Beiträge von DIVUS IULIANUS

    Der Kaiser bemerkt die leichte Unsicherheit der Senatorin, sieht aber keinen Grund für Unruhe.


    "Möchtest du diesen Entschluss persönlich dem Senat bekannt geben? Möglicherweise möchte man dir dort für deine Arbeit danken.


    Anderenfalls könnte ich diese Entscheidung auch veröffentlichen lassen, was eher einem stillen Abschied gleich käme."

    "Ich bin mit deinen Diensten in diesem Amt auch stets zufrieden gewesen und habe keinen Grund, auf deine endgültige Ablösung zu drängen. Trotzdem müsstest du mir einen Namen nennen, der als deine Vertretung geeignet wäre. Es würde zweifellos zu viel Zeit verstreichen, wenn ich mich nun auf die Suche nach einem ggeigneten mann machen würde. Zumal du die Anforderungen an das Amt bestens kennen solltest."

    Nachdem ein Sprecher die versammelten Menschen zum Schweigen aufgefordert hat, gibt der Kaiser einem Opferhelfer das Zeichen, dass das Opfertier nun durch das Bestreichen mit Mola salsa der Concordia geweiht werden soll. Mit einem groben Pinsel wird die Flüssigkeit über das Tier verteilt, das dabei teilnahmslos neben dem Altar steht. Daraufhin lässt sich der Kaiser das Opfermesser reichen und streicht es über den Rücken des Tieres, von dem zuvor schon die Wolldecke entfernt worden war. Dann gibt er das Messer einem Popa zurück und lässt sich von einem anderen Priester die Vorlage für das Opfergebet reichen.


    "Concordia, Göttin der Eintracht, die die Bewohner des Reiches eint.
    Du hieltest deine Hand über unsere Vorfahren, als es zu Kämpfen zwischen den Ständen kam. Du hieltest deine Hand über unsere Vorfahren, als es zu Aufständen in den Provinzen kam. Deine Hand brachte Ruhe und die Fülle des Reichtums aus deinem Füllhorn konnten alle genießen, die sich in deinem Sinne umsichtig zeigten.
    Dein Haus, vor dem wir uns hier versammelt haben, wurde dir dafür errichtet und in Ehren gehalten. Der Tag seiner Weihung wurde immer wieder begangen und sein Glanz durch immer neue Weihungen gemehrt. Diesen Dienst wollen wir heute bekräftigen und erneuern, durch ein Opfer wie es dir gebührt.
    Auf dass du auch jetzt wieder deine Hand über uns halten mögest, damit Hispania zur Ruhe zurück kehren möge. Damit in Reden und Taten keine Zwietracht gesät wird aus Lust an der Hetze. Damit an alte Zeiten nicht zurück gedacht wird, um sie von den heutigen zu trennen, sondern um in deinem Sinne mit Vergangenheit und Gegenwart dem nächsten Tag entgegen zu schauen, damit dieser ein Tag des Glücks sein werde.
    Denn alle Tage sollen Tage in deinem Sinne sein, damit wir zum nächsten Fest der Weihe deines Hauses erneut freudig hierher zurück kehren können, um dir Opfer zu bringen und den Ruhm deines Hauses durch Schmuck und Gebet zu mehren."


    Der Kaiser schweigt einen Moment, bevor er sich nach rechts wendet und einen Schritt zurück tritt. Es vergeht ein weiterer Augenblick, bis der Victimarius fragt, ob das Opfer vollzogen werden soll.


    "Age!"


    Mit dem Einsatz des Opferbeils wird der Hals des Tieres geöffnet, das wenig später neben dem Altar zusammen bricht. Das auslaufende Blut füllt die rasch untergeschobene Schale, bevor der Schlächter den Bauchraum der Kuh öffnet und die Eingeweide zur Beschauung in eine weitere Schale legt.

    Der Kaiser schweigt und denkt einen Moment selber nach.


    "Du denkst, ein Aushang wird der Dringlichkeit gerecht? Du bist Mitglied einer angesehenen Familie und könntest sicher mehr erreichen, wenn du persönlich an einigen Stellen vorsprichst und für den Dienst als Vestalin wirbst. Vielleicht herrscht nicht nur ein gewisses Unwissen über die freien Plätze, sondern auch Unsicherheit über den Inhalt der Arbeit als Vestalin. Solche Fragen könntest du in persönlichen gespärchen viel besser klären."

    "Gut. Es wäre sehr schade, diese Gelegenheit zu verpassen, bei der er mich begleiten kann. Leider lässt es mein derzeitiger Tagesablauf kaum zu, ihn in zahlreiche weitere Termine einzubinden."


    Aber dem Magister Domus Augusti braucht der Kaiser wohl nichts über den Terminplan zu erzählen.


    "Die Organisation der Kulthandlungen übernimmt der Cultus Deorum, die Liktoren im Prozessionszug und die Prätorianer entlang des Prozessionsweges müssten von dir eingewiesen werden. Das ist auch in der Kürze der Zeit machbar, oder?"

    Mit langsamen Schritten bewegt sich der Kaiser im Prozessionszug, der vom Tempel der Concordia aus zunächst den Vicus Iugarius hinunter zum Forum Boarium nimmt. Er wirkt noch genauso konzentiert wie bei seinem Eintreffen auf dem Forum, blickt aber auch jetzt immer wieder links und rechts zu den Menschen am Rand der dezent geschmückten Straße.


    Auf dem Forum Boarium wartet eine weitere Gruppe Priester bereits mit dem festlich geschmückten Opfertier. Den Zuständigen des Cultus Deorum ist es wieder einmal gelungen, ein Prachtexemplar einer weißen Kuh aufzutreiben, auf deren Rücken nun eine breite, dicke Wolldecke liegt. Der Pontifex Maximus nimmt noch einmal eine kurze symbolische Prüfung des Opfertieres vor, auch wenn er sicher ist, dass man sich schon vorher genauestens von den Qualitäten des Tieres überzeugt hat.


    Dann werden die Kuh und die sie begleitenden Opferhelfer in den Zug eingereiht. Die Prozession setzt sich in Richtung Circus Maximus wieder in Bewegung, um den Palatin zu umrunden.

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ernenne ich
    Lucius Flavius Furianus


    zum
    Senator Roms



    Es ist ihm ab heute gestattet, die Standesabzeichen
    der Senatoren zu tragen, den Senatorenring,
    den Latus Clavus und spezielle rote Schuhe mit
    einer Sichel als Schmuck.


    - DCCCLVII AB URBE CONDITA -


    "Nicht alles, was schwer verdaulich ist, ist die Wahrheit. Und manches schwer verdauliche hinterlässt am Ende nur dünne, übel riechende Luft, doch nichts von Substanz."


    Auch mit einigem Abstand kann der Kaiser an den damaligen Worten des Senators nichts Gutes entdecken.


    "Doch wenn die Götter dich nicht aufhielten, so will ich es auch nicht tun. Dann werden auch die Götter den Wind bestimmen."

    Audienzbesucher schienen zu Beginn des Jahres sehr kreativ zu sein, denn so vielfältig wie derzeit waren die Themen seiner Audienzen schon lange nicht mehr gewesen.


    "Ein selten vorgetragenes Anliegen, welches gut durchdacht sein will. Ich nehme an, du hattest in den letzten Monaten durch deine persönlichen Umstände genug Zeit dazu und wirst nicht nur deinen Willen, sondern auch den deines Mannes und der Götter in Erfahrung gebracht haben.


    Der Senat sprach ja kürzlich über Senatoren, die ihren Pflichten nicht nachkommen, wennauch aus anderen Gründen. Wenn dein Wunsch aus genau dieser Einsicht heraus entsteht, dann werde ich mich dem nicht verschließen."

    Wenig später treffen der Magister Domus Augusti und der Kaiser zu einer Nachbesprechung zusammen.


    "Helvetius Tacitus können wir streichen. Der Senat konnte sich nicht zu ihm durchringen, ich hatte Bedenken und Tylus teilt diese Bedenken. Der Mann wäre demontiert, bevor er anfängt.


    Wir brauchen einen anderen Namen oder eine andere Lösung. Tylus schließt das nicht aus, aber ich weiß nicht, wie die aussehen soll."

    Keineswegs frierend erscheint der Kaiser im Saal. Bei seinem derzeitigen engen Terminplan bleibt keine Zeit, sich auch noch über die Temperatur auszulassen.


    "Seid gegrüßt. Es ist selten, dass der Magister Domus Augusti selber Gast einer Audienz ist und dann auch noch mit seiner Gattin. Sicher hätten wir das auch in meinem Büro besprechen können."


    Sein Blick gleitet über beide Ehepartner und bleibt dann auf der Senatorin liegen.


    "Ich nehme an, diese Audienz geht auf deinen Wunsch zurück. Aber lass' mich dir zunächst zur Geburt eures Kindes gratulieren. Es hat mich gefreut, von der glücklichen Geburt zu hören.


    Was führt euch nun zu mir?"

    "Keineswegs, denn noch schneller hättest du den Brief deines Königs kaum übergeben können."


    Trotzdem erhebt sich der Kaiser und beginnt mit der Verabschiedung. Er gibt dem Magister Domus Augusti ein Signal, dass er den Raum zwar wie üblich verlassen würde, den Magister aber trotzdem gleich hier noch kurz zu sprechen wünscht. Dann wendet er sich wieder an den Botschafter.


    "Ich nehme an, du wirst deinen König über dieses Gespräch unterrichten. Ich werde selber einen Brief aufsetzen, sobald ich Neues mitteilen kann."