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Beiträge von Lucius Duccius Ferox
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Sehr gut, das klang doch nach etwas – und die Rekruten würden das schon noch lernen, einfach bei jeder Gelegenheit Meldung zu machen. Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig... spätestens wenn man selbst einmal den Stock gespürt hatte deswegen, hatte man das dann drin. Die meisten jedenfalls.
Auf die Meldung selbst hin nickte Hadamar knapp, beinahe unmerklich, und fuhr dann fort, ohne sie weiter zu kommentieren – warum auch ein Lob? Immerhin war das etwas, was sie eigentlich am ersten Tag schon gelernt hatten. „Heute steht das Training mit dem Pilum auf dem Programm. Einige von euch haben das schon ein paar Mal gemacht, für andere ist das neu... wer kann mal ein paar Takte dazu erklären?“
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Das Problem war ja aber, dass es nicht nur die paar Quertreiber waren, die es immer gab... sondern dass ziemlich viele – jedenfalls war Hadamar überzeugt davon – dachten, er wäre ungeeignet. Und dass die Quertreiber dann irgendwie zu Rädelsführern wurden, die den Rest gegen ihn aufstachelten. Ein zweifelnd guckte er Corvinus an bei dessen ersten Worten, aber irgendwie war schon was dran. Hadamar hatte ja selbst die ein oder andere Prügelstrafe erlebt, und noch ein paar mehr hatte er gesehen. Natürlich griffen die Vorgesetzten auch hart durch, und er hatte das auch immer als gegeben hingenommen – so war’s halt, fertig. Nur: sich selbst in der Rolle desjenigen, der durchgreifen musste... so hatte er sich halt noch nie gesehen. Und obwohl er sich mittlerweile Gedanken darüber gemacht hatte, hatte er sich damit doch noch nicht wirklich beschäftigt, seit er Optio geworden war. Er schlug zu, wenn sie trainierten, und auch mal so, wenn ein Streit eskalierte, aber das eine war im Training, und im Idealfall sollte der andere sowieso parieren, und das andere war im Affekt. Er hatte noch nie bewusst zugeschlagen, um einen anderen dadurch dazu zu bringen zu tun, was er wollte. Hadamar unterdrückte ein Seufzen. „Ich wär ja schon froh, wenn ich mich nur mit den paar Schlimmen rumschlagen müsst... die andern hab ich ja auch noch net in der Tasche, das ist das Problem.“
Bei Corvinus’ nächstem Kommentar dann sah er verblüfft auf. Bitte was? Der schlauste, den er kannte? DAS war ein Kompliment, mit dem Hadamar nun überhaupt nicht gerechnet hatte – aber als er es erst mal verdaut hatte, ging es runter wie Öl, und er begann schief zu grinsen. „Naja... im Gegensatz zu mir wussten die net, was auf sie zukommt. Und ich hab sie gestern abfüllen lassen, während ich mich aufs Ohr gehauen hab. Anders hätt ich das net hingekriegt, dass sie fertiger sind als ich...“ Er warf einen flüchtigen Blick auf den Boden, wo der Regen die Überreste seines Mageninhalts schon größtenteils weggewaschen hatte, und korrigierte sich: „Oder zumindest genauso fertig.“ Er sah wieder auf, und jetzt musste er tatsächlich lachen. „Nee, du, ich bin net scharf drauf mich so fertig zu machen dass ich hernach nimmer aufstehen kann. Ich will ja im Gegenteil besser sein als der Rest. Deswegen will ich ja mehr trainieren, und mit wem könnt ich das besser als mit dir.“ Corvinus hatte ihm ja von Anfang an schon unter die Arme gegriffen, hatte ihm Tricks und Kniffe gezeigt und mit ihm extra trainiert, wenn es nötig war. Und in der Regel machte Corvinus ja eh immer Zusatztraining, was nichts anderes hieß als: Hadamar musste einfach nur mitmachen, wenn der Kumpel ihn ließ. Was er ja tat. „Und ich hab das Gefühl das Training kommt eh nen bisschen zu kurz, als Optio.“
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Zitat
Original von Gaius Artorius Regulus
Die letzte Nacht hatte Regulus nicht allzu gut geschlafen, trotz seiner Erschöpfung. Er hatte etwas Muskelkater, denn immerhin war er am letzten Tag geschwommen und musste anschließend auch noch ein schweres Training am Gladius absolvieren. Ziemlich viel für einen einzigen Tag, wie er persönlich fand. Wenn es nach ihm ginge, hätten alle Tiros erst einmal einen ganzen Tag lang durchschlafen dürfen, aber naja, er war halt nur ein einfacher Rekrut, der nichts zu sagen hatte...Am nächsten Tag mussten jedenfalls wieder alle gemeinsam auf dem Campus antreten. Die meisten wussten noch nicht wirklich, was sie erwartete. Würden sie von hier aus wieder irgendwo hin marschieren? Womöglich wieder mit dem Gladius trainieren? Der Artorier hoffte jedenfalls, dass sie es ruhig angehen lassen würden. Plötzlich hörte er auch einen lauten Aufruf zum Antreten und sämtliche Rekruten brachten sich in Reih und Glied. Dem Artorier fiel es gleich komisch auf, dass heute nicht der Optio Corvinus sie begrüßte, sondern ein ganz anderer Ausbilder, den Regulus bisher noch nie gesehen hatte. Seine rotbraunen Haare fand er allerdings sehr lustig anzusehen, weshalb er auch still in sich hinein lächelte. Der Artorier war gespannt, in wie weit er sich von Corvinus unterscheiden würde und wartete gemeinsam mit den anderen Tiros auf das, was kommen würde.
Nach und nach traten die Tirones an, und Hadamar stellte fest, dass die teilweise arg übernächtigt aussahen... allein daran konnte man häufig schon erkennen, welche noch recht neu und den Drill einfach nicht gewohnt waren. Am Anfang wäre er vor Erschöpfung die ersten Tage und Wochen regelmäßig fast aus den Latschen gekippt.
Er wartete also, bis alle Aufstellung bezogen hatten... und wartete noch ein bisschen... und als nichts kam, zog er die Augenbrauen hoch. „Wie lang seid ihr schon im Dienst der Legio? Hat euch noch keiner beigebracht Meldung zu machen?“ brüllte er nach einem weiteren Moment, den er einfach in Schweigen hatte vergehen lassen. Mit den Neulingen kam er mittlerweile immerhin gut klar... aber mit denen war es auch nicht so schwer. „Du da“, er deutete auf einen Tiro*, „Meldung, na los! Und ich will ne ordentliche hören!“
Sim-Off: *Ihr könnt euch gern aussuchen, wer gemeint ist – oder ob einer von euch einen NPC spielen möchte an der Stelle.
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Als der Centurio blieb, wurde Hadamar doch ein wenig nervös und hoffte, dass die Milites alles richtig gemacht hatten. Und er, weil er sie ja immerhin beaufsichtigen und prüfen sollte, dass alles rund lief. Spannhebel. Haspelwelle. Schien alles richtig zu sein. Hadamar wartete die Erklärungen des Centurios ab, lauschte selbst aufmerksam, sowohl auf den Inhalt als auch darauf, wie er das Ganze weiter gab... und übernahm es dann, die Kommandos zu geben. „Ansas claudite!“ Auf den Befehl hin schlossen die Soldaten die Sperrhaken wieder, die daran standen, und wie vom Centurio beschrieben begannen sie auf das Kommando „Intendite!“ hin begannen sie, die Haspelwelle zurückzudrehen, weiter, immer weiter. Hadamar legte selbst Hand an und drehte mit, schon allein um selbst auch praktische Erfahrung damit zu sammeln – bis es irgendwann nicht mehr ging. Hadamar warf einen kurzen Seitenblick zum Centurio, für einen Moment unschlüssig, ob er wieder übernehmen sollte, oder ob der Artorius selbst weiter machen wollte... aber zu lange warten wollte er auch nicht, nicht dass eine peinliche Stille entstand, weil der Centurio darauf wartete, dass er wieder etwas sagte. Im Bruchteil eines Moments entschied er sich dazu, es darauf ankommen zu lassen und selbst weiter zu machen. Er deutete auf die mittlerweile straff gespannten Sehnen. „Je nachdem wie stark die Sehnen hier gespannt sind, kann die Flugbahn vom Geschoss beeinflusst werden“, erläuterte er den Milites das, was er sich selbst erst in den letzten Tagen angelernt hatte – auch wenn er so tat, als würde er tagtäglich nichts anderes tun. „Soldaten, die erfahren sind im Umgang mit dem Scorpio, können das nutzen, um ihn noch gezielter einzusetzen. Im Moment üben wir aber die grundsätzliche Handhabung, das heißt, wir lassen es bei der vollen Spannung.“ Hadamar winkte den Milites zu, die vorhin losgelaufen waren um die passende Munition zu holen. „Missile impone!“ gab er das Kommando, den Scorpio mit einem Pfeil zu laden, und ein Soldat sprang herbei und legte das Geschoss in die dafür vorgesehene Bahn.
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Nachdem Hadamar in den letzten Tagen gemeinsam mit den anderen Optiones sowie einigen speziell ausgesuchten Contubernia der I. Cohorte auf alles gedrillt worden war, was auch nur im Entferntesten mit Geschützen zu tun hatte, bis sie Arten, Funktionsweisen, Aufbau, Abbau, Einsatz, Transport und Bestandteile bis in die kleinsten Details im Schlaf rauf- und runterbeten konnten, war es nun an ihnen, oder besser: heute an ihm, einen Teil der Ausbildung zu übernehmen, die von den ersten beiden Cohorten zusammengelegt worden war. Pilum-Training war heute dran, was Hadamar nun nicht gerade wirklich freute... das Pilum war nicht unbedingt seine stärkste Seite. Aber naja, ging.
„Morgen, Jungs!“ brüllte er, als er auf den Übungsplatz kam und die Tirones rumwuseln sah. „Antreten!“
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Eins überbraten. Ja, klar. Hadamar schnaubte erneut. „Das... das... ist doch net alles sein, einfach nur mitm Stab eins drauf geben. Da braucht’s mehr, damit die einen respektieren, und das... hab ich irgendwie net.“ Frustriert nahm er noch einen Schluck Posca und wünschte sich, es wäre Met. „Hassen tun sie mich auch so, das ist nicht das Problem“, brummte er – und übertrieb dabei maßlos, aber das war nebensächlich, fand er. Die Richtung stimmte. „Das ist... ich kann das net so wirklich erklären. Mit den Tirones hab ich kein Problem, da fühl ich mich sicher. Ich mein, klar, ich weiß mehr, ich bin besser, da kann ich einem auch mal eine draufgeben, wenn der mir dumm kommt. Aber der Rest...“ Der Rest bestand aus gestandenen Legionären, die meisten davon mit längerer Dienstzeit als er, fast alle älter als er, und ein Gutteil größer und stärker. Wenn er vor den Haufen trat als Optio, fühlte er sich einfach unsicher. Er verwandelte sich nicht in ein wimmerndes Häuflein Elend, das nicht, aber er hatte auch nicht das Selbstbewusstsein in dem Maß, in dem es nötig wäre, um sich hinstellen und behaupten zu können. Nur: so genau hatte er das selbst nicht realisiert, um das in Worte fassen zu können. Er zuckte die Achseln. „Ich muss das irgendwie auf die Reihe kriegen...“
Bei Corvinus’ Reaktion auf seine Frage musste Hadamar wie von selbst grinsen. „Außerhalb, hu?“ Ihm lag noch viel mehr auf der Zunge – aber er riss sich zusammen, als er sich in Erinnerung rief, dass der Kumpel scheinbar immer noch beleidigt war wegen seiner Reaktion in der Taberna. „Musst gleich mal erzählen, wie’s läuft... aber was ich fragen wollte: ehm. Kann ich... also, wenn du da bist, kann ich da in Zukunft mitmachen? Ich mein, ich... muss einfach besser werden. Gut sein, das reicht einfach net, ich muss denen zeigen dass ich die in die Tasche stecken kann...“ Das Problem war ja auch, dass es ihm so mies ging, obwohl er gestern Abend gut gegessen hatte und früh schlafen gegangen war... und nicht gesoffen hatte wie viele der anderen, dank seiner Vorbereitung. Nein, er musste da einfach zusehen, dass er wirklich besser wurde, besser als jetzt und im Idealfall besser als seine Männer. Dann würde auch das mit Respekt klappen. Hoffte er jedenfalls. „Wenn ich die das nächste Mal durch den Schlamm schleif, will ich net wieder kotzen müssen.“
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Hadamar wollte widersprechen, aber Corvinus ließ ihn gar nicht mehr zu Wort kommen, sondern schob das Thema beiseite – allerdings nicht ohne die Androhung, noch mal darauf zu sprechen zu kommen, was Hadamar leicht verwirrt die Stirn runzeln ließ... aber er schwieg und beschloss, einfach abzuwarten, was Corvinus noch dazu sagen würde. Wobei ihm das fast lieber wäre als das Thema, das Corvinus stattdessen anschnitt... „Uhm“, machte er erst mal nur und guckte auf seine Hände hinunter. „Ich, uh... ich hab versucht mir Respekt zu verschaffen.“ Hadamar versuchte zu lachen, aber es klang mehr nach einem Schnauben. Er fuhr sich durch die mittlerweile feuchten Haare. „Die...“ Er machte eine vage Geste mit einer Hand in die Richtung des Übungsplatzes. „Da gibt’s einfach ein paar, die... finden, dass ich da net hingehör, weißt? Nicht in die I. Und schon gar nicht als Optio. Ich glaub die würden mich nirgendwo als Optio sehen wollen.“ Er schloss die Augen und lehnte die Kopf an die Wand hinter ihm. Von der Szene gestern würde er ganz sicher nichts erzählen, das war einfach zu... zu peinlich. Aber es reichte ja wohl schon zu sagen, dass es einfach nicht rund lief bei ihm. „Gestern, da... war's besonders schlimm. Deswegen dacht ich mir, irgendwas muss ich machen, also hab ich die Gruppe von gestern genommen und sie heut durch die Gegend gejagt, einfach um sie fertig zu machen... hat auch funktioniert. Nur halt auch bei mir, leider. Das einzig Gute war, dass ich mich lang genug zusammenreißen konnte, ich glaub net dass wer von denen gemerkt hat, dass es mir genauso scheiße ging wie denen... das kam erst jetzt.“ Er grinste schief, wurde aber schnell wieder ernster, zuckte die Achseln und starrte vor sich auf den Boden. „Sag mal... machst du das immer noch, dass du jeden Morgen früher aufstehst und trainierst?“
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Gemeinsam mit den anderen Cohorten, an deren Spitze, marschierte auch die erste Cohorte der Legion, und vorne dran die erste Centurie, mit dem Primus Pilus und dem Aquilifer an der Spitze. Hadamar kam dahinter, an der Stelle des Optio, und so bezogen sie nach und nach Aufstellung auf dem Feld. Er musste das Spektakel nicht sehen, um es sich vorstellen zu können, er konnte die Männer hören, die Schritte der beschlagenen Sohlen, das Klappern der Rüstungen, das Knarzen der Lederteile, alles tausendfach hinter ihm, und in seinem Nacken kribbelte es leicht, vor Aufregung, vor Freude, vor Stolz. War ein bisschen viel auf einmal, vor allem weil die Aufregung doch den größten Teil in Anspruch nahm, aber zum Glück verhinderte wohl der Helm, dass jemand sehen konnte, dass er vielleicht etwas blass war. Sie zogen in einen Krieg. Großes Abenteuer. Riesengroßes Abenteuer. Und gefährlich sowieso. Würde er in den Reihen der Legionäre stehen, würde die Vorfreude darauf wohl überwiegen und das alles mit einer positiven Spannung überlagern – aber er stand nicht in den Reihen der Legionäre. Er stand vorne dran, vor seiner Centurie, und er war sich immer noch nicht sicher, ob er da wirklich richtig stand. Er hatte geackert ohne Ende in den letzten Wochen, um sich und anderen zu beweisen, dass es stimmte, er hatte mit niemandem über seine Zweifel gesprochen, auch nicht mehr mit seinem Centurio, sondern nach sich außen hin überzeugt gegeben und verbissen geschuftet, nicht nur die ganze Arbeit, die als Optio so anfiel, sondern eben auch an sich, daran, besser zu werden, und sicherer. Sich sicher zu fühlen, in dem was man tat und wie, das war vielleicht das Geheimnis. Naja. Bis er sich wirklich sicher fühlte... musste es eben reichen so zu tun als ob. Was bis zu einem gewissen Grad auch klappte – er hatte immer noch nicht das Gefühl, völlig akzeptiert zu sein, aber seit dem Gewaltmarsch, den er mit einem Teil der Männer gemacht hatte, und seiner Entschlossenheit seither, sich einfach nichts mehr gefallen zu lassen, war es zumindest schon mal besser geworden.
Und dann war etwas passiert, was es irgendwie wieder etwas schwieriger gemacht hatte. Es hatte sich herum gesprochen, dass der neue senatorische Tribun, und damit – da der Provinzlegat dafür keine Zeit hatte – faktisch der Kommandant der Legio VIII sein Vetter war. Und Hadamar hatte schon zu hören bekommen, von einem Optio einer anderen Centurie, dass er sich darauf bloß nichts einbilden sollte... irgendwie wiederholte sich das immer wieder in seinem Leben, hatte er das Gefühl. Da war er damals zur Legio gegangen, weil er unabhängig von seiner Familie und den damit verknüpften Erwartungen sein wollte... und jetzt war da schon wieder ein Duccius, der mehr geleistet, mehr erreicht hatte als er. An dem er sich messen lassen und von dem er sich gleichzeitig abgrenzen musste. Messen lassen, weil die Leute natürlich Erwartungen hatten, wenn sie das hörten. Abgrenzen, weil er sich ja bloß nichts darauf einbilden sollte... und weil er das gar nicht wollte, ganz im Gegenteil. Das war schon immer so gewesen. Und jetzt hatte ihn das bei der Legio auch wieder eingeholt. Es war zum Kotzen.
So oder so: Hadamar war aufgeregt, als sie nun Aufstellung bezogen und darauf warteten, dass es los ging. Und warteten. Und noch ein bisschen warten. Bis irgendwann ein Mann nach vorne trat, um zu opfern und den Willen der Götter zu erfahren – und es dauerte einen Moment, bis Hadamar in der für ihn ziemlich seltsam aussehenden Tracht den Aurelius erkannte, der am Tag des Frühjahrsfests Gast seiner Familie gewesen war, und irgendwie befreundet mit seinem Vetter, und irgendwie... irgendwie. Irgendwie wurde ihm das gerade zu viel, und er war einfach froh, dass von ihm im Moment nicht mehr erwartet wurde als erst mal einfach stramm dazustehen und zu warten, bis der Befehl zum Aufbruch kam.
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Hadamar bekam nur am Rand mit, dass Corvinus wieder verschwand, weil er gerade gegen den Würgreiz verlor und sich erneut nach vorne krümmte. Das einzige, was jetzt noch raus kam, war bittere Galle, aber das änderte nichts daran, dass es ihn noch einige weitere Momente schüttelte, bevor er sich wieder aufrichten konnte. Und wieder gegen die Wand lehnte, sein Gesicht in den angenehm kühlen Regen hielt, bis Corvinus wieder da war und ihm irgendwas reichte. Hadamar blinzelte und nahm den Schlauch entgegen, nahm einen großen Schluck und spülte sich damit erst mal den Mund, spuckte das Zeug aus und trank dann.
„Danke“, murmelte er anschließend, während er das Trockenfutter entgegennahm. Und sah dann leicht verwirrt auf. Der Vorschlag in eine der Hütten zu gehen überhörte er dabei völlig. „Sauer? Wegen...“ Seine Augen weiteten sich, als er begriff. „Oh komm, das hast doch net ernst genommen, oder?“ In der Taberna war Hadamar ziemlich verwirrt und etwas betreten gewesen, als Corvinus einfach so abgerauscht war, aber er hatte sich nichts großartig weiter dabei gedacht... hatte geglaubt, dass der sich schon wieder einkriegen würde, zumal er glaubte, dass Corvinus da auch was in den falschen Hals gekriegt hatte, und nicht, dass er ihm das so lang nachtragen würde. Außerdem hatte da noch ne Menge Essen auf dem Tisch gestanden, um das es richtig schade gewesen wäre... weswegen Hadamar sich dem gewidmet hatte. „Hör mal, das... Ich hab das nicht so gemeint, also, ich hab dich nicht ausgelacht. Das war nur... das mit dem Buch... ich kann mir einfach net vorstellen, dass man aus nem Buch irgendwas über Sex lernen kann. Nicht richtig. Ich mein, den Kampf mitm Gladius oder so, das kannste auch nicht aus nem Buch lernen. Da musste einfach mitm Schwert in der Hand anfangen, egal wie, und, äh. Übenübenüben.“ Hadamar grinste flüchtig, wenn auch immer noch schwach und berührte Corvinus leicht mit der Faust am Oberarm. „Tut mir leid, das. Ich wollt mich net lustig machen.“ Doch, ein kleines bisschen schon, aber es war ganz und gar nicht klug, das jetzt laut zu sagen. Oder überhaupt irgendwann. Und es tat ihm ja wirklich leid – er hatte eine lockere Zunge und er machte gern Späße, aber er wollte damit niemanden verletzen... der Spaß hörte für ihn in der Regel dann auf, wenn der andere nicht mehr mitlachen konnte. Er erkannte nur nicht immer, wann er diese Grenze erreicht hatte und besser die Schnauze halten sollte. -
Ohne Leistung. Ohne Zutun. Einfach so. Weil man... respekteinflößend war. Eine stärkere Ausstrahlung hatte. Kein Wunder dass der Centurio das zuerst gar nicht erwähnt hatte. Er hatte das ganz offenbar nicht, oder zumindest nicht so, wie er es für die Aufgabe als Optio hätte haben müssen. Also blieb ihm gar nichts anderes übrig, als irgendwie an sich und dem Problem zu arbeiten – denn aufgeben kam nicht in Frage für ihn. Aber ganz und gar nicht. Die Blöße würde er sich nicht geben, da war er fest entschlossen.
Was der Centurio allerdings noch anfügte, war dann doch noch etwas hilfreich... irgendwie. Hadamar war sich zwar nicht sicher, inwiefern man das wirklich lernen konnte, aber... naja. Energisch laufen. Haupt erhoben halten. Eindringlich blicken. So was sollte doch wenigstens bis zu einem gewissen Grad auch trainierbar sein, oder nicht? Und sich vor Leuten hinstellen und denen nen Ast erzählen konnte er ja, da hatte er wenig Berührungsängste. Also musste es doch möglich sein für ihn, sich auch das irgendwie anzueignen, was er brauchte, damit sie ihn auch respektierten. Oder wenigstens nicht von vornherein der Meinung zu sein schienen, dass er fehl am Platz war. Allerdings, und irgendwie war ihm das auch klar, wenn auch nicht ganz so bewusst, musste er dafür auch selbst überzeugt davon sein, dass er nicht fehl am Platz war... und so ganz war er das noch nicht. Nur von einem war er felsenfest entschlossen: dass er nicht aufgeben wollte.Hadamar nickte langsam. „Uhm. Danke, Centurio.“ Er zögerte noch einen Moment und fügte dann an: „Hast du noch etwas zu besprechen?“
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Hadamar war vor lauter Erschöpfung so schlecht – und schwindelig obendrein –, dass er überhaupt nicht bemerkte, wie sich jemand näherte. Als er eine Hand auf seiner Schulter spürte, zuckte er zusammen und hätte am liebsten lauthals geflucht. Oh, und sich aufgerichtet und irgendwie so getan, als wenn überhaupt nichts wäre. Allerdings spielte da sein rebellierender Magen nicht ganz mit. Überhaupt nicht, um genau zu sein. Weswegen er noch ein wenig brauchte, bevor er in der Lage war sich wenigstens aufzurichten, so dass er nun halbwegs aufrecht im Schlamm kniete und in den Regen hinauf blinzelte. Und Corvinus erkannte. Corvinus. Na immerhin. Von allen, die ihn hier so hätten sehen, erwischen können, war Corvinus immer noch der, bei dem es ihm am wenigsten störte. Auch wenn ihm freilich deutlich lieber gewesen wäre, wenn ihn niemand so gesehen hätte. Götter, war das peinlich... Mühsam rappelte er sich ganz auf und lehnte sich gegen die Rückwand des Schuppen hinter ihm, während er zur Seite hin ausspuckte, um den ätzenden Geschmack in seinem Mund los zu werden. „Hel...“ stöhnte er. Ein Zittern packte seinen Körper für einen Moment, so sehr, dass es ihn schüttelte, und er musste einen erneuten Würgreiz unterdrücken. „Geht. Ich bin... einfach nur fertig.“ Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. „Ich hab's heut nen bisschen übertrieben, schätz ich.“
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Na so ganz schien der Kerl sich nicht darüber zu freuen, dass Hadamar sich zu ihm gesetzt hatte. Dem Blick nach zu schließen jedenfalls, den er ihm zuwarf. Oder hatten sie vielleicht schon mal gegeneinander gespielt und er hatte ihn abgezockt? Allerdings: Hadamar konnte sich da nicht dran erinnern. Möglich dass ihm das Gesicht bekannt war... aber genauso möglich auch nicht. Hatte der vielleicht was gegen Soldaten?
Nach einem kurzen – sehr kurzen – Moment des Überlegens beschloss Hadamar allerdings, dass ihm egal war, welche Laus dem nun über die Leber gelaufen war. Er wollte spielen, sonst wäre er nicht hier, und er legte auch seinen ersten Stein, also: das Spiel hatte begonnen. Hadamar griff sich den zweiten und schnippte ihn leicht in die Luft, bevor er ihn aufs Spielfeld legte. „Geht klar“, machte er und grinste erneut. „Wobei... würdest du nicht gern mehr gewinnen wollen?“ -
Los ging es also, im Laufschritt, hinein in Felder, Wälder und Wiesen, bei einem ziemlich durchwachsenen Wetter. Und Hadamar tat, was er konnte. Er brüllte. Er trieb die Milites an, immer weiter. Er gönnte ihnen kaum eine Pause. Er jagte sie durch einen Gewaltmarsch, der sich gewaschen hatte, der jedem von ihnen alles abverlangte. Sie gerieten in Regenschauer, die sie bis auf die Haut durchnässten, kämpften sich durch schlammige Seitenwege und kratziges Unterholz und nasse Wiesen, und wann immer einer schlappmachen wollte, war Hadamar zur Stelle und brüllte den Betreffenden wieder vorwärts – zur Not auch mit Gebrauch der Rute. Hadamar hatte sich das massivst eingebläut. Hatte sich immer wieder und wieder eingeprägt, dass er keine Schwäche durchgehen ließ, nicht einmal den Ansatz davon. Wesentlicher Bestandteil war, dass er dabei keine Schwäche zeigte. Weder mental noch körperlich – würde wohl kaum gut wirken, wenn er die anderen vorwärts trieb und selbst irgendwann zusammenbrach.
Weiter ging es also. Weiter. Weiter. Hadamar spürte unerbittlich Erschöpfung in sich aufziehen, aber seine Vorbereitungen und eiserner Wille halfen ihm, nicht nur durchzuhalten, sondern die Männer weiter vorwärts zu brüllen. Und er konnte sehen, dass es ihnen noch schlimmer erging. Worüber er sich... nun ja, nicht wirklich freute. Dafür wusste er zu genau, dass er den meisten dieser Soldaten nichts hätte vormachen können bei einem Gewaltmarsch wie diesem, wenn sie in ihrer besten Form gewesen wären. Aber sie waren es nicht, weil er dafür gesorgt hatte, und das hieß nichts anderes, als dass sein Plan zumindest für den Moment aufging... und das wiederum machte ihm Hoffnung. Wenigstens ein bisschen. Immerhin schien es zu gelingen, dass er ihnen zum ersten Mal zeigte, dass er sich nicht alles gefallen ließ von ihnen. Und dass sie zumindest heute erschöpfter waren, sich mehr quälen mussten als er, half freilich auch dabei. Das Beste daran war wohl, dass Hadamar daraus, dass sein Plan so weit funktioniert hatte, neue Energie schöpfte, ein bisschen wenigstens, genug, um weiter durchzuhalten, und seine Männer weiter durch die Gegend zu hetzen.In strömendem Regen kamen sie schließlich spätabends zurück, deutlich nach der Zeit, zu der normalerweise Schluss gemacht wurde, und sie schleppten sich mehr ins Lager als dass sie gingen – das hieß, die meisten der Milites. Hadamar hielt sich immer noch mit eisernem Willen aufrecht, fest entschlossen, kein Zeichen der Schwäche zu geben. Und ließ die Soldaten erst noch mal auf dem Übungsplatz antreten. Wäre er nicht selbst auch so fertig gewesen mittlerweile, hätte er wohl so etwas wie Zufriedenheit gespürt darüber, dass diesmal keiner etwas sagte, keiner widersprach... keiner einfach ging. Er wartete bis alle angetreten waren und Stellung bezogen hatten, bevor er ein letztes Mal seine Kräfte sammelte – bei den Göttern, morgen würde er wohl heiser sein. „Morgen früh will ich euch in blankpolierter Rüstung hier sehen! Abtreten!“ Er blieb stehen, während die Soldaten an ihm vorbei gingen und sich zu ihren Unterkünften schleppten, blieb gerade, obwohl er sich am liebsten auch einfach nur verzogen hätte, wich keinem der Blicke aus, die ihn streiften – die einiges zeigten. Hauptsächlich Erschöpfung. Die übliche Abneigung, die Milites so gegen Vorgesetzte hegten, die sie gerade den ganzen Tag gequält hatten. Aber in keinem konnte er heute die Verachtung lesen, die zu sagen schien: du hast hier nichts zu suchen, und ein paar schienen fast sogar so etwas wie widerwilligen Respekt zu zeigen. Oder wenigstens einen ersten Ansatz dazu.
Die Soldaten verzogen sich nach und nach, und erst, als der letzte verschwunden war, rührte sich auch Hadamar und ging. Oder besser: er wollte gehen. Sonderlich weit kam er aber nicht. Er schaffte es gerade in den schmalen Durchgang zwischen den Hütten, die am Rand des Platzes aufgebaut waren zum Verstauen für die diversen Übungsmaterialien, bevor er schwer nach vorne fiel, auf die Knie, sich mit den Händen im aufgeweichten Boden abstützte und sich fürchterlich übergeben musste. -
Obwohl Corvinus ihn nun nach vorne zog, konnte Hadamar das Grinsen immer noch nicht unterdrücken. Erst recht nicht als er von der Sklavin erzählte. Oder Lupa. Oder was auch immer. Und als er dann sagte er hätte was in einem Buch gelesen war es endgültig um seine Beherrschung geschehen. Er konnte nicht anders, er musste lachen. „In einem Buch? Du hast da was in einem Buch drüber gelesen? Du kannst da doch nix in nem Buch lesen, das... das ist...“ Hadamar japste und ließ sich zurückfallen, während er sich ein paar Lachtränen aus den Augen wischte. Aber allein die Vorstellung, über Sex was in einem Buch zu lesen, war so absurd für ihn, dass er schon wieder lachen musste. „Nä, hor ma, Alter, lass die Bücher weg dafür. Und die Lupa kann keine gute gewesen sein, wenn's so schnell schon vorbei war.“ Er musste immer noch Lachanfälle unterdrücken. „Ja, beim Cherusker weißte was der machen wird. Dir den Kopf abschlagen... Nee, ehrlich, gerade das machts doch noch schöner. Prickelnder. Dass du eben nicht weißt, wie genau sie reagiert. Du machst das schon!“
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Zitat
Original von Herius Claudius Menecrates
[...]"Respekt kannst du auf zwei Arten gewinnen. Ähm, gut, es gibt eigentlich drei, aber die Variante drei scheidet wohl in deinem Fall aus, weil du sonst nicht diese Frage gestellt hättest. Möglichkeit eins, die du hast: Mach dich zum Vorbild, weiß immer mehr als der Untergebene, kämpfe besser, werfe weiter, treffe genauer, arbeite härter und sei dabei immer gerecht, konsequent und aufrichtig. Kurz: Mach dich zum Idol deiner Männer."
Diese Variante würde nicht schnell umsetzbar sein. Der Respekt würde auf diese Weise im wahrsten Sinne des Wortes erarbeitet werden müssen.
"Es gibt noch eine schnelle Methode. Möglichkeit zwei beinhaltete die Benutzung deines Optiostabes. Wie das geht, muss ich dir sicher nicht sagen." Massa hob die Augenbrauen. Er konnte sich vorstellen, für welche Variante sich Duccius entschied.
Kaum hatte die Frage Hadamars Lippen verlassen, bereute er schon, dass er sie gestellt hatte. Es zeugte von Schwäche. Es zeugte davon, dass er Probleme hatte. Und das war nun nichts, von dem er wirklich wollte, dass sein Centurio das wusste. Er hätte besser Corvinus fragen sollen, aber doch nicht den Artorius, seinen Centurio seit er hier angefangen hatte, den Primus Pilus... Götter, was hatte er sich nur dabei gedacht?
Aber jetzt war es zu spät, die Worte waren heraus, und Hadamar stand da, mit Ohren, die mal wieder zu versuchen schienen sich in seinen Haaren zu verstecken, weil sie rot wurden, und wartete auf die Antwort. Aber immerhin: der Centurio lachte wenigstens nicht. Oder startete eine noch schlimmere Standpauke. Sondern antwortete schließlich ziemlich ernsthaft. Allerdings... was er sagte, darüber hatte Hadamar ja auch schon nachgedacht, das war nichts neues. Er hatte irgendwie... gehofft, dass es da vielleicht doch einen Trick gäbe. Irgendwas einfaches. Einfacher zumindest als das, was der Centurio da sagte. Zum Vorbild werden. Wie konnte er denn dazu werden, wenn sie – oder ein großer Teil von ihnen – nur darüber lästerten, dass er nichts bei ihnen, bei der ersten Centurie der ganzen Legion, zu suchen hatte? Nicht als Optio? Nicht einmal als Miles? Wie sollte er da zu einem Idol der Männer werden? Aber die Alternative war nicht besser: Vitis nutzen. Ja klar. Natürlich könnte er das, aber was brachte das schon, wenn die Milites keinen Respekt vor ihm hatten. Das war doch... unglaublich lächerlich dann, wenn sie nur Respekt vor dem Stab hatten, da würde er sich genauso wenig auf Dauer halten können. Nein, Schläge brachten nur was, wenn der der sie ausführte Respekt genoss, und das wegen mehr als dem Umstand, dass er das Recht hatte zu züchtigen. Ganz davon abgesehen, dass Hadamar sich selbst einfach lächerlich dabei vorgekommen wäre, weil es für diverse Milites ein Leichtes wäre, ihm die Rute einfach zu entreißen.„Mhm“, machte Hadamar und rieb sich den Nacken. „Nur interessehalber... uhm. Was wär die dritte Variante?“
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Zitat
Original von Tiberius Quintilius Tacitus
"Na super! Jetzt darf ich Wachstafel glatt machen, wie ein richtiger Legionär", dachte sich Tiberius und machte sich widerwillig an die Arbeit. Er nahm die Tafeln entgegen, setzte sich auf einen Stuhl an der Wand und fing an die Tabulae mit dem Schaber, den ihm der Scriba gegeben hatte, zu glätten. Die Schrift war ziemlich leserlich und obwohl er des Lesens mächtig war, ließ er es sein, sie näher zu betrachten. Immerhin waren es Texte die ihn nichts angingen. Nachdem er die Tafeln glatt geschabt hatte, stand er auf und ging zum Schreibtisch. Er legte die Tafeln hin und sagte: "So, fertig!"„Wunderbar“, grinste Verus den neuen Tiro an. „Jetzt kannst du... Ach, weißt was? Geh am besten zu deinem Contubernium und räum dich da ein. Falls der Optio heut nicht mehr zu dir kommt: bis der Feldzug beginnt gelten neue Regeln für die Ausbildung der Tirones. Du wirst nicht nur mit den übrigen Tirones dieser Centurie ausgebildet werden, sondern mit allen von den ersten beiden Cohortes. Spart Zeit der Ausbilder, so können ein paar von denen sich auch um was anderes kümmern. Morgen früh wird dich da noch wer holen, danach musst den Weg selbst finden.“
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Sim-Off: *Abgeguckt bei der Classis Misenenis
Da während der Mobilmachung auch die Optiones wieder zusätzliche Ausbildungen erhielten – unter anderem was Geschütze oder Türme betraf –, sowie jede Kraft gebraucht wurde für die Planung, Vorbereitung und Organisation des Feldzugs, wurde beschlossen, die Ausbildung der Tirones in größere Gruppen zusammenzulegen. Auf diesem Campus findet die Ausbildung der Tirones sämtlicher Centurien der Cohors I und II statt.
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Hadamar zog die Augenbrauen hoch, als Corvinus so reagierte. „Du...“ Er schwankte. Er schwankte tatsächlich, das musste fairerweise gesagt werden. Schwankte sich zurückzuhalten, nichts zu sagen, das Thema einfach auf sich beruhen zu lassen.
Andererseits: wie sollte er Corvinus denn helfen, wenn er nicht ehrlich war und... nun ja... gewisse Dinge schonungslos ansprach? Nicht dass Hadamar diesen Gedanken auch nur ansatzweise ernst meinte. Im Gegenteil, auf seinem Gesicht begann sich nun ein breites Grinsen auszubreiten, das er nur mit Mühe wenigstens halbwegs im Zaum halten konnte. „Is net dein Ernst, oder? Noch nie?“Anschließend wusste Hadamar allerdings nicht mehr so recht, ob er nun grinsen sollte oder wirklich lachen oder nicht doch eher... naja nicht weinen, aber... sprach der Kerl da tatsächlich von Liebe? In jedem Fall schien das definitiv mehr als bloße Schwärmerei für ein heißes Mädel zu sein. Und auch mehr als das, was er mit Runa gehabt hatte – was auch immer das war gewesen war, Liebe war es ganz sicher nicht gewesen. Eher schon... Freunde mit gewissen Vorzügen. Sie hatten sich halt gut verstanden und waren im Bett, oder vielmehr: im Heu, im Gras, wo auch immer sie ein bisschen Zeit für sich allein hatten abzweigen können. Wobei, eigentlich war es umgekehrt gewesen – zuerst hatten sie miteinander geschlafen. Zwar hatten sie sich schon vorher gekannt und gegrüßt und so, und sich freilich gegenseitig anziehend gefunden, aber wirklich festgestellt, dass sie sich auch gut verstanden, hatten sie erst danach. Aber das, wovon Corvinus da jetzt sprach... und wie er davon sprach. Hadamar kannte das nicht. Hatte keine Ahnung davon. Und so wie der Kumpel gerade klang, wollte er das auch gar nicht kennen. Er kratzte sich am Kopf. „Naja du... also... Alwina kann doch kaum furchteinflößender sein als der Fürst der Cherusker“, scherzte er und versuchte dann, etwas ernster zu werden. „Du machst das schon. Überfall sie net gleich mit allem, sondern versuch's stückchenweise. Und wenn du das Gefühl hast sie reagiert komisch, dann warte lieber nen bisschen mit dem nächsten Stück. Oh und frag sie öfter, was sie dazu denkt oder davon hält, Frauen mögen das.“
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Hadamar ballte eine Hand zur Faust und boxte spielerisch gegen eine der Hände, die Corvinus gerade hochhielt. „Aber du hast schon mal ne Frau flach gelegt, oder?“ fragte er, in eher beiläufigem Tonfall – nur für den Fall, dass die Antwort auf die Frage nein lautete, denn dann war's wohl besser, wenn das einfach... nun ja. Nebensächlich klang halt. Und er meinte zwar sich zu erinnern, dass Corvinus schon mal was in der Richtung hatte fallen lassen, aber so ganz sicher war er sich da gerade nicht mehr, so unsicher wie der Kamerad schien.
„Na komm... stell dir einfach vor du polierst deine Rüstung. Oder halt, noch besser, den Aquila! Wenn du dich mit DER Hingabe, die du da zeigst, einer Frau widmest, dann schmilzt sie wie Butter in der Sonne, wirst sehen. Und der Rest...“ Hadamar setzte kurz den Krug an seine Lippen und trank einen großen Schluck. „... kommt schon. Die macht dir schon klar was sie mag und was net.“ Er musste lachen, als er gleich darauf Corvinus' Gesichtsausdruck sah. „Ja, sie fragen. Warum denn net? Du hast sie doch offenbar schon in der Tasche, Mensch. Schwierig ist es mit den Frauen, die du erst noch rumkriegen musst, aber wenn ihr schon am Küssen wart und sie dich wieder sehen wollte und all das, dann ist der Teil doch schon klar.“ Aber offensichtlich schien das Ganze irgendwie doch komplizierter zu sein als er gedacht hätte. Hadamar kratzte sich über ein paar Bartstoppeln am Kinn. „In Ordnung. Andere Taktik: du sagst ihr, dass du sie magst. Dass sie dir viel bedeutet. Fragst sie vielleicht, ob's ihr genauso geht. Und wenn sich's dann anbietet, frag sie, ob sie auf dich warten würde, bis du aus dem Krieg zurück bist. Dann hast angedeutet was du willst, es aber nicht direkt ausgesprochen. Und wenn du denkst dass sogar das sie verschrecken würde, dann kannst das jetzt einfach noch net rausfinden. Dann wirst wohl oder übel warten müssen... aber wär doch schad wenn du dann irgendwann feststellst, dass du zu lange gewartet hast.“ Jetzt grinste er wieder. „Die meisten Weiber stehen eher auf Draufgänger. Und sie heiraten gern. Und gerade ne Frau wie sie sollt sich da eigentlich freuen. Ich mein: du bist Römer, noch dazu Optio, das heißt net nur regelmäßiges Einkommen, sondern auch Aussicht auf weitere Beförderung, damit mehr Kohle, die Aussicht irgendwann mal richtig heiraten zu können. Und sie mag dich offenbar. Gibt’s bessere Voraussetzungen für sie?“