Beiträge von Flavia Domitilla

    War die scheinbar nicht enden wollende Begrüßung der Hochzeitsgäste wenigstens noch mit etwas Abwechslung behaftet, so dass die Stunden scheinbar wie Schnee dahin schmolzen, so war die nun folgende Hochzeitszeremonie alles andere als kurzweilig. Natürlich hatte sowohl die Braut als auch der Bräutigam Sorge getragen, dass alles ordnungsgemäß vorbereitet worden war. Böse Zungen konnten ihnen womöglich übertriebene Pedanterie vorwerfen, doch sicher war sicher! Und auch die Priesterschaft in Form des Flamen Dialis und des Pontifex Maximus waren bereit.


    Zunächst bedurfte es zumindest bei der Flavia noch einer gewissen Konzentration. Domitilla war damit beschäftigt, ja das Richtige zu tun, was ihre Nervosität nur noch steigerte. Glücklicherweise war sie dabei nicht ganz auf sich gestellt. So war es nicht verwunderlich, als sich dann zwei, von Nervosität gezeichneten Eheaspiranten nebeneinanderstehend wieder fanden. Noch voller Aufmerksamkeit folgte Domitilla den Ritualen, schließlich befanden sie sich ja noch am Anfang einer langen, nicht enden wollenden Aneinanderreihung verschiedenster Opferritualen, Anrufungen und Gebeten.
    Die Aufmerksamkeit der Flavia begann langsam zu schwinden. Zu monoton klangen die Worte des Flamen Dialis. Als sich das Voropfer langsam und siechend seinem Ende näherte, wahr zu hoffen, dass das darauffolgende Hauptopfer womöglich etwas mehr Spannung versprach.


    ‚Das arme Schäfchen‘, dachte Domitilla. ‚Würde man es nicht hier und heute opfern, stürbe es wohl an Langeweile.‘ Bei diesem Gedanken grinste die Flavia in sich hinein. Äußerlich jedoch verzog sie keine Miene.
    Als das Schaf dann doch noch das Zeitliche segnete, schreckte sie kurz auf. Das viele Blut bereitete ihr Unbehagen. Ganz zu schweigen vom Anblick und dem Geruch der noch frischen Gedärme des Tieres. Sie musste sich wahrlich zusammenreißen, um keine Schwäche zu zeigen. Die nun folgenden Minuten, die erweisen würden, ob das Opfer geglückt war und das Schaf nicht umsonst gestorben war, wollten einfach kein Ende nehmen. Sie waren bleiern.
    Als der Pontifex Maximus ein erlösendes "Litatio!" verkündete, ging ein erleichtertes Raunen durch den Raum. So war es dann auch der Kaiser höchstpersönlich, der dem frischgebackenen Ehepaar als erstes seine Glückwünsche aussprach und ihnen einen Kuss auf ihre ‚Wangen drückte.


    Wer nun geglaubt hatte, die Hochzeitszeremonie sei nun am Ende angelangt, der hatte sich gründlich getäuscht! Nun trat die Pronuba in Erscheinung, die die Hände der Brautleute ineinanderlegte. Domitilla bemerkte die Blässe um die Nase ihrer neuen Schwägerin und nachdem Lucia sie beglückwünscht hatte, verabschiedete sie sich auch schon von ihnen. Das alles musste doch etwas viel für sie gewesen sein. Domitilla bedanke sich bei ihr. Natürlich hatte sie Verständnis – in ihrem Zustand!
    Als ihr Domitilla nachblickte, konnte man eventuell eine Spur von Neid in ihren Augen sehen oder war es nur die Sehnsucht auf ein baldiges Ende? Doch dieser Wunsch wurde ihr nicht gewährt. Zuvor musste noch die Confarreatio vollzogen werden. Da das Schaf sich wohl nur widerwillig von seinem Fell trennen wollte, wurde alles noch etwas länger in die Länge gezogen.


    Letztendlich konnte dann doch noch das Hauptritual erfolgreich vollzogen werden, was dann erneut in eine Flut von Glückwünschen mündete.
    Kaum zu glauben, doch nun waren sie verheiratet! Zumindest war das Hochzeitsritual beendet. Was nun folgte, bereitete wohl der Flavia die meisten Sorgen – die Vollziehung der Ehe. Hatte Lucia nicht erwähnt, eine Überraschung würde in ihrem neuen Heim auf sie warten…

    In gewissem Maße beeindruckt von dem Pomp ihrer claudischen Gäste, war Domitillas Blick für einen kleinen Moment abgeschweift. Der halbnackte Sklave hätte durchaus auch gut in die Villa Flavia gepasst. Allerdings sein Äußeres harmonisierte nun gar nicht mit dem flavischen Glod-Rot. Doch schnell hatte Domitilla ihr Augenmerk wieder auf iden claudischen Senator geworfen. Er erwidert ihren Gruß und wünschte ihr alles Gute. „Ich danke dir vielmals für deine Glückwünsche, Senator Claudius!“, entgegnete sie, nicht ohne den Hintergedanken, dass es, wenn es die Götter so gewollt hätten, nun Claudius Centho wäre, der neben ihr als ihr Bräutigam stehen würde. Doch unglücklicherweise hatten es die Unsterblichen anders bestimmt. Jedoch gewährte die Flavia diesen dunklen Gedanken heute keinen Vorrang, sondern schob sie beiseite. Da war es ganz praktisch, als der Claudius ihr so nebenbei auch seine weibliche Begleitung vorstellte. Bei ihr handelte es sich nicht um die Schwester von Felix und Centho, wie sie bereits befürchtet hatte. Nein, es war seine Großnichte Agrippina.


    Kurz musterte sie das Mädchen, das scheinbar noch blutjung sein musste. Ob sie bereits versprochen war? Falls nicht, stellte sie doch eine gute Partie dar! Selbstredend dachte sie dabei in erster Linie an ihre eigenen Verwandten und nicht an den jungen Caesar, der kurz zuvor ihren zukünftigen Gemahl dazu ermuntert hatte, ihm später die edlen Damen der Hochzeitsgesellschaft vorzustellen.
    „Claudia Agrippina, es ist mir eine große Freude!“, entgegnete sie nun lächelnd der jungen Claudia. „Wir müssen dem Senator dankbar sein, dass er uns deine Gesellschaft nicht vorenthalten hat! Ich hoffe, du und dein Großonkel werdet euch heute hier bei uns wohlfühlen. Es wird euch an nichts fehlen!“

    Sim-Off:

    Sorry! -.^


    Domitilla hatte sich ein kleines Stück von der mit Maronen gefüllten Wachtel genommen. Mit viel Hingabe hatte sich der flavische Coquus heute wieder einmal selbst übertroffen. Für gewöhnlich mochte sie diese Speise auch. Besonders das zarte Fleisch der jungen Wachteln liebte sie. Jedoch heute konnte sie ihrer Lieblingsspeise beileibe nichts abgewinnen. Woran das liegen mochte, wussten wohl nur die Götter allein. Ziemlich lustlos hatte sie sich nun doch etwas Fleisch von den Knöchlein des Vogels gelöst und wollte nun das Stück Fleisch ihrem Mund zuführen. Doch dann ließ sie es wieder sinken. Da die Flavia nicht mehr hasste, als fettige Finger, eilte einer der Sklaven auf ihren ungeduldigen Wink hin schnell herbei und reinigte ihre Finger mir warmen Wasser.


    Dann endlich, von dem unangenehmen Fettfilm auf ihren Fingern befreit, konnte sie sich der Frage ihres Neffen Gracchus Minor widmen. „Dem ist so!“, antwortete Domitilla. Mit ihrer letzten Bemerkung über die kultischen Ambitionen ihres Verlobten, hatte Domitilla offenbar das Interesse ihres jungen Neffen geweckt. Auch hierzu konnte sie Auskunft geben, denn Lepidus hatte es ihr gegenüber bei einem Treffen einmal thematisiert. Dass sie dies freimütig tat, stand außer Frage, letztendlich würde es schon bald ihr Gatte sein, der jenes Ziel erreichen wollte. „Wie er sagte, strebt er den Posten des Flamen Martialis an.“

    Wer hätte besser als Domitilla nachvollziehen können, welche Qualen ihr Vetter Gracchus nun schon seit einigen Wochen erdulden musste? Da waren zunächst Heerschaare von Sklaven gewesen, die die Villa in den vergangenen Tagen komplett auf den Kopf gestellt hatten. Dabei war an Ruhe und Erholung in den eigenen vier Wänden nicht mehr zu denken gewesen. Aber was wohl die Krönung des Ganzen darstellte, war die Anwesenheit seines Onkels Aetius, die sich nun schon viel länger als ursprünglich geplant hinauszog. Schuld daran war natürlich die Absage des anfänglich geplanten Datums gewesen, welches aufgrund des kaiserlichen Ablebens verschoben werden musste. Aetius aber hatte die flavische Gastfreundschaft in Rom zwar als selbstverständlich angenommen, obgleich er einem Zusammentreffen mit seinem Neffen so oft wie möglich aus dem Weg gegangen war. Schlimm genug, dass sie heute demselben Feste bewohnen mussten!


    Ähnlich wie ihr Vetter Gracchus hatte Domitilla gut und gerne auf die Gesellschaft ihres Vaters verzichten können. Seitdem er hier in Rom war, hatten Vater und Tochter wohl nur das Nötigste mit einander ausgetauscht. Aetius hatte natürlich gleich seine Exfrau Horatia Lepida in Verdacht, sie könne auf seine "liebe" Tochter einen schlechten Einfluss ausgeübt haben. Es hatte allerdings nicht ihrer Mutter bedurft, um Domitilla von ihrem Vater fernzuhalten.
    Umso mehr freute sie sich, als ihr Vetter nun zu ihr und Lepidus trat, um ihnen seine Aufwartung zu machen. Sie wusste, wie schwer es ihm gefallen war, diese Verbindung hinzunehmen und sie jetzt ziehen lassen zu müssen. Doch die Villa Flavia würde für sie immer ein kleines Stück Heimat bleiben, ganz gleich, was auch geschehen mochte.


    „Ich danke dir, lieber Vetter!“, entgegnete Domitilla mit einem dankbaren Lächeln. Gleichzeitig drückte sie Gracchus´ Hände, als Zeichen ihrer Verbundenheit. „Hab Dank für alles!“ Schließlich hatte er sie damals hier aufgenommen, nachdem sie aus ihrem unfreiwilligen Refugium im Apennin vor einigen Jahren zurückgekehrt war.

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Dives
    ...
    Mit einem unverändert unbeschwerten und freundlichen Gesichtsausdruck nahm Dives folglich die Worte seiner Ehegattin entgegen, während er sich für den restlichen Weg wieder in stilles Schweigen hüllte. Vor dem Brautpaar dann ließ er Fausta den Vortritt, bevor er selbst zu reden begann.
    "Salve, Flavia.", begrüßte er selbstredend zunächst die Braut, da auch Fausta selbige zuerst begrüßt hatte. "Die Freude, da sei versichert, liegt ganz auf unserer Seite, in diesem stilvoll hergerichteten Haus heute Gast sein zu dürfen - nicht nur, aber auch, wenn man bedenkt, welche anderen Namen heute noch mit auf der Gästeliste dieser Feier stehen." Allen voran natürlich der des quasi frisch inaugurierten aquilischen Pontifex Maximus. "Überdies darf ich hoffentlich feststellen, dass deine Erscheinung heute in jedem Fall der Anwesenheit eines Princeps würdig ist.", schloss Dives mit einem Kompliment, bevor die Gelegenheit günstig erschien, Fausta auch bei Lepidus abzulösen.
    ...


    „Ach Iulius, das freut mich, dass es dir so gut gefällt! Und natürlich adelt es dieses Haus umso mehr, dass sich heute auch die kaiserliche Familie zu uns gesellt. So bleibt mir nur zu hoffen, dass ihr euch beide wohlfühlt und mit uns diesen herrlichen Tag in vollen Zügen genießt.“ So viel Komplimente ob der gelungenen Dekoration! Auch der Iulius hatte das hervorragende Ergebnis kommentiert, dem viele Stunden an Planung und Delegierung vorausgegangen war. Im Bezug auf ihre äußere Erscheinung wollte sie es aber dann doch nicht unerwähnt lassen, dass es Sergia gewesen war, die ihr den einen oder anderen Tipp in Bezug auf das Kleid gegeben hatte. „Ich danke dir für dieses freundliche Kompliment und gleichzeitig möchte ich dir mitgeben, dass mir deine Gattin eine hervorragende und kluge Freundin geworden ist. Ohne sie wäre meine heutige Erscheinung wohl nur halb so pompös ausgefallen.“ Nun ja, das war vielleicht ein wenig dick aufgetragen, denn im Grunde hatte sich die Flavia dann doch für einen anderen Modemacher entschieden...


    Domitilla konnte also wahrlich stolz auf sich sein! Wenn sie keine Patrizierin gewesen wäre, hätte sie mit den Vorbereitungen für Hochzeiten und ähnlichen Festivitäten gut und gerne daraus ein findiges Geschäftsmodell erstellen können. Dann hätte ganz Rom von ihrem fantastischen Sinn für Schönheit und gutem Geschmack profitieren können. So würde dieser nur einem kleinen Kreis vorbehalten bleiben. Denn selbstverständlich würde sie ihre Hilfe auch Aurelia Prisca, ihrer ehemaligen Schwägerin anbieten, wenn sie demnächst den Bund mit Domitillas Vetter Gracchus schloß.
    Vorerst aber galt es, diese Hochzeit zu ihrem Höhepunkt voranschreiten zu lassen. Der Iulius hatte sich indessen schon an ihren Verlobten gewandt. Doch die nächsten Gäste warteten bereits.

    Und schon kündigten sich die nächsten Hochzeitsgäste an, Iulius Dives mit seiner Gattin Sergia Fausta. Letztere konnte sie nicht nur als „gute Freundin“ betiteln, nein, Sergia gehörte ebenso zum erlauchten Kreise der Trauzeuginnen, die sich Domitilla auserkoren hatte. Außerdem war sie ihr in gewisser Weise zum Dank verpflichtet, da sie ihr bei ihrem letzten Besuch noch einige gute Tipps wegen des Brautkleids mit auf den Weg gegeben hatte, die Domitilla... nun ja sagen wir mal teilweise befolgt hatte. Denn sie hatte sich zwar für ein namenhaftes Modehaus entschieden, jedoch eines, welches nicht auf Sergias Liste gestanden hatte: Chanelix! Der traditionsreiche Modemacher aus Lutetia, der vor vielen Jahren (und seitdem immer wieder) schon ganz Rom mit seiner Kunst begeistert hatte… zumindest was den den weiblichen Teil anging.


    Mit einem liebreizenden Lächeln wandte sie sich ihrer Freundin zu, die sie auf so freundschaftliche Weise, jedoch mit der gebotenen Distanz begrüßt hatte. Sergia selbst wusste ja ganz genau, was mit einem solchen Tag alles verbunden war. Schließlich lag ihr eigener Hochzeitstag auch noch nicht so lange zurück. Die Sorge, dass alles nach Plan läuft, die Angst, das Richtige zum rechten Zeitpunkt zu sagen und über allem thront natürlich die Aufregung, die erst am Morgen nach der Hochzeitsnacht langsam schwindet.


    „Sergia! Wie schön! Ach danke.. ein bisschen aufgeregt ist gut! Im Augenblick bin ich ganz aufgekratzt. Die vielen Leute und stell dir vor, die kaiserliche Familie ist bereits auch schon eingetroffen Aber du weißt ja selber…“ Im nächsten Moment fiel ihr auf, dass die beiden ohne ihren Nachwuchs gekommen waren, was dem Anlass entsprechend sicher angebracht war. Nicht, dass die kleine Heulboje noch loskrakeelte, wenn die Hochzeitszeremonie in vollem Gange war. Dennoch fragte sie anstandshalber natürlich nach. „Wo habt ihr denn euren lieben Kleinen gelassen?“


    Sergias Komplimente zum Hochzeitskleid waren natürlich Wasser auf Domitillas Mühlen, denn letztendlich hatte sie sich für ihren eigenen Lieblingsmodemacher entschieden. „Ach, danke Sergia. Das aus deinem Munde zu hören, macht mich stolz. Das Kleid ist übrigens von Chanelix,“ erwiderte sie mir einem vielsagenden Augenzwinkern.


    Als sich nun Sergia ihrem Verlobten zu wandte, konnte Domitilla ihrerseits Sergias Gatten begrüßen. Um ehrlich zu sein, kannte sie den Mann nur vom Sehen, darum fiel ihre Begrüßung eher formell aus. „Iulius! Sei mir gegrüßt! Es ist in der Tat schön, euch heute beide hier zu haben!“
    Mit „halbem Ohr“ belauschte sie währenddessen dem Schlagabtausch, den sich Sergia mit ihrem Verlobten lieferte. Domitilla wusste ja bereits, dass die beiden beileibe keine Freunde waren und sie auch wohl auch niemals sein würden. Doch als solche Dinge wie Strafverfolgung oder blutiges Spektakel ausgesprochen wurden, schaute die Flavia irritiert zu ihrem Verlobten. „Von welchem ‚Event‘ habt ihr denn gerade gesprochen?“ Zugegebenermaßen, war Domitilla in den letzten Wochen zu sehr beschäftigt gewesen, um für solcherlei Unterhaltungen, Zeit zu finden.

    Die Worte, die ihr Neffe gewählt hatte, klangen aufrichtig. Natürlich wollte er ihr nicht schaden. Doch ganz selbstlos waren seine Bestrebungen wohl kaum gewesen! Sei´s drum. Domitilla verbannte jegliche Hintergedanken. Nicht heute! Nicht an diesem Tag!
    Plötzlich, für einen kurzen scheuen Moment nur, wähnte die Braut im Antlitz ihres Neffen einen Anflug von Emotion entdecken zu können. Jedoch war dieser Einblick, der das zutage förderte,was sich unter seiner Fassade befand, nur sehr kurz. Schnell kehrte er zur altbekannten Nüchternheit zurück, was Domitilla schmunzeln ließ.
    Ganz bestimmt würde auch sein Tag kommen, dem war sie sich gewiss. Und hätte sie sich nicht gerade auf ihrem Hochzeitsempfang befunden, dann hätte sie ihm noch einiges an aufmunternden Worten mitgeben können, denn erzwingen konnte man nichts. Allzu oft ging das Schicksal seine eigenen Wege, wovon sie ja selbst ein Lied hatte singen können. Doch dazu fand sich später vielleicht noch etwas Zeit.
    Zunächst aber dankte sie ihm nochmals für seine Glückwünsche und wandte sich dann wieder ihren anderen Gästen zu.

    Im direkten Anschluss, aber mit einem gewissen räumlichen Abstand an die kaiserliche Familie und deren Begleiter, erschienen schon die nächsten Gäste. Für einen Moment glaubte die Braut, ihre Kehle wollte sich zuschnüren, als sie Claudius Menecrates unter den Gästen wahrnahm.
    Der Senator befand sich in der Begleitung einer viel jüngeren Dame, die ihr allerdings nicht bekannt war. Ob es sich bei ihr um Centhos Schwester handelte, die nun in Rom weilte, um gemeinsam mit ihrem Großvater den großen Verlust zu betrauern, den sie beide erlitten hatten? Die Götter hatten es wahrlich nicht gut mit der altehrwürdigen Familie der Claudii gemeint, nachdem sie nur wenige Monate später, nach Centhos Tod nun auch seinen Bruder Felix zu sich gerufen hatten. Jedoch sollte der Tod heute keinen Platz in ihrer Mitte haben. Und so fand Domitilla auch recht bald wieder zur Contenance zurück und empfing den Senator und seine Begleitung mit einem strahlenden Lächeln.
    „Senator Claudius! Herzlich Willkommen! Es freut mich sehr, dich und deine Begleiterin bei uns begrüßen zu können.“
    Kurz fiel ihr Blick noch einmal auf die junge Frau, die eigentlich nur wenig bis gar keine Ähnlichkeit mit Felix oder gar Centho aufwies. Doch ihre edle Robe und die Frisur waren ihr sofort ins Auge gefallen. Einen Moment später konnte sie auch einen Blick auf das Gefolge der Claudii werfen, welches sich größtenteils der Aufmachung der jungen Frau angepasst hatte. Besonders auffällig dabei war wohl eindeutig einer der Sklaven, der eine orientalische Tracht trug. Wobei von „Tracht“ eigentlich nicht wirklich die Rede sein konnte, da es sich lediglich um eine weite Hose, die von einer Schärpe festgehalten wurde, und einen Turban handelte, der auf dem Kopf des Sklaven thronte. Sein eingeölter Oberkörper jedoch war unbekleidet. Ein Anblick, den man wahrlich nicht täglich hatte und den das linke Augenlid unwillkürlich der jungen Flavia nach oben wandern ließ.

    Domitilla war hocherfreut, unter den Gästen auch ihre zukünftige Schwägerin zu erblicken. Auch wenn man ihr die Strapazen aufgrund ihrer vorangeschrittenen Schwangerschaft deutlich ansah. Um ehrlich zu sein, hatte sie schon ein wenig daran gezweifelt, sie heute begrüßen zu können, da ihr „Knackpunkt“ eindeutig ihr Gatte war, auf den im Grunde hier niemand wirklich erpicht war, den sie aber trotzdem hatte einladen lassen, um die ärmste Lucia nicht gänzlich vor den Kopf zu stoßen. Doch ihr alleiniges Erscheinen ließ vermuten, dass ihr Gatte sich hier und heute doch nicht die „Ehre“ geben wollte.


    Lucias Anwesenheit war insofern wichtig, da sie sich bereiterklärt hatte, bei den heutigen Feierlichkeiten die ehrenvollen Aufgaben der Probuna zu übernehmen
    Als sich die Tiberia ihnen nun näherte, verspürte sie plötzlich den Drang ihres Gatten, doch recht nah bei ihr zu sein. Vermutlich sollte diese Geste seiner Schwester demonstrieren, wie glücklich er und seine Zukünftige doch heute waren. Nicht im Traum wäre der Flavia eingefallen, lediglich als Schutzschild zu fungieren. Natürlich hatte sie keine Ahnung, wie zerrüttet die Beziehung zwischen Bruder und Schwester bereits war.


    Lepidus ließ es sich natürlich nicht nehmen, seine Schwester als erstes zu begrüßen. Wie erwartet, fielen auch seine Worte herzlich aus und selbstverständlich war er, ob ihres Zustandes auch sofort um ihr Wohl bemüht.
    Lucias Erwiderung jedoch wollte so gar nicht zu ihrem Lächeln passen, was Domitilla dann doch etwas nachdenklich stimmte. ‚Gute Miene zum bösen Spiel‘ wollte ihr da nur einfallen.


    Doch noch ehe die Flavia ihren Gedanken weiterspinnen konnte, wandte sich ihre Schwägerin bereits ihr zu. Von der Situation vorgewarnt, hielt Domitilla die Luft an, als die Tiberia ihre Worte formte. Erleichtert konnte sie jedoch feststellen, dass ihre Schwägerin wohl nicht mit ihr haderte. Ganz im Gegenteil, sie konnte noch immer ihrer Freundschaft gewiss sein.


    „Tiberia!“, entgegnete sie hocherfreut und schloss sie in die Arme. „Wie ich mich freue, dich bei uns zu haben! Danke! Vielen Dank für deine Komplimente. Wie schön, dass es dir gefällt!“ Bezüglich des Kleides grinste die Domitilla etwas verschmitzt. „Liebste Lucia, ich habe deinen Rat angenommen. Meinen Teil habe ich erfüllt und den Großteil denen überlassen, die sich damit auskennen,“ meinte sie schließlich dann mit gedämpfter Stimme ganz im Vertrauen.

    Und der nächste Gast ließ gar nicht lange auf sich warten. Diesmal war es Domitilla, die zuerst das Wort ergriff um die junge Frau, die sich ihnen näherte, zu begrüßen.
    Bereits von ihrer Aufmachung her, war es für Domitilla unschwer zu erkennen, um welchen Gast es sich als nächstes handelte. Zweifellos war es die Vestalin Decima Messalina, die da auf sie zu schritt. Die Braut selbst hatte die Decima zwar noch nicht persönlich kennengelernt. Doch ihr Verlobter Lepidus mochte sie wohl näher durch seine Arbeit her kennen. Aber dies hielt Domitilla natürlich nicht davon ab, auch die Vestalin aufs Herzlichste zu begrüßen.


    „Werte Decima, welch eine Ehre! Ich bin über alle Maßen erfreut, dich endlich einmal persönlich zu treffen und dich heute hier bei uns zu haben! Ich hoffe, auch du wirst diesen schönen Tag mit genießen können.“

    Zitat

    Original von APPIUS AQUILIUS BALA
    ...
    "Flavia", wandte Appius Aquilius Bala sich daraufhin an die Braut, die ihn ebenfalls begrüßte, "Tiberius ist wahrlich zu beneiden. Für dich würden ganze Heerscharen durchs Feuer gehen, so viel ist gewiss." Galant hauchte der Caesar einen sittsamen Kuss auf die Hand der so mit Komplimenten bedachten Braut. Und zur Versorgung der Gäste kommentierte er weiter: "Dein Mann und du haben bereits alle Vorkehrungen getroffen, teure Flavia. Ich bin sehr gespannt, ob es noch weitere freudige Überraschungen dieser Art" - dabei wies er beiläufig auf die drei Sklaven - "geben wird."


    An einem solchen Tag wie diesem, hagelte es natürlich Komplimente. Sei es für die formvollendete Dekoration der Interieurs oder aber auch für die äußere Erscheinung der Braut. Domitilla fühlte sich selbstverständlich für beides sehr geschmeichelt. Erst Recht wenn diese Komplimente aus den Mündern von Mitgliedern der kaiserlichen Familie stammten.


    Der junge Caesar zeigte sich besonders galant und schob seinem Kompliment noch einen Handkuss hinterher, weshalb die flavische Braut erst recht errötete. „Ich danke dir für diese freundlichen Worte, Caesar. Und ich glaube, auch ich kann mich unendlich glücklich schätzen, hier heute an seiner Seite zu stehen.“, entgegnete Domitilla. „Aber das ist doch selbstverständlich, dass uns euer Wohlbefinden am Herzen liegt. Unsere Sklaven wurden angewiesen, euch jeden Wunsch zu erfüllen. Aber lass dich überraschen, was dich noch alles hier erwartet,“ meinte die Flavia dann noch. Denn wenn der junge Caesar erst einmal den Garten betreten hatte, würde von auf lebende Statuen treffen und von exotischen Tänzern und Musikanten unterhalten werden.


    Zitat

    Original von VETURIA SERENA


    Dann wand sie sich der Braut und damit der in ihren Augen heutigen Hauptperson zu. „Werte Flavia, ich möchte mich zunächst für die persönliche Einladung bei dir bedanken.“
    Ja genau das musste gesagt werden, denn immerhin hatte ihr Mann ja nur den Kaiser eingeladen, wäre Domitilla nicht gewesen, dann wäre sie heute nicht hier, denn schließlich hatte sich die Einladung des Tiberius durchaus so gelesen, als wollte er nur den Kaiser hier haben.
    „Du siehst wirklich entzückend aus und mein Kompliment für die geschmackvolle Dekoration.“ Sie blickte zu dem Platz den man für die kaiserliche Familie vorgesehen hatte. „Ihr habt aber auch wirklich an alles gedacht.“ bemerkte sie anerkennend lächelnd, dann zog sie sich auch schon zu eben jenem Platz zurück um die weiteren Gäste nun auch nicht mehr länger als nötig aufzuhalten.


    Trotzallem aber hatte der junge Mann durch sein Vorpirschen der Kaiserin etwas die Show gestohlen, sie hatte im wahrsten Sinne des Wortes das Nachsehen und tadelte dies mit einem strafenden Blick.


    Doch Domitilla ging sofort auf sie ein, als sie sich für die persönliche Einladung bedankte. „Das war für mich doch selbstverständlich, verehrte Augusta. Mit deinem Erscheinen adelst du unser Fest!“ Und natürlich sparte auch die Kaiserin nicht mit Komplimenten, wofür sich die Braut auch gerne bedankte.
    „Oh, vielen Dank! Es freut mich besonders, dass von dir zu hören, verehrte Augusta. Wir Frauen haben doch eher den Blick fürs Detail und können erahnen, was dahintersteckt,“ entgegnete sie lächelnd und sah der Kaiserin noch kurz nach, bevor sie sich den nächsten Gästen widmete.

    Nanu, hatte sie Sergia mit ihrer Fragerei etwa in Bedrängnis gebracht? Nein, ganz und gar nicht. Sie beteuerte ihr, den Stoff zu weben wäre ja gar nicht so schwieriggewesen.Na sicher! Wenn man geschickte Hände hatte und jede Menge Geduld. Unglücklicherweise besaß sie Falvierin beides nicht, was für sie immer mehr zu einem Problem wurde, wollte sie an den Traditionen festhalten.


    „Ach tatsächlich? Ja, natürlich, das ist mir bekannt. Ich dachte nur, der Stoff war ja so filigran gewebt,“ dass er beinahe durchsichtig gewesen war! „Das muss doch furchtbar zeitaufwändig gewesen sein.“ Falls sie den Stoff denn selbst hergestellt hatte. Doch eins wurde Domitilla klar. In puncto Stoff musste sie sich noch dringend etwas einfallen lassen!
    Fausta hatte sich damals an ihre Pronuba gewandt. Vielleicht sollte das Domitilla auch tun. Lucia wusste da vielleicht eine Lösung. Aber ach wie schade, der Schneider, der ihr Kleid entworfen hatte, hatte seinen Laden leider geschlossen. Welch ein Pech! Allerdings hatte die Sergia noch einige Tipps auf Lager. Sie kannte noch einige namhafte Alternativen. Allerdings konnte sie sich so viele Namen auf einmal gar nicht merken. Deswegen aber machte sie sich keine Sorgen, denn sie hatte ja ihre Leibsklavin dabei, die die ganze Zeit still im Hintergrund verharrte und hoffentlich das Gesagte aufnahm.
    „Ach Sergia, ich kann dir gar nicht beschreiben, wie überaus dankbar ich dir bin. Das sind ja in der Tat ganz vorzügliche Empfehlungen, die du mir da gibst. Ich werde am besten gleich Morgen ihre Läden aufsuchen und mich beraten lassen. Und es versteht sich von selbst, dass ich erwähne, von dir empfohlen worden zu sein“ Wahrscheinlich bekam Sergia dann bei ihrem nächsten Besuch Rabatt oder sonstige Vergünstigungen. Aber sollte sie doch! Wenn Domitilla dafür an ein ansprechendes Hochzeitskleid kam


    „Da sagst du was, Sergia!“ stimmte sie ihrer Freundin zu. Glücklicherweise gehörte sie zu jenen, die nicht darauf angewiesen waren, das Kleid selbst zu schneidern. Das Resultat wäre eine einzige Katastrophe geworden.


    „Ach Sergia, ehe ich es vergesse. Wie du es dir vielleicht denken kannst, werden der Tiberius und ich durch die Confarreatio verbunden werden. Ich wollte dich fragen, ob du mir vielleicht die Ehre erweisen könntest und eine meiner Trauzeuginnen werden möchtest.“ Wie hatte ich einen solch wichtigen Aspekt beinahe vergessen können? Es war schob scher genug, zehn Trauzeuginnen aufzutreiben! Wenn die Sergia nun noch zusagte, hätte sie alle beisammen.

    Domitilla hatte sich bereits wieder an der Seite ihres zukünftigen Gemahls eingefunden, als die ersten Vorboten die Ankunft der kaiserlichen Familie ankündigten. Die junge Flavia stand in puncto Aufregung ihrem Verlobten in nichts nach. Dies war eindeutig einer der Höhepunkte des heutigen Tages! Dass der neue Kaiser ihnen heute die Ehre seines Besuches gab und Teil haben würde am Hochzeitsritual war wohl mehr, als sie zu hoffen gewagt hatte.


    Begleitet von unzähligen Bediensteten, Prätorianern und Liktoren erschien nun der Kaiser, die Kaiserin und der Sohn des Kaisers. Domitilla sah ihnen erwartungsvoll entgegen. Genau, nur nicht die Nerven verlieren! In diesem Augenblick war sie froh, Lepidus neben sich zu wissen. Er würde als erstes den Kaiser begrüßen, während sie nicht von seiner Seite weichen würde. Erst nach ihm würde sie das Wort ergreifen.
    Wahrenddessen blieb Zeit, einen Blick auf die Kaiserin und den jungen Caesar zu werfen. Sie war ja noch so jung! Wohl kaum älter als die Flavia selbst! Ihre Garderobe war perfekt aufeinander abgestimmt. Domitilla beneidete sie fast um den blaugoldenen Traum, den sie trug. Denn genau diese Farbkombination liebte auch sie. Keine Frage, der modische Stil der neuen Kaiserin würde zum Vorbild einer jeden römischen Frau werden, die etwas auf sich hielt!


    Auch der Sohn des Kaisers, ein junger eleganter Mann, der wohl im Alter seiner Stiefmutter war, hatte sich für eine seidene Toga in dunklem Blau entschieden, der durch edle goldene Strickereien begrenzt wurde. Sehr geschmackvoll, wie sie befand. Auch er gab ihnen heute die Ehre.


    Doch endlich war es nun an Domitilla, sich ihrem Verlobten anzuschließen und die kaiserliche Familie zu begrüßen.
    „Mein Imperator Caesar Augustus, es erfüllt mich mit Stolz und Freude, dich heute auf unserer Hochzeit willkommen heißen zu dürfen“, sprach sie mit ehrerbietender Stimme. Die Flavia schien vor Aufregung schier innerlich zu bersten. Nach außen jedoch gab sie sich, wie es sich für eine Matrona geziemte: Dezent. Natürlich fühlte sie sich über das Kompliment des Kaisers geschmeichelt und sprach ihm dafür auch gleich ihren Dank aus. Die Fertigstellung des Hochzeitsgewands hatte sich als „schwere Geburt“ erwiesen. Doch davon war nun natürlich nichts mehr zu sehen. Wenigstens einmal hatte sie das Webschiffchen durch das Webfach geschoben. Den Rest hatte ein Heer von Sklavinnen erledigt. Geschneidert hatte die Tunica recta allerdings ein namhafter Modekünstler, der die weibliche High Society Roms mit seinen Entwürfen beglückte.


    „Verehrte Augusta! Es freut mich außerordentlich, auch dich begrüßen zu dürfen. Du ehrst mich sehr mit deiner Anwesenheit.“ Domitilla hoffte darauf, später noch ein paar Worte mit der Kaiserin wechseln zu können. Natürlich erhoffte sie sich auch einiges davon. Doch zunächst wandte sie sich noch dem jungen Caesar zu, den sie ebenfalls begrüßte. „Caesar, es freut mich über alle Maßen, auch dich empfangen zu können! Ich hoffe, es wird euch heute an nichts mangeln!“ Wahrscheinlich nicht, denn Lepidus hatte drei sklavischen Schönheiten, zwei Frauen und ein Mann, dazu auserkoren, den kaiserlichen Ehrengästen jeden Wunsch von den Lippen zu lesen.

    Ausgerechnet die ersten Glückwünsche für ihre Ehe kamen von einer Seite, aus der Domitilla es es wohl kaum für möglich gehalten hatte. Es war ihr Neffe Scato, der direkt auf das Brautpaar zuschritt und der jungen Braut ein Kompliment machte. Er verglich sie mit der schönen Helena. Ein Vergleich dem man durchaus mit gemischten Gefühlen gegenüberstehen konnte. Denn schließlich war es die schöne Helena, die der Grund war für einen langjährigen Krieg, der letztlich das Ende Trojas besiegelte. Doch ohne sie wäre Aeneas wohl kaum gen Italia gesegelt und wäre so auch nie der Stammvater Roms geworden.


    Domitilla hatte nach dem letzten Zusammentreffen mit ihrem Neffen noch lange über dessen Bemerkung nachgesonnen und sie kam immer wieder nur zu einen Ergebnis. Scato hatte sich wohl wirklich Hoffnungen auf die Aurelia gemacht. Wie tragisch, dass sie sich nun ausgerechnet mit Gracchus vermählen würde!


    Diesmal fiel ihr Ton, den sie ihm gegenüber anschlug wesentlich versöhnlicher aus. Sie erwiderte sogar sein Lächeln. „Scato, Du bist ein Charmeur! Danke für deine Glückwünsche!“ Kurze Zeit später nahm sie ihn zur Seite und sprach mit dedämpfter Stimme zu ihrem Neffen. „Ich habe dir wirklich zu danken! Was kann man sich mehr wünschen, als eine Hochzeit zu feiern, bei der der Kaiser erwartet wird! Ohne dein Zutun wäre diese Ehe wohl kaum arrangiert worden. Und ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass in nicht allzu ferner Zukunft dir das Gleiche widerfahren wird.“ Noch einmal lächelte sie ihn zuversichtlich an und gesellte sie sich dann wieder zu ihrem Bräutigam, denn es wurde bereits verlautbart, die Ankunft des Kaisers stünde unmittelbar bevor.

    „Es tut dir also leid, ja?!“ Domitilla wollte bereits weiter ansetzen und den fadenscheinigen Worten Scatos eine würdige Antwort entgegen schmettern. Doch allmählich beschlich sie dieses seltsame Gefühl, er könne es diesmal ernst gemeint haben. Bei genauerer Beobachtung erkannte sie, dass ihr Neffe es nicht einmal fertig brachte, ihr ins Gesicht zu schauen – aus Scham vielleicht?


    Gewissheit jedoch, dass irgendetwas nicht mit ihm stimmte, erlangte sie durch die eigentümlichen Äußerungen, die er auf ihre Häme gab. Inzwischen kannte sie ihren Neffen recht gut, um zu wissen, dass er dergleichen Äußerungen nicht lange auf sich sitzen ließ. Diesmal aber gebärdete er sich wie eine Hyäne, derer man die Zähne beraubt hatte.


    Domitilla blickte ihm noch grüblerisch nach, als er sich entschuldigte und gleich darauf das Feld räumte. Ihr gingen seine Worte einfach nicht aus den Sinn. Ich hoffe jedoch dass Prisca nun ihr Glück findet...und Manius. Der jungen Flavia mochte langsam ein Licht aufzugehen, dass es ihrem Neffen ähnlich ergangen sein könnte. Scheinbar hatte er sich Hoffnungen gemacht… dass er und Prisca…
    Nein, Domitilla empfand in diesem Moment keine Schadenfreude. Im Grunde fühlte sie gar nichts. Vielleicht ein Quäntchen Mitleid, denn sie wusste nur zu gut, dass das Leben manchmal andere Bahnen einschlug, als die, die man eigentlich geplant hatte.


    Nun aber widmete sie sich erst einmal voll und ganz ihrer Mutter.

    Sim-Off:

    Da es sich bei der Iulisch-Sergischen Hochzeit als ungemein nützlich erwiesen hat, übernehmen wir hier an dieser Stelle nur zu gerne die „Sergischen Posting-Regeln“ :P:


    Punkt 1: Die Porta darf und soll zum Zweck dieser Hochzeit bitte umgangen werden. Alle Gäste dürfen und sollen sich bitte gleich hier hineinposten.
    Punkt 2: Man sagt, es soll der Übersichtlichkeit dienen, eigene Titel für separate Gespräche zu nutzen. Nur so als Tipp!
    Punkt 3: Wer keine BAUMSTRUKTUR nutzt, ist selber Schuld! Aber BITTE, ihr Brettstrukturler, sucht und findet den richtigen ANTWORTEN-BUTTON für eure Beiträge! (NIX "neuer Beitrag" [außer beim erstmaligen Ankommen] und NIX einfach irgendeinen "Antworten-Button" nutzen!


    So, dann bleibt mir nur noch, euch viel Spaß beim „richtigen“ posten zu wünschen! :)


    Seit Tagen waren schon unzählige Sklaven im Einsatz gewesen, die den Auftrag hatten, die Villa und den Garten für die Hochzeit zu schmücken. Die vorherrschenden Farben dafür waren die der Flavier: Rot und Gold. Überall hatte man in der Villa Vasen mit frischen Blumen aufgestellt: Rote und gelbe Rosen, die man eigens für dieses Ereignis schon Monate zuvor gepflanzt hatte, um sie nun ernten zu können. So bleib der altehrwürdige Rosengarten des Flavius Felix weiterhin unbehelligt. Das Atrium war mit langen roten Stoffbahnen dekoriert worden, auf denen mit goldenen Fäden der flavische Caduceus aufgestickt worden war.


    Im Garten hatte man einige Tage zuvor bereits Zelte und Baldachine aufgebaut, die die Gäste vor der Sonne schützen und für eine gemütliche Atmosphäre sorgen sollten.Man hatte sie mit Klinen , Korbsesseln und kleinen Beistelltischchen ausstaffiert.
    Desweiteren hatten unzählige Sklaven kleine rot-goldene Lampions und Girlanden an den Bäumen und Sträuchern befestigt. Und selbst für das Äußere des Servicepersonals war gesorgt worden. Alle Sklaven, die in irgendeiner Art und Weise mit den Gästen in Berührung kamen, trugen Tuniken aus einem feinen Stoff, ebenfalls in Rot und Gold gehalten. Dann gab es noch einige spezielle Sklaven, denen eine ganz besondere Aufgabe zugefallen war. Zumeist waren es wohlgestaltete junge Männer und Frauen, deren nackte Körper man vollkommen mit goldener Farbe bedeckt hatte und die nun als lebende Statuen im Garten fungieren sollten. Etliche Musikanten hatte man engagiert, die für eine musikalische Untermalung sorgen sollten. Ebenso Tänzer in exotischen Kostümen hatten die Aufgabe, für die Unterhaltung der Gäste sorgen.


    Selbstredend war auch für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt worden. Ein Duzend Köche hatte man angemietet, um die enorme lukullische Herausforderung stemmen zu können. Der Weinkeller wurde Tage zuvor schon mit den besten Weinen der flavischen Weingüter komplettiert. Nur das Beste sollte gerade gut genug sein!


    Gemäß der Tradition und unter der Aufsicht ihrer Mutter, hatte sich die Braut am Abend vor der Hochzeit von ihren Sklavinnen in die weiße Tunica recta , einer Palla galbeata und dem Flammeum einkleiden lassen. Ihre Ornatrix katte Domitillas Haar mittels einer Hasta coelibaris in sechs Zöpfe geteilt, diese mit einer Vitta, einem Wollfaden umwickelt und die Zöpfe dann zu einem nach vorne geflochtenen Haarknoten aufgesteckt. Anschließend hatte sich die junge Flavia im Beisein ihrer Familie von ihrer Kindheit verabschiedet, indem sie am heimischen Altar symbolisch dafür ihre Kinderkleidung und ein paar alte Puppen den Laren und der Vesta opferte.


    Der Morgen am Tag der Hochzeit hatte schon früh für Domitilla begonnen, was sie allerdings nicht weiter gestört hatte, denn Aufgrund ihrer Anspannung hatte sie sowieso kaum ein Auge zutun können.
    Selbst ihre Eltern, die sich seit mehr als zwanzig Jahren nichts mehr zu sagen hatten und die sich nun anlässlich der Hochzeit ihrer gemeinsamen Tochter nun zum ersten Mal seit sehr langer Zeit wieder sahen, hatten es tatsächlich geschafft, sich nicht gegenseitig anzugiften. Eine seltsame und ungewöhnliche Art des Waffenstillstands hatten sie stillschweigend ausgerufen. Und dies war auch gut so, denn noch mehr Aufregung hätte Domitilla kaum überstanden. So konnte dieser Tag ohne weitere familiäre Spannungen also beginnen…

    Nachdem ihr Verlobter die Zusage erhalten hatte, der Kaiser höchstpersönlich würde ihnen die Ehre geben und in seiner Funktion als Pontifex Maximus zu ihrer Hochzeit erscheinen, verfasste auch Domitilla ein Einladungsschreiben an die neue Augusta. Nach allem, was man so hörte, sollte sie ja eine sehr unkonventionelle Frau sein. Ein Grund mehr, sie näher kennenzulernen.


    So eilte ein flavischer Bote zum Palatin und überbrachte eine Nachricht.


    Ad
    Augusta Venturia Serena
    Palatium Augusti, Roma


    Hochgeschätzte Augusta,


    ich sende dir meine herzlichsten Glückwünsche und möchte dir mitteilen, wie sehr ich mich darüber freue, dass Rom durch dich eine so junge und erquickliche Augusta erhalten hat.


    Wie du vielleicht schon weißt, werde ich mich ANTE DIEM XI KAL IUL DCCCLXV A.U.C..(21.6.2015/112 n.Chr.) mit Senator Tiberius Lepidus vermählen. Da die Ehe nach traditioneller Art der Confarreatio stattfindet und dein verehrter Gatte, der Imperator in seiner Funktion als Pontifex Maximus beiwohnen wird, wäre es mir eine überaus große Ehre auch dich als besonderen Ehrengast auf unserer Hochzeit begrüßen zu können.
    Solltest du jedoch aufgrund anderer Pflichten unabkömmlich sein, so habe ich dafür natürlich Verständnis.


    Mit vorzüglicher Hochachtung,


    Flavia Domitilla


    Villa Flavia Felix
    Italia, Roma

    Auch Scatos Begeisterung hielt sich in Grenzen. Wahrscheinlich hatte er Domitillas Mutter das Blaue vom Himmel erzählt und sich angebiedert wie ein stolzer Pfau. Ja, das konnte er am Besten!
    Im Augenblick hatte sie nichts als Verachtung für ihn übrig. Erst recht als er schließlich auch noch „den Claudier“ zu erwähnen begann. Seine niederträchtigen Worte waren wie marternde Nadelstiche in ihrem Herz. Nein, Claudius Centho hatte sie trotz allem noch nicht vergessen. Sie war wohl dazu verdammt, ihm ewig nachzutrauern.


    „Claudius Centho ist tot,“ entgegnete sie mit eisiger Stimme. „Sein Leibsklave fand ihn leblos. Die Umstände seines Todes…“ Domitillas Stimme setzte aus. Sie erinnerte sich noch gut an Dracons Worte.


    „Das ist ja furchtbar, Kind! Davon hast du mir gar nichts geschrieben!“, begann ihre Mutter und wollte sie tröstend in den Arm nehmen. Domitilla aber wollte sich diese Blöße nicht geben. Nicht vor Flavius Scato!
    „Aber wie steht es mit dir? Offenbar muss dir mein Vetter erst vormachen, wie man sich eine gute Partie angelt,“ entgegnete sie kühl und herablassend. Natürlich hatte sie noch immer keine Ahnung von dem, welche Tragödie sich zwischen Scato und Aurelia Prisca abgespielt hatte. „Du musst wissen Mutter, mein geschätzter Vetter Flavius Gracchus wird sich demnächst vermählen. Mit meiner ehemaligen Schwägerin Aurelia Prisca… Pisos Wittwe.“

    Ein wenig gelangweilt stocherte Domitilla in ihrem Essen herum, während sie dem Gesprächen ihrer männlichen Anverwandten lauschte. Ihre ganze Hoffnung hatte sie eigentlich auf Flamma gelegt, die neben ihr selbst das einzige weibliche Wesen war, welches zu Tisch lag. Doch die junge Frau verhielt sich zu ihrem Leidwesen recht still. An eine gleichgeschlechtliche Konversation war daher nicht zu denken und daher war auch keine Distraktion zu erwarten.


    Tja, der Mangel an Frauen war in der Tat beklagenswert! Es wurde Zeit, dass sich ihre Verwandten vermählten. Dass nun ausgerechnete Gracchus dabei den Anfang machte, war in der Tat für die „jüngere Riege“ beschämend, wie sie fand. Besonders Scato kreidete sie dies an. Hätte er sich lieber mal um seine eigene Angelegenheiten gekümmert, statt sich in meine einzumischen!


    Doch dann war es Gracchus, der einen Versuch startete sie mit in die Gespräche mit einzubeziehen. Nun, was sie über Tiberus Lepidus zu berichten wusste, war recht einfach. Sein geplanter Weg war gradlinig nach und nach oben strebend ausgerichtet, ohne Rücksicht auf Verluste, verstand sich.
    „Nun, soviel ich weiß, ist er bestrebt, den Cursus Honorum konsequent weiter zu beschreiten. Ein Aedilat wäre also nur die logische Folge daraus. Doch auch im Cultus Deorum hat er große Pläne, wie er mir bei Gelegenheit mitteilte.“