Kein Wort zu dem, was sie ihm an den Kopf geworfen hatte. Hoffentlich war es angekommen und er kam nicht tatsächlich noch auf dumme Ideen. Fähig dazu wäre er, bewiesen hat er das auch schon unzählige Male. "Ich vermisse dich doch auch." Sie überließ Aretas den Korb, bedankte sich nochmal bei dem Wachhabenden und verabschiedete sich von ihm, wie es sich gehörte. Dass sie gleich gehen konnten, stimmte sie außerdem ein wenig friedlicher. Schließlich bedeutete das ein bisschen mehr Zeit mit ihm. Also ging sie neben ihm und dem Korb her, bis er anhielt. "Ein Umweg?" Das bedeutete sicher nichts Gutes. Mit Schaudern erinnerte sie sich an das letzte Mal, als sie gemeinsam bei den Pferden waren. Chio hielt ihn am Arm fest. "Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?" Wirklich zurückhalten wollte sie ihn aber auch nicht, viel zu groß war die Sehnsucht nach ihm.
Beiträge von Chiomara Minor
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Chio hätte nicht gedacht, dass all die Geschichten der Wahrheit entsprachen. Schließlich war es kein Geheimnis, dass vor allem die Händler ihre Geschichten gerne mit selbst erfundenen Details ausschmückten, um sich in den Vordergrund zu drängen. Das meiste schien aber dann doch zu stimmen. Was die Versetzung anging, beunruhigte sie das Gesagte. Was, wenn Aretas auch versetzt wurde? Eine heraneilende, weiß bepuderte Gestalt holte sie aus ihren trübseligen Gedanken und ihr Gesicht hellte sich in sekundenschnelle wieder auf. Endlich. Sie flog förmlich in seine Arme, erwiderte seinen Kuss, hielt ihn fest, als könnte sie den Moment einfangen, ihn in ihren Korb packen und mit nach Hause nehmen. "Mir gehts gut.. aber was ist mit dir?" Das Mehl war ihr nicht entgangen, da konnte er klopfen, soviel er wollte. Ja, ihr Korb, alles nur für ihn. "Ich habe wieder neues ausprobiert, ich denke, das ist ganz gut gelungen. Aber du siehst aus, als wärst du in meinen Mehlsack geplumpst." Was er mit dem Praefectus castrorum meinte, ging ihr erst nach einigem Überlegen auf. "Ach, wegen dem Verkaufen? Kostproben habe ich dabei, können wir gleich zu ihm? Oder muß ich mich da anmelden?" Chio wollte so schnell wie möglich, dann könnte sie Aretas öfter sehen, und bestimmt auch länger. Immer nur die paar Minuten hier am Tor und unter den Augen der Wachen...
Als er sie zur Seite nahm und ihr seine neueste Idee vortrug, hätte sie ihn am liebsten gegens Schienbein getreten. Er konnte doch nicht jedesmal, wenn es schwierig wurde, davonlaufen. Aufgebracht funkelte sie ihn an. "Tolle Idee. Du haust hier ab, sie fangen dich ein und ich darf dich dann im Gefängnis besuchen? Und überhaupt... jedesmal, wenn dir irgendetwas nicht passt, willst du alles hinwerfen. Genau deshalb sind wir in dieser Stadt und genau deshalb bist du hier. Ich bin nicht begeistert davon, das weißt du, aber du wirst nicht um eine Entlassung bitten!" Chio holte tief Luft. Toll, da blieben ihnen nur wenige Minuten und die verbrachten sie mit streiten.
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Acht Jahre... eigentlich eine lange Zeit, auf die Gesamte Dienstzeit aber nur ein Bruchteil. Da wurde ihr wieder bewußt, wie lange sie alleine bleiben sollte. Für ihn war das sicher spannend. "Germania, wie ist es da? Ist es wirklich so kalt, wie man es sich vorstellt und sind die Menschen dort ehrlich so groß?" Sie kannte es nur aus Sagen und Legenden und was man sich so auf den Märkten erzählte.
Von Germania hierher. Noch so eine Sache, die sie brennend interessierte. "Und wieso bist du nun hier? Kann man sich das aussuchen? Oder wird man einfach irgendwohin versetzt, wenn jemand gebraucht wird?"
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Da brachte er sie doch tatsächlich zum Lachen. "Natürlich bei der Legion. Hier am Tor hat man sicher immer nur ein paar Stunden Dienst, oder?" Chio wußte viel zu wenig über die Legion und über das Leben dort. Eigentlich hätte sie gerne auf dieses Wissen verzichten können, aber allmählich interessierte es sie doch. Schließlich würde sie die nächsten 20 Jahre damit verbringen, indirekt. Falls kein Krieg dazwischenkam und ... aber darüber wollte sie besser nicht nachdenken.
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"Ja, das weiß ich. Ich will nur mit ihm sprechen. Danke." Sie hasste diese Regelung, aber ändern konnte man ja daran nichts. Also blieb ihr nichts weiter, als auf ihn zu warten ... und dann die paar wenigen Minuten mit ihm. Viel zu wenige. "Wie lange bist du schon hier?" Solange am Tor nichts weiter los war, konnten sie sich sicher ein wenig unterhalten.
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Sollte sie lügen? Sie wußte genau, dass Aretas eigentlich keine Frau haben durfte. Aber seit ihrem Gespräch mit dem Primus Pilus wußte der ohnehin bescheid. Also blieb sie einfach bei der Wahrheit. Zumindest war es ihre Wahrheit, denn so richtig stimmte das auch nicht. "Nein, nicht seine Schwester, wir sind verlobt." Nervös trat sie von einem Fuß auf den anderen. Hoffentlich war das jetzt nicht die falsche Antwort.
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Wieder eine Wache, die sie noch nicht kannte. Davon gab es wohl einige. Wieder sagte sie ihr Sprüchlein auf, genauso dämlich wie beim letzten Mal. Sie musste Aretas unbedingt fragen, was genau er denn hier war. "Salve, mein Name ist Lucilla und ich möchte zu Servius Obsidius Antias. Er wohnt hier." Dann fiel ihr wieder ein, dass keine Waffen gestattet waren. Hatte sie ohnehin nicht, aber darauf hinweisen konnte sie ihn trotzdem. "Ich habe keine Waffen bei mir, nur das hier." Sie hob ihren Korb, nahm das Tuch ein wenig beiseite und zeigte das Gebäck. Ganz frisch und es duftete herrlich. Hoffentlich dachte er nicht, sie wollte ihn bestechen. Trotzdem bot sie ihm natürlich davon an.
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Wieder ein Korb, wieder der gleiche Weg. Seufzend ging Chio auf das Tor zu. Je länger Aretas hier war, desto einsamer fühlte sie sich. Daran konnte auch die Arbeit nichts ändern. Wenigstens wußte sie, dass sie ihm mit den Leckereien eine Freude machen konnte und davon hatte sie ausreichend in ihrem Korb. Und vielleicht könnte sie ja diesmal ein paar Minuten mit ihm alleine sein. Ein Traum, aber wohl eher ein unerfüllbarer. Zuallererst musste sie an der Wache vorbei.
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Gut, dann eben erst einmal einen Antrag stellen. Chio hatte damit kein Problem. Glücklicherweise durfte sie damals mit ihrer Domina zusammen lernen und konnte lesen und schreiben. "Mein Name ist Lucilla und ich würde gerne Backwaren verkaufen. Hier." Mit Schwung wuchtete sie den Korb auf den Schreibtisch, direkt unter seine Nase. Der Duft alleine sollte genügen, doch um ihm noch mehr Appetit darauf zu machen, zog sie auch noch das Tuch weg. Ein Korb gefüllt mit Gebäck und alles gelungen. Chio (Lucilla) stand stolz vor ihm und wartete erst einmal, dass er ihre Ware ausgiebig begutachten konnte. "Wenn es für den Antrag wichtig ist, darfst du gerne davon kosten." Für sie bestand kein Zweifel, dass die Teilchen seinen Ansprüchen genügen würden. Allerdings wußte sie nicht, ob sie damit nicht zu weit gegangen war und er sie nun aus seinem Büro werfen würde.
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Doch wieder umkehren? Niemals. Sie war zwar einmal eine Sklavin gewesen, aber durchaus eine wichtige Person. So sah sie sich zumindest. Dass sie nun arbeiten musste, um zu überleben, war fast schon ein Rückschritt. Andererseits, was sie in der kurzen Zeit gelernt hatte, machte sie stolz, und das sah man ihr an. Als sie sich dessen wieder bewußt wurde, waren die Zweifel von vorhin wie weggeblasen. Deshalb zögerte sie auch keine Sekunde, öffnete entschlossen die Türe und trat ein. "Salve. Ich möchte eine Genehmigung für ein Geschäft. Man hat mir gesagt, die bekäme ich hier." Ohne Umschweife kam sie zur Sache, und um das Gesagte zu unterstreichen, stellte sie den Korb in Riechweite ihres Gegenübers.
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Scriba Apuleius Italicus... Chio hörte aufmerksam zu, als er ihr den Weg erklärte. "Danke für deine Hilfe. Möchtest du eins?" Freundlich lächelnd nahm sie das Tuch vom Korb und bot ihm etwas von dem Gebäck an, bevor sie sich schließlich auf den Weg zum Officium machte.
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Chio blieb kurz vor der Tür stehen. Zweifel gingen ihr durch den Kopf, dass sie fast umgekehrt wäre. Was, wenn man sie nur auslachen würde? Was, wenn sie keine Genehmigung bekam, weil sie eine Frau war? Noch dazu eine einfache.... Achwas, mehr als ein Nein konnte sie nicht bekommen. Entschlossen streckte sie die Hand aus und klopfte an die Tür.
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Na dann auch von mir H e r z l i c h e n G l ü c k w u n s c h
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Oh, da kam jemand auf sie zu. Ein Glück, sie hätte nicht gewußt, wonach sie suchen sollte. Dankbar lächelte sie ihn an. "Salve. Ja." Chio überlegte, wo genau sie eigentlich hinwollte. Einen Namen wußte sie nicht, aber der Sklave schien sich hier auszukennen. "Ich möchte ein Geschäft eröffnen, dafür brauche ich eine Genehmigung. Allerdings weiß ich nicht, an wen ich mich dazu wenden muß."
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20 Jahre... noch nicht eines war in der Zwischenzeit vergangen. Chio nahm ihr Leben immer mehr alleine in die Hand. Die Casa war soweit wieder hergestellt, dass alle Räume bewohnbar waren. Bewohnbar hieß, alle Mauern wieder aufgebaut, das Dach repariert, die Wände teilweise verputzt. Für mehr reichte das Geld nicht, denn in der Küche stand, was einen Großteil des Soldes verschlungen hatte. Ein richtiger Ofen. Chio war stolz auf ihr Schmuckstück. Da konnte sie damit leben, dass Türen fehlten und das blanke Mauerwerk sie anstarrte. So nach und nach würde auch das fertig werden.
Die letzten Tage war sie mit einem neuen Projekt beschäftigt. Nicht nur sie. Der Tischlermeister, bei dem Aretas für kurze Zeit angestellt war, arbeitete fleissig im Inneren ihres Hauses und auch ein befreundeter Maurer, den er mitgebracht hatte. Es war wohl das schlechte Gewissen, dass sie ihn überreden konnte, ihr zu helfen. Er wollte sogar umsonst für sie arbeiten, wenn sie einmal pro Woche sein Brot backen würde. Chio fand das nur fair, und so wurde aus dem Raum neben der Eingangstür allmählich ein richtiger Laden. Sogar eine eigene Einganstüre wurde eingebaut, dass kein Kunde ihren Wohnbereich betreten musste. Chio konnte nur hoffen, dass die Arbeit nicht umsonst war. Darüber sich den Kopf zerbrechen, dafür war heute keine Zeit. Steine schleppen, Bretter halten, dazwischen den groben Dreck rausfegen, Brotzeit richten... Chio kehrte gerade den Dreck in einer dicken Staubwolke vor die Türe, als es hinter ihr rummste und polterte, gefolgt von einem Stöhnen und wilden Flüchen.
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Curia... daran erinnerte sie sich noch. Dorthin sollte sie kommen, was sie genau jetzt tat. Nur wohin genau? Neugierig trat sie in das Gebäude, schaute sich um. Er oder seine Kollegen... ja, und wo genau war er? Oder seine Kollegen? Wen konnte sie hier fragen? Während sie sich noch umsah, hielt sie sich an einem Korb fest, aus dessem Inneren es herrlich duftete, ein darübergeschlagenes Tuch aber jeden neugierigen Geist daran hinderte, hineinzusehen.
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"Wie sehen sie mich denn an?" Lucilla war recht verwundert. Sie hatte nur Augen für Aretas, war ihr da etwas entgangen? Seine Geste und seine Worte stimmten sie wieder etwas versöhnlicher. Sie sollte ihm mehr vertrauen, er tat es bei ihr ja auch. Aber wenn sie daran dachte, wo er sich in Rom herumgetrieben hatte... und Caelyn war auch noch nicht vergessen.
Vielleicht sollte sie sein Angebot annehmen. Er fehlte ihr so schrecklich. "Ja, wenn du magst, frag ihn. Ich würde dich gerne viel öfter sehen." Am liebsten zu hause... sie wußte, ihm ging es genauso. Aber wenn sie dadurch die Gelegenheit hätte, ganz offiziell hierher zu kommen, wäre das besser als nichts. Seufzend lehnte sie kurz ihren Kopf an seine Schulter. "Ich sollte mich besser wieder auf den Heimweg machen. Nicht, dass du Ärger bekommst."
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Das war es also mit seiner ehrlichen Meinung. Verkaufen sollte sie, aber besser nicht hier. Er wollte ihr wohl den Korb abnehmen, um sich nicht vor seinen Kameraden lächerlich zu machen. "Ich muß es nicht hier verkaufen. Wenn ihr nicht wollt... " Lucilla war beleidigt. Berechtigt oder nicht, aber ihm etwas bringen, das konnte sie auch so. Eigentlich dachte sie auch an all die anderen Soldaten, und an die nette Wache. Oder war dessen Urteil auch nur Schmeichelei? Verstohlen sah sie kurz zu ihm. Er kam ihr eigentlich nicht so vor. Sie sollte das trotzdem besser an neutralem Publikum testen. Entschlossen zog sie das Tuch über das Gebäck. Mussten sie eben das essen, was man ihnen hier vorsetzte.
Und dann war da noch Aretas Bemerkung von wegen Gebäck. Nun war ihre angeschlagene gute Laune vollends dahin. "So? Sind sie immer für was Süßes zu haben? Du auch?" Ihr war klar, dass es hier nicht um Gebäck ging. Männer, die tagein, tagaus ohne Frauen leben mussten. Logisch, dass sie da nicht abgeneigt waren. Und er gehörte dazu... Treffer, mitten ins Herz. Unschlüssig stand sie da. Umdrehen und gehen? Danach war ihr jetzt. Ihm noch eine Gelegenheit geben, sich zu rechtfertigen? Wäre nur fair. Abwartend sah sie ihn an, war kurz davor, ihn einfach stehenzulassen.
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"Nein, mir ist nichts geschehen." Wenn man von den Alpträumen absah und der Angst, dass ihr wieder ein Fremder zu nahe kommen könnte. "Er wollte nur wissen, was ich gesehen habe und brauchte meinen Namen und die Adresse. Mehr nicht. Er hat mir dann noch von dem Feuer erzählt, von dem auch unsere casa betroffen war. Schrecklich. Ein Glück, dass nicht mehr passiert ist." Lucilla nahm ihm das Gebäckstück aus der Hand und tauschte es gegen ein appetitlicheres. Dann nahm sie die Tiere. Wären die Figuren nicht aus Holz, man könnte meinen, sie würden ihr jeden Moment von der Hand springen. "Die sind schön. Du hast wohl zu viel Zeit hier?" Grinsend steckte sie sie ein. Verkaufen würde sie die sicher nicht. Es sei denn, sie bräuchte dringend Geld. "Eine Puppe, die so aussieht wie ich?" Sie musste unwillkürlich lachen. "Meinst du, die mag jemand haben?" Auch, wenn es im Moment nicht so ausssah, sie fühlte sich geschmeichelt, sogar ein bisschen stolz, dass sie als Vorlage für eine Puppe dienen sollte. Dann fiel ihr der Gedanke von vorhin wieder ein. "Bekommt ihr so etwas hier auch?" Mit einem Kopfnicken deutete sie auf den Korb. "Ich könnte einen Lieferservice einrichten." Und ihn so vielleicht öfter sehen.
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Gespannt hielt sie den Blick auf ihn gerichtet, während er skeptisch das Ding in seiner Hand betrachtete. Als es in seinem Mund verschwand, hielt sie die Luft an, atmete erleichtert aus, als seine Meinung feststand. Wie ein kleines Kind strahlte sie über das ganze Gesicht, noch mehr nach seinem Kuss. Für einen kleinen Moment vergaß sie sogar, dass sie schon so lange getrennt waren.
Kurz darauf wurde sie wieder ernst. Nicht mehr lange... wie oft sie diese Worte schon von ihm hören musste. Nicht mehr lange, das kam nie. Ihre Casa würde er wahrscheinlich nicht wiedererkennen. Und wie er ihr gerade zu verstehen gab, war es auch nicht mehr ihr gemeinsames zuhause. Das stimmte sie traurig. Der Traum von einem gemeinsamen, freien Leben war geplatzt.
Den Kommentar über seinen baldigen Besuch überging sie einfach. Seine Frage musste sie wohl beantworten. Etwas verlegen drehte sie den Korb in ihren Händen. "Er wollte nur eine Aussage von mir. Bei den Wettkämpfen wurde er von einem Betrunkenen angegriffen. Ich... ich war dabei und habe alles gesehen." Wie nahe sie dabei war, wollte sie ihm möglichst nicht erzählen. Zumindest nicht jetzt. Um das leichte Zittern ihrer Hände zu verbergen, und um ihn von weiteren Fragen abzuhalten, holte sie schnell noch ein Gebäckstück aus dem Korb. Es war um einiges dunkler als das erste, das er versuchte. "Und du meinst wirklich, die sind gut? Könnte ich die verkaufen?" Es war schließlich seine Idee gewesen und ein wenig mehr Geld in der Haushaltskasse war nie verkehrt. Vielleicht für ein paar Farben. Mit jedem ihrer Wandbilder wurde sie sicherer und auch anspruchsvoller. Dafür reichten einfache Farben nicht aus. Und die anderen waren teuer.