Beiträge von Chiomara Minor

    Auf dem Weg von den Stallungen hierher suchte sie schon alle anliegenden Gassen ab, aber nichts. Wirklich Hoffnung, hier in der Villa Hinweise zu bekommen, hatte sie auch nicht. Und wenn ihn niemand gesehen hatte, wie sollte sie dann sein Verschwinden erklären, ohne, dass er Ärger bekam. Ausweglos. Gut, wenn Aretas sie besuchen hätte wollen, dann wäre er bestimmt beim Seiteneingang gewesen. Zumindest dachte sie das, beim Haupteingang hätte man ihn sicher nicht hereingelassen. Neugierig sah sie sich um, ob sich irgendwo einer der Sklaven herumtrieb. Irgendjemand musste schließlich hier sein, sonst könnte ja jeder ungehindert die Villa betreten.

    Na toll, wie sollte sie ihn denn bitteschön finden. Herausgeputzt, aber zu ihr wollte er doch sicher nicht. Wohin denn dann? Dafür kannte sie ihn noch zu wenig. Eine der Tavernen? Da konnte sie alleine nicht hin. Seufzend dankte sie dem Alten und blieb unschlüssig vor den Stallungen stehen. Das war aussichtslos, er konnte überall sein. Aber zwei lange Tage... Wenn er doch zu ihr unterwegs war? Vielleicht sollte sie zuhause mit der Suche anfangen. Genau, das würde sie tun. Sie betete, dass er wenigstens nach ihr gefragt hatte.

    Chio erschrak im ersten Moment, als der Alte wie aus dem Nichts auftauchte und sie ansprach. Und was faselte er da von zwei Tagen nicht rausgelassen und im Griff haben? Das musste sie erst einmal sortieren. "Aretas? Nein, er ist nicht bei mir, ich wollte eigentlich zu ihm." So langsam verstand sie, was der Alte ihr sagen wollte. Aretas war also abends gegangen und nicht wiedergekommen. Vor zwei Tagen. Chio wußte nicht, was sie denken sollte. Ein Stich mitten ins Herz. Wenn er doch weggelaufen war? Aber er hatte es ihr doch versprochen...


    Verzweifelt lehnte sie sich an die Box. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Ihm könnte etwas zugestoßen sein, vielleicht lag er verletzt in irgendeiner Gasse. Oder die Subura, da traf sie ihn auch schon einmal. War er womöglich bei einer dieser... Chio schluckte. Nein, das Naheliegendste war wirklich, dass er gegangen war. Enttäuscht kämpfte sie mit den Tränen, da stupste Aisha sie an. Er wäre wirklich ein Dummkopf, wenn er weggelaufen wäre. "Er ist weg." Chio wollte schon gehen, da bekam sie noch einen Stupser, diesmal fester. Fragend drehte sie sich um. "Was denn? Ich kann doch auch nichts dafür. Und Äpfel habe ich auch keine mehr." So langsam wurde sie wütend. Nicht nur auf Aisha, auch auf Aretas. Einfach wegzulaufen, ohne ihr etwas zu sagen.


    Chio drehte sich um und ging. Am Tor blieb sie stehen. Der Armreif... sein Versprechen... das passte einfach nicht. Aber wie konnte sie sicher sein? Grübelnd sah sie zurück in den Stall. Seine Sachen, schoß es ihr durch den Kopf. Wenn er weg war, waren sie es sicher auch. Eilig ging sie zu der Box, in der der Alte zugange war. "Seine Sachen, sind die noch da, oder hat er die mitgenommen?"

    Drei Tage später, drei quälende Tage später, kam sie wieder in den Stall. Nun spürte auch sie deutlich, welche Nachteile das Sklavenleben für sie hatte. Aber sie war froh, endlich frei zu haben, Aretas wiedersehen zu können. Vor dem Tor zum Stall blieb sie allerdings stehen. Ein mulmiges Gefühl nach dem Erlebnis, als sie das erste mal alleine hier war. Was sollte schon passieren? Er sagte, er wäre hier, und dann würde er sie auch beschützen. So sprach sie sich Mut zu und trat ein. Immerhin war es die Sehnsucht, die sie hierhertrieb. Und Aisha, die schien schon zu warten, schnaubte ungeduldig, als sie sie erkannte. Mit wenigen Schritten war Chio bei ihr, hielt ihr einen mitgebrachten Apfel hin und sah sich verstohlen im Stall um. Kaum einer war hier, Aretas auch nicht. Na gut, das Gelände war groß, es gab nicht nur den Stall. Aisha noch einmal kurz gestreichelt, dann machte sie sich auf die Suche...

    Natürlich, die Augen... Chio nickte wissend, als er sie aus dem Balneum schob. Und tatsächlich, da waren sie, die neugierigen Blicke auf ihre Augen. Sie war froh, dass Aretas bei ihr war, blieb ganz dicht bei ihm. Das Kämmen dauerte eine Weile, Aisha beobachtete alles neugierig, bis sie den versprochenen Apfel erhielt. Es war der letzte, der noch im Korb lag. Chio nahm ihn hoch. "Sobald ich kann, werde ich hierherkommen, versprochen. Es ist schließlich sehr wichtig. Danke.. " Mit einem letzten, verliebten Blick, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen flüchtigen Kuss. Für mehr waren einfach zu viele Beobachter hier. "Begleitest du mich noch ein Stück, oder hast du keine Zeit mehr?" Es wäre schön, aber sie würde den Weg auch alleine finden. Sie streichelte noch einmal ihre Süße und verließ dann den Stall.

    Chio beobachtete ihn, mußte lachen, wie er da so verzweifelt versuchte, das alles zu entwirren. Sie wollte ihm schon helfen, da schaffte er das Unmögliche und sah dann doch wieder ganz ordentlich aus. Mit seinen Haaren hatte er ebenfalls Glück. Auch wenn sie nicht ganz kurz waren, brauchte es keinen Kamm. Aber seine Idee mit dem Zeug von Aisha war gar nicht mal so verkehrt. Sie würde dann wohl wieder nach Pferd riechen, aber sie konnte zuhause notfalls ein zweites mal baden. Faustina war das sicher recht, besonders, wenn sie gemeinsam gingen. "Ja, wieso nicht. Besser als nichts, und so kann ich unmöglich raus." Um ihre Aussage zu bekräftigen, stellte sie sich vor ihn, zerzaust, verzog das Gesicht, dass er sich sicher gruseln musste. Lachend versuchte sie dann, mit den Fingern zu entwirren, was möglich war und flocht sich notdürftig einen Zopf. Zumindest für den Stall würde es reichen. "Und jetzt? Besser?" Bei ihm war sie sich nicht sicher, deshalb wuschelte sie ihm noch kräftig durch die Haare. Grinsend begutachtete sie ihr Werk und nickte. "Jetzt passen wir besser zusammen."

    Sie mußte fast schmunzeln, wie er sie anstarrte und den Mund kaum zubekam. Als hätte er noch nie eine Frau gesehen, und das war ganz sicher nicht der Fall. Sauber war sie bestimmt, ihre Finger schon ganz verschrumpelt, aber dass sie wie eine der Göttinnen aussehen sollte, war übertrieben. Verlegen wurde sie trotzdem. Während er sie trockenrubbelte, hielt sie das Tuch fest. Seine sanften Berührungen weckten wieder dieses wohlige, warme Gefühl. Sauber... "Heee!" Entrüstet über den Klaps drehte sie sich grinsend zu ihm um. Er suchte. Ihre Tunika lag achtlos auf dem Boden. "Da liegt meine." Er konnte sie ihr ruhig aufheben. Sie schlüpfte hinein, band den Gürtel fest um ihre Taille. "Fertig. Hast du vielleicht einen Kamm hier?" Mit dem Tuch rubbelte sie sich die Haare trocken.

    Sie sah ihm nach, wie er aus dem Becken stieg, beobachtete, wie das Wasser von seiner Haut tropfte, konnte selbst dann nicht den Blick abwenden, als er schon in das Tuch gehüllt wieder zurückkam. Mit der Tür musste sie ihm wohl vertrauen. Trotzdem zögerte sie einen Moment. Sich ihm in ihrer ganzen Pracht zu zeigen, kostete sie einiges an Überwindung. Wäre er ein Fremder, wäre es um einiges leichter. Chio ließ sich aber nichts anmerken, stieg aus dem Wasser. Immerhin hatte er selbst gesagt, sie müsste sich für ihren Körper nicht schämen. Sie stellte sich vor ihn, nun konnte er sie wieder verhüllen.

    "Wir sollten ihr wirklich danken. Wenn ich das nächste mal aus der Villa wegkann, dann gehen wir zu ihr, ja? Und diesmal besorge ich die Opfergaben." Sie legte die Arme um seinen Nacken, kraulte ihn zärtlich, hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. "Bin ich denn jetzt sauber genug?" Für einen Moment hatte sie ganz vergessen, wo sie waren. Sogar, dass sie völlig nackt mit ihm hier im Wasser war, kam ihr nicht mehr schlimm vor. Nur die Bedenken, es könnte jemand hereinkommen, die waren wieder da. Ihr Blick ging sorgenvoll zur Tür.

    Sie sah sich ebenfalls um. Es war richtig, es war nur er hier und das war gut so. Sein Lächeln gab ihr Gewissheit. "Naja... ja, ich hab es mir gewünscht, aber eigentlich war mein Wunsch, dass du es bist, dass sie es möglich macht, das mit uns. Aber deine Freundin.. ich dachte, ich bin für dich nur so etwas wie eine kleine Schwester. Und ich wollte dich ihr nicht wegnehmen. Deshalb der andere Wunsch. Aber dann..." Verlegen sah sie auf seine Hand, die auf ihrer lag, legte den Kopf an seine Brust. Sie konnte sein Herz schlagen hören. Ja, genau das hatte sie sich gewünscht. "Was hast du dir von ihr gewünscht?"

    Diesmal ließ er nicht los, hielt sie fest, schenkte ihr den ersehnten Kuss. In seinen Armen liegen, das war alles, was sie wollte. Über seine Frage musste sie nicht nachdenken. Sie kannte ihre Gefühle, aber was ihn anging. Ein Kuss auf seine Schulter, dann ein fragender Blick. "Die Frage kannst nur du mir beantworten." Dazwischen drängte sich ein unangenehmer Gedanke. Die Mutter seines Kindes. Mit ihrem egoistischen Wunsch hatte sie ihr den Mann genommen. Unschlüssig ruhte ihre Hand auf seiner Brust. Wenigstens seine Antwort wollte sie abwarten. Dann konnte sie ihm vielleicht auch ihren eigentlichen Wunsch an die Venus verraten.

    Klein und naiv... für was hielt er sie eigentlich? Das Wasser, das er schlucken musste, war wirklich verdient. Klein und naiv... Er kam auf sie zu, sie wich zurück aus Angst vor irgendwelchen Racheaktionen. Als er dann aber so nah vor ihr stand, sie berührte, einen Kuss auf ihren Hals hauchte, spürte sie wieder dieses wohlige Kribbeln, das sie so gut kannte. Noch bevor sie reagieren konnte, zog er sich wieder zurück, als wäre nichts gewesen. Innerlich aufgewühlt, konnte sie das diesmal nicht ignorieren, schon gar nicht, als er nach der Venus fragte. Also folgte sie ihm, lehnte sich unter seiner Schulter seitlich an den Beckenrand, strich ihm vorsichtig sanft über seinen Oberkörper. Seine Haut fühlte sich anders an als die ihrer Domina. Das war neu für sie, alles war neu, und doch irgendwie vertraut. "Bei der Venus? Ich hab mir gewünscht, dass sie mir einen Mann schickt, der mich ebenso liebt, wie ich ihn." Dann sah sie hoch zu ihm, direkt in seine tiefgründigen Augen. "Meinst du, sie kann das?" Sie kam ihm näher, wollte ihn küssen, ihn spüren... wie ein naives Mädchen es eben will.

    Chio kam prustend wieder hoch, wollte sich schon rächen, aber zuerst musste sie sich seine Erklärung anhören. Und er wurde sogar rot dabei. So kannte sie ihn gar nicht. "Im Hortus?" Chio kramte in ihren Erinnerungen. Der Wein, einiges an diesem Abend fehlte, aber an eines erinnerte sie sich. Er trug sie zurück in ihr Bett. "Achja, das Fest, du warst da... wieso eigentlich?" Und wieso wußte er so genau über ihren Körper bescheid? Sein Kuss verhinderte tatsächlich, dass sie nachfragen konnte und böse wurde, weil er sich scheinbar nicht abgewandt hatte, wie es sich gehört hätte. Ihre Knie wurden weich, sie hielt sich an ihm fest, schob ihn dann aber wieder von sich. "Ich habe nie behauptet, dass ich mich für meinen Körper schäme, es bekommt ihn nur nicht jeder Kerl zusehen. Normalerweise... Du hast das einfach ausgenutzt." Damit schob sie ihm eine Welle Wasser ins Gesicht und brachte sich selbst schnell in eine sichere Entfernung.

    Immer noch nicht restlos überzeugt, vergewisserte sie sich, dass wenigstens er sich umdrehte. Tat er dann auch, aber wann hätte er sie denn ohne Tunika gesehen? Während sie noch grübelte, glitt der Stoff von ihrem Körper. Um einiges zögerlicher als er stieg sie ins Wasser. Es war wirklich angenehm warm. Stück für Stück sank sie ins Wasser, bis nur noch ihr Kopf zu sehen war. Schnell war sie auch bei ihm. "Ja, ich bin im Wasser." hörte er nah an seinem Ohr, bevor sie neben ihm kurz untertauchte. Mit beiden Händen strich sie sich das nasse Haar aus dem Gesicht. "Wie hast du das eben gemeint? Du hast mich doch nie ohne Tunika gesehen. Du spionierst mir doch nicht nach, oder?" Die Vorstellung, dass er abends an ihrem Fenster.. oder wer weiß, wo sonst noch... nein, das war absurd.

    Sie könnte in seinen Armen dahinschmelzen, er ließ nur immer viel zu schnell wieder los. Seufzend sah sie zu ihm hoch, wurde dann immer weiter durch den Stall geschoben. Das Balneum. Er zog sie einfach mit hinein, nach dem sicher war, dass niemand drinnen war, und sich dann gleich aus. Uuuh, und was sie da von hinten sah, gefiel ihr mehr als gut. Viel zu schnell verschwand er ihrer Meinung nach im Wasser. Chio blieb unschlüssig an der Türe stehen. "Ich .. ähm.. " Mit Tunika baden war ziemlich dämlich, da musste sie nun wohl durch. "Na gut, aber dreh dich um." Noch ein kurzer Blick Richtung Tür. Kein Schloss, nichts. "Und da kommt wirklich niemand rein?" Für ihn war das alles ja vielleicht kein Problem, aber sie war eine Frau und diese Stallburschen da draussen ...

    "Ins Balneum? Ich kann doch nicht mit dir... hier.. ich meine... " fing sie an zu stottern und suchte fieberhaft nach Ausreden. ".. wenn da jemand reinkommt. Und außerdem bin ich gar nicht dreckig." Ihr Blick folgte dem Strohhalm, den er aus ihrem Haar holte. "Na gut, vielleicht ein bisschen." Zerknirscht sah sie an sich herunter. Ein bisschen Wasser konnte wirklich nicht schaden. Und er würde sicher nicht nachgeben. "Du bist ein ganz gemeiner Erpresser, weißt du das?" Sie ließ ihn los und lehnte sich gegen die Box. "Also schön, ich komme mit, aber den Kuss will ich vorher." Und später vielleicht noch einen, und noch einen... Chio fing an zu grinsen.

    Chio nahm sich besonders viel Zeit für Aisha. Sie liebte dieses Pferd und fand, nach dem Ausflug hatte es sich diese Zuwendung redlich verdient. Bei Aretas Kommentar mußte sie grinsen, nahm eine frische Handvoll Stroh und drehte sich zu ihm. "Klar, das mach ich doch gerne." Ein Schritt auf ihn zu, dann war er auch schon verschwunden. Das war wohl doch nicht die Art von "Abreibung", die er sich wünschte. Chio wandt sich wieder Aisha zu. Ins Balneum? Erst jetzt wurden ihr seine Worte so richtig bewußt. Da wollte er doch nicht wirklich mit ihr zusammen hin? Augenblicklich sah sie ihn wieder vor sich, nackt... und wurde rot.


    Er kam mit Wasser und Heu zurück. Verlegen rieb sie weiter, obwohl sie längst fertig war. Aretas tätschelte Aisha, holte auch bei ihr aus. Reflexartig bog sie sich von ihm weg, um einem eventuellen Schlag auszuweichen. Tat er dann doch nicht, sein Glück. Trotzdem nahm sie das Büschel, warf es nach ihm und lachte. "Hee, ich bin doch kein Pferd..." Fertig. Chio klopfte sich Stroh und Staub von ihrer Tunika, tätschelte Aisha und verließ die Box, verschloss sie sorgfältig. Um den Rest sollten sich die Stallburschen kümmern. Sie wollte lieber noch etwas Zeit mit Aretas verbringen. Schmunzelnd stellte sie sich vor ihn und legte die Arme um seinen Hals. "Bekomme ich trotzdem einen Kuss?"

    Sie kniff ihm in die Seite. "Soso, die Köchin ist dir also lieber als ich... na wenn das so ist..." Chio rutschte ein Stück von ihm weg, aß beleidigt weiter ihr Brot, starrte auf die Wiese. Die dicke Köchin... bei dem Gedanken musste sie fast lachen. Noch dazu war sie sicher doppelt so alt wie er. Mindestens... Schmunzelnd rutschte sie wieder zu ihm, lehnte sich an, schloss verträumt die Augen. "Wo anders ? Wohin denn?" Vor ihr tauchten Bilder auf. Ein kleines Häuschen, viele Tiere, Kinder, die lachend über die Wiese liefen. Erinnerungen? "Aber wir können gerne wieder hierherkommen. Hier ist es so schön friedlich." Friedlicher als in der riesigen, lauten Stadt.


    Aretas schien nicht glücklich, obwohl er es doch eigentlich sein konnte. Er lebte bei den Pferden, konnte reiten, trainieren, wann immer er wollte. Konnte in seiner freien Zeit tun, was er wollte. Das war mehr, als sie hatte. Aber wenigstens das Essen schmeckte ihm. Als der Korb leer war, und er die Pferde holte, pflückte sie noch ein paar Blumen. Vorsichtig wurden sie in den Korb gelegt. Etwas Frühlingsfrische für Faustina, und ein Andenken für sie. Chio stieg auf ihr Pferd, wartete auf Aretas, dann ging es gemächlich zurück. Als würde sie die gemeinsame Zeit mit ihm noch weiter ausdehnen wollte.

    Chio lag da, die Augen geschlossen, und lauschte seiner Geschichte. Immer wieder musste sie schmunzeln, wenn sie sich vorstellte, wie die Biene mit der Blume kuschelte. Er konnte toll Geschichten erzählen, sie sollte ihn öfter darum bitten. Zur Belohnung schob sie ihm den Korb hin, blieb aber noch liegen. "Das war eine schöne Geschichte. Bist du meine Blume?" Sie sah fragend zu ihm hoch, dann zu der Biene, auf die er deutete. Tatsächlich... einmal kuscheln und dann über und über beladen mit Blütenstaub. Sie wollte auch kuscheln, aber erst einmal essen. Mit heimnehmen wollte sie nichts mehr.
    "Lass uns essen und dann werden wir wohl auch wieder zurück müssen. Obwohl ich ewig mit dir hierbleiben könnte." Sie richtete sich auf, nahm sich selbst zu essen und suchte immer wieder auf der Wiese nach Bienen, die sie beobachten konnte. Einmal kuscheln... Chio lehnte sich grinsend an Aretas.

    Er wich ihr aus, vorhin schon, jetzt wieder. Er ließ ihr aber keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Etwas sprang sie an, mitten ins Gesicht, klammerte sich an ihre Nase. Erschrocken wollte sie zurückweichen, schielte auf den "Bock", fuchtelte wild mit den Händen. Da war er aber auch schon wieder weg, geflüchtet. Erleichtert atmete sie aus. Sie hatte vor Schreck vergessen, weiterzuatmen. Chio boxte Aretas gegen den Arm, aber der lachte sich nur schief. Hätte sie wohl auch, wäre sie nicht sein Opfer gewesen. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. "Das kriegst du zurück... irgendwann, irgendwo... " Sie wußte auch schon, wie. Schmunzelnd über ihren grausamen Plan, konnte sie nun auch einen Wein vertragen. "Ja, danke." Sie nahm einen kräftigen Schluck auf den Schreck und gab ihn dann wieder zurück, holte sich noch ein Stückchen Brot aus dem Korb. Chio lehnte sich zurück, legte sich so auf die Decke, dass ihr Kopf auf Aretas Schoß lag, knabberte immer wieder an ihrem Brot. "Erzähl mir eine Geschichte." bat sie unvermittelt und sah grinsend zu ihm hoch.