Beiträge von IULIA ULPIA DRUSILLA

    Das Bemühen trotz der Unsicherheit, was den Kaiserhof anging, entlockte der Kaiserin ein Schmunzeln.
    "Der Magister Officiorum", bestätigte sie ihn. "Die Wache wird vorübergehend sicher gut darauf achten."


    Sie versuchte sich an das Schreiben von Valentin zu erinnern, es war doch schon einige Wochen her.
    "Geschäfte bringen dich nach Rom?"

    Sie nahm die Urkunde entgegen und betrachtete sie. Ihre Freude über das Geschenk war deutlich zu erkennen.
    "Ein Pferd aus eurer eigenen Zucht? Ich danke euch vielmals.
    Wo habt ihr es gelassen? Ich möchte es mir danach gerne ansehen."

    Die Tür wurde geöffnet und der Gast konnte eintreten. Der Kaiserin wurde der Gast natürlich davor gemeldet. Sie stand auf um ihn zu begrüßen.
    In einem Brief hatte Duccius Germanicus den Besuch eines Verwandten in Rom angekündigt und sie war bereits gespannt auf ihn. Mit einem freundlichen Lächeln stand sie da und wartete bis er ihr entgegen kam.


    "Sei gegrüßt!"

    Die Tänzer, die mir ihrer Darbietung in der Mitte des Saals begonnen hatten, und auch der gerade frisch aufgetragene nächste Gang, zogen die Aufmerksamkeit vieler auf sich und einige Gespräche verstummten.


    "Wir freuen uns bereits darauf."
    Sie nahm sich einen Happen und blickte zu Hungaricus, da Crassus ihn gerade angesprochen hatte und erwartete eine Bemerkung von ihm.

    Die höfliche Begrüßung des Viniciers hatte sie hinter sich gebracht, als Crassus zu ihnen stieß.
    "Caecilius Crassus, eine Freude dich endlich kennenzulernen." Mit einem Kopfnicken und einem Lächeln begrüßte sie den neuen Praefectus Praetorio.
    "Schon an den Gedanken gewöhnt, plötzlich in dieser einflussreichen, nicht ungefährlichen Position gerutscht zu sein?"
    Sie deutete einem Sklaven, die Gläser zu füllen.
    "Dürfen wir uns auf eine kleine Ansprache von dir freuen? Ich denke einige der Gäste erwarten das von dir", sprach sie gut gelaunt. Sie hatte bisher noch nicht viel Ahnung vom Charakter des neuen PP, auf den ersten Blick erschien er ihr aber nicht als ein Mann großer Worte.

    Die meisten Gäste hatten schon Platz genommen und darauf hatte die Kaiserin auch gewartet.
    Mit hohem Haupt schritt sie vom Peristyl kommend durch den Saal. Sie warf dem einen oder anderen Bekannten einen lächelnden Blick zum Gruß zu und kam dann am Platz des Kaiserpaares, wo auch der Ehrengast und dessen Gattin bereits lagen, an.
    "Hungaricus, Livia! Es ist mir wirklich eine Freude, euch zu diesem Anlass begrüßen zu dürfen.
    Verzeiht mein spätes Erscheinen!"

    Einen Grund dafür nannte sie nicht. Es gab auch keinen, bis auf die Tatsache, dass es ihr ab und an zuwider war, bei Ansprachen ihres Gatten nutzlos daneben stehen zu müssen.


    Sie nahm nebem ihrem Gemahl Platz und flüsterte ihm leicht verstimmt zu: "Wollte man mit dem Mahl nicht mehr auf mich warten?"


    Sie setzte wieder ein Lächeln auf ihr Gesicht und wandte sich an das Paar: "Wie geht es euch beiden nun?"

    Eine junge Dienerin der Kaiserin klopfte ans Officium und trat ein.


    "Salve. Ich habe hier ein Schreiben der Kaiserin. Es geht nach Germanien.
    Den Rest sollst du ohnehin wissen.



    Valentin Duccius Germanicus
    Casa Duccia,
    Mogontiacum, Germania


    Ich hoffe dir und deiner Familie geht es gut.


    Hab Dank für deine ausführlichen Berichte aus Germanien, die immer wieder mein großes Interesse finden.


    Die fehlende Information über den Hergang der Aufbauarbeiten in Raetia klang beunruhigend. Doch wie es der Zufall wollte, kam wenige Tage nach deinem Schreiben ein Bericht von der Provinzverwaltung Germaniens, worin der Legatus Augusti kurz die Fortschritte der Arbeiten der Legio dort beschreit. Er berichtet dabei von nichts Außergewöhnlichem.


    Vom Tempelraub in Mogontiacum wurde ich auch von anderen Seiten berichtet, wobei ich jedoch überzeugt bin, auch die Anwesenheit des Pontifex in der Provinz hätte die Diebe nicht daran gehindert. Es scheint allgemeine Unruhe in der Götterwelt gegeben zu haben, auch in anderen Tempeln kam es in letzter Zeit zu Diebstählen und das römische Volk hat die unbedingte Aufgabe, sich mehr um die Religion zu kümmern. Leider bist du hierbei nicht unbedingt der richtige Ansprechpartner, doch dein Urteil über den Pontifex Germaniens trägt zu meiner Beruhigung bei.


    Deine Ausführungen über die Verwaltungsarbeit des Legatus Augusti pro Praetore habe ich mit dem Kaiser selbst besprochen. Er weiß um verschiedene Kritik, die es um Meridius in der Verwaltung bereits gab, doch ist er von seinen Fähigkeiten überzeugt. Ich hoffe es wird möglich sein, dass sich alle miteinander arrangieren und vielleicht auch Aussprachen helfen, Differenzen zu glätten.


    Der Aushang des Aedilen hat, dessen sei dir gewissen, auch hier in Rom für Unruhe gesorgt. Beschwerden gegen ihn wurden wahrgenommen, doch kann ich dir leider nicht sagen, wieweit diese in Bearbeitung sind. Es wird jedenfalls Folgen für ihn haben.


    Was deine persönliche Zukunft betrifft, sehe ich für dich, wenn du dich für einen Gang nach Rom entschließt und du Interesse daran hast, ohne Zweifel eine erfolgreiche Karriere in der Politik Rom. Der Cursus Honorum und Rom lebt von engagierten Männern, so wie ich dich kennenlernen durfte. Doch auch wenn du dich nicht für den Einstieg in die Politik entschließen kannst, bin ich mir sicher, einen geeigneten Posten für dich zu finden. Da du mit dieser Veränderung erst mittelfristig rechnest, kann man dann, wenn du einen Nachfolger hast, sich noch näher damit beschäftigen. Wobei dir Rom auch verzeihen würde, wenn du dich doch dafür entschließt, in Germanien zu bleiben und auf andere Weise der Provinz zu dienen. Es liegt bei dir, meine Unterstützung hast du.


    Deinem Cousin Ancius Duccius Munatianus wünsche ich eine gute Reise, er wird gerne von mir empfangen werden.


    Mögen die Götter euch beschützen!



    Iulia Ulpia Drusilla



    Die kleine Unstimmigkeit des Berichtes, was die Auszeichnungen betraf, war auch ihr davor aufgefallen, doch wollte sie beim Zitieren des Briefes die Sätze nicht unnötig verstümmeln.
    Was ihr Gemahl über andere Gerüchte erzählte, ließ sie hellhörig werden.


    "Vielleicht fehlt es ihm auch nur ein wenig an passender Diplomatie im Umgang mit der germanischstammigen Bevölkerung oder ziviler Verwaltung.


    Doch wenn du keine Bedenken was seinen Einsatz als Legatus pro Praetore betrifft hast, so sollen auch meine zerstreut sein."


    Sie hatte den Brief inzwischen wieder gefaltet und lächelte Lucius zu.
    "Ich denke ich habe dir genug deiner kostbaren Zeit, die du eigentlich ohne Regierungsgeschäfte verbringen möchstest, gestohlen und werde dich wieder mit deinen Schriften alleine lassen."

    "Die Information über Raetia dürfte scheinbar wirklich sehr vernachlässigt werden, wenn auch du nichts davon weißt. Es wird wohl an der Organisation liegen.


    Details zu den Klagen über den LAPP gingen auch mir nicht wirklich zu."
    Sie öffnete nun den Brief und begann zu zitieren:
    "... wieder Gerüchte auf den Straßen hört bezüglich Unmut und Unwillen, weil der Legat wohl sehr sparsam in Lob und Beförderung ist. Letzteres ist auch ein stetiges Wundernis in anderen Bereichen, teilweise hinter vorgehaltener Hand, teilweise auch offen. So wurde bemängelt, das Auszeichnungen plötzlich für nichts vergeben werden und der LAPP wohl der erste LAPP ist, der einen eigenen Magister Officiorum benötigt, damit er seine Verwaltung überhaupt auch nur ansatzweise geregelt bekommt. Hier und da fragt man sich, sowohl offen als auch im Geheimen, ob Meridius überhaupt geeignet für diesen zivilen Posten ist, da er ja scheinbar nicht ohne immensen Aufwand neuer Posten und Hilfen diesen hinbekommt, während seine Vorgänger sich mit diversen Scribae zufrieden gaben und die Arbeit dennoch gut erledigt bekamen."
    "Ich denke, du kennst Meridius recht gut um abzuschätzen, ob etwas an diesen Beschwerden ist. Es ist auch das erste Mal, dass mir von Duccius überhaupt von der Arbeit des LAPP berichtet wird.
    Jedenfalls dachte ich mir, es interessiert dich, was über ihn gedacht wird.



    Ob es sich wirklich um den Sohn des Prätors ist, stand scheinbar noch nicht fest und wird noch genauer untersucht werden."

    Ohne den Brief zu öffnen, begann sie zu berichten, was ihr von Germanicus mitgeteilt wurde.
    "Vom Tempelraub in Mogontiacum hast du scheinbar schon von anderen Quellen gehört. Es soll in der Abwesenheit des Pontifex passiert sein, doch die Aussagen Duccius' über die Arbeit des Pontifex sind äußerst positiv. Es scheint Vorwürfe gegen ihn gegeben haben, da Duccius es ausdrücklich erwähnte."


    Den Teil mit der abgebrannten großen Taverne übersprang die Kaiserin bei der Aufzählung.


    "Etwas Unmut gibt es anscheinend in der Verwaltung über den Statthalter.
    Der Informationsfluss zwischen Verwaltung und der Legio soll recht dürftig sein. Es wird beklagt, dass ihnen von den Fortschritten der Legionen in Raetia nichts berichtet wird. Die Organisation der Verwaltung durch Meridius soll im Vergleich zum seinem Vorgänger übertrieben aufwendig sein.
    Auch über zu zurückhaltende Beförderungen und Lob seinerseits soll es Beschwerden gegeben haben.
    Ich dachte, dies würde dich sicherlich interessieren.


    Außerdem wird berichtet, dass ein ranghoher Offizier getötet aufgefunden wurde. Es soll der Sohn des Praetors Prudentius Commodus gewesen sein. Wusstest du davon?"

    Mit einem sanften aber mahnenden Blick sah sie ihn an. "Es würde dir gut tun, dir Zeit dafür zu nehmen, auch wenn es nur eine Runde durch den Garten ist."
    Der Ausdruck auf ihrem Gesicht wandelte sich wieder in den gewohnten neutralen Blick der Kaiserin.
    "Wirst du eigentlich gut aus Germanien informiert?"
    Sie machte eine kleine Pause, bevor sie weiterspracch.
    "Ich denke ich habe dir davon erzählt, dass ich Duccius Germanicus seit kurzem zu meinen Klienten zähle. Er ist Duumvir in Moguntiacum, du wirst ihn wohl kennen.
    Von ihm erhalte ich regelmäßig Informationen aus Germanien, was zum Teil doch sehr interessant ist, ich denke auch für dich."

    Auch wenn er es vor anderen Menschen bewundernsvoll gut zu verbergen vermag, kann sie ihm doch die Anstrengung seines Tages ansehen.
    Sie schenkt ihm ebenfalls ein Lächeln und nimmt in seiner Nähe Platz, immer noch den Brief in ihrer Hand.


    "Du weißt wie meine Tage sind. Nicht sonderlich aufregend, dennoch lässt Roms Leben einem nur wenig Ruhe.


    Wie war der deine? Mir scheint, in letzter Zeit herrscht ein reger Verkehr in deinem Audienzsaal."


    Nachdem er wohl hier ist um sich vom Tagesgeschäft abzulenken, möchte sie ihn nicht gleich mit ihren Anliegen belästigen.

    Mit einem Schreiben aus Germanien, das die Kaiserin vor kurzem erreicht hatte, begab sie sich in die private kaiserliche Bibliothek. Nach Audienzen und anderen Geschäften hatte er die Angewohnheit, sich in ruhigen Stunden hier niederzulassen. Hier ergab sich oft die beste Möglichkeit für ruhige Gespräche mit ihm und sie hoffte ihn hier anzutreffen. Zu wenig hatte sie sich in den letzten Monaten für die aktuelle Politik interessiert, das sollte wieder anders werden.

    Die Kaiserin nahm den Brief entgegen, öffnete ihn und las Duccius Germanicus als Absender. Üblicherweise ließ sie sich Schreiben gerne vorlesen, doch bei Briefen ihres neuen Klienten tat sie es gerne selbst. Sie blickte wieder zur jungen Frau.


    "Helvetia Fabia. Ich habe dich noch nie hier gesehen. Wie lange bist du schon am Kaiserhof tätig?"

    Mit einem ernsten Blick zur Cubicularia und in strengem Ton antwortete die Kaiserin: "Sie ist euch abhanden gekommen?"
    Sie wendet den Blick ab und murmelt etwas unverständliches, bevor sie wieder zu Amatia sieht.
    "Wenn sie in Germanien geflüchtet ist, werdet ihr sie kaum wiederfinden. Wenn sie gestohlen wurde, schon gar nicht. Lasst es gut sein, eine Suche rechnet sich nicht."

    Die Kaiserin erwiderte ihre Verbeugung mit einem Nicken. Als sie jedoch dann ihre Frage stellte, sah sie die Kaiserin leicht irritiert an und schüttelte den Kopf.
    “Nein. Zumindest nicht auf meinen Geheiß. Aber warum fragst du? Wo ist die Sklavin?“

    Zwei Sklaven, die im inneren des Raumes standen, öffneten auf Geheiß der Augusta die beiden großen Flügeltüren, die den Audienzraum ihrer Gemächer vom Flur trennten. Die Augusta selbst ließ sich unterdessen auf einer Kline nieder und wartete darauf, das der Besucher eintrat.

    Ein persönlicher Scirba der Kaiserin hatte zuvor noch das Vergnügen, einen diktierten Brief der Kaiserin aufzunehmen, und nun damit hierhergeschickt zu werden.
    "Salve, Magister Officiorum. Die Kaiserin schickt mich mit diesem Brief.
    Ihr sollt ihn mit der üblichen Post verschicken. Nach Germanien."





    Valentin Duccius Germanicus
    Casa Duccia, Mogontiacum, Germania




    Mit großen Freunden habe ich deinen Brief empfangen. Hab Dank für deinen Bericht über Raetia. Es ist beruhigend, laufend gute Nachrichten vom Wiederaufbau der Region zu hören.


    Was deine Einladung für den Spätsommer zu eurem Erntedankfest betrifft, muss ich euch leider mitteilen, dass es mir leider aus terminlichen Gründe nicht möglich ist, sie wahrnehmen. Gerne hätte ich wieder eure wunderbare Provinz besucht.


    Doch nun zu deinem letzten Anliegen: Deine Familie leistet seit längerem einen wichtigen Beitrag für Germania Superior, den wir nicht missen möchten. Noch nichts Schlechtes kam mir von eurer Arbeit zu Ohren und auch mein letzter Besuch und deine Bemühungen sind mir noch immer äußerst positiv in Erinnerung. So werde ich deinem Anliegen nachgeben. Wenn du oder deine Familie Unterstützung braucht, kannst du an mich herantreten.
    Was ich dafür von dir verlange, ist Treue zu Rom und dem Kaiserhaus - was ich als selbstverständlich erachte - weiterhin Berichte über die Lage in Germanien und eine neuerliche Einladung im nächsten Frühjahr.



    Vale bene


    Iulia Ulpia Drusilla