Beiträge von Lucius Duccius Ferox

    Hadamar blieb wachsam, genau wie die Soldaten auch. Er bemerkte aus den Augenwinkeln den Blick, den der Fremde ihm zuwarf, aber er reagierte nicht darauf, sondern blieb unvermindert in der üblichen Haltung stehen. Auch dann noch, als deutlich wurde, dass der Legat den Mann kannte... dass es offenbar tatsächlich der Enkel war. Die Wachsamkeit wurde etwas geringer, war nicht mehr ganz so hoch, so angespannt, aber es änderte nichts daran, dass Hadamar weiterhin im Stillgestanden verharrte. Auch dann, als der junge Claudier eine Andeutung darüber machte, dass er nicht ganz so begrüßt worden war, wie er es wohl erwartet hatte. In dem Moment hätte Hadamar am liebsten das Gesicht verzogen, und früher hätte er das wohl – wenn er nicht sogar das Maul aufgerissen und sich verteidigt hätte –, aber das Herauswachsen aus den Flegeljahren und ein paar Jahre in der Legion bewirkten da dann doch einiges. Und dass er seit kurzem Optio war, tat freilich das Seine dazu, dass er riss sich zusammenriss und sich nichts anmerken ließ, sondern nur damit begnügte, in Gedanken über den Kerl herzuziehen. An seiner tadellosen Haltung änderte das alles nichts – er würde sich nicht rühren, bis der Legat ihn und die Männer entlassen würde.

    Hadamar nickte ruhig, wandte sich ab und entfernte sich ein paar Schritte vom Legaten, um seinen Männern zu signalisieren, dass die zwei vorderen kommen sollten, die den vorgeblichen Enkel in ihre Mitte genommen hatten. Sie kamen wie aufgefordert, den Mann nach wie vor zwischen sich, und einer hatte ihm die Hand auf die Schulter gelegt, um ihn ein wenig nach vorne zu schieben. Beiden konnte man die erhöhte Aufmerksamkeit anmerken, und auch Hadamar blieb nicht einfach so stehen, sondern war wachsam und angespannt. Als sie wieder beim Legaten waren, positionierte er sich so, dass er mit nur einem Schritt zwischen Legat und Fremdem kommen konnte, sollte der trotz allem irgendwas Dummes versuchen. Trotzdem war er froh darüber, dass der Legat weiterhin auf seinem Pferd sitzen blieb und sich so selbst einen Vorteil bewahrte, sollte es doch irgendwie zu einem Kampf kommen. „Legat“, meldete er knapp, während er salutierte – und dann abwartete, was kommen würde.

    Absteigen und Waffen abgeben. So weit lief alles rund. Dann allerdings kam der Ärger, auf den Hadamar sich insgeheim schon halb und halb gefasst gemacht hatte... Einer der Kerle wollte sich scheinbar partout nicht von seinem Gaul trennen, und das Durchsuchen beim Wortführer wurde auch zum Problem. Mehr noch: der Kerl ließ wieder den Großkotz raushängen. Und wie. Er weigerte sich nicht nur, sich durchsuchen zu lassen – was bei jeder Castra gang und gäbe war –, er fing darüber hinaus an, seine Leute zu beleidigen. Was weder den Milites noch Hadamar selbst gefiel. Die Mienen ringsum die vier Neuankömmlinge verdüsterten sich beinahe gleichzeitig, als der Wortführer von dahergelaufenem Gesindel sprach.


    Hadamar wartete mit angestrengter Geduld, bis der Kerl fertig war und seine Rede mit einer hübschen Beleidigung an ihn direkt beendete – dann gab er zwei seiner Leute einen Wink, die den Mann daraufhin packten, rechts und links an den Oberarmen, und das fest genug – und damit wohl auch ein wenig schmerzhaft –, dass er sich nicht so einfach würde herauswinden können. „Jeder einzelne Soldat in dieser Legion wäre ermächtigt, dich zu durchsuchen, wenn du zum Legaten möchtest.“ Hadamar näherte sich dem Mann, bis er dicht vor ihm stand. Diese Soldaten hier, die du Gesindel nennst, sind Soldaten der Prima. Der ersten Centurie der ersten Cohorte. Sie sind die Elite dieser Legion. Sie setzen ihr Leben aufs Spiel, um Ärsche wie deinen zu verteidigen. Und jeder einzelne von ihnen ist mehr wert als fünf von deiner Sorte.“ Sein Tonfall war scharf, und mühsam unterdrückter Zorn klang durch. Er würde ganz sicher nicht zulassen, dass so ein dahergelaufener Lackaffe seine Leute und damit die ganze Legion beleidigte. Vorhin noch hatte er es für klüger gehalten, einfach nichts zu sagen auf die Provokation, aber das hier ging eindeutig zu weit. Mal ganz abgesehen davon, dass er mit Sicherheit nicht irgendwen ohne Durchsuchung zum Legaten bringen würde – selbst wenn sie sich nicht am Anfang eines Bürgerkriegs befinden würden. „Du wirst von diesen Männern durchsucht werden, ob es dir gefällt oder nicht, genauso wie deine Begleiter und deine Sachen. Erst dann werd ich dich zum Legaten bringen.“ Hadamar trat einen Schritt zurück, und nach einem weiteren Wink von ihm begannen die Soldaten nun, die Männer zu durchsuchen. Gründlich. Weit gründlicher – und weit gröber –, als sie es ohne diesen Zwischenfall getan hätten. Wer sich wehrte, wurde von weiteren Soldaten festgehalten, wie es beim Wortführer schon der Fall war, und auch der, der sich nicht so recht von seinem Pferd trennen wollte, wurde ohne viel Federlesens von dem Tier fortgezerrt und durchsucht. Ein weiterer durchsuchte das Gepäck, dass die Männer dabei hatten – was sie auch nicht getan hätten, hätte der eine sich nicht so aufgeführt, denn immerhin blieb das Zeug ja hier. Auch die, die der Mann gerne mitgenommen hätte, wie Hadamar ihm gleich noch während der Durchsuchung kundtat: „Deine Taschen bleiben hier, bis der Legat anderes entscheidet.“


    Erst als alles erledigt war, die Männer einer peinlich genauen Leibesvisitation unterzogen und für sauber befunden worden waren, nickte Hadamar. „Zwei pro Mann. Der Rest bleibt hier.“ Mit diesen Worten wandte er sich um, um sie zum Legaten zu bringen, wo sie kurz danach auch ankamen. Hadamar bedeutete seinen Leuten mit den Vieren auf Abstand zu bleiben, bei ihren Kameraden, die im Augenblick als Leibwache des Legaten abgestellt waren, während er wieder vortrat und salutierte. „Optio Duccius Ferox meldet sich zurück. Die vier Reiter sind dort“, er machte eine leichte Kopfbewegung in Richtung der bewachten Männer, die ein Stück weit weg standen – weit genug, dass sich keiner plötzlich auf den Legaten stürzen konnte, selbst wenn es ihm gelingen sollte sich loszureißen. „Soll der Mann, der behauptet dein Enkel zu sein, vorgebracht werden, Legat?“

    Hadamar wartete regungslos ab, bis der Legat zu einer Entscheidung kam, und salutierte dann wieder. „Zu Befehl, Legat.“


    Er wandte sich um und verschwand wieder, durch die Soldaten hindurch, bis er seine Männer und die vier Reiter wieder erreicht hatte. „Der Legat will euch sehen.“ Er nickte seinen Leuten zu. „Die Pferde und sämtliche Waffen, die ihr bei euch tragt, bleiben hier. Also absteigen und lasst euch durchsuchen.“ Noch während er das sagte, traten auch schon vier Soldaten zu den Reitern und griffen in die Zügel der Tiere, um sie festzuhalten. Andere stellten sich bereit, um die Männer zu durchsuchen, so bald sie abgestiegen sein würden. Hadamar blieb in der Nähe des Wortführers, beteiligte sich aber selbst nicht daran, die Pferde zu halten oder die Männer zu durchsuchen, sondern blieb im Gegenteil so stehen, dass er alles im Blick halten konnte... nur für den Fall, dass einer Schwierigkeiten machen sollte.




    Sim-Off:

    Ich geh davon aus, du hast vorführen und nicht fortführen gemeint – falls doch fortführen gemeint ist, gib bitte Bescheid, dann editier ich.

    Hadamar grinste breit zurück. „Mei Jungs gfrein si.“ Er wusste selbst nicht, warum sie um einiges später als die VIII aufgebrochen waren, aber dass sie hier nun erst mal nichts zu tun hatten, war sicher nichts, worüber sich seine Leute beschweren würden.


    Genau das – also ersteres – gab er dann auch recht freimütig zu, als Alrik noch mal auf das Thema zu sprechen kam. „I woaß neda, warums so lang dauad hod bis mia aufbrocha san. Wo isn da Flaminius jetza? Un wie gads weida, i moan... Mia brechma moing wieda auf, aba wos is da Plan?“ Die Info, dass sie morgen schon weiter marschieren würden, hatte natürlich die Runde gemacht, kaum dass die Stabsbesprechung vorbei gewesen war – aber viel mehr wussten nicht sie nicht. Es wurden halt immer nur die nötigsten Informationen an die Ebenen drunter weiter gegeben, und die Optiones zählten da schon zu denen, bei denen einfach nicht viele Infos für nötig gehalten wurden, weil sie einfach Befehle ausführen sollten. Aber Hadamar reichte das irgendwie nicht. Ein 'es ist halt so, mach einfach was dir gesagt wird' hatte ihm noch nie gereicht, seine Mutter – und diverse andere Verwandte – wussten da ein Lied von zu singen.

    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    "Ruhig et joot..." , verzog Vala spöttisch die Lippen zu einem Schmunzeln, nahm einen der von Sirius dargereichten Becher und wartete bis Hadamar dasselbe getan hatte, um diesen zuzuprosten: "Na, da drinken wir do drupp, datt e överhupt ankommen sid. Wi ham scho dacht, ih het euk verloope oppe Weech." Einem tiefen Schluck des vindonissischen Bieres folgte ein Moment der Stille, in der Vala sich fragte, ob es Sinn machte nach dem Enkel des Legaten zu fragen, der aufgetaucht war, und welchen Nachrichtenwert dies besaß. Allerdings entschied er sich dagegen, weil die Sphäre an Themen um den Mann herum sehr viel Konfliktpotential barg, und man sich am besten überhaupt nicht damit beschäftigte um die ohnehin schon angespannte Stimmung in der Führungsriege des Feldzugs nicht weiter anzuheizen. Man redete nicht drüber, und man dachte auch nicht drüber nach.


    "Hu geit et eure Kerls?" , wich Vala auf ein unverfänglicheres Thema aus, immerhin konnte die Moral der Truppe genauso über den Ausgang einer Schlacht entscheiden wie gewisse Aspekte in der Führungsebene.


    „Danke“, machte Hadamar, den Mann – Sklaven? Angestellten? – dabei kurz mit einem flüchtigen Lächeln ansehend, und prostete dann Alrik ebenfalls zu, bevor er einen den Becher an die Lippen setzte und einen tiefen Zug nahm. Solches Zeug bekam man für gewöhnlich selten, und jetzt, auf dem Feldzug, vermutlich noch seltener als in der Castra, wo man sich wenigstens ab und zu was hatte leisten können... auf dem Markt im Lager, in der Taberna, oder in der Stadt selbst bei Freigang. „Hajo... i hoff du hosd de Zeit nutzn kenna, die'sd hosd wartn missn...“


    Er trank noch einen Schluck und musterte Alrik, dachte an früher, an die Zeit, als er noch in Mogontiacum gewesen war, und versuchte daran zu erinnern, was er noch wusste... was herzlich wenig war. In dem Alter hatte er noch auf dem Gut vor der Stadt gelebt, und es hatte zwar die üblichen Familienanlässe gegeben, an denen alle zusammenfanden – aber darüber hinaus waren die Kinder freilich selten mit in die Stadt genommen worden.
    Alriks Frage riss ihn aus seinem kurzen Erinnerungstrip. „Mh...“ machte er nachdenklich und ging nun stattdessen in Gedanken die Eindrücke durch, die er die ganzen letzten Tage auf dem Marsch hierher gesammelt hatte, wann immer er abends durch das Lager getigert war, um sich umzusehen und mit Leuten zu reden. Rumgestreunt und sich unterhalten, das hatte er schon immer gern gemacht, und er hatte damit einfach weiter gemacht, als er Tiro geworden war... und es auch als Optio nicht aufgegeben, auch wenn seine Zeit dafür deutlich eingeschränkt war. Gerade auf dem Marsch allerdings konnte er das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden, weil er ohnehin die Meldungen für den Primus Pilus sammeln musste – da konnte er auch genauso gut einfach noch ein bisschen weiter und länger rumlaufen. „Guad, im Großn un Ganzn. A weng glangweilt hoid, marschiarn is jetz net as spannendste auf da Weid.“ Er deutete ein Achselzucken an. „Aba es lenkt a ab. Manche san unruhig, amoi mea, amoi weniga, aba wannsd untawegs bisd, hosd immahin ebbes zum doa. Und de Veteranen san glassn, grad de in da Oans, des strahlt a aus. Wia is bei eich?“

    „Klar“, bestätigte Hadamar das übliche Prozedere, legte seine Waffen ab und ließ sich durchsuchen – bevor er einfach reingeschickt wurde in das Zelt. Ohne dass erst nachgefragt wurde. Er wurde nicht mal angekündigt. Er wurde einfach so reingeschickt. In Ordnung... Hadamar guckte verwirrt zurück, fragte aber nicht weiter nach und zögerte auch nicht, sondern betrat einfach das Zelt. Das... genauso wie das Verhalten der Wachen nicht unbedingt das war, was Hadamar erwartet hätte. Nicht von einem Tribun, schon gar nicht von einem senatorischen. Erst recht von einem, der gerade seinen Legaten vertrat und die Legion anführte. Er ließ seinen Blick durch das Zelt schweifen und nahm die spärliche Einrichtung war, das Zeug, das herum lag, bis hin zu den beiden Männern, die an einem kleinen Feuer saßen und zuerst gar nicht bemerkten, dass er eingetreten war. Hadamar wollte sich schon räuspern, als sie dann doch aufsahen, ohne sonderlich überrascht zu wirken, dass er einfach so unangekündigt reingeschneit war – aber gut, keine Wache würde so was einfach so selbst entscheiden, die hatten einfach ihre Order, weswegen das wohl öfter passierte. Wichtiger war das Dilemma, in dem er sich gerade befand: salutieren oder nicht? Eigentlich ja. Allein schon um auf Nummer Sicher zu gehen. Und er wollte tatsächlich schon dazu ansetzen, als Alrik ihn auch schon ansprach, und das auf eine Art, die ziemlich eindeutig klar machte, dass Salutieren und ein militärischer Gruß wohl das letzte war, was er von ihm, in dieser Situation jedenfalls, erwartete. „Heilsa, Alrik“, grüßte er mit einem verhaltenen Grinsen zurück und scherzte: „Langeweile, nix ois Langeweile. Is so ungwohnt, so fria scho a Ruh z'ham.“ Er kam näher, um sich ebenfalls ans Feuer zu setzen. Er musterte den zweiten Kerl kurz, der ganz offensichtlich kein Militär war, wandte seinen Blick aber gleich darauf wieder Alrik zu. „Hod a weng bracht bis mia loskemma san“, antwortete er dann. „Da Marsch... mei, dea is ruhig gweng. Nix bsondres. Nua da Enkl vo unsam Legat is auftacht.“

    Angekommen. Endlich. Naja, oder wenigstens zwischen-angekommen. Mal sehen, wie lange sie hier bleiben würden... aber wenigstens hatten sie zur Abwechslung ein befestigtes Lager, noch dazu eines, das sie nicht erst komplett hochziehen mussten. Hadamar beaufsichtigte den Einmarsch seiner Centurie, und als das durch war und die Soldaten begannen, die spärliche Freizeit zu genießen, die sie zur Abwechslung mal hatten, machte er sich – heimlich zähneknirschend – daran, weiter zu arbeiten. Er klapperte den Rest der Cohorte ab und sammelte die Meldungen ein, über Zustand der Männer und Ausrüstung, Auffälligkeiten während des Marsches, alles was interessant war oder sein könnte, erledigte dasselbe bei den Optiones der ersten Centurien der anderen Cohorten und machte Meldung beim Primus Pilus mit den Informationen, die wiederum den interessieren könnten. Einziger Vorteil: die letzten Abende hatte er das auch immer gemacht, nur halt entsprechend später... irgendwie gab es also doch Hoffnung, dass auch er heute früher fertig werden würde. Wobei: wahrscheinlich gab es dann halt noch irgendwas anderes zu tun.


    Als er dann doch endlich fertig war, setzte er sich allerdings trotzdem nicht zu den Soldaten dazu, und auch nicht zu der Runde an Optiones, die sich versammelt hatte. Alrik war immerhin hier, und Alrik war Familie – irgendwie hatte Hadamar das Gefühl, sich bei ihm melden zu müssen. Witjon war Sippenoberhaupt, aber Alrik kam ziemlich dicht danach, gemessen an dem was er so erreicht hatte. Und irgendwie, ohne dass er sich dessen wirklich bewusst gewesen wäre, zählte Alrik für ihn sogar mehr. Er war Tribun, und er führte eine Legio an, und Hadamar war mittlerweile einfach schon zu lange Soldat, als dass das nicht seinen Einfluss gehabt hätte auf Hadamars Meinung über seinen Verwandten – auch wenn er ihn im Grunde kaum kannte.
    Und dazu kam noch etwas: Alrik war bei der Stabsbesprechung dabei. Und – nach dem, was der Lagertratsch so zu ihm getragen hatte – er war bis vor kurzem noch auf Patrouille unterwegs gewesen. Was nichts anderes hieß als: Alrik wusste, was hier lief, und genau das wollte Hadamar auch gerne wissen. Was lag also näher, als hinzugehen und mit ihm zu reden? Mehr als eine Abfuhr konnte er sich nicht holen.


    Kurze Zeit später also stand Hadamar mitten im Lager der VIII. Legion, nachdem er von den Wachen vor dem Castellum der Ala – wo Alrik nicht Unterkunft bezogen hatte –, wieder zurück ins Lager geschickt worden war, und steuerte auf die Wachen vor dem Zelt zu, zu dem er geschickt worden war. In einer flüssigen Bewegung salutierte er. „Optio Duccius Ferox, Legio II, Cohors I, Centuria I“, meldete er sich und fuhr fort: „Ist der Tribun zu sprechen? Private Angelenheit.“

    Hadamar registrierte die Anzeichen von Überraschung in der Haltung des Legaten, aber er reagierte nicht darauf – machte sich nur seine Gedanken. Die allerdings auch zu keinem konkreten Schluss führten, denn freilich hieß das gar nichts, dass der Legat überrascht war. Also nichts in Bezug auf die Identität des Mannes, nur, dass er seinen Enkel nicht hier erwartet hätte – aber hätte er das, hätten sie ja auch Bescheid gewusst, dass der Kerl ihnen irgendwann vor die Füße stolpern konnte.


    „Nein, Legat“, beantwortete er dann die Frage, als der Legat nachhakte. Den Leibwächterhünen kannte er zumindest vom Sehen – und den rotzfrechen Schreiberling kannte er sogar besser als ihm lieb war... er konnte sich noch gut an die Schlagabtäusche erinnern, als sie den Kerl eingefangen und wieder zurück ins Castellum geschleppt hatten. Und noch besser daran, wie Linos es geschafft hatte, ihn quer durchs Lager zu schicken und sämtliche Tesserarii abzuklappern, obwohl das eigentlich seine Aufgabe gewesen wäre. Der hatte es faustdick hinter den Ohren, der konnte ihm in dieser Hinsicht definitiv das Wasser reichen, das musste Hadamar neidlos anerkennen. „Deine Sklaven würde ich erkennen, aber die drei Begleiter des Mannes sind mir unbekannt.“

    Hadamar nickte den Soldaten kurz zu und ging an ihnen vorbei, als er die Erlaubnis dafür bekam. Nachdem er die kurze Distanz zum Legaten überwunden hatte, stand er stramm. „Optio Duccius Ferox, Cohors I, Centurie I“, salutierte er, bevor er auch schon nahtlos fortfuhr, um wie befohlen gleich Meldung zu machen. „Wir haben eine Gruppe von vier Reitern aufgegriffen, gekleidet wie Sklaven. Einer von ihnen behauptet, dein Enkel Quintus Claudius Felix zu sein. Dunkelblonde Haare, blaue Augen“, begann er, in knappen Worten das Äußere des Mannes zu beschreiben, um dem Legaten so schon mal einen Hinweis darauf zu geben, ob das tatsächlich sein Enkel sein könnte... oder doch nur irgendein komplett verrückter Aufschneider war. Oder jemand, der einfach nur unter einem Vorwand in die Nähe des Legaten kommen wollte, um ihn dann umzubringen – sie befanden sich immerhin auf einem Feldzug, da war alles möglich, und auch wenn Hadamar noch keinen erlebt hatte, war er nicht so blöd zu glauben, dass der Romkaiser nicht auch solche Leute hatte... und sie los schickte, wo er doch scheinbar so ein falsches Stück Dreck war.



    Sim-Off:

    FELIX: schreib bitte die Soldaten nicht mit – erstens weil es Soldaten der Legio II sind, aber du kein Mitglied der Legio II, und zweitens weil es in diesem konkreten Fall meine NSC's sind ;)

    Für einen winzigen Moment war Hadamar versucht, dem Kerl doch ein bisschen die Leviten zu lesen. Angeblicher Legatenenkel hin oder her – der Mann war Zivilist. Und der wollte ihn darüber belehren, wie solche Sachen in einer Legion gehandhabt wurden? Pustekuchen. Der hatte einem Soldaten nichts zu befehlen, nicht das Geringste. Das einzige, was er erwarten konnte, war ein gewisser Respekt, aber das war auch alles – und wenn der ausblieb, war das auch nicht so tragisch. Das einzige was dann verletzt wurde, war das Ego dessen, mit dem ein bisschen rauer umgesprungen wurde, aber wer bei Soldaten was anderes erwartete, war selbst Schuld – vor allem dann, wenn man so rumlief wie der vor ihm gerade. Der konnte doch schlecht erwarten, dass sie jeden Rumtreiber, jeden Bettler, jeden Wegelagerer erst ausnehmend höflich nach seinem Begehr fragten, nur um sicher zu gehen, dass er nicht vielleicht doch der Kaiser in Verkleidung war oder so.

    Trotzdem war es ja gerade die Aufgabe von Offizieren, da einfach anders zu sein als die normalen Soldaten. Vermeidbaren Stress vermeiden. Die eigenen Leute schützen, wenn es sein musste, dann halt auch vor ihrem eigenen losen Mundwerk – auch wenn das im Gegenzug zur Meinung des Zivilisten vor ihm keine wirkliche Strafe nach sich gezogen hätte, schon gar nicht eine wie wegen Ungehorsam, hätte es doch wohl etwas Ärger geben können. Was vermeidbar war. Obwohl es ihn also in den Fingern juckte, jetzt selbst seine Zunge ein bisschen zu wetzen, behielt er eine ruhige Miene bei und beschloss, gar nicht darauf einzugehen. „Wenn du einen Augenblick warten würdest, Claudius. Ich werde den Legat informieren.“ Sprach's und verschwand zwischen den Soldaten, nicht ohne ihnen diesmal einen warnenden Blick zugeworfen zu haben – wohlweislich erst, als er mit dem Rücken zu den Neuankömmlingen war, so dass sie das nicht sehen konnten.


    Er schlängelte sich durch die Reihen durch, bis er den Punkt im Tross erreicht hatte, wo der Legat gerade war, und meldete sich bei den Soldaten der Leibwache, die ihn als Optio der Ersten – aus der sich die Leibwache ja rekrutierte – kannten. „Ich müsste zum Legaten. Uns ist angeblich sein Enkel reingeflattert.“

    „Der Vorgesetzte bin ich. Optio Duccius Ferox.“ Hadamar hatte die Szene im Blick behalten, von Anfang an, erst recht als ihm klar geworden war, dass ein paar seiner Rabauken sich der Reiter angenommen hatten. Es gab immer ein paar Rabauken, die man im Blick haben musste... daran änderte sich auch nichts, dass Hadamar mehr und mehr in seine Rolle als Optio hinein gefunden hatte, und nach und nach akzeptiert wurde. Und daran änderte auch nichts, dass die I. Centurie der I. Cohorte die Elite der Legion war. Da war eher das Gegenteil der Fall, hatte Hadamar die Erfahrung gemacht – gerade weil sie wussten, dass sie die Elite waren, erlaubten sich die Rabauken der Ersten noch mehr als die anderen. Konnten sie sich ja immerhin auch leisten.
    Die Ironie dabei war ihm durchaus bewusst – dass es vor noch gar nicht allzu langer Zeit er gewesen war, der zu besagten Rabauken gehört hatte, die im Blick behalten werden mussten, weil sie gerne mal über die Stränge schlugen und vorlauter waren, als gut war, auch wenn sie dafür einen Rüffel dann in Kauf nehmen mussten. Und manchmal wünschte er sich, er könnte wieder zu ihnen gehören... könnte wieder herumalbern und manchmal pöbeln und Streit vom Zaun brechen und sich irgendwelche Späße erlauben mit Reisenden wie denen hier. Es war einfacher, als Legionär. Weniger Verantwortung, weniger Nachdenken, weniger Anstrengung – mehr Leichtigkeit, mehr Leichtsinn, mehr Spaß. Andererseits: freilich hatte es auch etwas für sich, Optio zu sein, und je mehr Hadamar wirklich hinein fand, desto wohler fühlte er sich, desto mehr gefiel es ihm – und desto besser wurde er. Stück für Stück.


    Er hatte seine Leute also im Blick behalten, und er war herangetreten, kaum dass der Reiter laut geworden war und, mehr noch, diesen unmissverständlichen Befehlston an den Tag gelegt hatte, den Leute so an sich hatten, die meinten sie stünden hoch genug, dass sie einem Soldaten etwas befehlen konnten. Was diese Leute dann dachten, war egal, aber in aller Regel zog es sich hin, wenn sie einen solchen Ton anschlugen und dann immer noch freche Widerworte zu hören bekamen. Was eine Sache war am Tor des Castellums, oder irgendwo auf Mogontiacums Straßen... aber sie marschierten. Sie hatten keine Zeit für lange Späße, es musste weiter gehen, also war es besser, einfach einzugreifen. Auch wenn der Kerl nicht so aussah, wie sein Ton es vermuten ließ... aber er wäre schön blöd, wenn er sich vor ein paar Soldaten so aufführen würde, die nahezu eine ganze Legion hinter sich hatten. Nein, da war es wahrscheinlicher, dass der wirklich einer war, der sich zumindest einbilden konnte hier was zu melden zu haben.
    Hadamar schob sich also zwischen seine Leute und den Reiter, ohne die Milites zu beachten, und neigte in leichtem Gruß den Kopf, während er höflich, aber nicht unterwürig seinen Rang und Namen nannte. „Und dein Name ist?“

    Als einer der Reiter etwas nach vorne kam und den Schnabel aufmachte, tauschten die Milites ein paar Blicke. Das versprach interessant zu werden. Ein Luxusgegenstand, der auf einem Luxusgegenstand saß, und das Wort führte für seinen Herrn, war ja an und für sich nichts ungewöhnliches... Dass die Gruppe scheinbar zur Legion wollte, dafür schon. Und dass der Luxusgegenstand davon sprach, dass er nun nicht weiter müsste, und nicht etwa die ganze Gruppe oder gar sein Herr, erst recht. „Ahso? Ist dir vielleicht neu, Kleiner, aber wir rekrutieren keine Sklaven. Und wenn dein Herr meint, im Geleitschutz einer Legion zu reisen: es gibt immer ein paar die mitlaufen. Du findest sie am Ende vom Tross. Wenn du bei den Huren angekommen bist, weißt du dass du richtig bist“, grinste der Soldat zurück.

    Hadamar verkniff sich ein Grinsen, als plötzlich eine Diskussion losbrach. „RUHE!“ brüllte er stattdessen. „Wenn ihr keine Ahnung habt, einfach die Klappe halten – wir sind hier nicht in der Curia, wo die Politiker schwatzen!“ Aber wenigstens schien jetzt auch der letzte verschlafene Rest wach zu sein.
    Er winkte den Tiro zu sich, der als erster das Wort ergriffen hatte, und warf ihm den Schild mit darin steckendem Pilum zu. „Na los. Zieh's raus.“ Was ihm kaum gelingen würde, wie manche der anderen vorher schon richtig vermutet hatten – die Spitze hatte sich zu sehr verbogen und verhakt.

    Wie lange marschierten sie jetzt schon? Einen Tag, zwei, drei, irgendwie so. Hadamar hatte den Überblick verloren, aber ganz so sehr interessierte ihn das auch nicht. Er fand es immer noch zu faszinierend, wirklich mit dem ganzen Heer unterwegs zu sein... auch wenn freilich der Alltag nach kaum ein paar Stunden des Marschierens eingetreten war – ein Fuß vor den anderen halt –, war es halt doch was anderes, wenn man in einer Abordnung von ein paar Dutzend Mann einen Übungsmarsch machte, oder wenn man gemeinsam mit Tausenden von Milites marschierte. Was freilich für ihn noch mal was anderes war, weil er Tausende von Milites hinter sich wusste – war er doch mit der ersten Centurie ziemlich an der Spitze. Was diverse Vorteile hatte: mal abgesehen davon, dass es einfach ein tolles Gefühl war, gab es hier vorne noch recht wenig Staub zu schlucken... eindeutig ein Vorteil.
    Wohin sie zogen, das allerdings verschwand tatsächlich unter dem Alltagskram. Natürlich wusste Hadamar, dass es auf einen Krieg zuging, aber das Schlachtfeld war noch so fern... so unendlich fern. Bis sie da ankommen würden, würde sich vermutlich sogar das Marschieren mit dem Heer wie völlig normaler Alltag anfühlen, so sehr, dass er sich nach Abwechslung sehnen würde, schätzte er.


    So ging es also weiter, immer weiter... der Tross wand sich die Straße entlang, und es gab recht wenig Abwechslung. Ab und zu begegneten sie jemandem, Händlern, Reisenden, sonst jemandem... und ab und zu... nein, eigentlich jedes Mal machten sich ein paar Soldaten einen Spaß daraus, sie nicht einfach unbehelligt weiterziehen zu lassen. Irgendwoher musste man sich ja Abwechslung holen. Als ihnen ein Trupp von vier Reitern entgegen kam, fächerten wie von selbst ein paar der Soldaten weiter aus und schnitten den Entgegenkommenden den Weg ab. „Wohn des Wegs, die Herren?“

    Anfänger... die konnten ja so putzig sein. Hadamar fielen die Blicke nach seinem Wurf durchaus auf – dabei war das, was er gerade gezeigt hatte, ziemlich normal für jeden Legionär. Das Pilum gehörte nicht zu Hadamars Stärken, da war er Mittelmaß, und obwohl er, seit er Optio geworden war, deutlich mehr und intensiver trainiert hatte, war das Pilum nach wie vor eher so etwas wie ein Stiefkind. Aber solange er nicht in allen Disziplinen nur wie der Durchschnitt war, war das nicht so schlimm, fand er, ganz davon abgesehen, dass er für seine Statur auch im Speerwurf ja quasi besser war als andere, die größer und massiger waren, aber genauso warfen wie er. Und es schien ja immerhin zu reichen, um die Tirones zu beeindrucken... und naja, das würden sie wohl auch noch ein bisschen bleiben, auch wenn sie nachher selbst dran waren. Ganz so einfach, den Speer zu werfen, war es ja nicht, Hadamar konnte sich noch gut an seine eigenen ersten Stunden erinnern. Es dauerte einfach, bis man den Dreh raushatte und den Bewegungsablauf verinnerlicht und die entsprechenden Muskeln aufgebaut hatte...


    Er nahm den Schild entgegen, den der Tiro gebracht hatte, und hielt ihn so, dass die Rekruten ihn sehen konnten. Die nächste Antwort quittierte er erneut mit einem Nicken, bevor er mit unverändertem Gesichtsausdruck eine weitere Frage stellte. „Was macht ihr, wenn der Gegner das Pilum rauszieht und als Waffe gegen euch verwendet?“

    Zweifelnd hörte Hadamar zu, als Corvinus darüber sprach, wie er das schaffen könnte mit diesen Kerlen. Prügeln bis er als blutiger Haufen auf dem Boden lag? Er wusste nicht so recht... nicht so sehr weil er anzweifelte, dass die Methode funktionieren konnte – das würde sie mit Sicherheit –, nur: da würde er einfach zusätzlich noch zu ein paar miesen Tricks greifen müssen, ansonsten konnte es passieren, dass am Ende er als blutiger Haufen irgendwo lag... Gut, er hatte den Rohrstock, und er war Optio, aber so ganz hatte er sich ja selbst noch nicht in seine Rolle eingefunden, und so furchtbar viel Respekt hatten die Kerle ja auch nicht vor ihm. „Mh. Muss mal gucken welcher von denen sich eignen würd für so ne Aktion...“ Er würde das sicher ein bisschen abwandeln müssen, er war einfach anders als Corvinus, kein solcher Berg von Kerl. Aber er konnte das sicher auf sich selbst anpassen, dass es trotzdem funktionierte.


    Sein anderer Plan hatte ja auch funktioniert... so weit er das bisher gesehen hatte. Nur ein bisschen zu gut, weil es ihn selbst auch übler erwischt hatte als gewollt. Trotzdem musste er unwillkürlich zurück grinsen, als er das Grinsen auf Corvinus' Gesicht sah und seine Worte hörte. „Schau mich net so an, ich bins noch weniger als du. Komm schon, bei deiner Statur kannst du so nen Bauch doch viel leichter rumschleppen wie ich.“ Sein Grinsen verbreiterte sich noch etwas, dann zuckte er die Achseln. „Ja... als Optio bist auch Laufbursche. Noch mehr wenn der Centurio so wenig Zeit hat wie bei mir, oder es keinen gab wie bei dir...“ Hadamar blinzelte nach oben in den Regen, der zwar etwas weniger geworden war, aber immer noch herunter kam. „Wie wär's mit nem Abstecher in die Thermen... hast Zeit dafür?“

    Hadamar fixierte den Nächsten, der sich traute etwas zu sagen, und zog leicht eine Augenbraue hoch. „Das ist schön, dass du das glaubst, Tiro. Weißt du das auch?“ fragte er mit leicht spöttischem Unterton zurück, wartete aber keine Antwort ab, sondern fuhr an alle gewandt fort: „Ich will nicht hören, was ihr GLAUBT, Jungs, sondern was ihr WISST. Und bei Iunos Titten, plappert nicht rum, sondern fasst euch kurz!“ Er wandte sich ab und griff nach dem Pilum, das neben den Übungspila bereit lag. „Der Reihe nach: wenn ihr auf euren Feind einen Speerregen runtergehen lasst, brecht ihr die erste Angriffswelle, ganz egal was für eine Art Speer das ist.“ Er hielt den Speer hoch und drehte ihn leicht, damit jeder ihn sehen konnte. „Unsere haben dazu eine Besonderheit, das ist richtig. Ein Schild durchdringt das Ding hier auch nicht so ohne weiteres – ihr müsst es schon richtig werfen. Davon aber mal abgesehen...“, er schenkte dem Tiro ein knappes Nicken, „hat euer Kamerad Recht. Das Metall der Spitze ist weich genug, dass es sich beim Aufprall verbiegt – und idealerweise im Schild des Gegners verhakt.“ Hadamar drehte sich um und warf den Speer leicht in die Luft, um ihn dann so aufzufangen, dass er ihn passend für den Wurf in der Hand hatte, balancierte ihn kurz aus, holte Schwung und warf ihn dann mit Wucht auf eine etwas weiter entfernte Strohpuppe, an der ein Schild befestigt war. Das Pilum drang in das Holz ein. „Du, hol das Schild her“, deutete Hadamar wahllos auf einen der Rekruten, der loslief und, mit einigen Problemen, den Schild herbrachte. „Was passiert dann, wenn ihr so getroffen habt?“

    Sie warteten... Und die Götter gaben ihren Segen. Sie warteten wieder... und weiter... und noch länger... und Hadamar konnte sich nicht so recht auf das konzentrieren, was um ihn herum war. Er wurde langsam ungeduldig. Gut, stramm stehen beim Appell, und da auch mal warten zu müssen, und eine halbe Ewigkeit rumstehen... war jetzt nichts ungewöhnliches. So was passierte im Castellum schon ab und zu mal, namentlich dann, wenn irgendwer frech zum Centurio gewesen war. Aber hier...
    Bevor er den Gedanken weiter verfolgen konnte, kam die Rede des Legatus Augusti, und auch die ließ Hadamar an sich vorbei rauschen. Mehr oder weniger. Wie schon bei den Ansprachen von ihrem Legionslegaten fehlte ihm auch hier einfach... das weitergehende Verständnis. Der Kaiser war für ihn einfach ein weit entfernter Mann, der im weit entfernten Rom saß und da irgendwas entschied... oder, im Moment, ein weit entfernter Mann im weit entfernten... wo war der Corni noch mal genau? Hadamar war sich nicht ganz sicher, aber im Grunde war es auch egal. Und auch mit dem Reich und all den Menschen darin konnte Hadamar nicht allzu viel anfangen... es war zu abstrakt, zu weit weg von seinem Lebensalltag. Was wirklich zählte waren doch die Männer, die hier waren, und die ganz konkret die Entscheidungen hier trafen, die sie etwas angingen. Der Mann, der gerade sprach. Und vor allem ihr Legionslegat. Und was auch zählte waren die Menschen hier, die ihm etwas bedeuteten. Seine Familie, seine Freunde, seine Kameraden.
    Und dann war die Rede vorbei... war sie. Oder war sie nicht? Irgendwie schienen manche zu glauben, dass noch etwas kommen würde, jedenfalls blieb es... irgendwie... ruhig. Aber es war ja auch keine Aufforderung vom Legatus Augusti gekommen, irgendwas zu brüllen. Für Palma. Oder so. Hadamar hätte sich am liebsten am Kopf gekratzt, aber das ging schon allein wegen dem Helm nicht, und auch sonst wäre es nicht gut gekommen, wenn er, exponiert wie er vor seiner Centurie da stand, nun irgendwie herum hampelte... also blieb er stramm stehen, lugte nur aus den Augenwinkeln zum Primus Pilus hinüber, um dessen Reaktion einzuschätzen.