Beiträge von DIVUS IULIANUS

    "Dann machen wir doch einfach alles zusammen. Der Stab begleitet mich vollständig zur Legio XII und wir nehmen dort die Besprechung vor. Das ist einfacher, als wenn ich erst mit dem Statthalter konferiere, dann mit der Legio XII und dann nochmal mit den Stabsoffizieren aller Legionen."


    Ohnehin wäre in Zeugma nochmal eine Besprechung nötig und die Rede des Kaisers zur Armee, da brauchte man vorher nicht mehr Umstand als nötig machen.


    "Ich werde euch bescheid geben lassen, wenn ich das Treffen abhalten werde. Wie gesagt, vorab brauche ich jedoch die Informationen vom Statthalter."

    "Danke, Legatus, ich dankte gerade Neptun für die gelunge Überfahrt. Bisher verläuft alles zu meiner Zufriedenheit."


    Auf dem Schiff hat der Kaiser wieder die nötige Sicherheit gewonnen, wie es unter Soldaten ist. Lange hatte er nicht mehr die Notwendigkeit gehabt, mit ihnen im Felde zu stehen. Jetzt lässt er die Formen der Audienzen langsam hinter sich und verzichtet daher auf Plauderei, sondern kommt gleich zu einigen Fakten.


    "Morgen trifft der Statthalter hier ein, um mich über die aktuelle Lage zu informieren. Ich gedenke in jedem Fall, bei der Truppe zu übernachten, in ihrem Lager. Ein Abstecher zur Legio XII hier aus Antiochia, die mit uns marschieren wird, werde ich übermorgen unternehmen. Ich nehme an, du begleitest mich dabei?"

    "Das gibt uns nicht unendlich viel Zeit, aber genug Zeit die wir brauchen. Wenn die Parther es darauf anlegen würden, uns gleich hinter der Grenze zu empfangen, würden sie jetzt nicht in Nisibis sitzen."


    Der Kaiser kann nur hoffen, dass die Informationen der Kundschafter richtig sind. Schon in Zeugma auf unliebsame Überraschungen zu treffen, bevor sich der komplette Heerzug gesammelt hat, entspricht nicht seinem Interesse.


    "Wir marschieren übermorgen ab. Morgen müssen alle Marschvorbereitungen abgeschlossen sein. Die Legio XII Fulminata hier aus Antiochia ist ebenfalls bereit? Ich werden sie morgen besuchen. Wann treffen die XI und die X in Zeugma ein? Oder sind sie schon vor Ort, was äußerst vorteilhaft wäre?"

    "Ein paar tausend Mann im Norden? Dann sollte unser Nordflügel zahlenmäßig keine Probleme haben. Wenn sein Charisma die herausragende Stärke dieses parthischen Heerführers ist, werden wir ihn auf dem Feld schlagen."


    Herausragende Ortskenntnisse oder anderen nützliche Eigenschaft im durchaus schwiergen Gelände würden dem Kaiser mehr Sorgen machen. Diese scheint er dafür für seinen Südflügel zu haben.


    "Dreimal mehr? Das sollte ihm gegen uns besser nicht einfallen. Wir werden starke Aufklärer brauchen. Er darf uns den Ort oder den Zeitpunkt der Schlacht nicht aufzwingen. Wenn er über die genannten Qualitäten verfügt, wird das nicht einfach. Aber das besprechen wir mit allen Legionskommandeuren."


    Der Kaiser vertieft sich wieder in die Ortsangaben.


    "Wie lange brauchen wir bis Zeugma? Wie lange würde Surenas von Nisibis aus brauchen, falls er kommen wollte?"

    Der Kaiser blättert die Meldungen durch, schaut immer wieder auf die Karte oder fragt nach Ortsnamen.


    "Wie verlässlich ist das alles? Ich wäre nicht mit mehreren Legionen angerückt, wenn wir in dem Gebiet noch so etwas wie Überblick hätten."


    Weitere Meldungen gehen durch seine Hand, stets weitergereicht an andere Mitglieder seines Stabes.


    "Ich vermisse Namen der Anführer. Mit wem haben wir es zu tun? Wer führt die parthischen Truppen und was wissen wir über ihn?"


    Sein Blick geht fragend in die Runde. Dass der parthische König nicht persönlich in Armenia weilt, ist dem Kaiser bekannt und dass es stattdessen irgendwelche Prinzen oder bekannte Strategen sein würden, ist naheliegend. Aber der Kaiser möchte es genauer wissen, auch wenn seine Ziele nicht nur Armenia sind.

    Dass das Gespräch von Anfang an auf einer sehr nüchternen und sachlichen Basis geführt wird, ist dem Kaiser sehr Recht. Er und seine Begleiter scharen sich um die ausgelegte Karte und stellen viele Fragen. Über den Aufmarsch und die Ankunftszeiten der anderen Truppenteile ist der Kaiser selber informiert und steuert diese Informationen bei, um ein Gesamtbild zu entwickeln.


    "Wir brauchen noch einige Tage bis Zeugma. Die zwei weiteren Legionen des Südflügels und die zusätzliche Reiterei sind auch schon auf dem Weg. Der Hafen muss schnellstmöglioch wieder frei werden für weitere anlandende Schiffe. Ich will die Truppen nicht mit Eilmärschen durch die Wüste verschleißen, aber wir können und auch nicht zu viel Zeit lassen."

    Der Kaiser bleibt bis zum Abend im Hafen, beobachtet das Entladen der Schiffe, spricht hier und da einige Worte mit Offizieren und den wichtigen Bürgern der Stadt, die in den Hafen gekommen sind. Dann zieht er sich für die Nacht in das Lager der Legion zurück und verlässt es am nächsten Morgen gemeinsam mit der Truppe in Richtung Antiochia. Mit seiner Garde und einem Teil seines Hofstabes reitet er ein Stück voraus und in die Stadt hinein, die er damit vor dem Statthalter erreicht. Ein gut ausgebauter Palast steht für das Treffen zur Verfügung.


    "Legatus Veturius, unser Treffen könnte unter einem besseren Stern stehen. Danken wir den Göttern, dass wir uns überhaupt gegenüber stehen."


    Ob sich dieser Dank hauptsächlich auf die geglückte Überfahrt oder das Schicksal des Statthalters und der Provinz bezieht, bleibt offen.


    "Ich habe schon im Hafen erste Meldungen erhalten und weitere auf dem Weg hierher. Du kennst unsere Pläne und den Sammelpunkt in Zeugma. Was konnte von dir bisher vorbereitet und herausgefunden werden?"

    Eines der ersten Schiffe, das im Hafen anlegt, ist das Flaggschiff des Kaisers. Umgehend eilen Gardisten von Bord, verschaffen sich einen Überblick über die Hafenanlagen, werfen einen Blick in die Lager und sonstigen Gebäude und versorgen den Kaiser mit ersten Informationen. Der Einsatz der Brieftauben von Bord der Schiffe aus hat vorzüglich geklappt und obwohl die Landung ursprünglich nicht für Antiochia vorgesehen war, ist die Information nun auch bis zum Statthalter der Provinz durchgedrungen und dieser schon lange auf dem Weg nach Norden. Er wird allerdings trotzdem erst für den nächsten Tag erwartet, so dass der Kaiser Zeit hat, in Ruhe an der Landung der Truppen teilzunehmen und zu beobachten, wie die Offiziere die Entladung der Schiffe organisieren.


    Wie es sich für einen Hafen gehört, verfügt auch Seleukia Pieria über einen Tempel des Neptun. Der Kaiser lässt sich von einigen Offizieren und Mitgliedern seines Hofstabes begleiten, als er dort hin geht, um für die glückliche Überfahrt und Landung zu danken.

    Anders als bei den auf See unerfahrenen Soldaten der Legion herrscht auf dem Flaggschiff des Kaisers keinerlei Unklarheit darüber, wo man sich befindet und wie viel Strecke noch zurück zu legen ist. Weit mehr als die Hälfte der Strecke ist absolviert und der Ostteil des Mittelmeeres erreicht. Beim letzten Zwischenstopp hat man neue Brieftauben an Bord genommen, die nun auch den dirkten Versand von Nachrichten vom Schiff aus nach Osten ermöglichten. Noch bevor die Küste Syrias in Sichtweite kommt, beginnt der Kaiser mit seinem Stab auf diesem Wege damit, die Landung vorzubereiten und den Statthalter Syrias zum Gespräch einzubestellen.

    Auf dem Flaggschiff des Kaisers geht es nur wenig komfortabler zu als auf den Schiffen der Soldaten. Es ist größer und robuster als die anderen Schiffe, dafür ist hier neben der Leibgarde des Kaisers auch ein Teil seines Stabes untergebracht. Zwar kann selbst einem Kaiser auf einer Seereise keine Post direkt nachgeschickt werden, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass er eben der Kaiser ist. Spätestens im nächsten Hafen würden Meldungen ausgetauscht werden können. Seinen großen Schreibtisch im Kaiserpalast hat er gegen einen kleineren auf dem Schiff getauscht und kann nun dort weiter arbeiten, während draußen in der Ferne die Küste vorbei zieht.

    Der Kaiser hatte die Zeit bis zum Ablegen der Schiffe mit verschiedenen Dingen überbrückt, besser gesagt, überbrücken müssen. Auf der Tagesordnung standen Gespräche mit Honoratoren der Stadt Ravenna, welche natürlich kleinere Problemchen bei dieser günstigen Gelegenheit mit dem Kaiser besprechen wollten. Manches davon wollte er sich noch durch den Kopf gehen lassen, andere Dinge hingegen sagte er gleich zu, etwa einen Neubau eines Aquäduktes zum Teil durch die Staatskasse zu finanzieren. Auch hier Politik, und das, obwohl die Gedanken des Kaisers längst der Zeit vorausgeeilt waren. Dass dabei Gespräche mit seinen militärischen Beratern fast völlig unmöglich waren, war zwar schade, doch an diesem Tag noch verschmerzbar. Spätestens in Syria würden Planung und militärische Strategie die prominentesten Diskussionspunkte werden.


    Zu gegebener Zeit betrat auch der Kaiser mit seinem Gefolge ein Schiff, das vor allem ihm und eben seinem Stab zur Verfügung stand. Nicht mehr allzulange würde es dauern, dann würden die Schiffe ablegen und die Gewässer Italias verlassen.

    Von der Erde, die auf sein Haar rieselte, bekam der Kaiser nur wenig mit, zu sehr war er auf den Vorgang an sich konzentriert. Er nickte leicht, als er zum Pater Patratus ernannt wurde und nahm sogleich den Speer entgegen. Mit würdevoller Mimik tauchte er die Spitze in das ihm dargereichte Blut, die andere Hand erhoben. Sein Blick wandte sich nun dem Volk, eigentlich allen hier, und er erhob seine Stimme, auf dass man ihn auch weiter entfernt hören konnte.


    "Römer! Gar verabscheuungswürdiges ist vor kurzem geschehen! Ein Volk, welches schon seit Urzeiten zu unseren Feinden zählt, hat es gewagt, einen unseren Verbündeten anzugreifen und damit auch uns. Diesen Affront können wir nicht dulden und werden wir auch nicht dulden! Viele Männer, treue Soldaten Roms, werden dieser Ungeheuerlichkeit mit Mut und Kampfgeist begegnen, ohne Zögern und Zagen werden wir uns diesem barbarischem Volk, die sich Parther nennen, stellen und sie niederschmettern!


    Und bei Mars, so wahr ich hier stehe, ich werde nicht ruhen, bis Vergeltung geübt wurde. Mit der Hilfe der Götter werden wir den Sieg über dieses degenerierte Volk erringen! ROMA VICTRIX!"


    Als er geendigt hatte, schleuderte er den Speer Richtung columna bellica, der Kriegssäule.


    Rom hatte Parthien den Krieg erklärt.

    Mit ruhigem Blick beobachtete der Kaiser das Tun des Verbenarius, zwischendurch aber besah er sich die Menge der Personen, die sich hier versammelt hatten, um dem Ritual beizuwohnen. Er war nur ganz kurz erstaunt über die Anzahl der Menschen, doch dann nicht mehr. Kriege dauerten lange, sehr lange, aber die meisten Menschen bekamen vom Krieg nicht mehr mit als Nachrichten über Sieg oder Niederlage, über Gewinne und Verluste, über den Tod eines Bekannten, Freundes oder Familienmitgliedes. Hier aber konnten sie teilhaben am Krieg.


    Als der Verbenarius zu ihm kam, entblößte und neigte der Kaiser sein Haupt, wie es der traditionelle Ritus erforderte.

    Der Decurio hatte nicht schlecht geschätzt, denn noch vor den Abendstunden erreichte der Troß des Kaisers die Stadt Ravenna. Einige Prätorianer ritten voraus um die Straße von den Passanten zu räumen, denn viele Menschen wollten zum wohl einzigen Mal in ihrem Leben den Kaiser begutachten. Eine Situation, die der Kaiser nur zu gut kannte und schon oft erlebt hatte. Daher war es in höchstem Maße logisch, dass der Zug erheblich verlangsamte und nur im Schrittempo durch die Straßen Ravennas kam.


    Sowohl die Prätorianer als auch der Stab des Kaisers waren informiert, der Imperator würde seine heutige Unterkunft im Praetorium des Flottenpräfekten beziehen und genau dorthin ging auch der Zug. Dort hielten sie und der Kaiser stieg aus, mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht ob der Menge der Leute und des etwas schweren Vorankommens vorhin.


    "Schöne Stadt. So ruhig und beschaulich."

    Viel zu viele Regierungsangelegenheiten hatten den Aufbruch verzögert, denn eigentlich wollte der Kaiser schon längst aus Rom fort sein. In den Stunden vor der Abreise wurden noch einmal letzte Instruktionen während seiner Abwesenheit gegeben und der Imperator hoffte, dass er auch nichts vergessen hätte. Angesichts der Eile und der Verspätung verzichtete der Kaiser auf eine große Verabschiedung des gesamten Hofstaates, nur bei seiner Frau nahm er sich mehr Zeit, um ihr Lebewohl zu sagen.


    Kurz bevor er in den Wagen stieg, blickte er noch einmal den Palast und Rom an, dann nahm er in seinem Reisewagen Platz. Bereits einen Moment später setzte sich dieser in Bewegung und der kaiserliche Zug mitsamt prätorianischer Eskorte bewegte sich Richtung Ravenna.

    "Stabilität und Kontinuität sind wesentliche Eckpfeiler unserer Gesellschaft, unserer Geschichte und damit unserer Zukunft. Ich bin mir sicher, dass während meiner Abwesenheit in dieser Einheit diese Vorzüge weiterhin gepflegt werden und vertraue diesbezüglich auf die Fähigkeiten meiner Offiziere und Soldaten."


    Da trat ein Adjutant des Kaisers an diesen heran und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Kaiser nickte und wandte sich gleich darauf an die Offiziere.


    "Der Empfang war gleichsam informativ wie beruhigend. Doch leider muß ich den Besuch zu einem Ende bringen, so wie ihr Ruhe bringt in Rom, so möchte ich mit den Legionen Roms die östlichen Außengrenzen sichern und gleichsam dort für Ruhe und Frieden sorgen. Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut. Valete, die Herren."


    Mit diesen Worten verabschiedete sich der Kaiser von den Offizieren und Soldaten und verließ nur wenige Momente darauf die Castra Vigilum.

    "Das wird er ohne Zweifel. Ich bin mir sicher, dass den Rädelsführern Gerechtigkeit widerfahren wird. Alles andere würde mich sehr enttäuschen."


    Mit diesen Worten sollte auch klar sein, welches Urteil der Kaiser wünschte. Er stand auf, in klarer Absicht den Audienzsaal zu verlassen.


    "Decimus Mattiacus, ich vertraue diesbezüglich auf deine Fähigkeiten. Doch du entschuldigst mich jetzt, auf mich warten noch andere, die darauf brennen, den Parthern Gerechtigkeit widerfahren zu wollen."


    Mit diesen Worten verabschiedete er sich von Decimus und verließ den Audienzsaal.

    Der Kaiser war eigentlich schon am Aufbruch, als der Magister Memoriae den Brief brachte. Dennoch nahm er sich zumindest die Zeit, den Brief des Statthalters zu überfliegen. Als er geendigt hatte, gab er den Brief zurück.


    "In Ordnung, lege ihn zu die Akten und gib eine Kopie an den Consul Prudentius, er möge dieses Schreiben auch dem Senat vorlegen, so der Prudentier nicht auch eine Kopie bekommen habe. Schreibe außerdem einen Brief an den Statthalter, in dem drin stehen soll, daß mich sein positiver Bericht sehr erfreut und er möge mit den Segen der Götter die Provinz zu Blüte und Wohlstand führen. Schmücke dies auch ein wenig aus, aber übertreibe nicht. Außerdem möchte ich ab jetzt keine Post mehr hier empfangen, wenn etwas dringendes anstehen sollte, so mag man mir die Briefe hinterher schicken. Ansonsten vertraue ich fest darauf, dass in meiner Abwesenheit der Kaiserhof gut verwaltet wird."


    Der Kaiser nickte und verabschiedete sich von seinem Magister Memoriae.

    Nichts anderes hatte der Kaiser erwartet.


    "Sehr gut. Wende dich diesbezüglich an den Praefectus Praetorio, meines Wissens nach sind die Gefangenen im Carcer der Praetorianer. Der Praefectus wird übrigens den Vorsitz beim Prozess an meiner Statt führen, ein allzulanges Gespräch wäre daher nicht in meinem Sinne, wenn du verstehst. Hast du noch Fragen hierzu?"