Beiträge von Menochares

    Sehr oft erwachte Menochares in der Nacht. Sein Gehör war von dem Leben in der Wildnis, von zahlosen Jagden geschult. Er hörte wie der unheimliche andere Sklave umher schlich. Seine Schritte verweilten immer bei den Frauen. Lauschend lag Menochares weiter wach, bis der andere zurück kam. Jedesmal konnte er hören, dass dessen Atem schneller ging.
    Die Frauen sind in Gefahr, von ihm geht böses aus, dachte er. Ich sollte auf ihn achten. Vielleicht sollte ich mit jemanden darüber sprechen überlegte er sich. Mit den Männern oder Frauen oder besser noch mit allen. Wir müssen ihn im Auge behalten. Er hasst Frauen.

    Da die kleine Frau, ihre Waffe gewählt hatte, nahm Menochares sich ebenfalls ein Holzgladi.
    Er kannte die Waffe noch von seiner Ausbildung, gemocht hatte er sie nie. Die einzigen Waffen die er mochte waren Speer und Bogen aus seiner Heimat, damit konnte er wirklich umgehen. Aber es war wie es war, er musste sich den Gegebenheiten anpassen.
    Die Frau schien wirklich nicht ungeübt, aber sie schien Probleme mit dem Gewicht zu haben.
    Sie wusste wie man einem Gegner gegenüber trat. Den Blick fest in seine Augen gerichtet und auf den Bruchteil einer Sekunden warten wo ein leichtes flackern, bei ungeübten Kämpfern, zu sehen war.
    Verletzen wollte er sie nicht. Was also sollte er tun, ohne dass sie ihn durchschaute? Einen erkennbaren Angriff starten oder auf ihren Angriff warten?
    Nein so wie sie da stand würde sie nicht angreifen. Ihr in die Augen schauend hob er kurz sein Gladi und täuschte einen Angriff zu ihrer linken Seite vor, schlug dann aber in die Richtung ihres Schlagarmes.

    Menechores stellte sich schnell zu der kleinen wendigen Frau. Er hatte keine Lust, sich unnötig mit den Muskelprotzen abzugeben. Außerdem war er neugierig auf ihre Kampffertigkeiten.

    "Ich komme aus Nubien. Bei uns machen Frauen Haus- und Feldarbeit.
    Frauen sind Chef im Haus. Wir Männer jagen und kämpfen. Keine Frau sich drückt vor ihrer Arbeit. Die Frauen machen vieles zusammen und singen dabei. Sehr viel Freude dabei haben. Ich war Bote für den Stamm weil ich gerne, schnell und viel kann laufen. Ah und mein Name ist Menochares."
    Dies erzählte er der Frau wärend sie locker ihre Runden liefen.

    Die Frau die Menochares gerade einholte erregte nun langsam doch seine Aufmerksamkeit. Gut dann wollte er ihr die Freude machen und so folgte er ihrem Beispiel.
    „Dir gefällt das Ganze hier? Wo kommst du her?“

    Menochares nickte. Laufen sollte er also. Laufen, dass Leichteste für ihn was es geben konnte. Keiner von den Anwesenden ahnte überhaupt wie gut er laufen konnte. Nicht nur schnell, sondern Stunden konnte er ohne Ermüdung, riesige Wegstrecken zurücklegen. Er war nicht nur der beste Läufer seines Stammes, nein weit über die Stammesgrenze hinaus war er dafür bekannt.
    Den anderen den Vortritt lassend, schaute er der Frau hinterher. Verwundert stellte er fest, dass sie auch eine gute Läuferin war. Sich langsam in Bewegung setzend folgte er der Gruppe. Leichtfüßig holte er diese ein, nickte im vorbeilaufen Morrigan zu und setzte sich in Windeseile von der Gruppe ab.

    Menochares trottete, am nächsten Morgen, als letzter in der Gruppe. Er wusste was ihn erwartete, denn dies alles hatte er schon einmal erlebt, damals als man ihn nach Alexandria schaffte.
    Neu war für ihn, dass auch Frauen hier kämpfen sollten. Die Kleine schien sich ja auch noch zu freuen, so aufgeregt wie sie war.
    In Alexandria hatte man ihn zum Retiarius ausgebildet. Einen Kampf hatte er und diesen auch leider gewonnen. Zur Belohnung wurde er nach Rom geschleppt, viel lieber hätte er schon dort den Tod gefunden. Nun ging das ganze wieder von vorne los.

    Trotz des gesenkten Blickes hatte Menochares Marco abtaxiert.
    Einer der üblichen starken Muskelprotzen, die zu viel Wert auf ihre Wirkung legen, war sein abschätzendes Urteil über ihn.
    Er wusste, dass die meisten hier, ihm an Kraft überlegen waren. Diese Stärke würde eines Tages seinen Tod bedeuten. Dem hatte er nur Schnelligkeit und seine katzenhafte Wendigkeit entgegen zu setzen. Im Grunde störte ihn dies aber nicht, er hatte schon lange mit seinem Leben abgeschlossen und funktionierte nur noch wie ein Automat. Er wollte nicht mehr leben, hier nicht, hier war nicht seine Heimat, nicht sein zu Hause, nicht seine Familie, nicht sein Stamm.
    Wann immer der Tod kommen würde, er würde ihn begrüßen.

    Menochares hatte sich sehr beeilt und betrat nun außer Atem das Officium.
    In der Villa Claudia hatte man ihm mitgeteilt, er möge sich beeilen und zum
    Officium des Procurators gehen, dort sei sein Herr, Herius Claudius Menecrates.
    Ein Türsklave, dem er sein Anliegen, er suche seinen Dominus, vorgetragen hatte, öffnete die Türe und wies ihn mit einer Kopfbewegung in den Raum.
    Die im Zimmer anwesenden zunächst musternd, verbeugte er sich und wartete darauf, dass man ihn ansprach.