Beiträge von Quintus Verginius Mamercus

    Zitat

    Original von Medicus Germanicus Avarus
    Aber ich kenne keine andere MN wo soviele User nach kurzer Kreativitätspause zurück kehren. Ob nun mit alter ID oder neuem Mut.


    :D


    Wenn auch leider verspätet, muss ich hier auch noch meinen Dank zum Ausdruck bringen an die SL und die Supermods und nicht zuletzt an alle, die hier im Hintergrund und oft unbemerkt so unendlich viel zu einem einmaligen Spielerlebnis beitragen!


    :dafuer:

    Quintus war angenehm überrascht, als sich schon kurz nach seiner Frage einer der Schreiber auf ihn zu bewegte. Immerhin hatten Leute mit ihrer Aufgabe in einer Institution wie dem Museion doch bestimmt alle Hände voll zu tun; nicht umsonst füllten doch sicher auch so viele von ihnen diesen Vorraum. Als der Schreiber ihn dann auch noch freundlich ansprach, legte sich die innere Unruhe des Verginiers merklich, und er nahm sich vor, sich so kurz und präzise wie möglich zu fassen, um die Zeit seines Gegenübers nicht länger als nötig in Beschlag zu nehmen: "Chaire, ich danke dir, dass du dich meinen Fragen widmest! Diese lauten: Erstens, gibt es eine Mindestzeit, die man als Akroates am Museion verbringen muss - oder kann ich den Stand eines Akroates auch jederzeit wieder verlassen, ohne dass dies ehrenrührig wäre? Und zweitens: Darf ich den Gebäudekomplex des Museions verlassen und mich vielleicht als Proxenios dieser Stadt sogar um die Belange Alexandrias in der Ekklesia kümmern, solange ich hier als Akroates eingeschrieben bin, oder muss ich mich ununterbrochen auf dem Gelände des Museions aufhalten?"


    So hatte der Verginier sich kurz gefasst und auch um Präzision bemüht, aber er merkte, noch während er seine Fragen formulierte, dass er unbedingt noch eine Erklärung hinterher schieben müsse: "Weißt du - bestimmt kommen dir meine Fragen komisch vor, aber ich bin mir bewusst, dass das Museion auch eine Einrichtung mit religiösen Wurzeln ist, welche auch von den Akroatai Ernsthaftigkeit verlangen, so dass ich mir durchaus vorstellen könnte, dass hier für die Akroatai solche strengen Regeln gelten, wie ich sie in meinen Fragen angedeutet habe. Na, und außerdem bin ich halt auch Römer, und irgendwie habe ich mir immer vorgestellt, dass ein Akroates hier am Museion so ähnlich leben würde wie ein Tiro im Castellum einer römischen Legion - mit Ausgangssperre, Verpflichtung auf eine Mindestdienstzeit und so weiter."


    Quintus registrierte selbst, wie er, als er das sagte, jeglichen feierlichen Tonfall verlor und eher wieder in seinen angestammten Duktus verfiel, obwohl er natürlich weiterhin Koine sprach. Und weil er zu dem feierlichen Ton ja sowieso an diesem Tag keinen richtigen Hang verspürte, beschloss er seine Rede auch wenig erhaben mit: "Vielleicht bist du so gütig und geduldig und wäschst mir in der Hinsicht mal ordentlich den Kopf."

    Zitat

    Original von Quintus Verginius Mamercus
    Hallo,


    ich habe im Moment einiges um die Ohren, und bis zum Wochenende wird das auch nicht grundlegend besser, werde mich aber bemühen.


    Tja, hat nich so ganz hingehauen.


    Ich greife gerade einem guten Bekannten nach einem schweren Hardwaredefekt (Überspannung; ein Daten-Backup war natürlich auch nicht vorhanden ;)) in seinem Netzwerk so gut es geht unter die Arme. Aber das zieht sich irgendwie total; hätte ich vorher nicht so eingeschätzt. Und richtig blöd ist, dass ich auch nur schwer abschätzen kann, wie lange es noch dauert. Denn die Schwierigkeiten dabei sind nicht in erster Linie technischer Art...


    Die nächsten Tage sollten zeitlich erst mal besser werden, da wir im Moment noch auf den Anschluss an einen auswärtigen Datenbank-Server warten müssen. Wenn der aber wieder hergestellt ist, brauch ich noch einmal zwei, drei Tage.


    Sorry an alle, die warten!


    Als Trost: Ich bin selbst am meisten genervt! :D

    Vor kurzer Zeit noch war Quintus sich so sicher gewesen, den Willen der Götter für seine eigene Zukunft zu kennen. Und auch jetzt noch hatte er das Empfinden, dass sie ihn auf ihrem Weg führten; doch wohin dieser ihn denn nun genau führen würde, darüber war der junge Verginier sich nicht mehr ganz im Klaren.


    Eigentlich hatte Quintus sich ja schon ganz zuversichtlich als Akroates am Museion hier in Alexandria gesehen. Doch schon als er beim Gymnasiarchos Kapaneos Thebaios um das Bürgerrecht dieser Stadt nachgesucht hatte, hatte er daran gezweifelt, dass dies tatsächlich der Weg war, den die Götter ihn wiesen. Und seitdem war ja so vieles passiert, was seine Zweifel verstärkt hatte, allen voran die Kunde vom neuen Kaiser Cornelius Palma, die nun auch endlich Aegyptus erreicht hatte, sowie die Aufhebung der Abriegelung. Das alles hatte neue Möglichkeiten geschaffen, auch für jemanden wie Quintus, der sich jetzt wieder ab und zu am Hafen verdingen konnte und der Familie mit der seltsamen östlichen Religion, bei der er nach wie vor wohnte, nicht mehr so auf der Tasche liegen musste. Damit war nun allerdings ein wichtiges Motiv für Quintus weggefallen, Akroates zu werden: Er hatte es im Augenblick finanziell nicht mehr ganz so nötig wie noch vor Monaten.


    So vermehrte ausgerechnet dieses eigentlich so erfreuliche Ereignis noch Quintus' Unsicherheit auf seinem Weg zum Vorraum mit den Schreibern. Dennoch legte der Verginius auch noch die letzten Schritte zurück, um zumindest noch einige sachliche Unklarheiten zu beseitigen, bevor sich eine Entscheidung anbahnen würde.


    Natürlich würde er sich wieder des Koiné-Griechischen bedienen, doch war er sich nicht sicher, ob er wieder den hier so beliebten feierlichen Ton treffen würde, denn ihm war irgendwie gar nicht nach diesem Ton zumute: "Chaire! Mein Name ist Quintus Verginius Mamercus. Ich kann mich seit Kurzem so glücklich schätzen, mich Proxenios dieser Stadt nennen zu dürfen. - Kann vielleicht jemand freundlicherweise einen Augenblick Zeit für mich erübrigen für zwei kurze Fragen betreffend den Status eines Akroates hier am ehrwürdigen Museion?"


    Damit war es raus, und Quintus vertraute sich für das Kommende der Fügung der Götter an.

    Während der römische Optio noch redete, folgte Quintus dem Blick des Kapitäns Cativolcus, der an seinem Schiff vorbei über das Wasser hin in unendliche Fernen zu gehen schien. Keine Frage: Cativolcus war nachdenklich, schien dem Optio dabei jedoch, wie seine Antwort gleich zeigen sollte, aufmerksam zugehört zu haben: "Na, so hochoffiziell ist der Besuch dieser Gelehrten gar nicht. Sie stehen wohl in Korrespondenz mit peripatetischen Kollegen hier am Museion, und die wollten sie zu einem Kolloquium besuchen, nicht den Praefectus oder so. Solche administrativen oder politischen Stellen sind in diese Visite gar nicht eingeweiht, glaube ich."


    Der Kapitän wandte seinen Kopf jetzt wieder zum Optio zurück und sah diesen direkt an: "Übrigens ist dieser Besuch meines Wissens nach schon vor langer Zeit ausgemacht worden, aber dann wurde Alexandria ja abgeriegelt, und so wurde lange nichts daraus. Ja, und nun waren ich und meine Mannschaft mit die ersten, die probiert haben, Alexandria wieder anzufahren: Wir sind einfach in See gestochen, obwohl die Hafenblockade hier noch gar nicht offiziell aufgehoben war. Ich hatte aber glaubwürdige Nachrichten darüber, dass das bald der Fall sein würde, und da wollte ich eben zu den ersten gehören, die hier eintrudeln und wieder Geld verdienen. Du glaubst gar nicht, mein Optio, welche Verluste mir die Hafenblockade gebracht hat."


    Unter gewöhnlichen Umständen, so der Eindruck des jungen Verginiers, hätte Cativolcus hier wohl noch eine wortreiche Klage über diese Verluste angeschlossen, aber die Umstände waren ja eben nicht alltäglich, wie dem Kapitän ein kurzer Blick auf die vier Gelehrten wohl wieder ins Gedächtnis rief. Diese vier hatten sich, nachdem man sie vorsichtig auf dem Kai abgelegt hatte, wieder beruhigt und schlummerten friedlich vor sich hin - was Cativolcus wahrscheinlich mehr als recht war, denn so bekamen sie wohl nichts mehr von den Spottrufen mit, welche weiterhin von der Menge gegen sie ausgestoßen wurden. Allerdings waren inzwischen junge Männer zu den Gelehrten getreten, die ihre Sklaven zu sein schienen; auch sie wirkten etwas wackelig auf ihren Beinen, wie Quintus fand, mussten die Spottrufe aber durchaus noch verstehen.


    "Genauso wie ich nicht mehr länger auf erneuerte Verdienstmöglichkeiten in Alexandria warten wollte, wollten auch diese Gelehrten ihren schon so lange avisierten Besuch im Museion nicht mehr länger hinausschieben. Deshalb wählten sie mein Schiff. Außerdem stammt meine Ehefrau aus einer relativ hochgestellten Familie Attikas, und einer ihrer Neffen ist selbst Schüler im Peripatos in Athen und mit diesen Gelehrten oberflächlich bekannt. So wurde der Kontakt zwischen uns hergestellt."


    Die Bemerkung mit der Gemahlin aus der hochgestellten Familie ließ Quintus ahnen, wer in diese Ehe das Geld eingebracht hatte und womöglich geschäftlich auch immer noch die Fäden zog.

    Angesteckt vom Übermut der Menge bemerkte Quintus nur nebenbei, dass selbst der Kapitän sich beim Anblick seiner metaphysisch gebildeten Passagiere ein Lächeln nicht ganz verkneifen konnte. Schnell wurde Cativolcus aber wieder ernst, als der römische Optio erneut einige Worte an ihn richtete: "Ich danke dir, mein Optio, für deine Geduld, und ich freue mich, dass unser Wein weder dir und deinen Soldaten noch mir weitere Unannehmlichkeiten bereiten soll. Allerdings gibt es da doch noch ein Problem, oder besser gesagt: Ich brauche deinen Rat und deine Hilfe, bevor ihr eure Untersuchungen im Hafen fortsetzt."


    Nach diesen Worten trat Cativolcus noch ein wenig näher an den Optio heran, und wieder wurde Quintus nicht ganz schlau aus ihm: Tat er es etwa, um dem Optio den Weg zu verstellen und ihn aufzuhalten? Das nächste, was der Kapitän sagte, machte allerdings deutlich, dass er mit dem Optio über etwas zu sprechen gedachte, was er selbst als heikel ansah und was daher nicht für jedermanns Ohren bestimmt war: "Es verhält sich nämlich so: Diese vier Gelehrten bilden eine Abordnung des Peripatos in Athen an das hiesige Museion. Nun geben sie zwar im Augenblick ein klägliches Bild ab. In Wirklichkeit verfügen sie aber über beste Verbindungen nicht nur in Athen und ihren jeweiligen Heimat-Poleis, sondern in der gesamten Oikoumene. Solange sie nicht an einem sicheren Ort sind, sind sie in ihrem jetzigen Zustand dem Spott der Menge preisgegeben, und du weißt ja sicher besser noch als ich, wozu der Ochlos hier in Alexandria fähig ist; hinterher bewirft man die vier noch mit Gemüse."


    Als Cativolcus den "Ochlos", den Pöbel, erwähnte, deutete er mit der Hand in die Menge, und Quintus war es fast, als sähe er ihn dabei an. Doch das war vielleicht nur Einbildung. Der Kapitän wandte sich auch schnell wieder dem Optio zu und sprach weiter: "Natürlich sind die Gelehrten an ihrem Zustand nicht unschuldig; wenn sie aber wieder nüchtern sind, werden sie sich für den Spott, den sie hier erdulden müssen, schadlos halten wollen, und nicht zögern, sich dazu ihrer Kontakte zu bedienen. Man braucht nicht viel Phantasie, um zu erkennen, wen sie verantwortlich machen werden: mich als Kapitän und Miteigner des Schiffes und dich als den höchstrangigen anwesenden Soldaten der Staatsmacht. - Was ich sagen will, ist Folgendes: Sie müssen, so schnell es geht, irgendwo in Sicherheit gebracht werden, bis sie wieder bei Sinnen sind und sich im Museion vorstellen können. Mir fehlen aber alle Möglichkeiten, die vier Gelehrten sicher von hier fortzubringen: Mein Wein ist für hiesige Markthändler und einige wenige römische Häuser bestimmt und wird bestimmt gleich abgeholt werden; aber wir können die Gelehrten wohl kaum auf den Karren von hier fortschaffen, die eigentlich für die Amphoren vorgesehen sind. Außerdem fehlt es mir an einem abgeschirmten Ort, an dem die vier sich erholen könnten; ein Lagerhaus hier im Hafen wird dazu wohl kaum geeignet sein. - Weißt du einen Rat?

    Quintus hatte doch mit einiger Bangigkeit der Reaktion von Kabaneos Thebaios auf seine Auskünfte bezüglich Wohnsitz und Familie entgegengesehen. Mit Erleichterung stellte er daher fest, dass der fehlende Wohnsitz gar nicht mehr erwähnt wurde. Auch die Angaben über Mamercus' Familienverhältnisse ließ der Gymnasiarchos durchgehen, wenn auch nur unter Vorbehalt. Doch was das betraf, machte Quintus sich keine Sorgen, denn seine diesbezüglichen Auskünfte hatten ja genau der Wahrheit entsprochen: "Ich danke dir, ehrenwerter Gymnasiarchos, für die Verleihung der Ehrenbürgerschaft dieser Stadt. Hoffentlich kann ich mich dieser Auszeichnung als würdig erweisen - vielleicht sogar schon bald, wenn es gilt, eine neue göttliche Inkarnation des Basileos angemessen zu feiern, und ich mich daran beteiligen kann. Wenn es soweit sein sollte, werde ich Prytaneion und Ekklesia gerne Vorschläge unterbreiten und meine Hilfe anbieten. - Hoffen wir, dass uns die Götter nicht mehr lange warten lassen." *


    Diesen letzten Satz hatte Quintus natürlich mit voller Überzeugung ausgesprochen, denn auch ihm war ja klar, wie sehr auch Aegyptus und Alexandria unter dem Bürgerkrieg und der Hafenblockade gelitten hatten, wenn die Provinz von direkten Kampfhandlungen auch verschont geblieben war. Und auf eine weitere unliebsame Konsequenz der wirren Machtverhältnisse in Rom hatte Kabaneos Thebaios gerade noch einmal hingewiesen: Auch betreffs des Museions waren die Zuständigkeiten zur Stunde nicht klar geregelt: "Mein nächster offizieller Gang hier in Alexandreia wird mich jetzt deinem Rat gemäß zum Museion führen. Dir sage ich noch einmal meinen ergebensten Dank und verbinde ihn mit der Hoffnung, dass wir uns eines nicht allzu fernen Tages wiederbegegnen werden. Die Freude wäre dabei ganz auf meiner Seite."


    Hätte der Verginier nicht die Notwendigkeit gesehen, sich hier in diesem Ergasterion andauernd dieses geschwollenen Gemein-Griechischs bedienen zu müssen, hätte er die letzten Dankesworte an den Gymnasiarchos wohl sehr viel schlichter formuliert. Inhaltlich aber stimmten sie durchaus mit seinen Empfindungen überein, denn Kabaneos Thebaios hatte sich ihm gegenüber in der Tat äußerst zuvorkommend und hilfsbereit gezeigt.


    Nun aber war es an der Zeit, den Gymnasiarchos wieder seinen vielen Tabulae zu überlassen. Quintus nahm Abschied und verließ das Büro.



    Sim-Off:

    * PF Aegyptus

    Was auch immer das für Berechnungen waren, die dieser Cativolcus in seinem Geiste anstellte - viel Zeit dazu ließ ihm der römische Optio nicht, dem jetzt angesichts des seltsamen Schauspiels von Kapitän und Schiffsbesatzung allmählich der Geduldsfaden riss. Seinen unmissverständlichen Anweisungen leistete Cativolcus augenblicklich Folge, indem er den beiden Matrosen, die bisher Amphoren geschleppt hatten, zurief: "Lasst die Amphoren! Darum kümmern sich jetzt die Soldaten. Schafft mir unsere 'Sieben Weisen' her!"


    Weil aber nicht jeder x-beliebige Matrose die hellenische Überlieferung in sich aufgesogen haben konnte, ertönte es als Antwort vom Schiff her: "Sieben? Aber es sind doch nur vier!" Mit einer Mischung von Ungeduld und Nachsicht verdrehte Cativolcus seine Augen in Richtung des römischen Optio, so als wolle er mit diesem ein geheimes Einverständnis herstellen, denn er hielt ihn wohl für ähnlich gebildet wie sich selbst. Zu seinem Matrosen gewandt, ließ er sich dann folgendermaßen vernehmen: "Ja, ja, ich weiß: vier zuviel! Führt den Miles, der da schon bei euch auf dem Schiff steht, zu ihnen und bringt sie dann her! "


    Während der Kapitän so seine Mannschaft dirigierte, hatte der Optio die leeren Amphoren auf dem Kai in Augenschein genommen und auch einer Geruchsprobe unterzogen. Auf seine Frage nach der Herkunft des Weines antwortete Cativolcus: "Das ist bester Wein aus Attika! Er stammt..."


    ... und gerade wollte er wohl zu einer werbenden Erklärung ansetzen, als sich vom Schiff her ein Poltern und Lärmen erhob: Die Gelehrten wurden gebracht. "Theophrast, hihi, ich glaube, ich habe jetzt die theoria erreich - hihi!" - "Lykon, ja, ich bin auch nicht mehr weit von der entelechia entffffffffff" - "Haaalt, meine hyle, sonst bin ich nur noch morph´e", rief der dritte der Gelehrten, als unter der unsanften Behandlung der Matrosen sein durchaus kostbares Gewand zu reißen drohte - welches er allerdings, kaum, dass er das gekreischt hatte, schon mit dem besudelte, was sein Magen nicht mehr zu fassen vermocht hatte. "Recks -t so kcs , Straton, das ist die Katharsis!"


    Das war natürlich ein gefundenes Fressen für die Menge. Von überall her und allen Seiten drängten die Menschen jetzt trotz aller Bemühungen der römischen Soldaten heran, so dass einige schon gefährlich nahe an das Wasser gedrückt wurden. Lautes Gelächter und Spottrufe für die Gelehrten ertönten aus der Menge, und auch Quintus, der sich viel darauf zugute hielt, dass er erkannt hatte, dass diese Gelehrten offenbar Peripatetiker, also Schüler des Aristoteles, waren, konnte sich nicht mehr beherrschen: "Gebt acht, ihr Gelehrten: Der unbewegte Beweger hat euch gepackt! Ihr nähert euch eurer aret´e, eurer Bestform!"

    Zitat

    Original von Lucius Terentius Thyrsus

    Sim-Off:

    Nur um sicherzugehn: Frachter hatten damals kein Oberdeck, ich weiß zwar nicht wie genau man die Dinger entladen hat, aber im Prinzip müssten sie auf den Amphoren balancieren. Ich geh hierbei von Dressel 1 Amphoren aus, mir wären für unsere Zeit sonst keine handlichen Weinamphoren bekannt.


    Sim-Off:

    Danke für die Korrektur, das mit dem fehlenden Oberdeck wusste ich wirklich nicht! Spielt hier allerdings ebenso wie Größe und Gewicht der Amphoren keine so große Rolle - oder vielleicht doch? Ich lass mich von dir überraschen :). Bei mir geht's folgendermaßen weiter:



    Quintus Verginius Mamercus betrachtete es mit ziemlichem Vergnügen, dass der energische Optio, noch bevor er zu einer weiteren Untersuchung des Frachters und seiner wenig vertrauenerweckenden Besatzung schritt, erst einmal unter den Schaulustigen für Ordnung sorgen wollte. Davon nämlich versprach der Verginier sich eine noch bessere Sicht auf das sich so langsam interessant gestaltende Geschehen am Kai und weniger Püffe in seine Rippen. Denn selbstverständlich würde er die Ordnungsversuche der beiden römischen Legionäre nicht auf sich beziehen, sondern behaglich dabei zusehen, wie die übrigen Schaulustigen ängstlich ein wenig vor den Soldaten zurückweichen würden, während er selbst - je nun, ein römischer Bürger war.


    Direkt am Frachter zeigte sich der Kapitän, Schiffs-Miteigner, und was der sonst noch so alles war, Cativolcus nun ebenso wie der Optio von seiner energischen Seite. Er sah sich nämlich nicht lange mit an, wie die Matrosen offensichtlich leere Amphoren vom Schiff auf den Kai bugsierten, sondern lief sofort auf die erste Amphore zu, die die Matrosen auf dem Kai abgestellt und die die beiden Legionäre, welche ihr Optio damit beauftragt hatte, soeben geöffnet hatten. Ein Blick genügte Cativolcus, dann lief er, eine Frage des Optios an ihn missachtend, direkt auf sein Schiff und kam sogar noch dem Soldaten zuvor, der die Passagiere zum Optio hatte bringen sollen. Auch hier genügte dem vermutlich mit allen Wassern gewaschenen Kapitän ein einziger Blick.


    "Zwecklos", sagte er in scharfem, sarkastischem Ton zu eben diesem Soldaten und deutete dabei in die Ecke des Frachters, in die er seinen Blick soeben geworfen hatte. Quintus Verginius Mamercus ärgerte sich in diesem Moment, dass er trotz allen Reckens und Streckens nicht sehen konnte, was sowohl Cativolcus als auch der Soldat bei ihm nun erblickten. Cativolcus jedenfalls rang sichtbar um Fassung, und zwar mit Erfolg, denn mit einem Mal ging ein Ruck durch seinen Körper, er machte sich gerade und wollte sich wieder zurück auf den Kai begeben. Dabei wollte er den beiden Matrosen, die bisher die Amphoren geschleppt hatten, offenbar wieder irgendein Zeichen zukommen lassen. Doch er stockte, als er bemerkte, dass die zwei sich mit der Amphore, die nun zum Kai tragen wollten, deutlich schwerer taten als mit den Amphoren zuvor. Seine ursprüngliche Absicht ändernd, befahl Cativolcus ihnen nun: "Aufmachen!" Die Matrosen gehorchten, und nachdem sie den Befehl ausgeführt hatten, traten sie von der Amphore zurück und machten Platz für ihren Kapitän, der auch gleich in das Transportgefäß hineinlugte und daran schnüffelte.


    Als er seine Untersuchung beendet hatte, wandte er sich benachbarten Amphoren zu und versuchte, an ihnen zu rütteln. Dann kehrte er auf den Kai zum Optio zurück: "Dem ersten Anschein nach habe ich vier bis fünf Amphoren verloren. Eigentlich kein so schlechter Schnitt, wenn man die Länge unserer Fahrt in Betracht zieht. Auf der anderen Seite hätte ich nicht gedacht, dass Gelehrte so viel vertragen könnten."


    Aus den Worten und der Mimik des Kapitäns wurde nicht recht klar, ob er wirklich den Optio ansprach, obwohl er doch wieder direkt vor diesem stand, oder ob er nicht vielmehr laut dachte und für sich selbst seinen Schaden bilanzierte.

    Die einnehmende Freundlichkeit des Gymnasiarchos verführte Quintus beinahe dazu, sich an diese für ihn ungewohnte, durchaus aber angenehme Behandlung zu gewöhnen. Jäh aber musste sich der junge Verginier eingestehen, dass er drauf und dran war, auf dem rutschigen Boden von Politik und Diplomatie ins Trudeln zu geraten: Kapaneios Thebaios wusste also nichts von einem neuen Kaiser? Dann war es also noch gar nicht offiziell?


    Und doch hatte Quintus nicht gelogen, als er soeben von den Gerüchten über einen neuen Machthaber und dessen mögliche Ehrung in Alexandria berichtet hatte. Allerdings durfte er hier natürlich auf keinen Fall preisgeben, wo ihm diese Gerüchte zu Ohren gekommen waren: Auch während einer Blockade gab es natürlich immer den einen oder anderen, der so eine Maßnahme zu umgehen wusste - wenn nicht auf dem geraden Weg, dann eben auf einem krummen -, und solche Leute ließen nicht nur einen Strom gewisser, teurer Waren, sondern auch einen solchen von Neuigkeiten durchsickern, die sogleich begierig von munteren Ohren erhascht und von geschmeidigen Lippen weitergetragen wurde. Meistens trafen solche Neuigkeiten wenigstens im Kern zu, und Quintus hatte keinen Zweifel, dass das auch diesmal in Bezug auf einen neuen Kaiser der Fall war.


    Gegenüber Kapaneos Thebaios aber musste er nun natürlich abwiegeln: "Freilich, ehrenwerter Gymnasiarchos, wird in Alexandria auch stets viel geredet, und möglicherweise verhält es sich auch mit der Nachricht von einem neuen Basileos gar nicht anders, und es ist nichts als eben das: Gerede. Aber ich stimme dir natürlich zu: Für die Stadt, ihren Handel und ihre Menschen könnten die Götter im Augenblick wohl gar kein größeres Geschenk bereithalten als einen neuen göttlichen Basileos."


    Quintus redete sich ein, dass auch ihm selbst momentan kaum etwas Besseres passieren könnte, aber das behielt er natürlich schön für sich. "Ich hoffe daher, dass das Gerücht wahr ist. Und sollten die Götter unsere Wünsche tatsächlich erhört haben, wäre es mir eine große Ehre, an Feierlichkeiten dieses freudigen Ereignisses mitzuwirken."


    Das wäre ja auch gleich mal eine ganz konkrete Maßnahme, mit der er sich bei der Stadt Alexandria revanchieren könnte, wenn er die Proxenie erst einmal hätte. Denn die anderen Pflichten, die ihm der Gymnasiarchos gerade alle so aufgezählt hatte, erschienen Quintus eher schwammig oder doch reichlich naiv wie das mit der "Autonomie". Andererseits war es ja vielleicht auch gar nicht so schlecht, sogar gegenüber den Römern auf einer gewissen Autonomie zu bestehen, denn was passierte, wenn man das nicht tat, konnte Quintus ja an der Geschichte seines Volkes und seiner eigenen Familie ablesen.


    Nach dieser Familie wurde er nun auch zwecks Verleihung der Proxenie gefragt, denn noch hatte er die Ehrenbürgerschaft ja nicht in der Tasche: "Der Name meiner Mutter ist Larthia, der meines Vater Mamercus Vibianus. Du, ehrenwerter Gymnasiarchos, hörst natürlich sofort, dass dies nicht Namen römischer Bürger sind. Ich möchte dich nicht mit der Geschichte meiner Familie langweilen, aber soviel scheint mir doch erwähnt werden zu müssen, dass ich aus einer tyrrhenischen Familie aus Korsika stamme, für die erst vor wenigen Jahren mein Vetter Gaius Verginius Tricostus in Roma selbst das römische Bürgerrecht erworben hat, dessen auch ich mich erfreuen darf." Ja, Gaius, Dontas - von dem hatte Quintus nun wirklich lange nichts mehr gehört, auch durch die Blockade bedingt; eigentlich wusste er überhaupt nicht, wie es seinem Vetter in Roma gehen mochte.


    Doch mit solchen Überlegungen konnte der junge Verginier sich hier natürlich nicht lange aufhalten, denn es galt ja, nun auch noch die alexandrinische Ehrenbürgerschaft zu bekommen und dazu noch eine weitere Frage zu beantworten. Diese Frage des Kabaneos Thebaios hatte es für Quintus nun allerdings in sich, denn einen festen Wohnsitz, also so einen richtig festen, hatte er in all den Monaten in Alexandria nicht gehabt. In den letzten Wochen hatte eine freundliche, selber ziemlich arme Familie ihn gegen kleinere Dienstleistungen bei sich wohnen lassen; Ioudaikoi - oder nein, aber so was Ähnliches waren die, Quintus blickte da nicht so richtig durch. Mitbekommen hatte er allerdings, dass ihre Sekte im Augenblick nicht so wirklich hoch im Kurs stand im Römischen Reich, und so wollte er nicht unnötigerweise Aufmerksamkeit auf diese Familie, der er dankbar war, lenken und so vielleicht noch schlafende Hunde wecken. Außerdem war es ihm auch selbst peinlich, dass er momentan so wohnte.


    Daher beschloss Quintus, es bei dem Gymnasiarchos mit einer Mischung aus ausgewählten Wahrheitsfragmenten und Flucht-nach-vorn-Strategie zu probieren: "Einen dauerhaften Wohnort in Alexandria suche ich noch. Er wird ja auch davon abhängen, in welcher Weise ich mich in Zukunft als Proxenios einbringen kann - und ehrlich gesagt auch davon, was meine Geldbörse mir dann erlaubt, denn meine Mittel sind, offen gestanden, äußerst begrenzt." Inständig hoffte Quintus, dass Kabaneos Thebaios sich mit dieser Auskunft zufriedengeben und nicht noch tiefer nachhaken würde. Einen Trumpf hatte der Verginier aber selbst auch noch im Ärmel: "Gedacht hatte ich allerdings daran, mich für einige Zeit als Akroates im Museion niederzulassen; ich hatte mich dort auch schon einmal näher erkundigt, aber einige Fragen sind auf meiner Seite noch offen geblieben. - Übrigens, an wen könnte ich mich mit diesen Fragen wenden?"

    Langsam wurde es auf den billigen Zuschauerplätzen rund um Verginius Mamercus herum ungemütlich. Es kamen nämlich immer mehr Menschen herbeigelaufen, die neben der wirtschaftlichen Aufbruchsstimmung womöglich auch noch ein erstes Skandälchen nach dem Ende der Blockade einsaugen wollten. Quintus war aber überhaupt nicht bereit, den guten Platz, den ihm die Götter bei dieser Darbietung beschert hatten, kampflos aufzugeben. Er war einer der ersten hier gewesen und begann nun, Püffe Nachdrängender ebenso unmissverständlich zu erwidern.


    Ob die Götter auch ihre Hände im Spiel und Cativolcus eine seherische Aussage hatten tätigen lassen, würde vorerst ungeklärt bleiben. Tatsächlich hatte er nämlich zu dem Anführer des Soldatentrupps gesagt: "Aber! Optio? Na, das wird aber doch ganz sicher nicht mehr lange so bleiben!" Wobei aus dem Tonfall des Kapitäns nicht zu erkennen war, ob er, was den Optio-Rang anging, eher mit einer Veränderung nach oben oder einer Veränderung nach unten oder gar mit noch etwas viel Schlimmerem rechnete.


    Wahrscheinlich war es diesem Kapitän auch einfach egal, mutmaßte Quintus. Denn schnell kam Cativolcus auf seine eigentliche Mission hier in Alexandria zu sprechen, nämlich seinen geschäftlichen Erfolg: "Also, mein Optio, wir haben noch einige wenige Passagiere hier an Bord, an Fracht aber führen wir tatsächlich nur Weinamphoren mit uns."


    Mit diesen Worten drehte er sich um und gab zwei seiner Matrosen einen Wink. Diese waren offenbar so gut auf ihren Vorgesetzten eingestellt, dass sie sofort in den Frachtraum des Schiffes liefen und schon sehr bald wieder mit einer Amphore zurückkehrten - und mit betretenen Gesichtern.


    Keinem der Anwesenden - und noch weniger den Schaulustigen - konnte der Ausdruck auf den Gesichtern dieser Männer entgehen. Und noch etwas war auffällig an ihnen: die scheinbare Leichtigkeit, mit der sie die Amphore trugen...

    Zitat

    Original von Tiberius Helvetius Varus
    Ich weiß nicht mehr genau wer es gesagt hat aber bin stark dafür das ganze hier jetzt zu beenden da es ganz offensichtlich zu nichts mehr führt.


    :P Ich schreib' trotzdem noch was.


    Aber du hast schon nicht ganz Unrecht, und eigentlich wollte ich mich in diesem Thread auch gar nicht mehr zu Wort melden, weil ich ja zu den Einzelheiten der Kampagne überhaupt nichts sagen kann. Aber Hungi hat mich dann doch wieder verleitet, hier was zu schreiben:


    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus


    Na da musste ich jetzt nachschauen, wer du bist. ;) Aber es stimmt, du hattest es richtig in Erinnerung.


    :dafuer: Ich war mir nicht so sicher, ob das hier jemand zugeben würde (falls mich meine Erinnerung da nicht doch getäuscht hätte), aber danke, dass du es getan hast! Ich hätte ansonsten auch noch zwei "Beweislinks" in petto gehabt; da die aber auch nur einen Teil meiner Aussage belegt hätten, bin ich froh, dass ich die nicht posten musste. :D


    Als alter Scharteke ist es mir auch ein Anliegen, Crispus Recht zu geben:


    Zitat

    Lucius Petronius Crispus
    (...) vor ein paar Jahren gab es noch Beschwerden, dass Iulianus ein zu glatter Kaiser ist


    Das habe ich allerdings auch noch gut in den Ohren, richtig, Crispus. Ich setze sogar noch einen drauf: Viele haben sich damals doch auch immer wieder darüber beschwert, im IR passiere einfach zu wenig.


    Zitat

    Lucius Petronius Crispus
    (...) werde ich in Zukunft davon absehen und abraten, IR-weite Kampagnen anzuzetteln, ungewöhnliche Thronwechsel zu planen etc. weil das nur zu Ärger führt. Schade eigentlich


    Ja, das fände ich allerdings auch wirklich schade. Ich befürchte zwar, "Ärger" wird sich bei größeren Kampagnen nie ganz vermeiden lassen. Und ich könnte auch, wie Tiberius Helvetius Varus es ja auch schon angedeutet hat, verstehen, wenn die Leiter der Kampagne bei der Lektüre dieses Threads vielleicht auch ein bisschen angefressen sind. - Aber das Kind mit dem Bade ausschütten?


    Ich möchte jetzt einmal ganz bewusst aus Sicht eines Nicht-Beteiligten, gleichsam "ins Blaue" hinein, ein paar Gedanken dazu äußern. Kann sein, dass ich damit komplett daneben liege, aber vielleicht ist für den einen oder anderen so eine Sicht von außen ja auch ganz interessant.


    Kampagnen sind ja nicht per se schlecht, und es gab doch auch im IR schon viele ziemlich gelungene, so weit ich weiß: Ich meine damit die ganzen Kampagnen einzelner Militär-Einheiten. Da wird es hinter den Kulissen vielleicht auch die ein oder andere Unstimmigkeit gegeben haben, aber ich wüsste nicht, dass es da jemals zu solchen Krächen gekommen wäre wie besonders nach der Parthia-Kampagne. Diese Kampagnen aber waren und sind jeweils begrenzter Natur, und zwar sowohl zeitlich als auch räumlich, und räumlich meint dabei: begrenzt auf ein bestimmtes Territorium, das meist noch nicht einmal eine ganze Provinz umfasst, und begrenzt auf eine wirklich überschaubare Anzahl von IDs (und auf eine evtl. sogar noch kleinere Zahl von echten Menschen hinter diesen IDs).


    Das war bei der Salinator-Palma-Kampagne natürlich komplett anders. Auf mich wirkte das so: Eigentlich konnte man sich dieser Kampagne kaum entziehen, selbst wenn man - entweder von Anfang an oder dann im Laufe der langen Monate - keine Lust auf sie hatte. Den einzigen echten Zufluchtsort hätte tatsächlich wohl Aegyptus geboten, selbst in Germania hing man ja oft durch Gens- oder auch durch Klientelbeziehungen "mit drin", von Italia ganz zu schweigen. Denn das ist ja das Grausige an einem Bürgerkrieg: Es gibt kein Entrinnen, für niemanden, man ist gezwungen, sich auf eine der Seiten zu stellen, Neutralität oder Ignorieren nicht möglich. - Von den Schwierigkeiten, die sich dadurch über ein Jahr lang für neue IDs und ganz besonders für IR-Frischlinge ergaben, habe ich ja schon geschrieben.


    Was folgt jetzt daraus? Je umfangreicher eine Kampagne sein soll, desto mehr Vorsicht ist angebracht. Ich sehe, wie oben schon dargelegt, eigentlich keine Probleme bei regional und zeitlich begrenzten Kampagnen. Aber hier soll es ja um Groß-Kampagnen gehen. Ich persönlich bin, ehrlich gesagt, kein Fan von ihnen. Aber das ist natürlich eine rein subjektive Geschmackssache, und selbst ich fände es schade, wenn Groß-Kampagnen nun ausgeschlossen werden würden.


    Aber wie gesagt: Obacht! Ich glaube, vor der Planung einer Groß-Kampagne sollte man immer gut prüfen, ob man die wirklich will. - Klingt vielleicht komisch, diese Bemerkung, aber nach meinem Eindruck sind es manchmal gar nicht so viele Spieler, die eine solche Kampagne wirklich wollen, sondern eher weniger, dafür aber sehr aktive Spieler, während - ich nenne es jetzt mal überzogen "die schweigende Mehrheit" - so eine Kampagne oft zunächst mal als willkommene Abwechslung empfindet, dann über längere Zeiträume aber auch Motivation und Ausdauer verliert. Ich kann beide Haltungen verstehen und empfinde sie als absolut legitim: Die "aktiveren" Spieler sollten im IR natürlich unbedingt die Freiräume bekommen, sich solche Abwechslungen zu organisieren und diese auszuspielen - und nach meinem ganz persönlichen Eindruck hat sich da die Kommunikation mit der SL in den letzten Jahren eigentlich sehr verbessert, dafür mein Lob! -, aber man darf dabei natürlich auch nicht diejenigen aus dem Auge verlieren, die bei solchen Aktionen dann irgendwann auch etwas die Geduld verlieren, weil ihre IDs über lange Zeiträume blockiert oder in ihren Spielmöglichkeiten doch stark eingeschränkt werden, und hier rede ich nicht einmal von blockierten Karrieremöglichkeiten, sondern z.B. von langen Ausgangssperren oder Einsatzzeiten fern der Heimatprovinz bei militärischen IDs, "In-der-Luft-Hängen" bei anderen IDs, De-facto-Aufnahmestopps in besonders betroffenen Gentes usw. - Kurz gesagt: vor der Planung einer Groß-Kampagne prüfen, ob man sie überhaupt will und wer sie, auch über längere Zeiträume, will - wer sie wirklich will.


    Die genannten Einschränkungen gibt es ganz besonders bei einem speziellen Typ von Großkampagne: dem Bürgerkrieg. Ich hab' das oben ja schon soweit geschrieben: Kaum jemand kann sich dem entziehen, und es ist immer die Gefahr gegeben, dass es lange dauert. - Da, das sage ich ganz offen, wäre ich auch besonders vorsichtig und würde das schon genannte Kriterium - wer will die Kampagne wirklich? - und die beiden Kriterien, die ich gleich noch nennen werde, ganz besonders streng anwenden.


    Wenn ich die Äußerungen von Lupus in diesem Thread richtig interpretiere, scheint hier im vorliegenden Fall der Palma-Kampagne zu den Problemen, die eine Kampagne "Bürgerkrieg" sowieso schon mit sich bringt, noch erschwerend hinzugekommen zu sein, dass der Bürgerkrieg quasi zusätzlich ins Programm aufgenommen wurde. Damit komme ich zu meinem zweiten Kriterium: Keine Nebenplots! Eine Kampagne, auch eine Großkampagne, hat ein einziges Thema. Punkt. Das ist nämlich fast immer schon mehr als genug, da es ja - hoffentlich, wenn die Kampagne gut ist und gut gespielt wird - in zig Threads aus der oft gegensätzlichen Perspektive der einzelnen Charaktere beleuchtet wird. Und das gilt erst recht, wenn man, wie Serapio es vorschlägt, auch noch die Möglichkeit alternativer Handlungsverläufe in Betracht zieht. Gutes, nuancenreiches Rollenspiel und flexiblere Handlungsverläufe gerne (innerhalb des Machbaren), aber eben alles nur im Rahmen des einen einzigen Plots. Keine Bürgerkriege mehr, weil das doch jetzt so gut reinpassen würde, keine angehängten Senatsmissionen ( ;)), die ursprünglich nicht vorgesehen waren. Das kann man alles in eigenen Kampagnen machen, aber eben nicht alles in einer einzigen. Alles zu seiner Zeit. Kill your darlings. Meine Meinung.


    Übrigens, das muss ich jetzt doch noch loswerden, weil's noch ein Lob an die SL ist: Nach meinem ganz subjektiven Eindruck war die Palma-Kampagne vom Ansatz her besser geplant und strukturiert als Parthia. Ich habe schon den Eindruck, dass man da auf Seiten der SL gute Lehren draus gezogen hatte - bis man, da schließe ich mich der Vermutung von Lucius Terentius Thyrsus an, aus sicherlich besten Absichten vielleicht doch wieder zuviel ins Drehbuch reinquetschen wollte.


    Jetzt zu Kriterium Nummer drei (eins war: Wollen wir überhaupt die Kampagne, und wer will sie?; zwei: nur ein einziges Thema, keine Nebenplots): Das klingt jetzt alles sehr technisch und unromantisch - und ist es auch. Aber eine Kampagne ist doch auch ein Projekt. Und genau wie man sich bei einem Projekt davor hüten sollte, nachträglich noch immer mit Änderungswünschen zu kommen (= Nebenplots), wäre es vielleicht gar nicht verkehrt, vor Start der Kampagne einen ungefähren Zeitrahmen in RL-Zeit festzulegen. Natürlich - ganz wie bei einem "echten" Projekt - auch mit Pufferzeiten. So, und jetzt komm' ich wieder mit meiner Transparenz: Diesen Zeitrahmen würde ich als Anhaltspunkt zu Beginn der Kampagne öffentlich machen (das kann natürlich auch in einem Privatforum sein), und falls die Kampagne dann völlig aus dem Rahmen läuft, als Spielleiter auch mutig nach vorne gehen und sagen: "So, Leute, ihr lest es selbst, wenn wir so weitermachen, sitzen wir noch an dieser Kampagne, wenn die WM in Brasilien schon wieder um ist. - Wie steht ihr dazu? Was sollen wir machen?" --> zeitnah ein Meinungsbild der Beteiligten einholen, ja, und dann muss natürlich eine Entscheidung getroffen werden, und nein: Ich habe überhaupt keine Garantie dafür, dass diese Entscheidung nicht für bestimmte IDs dann auch wieder sehr hart sein kann, im Gegenteil, ich bin sogar ziemlich davon überzeugt, dass das so sein wird.


    Das hört sich jetzt alles so ein bisschen nach "bäh, dröge demokratische Verfahrensgerechtigkeit" an. Ich betone aber nochmal, dass das natürlich nur für Groß-Kampagnen wäre; für die eingangs genannten regional begrenzten Kampagnen wär' das selbstverständlich reiner Overkill. Ansonsten gebe ich in Bezug auf Groß-Kampagnen noch einmal zu bedenken, dass man die vielleicht besser hin bekommt in kleinen Rollenspielforen, wo die Spielerschar überschaubar ist und sich evtl. sogar in Teilen persönlich kennt oder regelmäßig Kontakt außerhalb des Internets hat. Hier aber haben wir es bei Großkampagnen einfach von vornherein mit viel mehr Leuten zu tun, Leuten, die sich zu einem bedeutenden Teil nicht außerhalb des IR kennen und nur über Internet-Wege miteinander kommunizieren. Das macht sicher einen Teil des großen Reizes des IR aus. Das macht meiner Meinung nach aber auch manchmal das Kalkuliert-Technische, Ratternde nötig, das Transparenz und Beschränkung so mit sich bringt.

    @ Serapio: Danke für die Erläuterungen!


    Ich bin deinem Anliegen vielleicht wirklich nicht gerecht geworden.


    Bevor ich auf deine Erläuterungen näher eingehe, möchte ich meine eigene Position noch einmal etwas deutlicher machen:


    Eine "Opportunisten-Auslese" ist für mich kein "Simoff-Zwang". Ein Simoff-Zwang ist für mich tatsächlich nur, nennen wir's mal technischer Natur: Löschen inhaltlich missliebiger Postings durch Admins, Schreibsperren, Account-Löschungen. Alle anderen sog. Simoff-Zwänge aus Opportunitäts-Gründen erledigen sich meiner Erfahrung nach einfach im Laufe der Zeit, will sagen: Man muss mit ein und derselben ID nur lange genug dabei bleiben, dann kriegt man auch wieder seine Chance. Garantiert.


    Daher ist dein zweiter Punkt, der ja auf solchen Opportunitäts-Gründen basiert, in meinen Augen auch nicht stichhaltig, jedenfalls nicht auf längere Sicht (und mit längere Sicht meine ich hier nicht mehr als ein paar RL-Monate, keineswegs RL-Jahre). Als anspruchsvollen Rollenspieler, der du bist, wird dich diese Position von mir sicher nicht zufriedenstellen, und das kann ich verstehen. Aber ich sehe bei einer so großen Zahl von beteiligten Spielern wie hier im IR, die zudem praktisch ausschließlich auf Kommunikation über das Internet angewiesen sind, keine andere realistische Möglichkeit, mit solchen Situationen umzugehen, als das einige IDs sich für einen - meiner Meinung nach überschaubaren - Zeitraum hinten anstellen bzw. einen erneuten Karriereanlauf starten müssen.


    Und nochmal: "Simoff-Zwang" ist für mich was anderes.


    Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio
    1. Drehbuch sieht vor: Palma wird Kaiser. Den allermeisten Spielercharakteren wird jedoch keine simon-Motivation gegeben, Palma zum Kaiser zu machen, eher im Gegenteil. SL kommuniziert aber simoff: Palma siegt. Spieler wollen für gewöhnlich, dass ihre Charaktere auf der Gewinnerseite stehen, tolle Hechte sind und viele Orden bekommen, schließen sich also prompt Palma an. --> Erste Verfälschung des Spiels durch Simoff-Einflußnahme.


    Deinen unter "1." genannten Punkt hielte ich dagegen durchaus für stichhaltig. Ein argumentum ad hominem: Palma ist es von seinem simon-Verhalten her eigentlich nicht wert, dass man sich für ihn einsetzt. Wenn sich IDs für ihn eingesetzt haben, konnten sie das nur, weil sie verbotenerweise simoff-Beweggründe (die beliebten Opportunitäts-Gründe) in ihre Überlegungen miteinbezogen haben.


    Jetzt kommt das große Aber, das Gegenargument, das hier schon so viele Spieler als Antwort auf deine Ausführungen gepostet haben: Ist es wirklich so, dass den "allermeisten Spielercharakteren" simon keine Motivation zur Unterstützung Palmas gegeben wurde? Wirklich den "allermeisten"?


    Einige Spieler haben hier in diesem Thread ausgeführt, dass dem eben nicht so sei, sondern dass die übergroße Mehrheit der Spielercharaktere keine Kenntnisse über die dunkle Seite des Herrn Palma haben könne. Wie gesagt, ich kann's schlicht nicht beurteilen. Aber das, was einige hier in diesem Thread an Gegengründen geschrieben haben, finde ich ziemlich plausibel. Du bist da anderer Meinung, und das sei dir unbenommen.


    Vor allem gilt für deine ID - und wohl auch für einige andere - das Gegenargument mit der Unkenntnis ja auch gar nicht, und es ist wahrscheinlich für jeden nachvollziehbar (und wurde in diesem Thread ja z.B. auch von Lupus mehrfach betont), dass das für die betroffenen Charaktere natürlich eine schwierige Situation ist. Insofern ist dir persönlich und den ebenfalls davon Betroffenen Recht zu geben. In dem Zusammenhang ist mir beim zweiten Lesen jetzt auch noch mal eine Bemerkung von Lupus aufgefallen, diese hier:


    Zitat

    Original von Sextus Aurelius Lupus
    Ich erinnere mich noch gut an eine PN von Tiberius Durus damals (die leider gelöscht wurde... vielleicht hat einer der anderen sie noch, falls der genaue Wortlaut gebraucht wird), dass die Verschwörung gegen Salinator auffliegen soll. Uns wurde damals davor bescheid gesagt, damit wir uns seelisch und moralisch darauf einstellen konnten und uns auch absprechen konnten, wie wir damit dann umgehen wollen.


    Ich hoffe, dass ich das jetzt nicht komplett falsch verstanden habe. Aber beim Lesen stellt sich mir hier schon die Frage: Wenn man so die Salinator-Gegner "seelisch und moralisch" vorbereitet hat - hätte man nicht von Seiten der SL aus auch den Salinator-Anhängern in ähnlicher Form rechtzeitig einen Wink geben können?


    Übrigens, Serapio (und alle anderen), eine Diskussion, die in eine ähnliche Richtung ging, allerdings sehr viel praktischer, die leider aber von Anfang an in gereiztem Ton geführt wurde, folgerichtig unschön verlief und folgerichtig geschlossen wurde, gab es ja hier schon einmal. Da fragt ja eine der auch hier von Lupus explizit genannten "Problem-IDs" ("Faustus Decimus Serapio, Decima Seiana, Gaius Octavius Victor, Gaius Pompeius Imperiosus und Lucius Iulius Antoninus", Zitat von Lupus von hier
    ; später
    nennt er noch "Marcus Iulius Proximus") an, was aus ihr werden solle.


    Ich belass' es dabei, hab' sowieso schon zuviel Blödsinn geschrieben und muss ins Bett. :)

    Jetzt hält es auch mich Hinterbänkler nicht mehr auf meinem Platz. :D


    Vorweg: Ich kann mich in vielem den Äußerungen von Titus Helvetius Ocella
    anschließen, wahrscheinlich weil ich ja in einer ähnlichen Situation bin wie er und nicht in diese Kampagne/den Bürgerkrieg involviert war. - Einige Punkte möchte ich aber doch noch aus meiner Sicht akzentuieren.


    Zitat

    Original von Titus Helvetius Ocella
    1. Ich muss Serapio insofern zustimmen, als dass sogar für mich als neuer Mitspieler schnell klar war, dass Palma eigentlich nur gewinnen konnte. Daher kann ich auch gewissermaßen verstehen, dass es bei diesem Plot dann nicht mehr darauf ankam, ob man taktisch gute Entscheidungen traf, sondern das Palma sich als quasi unbesiegbarer Feldherr bewies, und dessen Gegner auf der anderen Seite teilweise dilletantisch agierten. Bei Plots, in denen das Ergebnis vorher feststeht, lässt sich sowas aber nicht vermeiden.


    Geht/ging mir genauso wie Ocella (und offenbar noch vielen anderen), ja sogar noch mehr. Denn in meinem Kopf ist seit Jahren so ein blöder Gedanke, der jetzt, da ich hier in diesem Thread lese, natürlich ununterbrochen in meinem Kopf herumhüpft. Vielleicht habe ich da ganz einfach nur was missverstanden, dann bitte ich um Entschuldigung, und dann wird es ja auch mal Zeit, dieses Missverständnis bei mir aufzuklären. Also: Ich meine mich daran zu erinnern, dass schon vor Jahren die Rede davon war, dass die Gens Ulpia als kaiserliche Gens durch die Cornelia abgelöst werden sollte. Deswegen war die Cornelia ja auch für etwaige Wiederbelebungsversuche von Seiten der SL über Jahre hinweg gesperrt. Als ich beim Bürgerkrieg zum ersten Mal den Namen "CORNELIUS Palma" las, bin ich daher augenblicklich davon ausgegangen: Das ist der zukünftige Kaiser. In Salinator habe ich immer nur so etwas wie einen Übergang gesehen, eine Art "falschen" Kaiser (immer im Hinterkopf den Gedanken: Die Cornelia wird den "echten" Kaiser stellen.). Hätte ich zur Zeit von Salinators Herrschaft eine ID gehabt, die auf langfristige Karriere aus gewesen wäre, hätte ich mich vor der Protektion Salinators gehütet, um hinterher auf der "richtigen" Seite zu sein.


    Ich hoffe, ich trete damit niemandem zu nahe. Vielleicht mache ich mich durch diese Überlegungen auch zum Affen und habe alles total falsch verstanden. Aber ich musste das jetzt schreiben, sonst wär ich geplatzt. :D


    Deshalb doch noch mal die Frage: Auch wenn, wie du, Hungi, schreibst und was ich dir glaube, das "Drehbuch" immer und immer wieder mit anderen diskutiert und geändert worden ist - war nicht das Endergebnis eben doch festgelegt?


    Dass ich so etwas gar nicht schlimm finde - schreibe ich gleich, nur Geduld. Erst kommt noch Serapio:


    Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio
    Ich will sagen, dass kein Plot das Recht hat, den Spielern durch simoff-Zwänge vorzuschreiben, was ihre Charaktere denken oder wen ihre Charaktere gut finden sollen.


    Serapio, wenn du ahnst oder weißt, wer ich bin, dann weißt du auch, wie sehr ich dich schätze. Aber hier muss ich sagen: Wenn das, wie du immer wieder betonst, dein Hauptpunkt ist, dann hast du keinen Punkt. Dein Char kann doch selbstverständlich denken und tun, was er für richtig oder stimmig hält, und soll das doch auch. Nur muss er dann eben auch mit den Konsequenzen leben, und gerade das macht doch auch gutes Rollenspiel aus.


    Oder, um meinen Einwand vielleicht deutlicher zu machen: Ein solchen simoff-Zwang, von dem du sprichst, gäbe es in meinen Augen nur, wenn die SL missliebige Posts von dir löschen oder gar dich vom IR ausschließen würde.


    Klingt jetzt vielleicht banal, sehe ich aber tatsächlich so. - Nichtsdestotrotz kann ich, wie so viele andere hier, deine Enttäuschung auf einer menschlichen Ebene allerdings auch gut nachvollziehen.


    Vielleicht wird noch deutlicher, was ich meine, und vielleicht kann ich dir, Serapio, auch noch gerechter werden, wenn ich jetzt zu meinem dritten Punkt komme:



    Was lernen wir daraus für künftige Kampagnen


    ... ganz bestimmt sehr vieles, ich möchte aber nur zwei Punkte ganz subjektiv herausgreifen:


    Ich finde es durchaus ok, wenn die SL für derart großangelegte und folgenreiche Kampagnen wie den in Rede stehenden Bürgerkrieg das gewünschte Ergebnis vorgibt. Möglicherweise ist das bei einem so großen Forum wie diesem hier sogar unerlässlich, ich weiß es nicht. Mein Punkt ist: Wenn es denn ein solches gewünschtes Ergebnis gibt - ich sage: wenn -, dann kann man das doch auch ganz einfach transparent machen. Als Beispiel mal bezogen auf die Palma-Kampagne:


    "So, liebe Leute, die Uhr von Salinator tickt, und ihr werdet einen neuen Kaiser namens Quintus Müller Palma bekommen. Aber den Weg dahin [= das Drehbuch] bestimmt weitgehend ihr. - Achso, und für diejenigen, die auf Seiten Salinators kämpfen wollen: Jo, natürlich werdet ihr hinterher, nach eurer Niederlage, bestraft, ist doch klar. Aber: Wer das Drehbuch durch gutes und für seinen Char stimmiges Rollenspiel bereichert hat, der braucht sich auch nicht allzu große Sorgen zu machen."


    Ich glaube, "offene Enden" im Sinne von "Whodunnit"-Krimis kann es in einem Rollenspielforum nicht geben: Entweder wird alles in Privatforen, per PN oder gar in Chats ausbaldowert und ist dann eben überhaupt kein Rollenspiel - oder aber es ist Rollenspiel und kann von allen mitgelesen werden, so dass das Ende (also: der Mörder, bezogen auf Krimis) eben keine Überraschung mehr ist. - Dass Variante 1 mit den PNs und den Chats dann natürlich auch noch zu riesen Missverständnissen führt, kann man ja im vorliegenden Thread traurig mitlesen.


    Ich plädiere daher gerade bei Kampagnen für Transparenz. Und auch wenn ich in beiden Kampagnen nicht mitgewirkt habe, gebe ich für mögliche Evaluationen der Palma-Kampagne mal zu bedenken, ob im Hinblick auf Transparenz in dieser Kampagne nicht einige Fehler der Parthia-Kampagne wiederholt worden sind.


    Meiner Meinung nach sollte bei Kampagnen das WIE im Vordergrund stehen, nicht das - womöglich festgelegte - Ergebnis.



    Allgemein bin ich persönlich aber auch sehr skeptisch gegenüber derart großangelegten Kampagnen, weil sie immer wieder Missverständnisse und Enttäuschungen provozieren, vor allem aber auch weil sie immer das Zeug dazu haben, sich hinzuziehen wie Kaugummi. Bei dieser Bürgerkriegs-Kampagne finde ich dieses zweite Argument sogar noch schlagender als seinerzeit bei der berüchtigten Parthia-Kampagne, weil sich der Bürgerkrieg ja irgendwie auf alle IDs ausgewirkt hat - vielleicht wirklich, wie Lucius Terentius Thyrsus ausführt, mit Ausnahme von Ägypten. In den Monaten des Bürgerkriegs war es doch für neue IDs - von kompletten IR-Neulingen mal ganz zu schweigen - sehr schwierig, hier Fuß zu fassen.


    Damit möchte ich natürlich niemanden, am allerwenigsten dich, Serapio, davon abhalten, eine Verschwörung gegen Palma anzuzetteln. Auch freue ich mich natürlich über jeden Vorschlag, Aegyptus mehr "in den Fokus" zu rücken, wie Lucius Terentius Thyrsus es anregt. Aber ich bitte auch alle zu bedenken, ob im Moment wirklich noch genug Ressourcen - und genug Nerven - für weitere Kampagnen vorhanden sind.

    Quintus hatte seit seiner Ankunft in Aegyptus ja schon so oft am Hafen herumgelümmelt. Sogar in der Zeit der Blockade hatte er diesem Ort eine seltsame Treue bewahrt und war immer wieder hierhin zurückgekehrt. Aber auch er freute sich natürlich darüber, dass sich das Leben von den Hafenkneipen jetzt wieder zu den Warenlagern und den Kais hin verlagerte und überhaupt wieder viel mehr Betrieb herrschte. Sicher, auch zur Zeit der Blockade war - meist jedoch abseits des Megas Limen und zu nächtlicher Stunde - das ein oder andere "gegangen", an dem so mancher wohl auch gut verdient haben mochte. Dem Verginier war das nicht verborgen geblieben, aber er hatte sich darum bemüht, solche Machenschaften aktiv zu ignorieren. Das alles aber war natürlich überhaupt kein Vergleich zu der Aufbruchsstimmung, die jetzt hier herrschte und von der Quintus sich gerne anstecken ließ, als er dem geschäftigen Treiben zusah.


    Seine Aufmerksamkeit wurde aber bald von den Händlern, den Matrosen und den einlaufenden Schiffen weggelenkt hin zu einem kleinen Trupp römischer Soldaten, die zielstrebig auf einen Frachter zumarschierten, welcher gerade angelegt hatte. Als der Kommandierende seinen Legionären den Befehl gegeben hatte, das Schiff zu kontrollieren, dauerte es nicht mehr lange, bis sich rings um Verginius Mamercus eine Anzahl Schaulustiger versammelt hatte. Auf dem Frachter sprang derweil ein Schiffsjunge geschäftig umher, der aber seine Tätigkeit sofort unterbrach, als er des Auflaufs und der Soldaten gewahr wurde, und sich an einen Mann wandte, der auf dem Schiff eine bedeutende Stellung einzunehmen schien. Fast wie aufgeschreckt hörte dieser Mann, was der Knabe ihm zu sagen hatte, drehte seinen Kopf in Richtung der Soldaten und verließ dann entschlossen sein Schiff, um dem Kommandierenden der Legionäre entgegenzutreten: "Salve, Centurio! Mein Name ist Cativolcus, Kapitän und Miteigner dieses Schiffes. Wie schön ist es, wieder in Alexandria zu sein! Mein Schiff hat Wein geladen - wollt ihr kosten?" Dabei ließ dieser Cativolcus ein Lächeln auf seinem Gesicht spielen, das Quintus überhaupt nicht deuten konnte.

    Hals über Kopf hatte sich Quintus schließlich nach monatelangem Zaudern in das Abenteuer "Proxenie" gestürzt. Das hatte ihm einerseits ermöglicht, endlich durchzustarten und sich keinen Kopf mehr zu machen über eventuelle Ablehnungen, Demütigungen, Blamagen und was einem sonst noch so im Ergasterion eines alexandrinischen Amtsträgers drohen konnte. Auf der anderen Seite stand der junge Verginier nun auch gänzlich unvorbereitet vor dem Gymnasiarchos. Nach den ersten Worten des Kapaneos Thebaios konnte Quintus allerdings auch darin keinen Nachteil mehr erkennen, denn ein Verhalten wie das, was der Gymnasiarchos gerade an den Tag gelegt hatte, hätte er, Quintus, sowieso niemals antizipieren können, unerfahren in Bürokrams, wie er nun einmal war. Mit der Einladung, hier gegenüber dem alexandrinischen Würdenträger Platz zu nehmen, hätte der Verginier nämlich im Traum nicht gerechnet. Da war es dann vielleicht wirklich besser, so fand Quintus jetzt, sich einfach den Göttern zu überlassen und zu improvisieren.


    Ganz ungetrübt war die Stimmung des Verginius jedoch trotzdem nicht, als er sich nur zögerlich auf dem Stuhl an dem geräumigen Schreibtisch des Gymnasiarchos niederließ. Denn es erfüllte ihn so eine unbestimmte dunkle Ahnung, dass dieser Stuhl für ihn vielleicht noch ganz ein heißer werden könnte, auf dem er mal so richtig durchgeröstet werden würde.


    Möglicherweise mochte Kapaneos Thebaios Grillgut in seinem Büro. Tafeln schätzte er offenbar auf jeden Fall, denn es dauerte noch einen weiteren Moment, bis der Gymnasiarchos auch die letzten so weit beiseite geräumt hatte, dass er damit zufrieden war. Quintus nutzte diese Zeit, um ein weiteres Mal so zu tun, als sei er ein höflicher und zivilisierter Zeitgenosse: "Ich danke dir, ehrenwerter Gymnasiarchos, dass du dir Zeit für mein Anliegen nimmst und mich sogar bei dir Platz zu nehmen heißt. Ich hoffe, dass ich deine Geduld nicht über Gebühr strapazieren werde."


    In der Tat wäre dem jungen Verginier nichts lieber gewesen, als dieses Arbeitszimmer so schnell wie möglich mit der Zusage der Proxenie verlassen zu können. Die Götter aber hatten offenbar anders bestimmt, denn schon tat Kapaneos Thebaios eine weitere Aussage, die Quintus verwirrte: Es gab also angeblich noch keinen neuen Kaiser? Da hatte er selbst aber ganz anderes gehört, schließlich "verkehrte" er ja viel in der Hafengegend, und ein Hafen wie derjenige der Weltstadt Alexandria pflegte doch ein zuverlässiger Umschlagplatz der allerneuesten Informationen zu sein.


    Quintus war sich nicht so sicher, ob er damit jetzt klug handelte, doch seinem Naturell folgend, konnte er die Äußerung des Gymnasiarchos nicht einfach so stehen lassen: "Es steht mir vielleicht nicht zu, etwas zu deinen wohlgewählten Worten anzumerken, aber ich möchte dir auch nicht die Gerüchte vorenthalten, die seit einigen Tagen in der Stadt in Umlauf sind: dass es nämlich sehr wohl schon eine neue Inkarnation des göttlichen Basileios gibt", sagte der Verginier, die feierliche Ausdrucksweise seines Gesprächspartners nachahmend. Er selbst sah es durchaus nüchterner: Der Bürgerkrieg hatte also nun wohl endlich einen Sieger, und zwar seiner Meinung nach auch den richtigen. "Es wird sogar schon darüber spekuliert, wie wir hier in Alexandria die nächste, göttliche Inkarnation feiern werden, ob es Festlichkeiten geben wird oder einen Umzug. - Aber darüber werden sicherlich der Praefectus und die Verwaltung unserer Stadt in ihrer Weisheit entscheiden."


    "Unserer Stadt" hatte Quintus gerade gesagt - aber so war das ja noch gar nicht, denn die Proxenie war ja noch lange nicht verliehen. Und in der Tat hatte der Gymnasiarchos dazu auch eine Frage an den jungen Verginier gerichtet, die diesem gar nicht lieb sein konnte: Denn mit den Pflichten, die mit der Ehrenbürgerschaft verbunden waren, hatte er sich bislang noch überhaupt nicht beschäftigt. Mehr dagegen mit den Rechten: "Was die Proxenie anbelangt: Mit ihr sind, wie ich hörte, wirklich viele ehrenvolle Rechte verbunden wie dasjenige, vor der Volksversammlung dieser ruhmreichen Stadt das Wort zu ergreifen oder sich sogar selbst wählen zu lassen. Und nicht zuletzt öffnet die Proxenie die Tore des Museions."


    Aber Pflichten? Quintus fiel natürlich sofort das ein, wonach jede Stadt gierig und unersättlich ihre Krallen auszustrecken pflegte: Steuern. Doch erstens hatte er da zu seinem eigenen Leidwesen im Moment noch nicht viel beizutragen, und zweitens wollte er dieses unliebsame Thema gerne aus dem Gespräch mit dem Gymnasiarchos raushalten. Stattdessen probierte er es der Einfachheit halber mal mit der Wahrheit: "Was die Pflichten anbelangt: Für jeden, der sich Ehrenbürger dieser ruhmreichen Stadt nennen darf, wird es eine Ehre sein, sich für die Belange der Stadt zu verwenden. So geht es auch mir. Ich gestehe dir aber, dass ich tatsächlich nicht im Detail weiß, was ich für Alexandria tun kann, wenn ich Proxenios geworden bin. Nichts könnte mir daher nützlicher sein, als dass eine Person von deinem Rang mir hier Wegweisung gibt."


    Von diesem ganzen geschwollenen Koine-Blabla war Quintus schon ganz schummerig geworden, so dass er jetzt doch froh war, dass er saß.

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer


    Das Logo sollte bei allen kommenden Postings nun wieder stimmen.


    Jau, stimmt. Danke! :dafuer:



    Dann wäre da jetzt nur noch diese Sache mit dem Stammbaum. Das Blöde ist, dass meine ID jetzt für die Proxenie in Alexandria 'ne Mischpoke braucht, und ich will da sim-on ja auch nicht irgendwas schreiben, was dann hinterher in einem Stammbaum ganz anders aussieht.


    Soll ich da einfach mal einen neuen erstellen und an die SPIELLEITUNG schicken?

    Während er vor der Tür des Gymnasiarchos wartete, kam Quintus in den Sinn, wieviel Zeit er auch hier in Alexandria schon wieder vertrödelt hatte, obwohl er doch einst mit so hehren Absichten hierher gekommen war. Ein Gutes hatte diese lange Anlaufzeit hier in Aegyptus aber doch: Hatte der Verginier bisher lediglich das attische, homerische Griechisch mehr schlecht als recht beherrscht, das seine Eltern ihm auf Korsika von mühsam zusammengespartem Geld in einer schola hatten eindrillen lassen, so beherrschte er nun auch leidlich Koine´.


    Er war sich aber vollkommen im Klaren darüber, dass er nun gleich nicht etwa einem seiner Kumpel oder einem der Mädels aus der Hafengegend gegenüberstehen würde, die bisher in Koine seine Lehrer gewesen waren, sondern einem der höchsten Würdenträger der Stadt, in der er nun endlich Wurzeln zu schlagen hoffte.


    Nach seinem Klopfen meinte Quintus, aus dem Inneren des Zimmers so etwas wie ein genervtes Stöhnen gehört zu haben. Mit diesem Gedanken hielt er sich aber gar nicht auf, sondern trat auf das bald schon folgende "Empros!" beherzt herein: "Chaire, hochverehrter Gymnasiarchos! Mein Name ist Quintus Verginius Mamercus, römischer Bürger, wie du sicher am Namen hörst. Ich bitte dich um die Verleihung der Proxenie, weil ich die Stadt, der du in einer so ausgezeichneten Position dienst, zu meiner neuen Heimat machen möchte."


    Während er so gesprochen hatte, hatte der Verginier sich gleichsam selbst zugehört, und er fragte sich nun, ob er mit seinen soeben verklungenen Worten wohl den ausladenden, blumigen Stil getroffen hatte, dessen sich hier so viele befleißigten. Mit seinem Blick streifte er flüchtig den Tisch des Gymnasiarchos, auf dem sich Akten nur so stapelten. Quintus war überrascht, dass sich der Gymnasiarchos so viele Arbeit selbst auflud. Aber das erklärte dann wohl auch das Stöhnen.