Ihr Blick hing sehnsüchtig an seinen Lippen, als er trank. Dabei spürte sie den Durst noch viel intensiver. Natürlich hätte sie um Wasser bitten können, aber noch hielt sie es aus. Er grummelte mürrisch vor sich hin, ein Grund mehr, sich zurückzuhalten. Sie wollte ihn nicht verärgern. Dann nahm er den Schlauch von dem Esel.
Wasser - Er sagte das, als wollte er ihr etwas beibringen. Wasser - sie machte mit einer Hand eine kleine Wellenbewegung vor ihrem Mund. Ihr Zeichen für Wasser, in jeder Sprache gleich. Dann nahm sie ihm lächelnd den Wasserschlauch ab. Er konnte das tatsächlich auch, lächeln. Es gefiel ihr. Bitte - noch ein Wort, das sie scheinbar lernen sollte. Fragend war der Blick, den sie zum Dolmetscher schickte, während sie den Verschluss öffnete. Dann zog sie das Tuch vom Gesicht, um zu trinken. Sie war schon halb verdurstet, ließ sich aber nichts anmerken. Das Wasser, das sie erst eine Weile auf der Zunge behielt, war wie ein Geschenk in der heißen Wüste. Als es schließlich die Kehle hinunterrann, eine Erlösung. Derweil erklärte der Dolmetscher ihr das Wort Bitte. Bitte - dafür kannte sie kein Zeichen, nicht in der Bedeutung. Schade eigentlich. Nur danken, das konnte sie ihm. Dazu führte sie die Hand von sich in seine Richtung, bis die Handfläche oben lag, begleitet von einem dankbaren Lächeln.Sie nahm noch ein paar kleine Schlucke, gab den Schlauch dann wieder zurück.
Der Dolmetscher hatte ihre "Sprache", die Zeichen, interessiert verfolgt, so wie alle, die um sie herum waren und es mitbekamen. Nur verstand er ebensowenig, wie sie die Sprache der Römer. Abay beeilte sich, ihnen alles zu erklären. "Das heißt danke." Kommentierte er das letzte Zeichen. "Sie spricht nicht, nicht mehr. Sie konnte es einmal, nun ist sie stumm. Diese Zeichen, das ist ihre Sprache. Damit können wir uns mit ihr unterhalten." Der Dolmetscher übersetzte es für Massa. "Das arme Kind." Dann nahm er Massa den Wasserschlauch ab und reichte ihn Abay. Der Legionär hatte jetzt sicher andere Gedanken im Kopf als den durstigen Jungen.