Beiträge von Veleda

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    Original von Aurelia Flora


    „Hast du so was schon mal erlebt?“ fragte sie Veleda und klang dabei ziemlich eingeschnappt. „Seh ich aus wie eine Sklavin? Ich bin doch nicht Luft! Pfff… Soldaten! Ungebildete Klötze! Mehr Muskeln wie Hirn!“ schimpfte sie vor sich hin. Flora konnte es nicht glauben, dass man sie einfach so als unwichtig abgestempelt hatte und ignoriert hatte. Das hatte sie nun wirklich noch nie erlebt. Ihre Laune war ohnehin schon nicht die Beste gewesen, aber das Verhalten des Iuliers war dann doch der Tropfen, der das Fass zum überlaufen gebracht hatte.


    Veleda war die Kinnlade runter gefallen, nein so was hatte sie wirklich noch nicht erlebt. Flora war sonst immer der Mittelpunkt von allem, aber das man sie so behandelte... nein das gab's nun wirklich nicht.
    "Nein so was unverschämtes. Keine Kindertube diese Soldaten." Bestätigte sie ihrer Herrin. Veleda sprach Flora immer noch nicht mit Domina an, das wollte ihr einfach nicht über die Lippen. Meist störte es Flora zum Glück nicht. "Nein du siehst natürlich nicht aus wie eine Sklavin, welch ein absurder Gedanke. Aber was erwartest du von einem, der mit einem Messer herumfuchtelt? Du erwartest doch nicht, das sie wahre Schönheit erkennen und zu würdigen wissen?" Veleda legte die Kopf leicht zur Seite und verzog ihr Gesicht zu einem schiefen Grinsen.
    "Ich denke wir sollten es nun machen wie die Herren da, sie missachten und uns den Dingen widmen, die dich aufbauen. Setzen wir unseren Bummel fort. Du brauchst noch Möbel und so viele Kleinigkeiten.... und ich haben vorhin einen Schneider gesehen der traumhafte Kleider hatte."
    Ja beim Geldausgeben konnte sich die Laune wieder bessern und Veleda hoffte, das dies auch heute der Fall war. Diese Kerle wussten ja gar nicht was sie anrichteten, sie würden es ja nicht ausbaden müssen, leidtragend waren die Sklaven der Aurelia.

    Veleda stand wie immer etwas im Abseits, jedoch erhaben völlig Sklavenuntypisch beobachtete sie das Bieten. Ihre Domina hatte kein Glück. Aber was hätte sie auch mit einer Sklavin gewollt, die nicht mal Latein konnte. Veleda hatte eh nicht verstanden, dass Flora mitgeboten hatte. Vor ihrem inneren Auge hatte sie sich selbst schon als Lehrmeisterin gesehen um der neuen Latein beizubringen. Eine Aufgabe, die ihr nicht im Geringsten zusagte. Überhaupt war sie froh, das Flora sich relativ wenig mit ihr beschäftigte, so hatte sie genug Zeit Lysandra zu helfen und sich mit ihr die Arbeiten zu teilen, so dass beide Frauen mehr Freizeit hatte, die sie gern gemeinsam verbrachten.
    Das der junge Tölpel, wie hieß er doch gleich Claudia? Ein Mädchenname? Nun gut, die Römer eben, aber das er sich lieber mit einer Sklavin unterhielt anstatt mit Flora?! Nun das gefiel ihrer Domina nicht und man konnte förmlich sehen, wie ihre Laune in die Knie ging. Ganz prima, dass würden Lysandra und sie nachher wieder in die Reihe bringe müssen, Flora war recht eigen, und es würde sie bestimmt fuchsen, das man sie wegen einer Sklavin links liegen ließ.


    Das würde also ein Einkaufsmarathon werden….

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    Original von Aurelia Flora
    Lysandra konnte sich nur mit Mühe vom Anblick des Aureliers auf dem Wagen lösen. Sie folgte Veledas Fingerzeig und nickte dann. „Ja, das ist das Opfertier. Die Götter sollen von diesem Tag schließlich auch etwas haben. Du bist mit den römische n Riten nicht vertraut?“


    Veleda schüttelte den Kopf. Nein vertraut war sie nun wirklich nicht mit den Riten. Wie und warum auch? Es hatte sie bisher auch nicht sonderlich interessiert, wie die Götter der Römer hießen und was sie so taten. Sie hatte selbst genug Götter, warum sollte sie sich da noch um mehr kümmern?
    "Nein, obwohl Opferungen für die Götter kenne ich. Wahrscheinlich laufen sie nur etwas anders ab." flüsterte sie Lysandra zu. Blutig, oh ja Opfer für ihre Götter waren immer blutig. Gespannt schaute sie also in die Arena, was nun folgen würde. Nur am Rande nahm sie wahr, dass sie jemand in die Loge gesellte. Sie stieß Lysandra leicht an. "Wer ist das?" flüsterte sie noch ein Nuance leise als schon vorher.

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    Original von Aurelia Flora


    Ihr blieb nicht verborgen, das Flora sich bei weitem nicht wohl fühlte in ihrer Haut, aber sie hielt sich erstaunlich gut.
    „Natürlich werden diese Spiele bestimmt alle bisherigen in den Schatten stellen. Und es wird bestimmt keine langweilige Kämpfe geben. Vielleicht gewinnt dieses Mal dein Favorit.“
    Veleda ließ ihre Blicke schweifen. Sie war noch nie bei solchen Spielen gewesen und wusste nicht was nun folgte.
    Ein verzierter von Rassepferden gezogener Wagen befuhr die Arena.
    „Ein imposanter Auftritt.“ Kommentierte sie, mehr für sich selbst.
    „Oh ein Ochse. Ist er das Opfertier?“ Veleda schaute fragend zu Lysandra, bevor sie wieder wie gebannt in die Arena starrte.

    Veleda lauschte den Schwärmereien Lysandras über die Spiele und auch ihren Bericht von den letzten Spielen. „So die waren also nicht so gut, nun dann werde diese die anderen wohl übertreffen?“
    Veleda war nicht entgangen, das Flora sich hier nicht wohl fühlte. Auch ihr waren die Blicke, teils neugierig, teils bemitleidend nicht entgangen. ‚Dummes Volk.‘ dachte Veleda bei sich.
    Sie kniete sich neben Flora in den Schatten. „Ein Nubier? Warum war er dein Favorit? Was hatte er denn, dass du ihm die Daumen gehalten hast und wer war sein Gegner?“ Sie wollte die Aurelia von den Blicken der Menschen ablenken, sie sollte sich nicht darum kümmern. Nur war Veleda heute schon reichlich weit gegangen, so dass sie es jetzt vorzog das Thema nicht anzusprechen, sondern einfach ein unverfängliches Thema wählte.

    Veleda nahm die Schatulle entgegen.
    „Meine Eltern waren Händler. Lesen und Schreiben war also notwendig. Weben, Kochen und nähe lernt bei uns jedes Mädchen.“ Antwortete sie eher monoton.
    Die Vorstellung das sie singen sollte, löste ein Grinsen aus, welches ihr über das Gesicht huschte.
    „Nein ich bin gänzlich unmusikalisch. Die Leute würde wohl eher weglaufen, als mir zuzuhören.“
    Es war das erste Mal dass sich hier jemand dafür interessierte, was sie konnte. Vielleicht fand man ja eine Aufgabe für sie. Sie hasste diesen Müßiggang, dieses Nichtstun, das brachte einen nur auf dumme Gedanken.
    „Nein ich bin frei geboren und erst seit wenigen Wochen hier. Bis vor ein paar Monden lebte ich in der Nähe von Colonia.“
    Schnell brachte sie die Schatulle mit dem Schmuck an seinen angestammten Platz. Und begab sich zum Eingang um Flora und Lysandra zu den Spielen zu begleiten.

    Veleda schaute zu, wie die Haare der Flora nach und nach vielen, wie Lysandra eine Frisur zauberte.
    Die Frage nach ihren Fähigkeiten riss sie aus ihren Gedanken.
    „Lesen, schreiben kann ich in Latein, griechisch und in der Sprache der Germanen, nähen, kochen und weben.“ Fasste Veleda kurz zusammen. Sie wusste ja nicht was man von ihr erwartete. Flora hatte in Lysandra eine sehr gute Leibskavin. Veleda war immer noch nicht klar, wofür man sie angeschafft hatte. Bisher war sie Lysandra zu Hand gegangen und hatte versucht ihr nicht unnötig zur Last zu fallen.
    Aber sie machte sich nicht vor, natürlich war es eine Mehrbelastung für die ältere Sklavin, wenn sie immer noch ein Auge auf Veleda haben musste.
    Flora hatte sich für ein Kleid entschieden, so das Veleda sich dran machte, die restlichen Kleider wieder zusammen zu räumen um sie später ordentlich zu verstauen.

    Veleda hatte sich wieder aufgerichtet. Ein kurzes Nicken in Lysandras Richtung, dann war ihr Gesicht wieder die Maske, die so zu gern vor sich hertrug, an der man nicht ablesen konnte, was sie dachte, was sie bewegte. Stumm folgte sie den Beiden in das Bad.
    Eilens verließ sie ebendieses um nach nur kurzer Zeit mit einer Auswahl an Kleidern wieder zu erscheinen. Stumm wie ein Fisch legte sie diese auf eine der Clinen.
    Sie beobachtete Lysandra, wie sie ihrer Herrin die Haare schnitt, endlich war das Lächeln wieder in ihr Gesicht zurückgekehrt, das erste wirkliche Lächeln, was Veleda auf Lysandras Gesicht sah.
    Die Leibsklavin der Flora war scheinbar froh, dass ihre Herrin sich entschlossen hatte wieder am Leben teilzunehmen und man sah ihr förmlich an, wie erleichtert sie darüber war.
    Veleda legte ihr kurz die Hand auf die Schulter, ihre Lippen formten ein lautloses „Alles wird gut.“ Bevor sie sich wieder einen Schritt zurückzog und aus der Entfernung die Situation beobachtete.

    Veleda stand vor Flora, die sich erhoben hatte, keinerlei Reaktion war zu sehen, nur ein kalter Blick, der auf der jungen Domina lag. Dieser Blick hatte nichts mit Angst zu tun, nicht einmal ein Zucken ging durch Veledas Körper, als Flora ihre Hand zu einer Faust ballte.
    Als Flora wieder in ihrem Sessel saß, legte Veleda ihre Hände rechts und links uaf die Lehne und beugte sich zu ihr vor. Leise, so dass nur Flora ihre Worte vernehmen konnte sagte sie:
    „Was ich von deinem Schmerz weiß? Nichts und dennoch mehr als mir lieb ist. Ich war 13 als meine Eltern vor meinen Augen getötet wurden. Feige abgestochen von Räubern. Ich hätte mich zu gern verkrochen, doch ich hatte 2 kleine Brüder wer hätte sich denn um sie kümmern sollen, wenn nicht ich? Ich hätte mich bestimmt genauso gern wie du hier gerade verkrochen, mich umsorgen lassen und vor der Welt versteckt. Ja man kann an Erwartungen zerbrechen oder man kann an ihnen wachsen. Und Flora lass dir eins gesagt sein, wir schmieden unser Schicksal selbst. Wer sagt dass du machen musst was man von dir erwartet? Wer sagt dir das erwartet wird, dass du zu den Spielen gehst? Keiner! Schau dir diese Frau dort an, Lysandra du kennst sie seit du ein kleines Mädchen bist. Sie liebt dich und sie hat deine Schwester geliebt. Doch sie hat keine Zeit zu trauern, denn ihre Sorge gilt allein dir. Mir ist es herzlich egal, ob du hier noch tagelang sitzen willst oder nicht, aber mir ist diese Frau dort nicht egal, wenn du leidest leidet sie auch und das kann ich nicht mehr mit ansehen. Also nimm deine Leben wieder in deine eigenen Hände und schmiede dein Schicksal selbst.“
    Veleda erhob sich und reichte Flora erneut die Hand um ihr aufzuhelfen.
    „Was meinst du Domina? Erst mal ein Bad und dann Kleiderschau oder umgekehrt?“ Das Erste Mal zeigte sich ein Lächeln auf Veledas Gesicht.

    Veleda hatte die ganze Zeit stumm da gestanden und den fruchtlosen Versuchen Lysandras zugeschaut. Nun aber war es genug. Sie ging auf Flora zu. Aufgrund ihrer Größe und das Tatsache das Flora saß musste sie zu ihr hinabschauen.
    „Domina? Ich weiß es fällt dir schwer, aber alle reden hier nur um den heißen Brei. Jeder hier ist traurig, weil eure Schwestern nicht mehr unter den Lebend weilt. Aber hätte sie es wirklich gewollt dass du dich verkriechst? Hätte sie gewollt, dass du dein Leben aufgibst und nur noch vor dich hinsiechst?
    Sie nahm ihr die Decke weg und reichte ihr die Hand.
    „Komm es ist an der Zeit aufzustehen und zurück ins Leben zu gehen. Deine Schwester hätte nicht gewollt, dass du mit ihr stirbst. Und ich würde wirklich gern die Spiele sehen.“
    Veleda wusste, dass sie sich gerade verdammt weit aus dem Fenster lehnte, aber selbst wenn Flora nun wütend wurde, wäre dies wenigstens eine Reaktion.
    Manchmal musste man die Leute halt zu ihrem Glück zwingen.

    Dankbar nahm Veleda die Schale mit Puls und das Wasser und setzte sich an den Holztisch.
    An die Tatsache eine Sklavin zu sein würde sie sich erst gewöhnen müssen. Es fiel ihr wahrlich nicht leicht, sie hielt sich jedoch mit ihrer Meinung zurück.
    „Du bist also so was wie die Amme für die beiden Mädchen gewesen.“ Veleda legte ihre Hand auf den Arm von Lysandra. „Ich verstehe deinen Schmerz, aber die zurückbleibende Schwestern wird dich jetzt noch mehr als vorher brauchen, ich glaube nicht, dass du ersetzbar für sie bist.“ Schnell zog sie ihre Hand wieder zurück.
    „Ich weiß wie es ist, wenn man geliebte Menschen verliert.“ Sagte sie mit einen auf den Tisch gerichteten Blick. „Manchmal frage ich mich ob es wirklich gut ist, wenn man sich anderen gegenüber öffnet. Man macht sich nur verletzbar, wenn man andere zu sehr an sich heranlässt.“ Murmelte sie.
    Die nun geleerte Schüssel schob sie von sich. „Danke, das hat wirklich gut getan.“

    Veleda nickte verstehend. Eine politische Heirat mit einem alten Mann. Flora nicht auf den Altersunterschied ansprechen.
    Vor Nigrina in Acht nehmen, sie ist ein Biest. Wieder nickte sie verstehend.
    Keine anschauen, sich unterwürfig verhalten und respektvoll sein… gut hieß also alles über Bord werfen, was sie bisher getan hatte und sich um 180 Grad drehen. Ob ihr das gelang? Veleda zweifelte dran.
    „Ja etwas zu Essen könnte ich schon vertragen.“ Wie zu Bestätigung knurrte der Magen von Veleda, was ihr ein verlegenes Lächen entlockte. „Der Sklavenhändler hat uns nur so viel gegeben, dass wir nicht den Hungertod sterben.“ Sagte sie entschuldigend.
    Sie folgte der anderen in die Küche.
    „Erzähl mir von dir? Wie bist du hier hergekommen? Warst du schon immer Sklavin? Bist du als solche geboren? Oder hat man dich auch gefangen genommen?“
    Veleda schaute ihr gegenüber neugierig an.

    Aufmerksam hörte Veleda der Sklavin zu. Ihre Schwester? Ihre Zwillingsschwester?, Ja das konnte einen Menschen schon brechen. Das Schicksal war unbarmherzig und gnadenlos, doch keiner konnte den Nornen entgegen, sie spannen unermüdlich ihre Fäden…
    „Wir werden geboren Wir sterben dahin Kreislauf des Lebens Soll ewig besteh'n.“ Flüsterte Veleda leise vor sich hin.
    „Freundlich, anständig…“ wiederholte sie, was auch immer man in Rom wohl darunter verstand, nun gut sie würde es wo noch erfahren.
    Ein Drama? Veleda wurde hellhörig. Ein Drama weil die Haare gekürzt werden mussten? Ah ok. Die Flora ist eitel, notierte sich Veleda in Gedanken.
    „Gut. Sie ist ganz umgänglich, wenn ich freundlich und anständig bin. Ist nicht oberflächlich, auch wenn Sie anderes vermuten lässt. Gibt es sonst noch etwas? Was ich unbedingt beachten muss, um nicht gleich aufzufallen?“ Veleda schaute ihr Gegenüber offen und aufgeschlossen an, sie hatte sehr wohl ihren betrübten Ausdruck in den Augen wahrgenommen, jedoch wollte sie nicht in offenen Wunden bohren.
    „Aber wir müssen hier nicht rumstehen. Ich geh dir auch gern zur Hand bei deinen Arbeiten, nicht das du wegen mir noch in Verzug kommst und deine Aufgaben nicht erledigen kannst.“

    Veleda frang sich gerade ihre Haare aus, als die Sklavin zurück kam. Sie drehte sich zu ihr um und griff nach einer Tunika. Schnell streifte sie das Kleidungsstück über und verdecke so die Zeichnungen auf ihren Körper. Sie flocht ihre Haare zu einem dicken Zopf zusammen und grübelte dabei, was sie wissen müsste über ihre Herrin.
    „Nun vielleicht kannst du mir sagen, wie sie so ist und vor allem, warum sie ihr Zimmer nicht verlässt. Man sagte mir ich sollte ein Herausforderung für sie sein, deswegen wurde ich ja ausgesucht, weil ich noch keine Erziehung habe, so wie es der Sklavenhändler nennt.“ Veleda verzog ihr Gesicht dabei zu einen schiefen Grinsen. „Wie alt ist die Herrin und was muss ich beachten?“
    Veleda war anscheinen zu der Erkenntnis gekommen, dass es wohl besser ist sich Lysandra nicht zum Feind zu machen und da die Germanin im Grund kein unfreundliches Wesen war, sondern sich nur erst mal in ihre Situation finden musste, benahm sie sich halt manchmal wie die Axt im Walde. Aber vielleicht konnte sie den ersten Eindruck ja noch wieder wettmachen.

    Veleda folgte der Sklavin durch den unscheinbaren Türbogen in die düsteren Gänge. Sie folgte mit ihren Blicken den Handbewegungen der Sklavin, die ihr zeigte wo sie schlafen würde, wo sie ihre Sachen verstauen konnte. Veleda nickte nur stumm, als Zeichen, dass die die Erklärungen verstanden hatte. Sie waren in dem Waschraum angekommen. Veleda hatte wenigstens ein kleines Blaneum erwartet, aber hier konnte sie sich wenigstens von dem Schmutz befreien. Veleda begann schon die Verschnürungen ihres Kleides zu lösen, als sie innehielt und sich zu der Sklavin umdrehte.
    „Lysandra?“ Veleda war sich nicht sicher ob sie den Namen der Sklavin richtig verstanden hatte. „Danke.“ Sie dreht sich wieder zu den Wasserschüsseln. Leise raschelnd fällt ihr Kleid auf den Boden und gibt den Blick auf ihren Körper, der mit vielen Zeichnungen bedeckt ist, frei. Veleda wäscht sich von Kopf bis Fuß, bevor sie ihre schweren Zöpfe löst und ihre Haare wäscht.

    Und wieder folgte ein Vortrag darüber, wie sie sich benehmen sollte. Aber wo sie sich waschen konnte wusste sie immer noch nicht.
    „Ja hättest du tun können, nur glaube ich, dass du eher dein Gewissen beruhigen wolltest, als das du mich warnen wolltest.“ Antwortet Veleda eher gelangweilt. „Muss ich mich mit dir gut stellen um zu erfahren wo ich mich waschen kann oder zeigst du es mir auch ohne dass wir gleich Freundschaft schließen müssen? Und du musst mir nicht erzählen was ich bin, dass weiß ich schon allein. Aber Danke für den Vortrag, den ich die letzten Wochen wohl jeden Tag über mich ergehen lassen musste.“ Veleda atmete tief durch. „Also zeigst du mir nun wo ich mich waschen kann oder soll ich weiter so schmutzig rumlaufen und die mächtigen Aurelier blamieren?“ Sie wollte sich eigentlich nicht mit der Sklavin anlegen, aber sie hasste es nun mal Vorschriften zu bekommen und sich zu fügen.

    Veleda hörte aufmerksam zu, jedoch war keinerlei Reaktion zu sehen, ob sie ihr Gegenüber verstand. Sie rieb sich lediglich ihre Handgelenke, die deutliche rote Strieme hatten. Sie betrachtete ihr Gegenüber eine ganze Weile, bevor sie mit einer warmen angenehmen Stimme, im fließenden Latein, antwortete.
    „Ja ich verstehe dich, nach deinem Vortrag kann man sich hier ja direkt wie zu Hause fühlen. Ist es normal, dass man so begrüßt wird? Dass die Römer Barbaren ohne jegliche Kultur sind, ist mir durchaus bekannt, aber dass man mit einer derartigen Herzlichkeit begrüßt wird, war mir bis heute nicht bekannt. Strafen und Tod schreckt mich nicht, denn nur wer den Tod fürchtet hat Angst zu sterben.“ Veleda schaute die Sklavin vor sich an. „Angenehm, wird mein Leben hier sicher nicht, angenehm wäre das Leben in meiner Heimat gewesen. Zeig mir lieber wo ich mich waschen kann, denn das wäre eine Information, die mir wirklich von Nutzen wäre.“ Sie legte noch eine kurze Pause ein. „Veleda, mein Name ist Veleda.“

    Der Händler setzte sein geschäftliches, man könnte es wohl auch schmieriges, Grinsen auf. „Nein es gibt nichts mehr, aber wenn deine Herrin meine Dienste benötigen sollte…. Ich bin immer an Geschäften interessiert.“ Ein bisschen Werbung in eigener Sache konnte ja nicht schaden.
    Mit diesen Worten, der Sklavin das Seil der Ware in die Hand drückend, verabschiedete sich der Händler und trat seinen Heimweg an.


    Veleda unterdes musterte mit ausdruckslosem Blick die Sklavin, die sie nun sozusagen an der Leine hatte. Kaum war der schmierige Sklavenhändler atmete sie leise erleichtert auf. Der musternde Blick war ihr nicht entgangen, sie musste eh einen schaurigen Anblick bieten, seit Tagen konnte sie sich nicht waschen, ihr graues Baumwollkleid hatte gelitten während der Reise, hier ein Loch, dort ein Riss und sauber war eindeutig auch was anderes. Ihre Haare, die sonst mit der Sonne um die Wette glänzten, waren von einer Staubschicht bedeckt, wirkten stumpf.
    An ihrer Haltung, ihren Blicken konnte man ihren Unwillen erkennen, man konnte erkenne, dass sie nicht gerade vor Freude Luftsprünge machte hier zu sein, auch wenn Veleda eher bemüht war ihre Empfindungen zu verbergen.

    Der alternde Sklavenhändler folgte dem Sklaven, interessiert schaute er sich um, solch eine Pracht sah er nur selten, in derartige Villen kam er nur selten. Dass er hier stand war auch nur ein Glücksfall, man hatte nach einer Sklavin gesucht, die eher Zicken machte, als das sie gehorchte. Ja er hatte endlich mal Glück gehabt in seinem Leben, er konnte eine Sklavin teuer an den Mann bringen, von der er eher erwartet hätte, dass sie sich als „Ladenhüter“ entpuppt. Er nahm die Erfrischungen an, nur ein kurzes Kopfnicken in Richtung der Sklavin die ihm dies gereicht hatte, nicht mehr, denn warum sollte man diesen namenlosen Gegenständen mehr Beachtung als nötig schenken.


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    Veleda sah sich um, die neugierigen Blicke entgingen ihr nicht, jedoch beachtete sie diese nicht weiter. Ihr Gesicht blieb ausdruckslos, wie es hinter der Fassade aussah konnte man nicht ahnen. Sie betrachtete den Löwen auf dem Fußboden, es war eine schöne Arbeit. Scheinbar war sie in eine Familie mit Geld gekommen. Aber Reichtum schützt vor Dummheit nicht. Veleda hatte so ihre ganz eigene Meinung zu den Römern, aber sie war schlau genug, mit dieser Meinung nicht hausieren zu gehen, aber die Gedanken sind frei. Gedanken waren etwas was die Römer nicht kontrollieren konnten. Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht, verschwand aber ebenso schnell wie es gekommen war, als sie die Stimme einer Frau wahrnahm, die sich mit dem Sklavenhändler unterhielt.

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    Eifrig nickte der Sklavenhändler. „Ja eine Nachricht für Aurelia Flora….“ Erneut holte er die Botschaft hervor und reichte sie der Sklavin. „… Und ja die dort soll ich hier abliefern. Wie sie heißt, wie alt sie ist und was sie kann, weiß ich nicht. Sie ist verstockt und redet kein Wort. Ich weiß nicht mal ob sie unsere Sprache versteht. Ich selbst bekam sie erst vor ein paar Tagen, eine Erziehung war nicht möglich, aber genau das wurde ja gewünscht.“ Der Händler zuckte mit den Achseln. Er hatte ja ganz schön dämlich aus der Wäsche geschaut, als genau diese Wünsche geäußert wurden. „Ich sollte die Botschaft und die dort hier abgeben.“ Er hatte seine Arbeit getan und wollte sich auch nicht länger als nötig hier aufhalten, den Zeit war Geld.

    "Ich bin Marci Tiro, Sklavenhändler aus dem nördlichen Teil des Reiches. Und dieser Brief ist von Lucretia Lucilla für Aurelia Flore, sie will das ich die da…“ Er deutete auf die Sklavin hinter sich. „… hier abliefere, mehr weiß ich auch nicht.“