Beiträge von Linos

    Noch während Macro sprach wurde es in meinem Kopf ein wenig klarer, auch die Schmerzen ließen etwas nach. Bestimmt lag es an dem scheußlichen Schmerzmittel.
    Fieberhaft überlegte ich welchen Schlamassel Macro meinte und wieso Morrigans Anwesenheit ein Problem sein sollte.
    Mich interessierte weit mehr wo sie hergekommen war, vielmehr wieso oder warum sie hier war.
    Doch als Marco meinte sie weiß Bescheid war ich zunächst vollends verwirrt. Mich abstützend richtete ich mich ein wenige auf und fragte: “Worüber weiß sie Bescheid?”
    Doch dann zog mit der Erinnerung ungewollt sich ein Grinsen über mein Gesicht. Der Brief spielte bestimmt eine Rolle.
    “Als erstes bleib ruhig und warte ab”, antwortete ich wobei ich mich bemühte mein Grinsen verschwinden zu lassen.
    “Hör dir an was sie zu sagen hat und dann können wir noch immer überlegen wie es weiter geht. Man kann doch über alles reden. Morrigan wird deine Ehrlichkeit bestimmt würdigen oder sie müsste sich sehr verändert haben.”
    Erschöpft ließ ich mich wieder zurücksinken und schloss meine Augen.

    Das Träumen kam nicht wirklich. Macros und Morrigans Stimmen bohrten sich immer zwischen meinen Bemühungen.
    Das Nachdenken strengte an, doch irgendwann war ich mir sicher Macro hatte mich in die Sklavenunterkunft gebracht. Die Sklavenunterkunft in Germanien und nicht in Rom.
    Doch genauso sicher war ich mir, dass ich Morrigans Stimme hörte die gerade mit Macro nicht gerade sanft umsprang. Um was es ging hatte ich nicht mitbekommen. Aber wie in drei Teufelsnamen kam Morrigan hierhin?
    Jetzt da ihre Stimmen leiser wurden konnte ich ja einmal nachfragen. Vorsichtig öffnete ich die Augen doch in diesem Augenblick ging ein gewaltiger Ruck durch mein Bett. “AUUA,
    Was machst du? Entschuldige aber ich kann noch nicht laufen.” Dies kam nur ganz leise von mir. “Aber sag mir ist Morrigan wirklich hier?”

    Mit Gott und der Welt zu frieden, lag ich mit dem Rücken auf dem warmen, von der Sonne beschienenen Boden, einer Waldwiese. Mein Kopf ruhte auf seinen starken Oberschenkeln, während seine Hand mir immer wieder durch meine schwarzen Haare glitt und dabei aufmerksam meinem Bericht von der Schönheit Kretas zu hörte. Meinen linken Fuß hatte ich auf dem Boden gestellt und meine recht Kniekehle ruhte auf dem linken Knie. Während ich erzählte, wippte mein rechtes Unterbein auf und ab. Ja ich war am Ziel meiner Träume angelangt und hatte mit meinem starken Soldaten schöne Stunden erlebt. Nun brauchte ich keine Angst mehr vor der Zukunft zu haben, er würde immer für mich da sein und mich beschützen.
    Der schöne Traum endete abrupt, als eine zerrissene Decke auf mir landete. Stöhnend schaute ich mich um. Enttäuscht stellte ich fest, ich war immer noch in dem Ziegenstall. Mich zu bewegen wagte ich nicht, aus Angst vor einer neuen Schmerzwelle und so nestelte ich nur ein wenig an der Decke rum bevor ich vor ich wieder leicht weg dämmerte.

    Das meine Schmerzen sich noch derart steigern konnten, hätte ich auch nicht gedacht.
    Es war schon schlimm genug, an der Stallwand gelehnt zu sitzen, mit einem ausgekugelten Bein. Ich wusste auch nicht warum ich unbedingt hier draußen auf dem kalten Boden sitzen musste. Etwa um ihrer Unterhaltung zu lauschen? Dies hätten sie sich schenken können so interessant war es bestimmt nicht.
    Wie gerne hätte ich nur einfach ganz ruhig irgendwo im Stall gelegen.
    Doch nun ging der Tanz erst richtig los. Ein Schmerzschrei kam von mir bei der Landung auf der Bahre. Vorher, beim anheben und rübertragen, hatte ich es noch geschafft nicht loszuschreien, doch das jetzt, war schon sehr heftig und einfach zu viel.
    Dann vernahm ich ein Geräusch, was ich nie so schnell vergessen werde. Kaum hoben die beiden die Trage an, hörte ich es. Das zerreißen von Stoff, ich hatte es noch nie gehört. Trotzdem wusste ich sofort was es bedeutete. Starr vor Schreck, denn ich wusste ja was nun unweigerlich folgen würde, versuchte ich mich schnell an den Stämmen der Trage festzuklammern. Da ich diese aber nicht mit meinen Händen umfassen konnte, war das ganze sowieso zwecklos. Zum schreien kam ich dann nicht mehr, denn nach den ersten zaghaften zerreiß Geräuschen, ging alles sehr schnell. Kaum berührte mein Gesäß den Boden, schoss die Schmerzwelle durch meinen Körper, von den Zehen bis zu den Haarspitzen und es folgte die erlösende Schwärze.

    So wirklich bekam ich nicht mit, wie Macro mit mir, zu unserer Unterkunft ging.
    Scheinbar hatte ich aber wieder so wunderbare Träume, wie schon einmal, oben auf dem Berg; denn ich hörte wie Macro mit jemanden sprach. Er sprach anders wie sonst. Es schien, als wäre er sehr verunsichert. Ich hatte aber keine Zeit um darüber nach zu denken, denn mein Traum wurde noch wundersamer. Die Stimme die ich nun hörte kam mir bekannt vor. Ja, ich kannte sie aus Rom. Sie gehörte zu einer unserer Sklavinnen. Es war Morrigans Stimme. Welch ein schöner Traum. Entweder war alles was bisher geschah ein böser Traum und ich war noch immer in Rom oder aber und dies war bestimmt nicht der Fall, Morrigan war in Germanien.
    Ich beschloss einfach die Augen nicht zu öffnen in der Hoffnung der schöne Traum würde sich fortsetzen. Als Kind hatte ich dies auch schon öfter versucht und soweit ich mich erinnerte klappte es nie oder doch?

    Ich fasel kein dummes Zeug, denn nach dieser Theorie wären die Menschen nur Marionetten.
    Was wenn die Soldaten eines Schlachtfeldes an den gleichen Gott glaubten? Der arme Gott der müsste ja tausende von Händen gleichzeitig und dazu noch gegen sich selber führen.
    Dies und noch mehr wollte ich Antworten.
    Aus Angst vor dem Medicus, schwieg ich aber lieber.


    Diese Angst schien berechtigt, denn nun wurde sein Griff fester. Nicht nur das, er gab sehr merkwürdige Töne von sich. Mit offenem Mund starrte ich an. Das nächste was er sagte löste totale Panik bei mir aus. Hätte ich mein Bein benutzen können wäre ich wie ein Hase davon gerannt. Gerade noch stellte ich entsetzt die Frage: “Wie abnehmen?” Als sein Schrei mich zusammen zucken ließ. Den Anfang seines Tun bekam ich nur kurz mit, bevor mir schwarz vor den Augen wurde und mir für Augenblicke die Sinne schwanden. Das nächste was ich wahr nahm, war sein schweißbedecktes Gesicht. Zitternd und bebend nickte ich zu seinen Worten, obwohl ich nicht wirklich mitbekam was er von sich gab. Flehend blickte ich zu Macro.

    “Minerva möge euch erleuchten, damit ihr begreift, dass ihr ohne die anderen Völker ein nichts seit.”
    Leise murmelte ich das vor mir hin. Wirklich Lust auf einen Disput mit den beiden hatte ich nicht. Die ganze Aktion hatte viel Kraft gekostet und mir erneut große Schmerzen verursacht. Nun sollte ich auch noch Spott ertragen. Ob die beiden denn mal überlegten, welche Schmerzen es mir verursacht hätte, wenn ich mich wirklich an der Stallwand hätte runterrutschen zu lassen. Abgesehen davon, dass ich gar nicht fähig gewesen wäre mich ohne Hilfe hinzusetzen. Das der Kleine jetzt kam und mir auch noch irgendwas, voll Bewunderung, von den Germanen erzählte, nervte mich nur.


    Gerne hätte ich mich am Fluss erfrischt und gewaschen, doch die Schmerzen steigerten sich weiter. Ich entschied mich die beiden zu ignorieren und schloss einfach meine Augen.

    “Dann müssen die Römer nur aufpassen, dass sie das komische der Griechen nicht auch noch übernehmen, denn Bildung und Kultur haben sie schon übernommen. Ohne uns komische Griechen wären die Römer doch ein nichts.” Ich konnte nicht anders, dies musste ich einfach loswerden. Über mich lästern konnte ich ja noch einstecken aber nicht über meine Volk. Verärgert starrte ich den Stamm und das Handbeil an.

    Wie gut, dass ich mich, in weiser Voraussicht, so gut festgehalten hatte. Ich wüsste nicht was ich gemacht hätte, wenn ich meine Hände frei gehabt hätte.
    Der Blick des Medicus gefiel mir nicht. Der schaute mich an, als wenn ich ihm persönlich etwas angetan hätte. Dann folgte die Erklärung dazu und diese gefiel mir noch weniger. So etwas albernes hatte ich noch nie gehört. “Wieso, es passierte doch als der Soldat mich in eine Ecke warf. Da hatten doch keine Götter die Hand im Spiel.”
    Den Medicus noch anstarrend und überlegend was ich ihm auf seine darauffolgende Äußerung antworten sollte, da hielt man mir auch schon den stinkenden Trank unter die Nase. Gehorsam trank ich alles, vor Angst der Medicus würde mir sonst was antun. So verärgert wie der war, traute ich ihm vieles zu, von Knochen brechen bis hin zu aufschlitzen. Den Becher geleert schüttelte ich mich und verhielt mich vorsichtshalber ruhig. Alles was ich noch sagen wollte, behielt ich vorerst für mich.

    Irrte ich mich oder fand der solch ein Narbenwerk toll? Wenigstens klang so etwas wie Bewunderung in seiner Stimme mit. Man sollte dem Centurio Bescheid geben, der hier hätte auch gerne ein Narbenbild, vielleicht hatte er noch mehr Bilder im Angebot oder fertigte sie nach Wunsch an.
    Danach folgte das übliche blabla von wegen sie Römer, wir gehorchen. Ob sie auch so daher reden würden wenn es umgekehrt wäre? Alle Römer Sklaven, wenn ich nicht gegen die Sklaverei wäre, würde mir diese Vorstellung bestimmt gefallen.
    Doch was er dann von sich gab haute, dem Fass den Boden aus.
    Jetzt war er wohl in Höchstform, seine sadistische Ader kam durch. Erstens hatte ich nicht genörgelt und zweitens war ich noch viel zu schwach, um lange auf einem Bein herumzuhampeln. Jetzt schon spürte ich ein zittern in dem Bein.
    Wütend haute ich das Handbeil in die Stallwand. Drehte mich zur Seite und griff nach dem Stamm. So konnte ich gleichzeitig noch ein wenig zusätzlichen Halt finden. Den Stamm vor mir, angelte ich mir das Handbeil und fing an. Mit den oberen Zweigen klappte es noch ziemlich problemlos. Doch langsam und stetig wurde das Zittern stärker. Immer schwieriger wurde es bei den unteren Zweigen. Es kam wie es kommen musste meine Arme wurden schwächer. Ein Zweig löste sich endlich nach mehreren Versuchen, ich verlor den Halt, bekam Übergewicht und fiel nach vorne, knallte mit Bauch und Gesicht auf den Boden.

    „Von eurem wahnsinnigen Centurio.“ Dies platzte ich sehr laut und heftig heraus. Die Erinnerung daran machte mich noch immer rasend. Nicht wegen den Schmerzen und den Erniedrigungen, wenn gleich sie mir auch sehr zugesetzt hatten. Sondern wegen seiner Arroganz, er wollte nicht einsehen das andere Menschen ihre eigene Meinung zu gewissen Dingen haben.
    „Der Centurio verlangte von mir, Waffen zu benutzen, obwohl dies nicht sein Auftrag war. Er ignorierte meine Einwände und wollte nicht akzeptieren, dass ich niemals Waffen benutzen werde.
    Hee was soll das?” Diese Frage kam von meiner Seite, nachdem ich die Kopfnuss bekam und ehe er mir schon fast zeitgleich die Erklärung gab.
    Verwundert starrte ich ihn an. Sah der nicht, dass mir hinsetzen unmöglich war. Ich stand da auf einem Bein, halb an der Stallwand gelehnt und nun sollte ich mich hinsetzen? Alleine ohne Hilfe würde ich es nicht schaffen, ich würde einfach auf den Boden knallen und wer konnte schon ahnen was dann noch kaputt gehen würde. Tief Luft holend fragte ich deshalb: “Und wie bitte soll ich mich alleine mit dem Bein hinsetzen? Vielleicht einfach umfallen lassen?” Typisch Soldat für keinen digitus nachdenken, schoss es mir durch den Kopf.

    Was dachte Macro eigentlich von mir? Vieles war mir bewusst, doch dies änderte nichts an der Tatsache, das ich als freier Mensch geboren wurde und niemals akzeptieren konnte ein Sklave zu sein. Ein Ding, eine Sache, das Eigentum eines anderen. Kein Mensch sollte einen anderen Menschen als sein Besitztum betrachten.
    “Macro du hast recht, mit dem Glück, auch ist mir bewusst das wir einen der besten Herren von Rom haben. Im Gegensatz zu den meisten Römern und auch zu seinen Kindern ist Menecrates ein guter und gerechter Mensch, doch ändert das nichts an meiner Meinung zum Thema Sklaven. Du hast deine Meinung dazu und ich eben eine andere. Vielleicht durch den Umstand wo wir hineingeboren wurden.
    Vorsicht die T…”, Türe wollte ich gerade sagen als Macro sie auch schon mit einem Fußtritt geöffnet hatte und schon standen wir drinnen. Mein Herzklopfen verstärkte sich, doch dann sagte Macro etwas was mich völlig überraschte. “Du bringst mich zur Unterkunft?” Hatte ich mich doch im Geiste schon irgendwo in Ketten schuften gesehen, denn am Leben wollte Menecrates mich wohl lassen, sonst wäre ich bestimmt nicht zum Arzt gebracht worden.
    Zwischen der Auftragsansage von Macro kam ein lautes stöhnen von mir, als ich mit Schmerzen auf dem Tisch landete.
    “Wenn es mal klemmen würde”, kam von meiner Seite. “Laut Aussage von Einigen soll da etwas ausgekugelt sein.” Dabei wies ich mit der Hand zu der Stelle. Dann krallten sich meine Hände zur Vorsicht an die Tischkanten fest.

    Wie hallo? Jetzt wurde mir erst die Situation bewusst in der ich mich befand. Ein Glück das der Kleine mich nicht genauer anschaute. “Was hallo? Ich schaue nur auf seine Narben. Ich habe auch solche auf meinem Rücken. Man sagten mir sie wären angeordnet wie der römische Adler. Gehen wir wieder zurück?” Ich hatte die Anweisung von meinem Held ja nicht mitbekommen.

    Aus meinen Träumen gerissen wurde ich durch das Geräusch was die hingeworfenen Birkenstämme machten. Sein kommen hatte ich nicht bemerkt, doch schon war er weg. Erneut zuckte ich zusammen als er gleich wieder erschien und das Handbeil hinwarf. Was gesagt wurde nahm ich überhaupt nicht wahr. Ich stand nur an der Stallwand gelehnt und schaute ihm hinterher. Beobachtete wie er sich entkleidete, betrachtete seinen wohlgeformten Körper, Doch ws war das? Jetzt erst entdeckte ich seinen Rücken, erhatte dort Narben, genau wie ich. Hatte sich bei ihm auch ein Centurio ausgetobt? In Gedanken fuhren meine Finger vorsichtig über die Narben, nicht nur meine Finger auch meine Zunge glitt darüber. Ein Geräusch neben mir schreckte mich auf. Seufzend wandte ich mich von dem Bild ab.

    Erneut war ich sprachlos. Sicher ich kannte Macros Kräfte, trotzdem verblüffte es mich, wie auch er mich mit Leichtigkeit hochhob. Schnell wollte ich mich festhalten, doch selbst wenn ich meine Arme um seinen Hals hätte schlingen wollen, so ging es so schnell, das ich nicht zum greifen kam.
    Als Marco dann noch einen kleinen Hüpfer machte, fielen mir sofort die Lastenträger ein und ich kam mir vor wie so ein Mehlsack. Es war wirklich deprimierend wie mir meine Eignständigkeit und mein Selbstwertgefühl durch diese Verletzung genommen wurde. Mich wunderte nur, dass meine Zähne noch nicht zerbröselt waren, so oft und heftig wie ich mit ihnen geknirscht hatte.
    Der Weg zum Valetudinarium kam mir vor wie ein Spießrutenlaufen, alles blieb stehen und schaute uns an. Irgendwann war auch das geschafft und wir waren im Krankenhaus. Wobei mir einfiel, dieses Gebäude hatte ich mir noch nie angesehen. Als wir dann drinnen standen fragte ich Macro noch schnell: „Bleibst du jetzt bei mir?“ Es war schon kindisch, unterwegs hatte ich nicht so viel Angst und Panik wie jetzt hier.

    “Ach nur so, ich dachte wegen seiner Statur, da gleicht er doch eher einem Germanen. Doch du hast recht es ist eher unwichtig.”
    Mir war schon im Vorfeld klar gewesen, das es nun gemaule geben würde. Es war aber nun die Natur die da wirkte, was sollte ich machen. “Entschuldige mal, aber da habe ich nun wirklich keinen Einfluss drauf. Mir wäre es auch lieber ich brauchte keine Hilfe.”
    Was dann geschah verblüfft mich dann doch. Ich hätte nicht damit gerechnet das er das schaffen würde.
    Draußen an der Stallwand kam dann zunächst ein erleichtertes;” Aaaaaa”, dann etwas später, “danke das tat wirklich Not”.
    Neugierig schaute ich mich dann um. Kaum, wie man annehmen konnte, um nach einem Fluchtweg Ausschau zu halten, sondern um ihn bei der Arbeit zu sehen. Bestimmt ein tolles Muskelspiel bei der Holzhackerei, schade das er keinen nackten Oberkörper hatte, Doch leider hörte ich ihn nur, sehen konnte ich ihn von meinem Platz aus nicht.

    “Ach doch, auch von der Abstammung her”, kam ein wenig enttäuscht von mir. Ich dachte er wäre von den Germanen gekommen, also die Abstammung meine ich.”
    Inzwischen hatte ich aber ein ganz anderes Problem und dies sollte möglichst schnell gelöst werden.
    “Du kannst mir nicht eben mal nach draußen helfen? Ich verspreche dir auch nicht weg zu rennen”, fügte ich noch mit schiefem Grinsen hinzu. “Es eilt aber, wenn du verstehst was ich meine. Ich habe es wirklich schon sehr lange aufgehalten, doch nun geht es nicht mehr lange.” Flehend sah ich meinen Bewacher an.

    “Hm, na ja, so fing es an, doch dann mussten wir schon, gleich mitten auf dem Markt flüchten, weil da so eine eingebildete Frau uns unbedingt ans Leder wollte. Wie gesagt, es ergab sich aus der Situation. Zu Hause wäre es ihr noch schlechter gegangen. Ich versprach bei ihr zu bleiben und mich zu kümmern. Es passierte vieles und leicht war es nicht. Bequemer wäre es gewesen sich raus zu halten. Überhaupt …. Aber lassen wir das es ist wie es ist, ich kann die Zeit nicht zurückdrehen.
    Normalerweise hätte ich nicht nötig gehabt mich zu erklären, doch mir war es schon wichtig das Macro mich verstand. Meine Handlungsweise würde er nie akzeptieren, doch sollte er meine Beweggründe wissen.
    “Der eine, der große Soldat hat mich über seine Schulter geworfen und dann stundenlang getragen.” Bei dieser Erklärung konnte ich nicht verhindern, das Bewunderung in meiner Aussage mitschwang. “Später trugen sie mich auf der Trage, kurze Stücke fasste er mich unter die Arme und schleifte mich.
    Mach nur wie es für dich am besten ist, ich werde dieses Stück auch noch durchhalten. Dann wird man mir hoffentlich bald helfen.” Danach würde es sowieso nur noch schlimmer werden.

    Was ging denn jetzt ab? Dieser Blick, so lange und intensiv. Hatte der was gemerkt oder fühlte er ähnlich wie ich?
    Was dann kam verstand ich aber absolut nicht. Warum schleifte er mich jetzt durch die Gegend? Gerne hätte ich laut geschrien verkniff es mir jedoch, ich wollte die Berührung genießen.
    Obwohl ich Schmerzen hatte und ich mich Elend fühlte, musste ich immer an ihn denken. Wie mir zumute war, als er mich da gerade schleifte, konnte ich selber nicht verstehen. Linos du bist echt nicht normal, verknallst dich ausgerechnet in einen Soldaten und dann noch in den Bullen, schimpfte ich mit mir selber.
    Nach einer Weile schaute ich den anderen an. Hatte man mir gesagt wie er hieß, keine Ahnung.
    “Du sag mal”, fing ich an, “ihr beide seit befreundet? Wenigstens habe ich den Eindruck. Ihr beiden seit keine Römer oder? Weißt du woher er da kommt?” Bei der letzten Frage wies ich mit dem Kopf in Richtung des Holz hack Geräusch.

    Undurchdringlich, wie meist, war der Gesichtsausdruck von Macro. Nur wer ihn näher kannte wusste wann es in ihm arbeitete. Hätte ich ihn angesehen, wäre mir bestimmt aufgefallen, dass doch noch etwas von ihm kommen würde, doch so überrumpelte mich der plötzliche Klang seiner Stimme.
    Verwirrt schaute ich Macro an, denn ich war anderer Ansicht. „Auch wenn man gerne von einem Ort weg geht kann man doch Menschen zurücklassen an denen einem etwas gelegen ist. Es war der Ort und die Situation vor der ich weg lief. Du würdest doch auch Germanien freudig verlassen, sollte Menecrates hier weggehen. Würdest du nicht auch dann, wenn du hier einen Freund hättest, ihn verlassen? Habe ich nicht immer gesagt ich wäre frei geboren und würde gerne nach Hause, nach Kreta zurückkehren?“ Ich hielt kurz ein und überlegte ob dies die richtigen Worte gewesen waren um mich Macro verständlich zu machen. „Macro ich freute mich dich zu sehen weil ich dich mag. So einfach ist es.“ Wieder kaute ich an meiner Unterlippe, bekam ein Zipfelchen der losgelöste spröden Haut zu fassen und riss es ab. Ein blutiger Geschmack breitete sich in meinem Mund aus, wieder schob ich die Unterlippe nach innen und meine Zunge strich über Stelle. Nachdem ich leicht an meiner Lippe gesaugt hatte schaute ich Macro fest an. „Du fragst jetzt wirklich allen ernstes, wer mir den Auftrag gab zu helfen?
    Stell dir vor du stehst auf dem Markt und vor deinen Füßen fällt eine Frau hin, fragst du dich wirklich zuerst, darf ich der Frau helfen, habe ich einen Auftrag dazu?“
    Nochmals Macro fragend anschauend fuhr ich fort. „Eine schwangere Frau braucht nach meiner Überzeugung Hilfe. Gezwungen fühlte ich mich durch meine Glaubensüberzeugung.
    Obwohl ich dies niemals als Zwang ansehen würde. Dies auch als Flucht zu nutzen war in diesem Augenblick einfach logisch. Ich hätte es mir niemals selber verziehen wenn ich es nicht getan hätte. Außerdem ließ sich die Flucht bei der Hilfe gar nicht vermeiden, selbst wenn ich nicht hätte fliehen wollen. Ohne Flucht wäre die Hilfe nicht möglich gewesen. Ich hoffe es war nun nicht zu verwirrend was ich dir sagte. Für einen Außenstehenden hört sich vieles bestimmt seltsam an.“ Erneut eine kurze Pause einlegend, dann tief durchatmend stellte ich Macro zögerlich eine Frage: „Weißt du was Menecrates mit mir vorhat?„