Beiträge von DIVUS IULIANUS

    "Nun, dann sind wir uns wohl einig, dass alle Beteiligten zeitweise verwirrt waren. Der Volkstribun beim Schreiben eines Gesetzes, welches gar keine Wirkung hat, der Senat bei der Beratung über dieses Gesetz und in Folge dessen auch ich, weil es ein nicht anwendbares Gesetz in den Codex geschafft hat."


    Es wird nicht ganz deutlich, ob der Kaiser diese Zusammenfassung eher humorvoll oder verärgert meint.


    "Doch ich habe nicht vor, dass wir alle ewig in diesem Zustand verharren. Wir müssen Klarheit schaffen. Das Plebsizit ist nicht anwendbar und war es auch nie, also kann es aus dem Codex entfernt werden.


    Abgesehen davon, dass der damalige Volkstribun sowie alle seine amtierenden oder potenziellen Nachfolger laut aufschreien werden, sollte dies ohne weitere Folgen möglich sein."

    Nachdem er das Zeichen zum Töten der unterlegneen Kämpfer gegeben hatte, schaut der kaiser dem blutigen Ende zu. Wer das Töten von Männern befiehlt, der muss es auch anschauen können. Danach greift er auch wieder zu seinem Becher und prostet dem Ausrichter zu.


    "Ein unerwartet Ausgang. ich hoffe, er bringt nicht deine ganzen Pläne für die weiteren Tage durcheinander."


    Fast zeitgleich blickt er auch zum Prinzen, um ein Gefühl für dessen Eindruck zu bekommen. Er scheint in Gedanken versunken zu sein, was den Kaiser nicht wundert. Zweifellos sah er zum ersten Mal Spiele in diesem Umfang und diesem Umfeld. Aber auch er prostet dem Ausrichter zu und scheint ihn ein wenig trösten zu wollen.

    Die Körperhaltung des Kaisers nimmt etwas an Spannung zu, als die Truppe unten an der Tribüne vorbei marschiert und zu ihm und dem kommenden Kommandeur hinauf blickt. Die Bewegungen der Männer machen einen exakten und gut geübten Eindruck, die Befehle erklingen klar und deutlich. Bis hier hin ist der Kaiser zufrieden.

    Auf diese Frage hat der Kaiser eine einfach Antwort.


    "Du wirst diesen Einsatz leiten. Die Sache scheint mir mehr als eine rein militärische Angelegenheit zu sein. Schon deshalb denke ich, dass wir nicht nur über die militärische Masse arbeiten können, sondern es von höchster Stelle aus auf allen Wegen angehen müssen.


    Kümmere dich über alle zur Verfügung stehenden Wege darum, die politischen Verstrickungen dieser Angelegenheit aufzudecken. Schon jetzt, und erst Recht dann, wenn du in Hispania bist.


    Wie bekommen wir am schnellsten heraus, wie weit der Proconsul betroffen ist?"


    Eine aktive Verstrickung des Statthalters würde diesen schmerzhaft treffen, aber selbst wenn ihn die Ereignisse selber völlig überraschten, würde er wohl kaum völlig unbeschadet bleiben.

    Der Kaiser kann diesen Ausführung gut zustimmen.


    "Ein guter Vorschlag. Ich denke schon, dass dieser Wechsel in gewissem Sinne als Aufstieg zu werten wäre.


    Aber natürlich hast du auch Recht, dass wir das Problem einer offenen Stelle damit nur verschieben würden. Dort sollten wir uns aber vielleicht etwas mehr Zeit lassen können, gerade weil dieses Amt eher im Hintergrund arbeitet."

    "Eine Versammlung einiger Magistrate und anderer wichtiger Leute ist zweifellos eine gute Idee, um dir einen Überblick zu verschaffen. Ich werde mir durch den Quaestor Principis über die Ergebnisse berichten lassen."


    Die Tatsache, dass der Consul keine konkreten Pläne zu haben scheint, kommentiert der Kaiser lächelnd.


    "Aufträge für die Consulen habe ich höchst selten erteilt. Das würde dem Verständnis der Amtsausübung dieser Männer widersprechen. Ich habe meinen Hofstab, dem ich Anweisungen erteile und ich habe den Quaestor Principis. Der Consul ist höchster der Senatoren und entfaltet dort seine Ideen. Natürlich höre ich es gerne, dass du mich bei großen Vorhaben um meine Meinung fragst und ich schätze diese Art der Zusammenarbeit, aber die Ideen wirst du schon selber entwickeln müssen.


    Du kennst meine derzeitgen Arbeiten am Codex Universalis, die die Quaestoren vorbereitet haben; du kennst die außenpolitischen Verstrickungen, beispielsweise mit Dacia, dessen Prinz derzeit mein Gast ist; du kennst meine Reisen, zuletzt zur Flotte nach Misenum; wahrscheinlich kannst du auch die Fülle meines Terminkalenders erahnen, der allein von Audienzen gut gefüllt wird. Da kann ich nicht auch noch Ideen für den Consul mit entwickeln."


    Der Kaiser lehnt sich zurück und blickt den Consul an. Er geht nicht davon aus, dass dieser tatsächlich nur auf Ideen vom Kaiser warten wollte, sondern den Einstieg in das Amt eher aus Höflichkeit auf diesem Wege gestalten wollte.

    "Verwirrung ist in der Tat der richtige Ausdruck. Auch ich war mir nicht sicher, welche Sichtweise derzeit von welcher Seite vertreten wird."


    Wäre er sich sicher gewesen, hätte der Kaiser auch keine Besprechung zu diesem Thema angesetzt.


    "Ich habe dich aber richtig verstanden, dass der Senat sich damals nicht bewusst für eine Beibehaltung des Plebsizits ausgesprochen hat, sondern eher aus dieser Verwirrung heraus auf eine weitere Behandlung verzichtet hat, da der Status quo es hinter dem Edict zurück treten lässt?"

    Der Kaiser nickt auf diese Frage hin.


    "Ja, das ist beides korrekt. Früher würde dieser Empfang gegeben, inzwischen jedoch ist er zugunsten einzelner Audienzen wie der unsrigen hier abgeschafft worden. Meist fanden sich viele Magistrate nach dem Empfang doch noch zu einer einzelnen Besprechung ein oder sie konnten bei dem gemeinsamen Treffen nicht viel mehr als allgemeine Dinge besprechen. Du brauchst dich diesbezüglich also um nichts zu kümmern."

    Aufmerksam nimmt der Kaiser diese mäßigende Äußerung zur Kenntnis. Da danach keine weiteren Meinungen mehr genannt werden, ergreift er wieder das Wort.


    "Sollte der genannte Fall eintreten, werde ich diese Meinung nicht unberücksichtigt lassen. Schauen wir, was kommen wird und machen zunächst mit den nächsten Magistraten weiter.


    Und bleiben doch beim juristischen. Der ehemalige Volkstribun Pompeius Trimalchio erfüllt die formellen Voraussetzungen für einen Aufnahme in den Senat. Seine Leistungen erscheinen durchwachsen und wenig herausragend. Im Zuge einer Ermittlung der Aedile wurde er jedoch als Haupttäter in einem großen Fall von Steuerhinterziehung durch die Societas Pompeiana identifiziert. Die Handhabung dieses Falls wurde ja inzwischen veröffentlicht und ich bin geneigt, eine Aufnahme in den Senat unter Hinweis auf dieses Fehlverhalten zumindest deutlich aufzuschieben.


    Wie ist eure Meinung dazu?"

    Nachdem der Kaiser seinen Platz erreicht hat, wartet er einen kurzen Moment ab, dann verliest er das Urteil.



    IUDICIUM IMPERIALIS
    IUDICATIO
    IUD IMP I/DCCCLVI


    MIT WIRKUNG VOM ANTE DIEM VIII KAL DEC DCCCLVI A.U.C. (24.11.2006/103 n.Chr.)


    IM STRAFVERFAHREN
    Imperium Romanum
    gegen
    Caius Helvetius Tacitus
    vom ANTE DIEM XVIII KAL OCT DCCCLVI A.U.C. (14.9.2006/103 n.Chr.)


    HAT DAS IUDICIUM IMPERIALIS DURCH
    Imperator Caesar Augustus LUCIUS ULPIUS IULIANUS
    Iudex Senator Lucius Aelius Quarto
    Iudex Senator Marcus Vinicius Lucianus


    NACH MÜNDLICHER VERHANDLUNG FÜR RECHT ERKANNT:


    Der Angeklagte wird der Anklage gemäss § 105 Codex Iur., Volksverhetzung, für schuldig befunden.


    Das Gericht verurteilt den Angeklagten zu einer Geldstrafe von 2500 sz


    Der Angeklagte wird der Anklage gemäss § 113 Codex Iur., Missbrauch der Amtsgewalt, für nicht schuldig befunden.


    ENTSCHEIDUNGSGRÜNDE:


    Das Gericht stellt fest, dass der in der Verhandlung festgestellte Tathergang, der Aushang des besagten Edicts, dem Vorwurf der Volksverhetzung entspricht, weil er Bevölkerungsgruppen gegeneinander aufhetzt, bzw. diskriminiert. Das Gericht kann der von der Verteidigung vorgebrachten Argumentation, das Edict sei von einem Dritten ohne Kenntnis des Angeklagten veröffentlicht worden, angesichts der Umstände der Veröffentlichung und der Art des Edictes nicht folgen und rechnet dieses Edict damit dem Angeklagten persönlich zu.


    Das Gericht stellt ebenfalls fest, dass durch den vorliegenden Tathergang kein Amtsmissbrauch nach Maßgabe des § 113 Codex Iuridicialis vorliegt, da der Beschuldigte im Rahmen seiner Befugnisse als Aedil auch Edicte zur Regelung des Marktes erlassen durfte. Zwar geht das fragliche Edict in seiner vermuteten Zielsetzung nach Meinung des Gerichts über den normalen, in § 54 Codex Universalis festgelegten Handlungsrahmen für Aedile hinaus, dass Gericht hält dem Beschuldigten jedoch zugute, dass er diese Überschreitung seiner Kompetenzen in diesem Tatzusammenhang nicht in vollem Umfang hat erkennen können.


    Das Gericht rät den zukünftigen Aedilen dennoch, auf den Inhalt zukünftiger Edicte besonderes Augenmerkt zu legen.


    RECHTSMITTELBELEHRUNG:


    Gegen dieses Urteil kann gemäß § 42 Abs. 4 des Codex Iuridicalis keine Berufung eingelegt werden.




    Sim-Off:

    Zahlung der Strafe bitten an die Staatskasse II

    Der Kaiser bleibt nachdenklich und wirft noch einmal einen Blick auf den Bericht.


    "Da magst du Recht haben. Seit Sertorius sollten wir gewarnt sein. Doch wie groß sind die Parallelen wirklich? Diesmal ist es Baetica, nicht der Norden. Sertorius hatte einen ganzen Winter, um seine Truppen unbemerkt zu sammeln, jetzt scheint die Planung viel kurzfristiger zu sein. Überhaupt deutet hier nichts darauf hin, dass eine Verbindung zu den vergangenen Ereignissen geschaffen werden kann oder besteht.


    Wenn wir die Sache unterschätzen, bekommen wir ein Problem. Wenn wir die halbe Garde schicken und die Sache ein Stadtaufstand bleibt, machen wir uns lächerlich und verlieren womöglich mehr Männer in einem Sturm auf See als im Kampf."

    "Ah, dann haben wir also dasselbe Thema im Kopf. Auch ich wollte mit die über die Neubesetzung dieses Postens sprechen."


    Zur Arbeit von Decimus Maior steuert der Kaiser seine eigenen Meinung bei.


    "Zweifellos hat er zuverlässig gearbeitet, doch seine Kandidatur war nicht mit mir abgesprochen. Ein unrühmliches Ende seiner Dienstzeit, aber ein definitives.


    Es ist auch in meinem Interesse, dass diese Posten neu besetzt wird. Besteht die Möglichkeit eines Aufstiegs oder einer Versetzung aus einer anderen Abteilung?


    Kommissarisch werde ich dem Quaestor Principis einen Teil der Aufgaben übertragen."

    Der Kaiser verfolgt die beiden denkbaren Sichtweisen aufmerksam und kann beide nachvollziehen.


    "Ich betrachtete es kürzlich aus einer anderen Richtung: wäre der zeitliche Ablauf ein anderer gewesen, indem das Plebiszit zuerst erlassen worden wäre und danach das Decretum, so hätte letzteres das erste außer Kraft gesetzt und es wäre aus dem Codex gestrichen worden. Zumindest ist dies bisher die Praxis, dass niederrangiges Recht nicht als Vorrat aufgehoben wird, für den Fall, dass höherrangiges Recht wieder aufgehoben wird.


    Bezogen auf die zweite von dir genannte Möglichkeit würde das bedeuten, dass bei der tatsächlichen zeitlichen Abfolge das Plebiszit gar nicht in den Codex hätte eingefügt werden brauchen, nicht wahr?"

    "Ein interessantes Angebot. Bezüglich möglicher Prozesse sieht das Gesetz ja vor, dass diese in Abwesenheit der Praetoren an das Iudicium Imperatoris verwiesen werden. Diese Praxis werden wir beibehalten. Im Falle der anderen, alltäglichen Arbeiten können wir auf dieses Angebot bei Bedarf gerne zurück kommen.
    Natürlich nur, sofern deine weiteren Tätigkeiten im Amt des Consuls das zeitlich überhaupt zulassen."

    "Angesichts der Tatsache, dass ich den Aufwand für beide Aufgaben und die Einarbeitungszeit schwer abschätzen kann, möchte ich es zunächst bei diesen beiden Punkten lassen. Spätestens, wenn der Posten des Magister Officiorum wieder besetzt ist, kommen jedoch mit Sicherheit weitere Aufträge hinzu.


    Der Magister Domus Augusti wird dir dein Büro hier im palast zeigen. Ich werde in der Kanzlei anordnen lassen, dass man dir ein oder zwei Tage Zeit gibt, dich einzufinden, bevor die volle Arbeitsmenge der Post auf dich trifft."

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    Aufgrund von Fällen der Steuerhinterziehung, die von Mitgliedern der Societas Pompeiana begangen wurden und die von den Aedilen Artoria Medeia und Tiberius Vitamalacus erkannt wurden, ergehen folgende Weisungen:


    - Pompeius Trimalchio entrichtet 30953 Sz. an die Staatskasse.
    - Pompeius Strabo entrichtet 1732 Sz. an die Staatskasse.
    - Pompeius Strabo entrichtet 936 Sz. an die Societas Pompeiana.
    - Terentius Pictor entrichtet 2839 Sz. an die Staatskasse.


    Der Socientas Pompeiana wird ferner der Status eine geförderten Kultvereins entzogen. Das Konto der Socientas Pompeiana wird damit aufgelöst. Verbleibende Beträge können an die Mitglieder ausgezahlt werden.



    - DCCCLVI AB URBE CONDITA -