Beiträge von Morrigan

    Morrigan hatte sich irgendwann vom Eingang verzogen, sie wollte sich nicht verabschieden, genaugenommen hasste sie Abschiede. Gerade jetzt wo so langsam alles zusammenwuchs, von die Sklaven sich langsam vertrauten, und Morrigan begonnen hatte die Claudia als ihre Familie ansah, riss irgend so ein dämlicher Befehl alles auseinander. Menecrates Legat? War der Mann nicht viel zu alt dafür und hatte er seinem Kaiser nicht schon oft und lang genug gedient, dass man ihm seinen Ruhestand missgönnte? Morrigan hatte inzwischen viel über die Römer gelernt, sie war sich sicher, dass Menecrates zu viel Einfluss gewonnen hatte und irgendwer Intrigen gesponnen hatte um den Dominus aus dem Weg zu haben.
    Und nur wegen solcher Ränkespielchen verlor sie nun ihre halbe Familie? Morrigan betrat wütende die Culina. Sie lief auf und ab, denn hier blitze und blinkte es mal wieder, sie konnte also nicht mal etwas tuen um sich abzulenken.
    >RUMS< Ein Tritt vor den Eimer der nun scheppernd durch die Culina flog. Morrigan verfolgten ihn mit ihren Augen
    „AHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHRG!“ Man die Welt konnte so ungerecht sein. Gerade jetzt, wo sie sich mit Linos einigermaßen verstand und sie Macros Vertrauen scheinbar gewinnen konnte. Die Jungs fehlten ihr jetzt schon. Die kleinen Zankereien mit Linos oder Wulfgar der große Germane aber Marco würde ihr wohl am meisten fehlen, er strahlte so eine herrliche Ruhe aus, etwas was sie gut gebrauchen konnte und vor allem hatte er sie und Mansuri beschützt. Morrigan hatte sich sicher gefühlt, wenn sie ihn in der Villa wusste und nun? Was sollte denn nun werden.
    Sie schimpfte und fluchte auf persisch vor sich hin.

    Morrigan schaute nicht auf, sie zitterte, wusste sie doch nicht was jetzt passierte und ob der Soldat seine Drohung wahr machen würde. Sie bekam zwar mit, dass er sich entfernte, sah aber nicht wohin er ging. Wie auch, sie blickte gerade auf ihre Fußspitze und versuchte sich zu beruhigen, was ihr nur mäßig gelang, dass Einzige was sie gerade so hinbekam, war, dass sie nur leise schluchzte.
    Als er ihr im Kommandoton befahl, dass sie ihm den Arm reichen sollte, tat sie zwar wie ihr geheißen, flüsterte aber leise. „Nicht mitnehmen, ich habe doch nichts getan. Bitte nicht mitnehmen.“ Sie war einfach zu verwirrt, es brauchte eine Weile bevor sie mitbekam und auch realisierte, dass er sie nur verbinden wollte. Sie sah auf und schaute den Soldaten an. Morrigan musste einen erbärmlichen Anblick bieten, die Augen total verheult, Tränen die ihr über das Gesicht liefen, zitternd wie Espenlaub. „Danke.“ Was sie jedoch völlig aus der Fassung brachte, war das er sich Gedanken um sie machte. Ihr hätte Schlimmeres passieren können? Ihr? War das nicht völlig egal? Der Mann hatte doch nichts von ihr gewollt sondern von Romana, sie hatte er scheinbar töten wollen.
    Romana!!!! Schlagartig fiel ihr ihre Domina wieder ein. Sie drehte sich zu ihrer Domina um, nur nebenher registrierte sie, dass sie der Ort wieder mit Menschen füllte, neugierig gafften sie, am liebsten hätte sie laut geschrien, dass es hier nicht zu sehen gab. Gaffen, tuschelnd, irgendwas murmelnd standen sie da und ergötzten sich an dem Schauspiel welches hier geboten wurde. Wie eine dumme Herde Schafe, dachte Morrigan bei sich.
    Sie blendete all das jetzt aus. Ihre Sorge galt Romana, man… sie musste sie hier wegbringen. Romana war zwar nicht die typisch zart besaitete Römerin, jedoch ging die Sache bestimmt auch nicht spurlos an ihr vorbei. Morrigan war an Romanas Seite und schaute zu der Claudia auf.
    „Domina?“ fragend schaute sie Romana an.

    Morrigan zog scharf Luft ein, als die Sprache auf eine Vergewaltigung kam. Sie konnte nur hoffe, das die Dominas dies überhört hatten. Immer noch stand sie mit dem Weinkrug da und versuchte sich so unauffällig wie möglich zu verhalten. Sie bemerkte, dass der Becher von Romana geleert war. Ein Schritt nach vorn. Leise fast könnte man es schon als lautlos bezeichnen fragte sie. „Domina darf ich nachschenken?“

    Unwirklich kam ihr die ganze Situation vor, es war als hätte jemand die Zeit verlangsamt. Nur gedämpft drangen die Stimmen zu ihr vor. Wie mechanisch nickte sie auf die Antwort und die Feststellung von Romana.
    Erst als Romana sich hoch rappelte und Morrigan sah, dass es ihr offensichtlich gut ging, fiel die Anspannung von ihr ab, sie hatte befürchtet, dass die Domina verletzt worden war. Schließlich hatte Morrigan nicht sehen können ob sie sich bei dem Sturz etwas getan hatte. Erst jetzt schaute Morrigan zu ihrem Arm. „Ja Domina.“ Antwortete sie nun doch noch auf die Feststellung von Romana, nicht, dass eine Antwort von Nöten gewesen wäre und jetzt wahrscheinlich auch völlig dämlich klang. Morrigan brauchte erst mal eine Weile sich zu sortieren. Nur langsam beruhigte sich ihre Atmung. Sie presste ihre linke Hand auf die Wunde. Jetzt wo die Anspannung von ihr abfiel, der Adrenalinspiegel im Blut sank, fing sie an zu zittern.
    „Domina geht es dir gut? Bist du verletzt?“ Ihre Lippen bebten. Dann setze Romana zu ihrer Erklärung an. Sie schien außer Atmen, dennoch schien sie, soweit Morrigan das beurteilen konnte, nicht verletzt.
    Sie wand sich dem Soldaten zu, der sie anfuhr. Morrigan verstand nicht warum er das tat. Sie hatte doch nichts getan, also getan schon, aber nichts Falsches. Oder? Er wollte sie mitnehmen zum Verhör? Aber warum? Morrigan sah hilfesuchend zu Romana, was schon eine kleine Sensation war, denn eigentlich wäre Romana ja die Letzte die sie um Hilfe bitte würde unter normalen Umständen, aber hier und jetzt war gerade nichts normal.
    Stotternd begann sie dem Soldaten zu antworteten.
    „Der Mann … der Alte… Geschichten von Jesus hat er erzählt. Domina Claudia Romana hat ihn abgehalten, weil er Lügen erzählt. Er … die Domina beleidigt und die Göttin Vesta…. Viele Menschen hier auf dem Markt, die dem Mann zugehört haben…sie wurden wütend auf die Domina…ein Mann groß … anderthalb Köpfe größer als ich hatte eine durchtrainierte Figur. Sein äußeres Erscheinungsbild war schlank, athletisch und seine Beine normal lang. Die Kopfform war leicht oval mit einem abgerundeten Kinn. Er hatte schwarze glatte Haare, die sich wegen eines Wirbels überwiegend nach rechts legten. Seine Augen waren braun und rundlich. Die Augenbrauen hatten die identische Farbe wie seine Haare und wuchsen über der Nase leicht zusammen. Er hatte eine normal proportionierte Nase, die vorne etwas spitz wird. Die Ohren waren groß und standen etwas vom Kopf ab. Seine Lippen waren klein und schmal. Er hatte eine einfach Tunika aus grauer Baumwolle an, sehr grob gewebter Stoff, ein Strick war darum gebunden. Er … hatte etwas Silbernes in der Hand und ging auf meine Domina los. Ich ging dazwischen der Gegenstand traf mich wohl offensichtlich am Arm, aufgrund der Verletzung würde ich denken, es war ein Messer.“
    Das Blut quoll immer noch aus der Wunde hervor und rann ihr inzwischen durch die Finger, auch wenn sie ihre Hand fest darauf presste, konnte dies die Blutung nicht stoppen. Während ihrer Erzählung durchlebte sie die ganze Geschichte noch einmal, erst jetzt begriff sie, dass viel Schlimmeres hätte passieren können, das der Angreifer Romana hätte gar töten können. Tränen stiegen ihr in die Augen und sie sah zu Boden. „Domina ich möchte nach Hause.“ Flüsterte Morrigan. Und sie meinte damit tatsächlich die Villa. Sie wollte weg hier, weg von diesem Ort.


    Edit: Konrad Duden hatte noch ein paar Verbesserungsvorschläge

    Morrigan wartete bis Antoninus sich auch angekleidet hatte, dann gingen sie gemeinsam aus der Villa, kurz vorm verlassen durch den Seiteneingang drehte sie sich um und kuschelte sich an seine Brust, ihre Arme schlagen sich um ihn.
    „Wann sehen wir uns wieder? Übst du noch mit Mansuri? Kommst du noch ab und an in die Villa?“
    Morrigan hatte ihn lange nicht mehr gesehen in der Villa, sie hatte aber auch viel mit den Spielen zu tun, so dass sie sich nicht sicher war ob er noch des Öfteren in der Villa war und mit Mansuri trainierte.

    Bevor Romana überhaupt auf Morrigan antworten konnte, stand ein Rudel Soldaten da, wo die plötzlich hergekommen waren, war Morrigan schleierhaft.
    Die Menge hatte sich aufgelöst, was aber nicht hieß, dass jetzt hier Ruhe herrschte nein die wurde jäh unterbrochen durch das Auftauchen der Soldaten. Alle hatten ihr Gladius in der Hand, dass machte schon Eindruck auf Morrigan.
    Sie schaute verdutzt von einem zum nächsten und zum nächsten. Zwei von ihnen hielten den Alten nun fest. Gut der war also erst mal handlungsunfähig.
    Morrigan schaute den Typen an, der sie gefragt hatte warum sie blutet, ihr lag schon eine Antwort auf der Zunge, jedoch verkniff sie sich jeden Kommentar und schaute zu Romana. Auch wenn sie normalerweise nicht gerade die Zurückhaltung in Person war, erschien es Morrigan falsch jetzt hier irgendetwas zu sagen, bevor Romana die Situation aufgeklärt hat. Und bevor sie jetzt was Falsches tat, tat sie lieber gar nichts, außer dumm aus der Wäsche gucken. Frei nach dem Motto, wer nichts tut macht nichts verkehrt.

    Morrigan nickte nur, als sie die Worte von Mansuri vernahm, als sie Marco durch den Ausgang gehen sah, schimmerte es verdächtig in ihren Augen.
    „Er wird mir fehlen. Ich mag ihn. Und Linos… Wulfgar…. Ach man es wird verdammt ruhig hier werden.“ Morrigan drehte sich lieber weg und suchte sich einen stillen Winkel. Sie hockte sich an die Wand, zog ihre Beine dicht an den Körper und umschlag diese mit ihren Armen. Irgendwie fühlte sie sich gerade wie vergessen, wie zurück gelassen. Immerhin war das doch hier ihre Familie, die man gerade auseinanderriss.

    Morrigan schaute Marco an, sie mochte den Hünen, er war für sie wie der große Bruder, den sie so gern gehabt hätte. Sie legte ihren Fingen an ihre Lippen und schüttelte den Kopf. Nein er musste ihr wahrlich nicht danken. Er hatte so viel für sie und Mansuri getan, wahrscheinlich mehr, als er selbst wusste. Er war damals in der besagten Nacht in der Villa zur Stelle gewesen um ihnen zu helfen, und heute, hatte er Keywan von dieser Welt gefegt. Morrigan würde ihm ewig dafür dankbar sein. Sie war froh ihn hier in der Villa zu wissen. Das sich dies bald ändern würde konnte sie ja jetzt noch nicht ahnen….
    „Wenn du mal wieder eine Massage brauchst, dann sag es mir ja?“ flüsterte sie und zwinkerte ihm zu.

    Über ihr Gesicht huschte ein Lächeln. „Antoninus, du weißt ich liebe die Gefahr. Ich habe in der Arena gekämpft, ich schleiche mich Nachts aus der Villa um mich mit dir zu treffen, allein dass wir uns treffen ist schon gefährlich genug. Meinst du wirklich, die Gefahr würde mich abschrecken etwas zu tun was ich will?“
    Sie kuschelte sich wieder an ihn. „Ich weiß du denkst anders, du stehst für Rom, für die Römer, du verteidigst ihre Werte. Du wärst ein schlechter Soldat wenn du es nicht tun würdest.“
    Morrigans Blick fiel nach draußen. Sie fuhr erschrocken hoch. Draußen kündigte sich mit einem zarten Schimmer am Himmel bereits der Morgen an. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie die Zeit verflogen war. Sie hatte die Zeit vollkommen vergessen. Morrigan wurde hektisch, sie fischte nach ihrer Tunika, war sie sich über.
    Mit einem erschrockenen Blick schaute sie zu Antoninus. „Es wird schon Morgen, ich muss… sonst bemerkt man mein Verschwinden doch noch."

    Das Beladen war fertig, Mansuri und Morrigan standen am Eingang. Morrigan sah einen weiteren Claudier auftauchen. Sie stubbste Mansuri an.
    „Du sag mal aus welchen Löchern kommen die alle gekrochen? Lepidus, seit Wochen nicht gesehen und nun der? Die riechen wohl Lunte, jetzt wo Menecrates geht. Mal schauen, wer Oberhand behält und die Macht hier an sich reißt. Wollen wir wetten, wer es wird?“

    Morrigan genoss es, so friedlich, so vertraut mit ihm hier zu liegen, sie genoss die sachten Streicheleinheiten. Welcher Frau gefiel das auch nicht. Ein Mann der sich nicht einfach umdrehte und vor sich hin schnarchte, nachdem er bekommen hatte was er wollte. :D
    „Ja wollte ich, ich wollte nicht hier sein, ich wollte nur weg, aus dieser elenden Stadt. Und nach Romanas Behandlung mit der Peitsche, da erst recht.“ Sie drehte sich in seinen Armen um. „Antoninus, du bist doch auch von zu Hause weggelaufen, weil du etwas gänzlich anderes tuen wolltest. Mir geht es ähnlich. Nur wurde ich nicht gefragt, als man mich weggefangen hat in meiner Heimat. Ich bin frei aufgewachsen. Ich weiß wie es ist frei zu sein, Heer über sich selbst. Meinst du dass man das ablegen kann?“
    Morrigan strich im zärtlich über die Wange. „Weißt du auch wenn die Römer immer so tuen als wären wir nur laufende sprechende Gegenstände, so haben wir doch Gefühle, unsere eigene Meinung unsere Träume und Wünsche. Manchmal frage ich mich, ob wir nicht sogar den Römern überlegen sind. Viele von uns sprechen und schreiben in mehreren Sprachen, weil die Römer ja nur ihr Latein kennen. Wir lernen es, lernen es zu sprechen, zu lesen und zu schreiben. Lernen die römische Kultur mit allem was dazu gehört. So erweitern wir unseren Horizont. Die Römer jedoch sehen sich als das Einzig wahre an und verschließen ihren Geist vor dem Fremden, dem was sie nicht kennen, sie wollen nur beherrschen und niedermachen was sie nicht kennen, es unterdrücken. Ist das nicht eine eher beschränkte Sichtweise auf die Welt und die Menschen, die Vielfalt die in jener lebt?“
    Morrigan gab ihm einen zärtlichen Kuss. „Irgendwann wird es so sein, dass wir uns nicht mehr verstecken müssen, das wir beide frei sind in dem was wir tun. Irgendwann….“

    Morrigan kuschelte sich in seinen Arm, vertrauensvoll schmiegte sie sich an ihn. Irgendwie gefiel ihr das, sie fühlte sich hier bei ihm so unglaublich frei und dennoch behütet und beschützt. Sie mochte dieses Gefühl. „Ja das wäre schön, so unglaublich schön. Ich würde auch ohne Fesseln bei dir bleiben. Du bist doch der Grund warum ich noch hier bin … und nicht schön längst mein Glück in der Flucht versucht habe.“ Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter. Einfach nur mit ihm hier liegen und reden, wie schön das doch war. Sie hatte gerade nicht da Gefühl, unfreiwillig in Rom zu sein. Die Sklaverei, die Claudier die war alles gerade so unglaublich weit weg…
    „Weißt du einfach hier mit dir zu sein, gibt mir einen Schein von Normalität in meinem Leben. Ich liebe dich Lucius Iulius Antoninus.“ Flüsterte sie.

    Morrigan nahm lächelnd zur Kenntnis, dass Marco bereits lag. Sie hatte noch eine Decke mitgebracht, die sie ihn nun über die Beine legte, eingehüllt bis knapp über den Po lag er auf der Liege. Morrigan nahm sich das Öl und goss es sich in die Handfläche, sie rieb ihre Hände aneinander um das Öl anzuwärmen.
    „Ich fange bei deinen Schultern und Armen an, dann kommt der Rücken.“ Vorsichtig verrieb sie das Öl auf Macros Haut. Sie konnte deutlich die kleinen Knötchen der Verspannung seiner Muskeln spüren. Sie kümmerte sich um jeden dieser Knötchen, bis sie spürte wie sie sich nach und nach auflösten. Im Nacken, an den Schulterblättern weiter über die Wirbelsäule, die seitliche Rückenmuskulatur, sie ließ nichts aus. Sie spürte, wie Marco sich entspannte. Sie gönnte es ihm, so konnte er das Geschehen heute vergessen. Morrigan hatte deutlich in seinen Augen gesehen wie es ihn mitgenommen hatte. Sie deckte seien Rücken mit der Decke zu, damit er nicht auskühlte.
    „Nun die Beine.“ Sie setzte ihr Tun bei den Beinen fort. Von den Füssen bis zum Oberschenkel erst das eine dann das andere. Erst als auch hier alle Verspannungen beseitig waren, deckte sie seine Beine wieder zu. Sie ging an das Kopfende und streich Marco ein paar Haare aus der Stirn.
    Sie beugte sich vor und gab ihm einen zarten Kuss auf die Stirn.
    „Ruh dich noch etwas aus.“ Leise entfernte sie sich. Kurz bevor sie das Belneum verlies drehte sie sich nochmal um. „Und Marco. Danke.“

    Er log, sie konnte es ihm deutlich ansehen. Morrigan hatte inzwischen viel gelernt, auch das man es hier in Rom mit der Treue eh nicht so genau nahm, es wurde gelogen, betrogen, intrigiert, so wie es für einen selbst gerade zum Vorteil gereichte.
    Morrigan wollte eigentlich nicht näher auf das Thema eingehen, aber sie wollte ihm etwas klar machen. Sie richtete sich auf und schaute ihn an. Ihre dunklen Augen lagen auf ihn, sie sprach leise jedoch eindringlich.
    „Antoninus, du musst nicht wegen mir auf andere Frauen verzichten. Was ist, wenn Lepidus mich mal länger nicht fort lässt oder ich mich mal nicht wegschleichen kann, oder du eben wo anders bist. Nein ich will das du wegen mir denkst du musst dich zurückhalten. Ich weiß, dass es andere gab und auch andere geben wird. Versprich mir nur eins. Ja!? Wenn du …. also wenn ich … ich meine wenn du mal das Interesse an mir verloren hast, dann sag es mir. Bitte versprich mir das.“
    Morrigan sah ihn an. Sie verschwieg ihm, dass ihr Treue eigentlich wichtig war und es zumindest in ihrem Leben keinen anderen Mann geben würde, mag da kommen was wollte und wenn man sie dafür auspeitschen oder sie umbringen würde. Für sie wäre das nicht richtig, wenn sie sich mehreren Männern hingeben würde.
    Sie wusste aber auch, er war Römer und die sahen das eben nicht so eng, deswegen wollte sie nur, dass er es ihr versprach. Sie wollte nicht irgendwann sitzen auf Nachricht oder ein Zeichen warten und es kam nichts, will er sie vergessen hatte.
    Sie wirkte gefasst und ernst als sie auf seine Antwort wartete.

    Morrigan beaufsichtigte das Verpacken, Stapeln und anschließende Verladen der Sachen. Sie achtete auch darauf, dass der Eingang in der Hektik nicht vollgestellt wurde. Stand doch mal eine Kiste im Weg, zottelte und zerrte sie diese an einen anderen Platz.
    Scheinbar hatte der Sklave, den sie zu Lepidus geschickt hatte um ihn zu informiere, diesen gefunden. Gut so konnten sie die beiden verabschieden. Wulfgar wurden Menecrates geschenkt? Oh welch eine nette Geste. Nun Wulfgar würde es in seiner Heimat sicher gefallen.
    Kurz bevor Macro die Villa verlassen hatte, hatte Morrigan ihn zurückgehalten, ihn einfach in den Arm genommen und gedrückt. Marco war in ihren Augen so was wie ein großer Bruder. Sie fand es gar nicht gut, dass sie ihn jetzt eine Weile oder vielleicht sogar gar nicht mehr sehen sollte.
    „Ich wünsche dir alles Gute in Germanien.“ Sagte sie hastig, bevor sie weiter wuselte.
    Linos, da war ja noch etwas, er stand die ganze Zeit etwas abseits. Morrigan ging zu ihm, drückte auch ihn und schon ihn einen kleinen Kuchen unter die Tunika.
    Sie zwinkerte ihm zu, als er zu Menecraes gerufen wurde.
    Morrigans Blick fiel auf Mansur, die am Eingang des Atriums stand. Sie stellte sich dazu.
    „Nun wird es wohl etwas ruhiger in der Villa. Haben wir mehr Zeit für uns, wo du weniger Mäuler zu stopfen hast.“

    Natürlich bekam er den erwarteten Knuffer. Als ob Morrigan so einen Kommentar unbeantwortet lassen würden. „Ich habe nur daran gedacht, dass ich früher die Jungs eher mit meinen Fäusten massiert habe.“ Morrigan lachte vergnügt auf, denn sein Gesichtsausdruck war gerade einfach zum Lachen. Morrigan fuhr seine Gesichtszüge nach. „So du wirst also aller paar Monate verlegt? Heißt das du musst bald wieder weg?“ Morrigan versuchte nicht traurig auszusehen. „Und wenn du in Misenum mit deinen Kameraden feiern gehst…. Gibt es da Frauen? Gibt es jemand der in Misenum auf dich wartet? Du bist doch bestimmt begehrt bei den Frauen.“ Morrigan könnte es sich zumindest nicht vorstellen, dass er es nicht war. Er hatte bestimmt viele, auch wenn sie eigentlich nicht darüber nachdenken wollte, sie wollte es wissen.

    Morrigan lächelte, scheinbar genoss er die Massage, deswegen flüsterte sie auch weiter. „Ich spüle die Seife jetzt ab. Schließ deine Augen, damit nichts hineinläuft.“ Mit ihren Händen bildeten sie ein Art Schöpfkelle und lies langsam klares Wasser über seinem Kopf laufen, immer und immer wieder wiederholte sie das, bis der letzte Seifenrest aus ihnen heraus war. Sie strich danach sanft seine Haare nach hinten. „Macro ich zieh mir nur kurze eine trockene Tunika an, wenn du dich in der Zeit auf die Liege legen würdest? Dann Öle ich dir deinen Rücken noch ein.“
    Mit langsamen Bewegungen verließ sie das Becken. Ihre völlig durchnässte Tunika frang sie am Rand aus und verließ kurz das Balneum, um sich umzuziehen.
    Nach nur kurzer Zeit kam sie zurück um wie versprochen Marco noch einzuölen.

    Morrigan schaute ihm hinter her erst in die eine, dann in die andere Richtung. Args wie sie das hasste, konnten die nicht einfach mal stillstehen? Nein immer mussten sie umherlaufen.
    Morrigan kam sie vor wie eine kleine Katze, die ihr Spielzeug versuchte im Auge zu behalten. Gut das Lepidus wenigstens nur hin und herlief und nicht auch noch um sie herum, denn dann würde sie entweder einen Drehrumbum bekommen oder sich den Hals verrenken, sie wollte weder das eine noch das andere.
    „Dominus, ich kann schreiben.“ Protestierte sie. „Nur eben auf Persisch, in einer Schrift, die du nicht lesen kannst. Aber natürlich lerne ich es auf Latein wenn du es wünschst.“
    Morrigan schaute Lepidus völlig verständnislos an, ihr lag durchaus eine schnippische Antwort auf den Lippen, denn wenn ihr Käufer sich auch nur etwas dafür interessiert hätte, wie sie sich in den Haushalt eingefügt hatte, wüsste er, dass es wohl am Anfang den ein oder anderen Ärger gegeben hatte, Morrigan sich aber soweit es ging zurück nahm um nicht anzuecken.
    Ihre Antwort lautete stattdessen. „Ich denke dass sollte ich hinbekommen. Kann ich sonst noch irgendetwas tun, Dominus?“
    Morrigan schaute ihn an, die Frage war so dahin gestellt, eigentlich hoffte sie, dass er sie nun wieder wegschicken würde. Sie fühlte sich einfach nicht wohl in ihrer Haut und wusste früher oder später würde sie sicher anecken mit ihrer Art, sich eine bestimmt Zeit zusammenreißen ging wohl, aber Morrigan wollte es einfach nicht drauf ankommen lassen, und lieber wieder verduften, dahin wo weit und breit keiner der Herrschaften war.

    Morrigan lachte vergnügt auf, als er nach ihrer Nase schnappte. Nur zu gern, lies sie sich von ihm zu sich ziehen und erwiderte seien Kuss sanft und zärtlich.
    „Es freut mich, dass es dir gefallen hat.“ Hauchte sie an seinen Lippen. „Meine Mutter hat es mich gelehrt. Sie meine eine Frau bei uns muss wissen, wie man massiert.“ Das sie ihrer Mutter damals fast einen Vogel gezeigt hätte ließ sie jetzt mal lieber unerwähnt. Sie hatte sich nie vorstellen können, dass es jemals einen Mann geben würde, den sie so nah sein wollte. Sie hatte bis vor ein paar Wochen daran geglaubt, dass es nie einen Mann geben würde, dem sie nah sein wollte. Sie erinnerte sich noch zu gut an ihre erste Begegnung mit Antoninus. Damals, als Menecrates diese komische Übung mit allen gemacht hatte. Antoninus hatte sie einfach ungefragt angefasst und sie hatte es entsprecht quittiert. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht als sie daran dachte. Vielleicht war es seine Reaktion darauf gewesen, die sie hatte umdenken lasse. Bis dahin, hatte niemand es je gewagt sich ihr zu näher…. außer einmal aber daran wollte sie jetzt nicht denken und wenn ihr jemand zu nah gekommen war, gab es was auf die Finger von Morrigan oder schlimmeres. So mancher junge Mann war damals mit einem blauen Auge nach Hause gegangen. Angst vor Vergeltung musste sie ja nicht haben, denn wer wollte schon zu Hause erzählen von einem Mädchen verdroschen worden zu sein.
    „Erzähl mir etwas von deinem Alltag. Ich möchte gern wissen, was du so machst. Erzähl mir was von dem Leben. Erzähl mir was man in Rom so macht, wenn man kein Sklave ist.“ Sagte sie urplötzlich.



    Sim-Off:

    :D ich wollte eh nur reden :D aber der Wunsch einer Göttin ist mir natürlich Befehl ;)

    Der Händler wuselte geschäftstüchtig jedoch nicht aufdringlich hin und her. Die Figuren schienen dem Geschmack der Frau zu treffen, was ihm ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Gerade über legte er sich was er dafür verlangen könnte ohne die Kundin zu verschrecken und gleichzeitig ein gutes Geschäft zu machen.
    Sie würde sicherlich mit ihm handeln, also durfte er den Preis nicht zu niedrig ansetzen, aber auch nicht zu hoch, damit sie ihn nicht für einen Halsabschneider hielt. Es war ein sehr zweischneidiges Schwert. Gerade als er sich entschieden hatte, welchen Preis er für die Figuren verlangen wollte, entschuldigte sich seine Kundin.
    „Natürlich Domina, lasse dir so viel Zeit wie du brauchst. Ich werde hier sein.“
    Ja es war eine selten dämliche Floskel, wo sollte er denn auch so hin, mit einem verlegenen Lachen versuchte er seine lapidare Aussage wegzuwischen.



    Morrigan fuhr herum, als sie die Stimme Romans vernahm. ‚Ein Christ nehmt ihn fest!‘ Schallte es ihr in den Ohren, bevor sie sah, wie Romana sich in ihrer unnachgiebigen, gewohnt arroganten Art und Weise einen Weg durch die Menschen bahnte hin zu dem alten Mann. Der Alte Mann hing fast schon hilflos am Arm der Claudia, zu geschockt um überhaupt etwas zu tun oder zu sagen.


    Morrigan war wie erstarrt, erst das Kommando Romanas brachte Leben in ihren Körper, rasch war sie mit zwei flinken Schritten bei der Claudia. „Domina.“ Lautete die knappe Antwort, ihre Augen lagen auf dem alten Mann, der an Romanas Arm hing.


    Er hatte wohl verstanden, was ihm nun bevorstand und versuchte sich aus dem festen Griff zu lösen.
    „Du betest die falschen Götter an, du bist die Dienerin einer Götze.“ Zischte der Alte Romana zu.


    Morrigan blieb fast die Spucke weg, aber eben nur fast, denn das gehörte, die Predigt des Mannes und seine Aussage jetzt verwirrte sie so sehr, dass sie vergaß, das sie jetzt vielleicht besser die Klappe halten sollte.


    „Domina? Warum sagt er so etwas? Warum verbreitet er solche Lügen?“


    Morrigan lernte gerade von Mansuri, die Götter der Römer und Mansuri vertraute sie, sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihre Freundin ihr etwas falsches erzählte, also musste dieser Mann hier lügen.
    „Warum, sagt er Vesta ist eine Götze? Sie ist doch eine Göttin.“


    Mit großen, fragenden Augen sah sie die Domina an, nicht ohne den alten Mann vorher einen verachtenden Blick für seine Lügen zuzuwerfen.


    Bevor Romana antworten konnte, erregte ein Gemurmel in ihrem Rücken Morrigans Aufmerksamkeit, die Menschen, die eben noch dem alten Mann gelauscht hatten, allesamt waren einfach gekleidet, also waren sie wohl Sklaven oder einfach arme Bürger Roms, erregten sich über den Auftritt der Claudia. Einige Stimmen wurden lauter.


    „Soll sie sich doch wegscheren.“
    „Der Teufel soll sie holen.“
    „Gott wird sie für ihre Taten strafen“


    Ja so ein Geschwätz fiel bei den armen ungebildeten wohl immer auf offenen Ohren, dass Versprechen von einem Paradies nach dem Tod, konnte wohl so machen locken, wenn man schon im Leben nichts erreicht, wollte man wohl wenigstens nach dem Tod in Saus und Braus leben.
    Es baute sich eine bedrohliche Stimmung auf, die Menge wurde immer lauter und aggressiver.
    Morrigan drehte sich von der Domina weg und beobachtete die Menge, es war ihr nicht geheuer, was hier gerade passierte. Es war förmlich ein Knistern in der Luft zu spüren. Die Drohung der Claudia verpuffte scheinbar an ihnen, keiner bewegte sich weg, im Gegenteil sie kamen wieder dichter.


    Morrigan sah nur plötzlich etwas Silberfarbenes aufblinken. Ein junger recht kräftiger Mann bewegte sich recht flink und er bewegte sich auf die Claudia zu. Geschmeidige waren seine Bewegungen, scheinbar war er mal ein Kämpfer gewesen, seine Kleidung deutete darauf hin, dass er ein Sklave war, jedoch war sie nicht so fein wie die Kleidung der claudischen Sklaven, also wird wohl sein Herr über weniger Barmittel verfügen.


    Plötzlich schoss der Mann nach vorn, wieder blickte der silberne Gegenstand in seiner Hand auf.
    ‚Ein Messer!‘ durchfuhr es Morrigan.


    „NEIN!“ Schrie sie auf.


    Mit einem Satz war sie bei der Domina und brachte sich zwischen die Domina und den Angreifer. Es blieb natürlich nicht aus, dass sie dabei Romana wohl recht kräftig berührte. Jedoch konnte sie jetzt nicht darauf achten, ob die Domina ihr Gleichgewicht noch halten konnte. Morrigan verspürte einen Schmerz in ihrem rechten Arm. Den jungen Mann hatte sie mit zu Boden gerissen, doch war er schneller auf den Beinen als sie selbst.


    Plötzlich kam wieder Bewegung in die Menge und sie stoben in alle Richtungen auseinander. In dem ganzen Durcheinander welches gerade entstand, verlor Morrigan den Angreifer aus den Augen, es wäre unmöglich ihn zu verfolgen und wohl auch unklug.
    Etwas Warmes, Flüssiges lief ihr über den Arm, aber sie achtete nicht darauf, ihre Sorge galt Romana.


    „Domina? Geht es dir gut?“
    Fragte sie, als sie sich wieder zu Romana umdrehte.