Beiträge von Linos

    Die Aussage von Felix über Macro machte mich in dem Augenblick wo ich sie hörte, richtig wütend. Er kannte Macro nicht, wie konnte er sich erlauben so über ihn zu urteilen. Unser Sklavendasein hatte ich in diesem Augenblick mal wieder außer acht gelassen. „Wenn dem so ist, dann ist mein Freund Macro doch nicht so dumm, denn er hat die Situation doch schnell analysiert. Wovon auch immer die Rede ist. Er hält sich nur an das was unser Herr uns aufgetragen hat.“ Ziemlich bissig kam meine Antwort.
    Erst dann sah ich auf die Stühle, nahm zögernd mit einem „Danke“ Platz. Jetzt spürte ich, trotz meiner Neugier, wieder das gleiche Unwohlsein wie am Tage vorher.

    Gerade hatte ich mich im Garten auf einer Steinbank niedergelassen, als auch schon Anax vor mir auftauchte. Ich hatte den Eindruck er war unterwegs um mich zu suchen und so war es auch.
    Im Auftrage von Felix holte er mich. Während ich ihm folgte stellte ich fest wieder einmal hatte mich mein Gefühl nicht getäuscht und ich war davon überzeugt es würde noch unangenehm werden. Gleich hinter Anaxander betrat ich den Raum.
    Fragend schaute ich zu Macro und dann zu Felix. "Du hast mich rufen lassen junger Herr."

    Da saß ich nun in der Küche und wartete auf ein Zeichen. Weder von Anax noch von Macro war etwas zu sehen.
    Wo Macro steckte wusste ich ja, doch dass er so lange bei Felix blieb gefiel mir gar nicht. Bestimmt wollte Felix wieder einmal, dass alles so lief wie er sich das vorstellte. Ich hatte Menecrates mein Versprechen gegeben und ich wollte alles tun was in meiner Macht stand und das nicht nach Felix Vorstellungen. Gut er war Römer und hatte die letzte Zeit in der Stadt verbracht. So wie ich das mitbekommen hatte aber kaum die Villa verlassen und sein Wissen basierte meist auch nur auf Hörensagen. Es war ihm auch nur über zweit und dritt Leut zugetragen worden. Wie richtig und genau seine Informationen waren wusste er auch nicht. Mein typisches Alarmsignal sprang an, der Hinterkopf fing an zu kribbeln. Nervös nahm ich nun doch einen Schluck. Entschlossen sprang ich dann auf und ging, nein ich lief fast in den garten. Ich brauchte einfach Luft.

    „Denkst du in so einer wichtigen Angelegenheit, würde ich etwas sagen woran ich selber nicht glaube? Aber wegen meinem Gewicht, brauchst du dir nun wirklich keine Sorgen zu machen, so wie mich alle herumscheuchen kann ich gar nicht fett werden. Nein im Ernst mein Lieblingsplatz ist im Garten. Hinten an der Nordwand ist eine Nische, verborgen von Gebüsch. Ich wollte dir wieso vorschlagen, dass wenn wir uns am Tage absprechen wollen, uns lieber dort treffen. In die Küche gehe ich nur gerne, weil dort der Sammelpunkt der Sklaven ist. Möchte man etwas aus dem Hause erfahren, so ist dort der beste Platz dafür.“


    Nun war ich etwas verwirrt, schaute auf den Tisch, sah wie Macro, kaum dass er seine Frage ausgesprochen hatte, den Rest Essen einpackte. Er wirkte irgendwie nervös. „Du rennst aber jetzt nicht wie ein Irrer zu Felix, oder? Denk bitte daran ich muss den Anax festhalten können. Jaaaa und ich beeile mich auch.“
    Schade war es schon, dass ich so schnell den Stadtbesuch beenden musste. Wer konnte schon wissen wann ich wieder dazu kam?

    Bevor ich mich von Macro trennte flüsterte ich ihm noch zu: "Duschaffst das großer, du bist der Beste. Ich warte in der Küche.


    Für die Küche hatte ich mir schon einen Plan zurecht gelegt. Sollte keiner anwesend sein, würde ichmir einen Krug Wein holen und einen Becher.
    Und wirklich es war keiiner da. Schnell schütte ich mir kaum verdünnten Wein ein, nahm einen Schluck spülte den Mund lang und ausgiebig damit aus und wartete auf die Dinge die kommen würden.

    Trotz des guten und reichhaltigen Frühstücks, welches ich mir selber zusammengesucht hatte, merkte ich, Hunger hatte ich doch schon wieder. So widmete ich zunächst dem Essen und zeigt Macro an ich müsse erst meinen Mund leeren. Spülte den Rest mit einem Schluck Wasser runter, bevor ich Macro kurz informierte. „Was heißt interessant, es war der Neue anwesend. Er ist Grieche, sein Name ist Anaxander, will Anax genannt werden und ist sehr neugierig. Er versuchte immer wieder zu erfahren warum wir nach Rom gekommen sind. Mir wurde schon fast schwindelig, von lauter im Kreise drehen“, grinste ich. „Ich vermute fast, er wird uns mit Argusaugen beobachten. Sollte er dir auf dem Weg zu Felix in die Quere kommen, schicke ihn zu mir in die Küche. Nachdem ich mir einen neuen Fleischstreifen zu Gemüte geführt hatte, sah ich Macro an, ich vermutete, dass es ihm nicht passte das er alleine zu Felix sollte.
    „Ich weiß, dir gefällt es bestimmt nicht, dass du alleine zu Felix sollst, glaub mir es ist das Beste und du bist der Beste dafür.“

    Da ich am Morgen ein reichliches Frühstück hatte, verkniff ich mir einen Kommentar wie. du muss nicht denken, dass du den großen Hunger auf Grund deiner Körpergröße für dich reserviert hast. Ein nicken war meine einzige Antwort.
    „Eine gute Idee mit den Zimmern untersuchen, doch dass dort nichts zu finden war, konnte man sich doch denken, oder?“ Armer Macro wie litt er noch immer unter Morrigans frühere Beziehung zu dem Klienten. Das ich mitbekommen hatte, dass die beiden einen anderen Treffpunkt als die Villa hatten, verschwieg ich. Außerdem wären beide nicht so dumm etwas belastendes in der Villa zu lassen.
    Natürlich hatte Macro recht mit seiner Bemerkung zu meinem Besuch der Kaserne. Doch in meinem Innersten sträubte sich etwas gewaltig dagegen Felix mit einzubeziehen. Nicht das er uns verraten würde. Nein seine Impulsivität war es, die mich störte. Er hatte sich in meinen Augen nicht unter Kontrolle. Er palaverte gleich herum. Wie konnte er so in der Gegenwart der Sklaven über den Kaiser und der politischen Situation reden. Nach wie vor machte ich mir Sorgen über seine Gedankenlosigkeit. Er redete über Sachen die selbst Macro und ich nicht mit bekommen hatten, als wäre es die Wirklichkeit.
    So mit meinen Gedanken beschäftigt wiegte ich den Kopf hin und her.
    Doch um weiter zu kommen musste es wohl sein. Dann nickte ich, mir war ein Gedanke gekommen.
    „Gut dann aber nur so wie ich es jetzt vorschlage. Du gibst ihm das Schreiben und sprichst mit ihm. Ja ich weiß, ich sollte es machen. Doch ich glaube, wenn du es machst, hat es ein anderes Gewicht. Du bist für ihn eher die unbekannte Größe. Außerdem werde ich mich in der Zeit um die anderen Sklaven, besonders um den Neuen kümmern. Genau, so machen wir es.“

    Was war das? Macro mittendrin, damit hätte ich nun nicht gerechnet. Ich persönlich hätte lieber am Rand gesessen um alles im Blick zu haben oder aber in der Nähe von einer in meinen Augen interessanten, Gesprächsrunde.
    Zögernd, überlegend ob Macro gegenüber, damit ich den anderen Teil der Taverne im Blick hatte oder neben ihm damit ich auch einen Blick zur Türe werfen konnte, setzte ich mich dann doch gegenüber von Macro. Sollte Gefahr von der Türe drohen würde Macro mich schon warnen.


    „Ja gute Frage, natürlich auf das Fleisch was hier so herrlich duftet.“ War das schön, Essen nach Wunsch, nicht die übliche Hausmannskost, besonders nicht die von Germanien, gut seit Morrigan da war, hatte sich ihre Verpflegung wesentlich verbessert, aber so war es doch was ganz anderes. Die Tavernen besuche fehlten mir sowieso seit meinem Sklaventum.


    „Das mit den Feierlichkeiten muss du so verstehen. Der größte Teil der Römer weiß doch gar nicht was alles gesehen ist. Sie wissen der Kaiser und sein Sohn ist tot, sie wurden ermordet und die Schuldigen wurden angeblich gefunden.“ Soviel hatte ich jetzt von dem was Felix, am Abend vorher, gesagt hatte herausgehört. „Diese Feierlichkeiten dienen jetzt dazu das Volk zu beruhigen, ihm zu zeigen es wäre alles in Ordnung. Bestimmt tritt der Kaiser mit viel Pomp und viel Kleingeld auf. So streut man Sand in die Augen und kauft sich Beliebtheit. Bestimmt gibt es bald auch noch Spiele. Brot und Spiele zerstreuen ebenso die letzten Zweifel.
    Dicht an Macro herangerückt, hatte ich ihm leise geantwortet.


    Wieder auf Abstand von Macro schaute ich mich mit unverhohlener Neugier um. Ich war in der Annahme, wenn ich hier auf Duckmäuser machte, würde man mich mehr beachten, also versuchte ich eher normal zu wirken. „Wo warst du heute Morgen? Ich habe auf dich beim Frühstück gewartet. Solch ein reichliches hatte ich schon sehr lange nicht mehr.“ Dieses Gesprächsthema schien mir belanglos und unverfänglich genug für die Taverne. Ein wenig leiser fügte ich hinzu: „Ich habe mir überlegt, vielleicht ein Mal bei der Kaserne nach zu fragen, ob er noch da ist oder versetzt wurde. Was meinst du?“

    Die Frage die Macro mir zur Begrüßung stellte verwirrte mich für einen Augenblick, dann nickte ich grinsend. „Sicher, ich muss doch üben wie ich meinem Aufpasser entkommen kann. Nein, das war nur ein Scherz. Bestimmt nur ein Zufall. Doch wirklich etwas entdeckt habe ich noch nicht. An den mir bekannten Stellen habe ich einige Spuren von frisch entfernten Plakaten gesehen, doch richtiges fand ich nicht“. Noch einmal die Lage sondierend schaute ich mich um. Macros Vorschlag zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht. „Sagtest du beim Essen die Ohren spitzen? Das ist wirklich eine sehr gute Idee. Kein Festmahl wie gestern Abend in der Villa, wunderbar.“ Es wurde auch wirklich Zeit das wir bald etwas mehr erfuhren. Irgendwie hatte ich mir das ganze einfacher vorgestellt.
    Außerdem hatte ich noch keine Lust zur Villa zurück zu kehren. Ich hatte ein Gefühl in der Villa wäre ich eine Fliege, auf die die Spinne wartet. Fern von ihr ging es mir besser.
    „Gut gehen wir Essen,“ wiederholte ich mich nochmals.

    Auf dem ersten Blick schien alles wie immer. Das Leben in der Stadt pulsierte, Märkte und Verkaufsstände, Geschäfte alles war gut besucht. Es hatte den Anschein als wäre nichts geschehen und dennoch. …einer der gerne beobachtet wie ich, bemerkte es schnell, ein Teil der Menschen fehlte. Es standen keine der gewohnten Gruppen herum und debattierten über Politik. Man sah lange nicht so viele Sänfte, in den für gewöhnlich Frauen saßen um ihre wichtige modische Einkäufe zu tätigen. Eine Schicht der Bevölkerung fehlte, nicht ganz aber sehr stark reduziert.
    Dies fiel mir auf bei der Suche nach Anschlägen. Die Gesprächsfetzen die ich mitbekam waren von belanglosem Inhalt und es lohnte sich nicht ihnen weiter zu lauschen.
    Der Stadtwache begegnete man dafür aber viel öfter als früher.


    Eins hatte sich aber nicht geändert, ich war wie immer Bargeldlos unterwegs. Wieso hatte ich nie Geld? Andere Sklaven aber sehr oft wenigstens ein paar Kupfer oder Messing Stücke. Dieser Frage musste ich bei passender Gelegenheit unbedingt nachgehen.
    Wie dem auch war, mich quälte der Durst und ich hoffte, dass ich bald Macro sehen würde. Er wäre so leicht nicht zu übersehen.
    Wenn mich nicht alles täuschte stand er ein Stück weiter weg und schaute sich suchend um. Schnell ging ich näher und klopfte ihm auf die Schulter. Ein wenig musste ich mich dafür schon recken. „Suchst du wen oder was bestimmtes?“

    Verwundert starrte ich Phaeneas nach diesen Worten an. Ich konnte es wieder nicht fassen, dass gerade ihm die Freiheit so gleichgültig war. „Ich weiß du erwähntest es schon zu Anfang des Gespräches, trotzdem, ich versteh es nicht. Wie kann dir die Freiheit so gleichgültig sein? Zu den Menschen die sich für die Freiheit ein Bein ausreißen würden gehöre ich wohl auch. Doch wäre die Freiheit mit nur einem Bein weniger schön“, diese Anmerkung konnte ich mir mit einem Grinsen nicht verkneifen.
    Doch gleich wurde ich wieder ernst, denn ich beobachtete wie es in Phaeneas arbeitete.
    Ob ich ihm die Lehre Jesu näher gebracht hatte? War ich dafür der geeignete? Fehlte mir nicht die Überzeugungskraft dazu? Ich selber wollte doch noch soviel hören und lernen von den Christen.


    Ich spürte wie sich ein Lächeln über mein Gesicht zog. „Ganz wie auf Kreta, ganz wie in der Heimat. Ich kenne jemanden und der kennt jemanden, aber bedenke ich kenne keinen in Rom. Du bist der erste, den ich hier, außerhalb unserer Villa ein wenig näher kennen lernte. Mit jemanden in der Villa möchte ich eigentlich nicht über dieses Thema sprechen. Warum? Vielleicht weil dies eins der wenigen Freiheiten ist, welche mir als Sklave bleibt. Die Freiheit meines Glaubens, meiner Gedanken. Außer natürlich mit Corona“, fügte ich leise hinzu.


    Es wurde zusehends später und ich musste mich bald auf den Heimweg machen. Eins wollte ich vorher aber noch wissen. „Sag mir werde ich dich noch mal wiedersehen können? Gibt es einen Ort wo dies möglich ist, denn ich würde dich zu gerne als Gesprächspartner behalten. Leider kann ich nie im voraus etwas planen, so ein freier Nachmittag wie heute gibt es ganz selten. Es muss also dem Zufall überlassen sein und möglichst in der Stadt, damit ich schneller an dem Ort bin.“ Voller Hoffnung schaute ich Phaeneas.

    „Hallo Anax“, antwortete ich. „Nein, Gott sei dank nicht, es sind nur ein paar Erinnerungen die mich überkamen. Doch was soll‘s das Leben geht weiter.“
    Ich schaute zu Anax rüber und sah seinen Blick, „schau nicht so, mir geht es gut. Du könntest mir aber einen Gefallen tun, wenn du Macro siehst, sag ihm bitte, ich sei zum Forum gegangen.“ Macro würde dann schon wissen das ich auf der suche nach Aushängen war.

    „Ja da hast du Recht“, pflichtete ich Macro bei. „Wir sollten hier doch schnell Schluss, nicht das wir beobachte werden. Morgen ist auch noch ein Tag. Als er auf den Klienten zu sprechen kam musste ich unwillkürlich grinsen. Wusste ich doch, wie heikel dieses Thema für Macro war. „Ist in Ordnung Großer mache ich, mach dir keine Sorgen, es wird schon.“ Diesen Spruch hätte ich besser gedacht als gesprochen, denn überzeugt davon war ich nach dem heutigen Abend absolut nicht mehr.
    Nachdem ich Macro noch eine gute Nacht gewünscht hatte, machte ich mich auf den Weg zu meinem Bett.

    Ich ahnte, dass Felix mit der Situation gerade sehr unzufrieden war. Bestimmt tobte ein innerlicher Kampf in ihm, was er mit uns beiden anstellen sollte, da wir beiden nicht gerade die auskunftsfreudigsten waren.
    Doch dann kamen endlich die erlösenden Worte, nachdem Macro, wie ich mit bekam ebenfalls mit der Müdigkeit kämpfte.
    „Danke junger Herr, ich brauche wirklich Schlaf.“ Und was vernünftiges zu Essen brauche ich auch, fügte ich in Gedanken hinzu, während ich schnell aufstand, um genauso schnell das Triclinium zu verlassen.

    Eine ganze Weile hatte ich mich im Garten aufgehalten. Hatte dort einen Rundgang gemacht und mich anschließend in meinem kleinem Reich, jenem Platz wohin ich mich einst mit Corono verzogen hatte, umgeschaut. Der Platz schien seit jener Zeit unberührt zu sein. Ob ich noch einmal einen Menschen fand, mit dem ich so vertraut sein würde. Unwillkürlich musste ich lächeln. Ausgerechnet eine Frau war es gewesen. Ich glaubte jetzt im nachhinein schon, dass es Liebe war. Bestimmt war es nicht nur der Wunsch Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht zu machen, der mein Verlangen nach ihr gestärkt hatte.
    Dann waren da die stundenlange Gespräche über Gott und das Christentum. Sie war die jenige, die sich für mich als Mensch interessierte. Sie war es die Wissen wollte was ich dachte, fühlte, welche Sehnsucht ich hatte. Im Grunde war sie in Rom die einzige gewesen die es verstand mich zu trösten und ich glaubte auch, dass sie mich liebte, auch wenn sie Angst vor allem hatte. Ein wenig traurig ging ich zur Culina zurück.

    „Also ehrlich gesagt, ich weiß es nicht und in meiner Freude nach Rom zu dürfen, habe ich auch nicht nachgefragt.“ Kam von meiner mir sehr spontan als Antwort. Ich hatte nun wirklich keine Lust Felix auf die Nase zu binden, dass diese Aufgabe auch eine Art Bewährungsprobe für mich war.
    Langsam ging mir diese Fragerei nun wirklich auf den Geist.
    Sehr auffällig versuchte ich nun meine Müdigkeit zu demonstrieren indem ich tat als wenn ich unauffällig einen Gähner unterdrücken würde. Gleich noch ein zweites Mal hinterher mit der darauf folgenden Entschuldigung, „Verzeihung die Reise.“ Ein verlegendes Grinsen noch hinterher geschickt. Man konnte es ja versuchen, vielleicht half es ja. Ich wollte nur noch hier weg.
    Mittlerweile tat es mir Leid, dass wir in die Villa gegangen waren. Wir hätten uns irgendwo ein Zimmer nehmen sollen und es zuerst ohne Felix Hilfe versuchen sollen. Dies wäre wesentlich weniger anstrengend gewesen.

    „Sag mal hast du heute Morgen schon gegessen?“ Mein Gott diese Neugierde nervt langsam. „Das Felix keine Feste feiert ist mir auch klar. Der traut sich bestimmt noch nicht einmal, etwas für sein Bett zu holen. Das wäre bei einigen seiner Onkels schon ganz anders gelaufen. Aber wie gesagt, die Nachrichten kamen nicht an. Woher sollte der Legat denn wissen, ob Felix noch hier weilte oder inzwischen andere Pläne hatte.“ Erneut schob ich mir ein Stück Fleisch in den Mund und spülte es mit einem Schluck des Weines runter. Gedankenverloren schaute ich eine Weile einer Sklavin hinterher, die gerade in die Küche kam und sich an dem Krügen und Körben zu schaffen machte.
    „Naja mal schauen, vielleicht werden wir einen Markt besuchen. So einen richtigen römischen Markt wieder zu sehen wird Macro bestimmt auch gefallen. Wo steckt der überhaupt? Hast du ihn schon gesehen? Ich glaube ich schaue im Hortus nach.“
    Kaum ausgesprochen, da zuckte ein schmerzlicher Gedanke durch meinen Kopf. Mein letzter Besuch im Hortus war mit dem Abschied von Corona verbunden. Unwillkürlich seufzte ich, als ich aufstand. Schnell noch eine Olive in den Mund gesteckt, dann die Reste in den Vorratsraum gebracht.
    Noch immer mit Corona beschäftigt, fiel mir Phaeneas ein. Wäre es nicht wunderbar ihn auf dem Markt zu treffen? Doch das wäre ein Wunder und für mich würde Gott bestimmt keins verschwenden.
    Ich griff nach dem Becher, leerte diesen noch und schaute leicht herausfordernd kurz zu Anax. „Bis später“.

    Zunächst widmete ich meine Aufmerksamkeit dem Essen. Ich hatte wohl mitbekommen wie die Olive in Anax Mund verschwand. Sagte aber nichts dazu, sondern schnitt mir ein Stück Schweinefleisch ab. Lammbraten wäre mir lieber gewesen, doch den gab es jetzt nicht. Noch einen Becher verdünnten Wein eingefüllt und dann konnte ich mich der Frage widmen. Ja welche Neuigkeiten eigentlich?
    „Wie sagt man? Wenn die Katze aus dem Haus ist, dann tanzen die Mäuse auf den Tischen. Natürlich möchte Menecrates wissen, zu Mal sein Enkel ja noch jung ist, ob der Haushalt hier noch immer in den gewohnten, geordnetem Zustand ist. Ob sich hier Besonderheiten ereignet haben. Vielleicht hat auch der ein oder andere Sohn oder Neffe hier wie schon öfter logiert. Wie gesagt es kam ja keine Nachricht in Germanien an, dann ist doch klar, dass sich Menecrates sorgt.“ Zufrieden mit meiner Antwort nickte ich und wählt mir ein Stück Käse aus und gleich darauf eine Olive.

    „Nein, noch nicht, warte noch, lass uns zunächst feststellen ob es noch einen anderen Weg gibt.“ Die letzte Frage von Macro beantwortete ich zuerst.
    Abermals biss ich in den Schenkel und überlegte kauend, wie wir an den Klienten herankamen. Noch mit den Rest im Mund, kauend murmelte ich mehr zu mir selber.“ Der Antoninus kennt uns doch beide? Wo er vermutlich zu finden ist wissen wir auch. Vielleicht sollten wir dort vorbeischauen. Es könnte doch sein, das wir Glück haben und wir begegnen ihm zufällig. Was meinst du?“ Fragend schaute ich zu Macro rüber.
    „Hm, das ist eine Gute Idee an den Ianitor habe ich noch gar nicht gedacht. Machen wir es so. Ich schlage vor wir machen Morgen einen Rundgang durch die Stadt. Vielleicht können wir Gesprächen lauschen. … Obwohl eher nicht“, fügte ich nach kurzer Pause hinzu. Bei der politischen Lage waren bestimmt alle sehr vorsichtig.
    Weiter grübelnd hielt ich den halb gegessenen Hähnchenschenkel in der Hand und starrte ihn an.
    „Ich habs, die Bevölkerung von Rom muss doch informiert werden. Wie wird die Bevölkerung informiert? Na?“ Fast triumphierend schaute ich Macro an. „Richtig, mit Aushängen. Wir sollten Morgen also zum Forum gehen dort werden wir bestimmt auf die ein oder andere Weise fündig.“ Zufrieden mit mir selber knabberte ich an meinem Hähnchenschenkel weiter.

    Also war Anax, wie er genannt werden wollte doch neu, ganz wie ich es mir dachte. Es schien als habe man ihn noch nicht so wirklich eingewiesen. Vielleicht hatte aber Felix auch seine eigene Art dies zu handhaben. Fast hätte ich mit den Schultern gezuckt.
    Lustknabe, ich musste mir ein Grinsen verkneifen, als wenn Felix einen Lustknaben hätte oder haben wollte. Er schien mir in dieser Richtung eher etwas steif zu sein, bestimmt kam er nach seinem Großvater. Anax schien das Thema auch nicht zu liegen. Schade, dabei sah er wirklich nicht schlecht aus.
    „Nein, nein das mit dem Essen hatte eher nichts mit dir zu tun. Wir waren müde, hatten so wenig Zeit uns zu erfrischen, hungrig waren wir auch. Doch mit einem Herrn zu speisen fällt einem nicht so leicht. Außerdem haben wir den jungen Herren vor unsere Abreise nur flüchtig kennengelernt. Dazu kam noch, dass er Fragen stellte, die ich ihm nicht beantworten konnte.
    Auch wenn ich der Scriba personalis von Herius Claudius Menecrates bin. Im Militärbereich hat er andere Schreiber.“ Mit dieser Aussage hatte ich nun zwei Fliegen mit einem Schlage erledigt. Einmal meine Aufgabe bei Menecrates und zum zweiten nochmals klargestellt, dass ich vom Legionsbetrieb keine Ahnung hatte.
    „Menecrates schickte uns los damit wir nach der Villa sehen konnten und vielleicht einige Neuigkeiten aus Rom in Erfahrung bringen konnte. Da der Nachrichtenfluss zur Zeit recht dürftig ist. Natürlich lag im das Wohlergehen seines Enkels ganz besonders am Herzen.“
    Das Reden hatte mich durstig gemacht, so nahm ich mir einen Becher und schüttet mir etwas verdünnten Wein in den Becher.
    Langsam trank ich ein paar Schlucke. Da fiel mir ein die Frage nach meiner Herkunft hatte ich noch nicht beantwortet. Nachdem ich meinen Becher geleert hatte antworte ich kurz. „Du hast richtig vermutet, meine Heimat ist Kreta.“ Irgendwie hatte ich noch Hunger auf Käse und Oliven, deshalb stand ich auf, ging in den angrenzenden Vorratsraum und machte mich auf die Suche. Zu meiner Freude entdeckte ich auch noch einen
    Rest von Gebratenem des Vortages. Ich packte mir Käse und Oliven zu dem Fleisch und ging zurück auf meinem Platz.
    Langsam war es Zeit das Macro kam, sonst sah es schlecht für ihn aus, denn auch ich war der ewig Hungrige.