mir immer bewusst. Es ist mir jetzt in diesem Augenblick bewusst und es wird mir immer bewusst bleiben.


    Rom regiert ein großes Reich. Ein Reich, welches sich nicht führen lässt, wenn man sich nicht seines eigenen Schutzes sicher sein könnte. Im Westen des Reiches wird dieser Schutz gerade gefordert. Im Osten könnte er bald ebenso vonnöten sein. Ich kann mir sicher sein, diesen Schutz zu haben, denn ich sehe euch. Ihr habt geschworen, meinen Befehlen zu folgen und unser Reich nie im Stich zu lassen. Diese Treue erfüllt mich mit Stolz und Dankbarkeit.


    Empfangt ein Donativum."

    Immernoch fasziniert betrachtet der Kaiser die Pflanze. Warum die Pflanze als solche nach dem griechischen Wort für die Augenbraue benannt ist, kann er sich zwar nicht erklären, aber selbst Plinius hatte das in seinem naturwissenschaftlichen Werk nicht hinterfragt, soweit sich der Kaiser an diese Lektüre erinnert.


    "Ophrys Ulpia Iuliana. So wie diese Pflanze eine Kreuzung verschiedener Sorten ist und eine Herkunft hat, gehört auch bei mir der Gensname zu mir dazu."

    Der Kaiser nimmt die Briefe entgegen und gibt dem Primicerius Notariorum zu verstehen, dass er warten solle, ob eventuelle sofort eine Antwort fällig ist. Tatsächlich blickt der Kaiser ihn wenig später an.


    "Ist ein Tribun namens Claudius Vesuvianus in den letzten Wochen hier vorstellig geworden?"

    Der Kaiser nimmt die Glückwünsche schweigend entgegen und lässt nicht erkennen, inwiefern er es selber so sieht, dass er alles hat und alles kaufen könnte.


    "Eine hübsche Geschenkidee und der Jahreszeit äußerst angemessen."


    Er lässt den Diener den Blumenstock drehen, damit er ihn von allen Seiten betrachten kann.


    "Eine prachtvolle Züchtung. Trägt diese Sorte einen bestimmten Namen?"

    "Ein ehrenvolles Ansinnen, das auch jüngeren Männern ein Vorbild sein könnte."


    Mit einer gütigen Geste erwidert der Kaiser die Verneigung des Anwärters auf einen Posten als Augur. Dann wendet er sich wieder an den Praetor.


    "Doch sollte es tatsächlich nur um dieses Anliegen gehen, so fürchte ich, dass du dich an den Falschen wendest. Ich sehe nichts, was die Sache besonders dringlich machte und so könnte sich wohl der Senat mit der Aufnahme des Kandidaten in das Collegium der Auguren befassen, wie dies auch bei den jetzigen Mitgliedern dieses Collegiums so gehandhabt wurde."

    Der Kaiser kratzt sich am Kinn.


    "In der Tat, ich hörte davon, dass es auch solche Vertreter deines Standes gibt. Was ist denn mit deren ehemaligen Landbesitz passiert, dass sie ihn verloren haben? Ihre Vorväter muss er schließlich noch prächtig ernährt haben."


    Diese Fragestellung ist keineswegs eine rhetorische Frage, denn der Kaiser konnte es in seinem eigenen Leben und dem seiner Familie nur erleben, wie Geld und Besitz zunahmen.

    Der Gesichtsausdruck des Kaisers erscheint nicht so, als wenn er die Idee schon vollständig verstanden hat.


    "Bezahlte Kämpfer? Auch dies können Gladiatoren sein. Welche anderen ausgebildeten Kämpfer sollten die Möglichkeit haben, gegen Geld in der Arena zu kämpfen?


    Du denkst an aktive oder ehemalige Kommandeure aus den Reihen des Senates, die die beiden Seiten befehligen sollen? Hast du schon Kontakte geknüpft, wer daran Interesse hätte?"

    "Gerade die oberen Verwaltungsposten sind Teil einer Verwaltungskarriere, die bewusst durch verschiedene Posten und Aufgabengebiete führt. Je höher der Posten, umso weniger kann sich umfassendes Fachwissen über die handwerklichen Arbeiten der untergeordneten Bediensteten erwarten. Sonst müsstest du als Praefectus Urbi wohl Tor bewachen, Feuer löschen, Rohre verlegen, Lupanare kontrollieren und entlaufene Sklaven jagen können. Das wäre dann wohl doch etwas zuviel verlangt. In den hohen Posten kommt es auf andere Qualitäten an. Menschenführung, Planung, Motivation. Dass ein Praefectus Annonae vorher noch nie etwas mit der nahrungsversorgung Roms zu tun hatte, halte ich nicht für grundsätzlich problematisch. Er hat vorher vielleicht ein militärisches Kommando geführt oder eine andere, kleinere Abteilung geleitet. Das sind die Erfahrungen, die ihn qualifizieren - oder eben auch nicht."