Beiträge von Menochares

    So dick war die Zellentüre also nicht. Menochares konnte genau hören was Anton von sich gab. Nicht nur vor seiner Türe, auch was er zu Morrigan sagte. Er spürte wie Zorn in ihm hoch kroch. Sollte er je aus diesem elenden Loch herauskommen, würde er schon erfahren, was er genau mit ihr gemacht hatte. Dann sollte er sich ruhig in den hintersten Winkel verkriechen, er würde ihn schon bekommen. Nie mehr würde er eine Frau belästigen.
    Eins wusste er jetzt aber, gar so laut brauchte er nicht mehr zu brüllen. So antwortete er auf Morrigans Frage, um einiges leiser. „Ja mir geht es gut, der Mistkerl kommt hier nicht rein. Ich wünschte er würde es machen, der elende Feigling“.

    „Mach dir keine Sorgen um mich, sage mir lieber was man mit dir gemacht hat“, brüllte Menochares zurück. Eine sehr ungewohnte Art der Verständigung wie er fand. War er doch eher ein Mensch der ruhig und sachlich war. Laut zu werden war überhaupt nicht seine Art.
    Wenn ich doch nur meine Hände benutzen könnte, überlegte er weiter. Ich könnte dann die Wände und den Boden abtasten und so eine Lösung für uns finden.

    Wie lange Menochares seine Runden gedreht hatte, wusste er natürlich nicht. In seiner dunklen Zelle hatte er jedes Zeitgefühl verloren. Sein Nacken brannte, seine Finger schmerzten und langsam kroch Wut in ihm hoch. Nicht nur über sein armseliges Leben, welches er hier als Sklave fristen musste, seine größte Wut galt seiner Besitzerin, dieser Nichtfrau. An der Türe angekommen hielt er an und trat mit aller Wucht dagegen.
    „Lasst mich endlich hier raus", schrie er. Dann fiel ihm Morrigan ein. Hatte Mansuri nicht gesagt sie wäre auch hier?„Morrigan kannst du mich hören?“

    Erholt, trotz seiner Wunden, erwachte Menochares nach Stunden, aus einem tiefen traumlosen Schlaf. Er fand, dass es nun an der Zeit wäre das Brot, welches ihm Mansuri zugesteckt hatte, zu essen, denn er konnte ja nicht sicher sein wann Livineia wieder zurückkehrte. Ein wenig seinen Hunger gestillt, sein Durstgefühl wurde jedoch immer stärker.
    Langsam, um jede heftige Bewegung zu vermeiden, zog er die Decke von seinem Körper und erhob sich.
    Er wusste seine Zelle war nicht groß, dennoch musste er sich Bewegung verschaffen. Um sich die Größe einzuprägen ging er langsam nach vorne, seine umwickelten Hände ausgestreckt, berührte er schnell die Wand. Nun stellte er sich seitwärts daneben, um anschließend Runde um Runde seine Zelle abzuschreiten. Zwischendurch wechselte er immer einmall die Richtung. In gewissen Zeitabständen legte er immer wieder sein Ohr horchend an die Türe. So hoffte er, obwohl er keinen Laut von draußen hörte, dennoch zu erfahren, wann sich jemand seinem Kerker näherte. Für den fall, dass er dies mitbekam hatte er sich einen Plan ausgedacht.

    Menochares befolgte dann still Mansuris Anweisungen. Ja sie verstand es wirklich sich um Verletzungen zu kümmern. Sie wäre bestimmt in Nubien eine gute Schamanin geworden. Er selber hatte schon weit größere Schmerzen erduldet, damals bei seiner Stammesinitiation.
    Was ihn weit mehr als seine Wunden Sorgen bereitet, war dass Morrigan, nun auch in einer Zelle eingesperrt war. Diese kleine Frau verstand es einfach, sich Ärger einzufangen. Dabei hatte er ihr doch ein Zeichen gegeben sie möge sich zurückhalten. Da Mansuri sich nicht weiter äußern wollte, fragte er auch nicht weiter nach.
    Dankbar lächelte er ihr zu und flüsterte, als sie ihm das Brot zuschob: [SIZE=7]„Danke“[[/SIZE]
    Nachdem die Türe, wieder hinter Mansuri abgeschlossen war, nahm er so gut es ging, mit seinen verbundenen Händen die Decke und hüllte sich darin ein. Das Brot würde er noch aufbewahren, wer konnte schon wissen wie lange ihn diese Nichtfrau hier gefangen hielt, ohne, dass er Essen und Trinken bekam.
    Leise summte er eine Melodie und wiegte sich hin und her, um sich so in einen Tiefschlaf zu versetzen.

    Der stark beizende Geruch aus den Latrinen des Kolosseums stach Menochares in die Nase.
    Im wurde übel und er wollte sich aufrichten, doch als er seine Augen richtig aufhatte, sah er, dass Mansuri vor ihm hockte. „Was machst du hier?“, fragte er sie leicht verwirrt, während seine linke Hand zu seinen Lippen fuhr. Diese Bewegung verursachte Schmerzen in seinem Nacken, gleichzeitig spürte er den Verband an seinem Mund. Jetzt kehrten seine Erinnerungen auch ganz zurück. „Ist der Kerl weg und sie auch? Mansuri, die bekommt mich nicht klein, aber sag wo ist Morrigan, hat sie sich raus gehalten?“ Fast flehend schaute er dabei Mansuri an. Menochares hatte wohl die Vorstellung, mit seinem Blick die Antwort von Mansuri zu beeinflussen.

    Langsam stand Menochares auf. Er wollte nicht das ihr Zusammenhalt auf diese Art gebrochen.
    „Hört auf ich bereue. Ich bereue, dass ich eine Katze schnitzte und meine Fertigkeit zeigen wollte womit das ganze hier begann.“
    Damit hatte sie eine Antwort, auch wenn sie nicht nach der Vorstellung von
    Livineia ausfiel.

    Sollte Livineia erwartet haben, Menochares würde nun, heulend, bettelnd oder flehend zusammenbrechen so hatte sie sich geirrt.
    Schon öfter hatte er zuschauen müssen, wenn Sklaven ein Brandzeichen erhielten. Was sie aber vorhatte war noch eine Spur grausamer. Wer Menochares genau beobachte, sah wie sich seine Wangenmuskeln bewegten, bei der Anweisung die Livineia dann gab.
    Gelassen stand Menochares auf und schaute fest in ihre funkelnden Augen, bevor er sich hinkniete.
    Schon stand Anton mit gespreizten Beinen über ihn und drückte sein rechtes Knie, noch zusätzlich in Menochares Rücken. Mit seiner linken Hand, welche man eher als Pranke bezeichnen konnte, drückte Menochares Kopf nach unten und führte, bevor er zuerst noch die dabeistehende Sklaven angrinste, langsam das Eisen zu der linken Halsseite von Menochares. Dorthin wo das *C* stehen sollte.
    Menochares, der nicht vorhatte sich zu wehren, verharrte ruhig in seiner Stellung. Langsam kam das glühende Eisen näher. Er spürte die Hitze schon ehe sie eine Handspanne von ihm entfernt war. Er roch die ersten verbrannten Haare .Mit zunehmender Hitze pressten sich seine Zähne fester aufeinander. Da sich sein Kopf, genau wie seine Hände auf dem Boden befanden, schob er die geballte linke Faust zu seinem Mund und biss in seine gekrümmten Finger. Ehe der Schmerz zu seinem Gehirn drang, roch er sein verbranntes Fleisch. Sein Kopf und sein Körper wollten hochschnellen aber Anton war stärker und hielt ihn tief nach unten gedrückt. Tränen der Schmerzen schossen in seine Augen, Hals und Kopfadern schwollen an, aber er schrie nicht.
    Plötzlich ließ der Druck den Anton auf ihn ausübte etwas nach. Er hörte wie das Eisen erneut erhitzt wurde. Jetzt wurde Menochares die Wartezeit schon fast zu lang. Noch einmal musste er die Prozedur über sich ergehen lassen und er wusste nicht ob er noch einmal die Kraft besaß nicht zu schreien. Blut von seinem eigenem Biss rann an seinem Kinn entlang.
    Wieder wurden Druck und der Griff von Anton fester… wieder die Reihenfolge … zischen…Gestank ….Schmerz, das* L* war eingebrannt Inzwischen waren die Finger seiner Linken fast durchgebissen, die Fingerkuppen seiner Rechten waren ebenfalls blutig. Er hatte versucht sich in den Boden des Kellers festzukrallen.
    Plötzlich war alles vorbei .Anton war von ihm runter und wartete mit Freuden auf seinen nächsten Auftrag.
    Menochares hätte sich am liebsten einfach zur Seite fallen lassen. Aber nein langsam hob er den Kopf, stützte sich mühsam ab und schaffte es irgendwie zu knien. Langsam wandte er sein blutverschmiertes Gesicht zu Livineia und starrte sie einfach nur an.

    Menochares schaute kurz zu Mansuri und Morrigan und hoffte inständig, dass die beiden ruhig blieben. Besonders Morrigan mit ihrem Temperament machte ihm Sorgen. Unmerklich schüttelte er mit dem Kopf. Sie sollten ruhig bleiben, er wollte nicht, dass sie sich in Gefahr begaben.
    Dann schaute er wieder stur gerade aus.

    Es war zu spät Mansuri war noch da als Livineia, höchst persönlich erschien. Nie im Leben hätte Menochares ihr diesen Gewaltakt zu getraut. So konnte man aber sehen, welche Kräfte aus Wut und verletztem Stolz entstanden.
    Gelassen saß er auf dem Boden und schaute einfach durch sie hindurch.

    Ruhig mit völliger Gelassenheit antwortete Menochares auf Mansuris Frage.
    Er wollte nicht, dass sie, wegen ihm etwas erdulden musste.
    "Hallo Mansuri, auf meine Strafen warten. Das Brennen und noch eine.
    hab keine Sorgen ich werde es überleben. Aber geh du besser, ich möchte nicht, dass euch was geschieht"

    Oh nun kam eine gewisse Raffinesse bei ihr auf. Woher wollte Livineia überhaupt wissen, ob oder was am Abend vorher gewesen war. Sie war doch zu bequem, um selber mit ihrer dicken Zehe zu wackeln. Niemals hätte sie sich die Mühe gemacht, ihr Zimmer zu verlassen um zur Culina zu gehen. Er glaubte fest daran, dass sie noch nicht einmal wusste wo sich diese befand.
    Erwartete sie jetzt allen ernstes er würde um seine Haut zu retten, etwas ausplaudern.
    Eigentlich könnte er aufstehen und sofort ihr Cubiculum verlassen. Sie wäre vollkommen Machtlos dagegen. Die anderen aber wegen ihm leiden lassen, war nicht seine Art. Er würde sein Kampf alleine ausfechten. „Gewiss Domina“, war alles was von ihm kam während er aufstand und erhobenen Hauptes ihre Weisung folgte.

    Eine unheimliche Stille breitete sich aus und Kälte lag danach in der Stimme von Livineia.
    Menochares, der noch immer nicht den Blick senkte, spürte, dass nun das wahre ich, von ihr zum Vorschein kommen würde. Seine Augen flackerten leicht, bei dem Geräusch der auf den Boden geschmetterten Figur. die Augen kurz gesenkt, als er spürte wie sie vor ihm stand, sah er in ihre funkelnden Augen, bevor er den Blick wieder hob. Auch wenn sie jetzt hundertmal und öfter wiederholen würde, was er wäre und was nicht. Er war und blieb Nubier, davon würde er nie abgehen.
    „Ganz wie du wünscht Domina, … und dennoch bin Nubier:“
    Sich hinkniend, den Blick nach Wunsch gesenkt warte er ab. Und warten konnte er gut, antrainiert bei zahlreichen Jagden. Sie konnte sicher sein, Ausdauer hatte auch er.

    „Warum sollte ich Domina, seid sich mein Stamm erinnert, glaubt er an diese Götter. Wenn die Götter gut genug für meine Vorfahren waren, so sind sie es erst recht für mich. Mir ist auch nicht klar was römische Götter besser könnten, als die unseren. Außerdem bin ich kein Römer sondern Nubier.“
    Stolz und Selbstgefälligkeit lag in seiner letzten Aussage, während er weiter in die Ferne schaute.

    Livineias Mimik zeigte nun doch, dass diese nicht mit ihren Worten übereinstimmte. Man sollte kein Interesse zeigen, wenn es nicht echt war. Leicht gereizt antworte er deshalb, „Wie ich schon sagte, Tefnut die Tochter von Atum. Sie ist die Göttin der Feuchtigkeit und Schu ihr Bruder ist der Gott der Luft. Sie zeugten Geb den Gott der Erde und Nut die Göttin des Himmels. Ich glaube aber nicht, dass dich dies wirklich interessiert.“ Menochares konnte es sich nicht verkneifen, den letzten Satz ergänzend hinzu zu fügen, dabei schaute er einfach über Livineia hinweg ins Leere. Sollte sie doch jetzt einen ihrer berühmt berüchtigten Tobsuchtsanfälle bekommen. Dies schien ja bei den Frauen in diesem Hause durchaus normal zu sein.

    Menochares nickte nur und tat wie ihm befohlen um gleicht darauf wieder näher zu kommen.
    „Ich hoffe dir gefällt Tefnut die Tochter von Atum? Ich werde auch zu Tefnut beten, damit sie euch beistehen wird.“. Mit ernsthafter Mine erklärte er ihr den Sinn des Werkes. Schaden konnten diese Gebete nicht und irgendwann würde sie sowieso den Beistand von Tefnut benötigen.
    Für ihn war es nun wichtig zu seinem nächsten Anliegen zu kommen. Zuerst musste er aber sicher sein dass er weiter ihr wohlwollen auf sich zog, also betrachtete er weiter ihre Mimik.

    Nach vorbildlicher Sklavenart trat Menochares ein, grüßte höflich, kam aber auch gleich auf sein Anliegen zu spreche. „Salve Domina, ich habe etwas für euch angefertigt, damit ihr meine Fertigkeiten kennen lernt.“ Vor lauter Höflichkeit, bei der Begrüßung hatte er aber vergessen die Türe zu schließen.
    Menochares trat zu Livineia und stellte sein Schnitzwerk vor ihr ab. Dabei beobachtete er genauestens ihren Gesichtsausdruck.

    Ein paar Stunden später klopfte Menochares laut vernehmlich an die Türe, zu, Livineias Cubiculum KLOPF Man konnte ja nie wissen vielleicht hatte sie sich ihre Ohren zugestopft, um besser schlafen zu können.

    Da Menochares sich noch nie die Mühe gemacht hatte, den Garten ganz zu besichtigen, musste er nun gezwungener Maßen, einiges nachholen, damit er das fand wonach er auf der Suche war. Genau Sträucher und Bäume betrachtend schritt er durch den Hortus. Hier und da befühlte er sie oder betrachtete eingehend die Schnittflächen von entfernten Ästen.
    Weiter suchend schaute er sich um und entdeckte endlich was er suchte, Geäst vom letzten Baumschnitt. Hier wählte er sorgfältig ein dickeres Aststück von einer Platane.


    Jetzt konnte er endlich mit seinem eigentlichen Vorhaben beginnen. Stundenlang saß Menochares in einer Ecke des Gartens, an einer Wand gelehnt und bearbeitet das Holz sorgfältig mit einem Messer.
    Zufrieden betrachtete er am Ende sein kleines Werk. Er wusste zwar jetzt schon, dass Livineia nichts damit anfangen konnte, weil sie nicht den geringsten Schimmer haben würde, wen seine kleine Katze darstellen könne. Dies störte ihn aber nicht weiter, dann sollte sie eben nur so seine Fertigkeit bewundern. Vielleicht wäre sie auch noch so eingebildet und würde annehmen, er hätte sie damit darstellen wollen.