Beiträge von DIVUS IULIANUS

    "Und deshalb möchte ich auf dem Posten des Praefectus Aegypti einen Mann einsetzen, der mir genau das sicherstellen kann. Jemanden, der sich mit den nötigen zivilen belangen der Provinz auskennt, der verwaltungstechnisches und organisatorisches Geschick besitzt, der durchsetzungsfähig ist und der gleichzeitig auch das Kommando über einer der Legionen vor Ort führen kann."


    Der Kaiser blickt den ehemaligen Tribun direkt an.


    "Siehst du dich dazu in der Lage?"

    "Korrekt. Du hast es in Germania vielleicht nicht mitbekommen, aber die Getreideversorgung aus Aegyptus hat uns zuletzt einige Sorgen bereitet. Nichts ernstes, aber auf diesem Gebiet ist Rom schon immer sehr sensibel gewesen. Die Angelegenheit hat sich kürzlich zum Glück ohne nenneswerte Schäden für Rom geklärt."


    Einige abgebrannte Getreidespeicher in Alexandria sind dagegen schon als nennenswerte Schäden zu bezeichnen, aber der Kaiser spricht nicht nur vom Materiellen.


    "Die Angelegenheit ist somit zwar kein Grund, aber dennoch ein Anlass, über einige personelle Änderungen in der Verwaltung dieser Provinz nachzudenken. Ich stehe hier in einer besonderen Verantwortung. Dabei stehen grundsätzlich alle Ämter zur Disposition, auch jenes des Praefectus Aegypti."

    Der Kaiser schüttelt skeptisch den Kopf.


    "Das Unwetter möchte ich sehen, das in der Lage ist, Stadtmauern zu zerstören wie ein Rammbock. Es wäre vielleicht nicht ungeschickt gewesen, die über die Belagerungstürme in die Stadt gelangten Soldaten die Stadttore öffnen zu lassen."


    Dann wischt er diese Sache jedoch mit einer Handbewegung weg.


    "Wie auch immer, der Angriff war also erfolgreich und konnte mit geringen Verlusten durchgeführt werden. Kaputte Steine sind bezahlbar. Hatte das Ende der Belagerung Auswirkungen auf die Stadt oder das Umland? Haben viele Menschen die Stadt nachträglich verlassen, um diesen schicksalhaften Ort zu vergessen? Sind Menschen wieder in das Umland zurückkehrt, die von ihren Höfen in die Stadt gezogen waren. Oder sind umgekehrt Leute in die Stadt zurückgekehrt, die vorher noch vor den Rebellen fliehen konnten?"

    "Ich hoffe, dass das alle so sehen werden, wenn ich Rom erst einmal hinter mir gelassen habe."


    Die letzte Reise des Kaisers liegt schon etwas zurück und diesmal verlässt er Rom auch nicht freiwillig. Eine gewisse Sorge kann er nicht verheimlichen.


    "Damit sind dann alle wichtigen Punkte besprochen. Sollte es Unklarheiten geben, erwarte ich umgehende Nachricht. Es würde mir keine Freude bereiten, aber falls nötig, lässt sich das Reich für eine begrenzte Zeitspanne auch von einem Feldlager in Parthia aus regieren."


    Der Kaiser blickt auf die Notizen auf seinem Tisch und dann wieder zum Stadtpräfekten.


    "Sofern es von deiner Seite keine Fragen gibt, können wir die Besprechung beenden. Wir sehen uns dann beim Besuch der Vigiles."

    "Sehr schön. Dies ist mein Wunsch. Der Praefectus Urbi wird dir zur Seite stehen. Details klären wir später."


    Der Kaiser notiert.


    "Kommen wir zurück zu Corduba. In wie weit wurde die Stadt beziehungsweise ihre Befestigung durch den Einsatz der Rammböcke beschädigt? Auf den Einsatz weiteren schweren Gerätes konnte dann gemäß deinem bericht wohl dankesnwerterweise verzichtet werden. Dies ist vorteilhaft, schließlich sollte die Stadt nicht geschliffen werden. Wurde unmittelbar nach dem kampf mit Reparaturarbeiten begonnen beziehungsweise die nötige Planung aufgenommen?


    Wieviel Bevölkerung war überhaupt in der Stadt, die diese Belagerung miterleben musste?"

    "Gut. Kommen wir wieder auf meine Abwesenheit aus Rom zurück. Es wird weitere Kompetenzen geben, die zumindest teilweise auf dich übertragen werden. Betroffen davon ist insbesondere die kaiserliche Rechtssprechung. Von meinen beiden Gardepräfekten wird mich einer begleiten, der andere bleibt in Rom. Sofern ich nicht schriftlich etwas anderes anordne, werden Verhandlungen vor dem höchsten Iuridicum dann von euch vorgenommen."

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ENTLASSE ICH


    ANTONIA ANNAEA MINERVINA



    AUS DEM DIENST DES CULTUS DEORUM


    - DCCCLVI AB URBE CONDITA -




    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ENTLASSE ICH


    DIDIA VERONIA



    AUS DEM DIENST DES CULTUS DEORUM


    - DCCCLVI AB URBE CONDITA -



    "Dass die Abläufe schon geklärt sind, ist gut und wichtig. Mache mir trotzdem eine Aufstellung, mit welchem Personal ich vor Ort rechnen kann. Ich brauche eine Übersicht, welche Aufgaben unterwegs erledigt werden können und welche ich zurück nach Rom verweisen muss. Beziehungsweise, welche mir erst gar nicht in dieser Form zugesandt werden sollten."

    Der Kaiser hört dem langen Bericht aufmerksam zu und beginnt bald, sich zwischendurch Notizen zu machen, um nichts zu vergessen.


    "Ein ausführlicher Bericht. Zu den Belobigungen verdienter Männer kommen wir später. Gehen wir noch einmal zurück zu den anderen Punkten. Die Identität der beiden Anführer ist demnach also geklärt und beide befinden sich lebend in Gewahrsam. Das ist erfreulich, denn so kann ihnen ein ordentlicher Prozess gemacht werden. Würdest du diesen Prozess nach den Erfahrungen, die du mit kleineren Prozessen in diesem Fall vor Ort gemacht hast, leiten, wenn ich dir das Mandat dazu erteile? Die Angelegenheiten im Osten erlauben es nicht, dass ich dafür hier in Rom bleibe."


    Was aus Sicht des Kaisers mehr als ärgerlich ist, aber ein Weltreich lässt sich nicht immer nach Wunsch terminlich gestalten.

    Sobald der Stadtpräfekt die Abschrift erwähnt, gibt der Kaiser einem Diener ein Zeichen. Noch bevor die Audienz beendet sein wird, wird eine Kopie des Briefes fertig sein, um überreicht zu werden.


    "Ja, du bekommst eine Abschrift. Die Einheit in Ostia sollten wir vielleicht noch dort stehen lassen, bis die Lage endgültig wieder entspannt ist. Meine Abreise könnte für neue Unruhe sorgen, wenn sich subversive Elemente die Situation zu Nutze machen wollen."


    Dann kommt er noch einmal auf die Vigiles zu sprechen.


    "Dann sollten wir für den Besuch bei den Vigiles einen Termin in Kürze finden. Teile ihn dem Magister Officiorum mit."

    "Du dientest mit vielen verschiedenen Aufgabe unter vielen Kommandeuren und offenbar immer zu deren Zufriedenheit, wenn dein Weg immer aufwärts ging."


    Der es ganz auf die Sichtweise ankommt, ob der Wechsel vom Tribun zum Praefectus Castrorum ein Aufstieg ist, lässt der Kaiser gerne unter den Tisch fallen.


    "Nun steht es in Aussicht, dass du inmittelbar unter meinem Kommando dienen könntest. In den Legionen scheinst du dich bestens auszukennen. Wie steht es um deine Kenntnisse in der Verwaltung? Zum Beispiel um den Kontakt zu lokalen Amtsträgern oder den Umgang mit Gesetzen und Vorschriften? Und um deine Kenntnisse des Griechischen?"

    Die zu erwartende Rückkehr der Prätorianer ist einer der Gründe gewesen, die die Abreise des Kaisers in den Osten verzögert haben. Dass der Präfekt nun so unvermittelt vor ihm steht, überrascht den Kaiser dennoch.


    "Sei gegrüßt, Präfekt. Ihr habt augenscheinlich ein ordentliches Marschtempo angeschlagen und Neptun hat eure Überfahrt sehr begünstigt. Ich bin sehr gespannt auf deinen Bericht, nachdem mich die Zwischenberichte schon gut informiert haben."

    "Das höre ich gerne, dass die Truppe zuverlässig ihren Dienst versieht."


    Der Kaiser nimmt Platz und bietet dem Gast ebenfalls einen an.


    "Doch lass uns über dich und nicht über die Legion sprechen. Mir wurde positiv über dich berichtet und deshalb habe ich dich nach Rom kommen lassen. Ist es richtig, dass du nicht nur Praefectus Castrorum warst, sondern zuvor auch Tribun und davor bei den Speculatores?"


    Der Kaiser zweifelt nicht an der Richtigkeit der Angaben, die man ihm übermittelt hat, aber solche Fragen erleichtern den Gesprächseinstieg.

    "Wie sehen die Vorbereitungen für die Abreise meines Stabes aus, der mich in den Osten begleiten wird? Sind die nötigen Verantwortlichkeiten verteilt, so dass ich mich auf eine reibungslose Bearbeitung aller Anliegen auch auf der Reise und im Feldlager verlassen kann?"


    Der Kaiser hat keinen Zweifel daran, dass die Angelegenheit perfekt organisiert wird, möchte sich aber trotzdem persönlich vergewissern.

    Der Kaiser betritt den Saal, was in den letzten Tagen deutlich seltener passiert ist. Der Audienzverkehr beschränkt sich in Vorbereitung der Abreise auf ein Minimum, zu dem allerdings selbstverständlich auch der Empfang eines Offiziers gehört, wenn dessen Ruf nach Rom vom Kaiser ausging.


    "Sei gegrüßt, Germanicus Corvus."


    Der Kaiser eröffnet das Gespräch mit einem militärischen Gruß.


    "Ich hoffe, der Brief auf Rom hat dich zu keiner allzu überhasteten Abreise aus Germania gezwungen und du konntest deine bisherige Dienststätte wohlgeordnet hinterlassen?"

    "Sehr gut, einen derartigen Bericht hatte ich schon erwartet."


    Der Kaiser nimmt den Brief entgegen und überfliegt ihn auf der Suche nach den Kernaussagen.


    "Verfasse eine Antwort an den Kommandeur der Classis. Ich bin mit dem Ergebnis der Mission zufrieden. Sein Bericht gibt mir ausreichend Anhaltspunkte für weitere Maßnahmen. Weitere Untersuchung werden, sofern nötig, nicht von der Classis sondern vor Ort vorgenommen werden."

    "Sofern sich dies kurzfristig organisieren lässt, braucht der Besuch nicht auszufallen. Auch wenn er nun einen etwas anderen Charakter hätte als ursprünglich vorgesehen."


    Der Kaiser ist mit seinen Punkten aber noch nicht vollständig fertig.


    "Wie sieht die Lage der Getreideversorgung derzeit aus? Mir liegt ein Bericht der Classis über die Lage in Aegyptus vor. Möglicherweise werde ich personelle Konsequenzen ziehen oder ziehen lassen. Wie steht es um die Speicher in Rom?"