Als Quintus die Antwort seiner Gesprächspartnerin - seiner ersten hier in Alexandria - hörte, musste er spontan fröhlich lachen. Es war ja offensichtlich, dass die Mutmaßung, die sie gerade geäußert hatte, nicht stimmen konnte. Dafür stammte der Fummel, den sie an hatte, einfach aus einer viel zu hohen Preisliga, die sich eine gewöhnliche Diebin gar nicht hätte erlauben können. Außerdem war sie in eben diesen Klamotten in dem heruntergekommenen Teil des Marktes, wo sie sich gerade befanden, viel zu auffällig, als dass sie irgendwelchen dunklen Geschäften hätte nachgehen können.
Also, nix mit Diebin. Aber Humor hatte diese junge Römern, und Schlagfertigkeit, das musste Quintus ihr lassen. Der Gedanke seiner Gesprächspartnerin gefiel ihm so gut, dass er ihn innerlich weiterspann: "Wenn die eine Diebin ist, dann hat sie ja schon einen ersten guten Fang gemacht, nämlich die Xanthippe von Sklavin da neben ihr", dachte der Verginier voller Ironie und Gehässigkeit, denn er hatte wohl mitgekriegt, dass diese am liebsten über ihn hergefallen wäre, als er ihrer Herrin unabsichtlich einen Stoß versetzt hatte. "Andererseits ist es ja auch ein schöner Zug von der Sklavin, dass sie so treu zu ihrer Domina steht und sie sogar mit ihrem eigenen Körper verteidigen würde", wurden Quintus' Gedanken an die Sklavin dann wieder versöhnlicher.
Für seinen Sarkasmus hatte er auch schon wieder ein anderes Opfer gefunden, nämlich sich selbst, und das äußerte er jetzt selbstironisch lächelnd: "Na, du geschickte Diebin, dann kann ich dir ja nur gratulieren zu dem Opfer, dass dir gerade in die Arme gelaufen ist: Meine Taschen sind reich gefüllt mit Geschmeide und Gold und Edelsteinen." Bei diesen Worten hob Quintus grinsend den schmuddeligen Leinensack an, in dem seine wenigen Habseligkeiten steckten. "Allerdings gibt es in diesem Teil des Marktes auch noch ganz andere Güter, die eine Diebin locken könnten: schrumpelige Äpfel und verdatschte Pfirsiche zum Beispiel. Die gibt es hier teilweise sogar ganz umsonst", fügte der Verginier hinzu in Erinnerung an das undefinierbare Stück Fallobst, das ihm vor Kurzem ins Gesicht geflogen war.
Jetzt wollte Quintus es aber auch genug sein lassen mit seinem Herumreiten auf dieser Diebes-Geschichte. Schließlich sprach er hier mit einer vornehmen Römerin und nicht mit irgendeiner Kneipenbekanntschaft. Ihm fiel ein, dass es ihm wohl gut anstünde, sich endlich vorzustellen, und so sagte er unvermittelt: "Übrigens, mein Name ist Quintus Verginius Mamercus, Frischimport aus Ostia. Habe die Ehre", setzte er hinzu, weil er das für eine Redewendung hielt, die einen Mann von Format auszeichnete.