Beiträge von DIVUS IULIANUS

    "Deine letzte Frage, Tiberius Vitamalacus, kann ich mit einem Ja beantworten. Ich vertraute ihm bereits mein Leben an, wie ich vorhin andeutete. Ich würde es wieder tun.


    Doch bin ich nun gespannt auf die Erläuterungen zu diesem ominösen Brief."

    "Ein guter Punkt, das Examen Quartum. In der Vorbereitung auf diesen Conventus studierte ich die Liste der Absolventen jenes Kurses. Nun, die Liste ist recht kurz.
    Mein Augenmerk fiel auf den Praefectus Vigilum, Gaius Caecilius Crassus. Der Mann ist mir bekannt, er begleitet mich als Tribun der Garde auf meiner letzten Hispania Reise.
    Welchen Eindruck hinterließ der Caeciler beim Consilium?"

    Nun wurde es dem Kaiser aber zu bunt. Er ließ seinen doch einigermaßen erzürnten Blick zwischen den beiden Männern hin und her schweifen, während sie sich ganz ihrem Wortgefecht hingaben. Als sie allem Anschein nach fertig waren, schüttelte er nur den Kopf.


    „Tretet mir aus den Augen – alle beide! Ihr benehmt euch wie zwei plebejische Waschweiber auf den Trajansmärkten und stehlt mir mit solchen Banalitäten nur meine Zeit. Begrabt euren Streit und überlegt euch das nächste Mal besser schon im Vorhinein, mit welchen Dingen ihr mich belästigt und vor allem wie sich Männer eures Standes zu verhalten haben. Auch meine Geduld hat seine Grenzen.“


    Mit diesen Worten wandte sich der Kaiser um und verließ ohne weitere Verabschiedung die Aula Regia.

    „Ich kann deine Reaktion durchaus verstehen Sulla. Ich würde es wohl auch nicht hinnehmen, wenn man die Ehre meiner Familie oder meiner Gens in den Schutz zieht. Dennoch solltest du in solchen Situationen wohl überlegt handeln und dich nicht nur von deinen aufgebrachten Gefühlen leiten lassen. Sollte jemand deine Familie öffentlich diskreditieren, so wäre der Gang vor den Praetor wohl der richtige Weg um diese Sache aus der Welt zu schaffen.“


    Der Kaiser überlegte kurz.


    „Aber als Absolvent des Cursus Iuris wärst du wohl auch ohne meinen Rat auf diesen Schluss gekommen.“

    „Flavia Messalina musste für ihre Taten selbst die Verantwortung tragen. Ihren Klienten oder Weggefährten wurde hierfür keinerlei Schuld angelastet noch habe ich in Zukunft vor, sie in irgendeiner Art zur Rechenschaft zu ziehen. Auch deine Person steht in diesem Bezug in keinerlei Hinsicht in Frage. Das dir die Leute in Zukunft dennoch mit einer gewissen Skepsis entgegentreten werden, wird sich aber nicht vermeiden lassen. Genauso wie man vom Aufstieg eines Patrons profitieren kann, verliert man auch mit dessen Fall an Ansehen und Stellung. Dies ist ein riskantes Spiel auf das man sich entweder einlässt oder es schon im Vorhinein bleiben lassen sollte. Du hast dich darauf eingelassen Sergius Sulla - nun musst du auch lernen mit den Konsequenzen umzugehen.“

    Der Kaiser nickte wohlwollend, als er die Treuebezeugung und die Worte des Dankes von Sulla hörte, wusste aber auch gleichzeitig, dass dies wohl nicht alles sein konnte. Beim letzten Satz des Sergiers wanderte eine Augenbraue leicht nach oben und er warf Quarto einen flüchtigen Blick zu, ehe er sich wieder Sulla widmete.


    „Ich habe Quarto mit dem höchsten Amt in meinem Palast betraut. Du kannst dir also denken, dass er mein vollstes Vertrauen genießt und zu meinen engsten Beratern zählt. Ich habe keine Geheimnisse vor ihm und auch du solltest keinen Zweifel an seiner Integrität haben. Also sprich.“

    Eine Seitentüre öffnete sich und der Kaiser betrat den Audienzsaal. Er sah sich kurz um und ging dann auf die beiden wartenden Männer zu. Den Magister Domus Augusti grüßte er kurz mit einem leichten Nicken und wandte sich dann sofort an Sulla.


    "Sergius Sulla. Was kann ich für dich tun?"

    "Deine Mitarbeit ist stets willkommen, dein Wort wird weiterhin Gewicht haben, Hungaricus.


    Nichtsdestotrotz benötigt die Garde einen Präfekten. Ein geeigneter Kandidat muß gefunden werden."


    Erwartungsvoll blickte der Kaiser in die Runde; er war gespannt, welche Namen genannt werden würden.

    "Mach dir nichts vor, nach dem Bürgerkrieg und der Separation Hispanias befand sich der Senat in einem desolaten Zustand. Ehrenwerte Senatoren probten den Aufstand gegen Traianus. Das Vertrauen in sie und ihre Familien war nach ihrer Niederlage natürlich zerstört.
    Nur jene Familien, die der Kaiserfamilie in jener Zeit treu zur Seite standen, stellten Senatoren. Und das waren wahrlich nicht viele. Ich sah damals keinen Grund, von der eingeschlagenen Linie meines Onkels abzuweichen. Schließlich liegt es doch im Interesse Roms, einen funktionierenden Senat aufzuweisen, oder?


    Nun, du bist nicht hier um von mir Unterricht in Geschichte zu erhalten. Ein Aurelier sollte Bescheid wissen. Die Aurelia wurde schließlich aufgrund der damaligen Geschehnisse geadelt. Du weißt doch, weshalb du dich Patrizier nennen darfst?


    Wie dem auch sei, der Senat hat mittlerweile eine einigermassen gesunde Größe erreicht. Es besteht keine zwingende Notwendigkeit mehr, jeden verdienten Magistrate zum Senator zu ernennen. Das betrifft natürlich auch Frauen."

    Später als alle anderen erreichte auch der Kaiser den Austragungsort des Conventus. Er besah sich die Anwesenden, ließ sich von einem Diener zuflüstern, wer der ihm fremde Mann war und setzte sich schließlich hin.


    "Ich grüsse euch. Nehmt Platz, lasst uns beginnen. Dieser Conventus ist ein ganz besonderer, da heute große Entscheidungen getroffen werden müssen.


    Meine Herren, mit großem Bedauern muß ich euch mitteilen, daß Praefectus Praetorio Vinicius Hungaricus auf eigenen Wunsch hin aus seinem Posten entlassen wird. Ich danke dir, Hungaricus, erneut für deine treuen Dienste über die Jahre hinweg."

    "Du wirst mich sicher verstehen, wenn ich dir nun sage, daß es keine derartige Ankündigung geben wird. Schließlich würde ich so dem Volke unweigerlich vermitteln, daß ich es war, der die Frauen in den Senat ließ.


    Das ist aber nicht wahr.


    In jenem Jahr, als Livia Drusilla vom Volke zum Praetor gewählt wurde, wurde ich zum Tribun der I ernannt. Du siehst, ich kann nicht der Urheber für die jetzige Situation sein.


    Nun, wenn ich mich entscheide, das Erbe meines Onkels abzuändern, werde ich dies nicht öffentlich tun. Ob ich weiterhin Frauen in den Senat einlasse, kann ich dir jetzt noch nicht sagen. Da es derzeit keine Kandidatinnen gibt, und mir auch keine Frau im Cursus Honorum bekannt ist, die ich aufgrund ihrer Leistungen zwingend in den Senat berufen müsste... habe ich offensichtlich noch sehr viel Zeit um über mein weiteres Handeln nachzudenken."