Missmutig hörte ich mir Macros Vortrag an, von wegen Alltagstauglichkeit und Krafttraining. Was hatte auf die Bäume klettern mit dem normalen Alltag zu tun? Für einen Jungen vielleicht aber doch nicht für einen Scriba. Und dann Krafttraining, so ein Blödsinn war er jetzt Menecrates, der hatte mir schon mal so einen Trainer auf den hals geschickt, doch als wir beim Schwimmen ankamen gab der auf. Unwillkürlich musste ich lächeln, was hatte ich den genervt. Nichts, worum wir uns kümmern müssen, äffte ich im Geiste Macro nach. Sicher konnte man das, es gab Salben zur Linderung. Narben wollte ich im Gesicht auch nicht behalten. Wenigstens hatte er beim Thema Kleidung ein einsehen.
„Ja klappern wir und DU gehst einkaufen“, maulte ich.
Ich verstand nicht die Umstände, wenn wir doch da rum liefen, sah mich doch jeder, dann konnte ich doch auch mit einkaufen.
Gut es kämen vielleicht Fragen auf, die man, so wie Macro es vorhatte, vermeiden konnte.
Meine Laune sank immer weiter während ich in Richtung Insulae dahintrottete.
„Das ganze Unternehmen, egal wie gut oder schlecht es lief oder laufen wird, wäre besser nicht gestartet worden, doch wer konnte das ahnen.“ Resigniert trottete ich mit hängenden Schultern daher, dabei hätte ich fast die Stadtwache vergessen, welche uns, bei meinem Aussehen, bestimmt anhalten würde.
Im letzten Moment sah ich sie, als wir um eine Ecke bogen, herankommen. Schnell machte ich einen Schritt zurück und bumste gegen Macro der hinter mir kam.
Beiträge von Linos
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Woher sollte ich wissen wie viel Geld noch in unserer Reisekasse war. Ich hatte nie gesehen wie groß oder klein die Barschaft war welche Menecrates uns mitgab. Aber eins wusste ich genau, auch wenn Macro keine Spur von Müdigkeit zeigte, ich war rechtschaffen müde. Rom war ja schließlich kein kleiner Dorffleck sondern ein Weltstadt. Man lief nicht mal eben quer durch Rom und wieder zurück, da waren die Wege schon länger. Außerdem galt es allem Möglichen auszuweichen. Ständig mussten wir uns vergewissern, dass wir nicht verfolgt oder erkannt wurden. Hin und wieder zur Sicherheit einen Bogen schlagen oder uns trennen. Was das allerwichtigste war, wir mussten auch eine Auge auf die Stadtwache haben, welche in diesen Tagen verstärkt patrouillierten und ihr immer wieder unauffällig ausweichen. Dann war noch der Kampf mit dem Baum gewesen, damit ich die Mauer im Garten übersteigen konnte. Von dem Kampf, von dem man noch immer deutlich die Spuren an Kleidung und Körper von mir sah. Ich spürte es noch allzu deutlich.
„Sicher magst du noch genug Geld haben, was ich ja nicht weiß, doch schau mich noch mal an, so wie meine Kleidung aussieht kann ich nicht in eine Taverne, außerdem brennen und schmerzen die Schürfwunden noch immer. Mein Gesicht fühlt sich an, als wenn jemand es mit einem Reibeisen bearbeitet hätte. Außerdem sagte ich doch, ich weiß nicht wo der Sammelpunkt für die Händlerkarawane ist, wir müssten danach suchen oder es erfragen. Ich vermute in der Nähe der Via Aurelia. Aber gut wie du willst, ich glaube in der nächsten Straße gibt es eine Taverne, gehen wir dahin.“ Des Menschen Willen ist sein Himmelreich dachte ich bei mir und verließ das Grundstück des Tempels und ging, wie ich glaubte, in Richtung Tiber, durch eine Gegend, die mir vollkommen unbekannt war. -
Schon ging das Gerenne los, ich hasste es, neben meinem großen Freund zu gehen wenn wir in Eile waren. Während er einen Schritt machte musste ich mindestens zwei machen. Hoffentlich dachte er auch an mein Aussehen. So wie ich aussah würde ich nur auffallen. Wenn ich doch wenigstens an einem Brunnen vorbeikam, doch dies würde viele Menschen bedeuten. Normalerweise fiel man ja weniger in einer Menschenmenge auf. Doch war man dreckig und voller Schürfwunden wie ich, sah es schon anders aus.
Bald schon hatten wir die Villa Claudia weit hinter uns gelassen.
Da wir meist doch kleinere Nebenstraße benutzten war die Umgebung uns fremd. Inzwischen war es fast dunkel und wir standen vor einem größeren Gebäude. Es sah wie ein Tempel aus und ich bat Macro zu warten. Vorsichtig ging ich näher bis ich sah was ich suchte. Templum Semonis Sanci las ich laut vor.
Ich zuckte mit den Schultern, hier war ich noch nie gewesen. „Kennst u den Tempel? Doch wir sollten um den Tempel gehen. Vielleicht gibt es hier eine Möglichkeit wo wir die Nacht verbringen können. Was meinst du?“ Hungrig, durstig, verdreckt und müde wollte ich jetzt nur noch eins, eine Pause einlegen und eine Runde schlafen. -
Irgendwie machte Macro mich langsam nervös. Erst trampelte er ständig, dann drängte er und jetzt wollte er sofort los.
Seufzend erhob ich mich. „Wenn du meinst gehen wir los. Du weißt aber schon das es bald dunkel wird und wir einen Unterschlupf brauchen? Ich habe nicht Lust von der Wache aufgegriffen zu werden.“
Sorgen machte ich mir auch über seine letzte Aufforderung ihn zu dem Sammelpunkt der Händler zu führen. Ich war doch kein Händler und außerdem noch nie in so frühen Morgenstunden durch Rom gestreift. Da halfen mir nur Vermutungen weiter.
Ich hatte ja bei der Fahrt auf dem Tiber, auf eine Mitfahrgelegenheit eines kleinen Handelsschiffes gesetzt. Gegen ein kleines Schweigegeld, hätte man sich dort bestimmt verstecken können.
Mich wieder an Macro wendend, während ich schon die westliche Richtung einschlug. Schau dort hinten siehst du die Abendsonne. Wir müssen etwas mehr in Richtung Mittagsonne. Dann dürften wir zum Forum Romanum kommen.“ -
Mich wieder über meine Zeichnung beugend, meinte ich : „Du denkst also wir sollten wieder mit dem Schiff von Ostia aus in Richtung Germanien. Hm, gut dann müssen wir anders Planen.“ Mit einem Handgriff hatte ich meine Zeichnung zerstört, glättet wieder neu und begann von vorne. „Wir sind hier, die Villa Claudia meine ich. Sie liegt auf dem Mons Esquilinus im Osten Roms, Ostia, wie du selber sagst im Südwesten, also müssen wir uns auch in diese Richtung durchschlagen.“ Mich mit dem Aststöckchen am Kopf kratzend überlegte ich kurz. „Hm, …wenn ich dass jetzt richtig einschätze, ist es zu gefährlich Rom über die Via Ostiensis durch die Porta Raudusculana zu verlassen. Auch die Porta Lavernalis wäre nicht gerade geeignet. Wie wäre es wenn wir in der Nähe der Via Aurelia über den Tiber gelangen würden und von dort weiter in Richtung Ostia. Natürlich können wir auch an einer anderen Stelle über den Tiber, etwa am Campus Martius oder Circus Flaminius. Was mich beschäftigt ist die Frage ob wir auf einem Schiff nach Ostia gelangen können?“
Resigniert hob ich plötzlich die Schulter. Vielleicht dachte ich auch viel zu kompliziert und alles war ganz einfach und wir waren ganz einfach, viel zu uninteressant für eine Wache.
Noch während ich meine zeichnerischen Künste betrachtete versuchte ich Macros Frage nach den Händlern zu beantworten.
„Stimmt, doch die Händler von Rom wollen auch die Waren Roms außerhalb der Stadt verkaufen und brauchen neue Waren für Rom. Genau wie die Händler aus anderen Ländern. Sie sammeln sich zu Reisegruppen, engagieren Begleitschutz gegen Überfälle und reisen gemeinsam. Meist bist du in einer solchen Gruppe sicher. Meistens, wie du an mir siehst, nicht immer. Ich war auf Kreta mit einer solchen Gruppe unterwegs.“
Das war wohl das Stichwort, plötzlich war ich gedanklich ganz wo anders. -
Jetzt verstand ich nichts mehr. Sollte ich so falsch liegen? Macro lebte schon viel länger in Rom, vielleicht hatte er Recht. Darum kam von mir auch nur sehr vorsichtig. “Wenn ich jetzt richtig vermute, sind wir noch innerhalb der Stadtmauern, gar nicht mal so weit von der Porta Viminalis entfernt. Wir wollen aber nach Norden oder hat sich da etwas geändert? Auf jeden Fall wenn wir nun hier gleich durch den Horti Lolliani gehen, gelangen wir nahe an die Porta Collina. Dort hinaus auf die Via Salaria wäre auch eine Möglichkeit, mit der vielleicht am wenigsten gerechnet wird, wir müssten nur ein ganzes Stück um die Stadt herum laufen. Doch wir könnten auch weiter zur Via Momentana und durch die Porta Quirinalis Rom verlassen.”
Gleich zu Anfang meiner Erklärungsversuche, hatte ich mich umgeschaut ein Stück eines kräftigen Zweigende gefunden, mich hingehockt und mit ihm den Boden vor mir geglättet. Anschließend hatte ich versucht Macro, dass was ich erklärte aufzuzeichnen. Mit dem Teil meiner Erklärung fertig schaute ich Macro an. “Ich hoffe du wirst aus all dem schlau.” Dann fügte ich noch hinzu:” Ja wenn du hier gewesen wärst, würde ich bestimmt nicht so aussehen. Doch mein Aussehen brachte mich auf eine Idee, wir könnten ja als Ehepaar die Stadt verlassen. Nun schau mich nicht so an. Meine rechte Wange muss ich mit irgend etwas verdecken. Was liegt näher als mit einem Tuch? Wer trägt ein Tuch? Na siehst du. Was denkst du wie, wo und wann wir es machen? Jetzt noch schnell? Obwohl ich denke dafür ist es schon zu spät. Oder beim Morgengrauen mit den ersten Händlern die die Stadt verlassen?” Immer noch ein wenig erschöpft von der Baumkletterei, rutschte ich ein wenig zurück und lehnte mich gegen die Mauer. Abwartend was Macro für Vorschläge und Meinungen hatte. -
Während Macro versuchte über die Mauer zu kommen, stand ich auf der anderen Seite und verfolgte lauschend jede seiner Bewegungen. Sobald ich seiner ansichtig wurde folgten meine Augen ihm. Als er schließlich mit einem noch lauterem dumpfen Geräusch, wie meines gewesen war, denn er war ja um einiges größer und kräftiger, auf dem Boden landete, atmete ich erleichtert auf. Ich musste mich ernstlich zusammenreißen, damit ich ihn nicht umarmte, denn ich nahm an, dass er dafür bestimmt kein Verständnis hätte.
“Bin ich froh dich zu sehen, ich dachte schon Felix oder die Prätorianer hätten dich festgehalten, festgenommen, fortgeschleppt, eingesperrt oder was weiß ich. Erzähl mal, wie war‘s? Was hat er gesagt? Lies er dich einfach so gehen?“ So Macro mit meinen Fragen überfallend, ließ ich ihm keine Zeit zum antworten, sondern fuhr fort. „Was meinst du warten wir bis zum frühen Morgen, ehe wir uns auf den Weg machen? Oder meinst du wir stürzen uns in das Nachtleben von Rom? Sofern dies noch besteht. Schau mal wie ich aussehe, so kann ich nicht durch die Stadt rennen, geschweige denn durch ein Stadttor marschieren. Wir sollten einen Laden mit gebraucht Kleidern oder so was in der Art, aufsuchen. Ich habe schon eine Idee für das Stadttor“. Dann kam ich zur Besinnung, grinste Macro an und meinte grinsend: „ Du möchtest auch was sagen?“ -
Hier und da an den Schürfstellen rumtastend, zwischendurch die Luft durch die Zähne ziehend, wenn es schmerzhafter wurde, saß ich nun da und hoffte immer noch, dass Macro kommen würde.
Gerade stellte ich fest, das mich das Leben als Sklaven immer härter machte, da war mir, als ob ich ganz leise meinen Namen gehört hätte. Lauschend saß ich da. Nach kurzem Überlegen kam ich zu dem Ergebnis, vor mir war keiner, wenn musste er hinter der Mauer sein. Prätorianer wären aber niemals leise durch den Garten geschlichen, sie hätte ich gehört und woher sollten sie meinen Namen kennen? Es sei denn….. Doch diesen Gedanken wollte ich nicht fortsetzen.
Ich stand auf, ging bis zu der Mauer und fragte in normaler Lautstärke: “Macro? Bist du das?”
Ich wusste jeder der über die Mauer wollte brauchte länger dafür, außer Macro. Würde er antworten wäre alles gut. Käme keine Antwort, hätte ich Zeit genug noch Fersengeld zu geben.
Abwartend hielt ich den Atem an. -
Ich kam zu dem Ergebnis, die Nacht hier abzuwarten.
Meine schlimmsten Befürchtungen schienen sich zu bewahrheiten, Macro wurde in der Villa festgehalten. Entweder hielt Felix ihn fest, mit irgend welchen sinnlosen Aufgaben oder aber die Prätorianer waren schon da und hatten alle festgenommen.
Was sollte ich tun? Abwarten? Mich einige Tage in der Stadt aufhalten? Versuchen möglichst schnell die Stadtverlassen?
Ich wusste es nicht. Zwar hatte ich Macro 15 Minuten gewährt, um dann ohne ihn zu fliehen, doch so ganz konnte ich meine Hoffnung nicht aufgeben, ihn hier zu sehen, um dann mit ihm die Stadt zu verlassen.
Lauschend, wartend, meine Schürfwunden betrachtend und betastend verbrachte ich die nächste Zeit.Ich beschloss bis zum Morgengrauen hier zu warten, mich dann bis zum Forum durchzuschlagen, um dort auf irgend eine Art andere Kleider zu bekommen. So verdreckt und mit Blutschlieren verschmiert, wie meine Tunika aussah, kam ich nie ohne auffällig zu werden durchs Stadttor.
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Mein Stand wurde langsam sicherer und so konnte ich mich nach und nach entspannen. Mit der Entspannung kam dann das leichte Schmerzgefühl, besser gesagt dass brennende Gefühl. Besonders brannte meine rechte Wange. Die Innenseite der Arme und Beine brannte kaum weniger heftig.
Vorsichtig ließ ich die Zweige los und hockte mich langsam. Von der Hocke aus setzte ich mich dann auf die Mauer.
Nachdem ich dies geschafft hatte, drückte ich vorsichtig meinen rechten Handrücken gegen die Wange, da die Innenfläche der Hände ebenfalls aufgeschürft waren.
Ärgerlich blickte ich in Richtung Vila, obwohl ich sie nicht sehen konnte. Wenn Macro dabei gewesen wäre, sähe ich jetzt bestimmt nicht so aus.
Eigentlich hätte ich etwas zum säubern und kühlen gebraucht aber woher sollte ich das jetzt nehmen.
Tief seufzend schaute ich runter auf den Boden. Nun schien mir der Abstand nicht mehr so groß.
Los Linos den Rest schaffst du auch noch, forderte ich mich selber auf.
Bäuchlings auf der Mauer liegend, die Beine rum schwingend, danach langsam runterlassen und mit den Händen fest halten, ging relativ schnell. Schnell musste es auch weiter gehen, denn lange würde ich mich so nicht halten können.
Kurz entschlossen ließ ich einfach los und landete mit einem dumpfen Bums auf dem Boden.
Verwundert und erleichtert stellte ich fest, dies war wirklich der leichteste Teil gewesen. Keine Verletzung kein Beinbruch, nicht einmal ein umklinken.
Zufrieden suchte ich mir einem Platz hinter ein paar Sträuchern, um den nächsten Schritt zu planen. -
Ich versuchte nun mir zu allen Seiten Sicht zu verschaffen, nicht ohne mich nochmals zu vergewissern, dass niemand in der Nähe war. Weder auf dem Claudichen noch auf dem Nachbargrundstück war jemand zu sehen.
Da das Anwesen der Claudier so groß war und die Mauer bei der ich mich befand, weit von den Eingängen entfernt war, hörte ich aus dieser Richtung nichts.
Das Nachbargrundstück, wenigstens der teil der für mich sichtbar war, er wies sich als eine verwilderte Parkanlage. Von dieser Seite aus, würde also so schnell keine Gefahr kommen.Blätter und Zweige auf Seite schiebend, sah ich nach unten, um eine Möglichkeit für meinen Abstieg zu finden.
Nun erst sah ich wie hoch ich war. Einfach runter springen könnte sich als schwierig erweisen und von Macro war immer noch nichts zu sehen und zu hören.
Innerlich schimpfend, gab es für mich nur einen Grund, Felix. Bestimmt war es so gekommen wie ich befürchtet hatte, Macro musste Schätze schleppen. Hatte der Kerl wirklich solche Angst um sein Erbe. Er sollte aber bedenken, falls seinem Großvater etwas zustieß, ständen schon einige Onkels in Warteposition.
Missmutig schaute ich nach unten es half alles nichts, ich musste zuerst einmal auf die Mauer, dann würde ich weiter sehen.
Langsam bewegte ich mich auf dem Ast in Richtung Mauer vorwärts, soweit bis ich über der Mauer war. Nun legte ich mich mehr oder weniger auf den Ast. Jetzt musste ich nur noch die Beine überdies Mauer positionieren um dann Punktgenau, nach dem runter springen, auf der Mauer landen.
Wirklich, schwankend, mich an den Zweigen über mir festhaltend stand ich auf der Mauer. Soweit hatte ich es also geschafft. -
Das Kribbeln an meinem Kopf hatte sich schon lange eingestellt, doch bisher hatte ich das hin greifen und kratzen unterdrückt. Da fiel mir ein was Macro sagte, von wegen wehe du sagst… hatte er denn vergessen welche Probleme ich mit dem Lügen hatte. Nun hielt mich nichts mehr und ich kratzte mir den Hinterkopf, doch helfen tat dies nicht.
Unruhig stand ich auf und ging in meinem kleinen Versteck hin und her, lauschend was sich hinter der Mauer abspielte. Dann hielt ich es nicht mehr aus und rannte zu dem Ahornbaum rüber. Im Haus war bestimmt alles mit Felix Anweisungen beschäftig und so hoffte ich, dass mich niemand beobachtete. Außerdem wäre es mehr wie ein Zufall gewesen, denn der Baum stand ja am Endes des Grundstückes. Nun musste ich nur noch schnell nach oben. Von oben hätte ich bestimmt einen guten Ausblick auf die Umgebung. Das Blattwerk würde mich verdecken und wer würde mich schon in dem Baum vermuten.
Eins hatte ich aber vergessen ich war zu klein oder die Äste zu hoch, je nach der Sichtweise von der man es betrachtete.
Zuerst versuchte ich es mit springen, um auf diese Art einen Ast zu erreichen, doch es war vergeblich. Außerdem hatte ich Angst man würde mich hören, klang mein auf den Boden aufkommen dumpf und laut in meinen Ohren.
Als nächstes nahm ich einen Anlauf und versuchte an dem Baumstamm hoch zu rennen, was sich als völlig lächerlich erwies und mit reichlich Schrammen an meinen Armen und Beinen endete.
Verzweifelt schaute ich den Baum an. Was wenn Macro nicht zurückkam? Ich musste einfach da hoch.
Abermals trat ich vor den Baum, umschlang ihn, hielt mich mit Armen und Händen krampfhaft fest, während ich versuchte mich mit den Füßen hoch zuschieben. Ein winziges Stück gelang es. Meine Hände und Arme schaffte ich auch ein wenig höher zu positionieren. Ich glaubte nun zu wissen wie es gehen musste. Hände und Arme mussten ziehen, Füße und Beine mussten schieben. Während ich dies versuchte presste ich meine rechte Gesichtshälfte gegen den Baumstamm. Langsam und mühsam ging es so immer ein Stück höher.
Irgendwann, mich so digitus um digitus nach oben arbeitend, war ich so hoch das meine linke Hand einen Ast, besser gesagt einen Zweig erreichen konnte. Nach kräftigen ziehen knickte er ab, doch Gott sei dank erwies sich das Ende am Baumstamm als kräftig und ich konnte mich daran abermals ein Stück höher ziehen.
Wieder konnte ich links über mir einen Ast berühren, nur war dieser zu dick und ich konnte ihn nicht mit meiner Hand umfassen. Also musste ich noch ein Stück höher.
Endlich war ich so hoch, dass ich es schaffte meinem linken Arm auf den Ast zu schieben und mich so etwas hoch zu hieven, mein Gewicht darauf zu verlagern, um meine rechten Arm und Hand zu lösen und auch irgendwie zu diesem Ast zu bringen.
Jetzt war es soweit und ich brauchte nur noch den Rest meines nun geschundenen Körpers hoch zu bringen.
Heftig durchatmend, vorsichtig ´Gesicht, Arme und beine abtastend saß ich auf dem Ast mitten im dichten Blattwerk.
Nachdem ich verschnauft hatte versuchte ich meine Umgebung auszukundschaften. Dabei fiel mir ein Macros Frist musste eigentlich um sein, bei meiner Aktion war bestimmt schon mehr Zeit verstrichen. -
“Gut ich verstehe deine Situation aber nur weil du es bist. Bedenke aber eins, wenn für Felix, Geld zusammen suchen soviel wichtiger ist, als unser Leben, dann rette deins. Außerdem Menecrates sagte ich solle unbedingt in deiner Nähe bleiben. Warum nur? Bestimmt weil ich dich beschützen soll”, fügte ich grinsend hinzu. Kurz überlegend meinte ich noch: “Erinnerst du dich wo wir vor der dem Stadttor zuletzt pausierten? Ich werde versuchen drei Tage dort auf dich zu warten. Aber nur auf dich, Felix vertraue ich nicht mein Leben an.” Mich von Macro abwendend kam noch: “Nun hau schon ab”, ganz leise noch, “[SIZE=7]Gott beschütze dich und schicke seinen Geist zu Felix.”[/SIZE]
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Da wurde der Hund doch in der Pfanne verrückt, getrennt gehen war in Ordnung jetzt abhauen wäre Felix im Stich lassen. Ich konnte Felix wieso nicht bei Gefahr helfen. Menecrates erwartet bestimmt nicht, dass ich mich schützend vor Felix stellte, wenn die Prätorianer anrückten.
„Gut dann geh rein sag es ihm, du wirst sehen was du davon hast. Du musst helfen den Kram verstecken, du musst planen wie und wohin geflohen wird. Du wirst dich zu irgendetwas verpflichten müssen was dir den Hals kosten kann. Ich sagte schon mal, ich kenne den Anaxander nicht und Felix kann nicht bestimmen wem ich vertraue.“
Eindringlich schaute ich Macro an. „Bitte überlege genau was du tust. Die Flucht können wir nicht planen, wir müssen uns der Situation anpassen. Felix ist raffgierig und unvernünftig, er will alles für sich und opfert dafür alle Sklaven. Uns nimmt er nur mit wegen seinem Großvater, außerdem will er deine Stärke nutzen. Mich wird er kalt opfern.“
Jetzt wurde mir bewusst was passiert war. Ein Keil war zwischen uns getrieben. “Tu was du meinst tun zu müssen. Ich warte fünf Minuten, dann bin ich weg. Für den Fall wünsche ich dir viel Erfolg.“ Traurig wandte ich mich ab und hockte mich auf den Boden. -
So schnell wie Macro mich nahm und anschließend, während er mich in den garten brachte, auf mich einredete, kam ich nicht dazu ihn zu bitten mich endlich runter zu lassen als wir im Garten ankamen.
Endlich hatte er mich abgesetzt, genau dort wo ich hinwollte.
“Mein Gott wem sagst du es, ich danke dir. Entschuldige aber mir fiel nichts besseres ein, um dich raus zu bekommen. Wir hätten dort noch Stunden mit planen verbracht.
Das wir hier möglichst schnell und ohne die beiden weg müssen ist klar oder?” ohne eine Antwort abzuwarten redete ich weiter. Glaub mir es ist auch besser für Felix. Sofort würde man ihm Absprachen mit seinem Großvater unterstellen, wenn wir zusammen gesehen würden.” Ich schaute Macro an, “glaub mir für Menecrates ist es das wichtigste das keiner gefangen oder verletzt wird. Von schlimmeren wollen wir gar nicht sprechen.
In der Villa sind so viele Sklaven die Felix helfen können, er braucht uns nicht.
Schau dir einmal den Baum dort drüben an. “
Ich war zwischen die Büsche getreten und wies auf einen alten kräftigen Ahornbaum, welcher nicht weit von der Mauer stand.
Drehte mich um und schaute ob Macro sah was ich meinte. Siehst du den dicken Ast? Ich war schon öfter da und habe ihn mir angeschaut. Er ist kräftig und gesund, er trägt auch dich. wenn du verstehst was ich meine” , grinsend schaute ich Macro an. “Wir sollten jetzt augenblicklich verschwinden. Ein Laden um uns für die Flucht auszurüsten finden wir bestimmt. Wie ich dich kenne, trägst du das Geld bestimmt bei dir. Was meinst du?” Fast flehend schaute ich Macro an. “Natürlich kannst du auch mit Felix und dem Neuen verschwinden. Ich bin auf jeden Fall jetzt weg.”
Nun lag es an Macro, obwohl ich inständig hoffte er würde mit kommen. -
Mein Ziel hatte ich erreicht, Macro steckte zumindest den Kopf aus der Türe. “Macro bitte komm und hilf mir.” Laut und flehend kam mein Hilferuf. Hoffentlich machte er voran, ich musste ihm etwas alleine sagen. “Ich brauche frische Luft bitte bring mich in den Garten”, fügte ich noch hinzu.
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Bewusst gelangweilt schaute ich von einem zum anderen, während jeder seine Meinung kundtat. Da Anax zuletzt uns, Macro und mich ansprach, nickte ich nur. Wozu es nochmals sagen, ich wollte nach Germanien. Ich wollte zu Menecrates.
Meine Blase drückte, ich war es leid in dem quadratischen Kreis zu sitzen. Es war Zeit das ich mit Macro redete und das alleine. Die Frage war wie. Wenn ich jetzt aufstand und raus ging, mit der Entschuldigung Wasser lassen zu müssen, würde Macro bestimmt nicht mit kommen. Eine andere Idee musste her.Doch meine Gedanken kehrten zu Felix zurück, was wollte er von uns? Er wollte doch Herr sein, war stolz ein Römer zu sein, dann sollte er seine Flucht gefälligst selber planen. Nachher ging etwas schief und dann hätten wir Sklaven wieder die Schuld.
Es war nicht mehr zum aushalten ich musste einfach raus. „Entschuldigung“, kam von mir. Gleichzeitig sprang ich auf, rannte fast gegen Anaxander der in meiner Laufrichtung saß, rannte auf dem Gang, fiel mit viel Lärm über eine Vase und schrie entsetzlich auf.
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“Am Besten ziehen wir mit einem Karren, auf welchem sich alle Wertgegenstände befinden, durch die Stadt, ”, kam ziemlich bissig von mir. Mein Gott was wollte er denn noch alles machen bevor er floh. Mit den Schriftstücken leuchtete mir ja ein, doch was sollte wichtiges für die Prätorianer hier sein? Zum einem war Menecrates unschuldig und selbst wenn er schuldig wäre, würde er keine Notizen zu dem Thema machen, geschweige denn diese aufbewahren. Mein Gott dachten sie denn er wäre so einfältig.
Dann folgte noch der Satz, von wegen Felix außerhalb der Mauern schaffen. Der sollte gefälligst die Beine bewegen oder dachte er, Macro würde ihn huckepack tragen.
Wertvolle Stücke schützend verstecken, war ein hartes, langwieriges unterfangen in diesem Haushalt. Nicht nur das sicher Verpacken, wie auch das sichere Versteck war wichtig und zum Schluss war es eine Vertrauensfrage. Jeder der darüber etwas wusste konnte es für sich nutzen. Nicht nur verraten sondern auch verkaufen.
Aber wir hatten ja alle Zeit der Welt.
Macro und ich waren ja auch vollkommen unbekannt. Besonders seit der Zeit bei der Menecrates als Aedils Curulis tätig war und wir ihn auf Schritt und Tritt begleiteten.
Ich, so manch ein Haus in Rom, in seinem Auftrag besuchen musste.
Plötzlich musste ich trotz der ernsten Situation lachen. Mir war eingefallen, wie es war, als Menecrates und ich von der Palastwache verhaftet wurden, nur weil ich mich mit denen anlegen wollte.
Doch der Herr Felix dachte ja, er wäre nur bekannt und wichtig. Interessant war er nur, durch den Umstand, dass er in der Villa wohnte.
Mich würden sie nicht bekommen, wenn dann höchstens weil ich einen Fehler machte.
Na dann sollte er mal planen, etwas selbstgefällig setzte ich mich bequemer auf den Stuhl und schaute in die Runde. -
„Ich danke für die Informationen zum Stand der aktuelle Lage.
Das Lucius Iulius Antoninus zu den Prätorianern gehört war uns allen bekannt. Ich würde sagen wir machen uns gleich auf den Wege nach Germanien. Mit wir meine ich mich und vermute auch Macro, doch darüber kann ich nicht entscheiden. Es ist seine Angelegenheit. Hier lange rum sitzen und planen ist vertane Zeit. Mein erstes Ziel ist, zuerst einmal vor die Tore Roms zu gelangen.“
Was jetzt Felix unternahm oder was mit den anderen Sklaven geschah war Felix Sache. Macro und ich wir mussten weg, so schnell wie möglich uns hier zu finden könnte für Menecrates und Felix noch mehr zum Schaden sein. Nachdem ich zu dieser Überlegung kam, sprach ich es laut aus. „Wenn Macro und ich hier gefunden werden, so ist dies zum Schaden für alle. Deshalb sollten wir augenblicklich aufbrechen.“ -
Die Art wie Felix sich hinsetzte, ließ mich vermuten er war zufrieden mit sich. Ich war es auch, trotz meines unguten Gefühls, welches auch eher die Anwesenheit von Anax betraf.
Felix konnte vertrauen wem er wollte, doch konnte er nicht bestimmen wem ich vertrauen konnte.
Ich hatte nichts gegen Anaxander, denn ich kannte ihn im Grunde nicht. Die kurze Zeit, die wir gemeinsam in der Küche verbracht hatten, reichte mir nicht für einen Vertrauensaufbau. Hinzu kam noch die Neugierde.
Er kannte Menecrates nicht und mich auch nicht, bis zu meinem Eintreffen in Rom. Trotzdem war er wahnsinnig interessiert daran, zu erfahren was meine Anwesenheit hier betraf.
Nein nicht so und nicht mit mir, dass war meine Haltung vorerst, zumal Macro und mir nicht die Gelegenheit gegeben wurde uns vor diesem merkwürdigen Treffen zu beraten.Trotz meiner schlechten Stimmung hörte ich aufmerksam zu und erfuhr kaum etwas neues, außer, dass wir uns nicht mit Menecrates Klienten treffen könnten, warum auch immer.
„Aha, dann wäre es das mit unserem Aufenthalt in Rom also gewesen“, kam nur ein kurzer Kommentar von mir, bevor ich mich an Macro wandte: „Dann können wir wohl Morgen zurück nach Germanien.“