"Da bin ich mir sicher. Du bist doch Tiberius Lepidus!", warf der Iulier auf das patrizische Hoffnungsbekunden hin ein, dass ihm hoffentlich noch ein wenig Kraft geblieben wäre. Dabei hatte Dives natürlich ganz genau genommen kaum eine Idee davon, wie richtig oder falsch er in diesem Punkt lag. Dafür kannte er Lepidus einfach noch nicht lange und gut genug, um sicher sagen zu können, dass er eine ähnlich kräftezehrende Situation vielleicht schon einmal durchgestanden hätte. So wechselte der Blick des Iuliers kurz zur Tiberia und er lächelte oberfächlich. Sie wüsste dies wahrscheinlich schon deutlich besser einzuschätzen. Doch wie dem auch war - er schaute zurück zu seinem verbündeten Freund - wollte er ja eigentlich nur dafür sorgen, dass der Patrizier den Kopf nicht hängen ließ, nicht jetzt, wo seine Möglichkeiten in vielen Bereichen gerade wieder zahl- und aussichtsreicher wurden!
Während er anschließend zuhörte, was der Tiberier zu den septemvirischen Plänen des Duumvir zu sagen hatte, war ihm, als würde er von irgendwoher eine ruhige und angenehme Melodie erklingen hören. Im ersten Moment versuchte er dies zu ignorieren und fragte sich - denn im Triclinium war ja noch niemand zu sehen und woher auch sollte plötzlich Musik ertönen? - ob er wohlmöglich vorhin in den kleinen Thermen irgendwo etwas aufgeschnappt hatte, das ihm nun als 'Ohrwurm' im Kopf herumgeisterte. Als jedoch die Musiker schlussendlich den Raum betraten, musste er breit lächeln - teils aufgrund der angenehmen Unterhaltung, die die Künstler boten, teils aber auch, weil er ein wenig erleichtert war, dass seine vorherige Befürchtung sich nicht bewahrheitete.
"Zunächst erst einmal bin ich froh, dass du meiner Idee so aufgeschlossen gegenüber stehst, Lepidus. Und ich freue mich, dass du dich mir in einem der Collegien vorstellen könntest.", was er ja indirekt gesagt hatte, als er meinte, dass der Iulier sich sehr gut dort machen würde. Dann jedoch ging es um die Wahl des Collegiums und dort musste Dives wohl noch einmal etwas ausholen. Dass er als Haruspex nicht qualifiziert genug war, stand wohl unausgesprochen fest, während wohl auch die beiden Argumente bezüglich der Augurenschaft überzeugt hatten.
"Was mein Interesse an den Septemviri angeht, so glaube mir, dass mir deren Position und geringeres Prestige unter den Collegien durchaus bewusst ist. Dennoch... oder vielleicht auch gerade deshalb hielte ich es für sinnvoll, mich gerade dort zu bemühen. Ich bin ein Iulier in diesen Tagen, wie du unter Vescularius Usurpator ein Tiberier warst, vielleicht nicht ganz so schlimm, aber dennoch vorerst sicherlich nicht mehr als geduldet in höheren Positionen und Ämtern. So also verzichte ich auf die alleinige Deutung der Sibyllinischen Bücher durch die Quindecimviri und ihre daraus resultierende größere Unabhängigkeit gegenüber dem Collegium Pontificum, um mich stattdessen ganz bescheiden auf einen Posten zu bewerben, wo ich auch für die Kritiker im Cultus Deorum aufgrund der relativen Abhängigkeit der Septemviri nicht zu viel Einfluss bekomme, während ich mich auf der anderen Seite aber dennoch beweisen kann. Wie heißt es so schön? Lieber den Becher Wein in der Hand, als einen ganzen Krug auf dem Olymp.", lächelte er ob der Adaption auf die Geschichte mit den Vögeln (die er unpassend fand, weil die Taube das Symboltier der Iulier war und er sich ungern in einem solchen Sprichtwort auf irgendeinem Dach sitzend wiederfand).
"Ferner, doch das ist gleichsam weit entfernte Zukunftsmusik, wie für den jetzigen Augenblick eigentlich irrelevant, habe ich mich darüber informiert, dass man als Septemvir - vielleicht auch aufgrund der erhöhten Zusammenarbeit mit den Pontifices - auch ganz gute Chancen hat irgendwann auch zu ebenjenen zu stoßen. Vielleicht sagen dir Flavius... Corvinus und Aurelius... Piso etwas?", führte er aus und war sich nicht ganz sicher, ob er die zwei Namen aus den vier Teilen richtig zusammengesetzt hatte. Doch selbst wenn nicht, so sollte dies doch vor allem auch die Perspektive aufzuzeigen unterstützen - und die hieß: Jetzt lieber etwas tiefer stapeln, um später daraus mitunter Profit ziehen zu können.
"Wie gesagt, spielt diese Überlegung aktuell noch nur eine sehr untergeordnete Rolle für mich, weil ich mich ja auch erst einmal in einem Collegium profilieren müsste, wie ich gleichsam auch politisch noch einige Schritte auf die Senatorenwürde zu machen müsste, bevor man hier Konkreteres planen könnte..." Kurzum würde es mit Sicherheit noch etliche Jahre dauern, bis es sich überhaupt etwas lohnte diesen Gedanken weiter zu verfolgen. "... Doch will ich natürlich nicht nur negativ für dieses Collegium argumentieren, sondern auch positiv. Ich opfere regelmäßig den Göttern und kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass ich darin mittlerweile nun einige Erfahrung gesammelt habe. Überdies zeigt sich mein Engagement für die römische Religion nicht zuletzt darin, dass auf meine persönliche Initiative hin derzeit die Vorbereitungen für einen Iuppiter-Tempel laufen, dessen Kultbild von mir selbst finanziert werden wird.", erklärte Dives und ließ die beiden Details, dass A der Architectus bislang noch nicht in Ostia angekommen war * und dass B der Tempel genauer gesagt dem Iuppiter Serapis geweiht sein sollte, kurzerhand unter den Tisch fallen. Nicht dass der Tiberier darin am Ende noch weiteres Futter für die Befürwortung der Quindecimviri fand...
Sim-Off:* ausgehend vom Datum des Themenbeginns
"Sag, Tiberia, wie hälst du es eigentlich mit dem römischen Götterkult?", erkundigte sich der Iulier abschließend und verzichtete darauf seine Frage nach einem Kontakt oder einer Empfehlung zu wiederholen. Er wollte schließlich nicht penetrant in dieser Sache wirken. Stattdessen also gab er Lepidus mit der Frage an dessen Schwester Zeit selbst noch weitere Nachfragepunkte zu finden oder aber nun auch auf die Frage nach Unterstützung einzugehen. Dass die Patrizierin, die einen Bruder im Dienst des Iuppiter hatte und einen verblichenen Verwandten, der als Pontifex pro Magistro der Vertreter des Kaisers in kultischen Dingen gewesen war, eigentlich auch selbst nur vorbildlich göttertreu sein konnte, stand indes für Dives relativ fest. Alles andere würde ihn wohl sehr überraschen.
So nahm sich der Duumvir noch etwas von dem Salat, den er zuvor schon probiert hatte, und ließ es sich lächelnd schmecken, während er sich anhörte, was die beiden Tiberier zum Gesagten meinten.