Beiträge von Corona

    Sie zog ihre Beine an und schlang nun ihre Arme um die Knie, bettete ihren Kopf herauf und lauschte Linos weiterhin genau. "Ein Fisch? Menschenfischer? Das klingt irgendwie skurril." schmunzelte sie. Sie hatte dieses Zeichen noch nie gesehen, sie kannte Fische bestenfalls von Fresken oder vom Teller. Aber um zu lernen, saß sie ja schließlich hier mit Linos. "Wir müssen uns mal umsehen, ob wir einen Fisch sehen, wenn dein Wissen dir ausgeht und wir beide uns nicht mehr mit dem Philosophieren hierüber begnügen wollen." schmunzelte sie und nutzte sogleich ein Schlüsselwort für die Christen: Fisch. "Aber berichte mir über diesen Mann. Wenn er der Sohn dieses Gottes sein soll, muss er ja wirklich besonders gewesen sein. Weiß man noch, wie er aussah? Ich nehme an, dass es von ihm keine Statuen gibt, mh?" fragte sie mit einem Grinsen auf den Lippen. Nein, es war sehr unwahrscheinlich, dass Staatsfeind Nummer eins in Marmor für die Nachwelt festgehalten wurde.

    Corona, die natürlich nichts von seinen Gedanken ahnte, hing ganz anderen Ideen hinterher. Sie selbst hing eigentlich keiner Religion an, half immer nur den Römern bei irgendwelchen Vorbereitungen für ihre Götter. Vielleicht war es wirklich nur eine Art Routine, dass sie sich diesen verpflichtet fühlte. Aber was wollte sie, wenn sie auf das Innerste ihres Herzens lauschte? Sie wusste es nicht, da gab es soviele Möglichkeiten... Erst als er seine Hand kurz und sacht auf ihre gelegt hatte, war sie mit ihrer Aufmerksamkeit wieder voll im Hier und Jetzt. Etwas erschrocken sah sie Linos an, wohl nicht weniger erschrocken als er selbst. Sie räusperte sich etwas verunsichert, ehe sie dann meinte: "Klar, ich möchte auf jeden Fall mehr von ihnen erfahren. Ich weiß ja noch viel zu wenig um mir wirklich ein eigenes Bild machen zu können. Und du kannst das ja auch wunderbar erzählen." meinte sie mit einem warmen Lächeln auf den Lippen. Aber dass sie noch immer etwas verunsichert war, war ihr auch ziemlich deutlich anzusehen. "Weißt du, ob es hier in Rom auch Christen gibt und wann und wo sie sich treffen?" fragte sie leise und möglichst unverfänglich - dachte sie. Dabei hatte sie sich mit ihren Worten eigentlich ohnehin verstrickt. Wenn ihr nun jemand etwas Böses wollte, hatte er die Chance.

    Corona verlagerte ihr Gewicht nun auf ihren Arm und stützte sich somit also vom Boden ab. Ihren Kopf hatte sie in leichte Schieflage gebracht, sodass ihr die blonden Locken über die Schulter fielen. Sie lächelte sacht, als er von seiner Sorge um ihre Person berichtete. Sie winkte leicht ab. "Im Grunde genommen sind wir ohnehin schon jeder Willkür ausgesetz, Sorgen musst du dich um mich also wirklich nicht. Aber ich danke dir, es ist ein gutes Gefühl, dass man nicht jedem Menschen völlig egal ist." erklärte sie abschließend zum Thema 'Corona' um wieder auf die Christen zurückzukommen. "Ja, Worte sind sehr mächtig. Ein gesundes Mittelmaß zwischen Wehrhaftigkeit im phsyischen und im verbalen Sinne ist gewiss ein guter Kompromiss. Dass du kämpfen kannst, hätte ich nicht vermutet, ich kann es nicht." schmunzelte sie und strich sacht mit der flachen Hand über das Gras. Wenigstens war sie hier nicht ganz so allein wie in Achaia. Dort war sie zwar nicht fortwährend mitten unter Römern gewesen, aber hier hatte sie scheinbar durchaus Menschen, die auch wirklich mit ihr kommunizierten.
    Dann warf sie auch einen Blick über die Schulter, dann wieder zu Linos. "Ich würde sehr gerne mehr erfahren, wenn du mehr weißt. Jetzt gerade sorgen sich andere um die Domina. Aber wenn dir ein Abend wann anders lieber wäre als jetzt am hellichten Tage, kann ich das auch sehr gut verstehen." lächelte sie.

    Corona lauschte den Worten von Linos sehr aufmerksam. Sie befand das Verhalten von den Christen als befremdlich aber irgendwie auch angenehm. Es entsprach ungefähr ihrem eigenen, sehr friedfertigen Weltbild, sie machte sich gar nichts aus Gewalt, Kampf und Herrschaft. Vielleicht fiel es ihr deshalb auch so leicht, sich mit der Sklaverei zu arrangieren und Livineias Wutattacken über sich ergehen zu lassen. Corona hing an den Lippen von Linos, als dieser erzählte, seine Nervosität steckte sie nicht an. "Ich... ich weiß nicht ganz was ich von dieser Geschichte mit dem gekreuzigten Sohn halten soll, denn derlei müssten doch auch den römischen Anführern aufgefallen sein?" Sie wirkte allerdings nicht allzu skeptisch. Ihre Augen spiegelten eindeutig wieder, dass sie sich auch hierüber ihre Gedanken machte. "Ich finde es schön, dass sie so friedlich sind. Hattest du mehr mit ihnen zu tun und magst es aus Angst nicht erzählen? Ich liebe den Frieden, weißt du? Ich mag Gewalt nicht leiden, lieber ertrage ich sie, als dass ich sie ausübe. Es steht mir nicht, andere zu scheuchen." sprach sie offenherzig ihre Gedanken zu diesem Thema aus. Corona war einfach so und sie wusste auch, dass sie derlei Gedanken niemals gegenüber den Herrschaften würde äußern dürfen. Aber Linos selbst hatte ihr davon berichtet. "Sie scheinen ein sehr starkes Herz und einen großen Willen zu haben, sonst könnten Sie der angebotenen Macht Roms doch gar nicht widerstehen. Ich bewundere das." sagte sie leise.

    Ich möchte mich dem anschließen. Bei dir kann man sich immer prima einlesen und du gibst der Sklavenschaft bei uns gewissermaßen ein richtig schönes Zentrum :) Wenn es nicht das Rollenspiel an sich ist, das stört, dann bleib doch! Die gute Mansuri war wirklich so schön lebendig geschrieben :D

    Als Linos von Athen erzählte, musste Corona unweigerlich über das ganze Gesicht lächeln. Sie hatte Athen gar nicht so bewusst wahrgenommen, musste sie sich selbst eingestehen. Sie hatte gewusst, wo sie welchen Händler finden konnte, wo die Bäder waren, die Schulen. Aber sie hatte keine Ahnung von den einzelnen Statuen, Türme... Sie hatte wenig Kultus mitgenommen, beinahe nur Arbeit. Darum sagte sie zu seinen Ausschweifungen auch nichts, denn sie hatte Angst, etwas Falsches zu sagen und als Kulturbanause dazustehen. Das konnte bei dem hochgebildeten Linos sicher schnell geschehen. Sie spürte eine leise Traurigkeit in sich, sie sehnte sich, ebenfalls eine Heimat zu haben. Egal ob sie diese wiedersehen könnte oder nicht. Diese innere Leere, diese fehlenden Erinnerungen, die waren schlimm. Morrigan, Mansuri, Linos, Wulfgar... Sie alle konnten etwas von früher erzählen. Und sie?
    Lediglich ein: "Ich habe Kreta nie gesehen. Und wie Rom im Sommer ist werde ich erst noch erleben." nuschelte sie etwas eingeschüchtert vor sich hin. Sie war noch etwas benommen von seinen vielen Worten, die sie nicht erwartet hatte. Aber es war, auch wenn sie nicht so viel verstanden hatte, interessant gewesen, seinen Ausführungen zu lauschen. Bis es heikel wurde. Sehr leise ging sie also nur auf seine Frage ein: "Gehört habe ich von ihnen, aber ich weiß nichts über sie - du etwa?" stellte sie also auch direkt ihre Frage und sah ihn mit leicht geweiteten Augen an. Sie selbst wusste nicht, warum Christen so verhasst waren. Sie wusste nur, dass es Schläge gab, wenn sie Fragen stellte - zumindest damals.



    Sim-Off:

    Verzeih bitte die Verzögerung.. Krankheit.

    Sie lauschte seiner Erklärung und fand diese noch immer nicht plausibel. Dass die Götter die Menschen nach ihrem Abbild erschufen war ja gut und schön - und Recht. Aber warum? Die Menschen zogen daraus einige Nachteile. Oder... "Das heißt, die Götter haben eine Art Gleichgewicht zwischen sich und uns hergestellt. Wir sind empfindlich, damit wir uns nicht unbedingt gegen sie auflehnen können. Wir können sie verletzen - also wäre das Risiko zu groß, wenn wir mächtiger als sie wären? Unbesiegbarkeit wäre schließlich eine große Macht, die sich sicherlich jeder irgendwie wünscht..." schilderte sie ihre Gedanken. Eigentlich sollten Menschen selbst geschnitten und gebrandmarkt werden, wenn sie logen. Menschen lügen schließlich so oft, warum sollten andere das ausbaden? "Gerecht ist das nicht. Jeder sollte für seine Sünden selber bestraft werden. Wenn ich lüge, sollte mich die Strafe treffen und nicht jemand anderen.." meinte sie etwas beklommen. Für sie war es eine Hemmschwelle, Böses zu tun, wenn sie wusste, dass andere leiden würden. Aber das war wohl bei den wenigsten Menschen so.

    Corona war natürlich sofort bereit gewesen, denn sie brauchte ja schließlich nur zuhören. Aber es waren viele Namen, es fiel ihr sehr schwer, Wulfgar zu folgen, während er erzählte. Er zog es so in einem durch und spätestens nach der Hälfte kam sie kaum noch hinterher. Es war nicht unbedingt das Problem der Länge der Geschichte, als vielmehr dieses durchgehende, dass kaum Zeit für Fragen war. Zum Ende hin wurde ihre Aufmerksamkeit wieder größer: "Das heißt, wir leben auf einer riesigen Leiche? Warum sind die Meere denn nicht rot, wenn sie aus Blut entstanden sind?" fragte Corona mit leicht geweiteten Augen. "Und wieso sind wir dann nicht aus Holz sondern so.. empfindlich?" fragte sie weitergehend.

    Corona war ein wenig verwirrt, aber sie gab sich Mühe, diese Verwirrung nicht nach außen hin zu tragen. Nun fasste er sich doch so kurz? Innerlich zuckte sie mit den Schultern, ließ ihn einfach kurzfassen. Sie würde keine weiteren Fragen stellen, alleine schon, weil Linos nun auch eine Gegenfrage stellte. Die zu beantworten hatte sie nun genug zu tun. "Sie hat mich in Athen erworben, wenn du von Kreta kommst wirst du das wohl nur zu gut kennt. Groß und bunt ist es dort, es hat mir eigentlich sehr gut gefallen. Ich wurde dort auch geboren, meine Mutter selbst stammte allerdings aus Germania." schilderte sie dann etwas ausführlicher und beobachtete ihn, während sie sprach. In ihr gab es kein Heimweh, sie konnte ganz entspannt und offen über Achaia sprechen, sie hatte nichts was sie dort besonders band.

    Corona, im Gegensatz zu Linos von vollkommener Ruhe beseelt, ließ sich mit einem leichten, zaghaften Lächeln auf das Gras nieder. Zwar hatte sie hierbei einen Moment gezögert, was aber weniger daran lag, dass es ihr unangebracht schien, als eher dass er sich dafür so entschuldigte. "Ist doch kein Problem." erklärte sie also. Damit war, zumindest was das Thema Sitzgelegenheiten anging, eigentlich alles gesagt. Dies war also Linos stiller Winkel - warum er ihr wohl seinen Rücksichtsort offenbarte? Bisher hatte sie von ihm den Eindruck gehabt, dass er zwar nett und aktiv war, insgesamt sich aber vom Leben in der Villa etwas distanzierte, war er doch damals auch aus der Küche möglichst eilig verschwunden.
    Dann aber widmete sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Linos im Hier und Jetzt, der ihr nun begründete, warum er die beiden Herren belauschen wollte. Sie verzog ein wenig das Gesicht, aber schwieg noch für einen kurzen Moment. "Dominus Claudius ist eigentlich ganz nett. Aber zu Claudia kann ich wenig sagen, vielleicht hat ihr einfach auch viel Zwischenmenschlichkeit in ihrem Leben gefehlt. Ich kann das nur sehr schlecht beurteilen." räumte sie ein. Zum Einen fasste sie sich kurz, weil sie wieder das Gefühl bekam, das wohl denkbar schlechteste Los gezogen zu haben, zum Anderen bemerkte die feinfühlige Corona aber auch schnell, dass Linos ein wenig traurig wurde. Ob ihm reden helfen würde? Corona mochte es lieber, wenn man ihr etwas erzählte und sie aufmunterte, wenn sie traurig war, sie war keine Rednerin. Aber vielleicht half es Linos ja, denn sie hatte den Eindruck, dass er das alles auch dringend loswerden musste.
    "Er ist noch heute ein guter Freund von dir, obwohl ihr euch nicht mehr sehen könnt? Erzähl mir doch ein wenig mehr, von wo genau bist du denn?" forderte sie ihn dann also zu einem, wie sie meinte, erlösenden Gespräch auf.

    Corona war Linos gefolgt, auch wenn er sich anfangs etwas komisch angehört hatte. Das hatte bei Corona allerdings eher zu einem Grinsen als zu wirklicher Angst geführt, denn so einer war Linos nicht, da war Corona sich sicher. Manchmal wirkte er ein wenig schrullig, aber das nahm ihr gerade die Angst, die sie an dieser Stelle bei manch andrem gehabt hätte, der sagte, er wolle mit ihr zu seinem 'stillen Winkel'. Seine Rechtferigungen nahm sie also lachend hin. "Na, für so einen hätte ich dich nun wirklich nicht gehalten, Linos!" meinte sie dann. Lächelnd blickte sie sich also an seinem Rückzugsort um. Sie könnte auch gut einen gebrauchen, aber um von Livineia unentdeckt zu bleiben, müsste dieser schon in einer zweiten Dimension liegen. Sie drehte sich einmal um sich selbst, als suche sie förmlich die Gedanken, die hier einmal gelassen wurden - freilich erfolglos. "Aber sagmal, was wolltest du da eigentlich? Meine Herrin hasst es, belauscht zu werden, wer weiß was sie mit dir gemacht hätte, wenn sie dich gesehen hätte..." fragte sie ihn eindringlich.

    Corona fühlte sich, als würde sie in Watte gepackt sein, so sehr lähmte sie diese Situation. Für einen Moment hatte sie geglaubt, dass Linos nach vorne fallen würde. In diesem Moment hatte sie nur noch das Hämmern ihrer Schläfen und ihres Herzens gehört. Als die beiden sich dann jedoch ein wenig entfernt hatten, entspannte sich Corona wieder zunehmend. Mit jedem Schritt wurden ihre inneren Geräusche leiser. Mit jedem Leiserwerden dieser Geräusche ihr Zustand wieder nüchterner. Als er sie zum Folgen aufforderte, nickte sie. Hauptsache weg von hier. Und da sie in diesem Moment ohnehin keiner wichtigen Aufgabe nachgegangen war, konnte sie ebenso gut Linos folgen.
    Auf leisen Sohlen schlich sie also hinter Linos hinterher, immer noch ein wenig aufgewühlt, aber schon deutlich ruhiger als noch vor einigen Momenten. Corona hingegen hatte allerdings schon Erfahrungen mit Männern gemacht und diese waren eben nicht die Besten gewesen. Aber wie sollte es bei einer für Achaia doch recht exotischen und dazu hübschen Sklavin auch anders sein. Dafür allerdings blendete sie ziemlich schnell aus, wenn ein Mann Interesse an ihr hegte, so auch bei Linos - bei dem sie es ohnehin nicht vermutet hätte. "Wohin gehen wir?" sagte sie, noch immer gedämpft, aber nicht flüsternd, nachdem sie ein wenig Abstand gewonnen hatten.

    Eine Hand legte sich auf die Schulter von Linos. Dies musste vollkommen überraschend für den Wachstafelschreiber sein, wie er von einigen Sklaven genannt wurde. Oder war es doch anders? Na, auf jeden Fall die Überraschung musste schlichtweg gegeben sein, denn Corona hatte sich vollkommen lautlos angeschlichen. Sie hatte es eigentlich nicht einmal darauf angelegt, von Linos ungehört zu bleiben, vielmehr wollte sie es vermeiden, von Livineia oder Felix gesichtet zu werden.
    Besagte Hand landete aber wenigstens sehr langsam und behutsam, fast wie eine Geisterhand, auf der Schulter von Linos. Leise, sehr leise flüsterte sie: "Nicht erschrecken. Komm..." sagte sie und versuchte ihn vorsichtig, ein wenig fortzuziehen. Ihre zarten Züge wirkten besorgt und vorwurfsvoll, hatte er sich doch, aus ihrer Sicht, in eine gewisse Gefahr begeben. Das würde sie aber erst später erklären, wenn sie einen gewissen Abstand zu den Herrschaften gewonnen hatten.

    Corona war fast etwas überfordert. Wie sollte sie sagen, welche Geschichte sie hören wollte, wenn sie doch selber keine kannte? Sie überlegte einen Moment, ehe sie den Mund aufmachte. Sie wusste dass dort oben viele fabelhafte Wesen leben sollten, wenn es denn stimmte. Wesen, die sie selbst nicht weiter kannte, aber sie hatte dies mal gerüchteweise aufgeschnappt. Nachdenklich legte sie den Finger an ihr Kinn. Dann entschied sie sich. "Erzähl mir eine Geschichte, in der ich etwas über die Götter hören kann. Ich kenne sie alle nicht und wenn germanisches Blut durch meine Adern fließt, dann sollte ich doch wenigstens ihre Namen wissen." meinte sie dann mit einem Lächeln und blickte ihn erwartungsvoll an. "Es gibt doch sicher ebensoviele Geschichten wie hier in Rom und drüben in Achaia, nicht?" fragte sie.

    Sie folgte ihm mit leichten Schritten und beobachtete ihn, wie er sich setzte. Für ihn war es selbstverständlich, sich einfach ins Gras zu setzen. Sie hatte das eigentlich nie getan, wenn sie angehalten war, sich zu setzen, war meistens kein Gras in der Nähe gewesen. Aber sie wollte sich nicht nachsagen lassen, langweilig oder spießig zu sein, also scheute auch sie die Kühle des Bodens nicht und ließ sich geschmeidig ins Gras sinken. Mit leicht abgewinkelten Beinen saß sie nun seitlich da und stützte sich mit der Linken ab. "Kannst du mir vielleicht eine Geschichte erzählen?" fragte sie dann wissbegierig. So viele Fragen. Wie heißen die Götter? Was für Tiere gab es? Was wurde gesungen? Wieviele lebten gemensam? Aber das musste etwas warten.

    An gewisse Tücken dachte Corona auch nicht. Wenn sie sich etwas vorstellte, dass besser war als ihr aktuelles Leben, dann stellte sie es sich auch ohne Haken und Probleme vor. Schließlich sollte es ihr eine gewisse Heimeligkeit vermitteln, auch wenn es niemals ihre Heimat sein würde und der Gedanke daran nur ein Traum blieb. Etwas beklommen lächelte sie. "Du musst es sehr vermissen. Ich stell mir das richtig lebendig vor, wie ein kleiner Bach dahinplätschert und an seinen Seiten die Bäume wachsen... Kleine Vögel zwitschern munter vor sich hin..." Sie strich sich die blonden Locken hinter die Ohren, während sie den Garten betraten. "Erzähl mir ein bisschen, wie lebt man dort? Was macht man den Tag über?" fragte sie dann, die es ja nur gewohnt war, zu dienen.

    Corona lauschte Wulfgar. Er schien regelrecht verdattert zu sein, dass sie so seltsame Fragen stellte. Innerlich zog sie eine Grimasse. Sie konnte es nicht wissen, aber das machte es auch für sie selbst irgendwie nicht besser. Es ärgerte sie, dass sie keine Antworten geben konnte, sich selbst nicht. Dass sie alles würde fragen müssen. Andererseits war sie dankbar, dass sie nun überhaupt fragen konnte. Ob er ihr sogar Runen würde zeigen können? Aber das ein andern Mal. Ihre Wissbegierde sollte sich erst einmal auf das Wesentlche konzentrieren. "Das klingt schön.." meinte sie und versuchte sich das vorzustellen. Sie sah das alles nur in einem anderen Klima und mit anderen Bäumen vor ihrem inneren Auge. Aber was sie sah, war schön. "Ich würde das gerne einmal sehen, vielleicht..." Nein, sie brach sofort ab. In diesem Haus konnte sie diesen Wunsch definitiv begraben, in jedem anderen Haushalt war es wahrscheinlicher. Fragend blickte sie für einen Moment schweigend drein.

    Sie legte den Kopf leicht schief. "Das wäre ja wirklich schön. Aber ich bin eben keine geborene Germanin, ob das etwas ändert?" sinnierte sie. Corona blickte Wulfgar einen Moment schweigend an. Sie würde gerne mehr können. "Erzähl mir doch mehr! Inwiefern eine besondere Stellung? Wo genau leben die Chatten überhaupt?" forderte sie ihn dann auf. Langsam setzte sie sich wieder in die zuvor angestrebte Richtung in Bewegung, andeutend, dass sie doch ruhig weiter zum Garten gehen könnten. Dort, so befand sie, wäre sicher eine angenehmere Athmosphäre. Außerdem dachte sie daran, ganz untypisch für die weizenblonde Frau, dass sie dort nicht so schnell in irgendeine Arbeit gezwängt werden würden.

    Corona lauschte ihm, wie sie es so oft tat, mit weit geöffneten Ohren. Hier erst Recht, denn irgendwie ging es ja doch um ihre Herkunft, bei der sorgsam darauf geachtet wurde, ihr diese zu verschweigen. Sie hatte im Grunde genommen kaum eine Ahnung, woher sie kam. Und dass sie nun eine Chance hatte, dies zu ändern, wurde ihr schlagartig klar, als er begann zu erzählen. "Nersus? Die Erdmutter?" fragte sie interessiert. Sie kannte Diana, ob sie vergleichbar waren? Die Römer und Griechen hatten viele ähnliche Gottheiten gehabt. Sie ließ ihre Augen inzwischen auch nicht mehr von ihm ab. "Sie wurde damals auch einfach nach Rom verschleppt und dann kam ich eben irgendwann. Vermutlich war sie noch vor deiner Zeit frei. Aber erzähl mir mehr über diese Gaben - habe ich sie auch?" Sie fand sich schon beinahe naiv, aber sie wollte es einfach wissen, wissen, ob es mehr gab als einfach nur dienen. Ob es für sie mehr gab. Oder wenigstens geben konnte, bisher hatte sie sich eher als Versagerin gefühlt - was bei der Behandlung ihrer Herren auch kein größeres Wunder war.

    Corona lauschte wie auch bei vorangehenden Worten aufmerksam. Schließlich konnte sie aus allem Gesagtem noch eine Lehre heraus ziehen und würde wissen, wie sie sich wem gegenüber zu verhalten hatte. Claudia Romana und Claudius Brutus merkte sie sich innerlich schonmal vor. Hoffentlich würde sie die Namen auch schnell einem Gesicht zuordnen können, um zu wissen, wen sie mit besonderer Vorsicht zu genießen hatte. "Ja, bei ihr einfach immer nur still, schnell und präzise sein, dann kriegt man höchstens nur noch unfreundliche Kommentare zu hören." lächelte Corona. Dann allerdings fiel ihr siedend heiß ein, dass Livineia gedachte, ein Bad zu nehmen. Hoffentlich war es nicht bereits zu spät. Hastig murmelte sie ein: "Wir reden später weiter..." ehe sie aus der Tür hinaushatzte. Nicht mehr ganz so leise, aber mit Sicherheit leiser als Morrigan es jemals sein würde, zumindest dem erzählten Eindruck nach, hastete sie aus der Küche. Das Brot schluckte sie mit leichtem Husten hinunter.