Beiträge von Chiomara Minor

    "Puls mit Honig?" Ob das tatsächlich sein Lieblingsessen war, sie war sich nicht mehr sicher. Dass er das mochte, schon. Zumindest hatte er es einmal erwähnt. Immer noch hielt sie ihm den Finger entgegen. "Eine kleine Vorspeise?" Schon bei dem Gedanken, er würde ihren Finger ablecken, dachte sie an mehr als nur den Honig...

    "Nicht viel, aber dein Lieblingsessen bekomme ich hin, denke ich." Sie konnte nur hoffen, es war noch sein Lieblingsessen. Er bekam noch schnell einen Kuss, dann suchte sie sich ihre Kleidungsstücke zusammen und zog sich an. Bevor sie Richtung Küche verschwand, strich sie noch einmal vielversprechend über seinen Oberkörper abwärts. "Ich glaube, hungrig warst du schon, bevor du zu mir gekommen bist." Jetzt aber schnell aus dem Raum, sonst bekam er alles, nur nichts zu essen. In der Küche klapperten Töpfe, Honig wanderte auf den Tisch. Honig, damit konnte man doch... Einen Finger voll davon hob sie hoch, drehte sich zur Tür und erwartete ihn damit.

    "Naja, ich hatte kein Geld, einen Maler zu bezahlen, also dachte ich, ich versuche es. Mit ein bisschen Übung ging es ganz gut, natürlich nicht so gut, wie in den Villen der Betuchten.... schön, dass es dir gefällt." Chio genoss die Zeit mit ihm, bemerkte aber, dass er unruhig wurde. Noch enger an ihn kuscheln, soviel seiner Wärme mitnehmen, dass es für die Zeit ohne ihn reichen konnte. Dieses mal sollte es nicht so lange dauern. Schon morgen wollte er wieder bei ihr sein. "Mußt du gehen? Willst du noch etwas essen?" Die gemeinsame Zeit noch etwas verlängern. Es tat so gut, ihn hier zu haben.

    Er ließ sie nicht warten. Sein Kuss kribbelte durch bis in die kleine Zehenspitze. Mit allen Sinnen ließ sie sich mitreißen, berührte, verwöhnte, nahm sein Geschenk an. Sie könnte nicht glücklicher sein als in diesem Moment. Verträumt lag sie in seinen Armen, schmiegte sie sich an seinen durchtrainierten Körper, streichelte ihn zärtlich. An der Wand gegenüber das Gemälde zweier Liebenden. "Hast du dir die Bilder hier drinnen schon angesehen?" Denn dann hätte ihm auffallen müssen, dass es ihre Gesichter waren, die die Wand schmückten. Ein kleines Geschenk, denn ihm etwas zu kaufen, dafür fehlte noch das Geld und ein Handwerk, wie er das Schnitzen, beherrschte sie nicht... abgesehen von der Malerei.

    Zufrieden lächelnd nahm sie zur Kenntnis, dass ihm allein beim Geruch ihres Gebäcks das Wasser im Mund zusammenlief. "Aber natürlich, nimm ruhig." So trocken hörte sich seine Arbeit gar nicht an, im Gegenteil. Chio fand es ziemlich interessant. Was sie sich allerdings fragte. "Weshalb braucht Mantua denn überhaupt eine neue Stadtordnung? Liegt das an den vergangenen Ereignissen?" Dabei dachte sie an die Seuche und das zurückliegende Feuer, dem auch ihre casa zum Opfer gefallen war.


    Es war ihr fast peinlich, aber über die hiesigen Termen wußte sie so gut wie gar nicht bescheid. Das lag wahrscheinlich daran, dass sie eigentlich eine Sklavin war und, wenn überhaupt, nur als solche die Termen mit ihrer Domina besuchen konnte. Nur.. jetzt war sie keine mehr und genau so sollte sie sich auch verhalten. "Es scheint eine angenehme Arbeit hier in der Stadtverwaltung zu sein, wenn dafür noch ausreichend Zeit bleibt. Das Theater soll ebenfalls ein angenehmer Zeitvertreib sein, auch wenn mir dafür bislang die Zeit fehlte." Bäckerei und Umbau hatten ihre volle Aufmerksamkeit verlangt, da blieb so gut wie keine Freizeit.

    "Alles?" Ihr Blick wurde ernst. Mehr als seine Liebe wollte sie nicht, schon gar nicht einen Beweis dafür. Nein, es war etwas anderes, das ihr klar wurde. "Ich will nicht warten, nein." Zärtlich strich sie mit dem Finger über seine Lippen, hauchte einen sanften Kuss darauf. "Wenn wir nur darauf warten, dass wir hier zusammenleben können, dann würden wir die kostbare Zeit verschenken, die wir haben. Unser Leben sieht eben anders aus. Du arbeitest, ich arbeite, du mußt außerdem in der castra übernachten. Wir können nicht zusammen einschlafen, und nicht gemeinsam aufwachen, aber die restliche Zeit gehört uns." Ziemlich viel, auf das sie verzichten mussten, dafür gab es sicher andere schöne Momente. "Ich brauche also nicht zu warten... oder?" Verschmitzt blinzelte sie ihn an. "Höchstens darauf, dass du mich endlich küsst." .. und spitzte grinsend ihre Lippen.

    Chio lächelte bei seinen Worten. Sie wollte für immer mit ihm zusammen sein, auch wenn sie die Nächte alleine verbringen musste. Vielleicht wären Kinder doch nicht so schlecht, sie wäre nicht ganz alleine in dem Haus. Unsinnig darüber nachzudenken. Als er anfing, seine Gedanken in Worte zu fassen, hörte sie aufmerksam zu. Tischler, das wollte er auch vorher schon sein. "Das hört sich doch gut an. Du hast auf jeden Fall Talent dafür." Und wenn er auch noch öfter bei ihr sein konnte.. Nur nicht zuviele Hoffnungen machen, die wurden meistens enttäuscht. Eins wurde ihr jedenfalls klar. "Egal, was du tust, ich werde nicht 20 Jahre auf dich warten. Das ist viel zu lange." Was genau sie meinte, behielt sie noch für sich. Natürlich wußte sie, es war gemein, so etwas zu sagen, aber sie wollte erst seine Reaktion abwarten.

    "Versprochen, ich rechne es aus und sage dir dann das Ergebnis." Ein Schild? So komisch ihre Ideen manchesmal klangen, das war gar nicht dumm. Marei sprang schon zum ersten Händler. Chio sah den beiden schmunzelnd hinterher. Wie süß sie miteinander umgingen. Marei´s kindliche Übermütigkeit und Aretas... traf irgendwie immer den richtigen Ton. Er wäre sicher ein guter Vater. Eigentlich war er schon einer... Ein erster Kunde riss sie aus ihren Beobachtungen. Sie musste ihrer Arbeit nachgehen, deshalb war sie schließlich hier. Trotzdem suchte sie immer wieder in der Menge nach den beiden. Viel mehr Zeit, wie sie es sich gewünscht hatten, würden Aretas und sie hier wohl auch nicht miteinander verbringen können. Das Geschäft lief allmählich an, das Gebäck fand seine Abnehmer, auch das Brot. Chio war zufrieden.

    Stühle waren immer unbequem, aber im Gegensatz zu ihm, musste sie nicht den ganzen Tag auf diesen verbringen. Wobei sie sich in ihrem Laden schon manchmal wünschte, sie hätte wenigstens ab und zu die Gelegenheit, sich zu setzen. "Danke, sehr lieb." Bevor sie Platz nahm, stellte sie den Korb auf seinem Tisch ab. Mit einem Blick in dessen Richtung erklärte sie seinen Inhalt. "Ich habe ein paar neue Rezepte ausprobiert und dachte, ich lasse dich ein bisschen davon kosten." Damit war das geschäftliche abgehandelt, wobei das für ihn sicher nicht unangenehm war. "Mir geht es gut und dir? Woran arbeitest du?" Lesen konnte sie, schreiben auch. Es war ein Glück gewesen, gemeinsam mit ihrer Domina aufzuwachsen und zu lernen. Von ihrem anderen Sklaven, diesem Kyros, hatte Chio auch einiges mitbekommen. Von ihm wußte sie auch, wie trocken diese Arbeit sein konnte.

    Der Weg schien endlos, bis sie sich all dessen entledigt hatten, was noch zwischen ihnen stand. Dann endlich sanken sie in die Kissen und Chio bekam, wonach sie sich schon so lange sehnte, worauf sie so lange warten musste. Seine Küsse, seine Zärtlichkeit, seine Leidenschaft. Ihm nahe sein, ihn lieben... alles um sich herum vergessen. Chio ergab sich ihm, ließ sich mitnehmen und wurde am Ende für die Zeit der Entbehrung mehr als belohnt.


    Zufrieden lag sie in seinen Armen, küsste zärtlich seine Schulter, strich mit den Fingerspitzen sanft über seinen Hals, bis ihre Hand schließlich auf seiner Brust zu liegen kam. Ich wünschte, es könnte immer so sein. Chio sprach es nicht aus, schmiegte sich stattdessen noch enger an seinen warmen Körper. Nicht eine Sekunde wollte sie seine Nähe missen. Wenigstens diese wenigen Stunden gehörten ihnen. Mit einem glücklichen Lächeln sah sie zu ihm hoch, versank in seinen dunklen Augen. "Ich liebe dich."

    Chio sah sich um. Es lag nichts mehr in den Regalen und vor ihr zählte er das Geld auf den Tresen. Mehr als zufrieden erwiderte sie seinen Kuss. "Ja, das hast du dir wirklich verdient, ich bin beeindruckt." Um ganz sicher zu gehen, erhaschte sie sich einen zweiten Kuss. "Und du schmeckst so süß." Das konnte an den vielen süßen Gebäckstücken liegen, von denen er kosten mußte. Grinsend wandt sie sich aus seinen Armen und schloß die Türe ab. Endlich Feierabend, und vor allem, endlich Zeit für ihn. Das Geld packte sie noch schnell in ein Kästchen, dann nahm sie ihn bei der Hand. "Komm... " Eilig zog sie ihn Richtung Schlafzimmer, konnte schon auf dem Weg kaum die Finger von ihm lassen.

    Chio schmunzelte über die Unbekümmertheit der Kleinen. So viele Fragen. "Ja, leider erst, wenn er kein Soldat mehr ist. Wieviele Nächte? Das muß ich später in Ruhe ausrechnen, aber es sind sicher viele, seeeehr viele." Viel zu viele, jede einzelne Nacht war eine zuviel. Aber es war seine Entscheidung und die musste sie akzeptieren, wenn sie mit ihm zusammenbleiben wollte. Während Marei sich wieder an Aretas wandte, musterte sie ihn ebenfalls. Dabei musste sie lachen, wie das Mädchen von ihren Düften erzählte. So wirklich glauben konnte sie das nicht, aber es war schön zu hören. Nebenbei ordnete Chio ihre Ware, richtete das Brot und legte das leckere Gebäck daneben. Sie war fast fertig, als Marei fragte, ob sie zusammen über den Markt gehen konnten. Mit einem bittenden Blick sah Chio zu Aretas. "Mein Stand ist fertig. Ich weiß nicht.. du hast Dienst, oder? Meinst du, du könntest ein bisschen ein Auge auf meine Ware haben? Ich würde so gerne... " Nein, das war keine gute Idee. Sie sollte hier bleiben und verkaufen. "Oder kannst du mit Marei ein bisschen den Markt erkunden?" Ja, das war schon besser.

    Kaum, dass sie es hören konnte, aber es war ein Ja, bitte. Chio öffnete die Tür einen Spalt und lugte hinein, ob sie hier auch richtig war. Erst, als sie das bekannte Gesicht erkannte, schob sie die Tür weiter auf und trat ein. "Salve, ich hoffe, ich störe nicht." Angesichts des Anblicks, der sich ihr bot, konnte das durchaus der Fall sein. "Nachdem du mich so nett eingeladen hast, dachte ich, ich nehme das Angebot an und sehe einmal vorbei. Ich habe auch etwas mitgebracht." Chio hob den einen Korb etwas an. Darin befanden sich ein paar Kleinigkeiten in Probiergröße. Nicht ganz ohne Hintergedanken hatte sie ihm das Gebäck mitgebracht. Es könnte schließlich sein, seine Kollegen würden fragen, woher er diese Leckereien hatte. Was nicht heißen sollte, sie wäre nur aus diesem Grund vorbeigekommen. Vielmehr wollte sie einem netten Kunden einen Besuch abstatten und, weil sie ja neugierig war, sehen, welche Arbeit in der Curia zu tun war.

    Super, er würde tatsächlich übernehmen. Natürlich gab sie ihm eine genaue Einweisung, welches Brot aus welchem Mehl, jedes einzelne Gebäckstück hatte einen Namen, was war mit Früchten, was mit besonderen Gewürzen und was das Wichtigste war... welchen Preis hatte ihre Ware. Ob er sich alles merken konnte? Die wichtigsten Preise schrieb sie ihm auf, nur vorsichtshalber. Natürlich traute sie ihm vordergründig zu, sich alles zu merken. Er sollte sie aber auch nicht ruinieren. "Danke, du bist ein Schatz." Noch schnell einen Kuss auf die Wange, dann war sie aus dem Laden.


    Es dauerte wirklich nur ein paar Minuten, vielleicht eine halbe Stunde... sie war eine Frau, ihre Aushilfe war eine. Trotzdem war sie schnell wieder zurück. Vorsichtig lugte sie zur Türe herein. Als sie sicher war, dass sie ihn mit keinem Kunden stören würde, lief sie freudestrahlend auf ihn zu. "Wir haben Glück, sie hat Zeit. Ich muß nur backen, zum Verkaufen habe ich eine Aushilfe. Was sagst du?"In ihrer Freude hatte sie ganz vergessen, dass er gerade ihre Aushilfe war. "Bist du zurechtgekommen? Hast du etwas verdient?"

    Nur die Tage? Damit musste sie sich wohl zufrieden geben. Sie hätte ihn lieber in den Nächten bei sich. Das Haus war dann so einsam und leer, ebenso wie ihr Bett. Man könnte meinen, sie wäre daran gewöhnt, aber so richtig konnte sie das wohl nie. Nur die Tage. Wenn ihr Geschäft nicht wäre... vielleicht konnte sie da etwas machen. Immerhin gab es eine Frau in der Nachbarschaft, die sich hier ab und an etwas dazuverdiente, wenn Chio etwas zu erledigen hatte. Selbst während der Markttage bei der Legion mußte sie nicht mehr schließen.


    Seine "Drohung" wurde grinsend erwidert. "Gleich mehrere Tage? Wie soll ich das nur überstehen." Aretas machte es ihr wirklich nicht leicht, ihm zu widerstehen. Chio lehnte sich an ihn. Sie konnte einfach nicht anders. Jede Sekunde wollte sie so bei ihm sein. Ihr helfen? "Ohja, da gäbe es so einiges. Ein Regal müsste gebaut werden, das Dach über dem Eingan ist undicht und... " fügte sie grinsend hinzu ".. das Bett müsste dringend repariert werden." Ein zärtlich knabbernder Kuss an seinem Hals sollte ihm verdeutlichen, an was genau sie dabei wirklich dachte. Wieder schmiegte sie sich eng an seinen Körper, strich mit ihren Händen über seinen Rücken, verweilte schließlich auf seinem Hinterteil. Seufzend sah sie zu ihm hoch. "Meinst du, du könntest ein paar Minuten auf den Laden aufpassen? Vielleicht kann ich es einrichten, dass ich die nächsten Tage frei habe. Oder wenigstens ein bisschen mehr als jetzt."

    "Wenn du mir hier alles aufißt, dann kann ich heute früher schließen." Grinsend stand Chio im Türrahmen und beobachtete ihn, wie er sich eines der Gebäckstücke stibitzte. Sie legte ihm noch ein paar Stücke zurecht, brachte den Rest schnell in den Laden und war kurz darauf wieder bei ihm. "Magst du hier auch noch probieren?" Damit schlüpfte sie unter seinem Arm hindurch und richtete sich vor ihm wieder auf. Es war so lange her, dass sie zu zweit alleine waren. Und selbst jetzt waren sie es nicht wirklich. Noch nicht. Aber ein bisschen probieren musste sein. Chio legte die Arme um seinen Hals, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn liebevoll. Die Gefühle, die ihren Körper durchströmten, drängten danach, den Laden einfach zuzumachen und Aretas ins Innere des Hauses zu entführen. Das schöne, weiche Bett... es musste warten. Widerwillig löste sie ihre Lippen von seinen. "Ich bin so froh, dass du endlich da bist. Wie lange darfst du bleiben?"

    Er war da. Er war DA. Er war ENDLICH da. Chio schmiegte sich an ihn und erwiderte hingebungsvoll seinen Kuss. Es tat so gut, ihn nach der langen Zeit so nah zu spüren. Sie hätte ihn ewig festgehalten, hätte nicht ein Räuspern sie unsanft in die Wirklichkeit zurückgeholt. Chio errötete wie ein kleines Kind, das man bei etwas Verbotenem ertappt hatte. Mit einem entschuldigenden Lächeln, für Aretas wie für den Kunden, der da unschlüssig im Raum stand, löste sie sich aus der Umarmung. "Einen Moment bitte." Dann schob sie Aretas Richtung Backstube. "Tut mir leid... Sieh dich um, du wirst vieles nicht wiedererkennen. Ich bin gleich bei dir." Gerade jetzt kümmerte sie sich nur ungern um ihren Laden, aber es war ihr Geschäft und das konnte sie nicht so einfach schließen. Aber sie war gespannt, was Aretas zu ihrem Zuhause sagen würde. Die Backstube, alle Räume renoviert, und die meisten Wände kunstvoll bemalt. Chio bediente den Kunden und nachdem er bezahlt hatte, beeilte sie sich, wieder zu Aretas zu kommen.

    Sie hatte nur seinen Namen, aber der genügte, um am Eingang nach dem richtigen Raum zu fragen. Eigentlich wollte sie die Gebühren für ihr Geschäft bezahlen, ein kleiner Abstecher konnte aber nicht schaden. Um die Bäckerei musste sie sich nicht sorgen. Für diesen einen Tag, den sie in der Stadt ihren Behördenkram erledigen musste, hatte sie eine Aushilfe. Mit zwei Körben bewaffnet stand sie nun also vor der Tür und klopfte an.

    Immer, wenn der Laden leer war, nutzte Chio die Zeit, in der Backstube für Nachschub zu sorgen oder, wie jetzt gerade, die süßen Gebäckstücke kunstvoll zu verzieren. Nebenbei mußte das Mehl von der Arbeitsfläche gewischt, Früchte kleingeschnitten und die nächsten Teilchen für den Ofen damit belegt werden. Viel zu tun, während der kurzen, kundenfreien Zeit. Und schon wieder war ein Rufen aus dem Laden zu hören. Chio wischte sich mit der bemehlten Hand über die Stirn, klopfte dann den Mehlstaub von der Schürze und beeilte sich, den Kunden nicht warten zu lassen. In der Eile achtete sie auch in keinster Weise auf die Stimme, sonst wäre ihr sicher ein klein wenig aufgefallen, dass etwas komisch war.


    In der Tür wischte sie noch schnell die Hände an einem Tuch ab, trat in den Laden, legte das Tuch dort auf die Theke und erst dann sah sie hoch und in ihrer Begrüßung kam sie nur bis zu einem "Guten Tag, was..." Aretas!! Ihr Herz schlug wie wild, als sie in sein grinsendes Gesicht sah und nach einer kurzen Schrecksekunde rannte sie um die Theke und fiel ihm ohne Umschweife direkt in die Arme, vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. Und hielt ihn einfach nur fest.

    "Nein, natürlich habe ich das nicht vergessen, wie könnte ich." Chio strahlte mindestens genauso, weil sich das Mädchen so darüber freute. Diese Honigkirschen durften ihr also nie ausgehen. "Du darfst mir gerne helfen. Aber du musst dir auch den Markt ansehen. Ich kann hier leider nicht weg und wenn es etwas Hübsches gibt, will ich es wissen." Oder auch nicht. Allzuviel konnte sie sich trotz ihres Geschäftes noch nicht leisten. Aber gucken, das konnte man immerhin.


    Schmunzelnd beobachtete sie, wie Aretas gleich von Marei mit ins Gespräch eingebunden wurde, als würden die beiden sich schon ewig kennen. Damit Aretas nichts von seinem Gebäck abgeben musste, gab Chio eines von ihren. Was ein Verlobter ist? Marei kannte das nicht? "Ein Verlobter ist kein Soldatenrang. Das ist, wenn ein Mann und eine Frau heiraten wollen. Dann verloben sie sich vorher." Hm, und wieso? Wieso heiratet man nicht einfach gleich? Das wäre sicher ihre nächste Frage. "Das ist so etwas wie ein Versprechen. Und weil Servius hier in der legio keine Frau heiraten darf, ist dieses Versprechen für uns noch wichtiger." Chio sah Aretas ein bisschen wehmütig an und hoffte, für ihn galt das ebenso.


    20 Jahre, das war ewig. Sollten sie beide einmal Kinder haben, würde sie die alleine großziehen müssen. Vielleicht wäre es auch besser, sie würden gar keine bekommen. Chios Gedanken wurden immer trübsinniger, dass sie froh war, als Aretas sie mit seiner Frage wieder ins Gespräch zurückholte. "Sie kam in meine Bäckerei, als noch gar nicht geöffnet war. Einer der Handwerker war verletzt, sie hat mit mir den Doktor geholt." Dass sie später auch ihr helfen musste, verschwieg sie besser.