Beiträge von Lucius Duccius Ferox

    Zitat

    Original von Lucius Helvetius Corvinus
    "So würde ich es nennen... er ist immer bei denen dabei die auch nach Erklärungen es als letztes verstehen. Dafür das er sich freiwillig zur Legion gemeldet hat wusste er so gut wie nichts über selbige. Ich habe fast den Eindruck er ist nicht aus freien Stücken hier sondern aus einem anderen Grund."


    Corvinus wunderte sich schon das sie nun schon länger über Madarus sprachen bis er sich daran erinnerte das Ferox diesen ja kannte.


    Hadamar runzelte die Stirn, als er Corvinus’ Worte hörte. Er suchte flüchtig in seinen Erinnerungen nach Begebenheiten von früher, die das hätten unterstreichen oder widerlegen können. Begriff Sönke langsamer als er? Hadamar hatte keine Ahnung, als er dann schließlich Unterricht in der Casa Duccia bekommen hatte, hatte er zwar im Vergleich zu seinen Verwandten dort ziemlich hinterher gehinkt – aber die hatten teilweise einen jahrelangen Vorsprung gehabt mit dieser ganzen Lernerei. Und Sönke war da nicht mit dabei gewesen, daher fehlte Hadamar da keinen Vergleich. Er war sich immer nur selbst unglaublich dämlich und langsam vorgekommen im Vergleich zu den anderen jungen Duccii... „Ach...“ Hadamar kratzte sich sein Kinn und überlegte kurz, aber er wollte mit Corvinus nicht über Sönkes scheinbare Mängel diskutieren. Irgendwie... fühlte sich das falsch an. Sönke war einer seiner besten Freunde, seit Kindheitstagen, sicherlich der älteste, den er hatte, er war mit ihm befreundet seit er denken konnte. Es fühlte sich an wie Verrat an ihm, ihn hier jetzt nicht zu verteidigen. Es doch zu tun fühlte sich aber auch irgendwie falsch an, weil er... naja, er hatte im Grunde ja keine Ahnung, wie Sönke sich wirklich machte in seiner Ausbildung. Und das hier war die Legio. Corvinus war der Ausbilder. Und er sollte einen Teil davon nun übernehmen. Würde irgendwie blöd kommen, wenn er voreingenommen an die Sache ranging, und das auch noch so deutlich zeigte vorher. Genau das war die Klemme, von der er immer befürchtet hatte, dass Corvinus in ihr stecken könnte, wenn es um ihn selbst ging – weswegen er sich ja deutlich mehr angestrengt hatte, seit der Freund befördert worden war. „Nee, der ist freiwillig da. Und aus mehr Eigenantrieb wie ich. Er hat immer davon geträumt, zur Legio zu gehen...“ Hadamar räusperte sich. „Naja. Ich werd’s morgen ja erleben, wie er sich so macht bei mir.“




    Auf das Herein hin öffnete er die Tür und kam rein, und tatsächlich war Corvinus da, saß in der Nähe der Tür und – putzte seine Rüstung. Hadamar grinste flüchtig, als er den Kumpel bei der mittlerweile so vertrauten Aktion sah. „Hey, ich mal wieder. Hast Zeit?“

    Hadamar strich nachdenklich mit einem Finger über den Rand seines Bierkrugs, während er Witjon zuhörte. Nicht dass es ihm gefiel, selbst so überhaupt keine Entscheidung treffen zu können – aber so war es halt. Und es war so, wie er gesagt hatte: er traute seinem Legaten. So sehr man einem Mann eben trauen konnte, den man im Grunde gar nicht kannte und nur ein paar Mal gesehen hatte. Aber er führte die II gut, jedenfalls hatte Hadamar keinen Grund was zu bemängeln, und er hörte auch von anderen keine Beschwerden. Trotzdem wäre es wohl deutlich einfacher, wenn es einfach gegen einen Feind ginge, der das Reich von außen bedrohte... wo die Sache halt klar war.
    Witjon allerdings schien sich darüber hinaus noch Sorgen zu machen, ob Hadamar auch am Leben bleiben würde... und das wiederum war etwas, worüber er selbst sich eigentlich gar keine Gedanken machte. Und auch gar nicht machen wollte. Er war jung, die Götter waren bisher immer irgendwie auf seiner Seite gewesen – er würde da schon heil rauskommen.
    Das äußerte er Witjon gegenüber allerdings nicht. Er nickte nur und versprach ihm, für sein Kampfglück zu opfern und unterhielt sich noch ein wenig mit seinem Sippenführer, bevor er sich dann schließlich verabschiedete.


    ~~~ Tage später ~~~


    Die Tage vergingen seit jenem Gespräch, und irgendwann stand Hadamar wieder vor Witjons Tür – und hämmerte dagegen, nur um dann gleich wieder mitten im Raum zu stehen, ohne eine Antwort abgewartet zu haben. „Heilsa!“

    Anstatt selbst weitere Schmuckstücke in Augenschein zu nehmen, guckte Hadamar sich lieber seine Begleiterin an, wie die sich Schmuckstücke ansah. War wohl irgendwie nicht ganz fair, das nun komplett ihr zu überlassen, aber: was scherte ihn, was fair war? Er hatte ja keine Ahnung, und sie half ihm ja offenbar gern. Und er fand, dass seine Zeit wesentlich besser investiert war, sie zu betrachten, als irgendwelchen Schmuck, aus dem er ohnehin keine Auswahl hätte treffen können... sondern irgendwann vermutlich einfach die Augen geschlossen und blind irgendwas rausgegriffen hätte, um das dann zu kaufen. Wenn es nicht zu teuer war. Nein, da lohnte es sich weit mehr, sie zu betrachten, freilich mit wechselnden Blicken woanders hin, frei nach dem Motto: so unauffällig wie möglich, so bemerkbar wie nötig. Oder anders gesagt: er versuchte darauf zu achten, dass sie sich nicht etwa unangenehm angestarrt fühlte... aber doch mitbekam, dass er sie betrachtete, genug, dass sie sich hoffentlich geschmeichelt fühlte.
    Er musste flüchtig schmunzeln, als sie ihre Stirn kraus zog, weil das... süß aussah, und grinste dann offen heraus, als sie ihm mit einem ebensolchen Grinsen plötzlich eine Kette hinhielt. „Sehr schön, find ich“, kommentierte er, während sein Blick den ihren hielt. Und sah erst dann die Kette an, weshalb er die eigentlich nicht gemeint haben konnte... „Doch, die könnte ihr gefallen.“


    Als er sich dann die Frechheit herausnahm, sie zu berühren, beschleunigte sein Herzschlag, für diesen endlosen Moment lang, in dem er auf ihre Reaktion wartete – darauf, dass sie einen Schritt zurückging, ihn vielleicht wegstieß oder ihm gar tatsächlich eine scheuerte. Aber sie tat nichts dergleichen. Sie stand einfach nur da und sah ihn an, und auch als seine Hand schon länger an ihrem Gesicht war als nötig gewesen wäre, um eine Strähne hinter ihr Ohr zu schieben – selbst wenn es diese Strähne wirklich gegeben hätte –, machte sie keine Anstalten, ihm zu sagen dass es genug war. Oder die Berührung zu lösen. Hadamar fuhr mit seinen Fingern leicht hinter ihr Ohr, wie um tatsächlich Haare dahinter zu streichen, und nutzte die Gelegenheit zugleich dafür, mit seinem Daumen über ihre Wange zu streichen – bevor er dann mit einem Gewissen Bedauern seine Hand endlich zurückzog. Aber sie jetzt noch länger zu berühren, hätte den Bogen wohl wirklich überspannt. „Ja“, antwortete er mit einem leichten Schmunzeln und zwinkerte ihr zu. „Wenn dir die öfter ins Gesicht fällt, brauchst du vielleicht noch eine kleine Spange, um sie zurückzuhalten.“

    „Du warst also für die Ausbildung zuständig, seit euer bisheriger Optio befördert wurde?“
    „Richtig“, bestätigte der Immunes. „Der Primus Pilus hat freilich auch einiges selbst gemacht, aber die Alltagsorganisation hab ich übernommen.“
    Hadamar nickte und besah sich die trainierenden Tirones. Er hatte das Gefühl, sich gerade auf unendlich dünnem Eis zu bewegen. Gerade auf die Veteranen würde es ankommen, was für einen Start er hier hatte, ob er akzeptiert wurde, ob das überhaupt auf Dauer funktionieren konnte... Es kümmerte ihn sonst eigentlich wenig, was die Leute von ihm hielten. Aber er hatte das extrem sichere Gefühl, dass es diesmal wichtig war. Und dass es auch weiterhin wichtig sein würde, er sich also besser schleunigst daran gewöhnte, in Zukunft darauf zu achten. Also war die Order: einen guten Eindruck machen. Oder vielleicht besser: den richtigen Eindruck machen. Nicht zu forsch, zu überheblich auftreten, aber ganz sicher auch nicht zu nett oder zu bescheiden. Er hatte keine Ahnung, wo da die Grenze lag... aber immerhin hatte er wohl einen kleinen Vorteil dadurch, dass er als Neuer in diese Centurie gekommen war. Manche kannten ihn zwar, weil Hadamar seit seinem ersten Tag hier durch das Lager gestreift war und sich in allen möglichen Bereichen Freunde – und teils auch Feinde – gemacht hatte, aber die meisten kannten ihn eben nicht. Und konnten daher auch noch nichts von ihm erwarten, weder dass er besonders lustig oder umgänglich sein würde noch dass er mit fliegenden Fahnen untergehen würde in dieser neuen Aufgabe.
    Letzteres würden wahrscheinlich sowieso genug denken, weil er noch so jung war... Hadamar konnte sich lebhaft vorstellen, wie fleißig jetzt schon gewettet wurde unter den Legionären, und es war kein Kunststück zu wissen, dass die Quote nicht zu seinen Gunsten stand. Aber nun ja. War zwar alles etwas viel, was gerade auf ihn einprasselte, aber er hatte nicht vor zu enttäuschen. Er hatte vor, sich hier zu beweisen. Und dem, wer auch immer das Wagnis einging auf ihn zu wetten, einen kleinen Geldsegen zu bescheren. Auch wenn das einiges an Anstrengung erfordern würde... Aber immerhin: endlich traute ihm mal jemand etwas zu! Genau das hatte er doch immer gewollt, die ganzen letzten Jahre bei seiner Familie, als es – zumindest so wie er das erlebt hatte – immer nur darum gegangen war, was er alles nicht so machte wie seine Mutter und Witjon und die anderen es gern gehabt hätten, welchen Erwartungen er nicht entsprach, und an wem er gemessen wurde. Und zugleich, jedenfalls hatte er das Gefühl gehabt, nie wirklich eine Chance bekommen hatte sich wirklich zu beweisen. Jetzt bekam er diese Chance. Und das hier, wo es ihm wirklich Spaß machte zu arbeiten, zu leben, und das nicht nur, weil es hier keinen Verwandten gab, der schon ungleich mehr erreicht hatte, was nicht nur die Messlatte für ihn höher gelegt, sondern zugleich irgendwie die Einzigartigkeit seiner Leistung herabgestuft hätte. Es gefiel ihm in der Legio einfach. Er hatte vor die Chance nutzen, die der Centurio ihm gegeben hatte. Er würde die Chance nutzen, und sich beweisen. Punkt.


    „Also ist in der Zwischenzeit einfach alles normal weiter gelaufen.“
    „Genau das.“
    Hadamar nickte erneut. „Kannst du...“ Er unterbrach sich. War vielleicht nicht so gut, den Veteran zu fragen. Wenn er sich zu unsicher gab, würden sie ihn zerreißen wie Wölfe ein krankes Reh, das sich zu weit vom Sprung entfernt hatte. „Wird noch ein paar Tage dauern, bis ich mich eingearbeitet hab. So lange...“ Wie, wie, wie sollte er das jetzt formulieren? „... werd ich noch deine Unterstützung bei den Tirones brauchen.“ Hadamar räusperte sich. Und hoffte einfach, dass das jetzt gut geklungen hatte, mehr noch, gut angekommen war. Allerdings traute er sich – trotz der frischen Überzeugung, sich beweisen zu wollen – nicht, den Mann neben sich anzusehen, sondern sah weiter zu den Tirones. Entsprechend war alles, was er von dem Veteran mitbekam, sein: „Zu Befehl, Optio.“ Zu Befehl. Hadamars Ohren begannen zu brennen, als er das hörte, und er war sich nahezu sicher, dass der Miles sich nun über ihn lustig machte. Jetzt traute er sich erst recht nicht mehr, zu ihm hinzuschauen – auch nicht um zu sehen, ob das stimmte... oder ob es nicht doch vielleicht nur an seiner eigenen Unsicherheit lag, dass er sich veräppelt vorkam.
    Für einen Moment herrschte Schweigen, dann ergriff der Immunes wieder das Wort: „Möchtest du dich den Tirones vorstellen, Optio?“
    Jetzt sah Hadamar den Veteran neben sich an. Und für einen winzigen Moment zeichnete sich ein eindeutig schockierter Ausdruck auf seinem Gesicht ab – was dem Immunes den Hauch eines Grinsens entlockte, das allerdings zu kurz zu sehen war, als dass Hadamar hätte entscheiden können, ob es gutmütig war oder schadenfroh. Es reichte allerdings, um ihm einzuhämmern, dass er sich zusammenreißen musste. Und was war schon dabei? Er schwang doch ständig große Reden vor seinen Kameraden, da hatte er noch nie ein Problem damit gehabt. So ein Riesenunterschied konnte da doch nicht sein, ob er das jetzt einfach so tat, oder in einem offizielleren Rahmen... Und irgendwann würde er sowieso da durch müssen. Je eher er das erste Mal hinter sich brachte, desto besser – und er vermutete, dass es auch klüger war aus Sicht hinsichtlich der Legionäre. Würde blöd kommen, wenn der neue Optio sich Tage Zeit ließ, bis er sich vorstellte. Was ihn darauf brachte, dass er sich nicht nur den Tirones, sondern auch den übrigen Milites würde vorstellen müssen, so bald wie möglich, und nicht nur informell... wobei er keine Ahnung hatte, ob der Centurio da irgendwas geplant hatte. Musste er ihn fragen, dazu hatte er noch keine Gelegenheit gehabt, weil er sich gleich in die Arbeit gestürzt hatte. Ansonsten... könnte er das mit dem Vorstellen nachher einfach irgendwann machen. Oder halt, noch besser: am nächsten Tag. Beim Morgenappell. Aber die Gelegenheit sich den Tirones vorzustellen, mit denen er ja doch viel zu tun haben würde, sollte er gleich nutzen. „Äh. Klar!“ antwortete er also und nickte zu den Trainierenden hin. „Legen wir los.“

    Hadamar kratzte sich kurz am Kopf und überlegte. „Hm“, machte er. Wäre wohl ein wenig peinlich, wenn er das jetzt zugeben würde, dass er... das nicht wirklich wusste. Eines allerdings wusste er: „Sie trägt eigentlich selten Schmuck. Nur zu besonderen Anlässen.“ Während der Arbeit war das Zeug dann doch eher hinderlich. Aber was hatte sie getragen, als sie seinen Mannwerdungs-Ritus gefeiert hatten? Er wusste es nicht. „Ich würd aber sagen, dass eher schlicht ihr Ding ist“, antwortete er dann trotzdem. So wie er seine Mutter kannte, stimmte das vermutlich auch. Er wusste nur nicht so genau, was ihr da gefiel, denn auch unter den eher schlichter aussehenden gab es noch eine große Auswahl... „Sie... hm. Sie ist meistens für die Familie da, lebt draußen, auf dem duccischen Landgut. Sie geht selten in die Stadt und so“, beschrieb er sie ein wenig, in der Hoffnung, das Mädel würde was damit anfangen können. Frauen schienen da irgendwie immer einen sicheren Griff zu haben, sicherer jedenfalls als der von ihm. Oder von anderen Männern.


    Er erwiderte ihr Lächeln, das ein wenig amüsierter zu schien als zuvor, was ihm allerdings nichts ausmachte – selbst wenn sie über irgendetwas lächeln mochte, was er gesagt hatte. „Petronia Octavena“, wiederholte er stattdessen und neigte leicht den Kopf. „Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen.“ Als sie sich eine Strähne aus dem Gesicht strich, beschloss er die Gelegenheit zu nutzen. Sie schien ihn ja offenbar ganz nett zu finden, insofern... nun, das Risiko war es wert. Im schlimmsten Fall scheuerte sie ihm eine, in einem weniger schlimmen ging sie einfach weg, aber wenn es gut lief, gefiel es ihr. „Warte, du... du hast da ne Locke vergessen“, schmunzelte er also flüchtig und streckte seine Hand aus, um besagte Locke – die eigentlich gar nicht existierte, weil sie die ganze Strähne erwischt hatte, aber vielleicht fiel ihr dieses Detail ja gar nicht auf... – ebenfalls hinter ihr Ohr zu streichen. Und sie dabei unweigerlich zu berühren, ihre Wange, ihr Ohr, und schließlich ihre Hand, die ebenfalls noch erhoben war.

    Hadamar presste die Lippen aufeinander, als Corvinus darauf beharrte, dass Sönke... offenbar... schlecht war. War er das wirklich? Hadamar konnte das nicht wirklich glauben, er kannte Sönke sein ganzes Leben lang... gut, er hatte sich nicht wirklich Gedanken darüber gemacht, wo sie beide standen, wer was wie gut konnte, aber dafür hatte es auch nie wirklich irgendeinen Anlass gegeben. „Ah geh, nen Idiot bin ich immer noch“, grinste er, und obwohl seine Stimme immer noch scherzhaft klang, schien der rechte Schwung zu fehlen. „Und Sö- Madarus hat keinen Biss, oder wie?“ So lange hatte Sönke davon geschwärmt, geträumt, zur Legion zu gehen. Wenn einer Enthusiasmus zeigen müsste, dann doch eigentlich er...




    In Ordnung. Offensichtlich konnte er nichts helfen. In jedem Fall reagierte Corvinus überhaupt nicht auf seine Frage, sondern machte in aller Seelenruhe weiter, säuberte seine Utensilien und verstaute die Tafel schließlich in einem Holzkästchen. Anschließend meinte Corvinus nur, dass alles fertig sei... aber er die Schalen mitnehmen könne. Bevor er sich umdrehte und davon ging.
    Verdutzt sah Hadamar ihm hinterher – zu verdutzt, um ihm noch irgendwas nachzurufen. Erst als er schon fast verschwunden war, murmelte Hadamar: „In Ordnung...“ Trotzdem blieb er noch ein paar Augenblicke stehen – und kratzte sich dann am Kopf. Erst danach bückte er sich nach den Schalen und wandte sich ebenfalls um, um zur Unterkunft zurück zu gehen.




    Während sie zunächst zwischen ihm und der Kette hin und her sah und schließlich sein Lächeln erwiderte, fiel Hadamar auf, wie hübsch das Mädel war. Ursprünglich hatte er sich nur Entscheidungshilfe holen wollen, von jemand Sachverständigem – also von einer Frau. Aber die hier sah noch dazu wirklich gut aus, und das wiederum ließ seine Gedanken wie von selbst in eine andere Richtung abschweifen. Wovon er sich allerdings nichts anmerken ließ. Er lächelte nur weiter fröhlich und ein wenig verschmitzt. „Für meine Mutter“, gab er unumwunden das zu, was er vor seinen Freunden UND vor seinen Verwandten ohne jeden Zweifel nicht nur verschweigen, sondern sogar aufs Äußerste verleugnen würde, würde ihn da wer drauf ansprechen. Vor allem wenn es um das warum ging: weil er sich entschuldigen wollte, endlich, für diesen blöden Streit den sie gehabt hatten – und an dem er Schuld gewesen war. Aber das würde er auch niemals zugeben, das hieß, nicht vor seinen Freunden jedenfalls, und auch nicht vor diversen Verwandten. Allen voran seine Schwester, die ihm schon damals übel den Kopf gewaschen hatte. Und er würde ihr ganz sicher nicht die Gelegenheit geben ihm nun aufs Brot zu schmieren, dass sie Recht gehabt hatte. Was auch der Hauptgrund war, warum er hier auf dem Markt etwas für seine Mutter kaufen wollte, und nicht etwa in der duccischen Schmuckschmiede... weil es von da aus mit Sicherheit die Runde machen würde unter Leuten, von denen Hadamar nicht wollte dass sie das erfuhren.


    Allerdings: die ganze Sache war etwas völlig anderes, wenn man einer hübschen jungen Frau gegenüber stand. Da konnte man so was sagen. Da machte es sich vielleicht sogar gut. „Mh“, machte er nachdenklich und zupfte kurz seine Militärtunika und sein Cingulum zurecht, während er den Anhänger musterte, den sie ausgesucht hatte. „Ja, sie hat hellere Augen. Blau. Da würde das gut dazu passen. Aber... meinst du nicht dass der zu breit ist?“ Er stellte gerade fest, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, was seiner Mutter gefallen mochte. „Ich bin übrigens Lucius Duccius Ferox. Und du?“

    Mit gemischten Gefühlen hörte Hadamar dem Legaten zu – zum einen war da nach wie vor das Gefühl, zu wenig zu wissen, um sich da wirklich eine eigene Meinung bilden zu können. Der Legat war einfach... er sagte so viel, und er drückte sich so gewählt aus. Und nutzte Begriffe, die Hadamar immer noch wenig sagten – wer oder was waren beispielsweise die Vestalinnen?
    Zum anderen war da aber auch die Stimmung... und die war sowieso bei einem Appell in gesamter Truppenstärke eine besondere – und war es umso mehr, wenn wie jetzt immer mehr Soldaten begannen, auf ihre Schilde zu schlagen, als der Legat zum Abschluss dann doch sehr klare Worte fand, die eindeutig waren: unser Feind sitzt auf dem Thron. Und wir stoßen ihn herunter. Hadamar brauchte einen Moment länger, fast eine Winzigkeit zu lang dafür, dass er nicht mehr irgendwo mitten in der Masse stand und darin unterging, aber dann schloss auch er sich seinen Kameraden an, und hörte erst auf, als der Legat nach Ruhe verlangte. Und verkündete, dass Cornelius Palma der rechtmäßige Kaiser war. Und wer auch immer Cornelius Palma nun war – Hadamar ging einfach mal davon aus, dass der Legat mit seiner Meinung schon Recht haben würde. Und stimmte in die Rufe der anderen mit ein. Schon allein, weil er ja jetzt Vorbildfunktion hatte und so. Nachdenken konnte er später immer noch, und sich vielleicht mit wem unterhalten... aber jetzt ging es doch erst mal um die Gemeinschaft, die Einheit der Legion. Und der Jubel, die Rufe nach ihrem Kaiser und die Schildklänge bauten durchaus eine entsprechend mitreißende Atmosphäre auf. „Für Cornelius Palma“, brüllte er und riss seine freie Faust in die Höhe.

    Mit langen Schritten strebte Hadamar über den Markt. Die frisch gewonnene Freiheit als Optio hatte er für einen Ausgang genutzt, wenn auch freilich mit ordnungsgemäßer Abmeldung – natürlich, bei der erhöhten Wachsamkeit im Lager momentan. Aber bevor sie tatsächlich loszogen, gab es noch eine Sache, die er erledigen musste... und um diese Sache zu erledigen, musste er vorher etwas besorgen. Wobei, müssen war das falsche Wort – er wollte etwas besorgen.


    Grübelnd stand er vor einem Stand mit Kleinkram und Schmuck und nahm mal dieses, mal jenes in die Hand, konnte sich aber nicht so recht entscheiden. Weil er halt einfach keine Ahnung hatte, nicht die geringste, was er nehmen sollte. Mit einem eher zweifelnden Gesichtsausdruck nahm er eine Kette in die Hand, fein gearbeitet, mit bräunlich glänzenden Steinen. Als er für einen Moment hochsah, fing er den Blick einer jungen Frau auf, die in seiner Nähe stand und sich umsah – und traf spontan einen Entschluss. Mit seinem charmantesten Lächeln auf den Lippen trat er auf sie zu. „Entschuldige bitte... hast du einen Augenblick Zeit? Ich könnte deine Hilfe gebrauchen.“ Er hob die Kette hoch. „Was hältst du von der hier?“

    „... und hier haben wir die Unterlagen zu jedem einzelnen Miles unserer Centurie“, schloss Verus. Und sah Hadamar abwartend an.
    Dem schwirrte der Kopf. Gewaltig. Er hatte ja noch nicht mal ganz verdaut, dass er jetzt Optio war. Aber sich an diesen Gedanken zu gewöhnen, dafür hatte er kaum Zeit. Weil ein Riesenhaufen Arbeit auf ihn wartete, und unzähliger anderer Dinge, die er erst mal kennen lernen musste, um zu wissen, was genau zu seinen Aufgaben gehörte und wie er die am besten erledigen konnte Aber das war alles so viel, und der Scriba erzählte ihm noch viel mehr, auch Sachen, die er dann gar nicht würde erledigen müssen, aber als Optio, meinte Verus, müsse er das trotzdem alles wissen. Und Hadamar... nun ja. Dem schwirrte, wie schon erwähnt, der Kopf. Dass mehr dazu gehörte, eine Centurie zu verwalten, als nur die Dienstpläne zu schreiben und den Sold auszugeben, war ihm ja klar gewesen, aber dass da so viel dazu gehörte... „Und... ähm. Was genau gehört da zu meinen Aufgaben?“
    „Du gibst mir die Anweisungen des Primus Pilus weiter... und deine eigenen, falls du welche hast. Einträge bei bestimmten Milites, Extrasold als Belohnung, Änderung der Dienstpläne, solche Sachen. Die Informationen darüber bekomme ich von dir. Du bist für den Inhalt der Unterlagen verantwortlich, daher solltest du regelmäßig prüfen, ob ich meine Arbeit auch vernünftig mache.“ Verus zwinkerte ihm gutmütig zu, und Hadamar grinste schwach – und ziemlich schief. Er fürchtete eher, dass er Kontrolle durch Verus brauchte, ob er seine Arbeit auch vernünftig machte. „Centurio Artorius wird dir sicher etwas Zeit zur Einarbeitung zugestehen“, fuhr Verus fort, als hätte er Hadamars Gedanken gelesen – aber sich vorzustellen, was er dachte, war vermutlich nicht allzu schwer. Die Dienstpläne erstellst du in Rücksprache mit ihm – du machst die Entwürfe, er korrigiert sie eventuell und gibt sie frei. Für die Veröffentlichung bin dann ich zuständig“, erläuterte der Scriba weiter. „Gleiches gilt für die Ausbildungspläne. Je nachdem wie sehr du das Vertrauen des Centurio gewinnen kannst, wird er dir im Lauf der Zeit manche Entscheidungen ganz überlassen, ohne sie noch mal zu prüfen vorher. Die Ausbildungspläne sind ein typisches Beispiel dafür, damit fangen die Centuriones recht bald an, sie die neuen Optiones eigenverantwortlich schreiben zu lassen.“
    „Aha“, machte Hadamar. Ausbildung. Das war ein weiterer Punkt, damit würde er sich auch noch beschäftigen müssen. Wie um alles in der Welt brachte man Tirones was bei?
    Jetzt grinste der Veteran. „Du machst das schon.“
    „Ich bin mir da nicht ganz so sicher“, antwortete Hadamar düster.
    Verus schüttelte den Kopf. „Der Primus Pilus wird seine Gründe gehabt haben, dich zu ihm holen. Er traut’s dir zu – liegt an dir, ob du ihn enttäuschst.“
    Na super. Einen Zuspruch dieser Art hatte er jetzt gerade noch gebraucht. Als ob er nicht sowieso schon das Gefühl hatte, dass ihm das alles über den Kopf wuchs, und das an seinem ersten! Tag hier – nein, die ohnehin schon latent vorhandene Befürchtung, dass er sich unendlich blamieren und das Vertrauen des Centurio enttäuschen würde, sprang plötzlich aus ihrem Versteck und schlug ihre Krallen tief in sein aktuell etwas angeschlagenes Selbstvertrauen. „Also“, seufzte er und ging noch mal durch, was der Scriba ihm gezeigt hatte. „Das hier sind die Unterlagen zum Sold, damit hab ich in der Regel nichts zu tun...“

    Hadamar war sich nicht ganz so sicher, aber irgendwie war kurz ein seltsamer Ausdruck auf Corvinus' Gesicht zu sehen, bevor der sich wieder abwandte und fortfuhr mit seinen Riten. Ein paar andere kommen noch ein wenig verspätet und erhielten wie die anderen zuvor auch was mit dem Blut auf die Stirn gemalt und sagten ein Sprüchlein auf, dann, nach und nach, verteilten sich die Legionäre wieder, bis schließlich nur noch Corvinus und Hadamar zurück blieben. Fertig war der Kamerad allerdings immer noch nicht – eine ganze Weile noch betete er, Hadamar konnte ihn murmeln hören, und malte hin und wieder etwas in die Luft, auf seine Stirn oder auf die Tafel. Hadamar wartete auch das geduldig ab, und erst als Corvinus offensichtlich fertig war und mit dem Aufräumen begann, trat er näher zu dem Kamerad. „Kann ich dir was helfen?“




    Hadamar runzelte leicht die Stirn, als Corvinus eine Sache ansprach, über die er selbst so noch nie nachgedacht hatte. Aber was er sagte, klang logisch – dass ein Kampf gegen eine andere Legion schwieriger werden würde als gegen andere Gegner, weil sie ja das gleiche Training hatten, weil sie genau wussten, was der jeweils andere konnte, wie er kämpfte, welche Taktiken er verfolgte... Andererseits: sie konnten ja nichts daran ändern. Wenn sie gegen andere Legionen in den Krieg zogen, dann würden sie das tun, das war nicht ihre Entscheidung. Deswegen zuckte er auch jetzt nur leicht die Achseln. „Wir werden ja sehen, ob wir wirklich gegen andere Legionen antreten müssen...“


    Danach nickte Hadamar... und verzog zugleich das Gesicht. Sönke von minderer Qualität? Die schwache Stelle? Oh nein, das hörte er nicht gern. Gar nicht gern. Er hatte keine Ahnung, wie Sönke sich machte, aber er war und blieb ein Freund, und allein deshalb hätte Hadamar ihn wie von selbst in Schutz genommen. Außerdem war Sönkes Familie in der Munt der seinen, und man hatte Verantwortung gegenüber seinen Muntlingen – was Sönke selbst zwar nicht mehr war, aber es war lange so gewesen. Und zu guter Letzt wusste Hadamar ja aus eigener Erfahrung, wie hoch Corvinus die Messlatte legte...
    „Morgen also.“ Als er dann aber sprach, klang seine Stimme locker, fast scherzend. „Na, so schlecht wird er ja kaum sein.“ Hadamar grinste flüchtig. „Gibt bei allen Tirones welche, die am Anfang keine Ahnung haben. Ich war ja auch so einer.“




    Wie angeordnet marschierten die Centurien nach und nach zur geforderten Stunde auf den Campus, um dort Aufstellung zu nehmen für den Appell. Es fühlte sich absolut ungewohnt an, nicht in der Rolle von einer von den vielen zu sein, die kontrolliert wurden... sondern zu den paar Hanseln, die kontrollierten. Aber die I war gut getrimmt, glücklicherweise, weswegen es für Hadamar nicht allzu viel zu meckern gab, und so liefen sie nacheinander auf dem Campus auf und bezogen ihre gewohnten Plätze, wo sie in Haltung stehen blieben. Und auf den Legat warteten.

    Zu sagen, dass Hadamar nervös wäre, wäre wohl noch untertrieben. Er war erst seit ein paar Tagen Optio, und... nun ja. Das war noch extrem ungewohnt für ihn. Er hatte sich noch nicht getraut, den Centurio zu fragen, warum er ausgerechnet ihn ausgesucht hatte... und er war sich nicht sicher, ob er sich das je trauen würde. Aber klar war, dass er sich würde anstrengen müssen, unglaublich anstrengen, um dieser Beförderung auch gerecht zu werden. Wirklich gerecht. Der Primus Pilus sollte nicht auf den Gedanken kommen, womöglich einen Fehler gemacht zu haben – Hadamar würde im Boden versinken, wenn er ihm irgendwann um die Ohren hauen würde, dass er doch ungeeignet war... oder auch nur, dass er sich mehr würde anstrengen müssen. Nein, das kam nicht in Frage, und deswegen hatte Hadamar seine ersten Tage als Optio damit verbracht, sich alles, aber auch alles haargenau anzusehen, und seine Abende damit, seine neuen Stubenkameraden auszufragen. Den Scriba vor allem – der war ein netter, älterer Kerl, hatte nur noch wenige Jahre Dienst vor sich... den hatte er gelöchert. Am liebsten hätte er auch noch mit seinem Vorgänger gesprochen, aber der war ja nun selbst Centurio, und irgendwie traute Hadamar sich auch nicht, den anzusprechen. Naja, aber: der Scriba war ja da, und den hatte Hadamar bisher bei jeder sich bietenden Gelegenheit gefragt, was denn alles genau zu den Aufgaben des Optio gehörte, neben den offensichtlichen, die man so als Legionär auch mitbekam. Und das war eine Menge... was eine Menge Arbeit bedeutete, durch die Hadamar noch nicht einmal ansatzweise durchgestiegen war. Was seiner Befürchtung nur noch mehr Nahrung gab, dass er nicht gut genug sein könnte...


    Und heute gab es ein gemeinsames Training – nicht nur gemeinsam mit den anderen Doppelcenturien der I. Cohorte, sondern auch denen der II. Hadamar stand vor seiner Centurie, wie die anderen Optiones auch, fühlte sich da irgendwie wie auf dem Präsentierteller und richtete seine ganze Konzentration auf Massa, der das Geschütztraining gerade begann.


    Einer der Legionäre aus der II. Centurie der I. Cohorte – ein junger, gerade erst vom Tiro befördert worden – trat nach vorne und salutierte. „Der Onager dient dazu, Steinkugeln oder ähnliches zu schleudern. Der Vorteil des Onagers ist, dass er vielseitig eingesetzt werden kann, sowohl zur Belagerung als auch gegen feindliche Truppen. Nachteil ist, dass ein Onager in der Regel schwer zu transportieren ist, Centurio.“


    Sim-Off:

    Da Madarus diese Woche nicht mehr online kommt, hab ich mir gedacht ich fang schon mal an :)

    Hadamar deutete ein leichtes Kopfschütteln an, als Corvinus scheinbar fragend zu ihm sah. Er war neugierig, aber mitmachen? Da war er sich nicht ganz so sicher, ob er das wollte. Er war sich auch nicht ganz so sicher, ob seine Götter das so gut fänden. Hatte Corvinus nicht was davon erzählt, dass der Gott, den er anbetete, der einzige sein wollte? Oder war das irgendeine andere Sekte gewesen von irgendwelchen seltsamen Leuten? Nee, Hadamar hielt sich lieber an das, was er kannte, und dann vielleicht noch ein paar der römischen Götter, die kannte er immerhin auch... und die gab es wenigstens in Koexistenz mit denen seiner Familie, seiner Ahnen.




    Schweigen. Und steigende Anspannung. Bis plötzlich etwas durch die Luft zischte, und Hadamars Gegners heftig zusammenzuckte, bevor der Decurio anfing zu brüllen. Und gleich darauf zu Hadamar kam, den der Schlag aber immerhin nicht unvorbereitet traf. Trotzdem zuckte auch er zusammen, als der Stock quer über sein Gesicht zog.


    Kameraden schlagen sich nicht. Der hatte gut reden, dachte Hadamar missmutig, und erinnerte sich daran, wie die drei ihn provoziert hatten. Es gab Situationen, die musste man mit den Fäusten klären. Und was war schon gegen eine kleine Schlägerei einzuwenden? Wenn sie sich auf dem Übungsplatz mit dem Gladius verdroschen, hatte ja auch keiner was dagegen einzuwenden. Allerdings hütete er sich, auch nur irgendwas davon laut zu sagen. Und als der Decurio seine Wanderung wieder aufnahm und hinter sie ging, wagte es keiner der beiden sich zu rühren – bis sie plötzlich einen Tritt in die Kniekehlen bekamen, der sie zu Boden beförderte. Hadamar zog scharf die Luft ein und verlor so sehr das Gleichgewicht, dass er sich mit einem Arm kurz abstützen musste, bevor er sich wieder aufrichten konnte und gerade auf dem Boden kniete. Der andere hatte sich leichter wieder gefangen – allerdings hielt der es jetzt nicht mehr aus. Sein Kopf zuckte ganz leicht zur Seite, wie um nach hinten zu sehen, führte die Bewegung allerdings nicht ganz so – stattdessen murmelte er aber: „Der da ist die Schande!“ Obwohl gemurmelt, war der Kommentar in der Stille doch ziemlich gut zu verstehen, und nun war es Hadamars Kopf, der herumruckte, als er dem anderen einen wütenden Blick zuschoss.




    Sowohl Hadamar als auch sein Gegner rappelten sich auf, langsamer als sie sich gerade noch während der Prügelei bewegt hatten. Einmal rausgerissen aus dem Kampf, machten sich bei beiden die mittlerweile zugefügten Blessuren schmerzhaft bemerkbar. Trotzdem standen sie immer noch so schnell wie möglich auf, und gingen auch so stramm wie möglich in Haltung. Aus dem Augenwinkel musterte Hadamar den Offizier kurz, der ihm vage bekannt vorkam – genau, das war doch der, der in seiner Ausbildung für den Reitunterricht zuständig gewesen war. Der hatte damals schon etwas griesgrämig gewirkt... aber das war nichts im Vergleich zu der Miene, die der Kerl jetzt zog. Hadamar hätte am liebsten den Kopf eingezogen, aber das ließ er lieber bleiben. Egal in welcher Situation, solange kein rührt euch kam, hatten sie stramm stehen zu bleiben. Und das galt noch mal ungleich mehr, wenn man in Ärger geriet. Und so wie der Decurio hier herumstolzierte, wagte Hadamar es noch nicht einmal, sich das Blut abzuwischen, das von der Platzwunde über seiner rechten Augenbraue herunterlief.
    Und das vielleicht Schlimmste war: das Schweigen. Der Decurio schwieg – und auch sonst traute sich keiner irgendeinen Mucks zu machen. Die gefühlte Temperatur war irgendwo unter dem Gefrierpunkt angelangt, und es gab wohl mehr als nur einen Legionär in dem Kreis, der sich an einen anderen Ort wünschte... und zugleich gespannt darauf war, was gleich passieren würde. Denn dass sich der Ärger auf die beiden Kämpfer richten würde – vorausgesetzt kein anderer machte irgendwas Dummes und lenkte die Aufmerksamkeit auf sich –, war klar.