Beiträge von Menochares

    Menochares zog die Augenbrauen zusammen, nach dem er pflichtschuldig sein: „Ja Domina“, von sich gegeben hatte. Da fragte ihn dies Streberlein doch wirklich, ob er, ein Nubier und Gladiator, ein Eunuch wäre. Diese Frage hätte er besser nicht gestellt. Verächtlich schaute er ihn an. „Wo denkst du hin, das würde die Domina nie mit mir machen. Ich bin ihr Leibwächter. Wie ist dein Name?“ Wie kam dieser eigentlich auf solch einen Gedanken, er ein Eunuch, dafür war nur ein Biederling geeignet. „Nein außer dir gibt es dann kein solch ein Exemplar hier. So nun zur Villa, dieser Eingang ist für dich ein für allemal Tabu. Wir haben unseren extra Eingang. Da du aber erst im Haus bleibst kann dir jemand anderer später zeigen. Dass wir hier im Atrium sind ist dir bekannt. Nun folge mir zu der Culina"

    „Ganz wie du wünschst Domina.“ Wie versprochen kam die respektvolle Antwort.
    Seltsam dachte Menochares, bei seinen tollen Qualitäten, war der sich anbiedernde sehr preiswert, ob es doch einen Haken bei ihm gab. Verärgert über sich selber, reckte er sich noch höher. Wie kam es dazu, dass er sich so für den Sklavenhandel interessierte? Hatte er nicht noch bis auf den Weg hierher, jede Art von Menschenhandel verachtet. Jetzt freute er sich plötzlich darüber, dass es den da erwischte. Auch hatte er noch die Aufgabe ihn zu bewachen. Das würde bestimmt keine Probleme geben, denn schließlich wollte der sich bestimmt noch immer gut darstellen, vielleicht mit der Hoffnung so seiner Kastration zu entgehen.

    Anton war endlich verschwunden, schnell warf er noch einen sich vergewissernden Blick in seine Richtung ehe er zu Morrigan eilte. „Komm hilf mir sie zur ihrem Bett zu bringen, “ forderte er den Sklaven auf. Normalerweise wäre es ihm ein leichtes gewesen, sie alleine nach oben und zur Unterkunft zu tragen, doch mit seinen verbundenen Händen war es zu schwierig.
    Es dauerte nicht lange und sie waren in der Unterkunft der Frauen angelangt, vorsichtig legten sie Morrigan hin. „Geh und suche Mansuri, sie soll möglichst schnell herkommen, ich bleibe so lange bei ihr.“ Kaum ausgesprochen rannte der Sklave los. Menochares setzte sich zu ihr und strich ihr tröstend die Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Du wirst sehen bald wird es dir besser gehen. Mansuri wird dir bestimmt helfen. Sag mir, was kann ich dann noch für dich tun?“ In diesem Moment betrat eine andere Sklavin die Unterkunft, sofort schickte er sie los, frisches Wasser, Wein und saubere Tücher holen.

    Wie zu erwarten ging öffnete der Sklave bereitwillig seinen Mund. Menochares rückte etwas näher damit Livineia auch sah, er würde gewissenhaft seine Pflicht erfüllen. Den Mundgeruch wollte er nicht wirklich riechen. Dennoch würde er ehrlich antworten müssen. Ein kurzer Ruck in Richtung, des geöffneten Mundes. Schnell wandte er sich ab und ging zurück. „Domina, die Zähne sind in Ordnung und bei besserer Pflege wie hier, wird der geringe Mundgeruch auch verschwinden.“ Bei seiner Antwort, blitzten die Augen von Menochares, Livineia für den Bruchteil einer Sekunde böse an.

    Menochares Freude verflog schlagartig, als Livineia ihm beauftragte, dem winselnden Etwas in den Mund zu schauen. Unwillkürlich straffte sich seinen Haltung noch mehr. Wären seine Finger schon ganz verheilt gewesen, hätte er bestimmt seine Fäuste geballt. Mit einem etwas merkwürdigen staksigen Schritt ging er auf den Sklaven zu. Nicht das er nicht schon einmal einem Tier ins Maul geschaut hatte und dessen stinkigen Atem gerochen hätte. Hier handelte es sich aber um einen Menschen. Auch wenn es sich hier um einen sich anbiederte, winselndes Exemplar handelte, war er aber ein Mensch. In seinen Augen war es für beide Seite einfach Menschen entwürdigend.
    Bei dem Sklaven angelangt forderte er diesen mehr oder weniger auf: „Ich nehme du öffnest jetzt deinen Mund freiwillig.“

    Menochares konnte sich so gerade noch ein hämisches Grinsen verkneifen. Ja das kommt davon wenn man sich selber so anpreist. Livineia schien ihn ernstlich ausgewählt zu haben. Jetzt würde ihm auch kein rausreden helfen.
    Menochares wusste nur allzu zu genau, wenn sie was wollte bekam sie es auch; außer von ihm. Die ganze Szenerie begann ihm Freude zu machen. Hier der schleimige Händler, da der sich windende Sklave und zuletzt seine genervte, schrill werdende Herrin. Für ihn hatte sich jetzt schon der Gang zum Markt gelohnt.

    Sklavenhändler und ihr seltsames Gehabe, um ihre Ware an den Mann oder an die Frau zu bringen, hatte Menochares schon oft gesehen. Sklaven aber, die sich dermaßen anbiederten, wie jener dort, widerten ihn an. Wie kann ein Mann der noch ein Funken Stolz besitzt sich nur so präsentieren. Menochares hob seine rechte Augenbraue, was er meist machte wenn er etwas sehr kritisch beobachtete. Der thrakische Sklave zeigte wenigstens noch Würde aber jener dort, spöttisch verzog Menochares seinen Mundwinkel. Er wünschte sich plötzlich Livineia würde ihn kaufen. Schadenfreude kam in ihm auf, was ihm bis dahin auch unbekannt war. Verwundert stellte er fest, wie sich sein Wesen immer weiter veränderte, seit er in Rom lebte. Dennoch musste er sich mühsam ein grinsen verkneifen, bei dem Gedanken, dass diese Sklave, demnächst mit seiner Kastratenstimme, in der Villa piepsen würde. Erfreute sich schon auf die Gesichter der anderen Sklaven, wenn sie mit diesem Prachtstück von Mann nach Hause kämen.

    Menochares sah wie Livineia leicht verärgert zögerte, ehe sie die Sänfte verließ. Innerlich zuckte er mit den Schultern, Gedanken lesen kann ich nicht, ich meinte es nur gut. Also werde ich mir dies in Zukunft sparen.
    Was er dann aber aus ihrem Munde hörte ließ ihn nicht nur schlucken, er biss seine Zähne zusammen, damit ihm ja kein Ton entwisch. Er stand wie schon einmal da und blickte einfach über sie weg. Jetzt würde er nur noch auf eine Aufforderung von ihrer Seite reagieren. Ganz wie versprochen, aber mehr nicht.

    Inzwischen kam ein Sklave, Livineia hatte ihn mit den Schlüsseln für Morrigans Ketten geschickt. Meneochares wies ihn einfach an Anton die Schlüssel weg zu nemen, die Türe aufzuschließen und Und Morrigan zu befreien. Er würde, froh über die unverhoffte Hilfe, Anton weiter in Schach halten.
    "Halte einfach deinen Mund und verkriech dich in den hintersten Winkel wenn dir dein Leben lieb ist. Einen Rat gebe ich dir noch zusetzlich, laß deine schmierigen Finger von den Frauen oder du wirst nicht nur ihn," dabei stieß er fester mit seinem Messer zu, "in deinem Mund finden sondern auch die Erde von deiner Grube die du dir dann selber graben wirst, bevor du gänzlich verschwindest."
    Morrigan stand inzwischen, von dem Sklaven gehalten auf dem Boden. "Laß sie langsam zu Boden und massiere ihre Beine," wies Menochares den Sklaven an bevor er sich wieder an Anton wandte. "Und du Dreckskerl verschwinde aus meinem Blickwinkel"

    Darauf hatte Menochares nur gewartet. Da er seine Linke nicht benutzen konnte wie er wollte, ging er etwas anders vor, wie er sich ertäumt hatte. Blitzschnell war er bei dem Klotz von Sklaven schlug seinen linken Arm gegen Antons Hals und und setzte das Messer unter seiner Tunika an die Stelle wo sich sein liebstes Stück saß. "Glaub mir, wenn du jetzt nicht aufmachst, fehlt dir ganz schnell der Teil von dir, den du am wichtigsten errachtest," fügte er leise aber sehr drohend hinzu. "Nun wird es bald?"

    Menochares saß im Garten und betrachtete seine Finger, er hatte wirklich Glück sie waren fast vollständig geheilt. Gerade hatte er die Fingergymnastik seiner linken Hand beendet, als ein Sklave angerannt kam und ihn zur Porta bestellte, wo Livineia auf ihn warten würde.
    Während er dem Sklaven dorthin folgte überlegte er was dies wohl zu bedeuten hatte? Sollte er sie dort beschützen weil dort ein unliebsamer Gast war. Was er sofort wieder verwarf, solch ein gast würde nie vorgelassen. Was wollte sie denn dort? Auf die Idee, dass Livineia die Villa verließ kam er erst gar nicht. Seine schritte wurden durch die Neugier angetrieben immer schneller. Dort angekommen sah er nur die offene Türe. Der Sklave wies mit seinem Kopf nach draußen. Ein Tritt bis zur Schwelle und Menochares blieb vor Verwunderung einen Augenblick stehen. Seine Domina saß wirklich in einer Sänfte. Sie wollte also zur Stadt, gehorsam wie er es versprochen hatte ging er zu der Sänfte und schritt neben ihr her.
    Fragen wohin es eigentlich ging wollte er nicht, er beschränkte sich lediglich auf die Bewachung seiner Herrin. Keiner sollte wagen sich ihr zu dicht zu nähern.
    Trotz des Gedränges kamen sie gut voran und bis zu ihrem Stopp bei dem Händler brauchte er nicht einmal einzugreifen. Menochares öffnete den Schlag der Sänfte damit Livineia aussteigen konnte.

    Auf dem Weg zur Culina hob Menochares seine rechte Hand zum Mund und zerrte mit den Zähnen solange an seinem Verband, bis sich dieser löste. In der Küche angekommen schaffte er es dann sich ganz von ihm zu befreien. Zum Glück waren an seiner rechten nur die Fingerkuppen verletzt und diese verheilten recht gut, dank Mansuris außerordentliche Heilkünste. Schnell Nahm er den Krug mit Trinkwasser und schütte sich einen Becher voll, welchen er dann auch in einem Zug leerte. Nun als es ihm jetzt besser ging, suchte er sich ein scharfes Messer. Dieses Messer war um einiges größer als das kleine, mit dem er im Hortus schnitzte. So bewaffnet machte er sich auf den Weg zum Keller, wo sich die Carzer befanden. Dort saß Anton vor sich hindösend auf dem Boden vor Morrigans Zellentüre.
    „He du Mistkerl, schließ die Türe auf, Livineia hat es befohlen.“ Das Messer hielt er noch hinter seinem Rücken versteckt, sollte der Kerl nicht spuren oder eine dumme Bemerkung machen, würde er sein blaues Wunder erleben.

    Abwartend und geduldig wartete Menochares auf die Reaktion und Antwort von Livineia.
    Zustimmend nickte er bei ihrer Bedingung, die sie stellte. Er war froh sie soweit besänftigt zu haben und atmete kaum hörbar auf, als er entlassen wurde. „Ja Domina“ und dann kam noch was Morrigan betraf noch ein ehrlich gemeintes, „danke“, hinzu. Schnell wandte er sich um öffnete wieder geschickt mit dem Ellebogen die Türe und versuchte sie auf gleiche Weise möglichst leise zu schließen.

    „Was ist mit Morrigan? Sie kam doch nur wegen mir in diese Situation. Sie ist noch jung und temperamentvoll, ich glaube sie ist genug gestraft." Dass Anton da unten sein Unwesen trieb, wollte er nicht sagen, denn andere Sklaven zu verraten war nicht seine Art, dies würde er lieber selber regeln.

    Gut mit diese Vereinbarung konnte er vorerst Leben: Was die Römer zu diesem Handel dachten interessierte ihn gar nicht. Er würde sie auch so lange achten und nicht aufsässig werden, wie sie sich normal verhielt. Normal für eine Römerin. Zu Hause hätte man sie sowieso schon lange aus dem Stamm verstoßen oder für Geisteskrank gehalten. Er wollte seine Ansprüche aber nicht zu hoch stellen. Die Zeit würde zeigen wer hier wen erzog.
    Was er jetzt nicht wusste oder vielmehr zeigen wollte, war Dankbarkeit. Wofür, das sie ihn Brandmarken ließ, dass dadurch seine Hände so kaputt waren? Nein das kam nicht in Frage.
    Einst musste er aber noch klären und das wollte er jetzt zur Sprache bringen, auch wen sie dann wieder an seiner Loyalität zweifeln würde. Loyalität bedeutete aber nicht das er ihr handeln richtig fand.
    „Gewiss Domina werde ich das machen. Erlaubst du mir noch eine Frage?“

    Sicher hatte Menochares Durst, aber wie sollte es gehen mit verbunden Händen? Deshalb überging er ihr Angebot großzügig.
    Nun ging es wohl an die Feinarbeit, zu ihrem Verhältnis zu einander. Er überlegte kurz zu ihren Fragen. Nicht weil er die Antwort nicht wusste sondern, wie er vorsichtig aber wahrheitsgemäß antworten sollte. Wollte er einen Kompromiss eingehen, sicher wenn er sinnvoll war. Verdiente Livineia Respekt? Jetzt wurde es schwieriger. In seinem Stamm hätte sie ihn nie bekommen, aber er war jetzt und hier in Rom und die Römerinnen waren wohl wie sie. Sie konnte ja nicht dafür, man erzog sie so.
    Ein Mensch war sie und deshalb sollte sie ihn wenn es ihm richtig erschien auch bekommen. Im Augenblick hatte sie ihn auf jeden Fall. So kam von ihm auch ein ehrliches, wenn auch nur ein schlichtes: „Ja Domina“.

    Zum ersten Mal war Menochares über Livineias Verhalten verblüfft. Sie blieb ruhig bei seiner Antwort. Sie hörte ruhig zu und antworte auch recht vernünftig, ohne diese gespielte Art, die sie gerne drauf hatte. Gut sie meinte die Herrin und Überlegene darstellen zu müssen, ein bisschen Freude sollte sie ja auch haben. Aber als sie dann noch nach seinen Prinzipien fragte war er vollends verblüfft. Hätte er sich nicht so in Gewalt gehabt, wäre er glatt mit offenem Mund da gestanden. „Meine Prinzipien?“ Fragte er auch kurz, wie um sich selbst zu vergewissern, bevor er dann antwortete. „Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, zu seinem Wort stehen, für seine Taten einstehen und jeden Menschen achten solange er es verdient, sich selber und seinem Glauben treu bleiben. Das wären meine wichtigsten Domina“:

    „Ich weiß Domina, die mir zugewiesen Arbeiten habe ich bisher immer erledigt und werde dies auch weiter machen. Du verlangst aber, dass ich meine wenigen Werte, die ihr mir noch gelassen habt auch noch ablege und nur noch krieche. Respekt und Gehorsam hatte ich nie vor zu verweigern, nur beinhaltet er solch ein Kriechertum im meinen Augen nicht.“
    Er hoffte, er hätte nicht nur ihre Fragen beantwortet, sondern auch seinen Standpunkt zu dem Thema verdeutlicht. Sie würde mit ihm machen können was sie wollte, von seiner Meinung würde er nicht abweichen. Ferner bemühte er sich nicht über sie hinweg zu sehen oder durch sie zu schauen, nur sollte sie es nicht mit dem erwähnten auf den Knien rutschen verwechseln. Auch sollte sie nicht denken ihre Strafen hätten ihn zu dieser Einsicht gebracht. Es war seine Meinung schon immer gewesen.

    „Sicher weiß ich warum du dachtest, du müsstest mich einsperren. Nur bin ich mir nicht im Klaren darüber, ob du jetzt erwartest, dass ich deine Entscheidung für richtig oder für gut befinde soll?“ Menochares war sich bewusst, das er den Bogen wieder überspannte, er konnte aber nicht anders, ihre Art reizte ihn jedes Mal aufs Neue.

    Menochares hörte vor seiner Türe Stimmen, interessiert lauschte er ob aufgeschlossen würde.
    Und wirklich der Schlüssel war zu hören. Trotz des schwachen Lichtes welches vom Keller hereinströmte, hatte er zuerst Schwierigkeiten beim Sehen. Hoch erhobenen Hauptes trat er nach draußen und maß die beiden mit einem kalten Blick. Im vorbeigehen stieß er Anton noch mit voller Wucht seinen Ellebogen in die Magengrube, so dass er hinter sich nur noch ein klägliches japsen hörte. Mujet nicht weiter beachtend ging er zum Cubiculum, öffnete die Türe mit seinem Ellebogen, trat ein und schloss sie wieder hinter sich.indem er einfach mit seinem Fuß nach hinten angelte und sie zuschob. „Du hast nach mir gerufen Domina?“
    Er wusste nun hatte er wieder einige der Regeln für Sklaven gebrochen, doch er wollte alleine mit Livineia sein.