Beiträge von DIVUS IULIANUS

    Den leisen Vorwurf, den man raushören könnte, wenn man unbedingt wollte, kommentierte der Kaiser nicht.


    "Ich möchte, dass du ihn dennoch unterrichtest, doch wird ein persönlicher Besuch wohl nicht möglich sein."


    Er machte eine kleine künstlerische Pause, bevor er fortfuhr.


    "Ich bin mir sicher, du hast in Germania oder auf deiner Rückreise nach Rom von dem Ende des Aufstands und der Verhaftung der Rädelsführer gehört? Ich würde es sehr begrüßen, wenn du die Anklage führen würdest."

    Der Kaiser hörte sich die Ausführungen des Decimus ruhig an und unterbrach ihn nicht. Als Mattiacus endete, blieb es noch eine Weile ruhig, der Kaiser überlegte, dann erhob er seine Stimme.


    "Wenn ein einzelner Händler einem Germanen schlechte Waren anbietet oder sonst irgendwie übers Ohr haut, wird man wohl kaum Rom dafür zu Verantwortung ziehen wollen. Hast du den Statthalter Vinicius Lucianus über deine Erkenntnisse informiert?"

    Auf das Studium von Akten hat der Kaiser gerade keine Lust und schüttelt den Kopf.


    "Nein, dieses Angebot schlage ich aus. Ich vertraue darauf, dass auch ohne meine persönliche Prüfung alles seine Ordnung hat. Ein kurzer Tätigkeitsbericht würde mich interessieren, ob es in der letzten Zeit besondere Ereignisse gab, die zwar nicht so dramatisch waren, dass ich sofort über sie unterrichtet wurde, aber trotzdem Erwähnung verdienen."

    Der Kaiser erscheint einfach gekleidet im Saal und schreitet rasch auf den Gast zu.


    "Sei gegrüßt, Decimus Mattiacus. Es ist lange her, dass wir zuletzt miteinander sprachen und viele Ereignisse sind seitem passiert. Bevor ich über meine und die daraus resultierenden Anliegen an dich berichte, hast du das Wort."


    Er setzt sich und bietet einen zweiten Platz an.


    "Was konntest du in Germania erfahren? Sind unsere Grenzen sich? Sind es treue germanische Stämme, die im Vorfeld des Limes siedeln?"

    "Ich danke dir für diese Worte. Sorgt ihr dafür, dass mein geliebtes Rom noch in bestem Zustand ist, wenn ich aus dem Krieg zurück kehre. Ich möchte hier nicht mehr Zerstörung vorfinden, als wir in Parthia anrichten werden."


    Ein leichtes Lächeln umspielt die Lippen des Kaisers, aber die Gedanken an Verlust und Zerstörung im Osten sind zu real, um ausgelassener zu scherzen.


    "Mein Besuch war eigentlich viel früher geplant, seit ihr unter dem Kommado des Praefectus Urbi steht. Wie wirkt sich das im Alltag aus?"


    Die Frage ist gleichsam an alle anwesenden Offiziere gerichtet, die möglicherweise unterschiedliche Erfahrungen haben.

    Sim-Off:

    Hier purzelt einiges durcheinander und unter den Tisch...


    Der Kaiser nimmt beide Meldungen mit einem Nicken entgegen. Da der Magister nach dem ersten sofort weiter spricht, kann er sich einen Kommentar ersparen.


    "Danke für die Festlegung des Termins. Wir werden den Einsatz kurz halten."


    Dann hat er selber direkt etwas anzufügen.


    "Ich hörte, dass Decimus Mattiacus von seiner Reise durch Germanien zurück und bereits in Rom ist. Lade ihn zu einem Gespräch. Seine Reiseberichte interessieren mich und seine juristischen Qualitäten werden ebenfalls benötigt."


    Trotz Parthia muss sich der Kaiser schließlich auch um anderen Dinge kümmern.

    Der Kaiser greift nach dem Brief und liest.


    "Ein Anliegen für das Collegium Pontificium. Ich werde das Anliegen dort einbringen. Schreibe in der Zwischenzeit eine Antwort, dass das Anliegen bearbeitet wird. Und richte dem Augur meinen Dank aus, dass er auch in schwierigen Zeiten seinen Dienst an den Göttern und für die Einwohner pflichtbewusst versehen hast."

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ernenne ich
    Decius Germanicus Corvus


    zum
    Praefectus Aegypti
    und zum
    Praefectus Legionis - Legio XXII Deiotariana




    - DCCCLVII AB URBE CONDITA -


    Der Kaiser schweigt einen Moment, dann erhebt er sich.


    "Dann sei es so. Du bist mein neuer Legatus für Alexandria und Aegyptus. Ich schenke dir mein Vertrauen, verlange deine Treue und wünsche dir den Segen der Götter."


    Eine offizielle Zeremonie wäre zweifellos schöner gewesen, doch die derzeitigen Umstände erschweren eine Planung.


    "Ich werde Anweisung geben lassen, dass deine Amtseinführung in Alexandria mit den entsprechenden Ehren vorgenommen wird."


    Der Kaiser salutiert, denn sein gast ist nun auch zu den militärischen Befehlshabern des Reiches aufgestiegen.

    Iulianus begrüßte den Praefectus mit einem leichten Kopfnicken, als dieser auf ihn zu kam und sich verbeugte. Die Vigiles hatte sich wirklich Mühe gegeben, ihm einen beeindruckenden Empfang zu bereiten und er sah zufrieden durch die Reihen der angetretenen Männer.


    "Ich grüße dich Furius Helios und danke dir für diesen eindrucksvollen Empfang."


    Der einladenden Geste des Praefectus folgend, begleitete ihn Iulianus zu den restlichen Stabsoffizieren, die ihn bereits erwarteten. Nach einander nahm er ihre Begrüßungen und Wünsche für den bevorstehenden Feldzug entgegen und fand für den einen oder anderen auch ein paar freundliche Worte.

    Abgeriegelt von einem ansehnlichen Haufen Prätorianern, erreichte die Sänfte des Kaisers kurze Zeit später die Castra Vigilum. Es war zwar nicht gerade der beste Zeitpunkt für einen Besuch, dennoch entschied Iulianus, das es wichtig war, vor seiner Abreise noch einmal wie versprochen bei der Vigiles vorbei zu kommen. Langsam ließ er sich von seinen Sklaven aus der Sänfte helfen und betrat dann unter den neugierigen Augen und Jubelrufen vieler versammelter Bürger die Castra.

    Die Entschuldigung des Proconsuls nimmt der Kaiser mit einem Nicken hin, doch bei der Frage des Matinius schüttelt er den Kopf.


    "Ich bin keine Sibylle, erwarte also keine Voraussage der Zukunft. Was dein Proconsulat über Hispania angeht, da musst du dich an den Senat wenden. Ich kann und werde diesbezüglich keine Entscheidung treffen."

    "Daran habe ich keine Zweifel, dass du die Truppe gut führen wirst."


    Dass Germanicus Corvus damals für die Beseitigung einer der aufrührerischen Offiziere verantwortlich war, ist ein nicht unwichtiger Punkt in den Gedankengängen des Kaisers gewesen.


    "Derzeit rechne ich jedoch weniger mit Aufsässigkeit als mit mangelnder Moral. Die Probleme der Getreideversorgung sind zum teil wohl auf Nachlässigkeit zurück zu führen und die Tatsache, dass die Legion nun bald die Arbeit ihrer Partnerlegion mit erledigen muss, wird nicht eben zu ihrer freudiger Entlastung beitragen. Zugleich vertraue ich darauf, dass du als Neuling in diesem Amt in der Lage sein wirst, unvoreingenommen wichtige von unwichtigen Aufgaben zu trennen und die Legion vielleicht auch aus Dingen herauszuhalten, die gewohnheitsmäßig erledigt wurden, aber nur verschwendete Zeit waren."


    Wie bei jeder anderen Legion auch ließt der Kaiser gelegentlich Berichte über deren Tätigkeiten und weiß daher, dass so etwas schnell passieren kann und dass sich solche Angelegenheiten schlecht von Rom aus sondern nur vor ort lösen lassen.


    "Weitere Anweisungen im Bezug auf die Legion gibt es nicht. Zur Verwaltung sagte ich ebe, dass die Getreidelieferungen der Anlass für den Wechsel sind. Sollte sich die Notwendigkeit zur Neubesetzung von Schlüsselpositionen ergeben, so hast du diesbezüglich freie Hand. Das provinzgesetz ist in der vorliegenden Form anzuwenden. Ausnahmeregeln rechtfertigt die Situation noch nicht. Und scheue dich nicht, bei Fragen schriftlich den Kontakt zu mir zu suchen. Meine Aufgaben werden es zwar bedingen, dass Antworten vielleicht etwas knapper ausfallen oder verspätet kommen, aber sie sind mir wichtig."


    Der Kaiser wartet ab, ob der neue Praefectus Aegypti noch weitere Fragen hat.

    "Ausnahmeregelung für Factiones?"


    Der Kaiser grübelt einen Moment.


    "Da hatten wir schonmal etwas. Da bin ich mir sicher. Finde das heraus, ob diesbezüglich schon einmal eine Anordnung von mir veröffentlicht wurde. Die Frage ist jedenfalls nicht neu, es könnte sogar sein, dass damals ebenfalls die Factio Veneta anfragte."

    Keine Miene regt sich im Gesicht des Kaisers, als er die Entschuldigung des Proconsuls vernahm. Kein freundliches Zunicken, so als hätte der Vater dem Sohn verziehen, dass dieser wieder einmal einen Streich gespielt hatte, aber auch keine abweisende Miene konnte man erblicken. Köpfe würden rollen, ja, aber nicht jener des Proconsuls. Zumindest nicht im wahrsten Sinne des Wortes.


    "Ich hoffe, du bist dir im klaren darüber, dass durch diese Vorkommnisse die Reputation Hispanias empfindlich geschädigt wurde... und damit auch deine. Von den aussenpolitischen Signalen an die Feinde Roms möchte ich gar nicht einmal sprechen. In Zukunft würde ich dir raten, deine Spitzel auszuwechseln und gegen fähigere einzutauschen."