Beiträge von DIVUS IULIANUS

    "Das sind drei positive Stimmen, denen ich mich selber ebenfalls anschließen kann. Das Dossier des Quaestors zu diesem Kandidaten ist zwar nicht ganz so positiv, ich sehe die dort geäußerten Kritikpunkte jedoch als weniger gewichtig an. Damit ist auch dieser Punkt abgehandelt."


    Der Kaiser blickt erneut auf seine Tafel.


    "Kommen wir zu Artoria Medeia, der ehemaligen Aedilin und Kollegin von Tiberius Vitamalacus. Zuvor ebenfalls Quaestorin, zudem aktuelle Mitarbeiterin der Acta Diurna und früher tätig hier am Kaiserhof. Die allgemeine Debatte um Frauen in der Politik dürfte zudem hinlänglich bekannt sein.


    Meinungen zu ihr?"

    Kaum hatte der Quaestor seine Einarbeitung beenden können, steht bereits der erste Diener des Kaisers in seinem Büro.


    "Der Kaiser wurde darüber informiert, dass der Consul zu einem Conventus der Magistrate Roms laden wird. Er wünscht, dass du bei diesem Treffen über wichtige Punkte Protokoll führst und ihn über die Inhalte und mögliche Ergebnisse des Treffens unterrichtest.


    Ferner ist die kaiserliche Entschließung im Fall der Socientas Pompeiana noch an die Betroffenen persönlich zuzustellen."


    Der Diener macht eine Pause in seinem nüchternen Redefluss und stellt dann eine absichernde Frage.


    "Du hast dich bereits soweit hier zurecht gefunden, dass dir diese kaiserliche Entschließung ein Begriff ist?"

    Trotz des nicht langfristig angekündigten Besuchs erschien der Kaiser schneller als im Normalfall und schien bestens vorbereitet.


    "Sei gegrüßt, Matinius Agrippa Minor. Dein Vater scheint die ihm anvertraute Provinz nicht recht im Griff zu haben, wie man hört. Du kannst dir denken, dass ich über vieles bereits durch meine Agenten unterrichtet bin. Doch lasse dich davon nicht einschränken, sondern berichte mir, was es zu berichten gibt."

    "Gut, dann sollte zumindest dieser Volkstribun darüber aufgeklärt sein. Wenn er klug ist, wird er diese Erkenntnis auch an seine Nachfolger weitergeben. Wenn nicht, wird es der Senat tun müssen."


    Damit ist das Thema für den Kaiser zu einem Ende gekommen.


    "Dann danke ich dir für deinen Rat und deine Einschätzung. Das Plebiszit wird aus dem Codex entfernt werden."

    Der Kaiser nickt zu beiden abschließenden Fragen der jeweiligen längeren Ausführungen.


    "Ja, die Entscheidung liegt vor Ort in deiner Hand. Eine Verlegung könnte ratsam sein. Es hängt vom Erfolg deiner Mission ab, ob sie nötig ist, um den Frieden dauerhaft zu sichern.


    Und dein Erscheinen vor Ort sollte dem Proconsul in der Tat ein Zeichen sein. Selbstverständlich werde ich trotzdem mit ihm Kontakt aufnehmen. Ich gehe davon aus, dass er den Ort des Geschehens aufsuchen wird, so dass du dort mit ihm zusammentreffen wirst. Ich erwarte im Verlauf der Mission regelmäßige Unterrichtung, so dass ich auf dem entgegengesetzten Wege weitere Anweisungen für dich oder ihn schicken kann."

    Der Kaiser bleibt in gespannter Körperhaltung, nachdem die Formation die Tribüne passiert hat. Aufmerksam verfolgt er die exakte Choreografie des Truppenkörpers, der tatsächlich wie ein einziges, zusammenhängendes Gebilde agiert. Dem Kaiser gefällt es, von der Flotte, die man gemeinhin mit Wasser in Verbindung bringt und die einen etwas schlechteren Ruf als die Landeinheiten hat, solche eine präzise Exerzierübung präsentiert zu bekommen.

    "Geschichte lässt sich eben nicht beliebig wiederholen. Doch solange in der Realität Rom siegreich bleibt, können wir im Sand der Arena andere Ergebnisse tolerieren."


    Der Kaiser blickt zum Prinzen aus Dacia.


    "Was würde man in deiner Heimat zu solchen Kämpfen sagen? Veranstaltet man dort ähnliche Spiele?"

    "Das Volk schreit, wenn ich seine Steuern erhöhe. Nicht, wenn ich anderen eine Spende erlasse, die sie ohnehin nie gezahlt haben. Zumindest erwarte ich eine solche Reaktion von dem Anteil des Volkes, der sich an der Sache des Staats beteiligt und verständig mitreden kann."


    Ob der Kaiser mit seiner vorigen Äußerung genau den verbleibenden Teil als potenzielle Nachfolger des Volkstribunen bezeichnet haben wollte, bleibt ungeklärt.


    "Die Abschaffung dieses konkreten Plebiszits wäre ein deutliches Zeichen, dass das Plebiszit als solches als zweifach unterlegenes Recht wenig Kraft hat. Schon der amtierende Volkstribun wandte sich meines Wissens kürzlich mit einem Ansuchen nach einer Gesetzesänderung an den Senat. Darf ich annehmen, dass dieser ihn drauf hinwies, wie sehr man diesen Weg begrüßt und wie gering die Erfolgsaussichten eines Plebszits wären?"

    "Das sieht mir nach einer sehr deutlichen Ablehnung einer sofortigen Aufnahme aus und trifft damit meine bereits genannte Meinung. Befassen wir uns mit ihm also frühestens dann wieder, wenn er sich durch besonders außerordentliche Leistungen nochmals empfiehlt."


    Der Kaiser macht eine Notiz auf seiner Tafel und liest den nächsten Namen vor.


    "Tiberius Vitamalacus. Ehemaliger Aedil und Quaestor, ehemaliger Tribun der Legio IX Hispania und derzeitiger Magister der Arvalbrüder. Einige von euch dürften ihn zumindest hier beim Conventus schon einmal gesehen haben, wo er zu Gast war.


    Einschätzungen zu ihm?"

    "Du weißt was es bedeutet, ein Klient des Kaisers zu sein?"


    Der Kaiser lehnt sich zurück und noch bevor der Consul antworten kann spricht er weiter.


    "Bedenke die politische Signalwirkung, wenn sich der gerade gewählte Consul dem Patronat des Kaisers unterstellt, wo doch viele den Consul als Spitze des Senates und damit als offiziellen politischen Gegenspieler des Kaisers sehen."

    "Wie gesagt, dass will ich ihn sehr geraten haben, dass er sich nach seiner Rückkehr in der Curia nach diesem Thema erkundigt und Maßnahmen ergreift. Gerade auch weil Mitglieder der Curia darin verwickelt sind, sollte es mit dieser einmaligen Aussprach wegen eines Aushanges doch keineswegs getan sein."


    Der Kaiser bemerkt, dass der Präfekt die politischen Ausmaße der Sache möglicherweise zu simpel einschätzt. Da er ihn zunächst aber vor allem für die militärische Reaktion heranziehen will, stört ihn das derzeit nicht ernsthaft.


    "Ich bitte dich, die hispanische Bevölkerung etwas differenzierter zu betrachten. Ich selbst verdanke dieser Provinz viel, nein, sehr viel. Es gibt dort Aufwiegler und Rebellen, was mich sehr betrübt und was uns zum harten Handeln zwingt, aber noch möchte ich Hispanias Städte deswegen nicht mit Krieg überziehen. Die einfache Bevölkerung lässt sich blenden, aber sie lässt sich auch wieder auf den richtigen Weg zurück bringen, ohne dass man sie dafür töten muss.


    Ich möchte nicht, dass die Provinz eine Stadt verliert, wenn es nicht unbedingt nötig ist."


    Der Kaiser blickt ernst und spricht mit fester Stimme. Von Hispania aus hatte er das Reich erobert, jetzt musste er hören, wie ihm andere zu Recht zum bewaffneten Einsatz in Hispania rieten.

    "Wir sollten uns erst einmal bei ihr erkundigen, ob sie überhaupt in meine direkten Dienste zurückkehren möchte. Kurz vor dem Ende ihrer Amtszeit suchte sich mich zu einer dienstlichen Besprechung auf. Anders als viele andere Amtsträger in ähnlichen Situationen sprach sie dabei nicht ihre Zukunft an, was ich jedoch nicht überbewerten will."


    Aus der Äußerung des Magisters schließt der Kaiser außerdem, dass sie auch nach dem Ende ihrer Amtszeit noch nicht um eine erneute Anstellung angesucht hat.


    "Decimus Maior war vor seiner Berufung an den Hof in meiner Heimatprovinz Hispania in der Verwaltung tätig. Gäbe es in diesem Bereich derzeit geeignete Kandidaten?"

    "Ja, lasse ihn überwachen. Die Maßnahme kann problemlos als inoffizieller Personenschutz dargestellt werden, sollte sie jemand bemerken und falsch auffassen. Aber wir sind auf diese Ergebnisse angewiesen."


    Der Hinweis auf eine mögliche Verwicklung der Auxiliare lässt den Kaiser noch einmal nachdenken, ob er nicht doch eine Kohorte mehr schicken sollte.


    "Die Einheit steht in Emerita, nicht wahr? Das ist schon ein Stück entfernt und auch eine andere Regio. Es ist kein Ruhmesblatt für diese Einheit, langsam zu reagieren, aber ich würde eine bisher nicht erfolgte Reaktion nicht überbewerten. Vielleicht ist sie jetzt schon unterwegs. Eine aktive Verstrickung können wir wohl ausschließen, sonst wäre der Aufstand sicher nicht in Corduba gestartet worden und hätte mit der Rekrutierung wehrfähiger Mänenr begonnen.


    Die Acta Diurna berichtete bisher nur aus Tarraco, vor allem aus der Curia. Doch wenn sich die Curia mit dem Aufstand befasst, was ich dem Proconsul als Leiter der Curia auch sehr geraten haben möchte, dann werden wir das erfahren. Die Verschiffung von drei Cohorten der Garde lässt sich um diese Zeit auch nicht als Manöver tarnen. Gehen wir also ruhig davon aus, dass das Volk ohnehin etwas ahnen wird. Die Acta Diurna kann also ruhig maßvoll berichten, sofern sie ausschließlich gesicherte Erkenntnis verwendet, die wohl weitgehend aus der Provinzhauptstadt stammen dürften."


    Dass der Kaiser wenig erfreut sein würde, Neuigkeiten aus der Acta Diurna zu erfahren, bevor sie ihm die Speculatores berichteten, sollte dem Präfekten wohl klar sein.

    "In der Tat, das ist keine ausreichende Qualifikation."


    Der Kaiser denkt einen Augenblick schweigend nach, dann hat er einen vagen Einfall.


    "Artoria Medeia war vor ihrer Quaestur und dem folgenden Aedilat bereits am Kaiserhof beschäftigt. Kannst du in Erfahrung bringen, ob sie Interesse an einer Stelle als Rationalis hätte?"

    Der Kaiser schüttelt den Kopf.


    "Nein, abgesehen von den üblichen, immer wieder auftretenden Ideen, die dann meist ein Volkstribun in den Senat trägt, ist die Stimme, die nach innenpolitischen Änderungen fordert, derzeit sehr leise in der Stadt. Gelegentlich bin ich mir dann selbst nicht sicher, ob dies ein gutes oder schlechtes Zeichen ist. Der Senat ist nicht damit ausgelastet, regelmäßig über Aufgabenvergabe und Auszeichnungen für Magistrate zu entscheiden. Aber wenn sich keine Probleme aufdrängen und er sich keine sucht, kann ich ihm dabei wie gesagt nicht behilflich sein."


    So gesehen wäre es wohl sogar ein schlechtes Zeichen, wenn der Kaiser den Consul auf ein Problem aufmerksam machen muss, welches hunderte Senatoren zuvor übersehen haben.