Beiträge von DIVUS IULIANUS

    Der Kaiser nimmt die Glückwünsche mit einem Lächeln entgegen und fordert den Präfekten dann auf, in eine bequemere Haltung zu wechseln, indem er ihm einen Platz anbietet und sich selber ebenfalls setzt.


    "Du darfst der Flotte übermitteln, dass mich die Glückwünsche erfreut haben."


    Dann gibt er dem Präfekten Zeit, über den Zustand der Flotte zu berichten.

    Der Kaiser hatte einige weitere Dinge bedacht als Iuvenalis erschien.


    "Ja, das habe ich. Es scheint als würden wir des Mars Segen künftig wieder stärker benötigen. Krieg zieht im Osten herauf und ich werde dem entgegenschreiten. Dazu müssen einige Dinge getan werden, also ...


    ... ich gedenke vor dem Senat zu sprechen. Schreibe dem Princeps Senatus eine Nachricht. Sie nur enthalten, dass ich vor dem Senat sprechen werde, dass es wichtig für die Nation ist und dass er Senatoren, die leicht zu erreichen sind nach Rom beordern kann. Mir ist das letztlich gleich, aber je mehr es hören können, desto besser sieht es aus. Will er mehr wissen, so soll er hier zu mir in den Palast kommen, wenn er möchte.


    .... könnstest Du eruieren wann die nächste Acta Diurna erscheint?


    .... dann bestelle bitte folgende Personen umgehend und dringlich in den Palast ein. Den Praefectus Urbi, dann den Magister Domus Augusti, dann den Legatus Marcus Decimus Livianus und Lucius Helvetius Falco. Publius Acilius Attianus habe ich bereits selber bestellt. Dann noch Secundus Flavius Felix und Spurius Purgitius Macer.


    Das wäre es zunächst. Und bestelle sie hierher."


    Nickt und schaut fragend, ob es Nachfragen gibt.

    Der Kaiser denkt einen Moment nach, denn beide Möglichkeiten haben ihre Vorteile.


    "Eine rasche Überstellung nach Rom wäre sicher ein deutliches Zeichen und könnte den Widerstand der Rebellen rasch brechen. Andererseits kann man mit Hilfe des Anfüherers vor Ort die Sache möglicherweise besser aufklären als aus der Ferne. Zudem machen wir ihn so nicht noch zum Helden, der sich für seine Mitstreiter in Rom opfert.


    Solange der Praefectus in Hispania bleibt, braucht dieser Strabo nicht nach Rom geführt werden."

    Im Westen des Reiches operieren die Prätorianer, aus dem Osten kommen mehr als nur bedrohliche Nachrichten und die Flotte ist auf dem Weg in den Süden, um der Ursache für den Getreidemangel nachzuspüren. Der Kaiser kann sich über eine mangelnde Auswahl an interessanten Blickrichtungen und den zugehörigen wichtigen Gesprächen derzeit kaum beklagen.


    "Sei gegrüßt, Annaeus Florus, Präfekt der Flotte. Ich hoffe, es sind zumindest einige gute Nachrichten dabei, wenn du mir über den Zustand der Flotte berichten möchtest."

    "Dann sei deine Abberufung aus der Legio I hiermit vollzogen. Für die lange Zeit, in der du der Legio I deine Kraft gewidmet hast, gilt dir mein Dank."


    Der Kaiser bietet dem nun ehemaligen Offizier einen Sitzplatz an.


    "Der Standort Mantua wird die Erinnerung an dich sicher nicht bald verlieren, soweit ich hörte. Der Neubau des dortigen Amphitheaters soll maßgeblich mit deinem Namen verknüpft sein."

    Falco hatte seine militärischen Talente also nicht eingebüßt.


    Er hatte die Lage und die Handlungsweise genau so beschrieben wie Julian es selbst gesehen hätte. Die Aufteilung in zwei Heeresgruppen hatte der Imperator bereits schnell ins Auge gefasst. Er selber würde mit der Legio Prima die südliche der beiden übernehmen. Die nördliche Truppe würde er dem Praefetcus Praetorio Publius Acilius Attianus übergeben und ihm Falco als Berater zur Seite stellen. Julian wusste, dass die beiden einander nicht ausstehen konnte. Doch das störte ihn nicht. Beide waren ehrgeizig. Und beide waren Soldaten. Sie würden ihre Pflicht erfüllen und sich gegenseitig auf Trab halten.


    "Falco. Ich werde Dich auf diesem Feldzug benötigen. Und ebenso Deine Orts- und Fachkenntnisse. Daher empfange dies ..."


    Er reicht ihm ein Pergament.


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERHEBE ICH
    LUCIUS HELVETIUS FALCO



    ZUM
    PRAEFECTUS AUGUSTI
    ADMINISTRATIO IMPERATORIS



    - DCCCLVII AB URBE CONDITA -



    "Als Praefectus Augusti bist Du mein Sondergesandter mit eng begrenztem Aufgabenbereich. Diese Aufgabe ist die Beratung im vor uns liegenden Kriege. Über weiteres entscheide ich nach dem Feldzug. Nun lasse mich bitte allein. Ich werde bald nach Dir schicken, damit Du am Kriegsrat teilnehmen kannst, den ich bald als möglich einberufen werde."

    Der Kaiser trat zur Brüstung und sah einen Gardisten unter sich Wache stehen. Der Kaiser entschied sich beim Anblick des Soldaten Helvetius Falco bereits vor dem Kriegsrat zu sich zu bestellen. Er würde sich dessen Lageeinschätzung anhören und nebenbei ihn einschätzen. Und dann schauen ob er ihn wirklich brauchen könnte.


    "Praetorianer!"


    Der Mann zuckte nur leicht zusammen.


    "Mein Kaiser!?"


    Der Gardist schaut zu seinem Befehlshaber hinauf.


    "Der Name Helvetius Falco ist Dir ein Begriff."


    "Ja, Herr!"


    "Du weißt wo er zu finden ist?"


    Der Mann wusste, dass sein Centurio ein Freund des Expraefecten war und antwortete daher.


    "Ja, Herr!"


    "Gut, so hole mir den Mann umgehend her!"


    "Ja, Herr!"


    Der Soldat macht kehrt und entfernt sich im Laufschritt. Der Kaiser dachte über den Mann nach. Falco. Er war immer treu zu ihm gewesen, zumindest hatte man nie gegenteiliges beweisen können. Seinen Dienst hatte er stets etwas zu eigenbestimmt ausgeführt. Die offiziellen Aufgaben blieben oft liegen und er jagde nach echten oder vermeindlichen Republikanern. Er hatte nie Frieden mit der Vergangenheit geschlossen. Falco brauchte recht lange, bis er jemanden wirklich hasste, doch war das ersteinmal geschafft, dann konnte er davon wohl nie wieder lassen. Im Grundsatz nichts frevelhaftes. Doch etwas anderes war dies umso mehr gewesen. Es gab hartnäckige Gerüchte, dass der Exgardist seiner gattin, der Augusta, näher gekommen war, als dies unter Aufbietung aller Nachsicht noch irgend duldbar war. Und das war etwas, was der Kaiser nicht wirklich verzeihen konnte, doch seinem Zorn dahingehend fehlten echte Beweise und seine Gattin blieb was das anbetraf stets bedeckt.


    Aber versuchte er nicht stets als Richter gerecht zu sein? Und Beweise gab es keine. In dubio pro reo ...

    Er würde vor dem Senat sprechen. Die Lage und seinen Entschluss zum Krieg erläutern. Deren Haltung ergründen.


    Nachricht an die Acta Diurna. Lieber selber fixieren und verkünden was Sache ist, als es anderen überlassen.


    Er und die anderen Fetiales würden das Ritual vor dem Tempel der Bellona vorbereiten müssen. Publikumswirksam und eine Information der Massen. Verkündigung auf der Rostra? Überhaupt und wenn ja, durch wen? Darüber würde er noch nachdenken.


    Er würde ebenso Kriegsrat halten. Wer muss bestellt werden? Hauptsächlich die militärischen und auch politischen Köpfe des Reiches. Der Praefectus Urbi, als sein Stellverreter in Rom würde eine Schlüsselposition sein. Die beiden Praefecti der Praetorianer ... Gaius Caecilius Crassus war in Hispania, stand nicht zur Verfügung. Und Publius Acilius Attianus. Sollte er ihn mitnehmen, oder zur Kotrolle in Roma belassen? Das hinge wohl vom Kriegsplan ab ...


    Der Magister Domus Augusti musste bestellt werden. Zunächst war zu regeln wie der Palst in Abwesenheit zu führen war. Dann was ihn an Personal begleitete. Das galt auch für die Gardisten.


    Dann natürlich Marcus Decimus Livianus. Die Legio Prima würde er mitnehmen. Vorbereitungen, Übungen und baldmöglichste Verlegung gen Osten. Die Flotte muss ebenso vorbereitet werden.


    Den Princeps Senatus? Nein ... Krieg war seine Sache, nicht die des Senates.


    Achja ..... Falco. Er hatte Recht behalten, was die Parther betraf. Obwohl er eigentlich nicht wirklich vor hatte ihn bald wieder in seinen Dienst aufzunehmen würde er ihn wohl jetzt brauchen. Er kannte die Lage, aus einem besonderen Blickwinkel und er kannte die Region. Auch ihn würde er sprechen müssen. Und nutzen ...

    Nachdem der Augustus nur kurz zögerte sah er wieder auf.


    "Optio, Du kannst gehen."


    Der Mann entfernt sich.


    Der Kaiser ruft ein wenig lauter.


    "Dubnus! Hole mir bitte sofort den Primicerius Notariorum Appius Tiberius Iuvenalis her!"


    Es gab einiges zu organisieren, zu besprechen und zu tun. Ganz offensichtlich waren die parthischen Grenzattacken in syria ind er letzten Zeit eine Ablenkung gewesen. Man wollte den Fokus vom eigentlichen Ziel, Armenia ablenken. Was gelungen war. Es würde Julian nicht wundern, wenn diese Grenzattacken nun gänzlich aufhören würden. Entsatz für Armenia. Das war utopisch. Armenia war gefallen, das Königreich erobert. Von diesem status quo war so oder so auszugehen. Grenzschamützel waren eine sache, aber die Annektion Armenias erforderte drastische Mittel. Bedeutend drastischere. Parthia musste energisch in seine Schranken gewiesen werden. Es würde unvermeidlich Krieg geben. Das war eindeutig. Wen sollte er schicken? Normalerweise seinen Caesar und Thronerben. Ihm sowieso nachfolgend war das das geringste Risiko und wegen dessen militärischer Talentiertheit hatte er Valerian ja erst ausgewählt. Doch der war krank. Weder lokalen Größen, noch römischen Honoratioren wollte er die Feldzugsführung überlassen. In Roma selber gab es sehr lange keinen Versuch mehr seine Macht direkt anzutasten. Der letzte Hochverratsprozess war längst vergessen. Aber weilte ein Kaiser weit von Rom und das lange, so begann Macht stets zu wandern. Aber das Risiko schien gering. Treue Leute an den Schlüsselpositionen und die wirklichen Großentscheidungen würde er im Felde entscheiden. Er würde selber in den Osten ziehen. Schleißlich hatte man ja auch ihn herausgefordert. Was war zu tun ...

    Es war wieder ein sehr sonniger Tag gewesen. Für römische Verhältnisse noch lange nicht heiß, aber nahe dran. Der Augustus hatte sich auf einer Terrasse der Domus Augusta niedergelassen und studiert einen Bericht seines Maiordomus der Besitzungen in Südgallien. Er ist zufrieden. Prygius zu wählen war keine Fehlentscheidung, der Mann hatte es im Blut zu verwalten, zu entscheiden und zu führen. Wirtschaftlich zu führen. Obwohl es im Namens des Kaisers kommend sicher schwer war keine guten Abschlüsse zu erzielen. Das musste Julian zugeben. Sein Grinsen verschwand als ein Melder der Equites Singulares sich näherte.


    Da es nicht warten konnte, musste es unerfreulich sein. Schon wieder.


    Er winkt den Soldaten heran.


    "Eine Eilmeldung, Augustus!"


    Er nimmt sie entgegegen und beginnt zu lesen. Das Siegel lässt ihn bereits mehr als misstrauisch werden.


    Imperator Caesar Augustus Lucius Ulpius Iulianus Divi Traiani Filius gegrüßt seiest Du.


    Mein kaiserlicher Bruder, mein Reich wird durch einen schändlichen Versuch der Machtübernahme durch den König von Parthia erschüttert. Sein widernatürlicher Vetter Parthamasires ist mit einem großen Heer in mein Land gekommen und verlangt meinen Thron. Ich versuchte ihn aus Armenia zu vertreiben, doch musste ich mich der Übermacht beugen, meine verbliebenen Truppen und ich verließen die Hauptstadt und haben uns ins Gebirge zurückgezogen.


    Lange ist Rom mein und Armenias Freund und ich nenne mich mit Stolz Amicus Romani. Die Stadt am Tiber hat uns für unser Bestehen vertraglich zugesichert uns zu schirmen, sollte man uns angreifen. Dies ist nun in schändlicher Weise geschehen und ich erbitte Roms Bündnistreue. Alleine werde ich mich diesem Angriff nicht erwehren können.


    Auch Eure Provinzen werden nicht sicher sein, sollte mein Land an Parthia fallen. Ich bitte Euch all dies zu bedenken und schnellstens Entsatz zu schicken.



    Detulit Optio Equites Singulares


    Er lässt das Schreiben sinken und atmet zunächst durch.

    Der Kaiser betritt den Saal und schreitet auf den gast zu. Die Entlassung des Tribunen war ohnehin angekündigt, ein kleines Gespräch könnte die Sache nicht zu knapp werden lassen.


    "Sei gegrüßt, Claudius Vesuvianus. Du bist hier, damit nach deinem langen Dienst in der Legio I deine Abberufung vollzogen wird, nicht wahr?"

    Eine Schriftrolle nach der anderen geht durch die Hand des Kaisers, bevor er alle Informationen aufgenommen hat.


    "Eine Menge Informationen. Fangen wir mit der letzten an: du darfst ausrichten, dass ich mich über die Glückwünsche sehr gefreut habe.


    Dann zur Lage vor Corduba: ich befürworte die Entscheidung, auf den Einsatz von schwerem und zerstörerischem Belagerungsgerät zu verzichten. Der politische und wirtschaftliche Schaden des Aufstandes ist hoch, wir brauchen nicht auch noch unsere eigenen Städte zu zerstören. Alle anderen Mittel mögen jedoch eingesetzt werden, um die Zeit der belagerung möglichst kurz zu halten. Wenn die Stadt bereits eingeschlossen ist, sollte das mit dem Eintreffen der Garde nicht allzu schwer sein. Sollte sich der Kommandeur der Auxiliare durch besonderes Geschick hervor tun, möchte ich dazu im nächsten Bericht eine Notiz finden. Gleiches für die Speculatores."


    Der Kasier legt zwei der Rollen auf den Tisch.


    "Was die Informationen über diesen Strabo angeht bin ich weniger zufrieden. Es kann doch nicht sein, dass Speculatores aus dem Inneren der von Rebellen gehaltenen Stadt berichten können aber dem Praefectus Praetorio keine gesicherten Informationen darüber vorliegen, wer sich in Gefangenschaft unserer Truppen befindet. Ich erwarte hier schnellstens genauere und vor allem gesicherte Details."

    Die Wachen sind über den Besuch des Princeps Praetorii schon informiert und lassen ihn unverzüglich passieren. Der Kaiser legt eine gerade benutzte Schriftrolle zur Seite und deutet an, dass sich der Offizier nach dem Gruß setzen dürfte.

    Der Kaiser bemerkt die ausgelassene Stimmung der Männer und macht noch einmal eine gütige Geste in ihre Richtung.


    "Ihr könnt die Männern nun abtreten lassen. Gibt es noch Bedarf nach einem kurzen, informellen Gespräch mit den Offizieren?"


    Falls nicht, würde der Kaiser die Castra Praetoria wieder verlassen.

    Der Kaiser zögert einen Moment, dann schüttelt er den Kopf.


    "Nein, nicht heute an meinem Geburtstag. Manchmal muss man die Dinge auch liegenlassen können. Ich erwarte dich mit dem Bericht morgen in meinem Büro."


    Implizit macht der Kaiser damit auch deutlich, dass er der Angelegenheit in Hispania inzwischen etwas weniger Bedeutung beimisst als vor einigen Wochen.

    "Meine Anerkennung dafür, Princeps Praetorii. Deine Führungsqualitäten scheinen beachtlich zu sein. Ich sollte darüber nachdenken, dir mehr Verantwortung anzuvertrauen."


    Den begriff eines eigenen Kommandos nimmt der Kaiser nicht in den Mund. Zumindest nicht hier vor den anderen Offizieren und ohne direkt zu konkret werden zu müssen.

    Der Kaiser weiß nicht, ob er über die Hartnäckigkeit, mit der der Senator auf ein bestimmtes, letztlich recht offensichtliches Ziel hinarbeitet, amüsant finden soll oder doch etwas ungebührlich. Er entscheidet sich für letzteres.


    "Senator, ich habe doch mit keinem Wort behauptet, von existenzieller Not zu sprechen. Dass in gewissen Kreisen schon der Besitz von weniger als 1000 Sklaven als akute Notlage und Verlust der Menschenwürde angesehen wird, ist mir bekannt. Ob man diese Meinung teilen muss, ist eine andere Debatte.


    Vielleicht kommen ja eines Tages einige herrenlose Grundstücke und deine Meinung über deren sinnvolle Vergabe zufälligerweise zur richtigen Zeit am richtigen Ort zusammen."

    Der Kaiser tritt wieder einen Schritt zurück und wendet sich an die Offizere.


    "Die Männer wirken hoch motiviert. Ihr scheint gute Arbeit zu leisten.


    Prudentius Balbus, du leitest derzeit das Tagesgeschäft und die Organisation der alltäglichen Dienste?"