Es war gut zu sehen, dass seine Frau ihm in Sachen Charme in nichts nachstand - ja, der Tiberier dachte tatsächlich welchen zu haben! Das kam auch daher, dass ihm nie jemand richtig beibringen konnte, zwischen übertrieben kriecherischer Freundlichkeit und wahrhaft charismatischem Auftreten zu unterscheiden. Aber für den Moment fühlte er sich erst einmal bestätigt durch die Reaktionen des Kaiserhauses. Er konnte nur spekulieren, auf welche Inszenierungen die Augusta anspielte. Hatte sie vielleicht einst die von ihm organisierte Prozession zu Ehren des Apollo gesehen? Oder vielleicht eines seiner anderen zahlreichen Opfer? Die wirklich erstklassige Hinrichtung war natürlich auch eine Möglichkeit. Aber vielleicht hatte ihm all dies zusammen auch den Ruf eines "Freundes großer Inszenierungen" eingebracht. Umso großartiger, wenn dieser Ruf sich bis zur Augusta durchgesprochen hatte. Während jene Augusta von Flavia gleich mal für ein paar "Frauengespräche" in Beschlag genommen wurde, konnte er dem jungen Caesar Bala sogleich für seine gute Sklavenwahl gratulieren. "Eine ausgezeichnete Entscheidung. Sie wird dir gute Dienste leisten. Und ich bitte dich, nicht zu viel des Lobes, das ist doch alles selbstverständlich. Als Patrizier muss man eben zeigen, was man zu bieten hat. Unser Stand verpflichtet uns nur das Beste zu bieten und zu verlangen."
Glücklicherweise schien auch der Kaiser absolut selbstsicher zu sein, so dass keinerlei weitere Absprache erforderlich war. Etwas anderes war auch nicht zu erwarten. "Nein, es sind keinerlei Abweichungen geplant. Ich nehme an, der Flamen Dialis wird ebenfalls bald hier eintreffen. Ich werde ihn dir dann umgehend zuführen, so dass ihr es gemeinsam angehen könnt." Lepidus hielt derweil Ausschau nach dem guten Mann. Hoffentlich hatten wir alle leicht berührbaren Knoten entfernt, mit denen der gute Priester auf keinen Fall in Kontakt kommen konnte - leider nur eine von vielen Einschränkungen, mit denen er zu kämpfen hatte.