Beiträge von IULIA ULPIA DRUSILLA

    Viel Resonanz gab es auf den Brief von Seiten der Senatoren nicht, so ließ sich die Augusta auch nicht lange im Senat aufhalten und kehrte bald zurück. Sie nahm den Brief nochmals zur Hand und machte es sich auf einer Kline bequem.
    Besonders die persönlichen Fragen von Valentin an sie, beschäftigten sie noch.
    Ihre Reise nach Germanien vor einigen Monaten war in der Tat schön. Eine neuerliche Einladung erfreute sie, vor allem da sich Valentin schon beim letzten Aufenthalt wirklich große Mühen um sie gegeben hat. Auch klang der Anlass eines Erntedankfestes ein interessanter zu sein. Seine Erzählungen über dieses Fest weckten Neugier in ihr und der Begriff „Wodelsbier“ ließ sie sogar schmunzeln. Doch schien es ihr nicht wirklich angebracht, einem germanischen Fest zu Ehren derer Götter beizuwohnen. Auch andere Gründe, weshalb sie dieser Einladung nicht folgen würde, fielen ihr ein.
    Sie ließ also einen Scriba rufen und machte sich an das diktieren eines Antwortschreibens.

    Sie lächelte ihn für einen Moment nur still an.
    "Von gestohlener Zeit kann keine Rede sein, ich habe sie genossen. Es war mir wirklich eine große Freude, wieder von dir zu hören.
    Ich hoffe, du lebst dich wieder gut in Rom ein und kommst auch bald wieder auf Besuch. Ich möchte doch wissen, wo dich deine Pläne hinführen.
    Und du weiß, wenn ich dir bei etwas behilflich sein kann, sag es."

    Sie stand auf und reichte ihm ihre Hand zum Abschied mit einem leichten freundschaftlichen Druck.

    Mit einem Schreiben von Valentin Duccius Germanicus in der Hand betrat die Kaiserin die Hallen und deutete einen Scriba zu sich.
    Das Thema, Raetia wurde schon lange nicht mehr hier erwähnt und so war es nur recht, die Senatoren über die Entwicklungen dort zu informieren. Sie wies den Scriba an, dem Senat vorzulesen und die persönlichen Zeilen dabei zu überspringen.

    Augusta Iulia Ulpia Drusilla, Domus Augustana, Palatium Augusti, Roma, Italia




    Ehrenwerte Augusta,


    ich schreibe Dir heute einmal mehr um Dir einen kurzen Abriß zur Situation in Raetia zu geben und noch das ein oder andere zu erläutern.


    Die Rückmeldungen aus Raetia sind, in Anbetracht der saisonalen Tendenz relativ positiv. Die schlimmsten Seuchen scheinen vorüber und die Aufbaustimmung ist gut. Einzelne Ortschaften werden bereits wieder aufgebaut, doch fehlt es immer noch an allen Ecken und Enden. Die Legio hat einige Truppen entsandt, mit Unterstützung der Ala, die die Koordination der Hilfslieferungsverteilungen koordinieren sollen. Für diese Aktionen wurde auch ein Magistratus der Stadt Mogontiacum, Iulius Lepidus abgestellt, der mit einem Scriba in Kooperation mit der Legio die Lieferungen und Verteilungen und Gespräche vor Ort mitkoordinieren soll.
    Die Hoffnungen des Comes der Regio Raetia, mit dem ich mich während der Spiele in Colonia Augusta Treverorum hab unterhalten können, sind positiver Natur und er geht davon aus, dass im kommenden Jahr bereits viele Ortschaften wieder bewohnt sein werden. Die Felder sind teilweise immer noch verbrannte Erde, weshalb auch im kommenden Winter mit Hungersnöten gerechnet werden muss und wir wohl auf Getreidelieferungen aus anderen Provinzen zurückgreifen müssen um die Bedürfnisse dort zu decken.
    Dennoch, auch trotz kleinerer Rückschläge, kann man davon ausgehen, dass es immer weiter bergauf geht und in zwei, drei Jahren wieder alles der Situation vor dem Kriege angeglichen sein wird.


    So viel also erst einmal wieder zu Raetia. Nun habe ich noch zwei Anliegen Dich betreffend, eines davon ist eines der Stadt Mogontiacum, das Andere eines persönlicher Natur, welches Du vielleicht als anmaßend ansehen wirst, aber dennoch hoffe ich auf Dein Wohlwollen in dieser Sache.


    Das Anliegen der Stadt Mogontiacum betrifft eine erneute Einladung an Dich gerichtet. Dein Besuch im Winter hat soviel positive Resonanz ergeben, dass die Bürger Dich unbedingt noch einmal für den Spätsommer oder Frühherbst hierher einladen möchten. Vorzugsweise, so es ir Recht ist zu einem der germanischen Feiertage, die auch hier mitgefeiert werden. Hier würden sich Leinernte und Erntedank anbieten.
    Bei Leinernte handelt es sich um ein Fest, in dem die Germanen den Abschluß der Erntezeit der Getreidefelder feiern. Die Überlieferung erzählt, daß Loki Thor's Frau Sif, der Wachstumsgöttin, die langen goldenen Haare abschneidet, die die reifen Getreidehalme symbolisieren. Jetzt in der Sommerglut wird also das Korn geerntet und nun ist es auch am meisten durch Hagel und Unwetter gefährdet. Es wird Thor um gutes Wetter bei der Ernte angerufen. Auch hier werden Kräuterbüschel geweiht und hierfür die Heilgöttin Eir angerufen.
    Bei Erntedank wird der Abschluß aller Erntearbeiten gefeiert. Hier wird den Göttern 3 Tage lang für die Ernte gedankt, Balder sinkt in Hel's Unterwelt und die Göttin der Jugend Idun wird von den Riesen entführt, was das Ende der Götter einleitet, denn sie ist die Hüterin der heiligen Äpfel, die den Göttern ewige Jugend und Unsterblichkeit schenken. Daher wird als Opfer der letzte Apfel am Baum hängen gelassen. Außerdem gibt es als Opfer an den Gotte Frey einen Eber zum Erntedankschmaus und es wird das Wodelsbier gebraut zu Ehren Wotans. Aus den letzten Korngarben auf dem Felde wird der Erntedankkranz geflochten.


    Vielleicht wird es Dir möglich sein an einem dieser Feiern die Stadt und somit die Regio und Provinz mit Deinem Besuch zu beehren?


    Der letzte Punkt für heute ist mein persönliches Anliegen, in dem ich Dich darum ersuchen möchte die Gens Duccia als Deine Klienten anzunehmen. Ich weiss, es ist ungewöhnlich und eben vielleicht anmaßend, doch hoffe ich doch, dass Du dieses Anliegen wohlwollend in Betracht ziehst. Sollte dem nicht sein, wäre ich Dir dennoch auf Ewig verbunden, würdest Du mir und damit der Gens einen guten Patron empfehlen.


    Mit den besten Wünschen verbleibe ich


    in tiefster Ergebenheit
    Valentin Duccius Germanicus



    Casa Duccia, Mogontiacum, Germania

    Die sommerlichen Temperaturen ließen anscheinend manchen Angestellten in der Verwaltung nachlässig mit seiner Arbeit werden, denn erst jetzt hatte die Kaiserin ein Schreiben aus Germanien zugestellt bekommen. Dass es schon längere Zeit in einer Ablage gelegen ist, wusste sie jedoch nicht. So machte sie es sich bequem und begann zu lesen.
    Es erfreute sie sehr, dass Valentin ihr auch noch nach langer Zeit nach ihrem Besuch noch über die Fortschritte im Wiederaufbau informierte, wo sie sich doch beim letzten Mal keine Zeit für eine Beantwortung seines Schreibens genommen hatte. Dieses Mal sollte es anderes sein.
    Doch zunächst wollte sie noch in den Senat. Zwar werden den Senatoren von verschiedenen Seiten Informationen aus den Provinzen zugeführt, doch war auf diese Quellen auch nicht immer Verlass und die Nachrichten von Valentin sollten ihnen nicht vorenthalten werden. So machte sie sich mit dem Schreiben auf in den Senat.

    Mit einem Lächeln und einem Nicken zeigte sie ihr Einverständnis.


    Sein darauf folgendes Lächeln und seine Frage ließen sie dann, ganz ungewohnt zu ihrer sonst bodenständige Art, in Gedanken versinken. An die schöne Zeit, die die beiden miteinander hatten, bevor Iulianus in ihr Leben getreten war. Ab und zu kamen ihr natürlich auch damals noch Erinnerungen an ihn, besonders wenn die Zeiten nicht die schönsten waren, doch nie hatte sie ihre damalige Entscheidung bereut.
    Ihr Anstand würde es ihr eigentlich nicht gebieten, als verheiratete Frau zuzugeben, dass ihre Gedanken ab und zu bei ihm waren, doch mochte sie ihn auch nicht enttäuschen. Es war offensichtlich, dass er sie all die Jahre nicht vergessen hatte, sein Blick, seine Fragen, sie merkte, welche Antwort er erwartete.
    "Ja. Habe ich. Nicht nur einmal."
    Doch als sie die Worte ausgesprochen hatte, bemerkte sie erst, wie sie von ihm vielleicht interpretiert würden, und versuchte die Bedeutung abzuschwächen.
    "Wir hatten immerhin eine schöne Zeit."

    Mit Freude nahm sie wahr, dass Marcellus nicht zu ihr gekommen war, um sie sich einen guten Posten zu verschaffen, sondern wohl wirklich um sie wiederzusehen. Umso mehr war sie nun natürlich geneigt ihm zu helfen.


    "Für jemandem wie dich, mit deiner Bildung und deiner Familie, sollte es kein Problem darstellen, einen geeigneten Posten zu finden.
    Ich weiß nicht, was du anstrebst und was du gerne machen würdest.
    Doch wenn ich etwas für dich tun kann, ... "

    Es wäre schade, würde er gleich wieder aus Rom in die Provinz verreisen, jetzt da man sich nach so langer Zeit wieder gesehen hat, und so würde sie sich doch einen Posten in Rom für ihn wünschen.

    Sie schmunzelte bei seinen Ausführungen. Das schöne Leben, wie er es gerade beschrieben hatte, war genau was zu ihm passte. Sie selbst konnte sich nun rückblickend betrachtet jedoch nicht vorstellen, so weitergelebt zu haben.
    Ihm schien es gefallen zu haben.
    "Und hast du bereits Pläne, was du nun in Rom beginnen wirst?"

    Auf dem Weg vom Audienzsaal in ihr Gemach konnte die Augusta doch das eine oder andere Schmunzeln nicht unterdrücken. Der Besuch von Marcellus kam überraschend, schon lange hatte sie keinen Gedanken mehr an ihn verwendet, doch umso größer war nun die Freude darüber, ihn wieder zu sehen.
    Eine Dienerin ihres Vertrauens, die bereit stand, beauftragte die Augusta darauf zu achten, nicht gestört zu werden. Dann betrat sie gemeinsam mit Marcellus ihr Gemach, der einzige Raum, den sie für private Gespräche wirklich nutzen mochte. Sie ertappte sich dabei, ganz gegen ihre eigentliche Art, leichte Nervosität dabei zu spüren, doch gab sich beste Mühe, es nicht zu zeigen. Stattdessen deutete sie ihm einen Platz und ließ sich selbst auf einem gemütlichen Stuhl nieder.
    Während sie bereits saß, nutzte sie die Gelegenheit, ihn ausführlich zu betrachten, ohne dass es ihm auffallen sollte. Die vielen Jahre haben ihn äußerlich deutlich verändert, aber noch immer schien er ihr der gleiche wie damals zu sein, und sie erinnerte sich an ihre Gefühle für ihn damals. Es war wohl einfache junge Verliebtheit und nicht mehr, und trotzdem eine schöne Zeit, die sie nie vergessen mochte.


    Doch bevor die Gedanken zu tief wurden, versuchte sie sich wieder zu besinnen und führte das Gespräch von vorhin fort.


    "Erzähl doch. Was hast du in den letzten Jahren gemacht?"

    Ihre Hand schnellte nach vorne und berührte leicht seinen Arm.
    "Bleib doch ruhig noch ", warf sie ein, um ihn nicht schon gehen zu lassen, und nahm ihre Hand wieder langsam zurück.
    "Du störst nicht. Und wir haben uns für so lange Zeit nicht gesehen."
    Sie blickte sich um und fand es plötzlich sehr ungemütlich in dem großen, karg eingerichteten Audienzsaal.


    "Komm, wir werden jedoch den Raum wechseln."
    Sie warf ihm nochmals ein Lächeln zu und begab sich zur Tür in Richtung ihres Gemaches.

    Ihr Blick verfing sich in seinen Augen, die sie nicht mehr losließen. Diese Momente, in denen sie in seinen braunen Augen versank, schienen ihr wie eine schöne Ewigkeit, doch die Vernunft brachte sie doch dazu, sich davon zu lösen.
    Sie blickte nochmals zur Tür bevor sie ihr Gesicht wieder ihm zuwandte, ohne ihn anzusehen. Was er sagte, schmeichelte ihr und ein Hauch eines glücklichen Lächelns erschien.
    "Es würde mich freuen."
    Ihr schossen plötzlich Fragen in den Kopf über geeignete Orte für Treffen mit ihm, als ob diese Treffen geheim bleiben sollten. Sie versuchte diese Gedanken wieder abzuschütteln, ihn nur freundschaftlich zu sehen, und blickte ihn wieder an.
    "Schön dich wieder zu sehen."

    Im Gedanken fiel sie viele Jahre zurück, als sie beide mehr als Freunde waren und keiner der beiden jemals damit gerechnet hätte, in die heutige Situation zu kommen. Erst jetzt wurde ihr bewusst, sie stand händchenhaltend mittem im Raum, jederzeit konnte jemand eintreten. Sie warf einen Blick zur Tür. Zwar würde ein jeder zunächst anklopfen, doch auch dann hätte die Kaiserin nicht in wenigen Augenblicken ihre Verwirrung ablegen können. Sie ließ seine Hand los und trat ein wenig zurück um distanzierter betrachten zu können.


    "Was führt dich eigentlich zu mir?"


    Sie hatte die Ahnung, er wollte sie einfach nur sehen, vielleicht sogar den Wunsch, dies von ihm zu hören.

    Als Marcellus ihr plötzlich so nahe stand und die Augusta seine Hand auf ihrer spürte, sah sie wieder auf und suchte nach seinem Blick. Die beiden standen nun einfach nur da, seine Hand auf der ihren und sagten kein Wort. Die Augen der Augusta funkelten und füllten sich leicht mit Tränen. Nach einigen Augenblicken brach sie das Schweigen.


    "Ja! Ich bin die Kaiserin! Aber ich habe auch einen hohen Preis dafür gezahlt und mein Verhältnis zu Iulianus ist schon lange nicht mehr so, wie es früher einmal war.“


    Sie verstärkte den Druck ihrer Hand etwas.


    "In letzter Zeit habe ich sehr oft an dich gedacht Lucius. Vielleicht ist es ein Zeichen der Götter, dass sie dich nun zu mir gebracht haben.“

    Die Augusta ging einen Schritt mit einem mitleidigen Blick auf ihn zu und hob die Hand, als ob sie nicht wollte, dass er weiter sprach.


    "Nein Lucius! Du musst dich für nichts entschuldigen. Wenn sich jemand entschuldigen muss, dann bin ich es. Ich war es auch, der damals eine Entscheidung über unser beider zukünftiger Leben getroffen hat und…..“


    Sie stockte wieder bei den Gedanken daran.


    “…. und dich von einen Tag auf den anderen……“


    Mit einem traurigen Blick sah die Augusta zu Boden und sprach nicht mehr weiter.

    Die Augusta wirkte immer noch etwas angespannt und man sah ihr einen Hauch von Unsicherheit an. Als sich ihre beiden Blicke trafen, hielt sie für einen Moment den Atem an. Nun war sie sich endgültig sicher, wer ihr hier gegenüberstand. Sie löste den Blickkontakt wieder und erwiderte seine Frage.


    “Es ist lange her. Hier im Palast kennt dich keiner und….“


    Sie stockte für einen kurzen Moment ehe sie weiter sprach.


    "….. und auch Iulianus hat nie von dir erfahren.“

    Kurz darauf Betrat die Augusta aus einer Seitentüre die Aula Regia und gab ihren Dienern zu verstehen, dass sie draußen auf sie warten sollten. Sie wirkte leicht irritiert und sehr nervös, als sie auf Quarto und den Besucher zuging und umso näher sie trat umso langsamer wurden ihre Schritte. Zuerst ignorierte sie den Magister völlig und starrte nur ungläubig den Besucher an, bevor sie ihn sehr zaghaft ansprach.


    “Lucius? Du hier?“


    Dann wurde ihr wieder bewusst, das Quarto noch hier stand und sie nickte ihm zu.


    "Danke Quarto! Du kannst dich jetzt entfernen.“


    Abwartend sah sie ihn an.

    Lange ist es her, dass die Augusta am Geschehen im Senat teilnahm, und sie fand, es wurde wieder Zeit, sich hier zu zeigen.
    Mit einem Brief, den sie gerade aus Germanien bekommen hatte, betrat sie die Curie und legte ihn dem Princeps Hungaricus vor.


    "Zwar ist das Schreiben an mich persönlich gerichtet, doch ich bin davon überzeugt, der Duumvir von Mogontiacum würde sich nicht daran stören, wenn es auch dem Senat vorgelesen wird. Vielleicht seid ihr auch bereits im Besitz dieser Informationen, wenn nicht, denke ich liefert dies eine wirklich gute Beschreibung der Lage in Germanien, von der unsere Senatoren wissen sollten."




    An die ehrenwerte Augusta IULIA ULPIA DRUSILLA, Domus Augustana, Palatium Augusti, Roma, Italia



    Ehrenwerte Augusta,


    es ist nun schon eine Weile her, dass Du die Provinz Germania besucht hast und noch immer spricht man hier mit Freuden darüber. Dein Besuch hat viele positive Eindrücke bei den Bürgern hinterlassen und man hofft bereits Dich wieder einmal hier begrüßen zu dürfen, wie man auch hofft den Imperator zu den demnächst stattfindenden Spielen in Colonia Augusta Treverorum zu begrüßen.
    In meiner Audienz bei Dir sprachen wir über die Geschehnisse und aktuelle Situation in Raetia. Da Du großes Interesse daran zeigtest, möchte ich Dir mit diesem Schreiben einen aktuellen Bericht über die derzeitige Situation der Regio übermitteln.
    Nachdem der Winter endgültig vorbei ist, müssen die Menschen in Raetia leider tatsächlich mit einigen der befürchteten Problemen zurecht kommen, die ich bereits ansprach: Krankheiten und Seuchen. Diese sind einmal auf die noch weitgehend fehlende Infrastruktur in einigen Gebieten zurückzuführen als auch auf mangelnde hygienische Möglichkeiten. Die Flüchtlingslager sind überfüllt und einige Städte ebenso. Dennoch wollen die Menschen ausharren, sagen sie doch, Raetia sei ihre Heimat und sie wären nicht bereit alles dort zurück zu lassen. Die Tage werden, nach einigen Mißverständnissen, noch einige Kohorten nach Raetia verlegt werden, die dort für die Verteilung der gespendeten Waren über ein Depot, welches schnellstens errichtet werden soll, verteilen sollen. Die Ala soll dann vor Ort entsprechende Erkundigungen einziehen, wo und wie was am Dringendsten gebraucht wird. Wir hoffen damit das Schlimmste einzudämmen. Auch werden auf Dauer Saatgut und Gerätschaften ebenso ihren Weg dorthin finden, wie Baumaterialien, die teilweise von Raetia selber gedeckt werden können.
    Leider, trotz größter Spendenfreude der Bewohner der Provinz, fehlt es vielfach dennoch am Nötigsten, wie auch an Männern, die beim Wiederaufbau der Städte helfen können. Die Last kann nicht ausschliesslich auf den Truppen und den dort noch lebenden verteilt werden, weil sie zu groß ist. Doch hoffen wir, auf Dauer, auch da eine Lösung zu finden.
    Dies nun in der Kürze ein kleiner Überblick zu diesem Thema. Ich hoffe, damit Deine Zeit nicht zu sehr in Anspruch genommen zu haben und verbleibe ergebenst,


    Valentin Duccius Germanicus



    "Ich danke dir."
    Die Augusta nahm den Brief entgegen und entließ Constantius wieder.


    Nachdem sie die Länge des Briefes erkannte, machte sie es sich bequem und begann zu lesen. Dabei erinnerte sie sich wieder an die Gespräche mit dem Duumvir über die Probleme Germaniens und freute sich, von ihm über die Entwicklungen der letzten Wochen informiert zu werden. Sie beschloss, dem Senat dieses Wissen ebenfalls zukommen zu lassen und machte sich auf den Weg dorthin.

    Die Augusta lächelte ihn an. Es tat ihr gut, nach dem Befinden gefragt zu werden.
    "Es geht mir gut, Constantius.
    Ich denke es ist nur noch immer die Frühjahrsmüdigkeit, die mich nicht loslassen will."

    Sie hoffte, dass es tatsächlich nur die Müdigkeit war und sie nicht ihre alte Krankheit wieder einholen wird.

    Die Augusta hob eine Augenbraue.


    "Manchmal geschehen eben doch noch Zeichen und Wunder und sogar Iulian verlässt sein schützendes Schneckenhaus.“


    Sie schüttelte den Kopf überlegte kurz.


    "Da ohnehin schon der Kaiser diesen Termin wahrnimmt, schicke dem Praefectus Praetorio meine besten Glückwünsche und mein Bedauern darüber, dass ich an seiner Hochzeit leider nicht teilnehmen kann.“