Beiträge von Morrigan

    10 Aurei drang es in ihre Gedanken vor. Diese Worte waren es, die sie aus ihrem Traum zurück in dieses Realität holten. Um überhaupt einen klaren Gedanken fassen zu können, schloss sie die Augen für einen Moment und schüttelte den Kopf, damit sie wieder klar im Kopf wurde.
    Die Hitze hier, die stickige Luft, der Hunger, der Durst, all das zerrte an ihren Nerven.
    Sie schaute in die Richtung aus der der Ruf gekommen war. Ein großer muskulöser Mann war der Rufer, der sie aus ihrer Traumwelt zurückgeholt hatte.
    Immer noch war Gemurmel zu hören, Sie verstand nichts von alle dem, auch wenn sie das ein oder andere Wort inzwischen kannte, machte alle für sie keinen Sinn. Sie war in einer für sie völlig fremden Welt. Sie war hier falsch, dass mussten doch auch die Gaffer erkennen, dass sie hier nicht hergehörte. Das sie keine Sklavin war. Sklavin das Wort kannte sie nur der Bedeutung nach, sie hatte in ihrem Leben nie welche gesehen, erst seit man sie weggefangen hatte. Sie war unterwegs gewesen um nach den Herden ihres Vaters ausschau zu halten, als man sie niedergeschlagen und verschleppt hatte. Irgendwann fand sie sich in dem tross des Menschenhändlers wieder.
    Dies war doch alles noch gar nicht lange her, doch hatte sich ihr Leben seit dem entscheiden geändert.
    Ihr Blick hin immer noch an dem Mann. Am liebsten hätte sie ihn angebrüllt. Was er denn von ihr wollte, das er sich verziehen solle und sie einfach in ruhe gelassen werden wollte.
    ‘Ich bin keine Sklavin und werde auch nie eine sein' dachte sie trotzig und eben dieser Trotz war ihr deutlich anzusehen.

    Nahm denn dieser Albtraum gar kein Ende?
    Immer wieder drängten sich welche nach vorn, warfen ihr Blicke zu, die ganze Bandbreite war vergeben, von verachtend missbilligend, anzüglich, bis bemitleidend.
    Einige schienen sich schon in ihren Gedanken auszumalen, was man mit ihr machen konnte.
    Dies veranlasste sie nur noch mehr sich gegen diesen Umstand zu wehren. Vielleicht wenn sie sich besonders bockig anstellen würde, würde man sie nicht kaufen, und vielleicht wieder in die Heimat schicken?
    Ein sinnloser Gedanke, aber einer an dem sie sich aufrichten konnte, der ihr Hoffnung gab, denn ihre Kraft wich langsam aus ihren Muskeln, die Hände die sie hielten und immer fester zudrückten verursachten nur noch Schmerzen, aber diese konnte sie gut verdrängen.
    Wie oft war sie von einem der Wildpferde, die sie eingefangen und zugeritten hatte, abgeworfen oder gar getreten worden. Sie war immer wieder aufgestanden und hatte erst Ruhe gegeben, wenn das Pferd ihr gehorchte.
    Ihr Magen fing an zu knurren. Verdammt sie hätte das Essen heute Morgen nicht einfach so achtlos bei Seite stellen sollen, aber das was man ihr die ganze Zeit vorgesetzt hatte konnte man wahrlich nicht als angenehme Speise beschreiben. Wie oft hatte sie auf der Reise diesen komischen Fraß den man ihr vorsetzte wieder herausbefördert. Ihr Magen hatte sich nur langsam an das Zeug gewöhnt. Das Essen war wirklich nicht dazu gedacht gewesen, den Gaumen zu erfreuen, es sollte wohl nur dafür Sorgen, das die Sklaven nicht vom Fleisch fielen und somit der Gewinn für den, Menschenhändler geschmälert würde.
    Ein verachtungsvoller Blick traf den Sklavenhändler, der sie hier verschacherte, bevor sie wieder in die Menge blickte.
    Da stand ein junger Mann mit einem markanten Gesicht stand vor ihr und sah verträumt aus.
    Er war wohl wegen irgendetwas enttäuscht, drehte sich ruckartig um und verschwand wieder in der Masse.


    Ihr Blick hing ihm noch eine Weile nach, dabei wurde sie immer ruhiger, ihre Gedanken schweiften ab, sie sah ihre Heimat vor sich die Weiten des Hochplateaus in dem sie aufgewachsen war. Sie war weit weg in Gedanken, das Stimmengewirr verschwand und sie genoss die Ruhe, die Weite, die kühle klare Luft…

    Ihr Atem ging wieder ruhiger, sie hatte die Tränen erfolgreich runtergeschluckt.
    Um nichts in der Welt würde sie hier auch noch anfangen rumzuheulen.
    Es reichte schon aus, wie ein Stück Vieh vorgeführt zu werden. Aber sich in ihr schicksal ergeben, und rumheulen? Nein niemals.
    Benimm dich und reiß dich zusammen, sagte sie zu sich selbst.
    Als ihre Augen wieder offen waren funkelten sie wieder böse in die Menge.
    Ihr Kampfgeist war wieder erwacht, warum hoffen, das einem geholfen wird, sie musste selbst versuchen hier wieder rauszukommen.
    Erneut zappelte sie und wand sich um den Händen die sie hielten zu entkommen.

    Sie fixierte immer noch diesen unverschämten Kerl, der sich über sie lustig gemacht hatte.
    Plötzlich erschien jemand in ihrem Blickfeld. Es war der Kerl mit der Sackkatze, was auch immer das sein sollte. Sie fixierte ihn mit ihrem Blick und wünschte sich insgeheim, ihr Jagdmesser dabei zu haben, dann würden sie denen hier schon zeigen was sie von der ganzen Sache hier hielt. Das ganze erinnerte sie an einen Pferdemarkt, den sie mit ihrem Vater oft besucht hatte. Fehlt nur noch das jemand prüfen würde wie es um ihre Zähne bestellt war. Wer es wagen würde, würde eben diese zu spüren bekommen.
    Ihr Kopf schnellte herum zu einem weiteren jungen Mann, er rief 800.
    800 was? Dachte sie bei sich.
    Mit ihrer freien Hand rückte sie ihren inzwischen etwas verschlissenen schwarzen Dir, ein hemdartiges bodenlanges Kleid, zurecht.
    Sie wollte sich nur noch vor den Blicken schützen. Sie wollte weg hier.
    Unruhig, ging ihr Blick hin und her, sie suchte nach einem Ausweg. Zappelte und wehrte sich gegen den festen Griff der sie noch immer festhielt.
    Die anzüglichen Blicke aus der Menge versetzten sie immer mehr und mehr in Panik.
    Ihr Blick glitt immer wieder suchend über die Menge, irgendwo musste doch jemand sein, der sie aus diesem Albtraum herausholen konnte. Ihr Vater, seine Männer, sie konnten doch nicht weit sein, sie würden sie doch bestimmt suchen. Wo war er nur? Langsam begriff sie, das niemand da war der ihr zu Hilfe eilen würde.
    Sie schloss die Augenlieder um ihre aufsteigenden Tränen zu unterdrücken.

    Ihr Blick glitt über die Menge und blieb an dem hängen der etwas von einer Katze sagte und einem Sack faselte. Sie konnte sich kleinen Reim darauf machen. Ein weiterer blickte stumm und lies den Blick nicht von ihr. Sie fühlte sich unwohl, so zur Schau gestellt, Nichtmahl ihren Schleier hatte sie, hinter dem sie sich hätte verstecken können. Aber zeigen, das sie Angst hatte? Nein niemals! So erwiderte sie den Blick des Stummen trotzig und arrogant.
    Ein Jüngling hatte sich nach vor gedrängt, ihre Blicke folgten der Bewegung durch die Menge. Sie verstand zwar nicht was ersagte, außer Esel. Dem Ausdruck seiner Worte nach zu urteilen, machte er gerade eine spöttische Bemerkung.
    Sie hatte nie gelernt, ihr Temperament zu zügeln. Warum auch? Es war bisher nie von Nöten gewesen. Sie kochte vor Wut auf diesen jungen Kerl. Ihre guten Vorsätze, sich so ruhig und unauffällig wie möglich zu verhalten waren mit einem Mal dahin. Am liebsten wäre sie ihn angesprungen, um ihm zu zeigen, was sie davon hielt. Sie riss sich von einem der Handlanger los.
    Mit vor Zorn gerötetem Gesicht, stieß sie die wildesten Beschimpfungen, die sie in ihrer Muttersprache kannte, in die Richtung des Mannes aus.
    Hatten ihre Augen vorher noch wütend geschaut, so konnte man gerade froh sein, dass Blicke nicht töten konnten.

    Die Reise hierher war alles andere als angenehm gewesen, man hatte ihr ihren Schleier abgenommen, sie hatte sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, genützt hatte es nichts.
    Eingebrachte hatte ihr das ganze nur ein paar blaue Flecke, so zog sie es vor meist nur stumm dazusitzen, und aufmerksam der Sprache zu lauschen, in der man sich unterhielt. Zuerst hatte sie nichts verstanden, so langsam jedoch verstand sie ein paar Brocken. Aber sie zog es immer noch vor, alle in dem Glauben zu lassen, kein Wort zu verstehen, so hatte sie ihre Ruhe.


    Angekommen war man nun in einer riesigen Stadt, sie hatte so was vorher noch nie gesehen. Es war muffig für ihre Begriffe. Sie war es nicht gewohnt in einer Stadt zu sein, es roch nach allem Möglichen und sie konnte keinen der Gerüche einordnen.
    Mit einigen anderen Sklaven saß sie hinter einer Bühne, plötzlich wurde sie von zwei Handlangern gepackt und auf eine Art Bühne gebracht. Sie zappelte, und versuchte sich dagegen zuwehren. So schleifte man sie auf die Bühne.
    Trotzig hob sie ihren Kopf und schaute sie in die Menge. Ihre Augen glühten förmlich vor Wut.