Beiträge von DIVUS IULIANUS

    Im Inneren des Temepls hatte der Kaiser zunächst die rituelle Handwaschung vorgenommen, bevor er an den bereits aufgebauten Altartisch tritt. Die räumlichen Verhältnisse in der Cella sind anders als bei üblichen Tempeln, da die räumlichen verhältnisse nur einen ungewöhnlichen Grundriss zuließen. Der Kaiser stört sich daran jedoch nicht und beginnt damit, die Opfergaben auf den Altartisch zu legen. Die Männer schweigen dabei weitgehend, jeder kennt seine Handgriffe, auch wenn der Pontifex Maximus ein solches Voropfer selten persönlich darbringt.


    Im Gebet versunken bleibt er vor dem Tisch und dem Kultbild stehen und hält persönliche Zwiesprache mit der Personifikation der Eintracht. Die Eintracht des Reiches ist sein wichtigstes Anliegen, wenn er an Hispania denkt. Doch er denkt auch an die Eintracht mit anderen Völkern, die Eintracht zwischen Volk und Senat und auch die Eintracht innerhalb seiner Familie.


    Als er in Gedanken alles durchgegangen ist, was ihm an diesem Tage wichtig ist, wendet er sich nach rechts und dann wieder der Türe zu. Manches wird später noch im Opfergebet laut für die Menge zu hören sein, anderes werden immer seine Gedanken bleiben. Die Türe wird wieder geöffnet und die Priester treten mit dem Pontifex Maximus wieder hinaus.

    Dieses Anliegen überraschte den kaiser durchaus. Hätte man ihm vorher gesagt, dass der Legatus wegen eines solchen Anliegens kommt, hätte er sich etwas besser darauf vorbereiten können.


    "Sicher keine leichte Entscheidung, doch du wirst auf deiner Reise genug Zeit gehabt habe, sie zu überdenken. Du meinst, dir ist verziehen, dass du einst die Gründung Roms in ein schlechtes Licht rücktest?"


    Ebenso gerade heraus, wie der Legatus sein Anliegen vorgetragen hatte, stellt der Kaiser diese Rückfrage.

    Der Platz vor dem Tempel beziehungsweise das gesamte Forum füllt sich am Morgen des Festtages langsam, aber stetig mit Menschen. Großgewachsene, kräftige Männer in Togen achten ruhig, aber bestimmt darauf, dass am unteren Ende des Platzes in Richtung Palatin und entlang der Basilica Iulia eine breite Gasse für den Pontifex Maximus frei bleibt. Die Via Sacra auf der anderen Seite des Forums wird natürlich auch frei gehalten, jedoch soll hier später die Prozession ihre letzten Schritte bis zum Tempel nehmen.


    Der Kaiser lässt die Menge nicht allzu lange warten und erscheint umgeben von einigen Priestern. Hinter ihm laufen auch seine Liktoren und andere Personen, die vielleicht später noch eine Rolle spielen. Sie bleiben jedoch im Hintergrund, während die Gruppe um den Kaiser würdigen Schrittes das Forum überquert, den Bogen des Tiberius passiert und auf den Tempel der Concordia zuschreitet. Anders als bei seinem letzten großen öffentlichen Auftritt vor der Flotte in Misenum trägt der Kaiser nicht den Feldherrenmantel, sondern eine große, voluminöse Toga auf edlem Stoff. Konzentiert und gelegentlich leicht den Kopf neigend, blickt er links und rechts in die Menge, zeigt aber ansonsten keine Regung.


    Am Tempel angekommen, erklimmen die Männer langsam die zahlreichen Stufen und verschwinden zwischen den sechs Säulen der Vorhalle. Das Voropfer im Tempel findet wie immer ohne die Öffentlichkeit statt, die sich weiter auf dem Platz sammelt.

    Die letzte Frage schieb der Kaiser rasch beiseite.


    "Das Volk sehnt sich nach Taten. Die letzten Spiele sind wohl schon wieder zu lange her, die Ereignisse in Hispania nicht einfach zu verstehen und an der germanischen Grenzen, an der es zuletzt rumorte, ist es ruhig. Früher oder später wird es ein anderes Thema finden."


    Dass dieses möglicherweise eine teilweise verschwundene Getreidelieferung war, will der Kaiser dem Botschafter allerdings nicht direkt sagen.


    "Die Gründe, die für einen Botschafter sprechen, werden dann mitgeteilt werden, wenn er ernannt ist. Wir werden niemand ohne eine solche ausdrückliche Empfehlung nach Tylus schicken."

    Der Kaiser blickt überrascht, als Quarto die Erkrankung mitteilt.


    "Er ist krank geworden? Warum wurde ich darüber nicht schneller informiert? Er ist mein Gast."


    Die Verärgerung verfliegt jedoch ein wenig, als der Medicus erwähnt wird.


    "Dann wird der Prinz bis zum Festtag wohl wieder gesund sein."


    Die Frage, wann die Feierlichkeiten stattfinden sollen, irritiert den Kaiser ebenfalls ein wenig, immerhin ist der Festtag der Concordia ein festes Datum. Aber wahrscheinlich war die Frage anders gemeint.


    "Wir beginnen morgens mit dem Voropfer im Tempel, habe ich vorgesehen. Dann folgt eine Prozession, bei der wir die Opferkuh vom Forum Boarium abholen und bei der sich meine Begleiter der Öffentlichkeit zeigen können. Danach dann das Hauptopfer."

    Der Kaiser lächelt freundlich zu dem Disput der beiden Männer.


    "Meine Herrn, ihr braucht keine Rätsel zu raten. Der König von Tylus äußert sich in diesem Brief zu gar keinem konkreten Namen. Er bittet lediglich um einen aktiven und fähigen Botschafter.


    Die Bedenken gegen den eben genannten Kandidaten scheinen jedoch auf allen Seiten vorzuliegen. Sowohl von meiner, als auch der Seite des Senates und auch von Seiten Tylus'. Wir sind noch weit von einer Entscheidung entfernt.


    Gleichwohl bittet der König um eine Lösung, wobei er andere Wege als die Ernennung eines Botschafters ausdrücklich als denkbar bezeichnet."

    Der Kaiser blickt auf und wartet, bis der Magister vor seinem Tisch steht.


    "Ja, so ist es. Nimm Platz. Der Festtag der Concorida steht bevor und angesichts der Meldungen aus Hispania sollte er von größerer Bedeutung sein, als er ohnehin schon ist. Das Collegium Pontificium und die anderen Collegien planen sowas natürlich schon weit im Voraus, aber ich möchte diesmal noch mehr persönliches Augenmerk auf die Sache legen."


    Das betrifft den Magister jedoch nur indirekt insofern, als dass der Kaiser an diesem Tag eben eine Zeremonie zu leiten hätte. Deshalb kommt er gleich zum zweiten Punkt.


    "Außerdem gedenke ich, dass mich Prinz Acuma bei dieser Veranstaltung begleiten wird. Seine Anwesenheit hier in Rom ist ja auch ein Zeichen von Einigkeit mit Dacia. In gewisser Weise. Wir sollte das entsprechend darstellen und den jungen Mann so der Öffentlichkeit vorstellen."

    Der Kaiser sitzt an seinem Schreibtisch, schaut auf einige Stapel mit Wachstafeln, die von erledigter Arbeit zeugen und macht sich auf einer weiteren Notizen. Nach all den Reformen stehen nun andere Dinger wieder etwas mehr im Vordergrund, auch wenn das Warten auf spärliche neue Meldungen aus Hispania permanent präsent ist.


    Er schickt einen Diener los, den Magister Domus Augusti zu holen, den er für die Planungen eines anstehenden Festtages braucht.

    Der Kaiser nimmt sowohl den Brief als auch die Begrüßung entgegen und studiert dann den Inhalt der Schriftrolle.


    "Tylus ist gut informiert, was in Rom in der Curia und auf dem Forum gesprochen wird. Ebenso gut sollte dein Land darüber informiert sein, was hier auf dem Palatin gesprochen wird. Es liegt nicht in meinem Interesse, Tylus meinem Imperium hinzu zu fügen, auch wenn das Volk gerne darüber debattiert.


    Das Volk möchte auch, dass ich Parthia unterwerfe und Germania bis zu den östlichen Flüssen erobere. Und doch kann ich nicht alles gleichzeitig tun."


    Der Kaiser legt die Schriftrolle beiseite, nimmt Platz und bietet seinem Gast ebenfalls einen an.


    "Ich nehme an, dass Tylus die Senatsdebatte um einen Botschafter nicht entgangen ist und die in diesem Brief geäußerte Bitte daher nicht aus Zufall gerade jetzt vorgetragen wird."


    Ein Seitenblick trifft den Magister Domus Augusti, den der Kaiser mit entsprechenden Erkundigungen beauftragt hatte.


    "Es wurde der Name von Helvetius Tacitus ins Spiel gebracht, dessen Ruf nach seiner Amtszeit als Aedil jedoch keineswegs unbeeinträchtigt ist."