Beiträge von Morrigan

    Keine Angst? Das sagte sich aus Sicht von jemanden der schwimmen konnte leicht.
    Sie nahm seine Hand und drückte wohl fester zu als es normal wäre.
    „Ich kann gar nicht schwimmen. Da wo ich herkomme, ist Wasser so kostbar, dass selbst ein Bad in einer kleine Wanne der pure Luxus ist.“


    Immer tiefer führte er sie in das Wasser. Morrigan war jetzt schon mehr als mulmig zu mute, sie krallte sich regelrecht in Varus Hand. Zwar war sie nicht gerade schüchtern oder scheu neues zu probieren, aber zu viel Wasser war ihr einfach suspekt.
    „Ich mag so viel Wasser auf mal nicht. Schließlich bin ich kein Fisch.“ sie versuchte locker zu klingen, aber in ihrer Stimme schwang eine gehörige Portion Angst mit.

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    Die Sklavin ließ den Wortschwall über sich ergehen. Sie hatte sich zwar noch nie etwas zu Schulden kommen lassen, wusste aber wann es besser war zu schweigen. Sie würde den Claudier ums Verrecken nicht darüber aufklären, dass nicht alle Sklaven so waren... Sollte er doch seine Wut erst mal los werden.
    Den Blick also weiterhin starr auf den Boden gerichtet lauschte sie der Schimpftirade des Claudier.
    Ganz tief in ihrem Innern konnte sie für Morrigan nur hoffen, dass man sie nicht finden würde. Um ihrer Selbstwillen jedoch hoffte sie das man sie finden würde. So richtig wusste keiner der Sklaven was zu tun war. Schließlich war Morrigan der Dreh und Angelpunkt des Hauses gewesen.
    Warum sie weggelaufen war – nun das konnte sich hier auch keiner erklären. Sie hatte doch alle Freiheiten gehabt, also die die man als Sklave genießen konnte.
    Aber Morrigan war schon immer anders gewesen...
    So hing sie ihren Gedanken nach und bemerkte nicht, dass der Claudier näher gekommen war.
    Sie blickte also entsprechend erschrocken drein, als er ihren Kopf anhob.
    „Natürlich Dominus.“ sagte sie. Obwohl sie sich gleichzeitig dachte, wie er sich das wohl vorstellte. Man wusste ja nicht mal ob sie noch in der Stadt war. Morrigan hatte fast zwei Tage Vorsprung...


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    Tage vergingen – Wochen immer wieder wurde dem Claudier berichtet, dass man noch keine Spur von Morrigan hatte. Obwohl sie noch in Rom sein musste, das ein oder andere Mal hatte man sie in der Stadt gesehen, aber ihrer habhaft werden konnte man bisher noch nicht.
    Man sagte Felix, dass man sie in der Subura vermutete, dass sie sich wohl dort versteckt halten würde. Aber das Gesindel, welches dort lebte hielt zusammen. Aus denen war nichts rauszubekommen. Inzwischen waren die claudischen Sklaven schon recht ratlos, wussten sie doch auch nicht was sie noch veranstalten sollten. Sie waren schließlich auch nur Sklaven und keine Menschenfänger...

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    Die Sklavin wirkte nun mehr als verschüchtert, denn zum einen hatte sie Angst das sie es jetzt abbekommen würde und zum anderen befürchtete sie das der Zorn des Claudier noch mehr wachsen würde, wenn sie ihm sagte das man Morrigan nun schon fast zwei Tage vermisste.
    „Dominus... nun ja … also sie verließ gestern in aller Frühe das Haus. Sie sagte dass sie einkaufen wolle.“ Und schon allein um allem vorzubeugen sprach sie weiter. „Es war alles normal Dominus, nichts hat darauf hingedeutet was sie vor hatte.“
    Morrigan war ja auch nicht so blöde gewesen, es irgendwem auf die Nase zu binden. Nein sie hatte sich ganz normal verhalten, das Essen vorbereitet, die Anweisungen für den Tag gegeben. Man hatte sie nicht vor dem Abend vermisst. Natürlich waren heute Morgen schon einige Sklaven unterwegs gewesen sie zu suchen... jedoch erfolglos. „In der Stadt haben wir schon nach ihr gesucht... auf den Märkten... Aber niemand hat sie gesehen.“ Die Sklavin nestelte immer noch nervös an ihrer Tunika, ihr Blick war starr auf den Boden gerichtet, sie getraute sich nicht den Claudier anzusehen.

    „Ja natürlich.“ antwortete sie und beeilte sich in Richtung der Liegen zu verschwinden. Dort angekommen, blieb ihr nun nichts anderes übrig als sich zu entkleiden. Nach dem dies erledigt war ging sie, dieses Mal jedoch nicht ganz so flott wieder in Richtung Wasser. Mit einem verlegenen Lächeln auf den Lippen blickte sie zu Varus und steckte erst mal vorsichtig einen Fuß in das Wasser nur um ihn gleich wieder heraus zu ziehen. „Es ist wirklich etwas kühl...“
    Die Prozedur wiederholte sie noch einige mal, ehe sie sich schließlich dazu aufraffen konnte die nötigen Schritte in das Wasser zu Varus zu machen um direkt vor ihm stehen zu bleiben.
    Fast schon könnte man ihren Blick nun als schüchtern bezeichnen, mit welchem sie ihn fragend ansah. Sie war wirklich unsicher. Immerhin konnte sie nicht schwimmen und Wasser war nicht unbedingt ihr Element.
    Sie erinnerte sich noch gut an ihren ersten Tag hier in Rom hatte sie doch damals wirklich gedacht, das Mansuri sie ertränken wollte. Den Luxus eines Bades kannte sie bis dato nicht. Ein Schmunzeln auf ihrem Gesicht löste den schüchternen Blick ab, als sie zurück dachte...

    Langsam nur ganz langsam drehte sie sich zu Varus. Ähm was hatte er … ach ja kalt? War das Wasser kalt? Morrigan hatte das gar nicht wirklich bemerkt. Also schnell noch mal die Hand reingesteckt und gefühlt. Nein so kalt war es nun auch wieder nicht. Natürlich war es nicht so angenehm warm wie ein Bad im Balneum mit gewärmten Wasser. Aber es war doch eine recht angenehme Abkühlung ob der doch recht schwülen Außentemperaturen. Aber kalt, vielleicht war das der Rettungsanker den sie gesucht hatte.
    Hampf nein war es wohl nicht. Unbeirrt sprach er weiter. Also wie sollte sie aus der Nummer raus kommen. Die Angst.. nein verdammt, auch das zerredete er ihr. Langsam gingen ihr die Ausreden aus. Also erhob sie sich und fing an eher unbeholfen an ihrer Tunika zu nesteln. Es musste so aussehen, alswürde sie sich in Zeitlupe bewegen. Auf jeden Fall erfand Morrigan gerade die Langsamkeit. Ein Geistesblitz- „Geh ruhig schon vor.“ sagte sie „Ich werde unmittelbar hinter dir sein.“ Ja so konnte es gehen. Also wurden ihre Bewegungen nun schneller...

    Zum Glück für Morrigan, war sie keine verwöhnte Stadtgöre, sondern in den Bergen groß geworden, dennoch nahm sie Varus Hand danken an und ließ sich von ihm den doch recht steilen Hang hinunter führen.
    Als sie nach einer gefühlten Ewigkeit endlich am Strand ankamen, stocke Morrigan der Atmen, nicht nur das es hier sehr privat war, nein es war für sie einfach überwältigend. Es war ein wunderbares Kleinod – dieser „Privatstrand“ von Varus.
    Langsam drehte sie sich, nachdem Varus sie losgelassen hatte, um ihre eigene Achse.
    „Dies ist wohl das was die Christen Paradies nennen!?“ sagte sie leise und ehrfurchtsvoll.
    Langsam fast schon ohne Varus zu beachten ging sie zum Rand des See, hockte sich hin um mit der Hand sachte durch das Wasser zu fahren. Sie tat dies ganz vorsichtig, ganz so als hätte sie Angst – nein nicht vor dem Wasser, sondern davor aus diesem wundervollen Traum in dem sie sich gerade befand zu erwachen.


    Dann bemerkte sie wie Varus sich entkleidete. Sie selbst jedoch machte keine Anstalten, denn es war ihr zu hell. Nein sie hatte keine Scham sich zu zeigen, wäre in ihrem Job wohl auch dämlich. Sie hatte es nur bisher vermieden, sich irgendwem bei Tageslicht zu zeigen und dies aus sehr gutem Grund. Wie sollte sie wohl Varus ihre Narben erklären – Lügen, ja es wären unweigerlich Lügen – und Morrigan verabscheute dies von ganzem Herzen. Sie hatte Varus schon so manches Mal ausweichend geantwortet. Einiges beschönigt oder weggelassen, ja man konnte e auch lügen nennen.
    Sie hatte ihm ja auch schlecht sagen können, das sie nur eine entlaufene Sklavin war, mochte er noch so ein Menschenfreund sein, im Grunde seines Herzens war er Römer und für die war Sklaverei nun mal das normalste der Welt.


    Fieberhaft überlegte Morrigan, also welche Geschichte sie ihm erzählen könnte, denn Fragen würden wohl unweigerlich folgen.
    Aber noch vermied sie es sich zu entkleiden, vielleicht konnte sie es ja noch etwas hinauszögern.


    Varus, der wusste das sie nicht schwimmen konnte, würde wohl ob des Zögerns von Morrigan denken müssen, dass sie Angst vor dem Wasser hätte.

    „Also, störst du ihre Ruhe ...“ sagte sie lachend. „... nun sie werden sicher froh sein, dass sie Hilfe bekommen.“ Sie blickte zu den Pflanzen und wieder zu Varus. „Meinst du deine Reben können dich für heute entbehren?“ fragte sie schließlich. „Ich würde gern zum See... und ein Bad könnte dir auch nicht schaden.“ sagte sie neckend zu ihm.

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    Die Sklavin, welche gerade im Begriff war den Raum zu verlassen, blieb wie vom Donner gerührt stehen. Nur ganz langsam drehte sie sich wieder zu Felix um. Fieberhaft grübelte sie, wie sie es dem Claudier beibringen sollte, was inzwischen jeder der Sklaven hier begriffen hatte. Zunächst hatten sie gedacht, die drei waren irgendwo versumpft oder ähnliches. Aber nachdem sie nun gar nicht mehr aufgetaucht waren...
    „Ähm... Dominus... also... Morrigan ging zum einkaufen, gestern...“ die Sklavin stammelte sich einen ab und zupfte nervös an ihrer Tunika. „Sie wird vermisst. Dominus.“
    Ja so konnte man es natürlich auch ausdrücken. Der Sklavin wollte auch einfach nicht das für sie undenkbare über die Lippen bringen, die Tatsache, das Morrigan sich aus dem Staub gemacht hatte....

    „Noch besser? Na dann werde ich mich wohl in Geduld üben müssen.“ erwiderte Morrigan lachend.
    „Ja natürlich habe ich alles bekommen, ein Bad – ein Zimmer – was zu essen.“ Es war ja auch nicht anders zu erwarten gewesen, denn Sklaven waren nun mal dazu da zu machen was ihnen gesagt wurde – die meisten zumindest. Morrigan schlug in dieser Beziehung ja etwas aus der Art ( Und Varus hatte ja keine Ahnung von ihrem wirklichen Stand).


    „Ich war auf dem Hügel und habe die Aussicht genossen, du hast hier wirklich ein wunderbares Plätzchen. Nur sag, was hast du mit den Männer gemacht? Also die die mir entgegen kamen – sie sahen nun ja nicht ganz so erfreut aus.“


    Morrigan konnte sich ob der Erscheinung von Varus schon denken, dass er die Männer ganz schön gescheucht hatte. Er selbst hatte sich wohl Kopfüber in die Arbeit gestürzt und nun mussten hier alle wohl oder übel mitziehen.

    Morrigan lächelte, ja er sah zwar aus wie ein Bauer, aber dennoch strahlte er so eine tiefe Zufriedenheit aus, das sie einfach nur lächeln konnte. Der Dreck, die Kratzer störten sie nicht im geringsten. Warum auch. Es war erfrischender ihn so zu sehen, als die geschniegelten, gestriegelten Bürger Roms.
    Sie hatte bisher kaum einen der besser betuchten Römer kennen gelernt, die sich selber die Hände schmutzig machten (Soldaten mal ausgenommen). Die konnten sich nicht mal selber waschen und anziehen. Morrigan hatte sie immer mit unselbständigen Kindern verglichen. Aber dieser hier war so gänzlich anders, er scheute die Arbeit nicht, nein scheinbar liebte er sie sogar, er war wirklich so völlig anders...


    Ihr nun helles lachen, schwang durch die Luft. „Nun dann, sind deine Trauben denn so süß wie meine?“ fragte sie ihn neckend, und griff an ihm vorbei um sich eine der Trauben zu stibitzen. Sie schob sie sich in langsam in den Mund. „Hmmmmmm.. ja ganz gut.“ war die freche Aussage.

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    Ich übergab den leblos scheinenden, blassen Körper an die Priester, sie würden sich um ihn kümmern, auf die Frage wer wir sind, lautete die Antwort. „Ich bin nur ein Träumer, dieser Mann hier braucht eure Hilfe und die der Götter.“ Noch bevor weitere Fragen gestellt werden könnte, verschwand ich in Richtung der Subura. Was mir blieb war die Hoffnung auf die Götter des Römers und darauf, das ich ihn eines Tages – Träumer unverbesserlicher Träumer...

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    Allein? Natürlich würde ich ihn nicht allein lassen. Sacht seinen Kopf streichelnd flüsterte ich leise. „Hab keine Angst, ich werde für dich da sein, dich nicht allein lassen... nicht verlassen.“ Ich konnte nichts mehr für ihn tun, er hatte sich entschieden, war vielleicht einmal zu oft enttäuscht worden in seinem Leben. Er hatte Unrecht, denn ich wusste sehr wohl, wann es besser war zu schweigen und dies war jetzt der Moment. Ich hätte ihm erzählen können, dass mir Macht und Ruhm egal waren, das es im Leben wichtigeres gab als das. Aber was würde es nützen? Nichts – also bliebe jene Worte ungesagt und ich nahm Serapio fest in meine Arme, wenigstens in diesem Moment sollte er sich geborgen, aufgehoben und geliebt fühlen. Er sollte nicht allein sein, nicht in diesem Moment, wo er sich anschickte diese Welt – mich – zu verlassen. Wie gern würde ich ihn aufhalten, wie gern würde ich ihm sagen, dass er dies nicht tun muss, dass es andere Wege gab. Aber ich lauschte nur stumm seinen Worten und streichelte dabei sanft über seinen Kopf. Seine Worte berührten mich tief im Inneren – Tränen liefen mir in kleinen Bächen über das Gesicht - ich beachtete sie nicht. Ich hatte nur Augen für ihn, wollte mir seine feinen Züge einprägen, wollte ihn in mein Gedächtnis brennen, so dass er auf dieser Welt nicht vergessen werden würde.
    Alles in mir schrie – Lass ihn nicht gehen! - doch ich tat nichts um es zu verhindern.
    Vorsichtig nahm ich ihm den leeren Becher aus der Hand, stelle ihn beiseite nur um Serapio dann noch fester in meine Arme zu schließen, ihm einen Kuss auf die Stirn zu hauchen.
    Ruhiger wurde sein Atmen er ging, war bereit zu gehen, das Leben wich aus seinem Körper.
    Still saß ich mit dem Sterbenden im Arm da, haderte mit seinen und mit meinen Göttern. Warum taten sie nichts? Warum halfen sie nicht. Warum ließen sie es zu?


    Leben? Es war noch Leben in seinem Körper? Der Körper wehrte sich und siegte über den Geist? Das Gebräu wurde wieder hinausbefördert. Ich hielt den krampfenden Körper, der nicht bereit war diese Welt zu verlassen, der nach dem Strohhalm griff, der versuchte sich gegen das nahenden Ende zu stemmen. Schnell befeuchtete ich das Tuch und kühlte Stirn und Nacken, bevor ich es ihm schließlich um den Nacken band.
    „Die Götter haben anders über dich entschieden.“ Hauchte ich ihm zu, bevor ich den Körper auf meine Arme nahm und zu dem mir einzig logisch erscheinenden Ort brachte.

    Sie grüßte die Männer zurückhaltend, aber nicht unfreundlich, fragte sich aber welche Laus denen wohl über die Leber gelaufen ist. Also sie dann einige Momente später Varus erblickte, lächelte sie. Man hatte ihr ja gesagt, das er harte Arbeit nicht scheute und hier wohl auch alle dazu aufforderte sich nicht zu schonen, die Männer waren also unglücklich darüber, dass Varus hier war und sie nicht in ihrem gewohnten Trott weiter machen konnten.


    Morrigan blieb eine Weile stehen und beobachtete Varus, wie er mit den Pflanzen umging, sie fast schon sanft berührte und leise mit ihnen sprach.


    Sie lächelte sanft, als sie näher trat, sich vergewissernd, dass sie allein waren. Als sie feststellte, das sie dies wirklich waren, trat sie so nah an ihn heran, dass er ihren Atem in seinen Nacken spüren musste. „Da kann man ja fast eifersüchtig werden, so liebevoll wie du mit den Stöcken umgehst... oder man würde sich wünsche ein prachtvoller Weinstock zu sein.“ flüsterte sie ihm zu.

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    Ich schaute ihn fast schon traurig an.
    „Ja ich bin kein Römer und ja ich nenne es feige. Seinem Leben ein Ende zu setzen ist doch wie eine Flucht, eine Flucht vor Problemen. Problemen denen man sich nicht zu stellen Willens ist. Ich könnte auch flüchten, mein Leben ist nicht das was ich mir erträumt habe, aber ich flüchte nicht, nein ich stelle mich dem Leben und versuche es besser zu machen. Ja vielleicht bin ich auch nur ein hoffnungsloser Träumer, aber ich habe wenigstens Träume die ich verfolge, die ich zu erreichen versuche. Ich flüchte nicht vor dem Leben.“
    Ich deutete auf den Becher in seiner Hand „Du willst flüchten? Dich in der Nacht davon stehlen? Dann tu was du tun musst, denn wer bin ich schon, dass ich dich davon abhalten könnte? Nur ein Niemand, dessen Worte nur Phrasen sind, der für dich nur ein Gesicht unter tausenden ist. Doch bevor du trinkst, überlege, was du alles zurücklassen würdest, welche Wunden du reißen würdest.“
    Es machte mich wirklich traurig, aber wenn er springen wollte, dann würde ich ihn nicht davon abhalten. Ich hatte ja schon vom ersten Moment an gewusst, das es mal wieder nur das Schicksal war, welches mir wie immer nur einen grausamen Streich spielte. Erst lenkte es meine Schritte zu eben jenen Mann um ihn mir dann sofort wieder zu entreißen.


    Helfen, ich ihm helfen? Wobei? Mein Blick wurde fragend. „Was kann ich für sich tun?“ Ich würde sogar alles tun, damit er nur bei mir bliebe, nicht unbedingt bei mir, aber hier in dieser Welt, hier wo die Hoffnung bestand, dass ich ihn wiedersehen konnte... „Sag mir wie ich dir helfen kann?“ Ich nahm sanft seine Hand und schaute ihm tief in die Augen.

    Wie lange sie schon hier saß wusste sie selbst nicht mehr zu sagen, die Aussicht hatte sie einfach in ihren Bann gezogen, wie ein Strudel, sie hatte sich fallen lassen und förmlich darin verloren.


    Erst die Stimmen holten sie aus ihrem Tagtraum und beförderten sie wieder in die Realität.


    Morrigan brauchte eine ganze Weile um sich klar zu werden wo sie überhaupt war. Langsam erhob sie sich, ein letzter Blick auf den so still ruhenden See, bevor sie sich mit einem fast schon traurigen Blick und einem Seufzen ab wand und langsam in Richtung der Stimmen ging.


    Wen sie da wohl entdecken würde? Schon war die Melancholie vergessen und die Neugierde in ihr hatte die Oberhand gewonnen.

    Aufmerksam hatte sie die Worte des Verwalters verfolgt.
    Morrigan hatte viel erfahren und was gesagt wurde deckte sich auch mit ihrem Eindruck, denn sie von Varus gewonnen hatte.
    „Ich danke dir für deine Auskünfte. Er ist hier also nicht anders als in Rom.“ Sie lächelte den Verwalter dankend an. „Er scheint wirklich ein durch und durch guter Mensch zu sein.“
    Sie hatte es wissen wollen, ob es vielleicht noch ein dunkle Seite gab, aber scheinbar war an dem Helvetier alles so wie es schien, weshalb sie sich nun nur noch mehr fragte, warum er keine Frau und Kinder hatte. Das Alter dazu hatte er alle Mal.
    Nicht das es sie stören würde, schließlich würde seine Besuche unregelmäßiger werden und solche Reise wie diese hier wohl gänzlich ins Wasser fallen. Denn so wie Morrigan ihn einschätzte würde Varus wohl nicht unbedingt aus politischem Kalkül heraus heiraten.


    Na dem sie fertig gegessen hatte ließ sie sich noch das Blaneum zeigen um die Spuren der Reise zu beseitigen, danach verabschiedet sie sich zu einem kleinen Spaziergang. Sie wollte sich etwas die nähere Umgebung anschauen.


    Ihre Schritte trugen sie zu dem von Varus erwähnten Hang, ja er hatte recht behalten, von hier hatte man einen phänomenalen Blich hinunter auf den See. Er glänze so wundervoll blau und das Sonnenlicht spiegelte sich auf seiner leicht welligen Oberfläche.
    Sie setzte sich nieder und genoss eben jene Anblick, der einen förmlich dazu einlug die Seele baumeln zu lassen.


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    „Oh macht euch wegen mir keine Umstände, ich nehme das was da ist. Schmorgericht hört sich gut an.“ sagte sie lächelnd. Gut das war noch einfach gewesen die zweite Frage war schon schwieriger. Wusste sie doch nicht, ob es Varus recht war, dass sie sagte was und wer sie ist.
    Andererseits waren das hier nur Sklaven und ihrem Dominus scheinbar treu ergeben, die bekamen ja sowie so alles mit. Morrigan kannte das ja, am besten wussten die Sklaven einer Familie Bescheid, sie kannten all die dunklen Geheimnisses eines Haushaltes.
    „Nun ich leite einen seiner Betriebe, der sich auf spezielle Dienstleistung versteht, diese will er ein paar Tage exklusiv in Anspruch nehmen.“ Ha Morrigan war mich sich selbst zufrieden, sie hatte eine doch recht nette Umschreibung für ihr Gewerbe gefunden. „Im gewissen Maße stehe ich also genau wie ihr in seinem Dienst.“ schob sie noch hinter her. Der Verwalter würde sich wohl nun denken können, was ihre „Aufgabe“ war.

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    Aufmerksam höre ich ihm zu, fahre dabei nachdenklich seine Konturen nach. Er wollte also von dieser Welt gehen, weil er hoffte einen Kameraden - einen Freund wieder zusehen?


    Den nun gut bestückten Weinkrug nahm ich ihm aus der Hand. „Du kannst es trinken wenn du willst. Ich werde dich nicht aufhalten. Aber ich möchte, dass du mich erst anhörst.“ Der Weinkrug wurde abgestellt und ich nahm seinen Kopf wieder in meine Hände. „Du glaubst also Zeit hat auf der anderen Seite eine Bedeutung? Meinst du nicht, das dein Leben hier ein Wimpernschlag im diesseits ist? Was ist wenn dein Lucullus dich fragt, warum du diese Welt so feige verlassen hast? Er starb im Kampf – ehrenhaft nennen es die Germanen – warum willst du nicht wenigstens versuchen ihm gleich zu tun? Du bist doch ein Soldat? Warum ziehst du nicht hinaus und kämpfst? Wenn du den Tod suchst, sollte doch gerade ein Angehöriger der Armee genug Chancen finden, sein Leben zu beenden – warum also so....?" Ich zeigte auf den gefüllten Krug. „... Es ist also ein Flucht, aber wovor fliehst du? Vor dem Leben? Hat dich der Mut verlassen, dein Leben zu leben? Du denkst du bist in einer ausweglosen Lage? - Nichts ist so ausweglos, dass man nicht gegen sein Schicksal ankämpfen könnte.“


    Ich beugte mich herab und küsste seine Lippen. Nein dieser Mann konnte nicht gehen, es war noch so viel Leben in ihm.
    Ich hob seinen Kopf, so dass ich ihm direkt in die Augen sehen konnte.
    „Die Wahrheit ist das Leben ist hart und gefährlich. Wer nach seinem eigenen Glück sucht, findet es nicht. Wer schwach ist muss leiden. Wer nach Liebe verlangt, wird enttäuscht werden. Wer gierig ist, wird nicht gefüttert werden. Wer nach Frieden strebt wird Streit finden. Wahrheit ist nur für Unerschrockene. Freude ist nur für den, der sich nicht fürchtet, allein zu sein. Liebe nur für den, der bereit ist sie zu geben. Komm zur Ruhe und ruhe in dir selbst. Deine Zeit, an dem du den Fluss überschreiten wirst, wird eines Tages kommen, aber noch ist sie nicht da. In dir ist noch zu viel Leben. Sag mir wie ich dir helfen kann, damit du es auch siehst, damit du siehst, dass das hier nicht die Lösung deiner Probleme ist.“

    Morrigan sah seinen traurigen Blick. „Du bist noch jung, ich sehe dich schon hier als Großvater mit deinen Enkeln rum toben und wie du ihnen den Weinbau erklärst.“ sagte sie deshalb aufmunternd zu Varus.


    Sie nickte, konnte sie doch verstehen, dass er gern erst mal nach dem rechten sehen wollten. „Ich werde mir dann erst das Haus zeigen lassen und vielleicht mache ich einen kleinen Spaziergang. Einer Schwimmstunde wäre ich wohl nicht abgeneigt....“ Morrigan lächelte. „.. wir sehen uns also später Helvetius Varus.“
    Sie nickte ihm zum Abschied zu und wand sich dann an den Sklaven, der ihr freundlicherweise das Gepäck abnahm und vorausging. Er zeigte ihr alles was sie sehen musste. Ihr Zimmer, das von Varus... und auch alle anderen Räume. Er fragte ob sie was essen und trinken wollte, als sie die bejahte ging er in die Culina und wollte alles holen.


    Er schaute einigermaßen verdutzt, als Morrigan hinter ihm die Küche betrat, alle freundlich begrüßte und wie selbstverständlich am Tisch Platz nah. „Schau nicht so entsetzt. Ihr müsst euch wegen mir keine Umstände machen. Ich kann genau so gut hier essen und außerdem isst es sich in Gesellschaft eindeutig besser.“ sagte sie lachend und deutete auf eine Stuhl am Tisch. „Erzählst du mir was über deinen Herren? Wie ist er so? Was macht er außer Wein anbauen?“ fragte sie schließlich um ein Gespräch in Gang zu bringen.

    Staunend und interessiert verfolgte sie die Ausführungen von Varus. So ein riesiges Haus und so wunderschön... nein so was hatte sie wirklich noch nicht gesehen.
    „Wie viele Menschen leben denn hier? Deine ganze Familie?“ Ja eigentlich wusste sie ja gar nichts von Varus, also sie wusste nur das, was sie in den Gassen Roms hat in Erfahrung bringen können. Zum Glück wurde genug getratscht, so dass sie sich ein ganz gutes Bild machen konnte. Verheiratet war der Helvetier nicht, aber warum hatte er dann so ein riesiges Haus? Hier gehörte doch eine ganze Kinderschar rein.
    Dem Sklaven, der zu Begrüßung kam, nickte sie freundlich zu, als sie einander vorgestellt wurden. Er würde keine Fragen stellen, Sklaven taten so was nicht... wusste sie ja aus eigener Erfahrung.
    „Oh keine Umstände wegen mir, frühes Aufstehen ist mir nicht fremd.“
    Sie wand sich dem Sklaven zu. „Portius, ich würde mich freuen, wenn du mir die Villa zeigen würdest, nicht das ich mich verlaufe.“
    Zu Varus sagte Morrigan. „Du hast sicher einiges zu tun? Aber wenn du zu deinem Wein gehst nimmst du mich mit, ja? Ich möchte doch eben jene Reben sehen, von denen du so liebevoll sprichst.“
    Ja sie wollte diese Pflanzen wirklich gern sehen, sie hatte noch nie jemanden so über Pflanzen reden hören wie Varus, er hatte sie neugierig gemacht.