Beiträge von Marcus Iulius Dives

    | Cito


    Dass man an ihm und daran, dass er die Wahrheit sprach, offenbar zweifelte, ließ in Cito ein Gefühl von Unbehagen aufsteigen. Widerwillig, denn er hasste es sehr, wenn er dies tun musste, schob er seinen rechten Ärmel soweit nach oben, dass man sein Brandzeichen auf dem Oberarm sehen konnte. Mit etwas Fantasie erkannte man die iulische Taube. Für die Fantasielosen stand direkt darunter ein Kürzel, dass ihn als iulischen Sklaven auswies.
    "Das ist... meine... Brandmarke, Herr. Und hier...", zog er sodann die Wachstafel hervor, die beweisen sollte, dass er tatsächlich auf Wunsch des iulischen Duumvirn aus Ostia unterwegs war. "... ist das Siegel, in dessen Auftrag ich handle.", erklärte er und zeigte die Tafel:


    http://imperiumromanum.net/ima…gel_gens_Iulia_Tabula.png


    SCITUM PER SIGNUM DUUMVIRI:

    MARCUS IULIUS DIVES
    DUUMVIR ITERUM - OSTIA


    Mehr hatte der Sklave beim besten Willen nicht als Beweis seiner Identität bei sich. Wenn der Cursor in Ostia eine Großbestellung im Namen seines Herrn bei einem Händler in Auftrag gegeben oder eine (mündliche) Botschaft zu einem anderen Würdenträger der Civitas gebracht hatte, hatte das beides bislang immer ausgereicht und war sogar da nur gelegentlich von ihm abgefragt worden. Hier in Roma schien man die Sache wohl immer ganz genau zu nehmen, stellte der Cito fest und beschloss, dass er künftig vielleicht gleich wenigstens die Wachstafel vorzeigte, um sich auszuweisen.
    "Darf ich das hier...", blickte er auf sein Brandzeichen, "... wieder bedecken?" Es war wohl offensichtlich, dass er das Ding nicht gerne zeigte...




    CURSOR - MARCUS IULIUS DIVES

    Interessiert hörte der Iulier den Ausführungen des Aedils zu. Familiär vermitteltes Traditionsbewusstsein klang nicht schlecht, wusste Dives doch auch selbst nur zu gut, dass die Verwandtschaft einen hin und wieder sogar förmlich drängen konnte dieses oder jenes zu tun. In der Tat war es einst nämlich sein Cousin Centho, der Dives sowohl zur Societas Claudiana et Iuliana, als auch zur Factio Veneta brachte. Die nachfolgende kurze Erklärung zu den Divi Augustus und Claudius und ihren Verdiensten zeugte unterdessen von einem grundlegenden Wissen und einer wenigstens oberflächlichen Beschäftigung mit der Thematik, bevor Ocella offen äußerte natürlich auch an den entstehenden Kontakten innerhalb des Kultvereins interessiert zu sein. Bei diesen Worten lächelte und nickte der Duumvir, der es selbstredend sehr schätzte, wenn man ihm auch solche Dinge erzählte, anstatt sie aus falscher Angst vor einem schlechten Eindruck zu verschweigen.
    "Nun, das klingt doch bereits sehr vielversprechend und ehrlich. Gerade letzteres ist mir nämlich auch durchaus besonders wichtig in diesem Zusammenhang, lautet der Wahlspruch des Vereins doch schließlich 'Virtute et Fidelitate', 'Mit Tugend und Treue'. Und wer kann schon von sich behaupten dem Verein beziehungsweise den Vereinszielen treu zu sein, wenn er nicht selbst offen und ehrlich ist?", führte Dives aus und verbreitete dabei ganz nebenbei auch noch die Information über das Vereinsmotto. Vielleicht hatte der Helvetier es bereits gekannt, vielleicht auch nicht. Spätestens jetzt wusste er es.


    Dass auch Ocella nicht genau über einen helvetischen Sodalis Bescheid wusste, registrierte der Duumvir am Rande, ging aber nicht weiter darauf ein.
    "Die Societas Claudiana et Iuliana wurde übrigens gegründet durch einen Claudius Constantius." Dieser Vater des Kultvereins trug das selbe Cognomen wie Dives' leiblicher Vater. "Er stellte diesen Verein damit in die Tradition der Arvales Fratres, die während der iulisch-claudischen Herrschaft mit den Opfern für die divinisierten Mitglieder dieser Dynastie betraut gewesen waren. Mit den flavischen Kaisern wurde jene Gedanktage nämlich aus dem Festkalender der Arvalbrüder gestrichen, musst du wissen.", machte der Iulier einen kleinen Exkurs in die jüngere Geschichte.
    "Hast du denn bereits eine Vorstellung davon, was dich bei einer Mitgliedschaft in der Societas Claudiana et Iuliana erwarten würde? Anders gefragt: Was glaubst du, macht soein Mitglied?", erkundigte sich Dives bei seinem Gegenüber und war damit mit seinem Fragekatalog soweit eigentlich am Ende, falls sich im Folgenden nicht noch ein Punkt ergeben würde. So also lehnte er sich unentspannt zurück - wer könnte sich bei dem Geruckel und Gewackel auch schon entspannt zurücklehnen? - und harrte der kommenden Antwort, die hoffentlich nicht nur aus dem zuvor Erzählten schloss, dass man hin und wieder einem Opfer beiwohnte oder dieses mitunter auch selbst durchführte.

    | Caius Caelius Caldus


    Während der Gruppenführer wartete, sich das Gedränge der Menschen vor der Brotausgabe ansah und innerlich dabei frohlockte, dass er jetzt nicht einer seiner Untergebenen war, der sich in diese Masse stürzen musste, hatten Manius, Publius und Nero schwer zu tun nicht hoffnungslos unterzugehen zwischen den Leuten. Etwa eine viertel Hora später machten die drei Männer Meldung:


    "Auf dem linken Flügel: Keine ungewöhnlichen Auffälligkeit.", berichtete Manius knapp.
    "Auf der rechten Seite ist mir auch nichts Verdächtiges aufgefallen.", nickte Publius zustimmend.
    "Dasselbe in blau im Zentrum der Massen.", vermeldete schließlich Nero.
    "In GRÜN! Es heißt: Dasselbe in GRÜN!", korrigierte Publius.
    "Och, oller Besserwisser! Man merkt echt, dass du voll das Lehrerkind bist!", stichelte Nero zurück.
    "Boah, Schnauze jetzt! Es geht weiter hier entlang. Da vorne dann rechts in die Bäckerstraße und zum grünen Brunnen!", intervenierte Caldus genervt und schritt voran...


    ... kurz bevor die Patroullie am besagten Brunnen ankam, bemerkte Nero etwas kleinlaut:
    "Sagt mal, hat einer von euch beiden meine Trinkflasche gesehen? Vorhin am Theater hatte ich sie noch und ich wollte sie mir hier jetzt eigentlich schnell mal nachfüllen..."




    SCRIBA LOGEI - BIBLIOTHECA MARINAE

    | Cito


    Der Sklave unterdrückte ein Seufzen und ahnte nichts von den Vermutungen seines Gegenübers. Er selbst wäre wohl aber nicht auf die Idee gekommen, dass ein Iulier - ebenfalls ein Name, der aktuell nicht gerade den besten Klang hatte - einem Decimer etwas Böses wollte. Wie dem aber auch sei, folgte nach der Bekundung, dass der Name seines Herrn unbekannt wäre, nun eben eine längere Vorstellung:
    "Mein Dominus Iulius Dives, der Magister des gelisteten Kultvereins Societas Claudiana et Iuliana, ist weiterhin einer der beiden Duumvirn von Ostia, ein Duumvir iterum sogar. Er ist darüber hinaus auch der erstgradige Cousin des Auguren Iulius.", erklärte er und hoffte, dass man im Atrium Vestae vielleicht wenigstens von dem Auguren Iulius schon einmal gehört hatte.
    "Die Vestalin Decima hatte sich vor wenigen Tagen vertreten durch eine Sklavin...", deren Namen Cito auch nicht wusste, weil Sklavennamen allgemein Schall und Rauch waren und nichts im Vergleich zu den Namen ihrer Herrschaften (deshalb stellte sich Cito auch weiterhin nicht namentlich vor), "... am Domus Societatis gemeldet mit dem Wunsch die Societas Claudiana et Iuliana unterstützen zu wollen. Sie bat darum, dass man sie benachrichtigt, ob und wann mein Herr ihrem Wunsch nach hier erscheinen kann." Und deswegen war der Cursor hier. Tapfer widerstand Cito dem Drang einen Schweißtropfen, der an seiner rechten Schläfe herunter perlte, abzuwischen. 'Ätzende Hitze!'




    CURSOR - MARCUS IULIUS DIVES

    Es dauerte eine Weile bis alle Decurionen ihre Stimme abgegeben oder sich, wie beispielsweise dieser Accius Sidicinus, zu einer Enthaltung entschlossen hatten. Dann verkündete der iulische Duumvir:
    "Ich stelle fest, dass der Antrag des Aedilis Mercatuum Titus Helvetius Ocella angenommen wurde. Damit gilt die letzte Fassung der Marktordnung als beschlossen und tritt mit ihrer Veröffentlichung nach dieser Sitzung in Kraft.", erklärte er und schaute teils anerkennend und teils auffordernd zum erfogreichen Antragsteller. Nach einer kurzen Pause fuhr Dives, dem diese Sitzung mittlerweile wirklich etwas lang vorkam, mit dem nächsten Punkt fort.


    "Damit kommen wir nun, werte Decurionen, zu unserem letzten Tagesordnungspunkt für die heutige Sitzung. Dabei geht es angekündigtermaßen um einige kleinere Feinkorrekturen unserer Lex Municipalis Ostiensis.", führte er ein und machte eine kurze Zäsur, in der einige Wachstafeln von fleißigen Helfern in die Reihen gegeben wurden:

    ~~ OBROGATIO LEGIS ~~


    [strike]LEX[/strike]
    [strike]MVNICIPALIS OSTIENSIS[/strike]
    CIVITAS OSTIA - LEX COLONIAE


    Praeambel
    Im Rahmen [strike]des[/strike] der Pars Quarta Decima - Lex Octavia et Aelia de administratione regionum Italicarum (Lex Octavia et Aelia) gibt sich das Volk von Ostia nach bestem Wissen und Gewissen im Rahmen der Bona Fides in diesem Dokument eine Gesetzesgrundlage zur Erhaltung und Verwaltung der Stadt Ostia und des selbige umgebenden Landes. Sämtliche Bürger der Stadt haben sich der Lex [strike]Municipalis[/strike] Coloniae Ostiensis zu unterwerfen und ihrem Wortlaut nach zu handeln. Die Codices Universalis et Iuridicalis sowie Militaris stehen hierbei über der Lex [strike]Municipalis[/strike] Coloniae und stellen somit übergeordnetes Recht dar. Jegliches Handeln zum Wohle der Stadt Ostia darf niemals wider der kaiserlichen Gesetze geschehen.



    Pars Prima - Allgemeines


    §3 - Administration
    Die Regierung der Stadt übernimmt die Curia [strike]Municipalis[/strike] Coloniae. Sie setzt sich im Sinne der Lex Octavia et Aelia zusammen. Die Magistrate der ewigen Stadt Rom sollen hierbei zum Vorbild gereichen.



    Pars Secunda - Organe der Stadtverwaltung


    §2 - Duumvirn
    Der Stadtverwaltung stehen die Duumvirn vor. Neben der Ausübung des Marktrechts haben sie den Vorsitz über die Curia [strike]Municipalis[/strike] Coloniae inne. Sie weisen den gewählten Magistraten zudem ihre Aufgabenbereiche zu und leiten die Wahlen der städtischen Magistrate zum Ende ihrer Amtszeit.



    Pars Tertia - Wahlen


    §2 - Durchführung
    (4) [strike]Kandidaten gelten mit fünfzig Prozent der Stimmen[/strike] Kandidaten, die mindestens fünfzig Prozent der abgegebenen Stimmen erhalten, gelten als zum Amt zugelassen. Werden mehr [strike]Männer[/strike] Kandidaten zugelassen, als es Ämter gibt, scheiden die Kandidaten mit den [strike]geringsten[/strike] niedrigsten Ergebnissen in aufsteigender Reihenfolge aus. Bei identischen Ergebnissen gibt es eine Stichwahl.



    "Moment, sprach ich von einer Lex Municipalis? Versammelte Honoratioren dieser Colonia civium Romanorum Ostia, ich frage euch: Seit wann ist unsere Hafenstadt, die erste Colonia der glorreichen Geschichte unseres Imperiums, nur ein Municipium, so wie die große Masse der italischen Landstädte? Seit wann verkauft sich diese Stadt so unter Wert? Und seit wann zu guter Letzt geben wir uns in Ostia mit dem Mittelmaß zufrieden?", stellte Dives drei rhetorische Fragen am Stück und ließ dem eine spannungsteigernde Pause folgen.
    "Werte Decurionen, bitte denkt zurück an die republikanischen Zeiten, als Ostia noch lediglich die Importe aus dem und Exporte in das westliche Mare Nostrum dominierte, während wir es im Handel mit den östlichen Provinzen lange Zeit nicht mit Puteoli, der bedeutenden Hafenstadt zwischen Misenum und Neapolis, aufnehmen konnten. Heben wir uns in jener Vergangenheit mit dem halben Kuchen begnügt und Puteoli Puteoli sein lassen?" Erneut schaute Dives stumm durch die Reihen.
    "Nein! Nein, wir haben dafür gesorgt, dass in der frühen Kaiserzeit OSTIA ein neues, großes Hafenbecken bekommen hat und mit der Eröffnung dieses Portus Augusti auch zur Nummer Eins in Italia für den Osthandel geworden ist! Diese Civitas braucht sich folglich nicht zu verstecken und kann ihre wahre Größe und Bedeutung auch in Worte zu fassen. Ich gehe sogar soweit und sage, dass sie genau dies machen MUSS, um allen bedeutenden Persönlichkeiten der Stadtgeschichte wirklich gerecht zu werden!", beendete Dives den ersten Teil seiner Rede, den er persönlich für den wichtigeren und bedeutenderen Teil hielt. Was jetzt kam, diente letztlich in erster Linie dem Zweck zu zeigen, dass so oder so die Lex einer Änderung bedurfte:


    "Ferner beantrage ich, dass die Formulierung zur Bestimmung der gewählten Kandidaten etwas abgeändert und... richtiger gemacht wird. So sollen nicht nur die Kandidaten mit exakt fünfzig Prozent der Stimmen als zum Amt zugelassen gelten, sondern selbstredend auch jene mit mehr als fünfzig Prozent." Punkt eins dazu.
    "Ebenfalls erachte ich es nicht zuletzt im Sinne meiner eigenen Tante Iulia Helena als wichtig, dass die eine Bezeichnung der Kandidaten als Männer gestrichen und wieder durch das neutrale Wort Kandidaten ersetzt wird. Wie einige von euch vielleicht wissen, ist es zwar eine absolute Ausnahme, aber dennoch in Theorie möglich, dass außerhalb Romas weibliche Pontifices ernannt werden. Dies bedeutet ganz logisch, dass es möglich sein muss, dass es auch weibliche Decurionen in unserem Gremium geben darf, was mit der hier gerade besprochenen Lex bedeutet, dass sie wenigstens für eine untere Magistratur wählbar sein müssen. - BEVOR jetzt aber eine große Unruhe und Panik in diesen heiligen Hallen ausbricht, möchte ich versichern, dass ich keinerlei Absicht hege hier auch nur eine Frau zur Magistrata zu machen. Nein, ich möchte im Gegenteil lediglich, dass wir auch und gerade im Rückblick auf die Persönlichkeiten, die diese Stadt in der Vergangenheit prägten, alle möglichen Optionen auch offen gehalten werden, die dann im Falle eines Falles mit dem Curator Rei Publicae oder seiner ritterlichen Vertretung durch den Curator Kalendarii diskutiert werden können." Punkt zwei dazu. Wenn sich die Civitas Ostia die Optionen bewusst offen hielt, hatte nämlich nicht sie, sondern der entsprechende Curator das Problem auf seinem Schreibtisch.


    Zu den beiden anderen, eher unbedeutenden Korrekturen sagte der Iulier nichts weiter, sondern schaute sich stattdessen nach Wortmeldungen aus dem Ordo Decurionum Ostiensis um.

    | Caius Caelius Caldus


    Zusammen mit seiner Bürgerwehr-Gruppe war Caldus an diesem Tage bereits zum dritten oder vierten Mal auf Patroullie - und er war dennoch so aufgeregt, als wäre heute sein erster Tag als Bürgerwehrler. So marschierten er seine Route und kam dabei auch am Theatrumn Ostiensis vorbei.


    "Sag mal, riechst du das auch, Manius?", fragte einer seiner Untergebenen einen anderen.
    "Äh... nein. Was meinst du, Publius?", antwortete der Gefragte.
    "Du willst mir jetzt nicht sagen, dass du Feuer riechst, oder?", erkundigte sich Caldus ernst bei seinem Untergebenen.
    "Oder, dass du wieder einen hast fahren lassen!", mischte sich ein dritter Untergebener des Caeliers ein.
    "Sehr witzig, Nero. Wirklich, sehr witzig. Alle hier lachen sich kaputt!", spielte Publius den Beleidigten.
    "Moment... Ich glaube ich rieche es auch.", schwenkte sodann Manius um.
    "Was? Seine Abgase?", schaute Nero ungläubig drein und die Gruppe erreicht wie zur Antwort auf diese Frage den Platz, an dem die frischen und gut duftenden Brote verteilt wurden.


    "So. Hier sind viele Menschen auf einen Haufen, das heißt, dass bestimmt auch Taschendiebe und solch Gesindel nicht fern ist. Also: Einmal Augen auf und sichern!", ordnete der Caelier an und seine Leute mischten sich sodann ein wenig unters Volk.
    "Also ich riech immernoch nichts...", maulte Nero noch im Weggehen...




    SCRIBA LOGEI - BIBLIOTHECA MARINAE

    | Caius Caelius Caldus


    Der letzte Ausbildungstag war angebrochen und bei den vielen Erklärungen, die der Vibulenus den Freiwilligen nach ihrer Erwärmung zu den vielen Hilfsmitteln zur Brandbekämpfung gab, stöhnte mancheiner der Bürgerwehrler. Dem jungen Caelier unterdessen kam es da mehr als gelegen, dass er auch in seiner sonstigen Tätigkeit als Scriba Logei der Bibliotheca Marinae des Öfteren las und sich weiterbildete. Da mochte die Brandbekämpfung jetzt zwar nicht das spannendste Themengebiet sein, aber Caldus war dennoch in der Lage ein hohes Maß an Aufmerksamkeit an den Tag zu legen.
    Ein wenig lustig fand der routinierte Archivschreiber natürlich schon die Art der Aufzählung, die hier gleich mit der Ballista als eine der rabiatesten Methoden zur Verhinderung einer großen Brandkatastrophe begann. Aber der Caelier ließ sich von diesem Gedanken nichts anmerken, sondern sich im Gegenteil erklären, wie damit die um ein unkontrolliertes Feuer befindlichen Häuser eingerissen wurden, um den Flammen die Nahrung zu entziehen.


    Gerade die Nutzung der Ballistae war es allerdings auch, die letztlich die meisten Schwierigkeiten bereitete. Dahingegen war die Bedienung der Lösch-Spritzen und der Dolabrae genannten Äxte zum Zerstören von im Wege befindlichen Türen beinahe ein Kinderspiel! Doch Unfälle blieben dank der wachsamen Augen des Ausbilders glücklicherweise aus.
    Es folgte die Aufstellung von Eimerketten - erst in Theorie und dann auch auf Zeit, was gerade zu Beginn lediglich für ein heilloses Durcheinander sorgte. Und im Gegensatz zur nicht ganz so leichten Ballistaübung gab es hier, bei dieser eigentlich sehr simplen Angelegenheit, sogar ein paar Verletzte. Zwei Männer schrammten sich die Knie und Hände etwas auf, nachdem sie irgendwo im Zuge der chaotischen Reihenbildung stürzten, während ein vielleicht auch noch etwas zu junger und schlacksiger Rekrut die Schwere eines vollen Wassereimers unterschätzte und sich ebendiesen einmal selbst auf den Fuß fallen ließ. Nach einer kurzen Behandlungen waren jedoch alle dazu in der Lage fortzufahren.
    Weiter ging es mit den Centones heißenden Löschdecken, in die sich jeder einmal selbst (um später so in ein brennendes Gebäude zu stürmen) und einmal eine andere Person (um diese fiktiv zu retten) einweckeln musste. Anschließend wurde mit den Perticae genannten Hakenstangen auch einmal ein Teil des Thermendaches mit Löschdecken eingedeckt, um so fiktiv die Ausbreitung eines Feuers von einem benachbarten Gebäude auf diese Thermen zu verhindern. Die Übung endete letztlich mit dem Leitereinsatz - denn so konnten die Löschdecken auch gleich wieder alle schön eingesammelt werden.


    "Sehr wohl, Liktor Vibulenus. Ich danke dir für diese Ehre!", war Caldus am Ende durchaus stolz, dass er innerhalb seiner Einheit eine eigene Gruppe führen durfte. Ja, er hatte es definitiv geschafft und würde es Dives bei Gelegenheit auch sofort auf die Nase binden: Caius Caelius Caldus gehörte von nun an bis zu ihrer Auflösung zur ostiensischen Bürgerwehr und stand diesem verflixten Praefectus Praetorio fortan beinahe kaum noch nach! (Wenn man nur fest daran glaubte.)




    SCRIBA LOGEI - BIBLIOTHECA MARINAE

    Also wenn die Links wirklich ins Tabularium führen sollen (und nicht beispielsweise in ein SimOn-Board), dann ist wohl jeweils ein "forum/" zu viel. Beispiel des Alexandria-Links:

    Code
    http://www.imperiumromanum.net/forum/tabularium.php?a=g&p=94

    müsste eigentlich so aussehen:

    Code
    http://www.imperiumromanum.net/tabularium.php?a=g&p=94
    Sim-Off:

    Bei den vielen Baustellen (das darf man teils wortwörtlich nehmen) habe ich eine Anmeldung zur Audienz ganz vergessen. Ich hoffe mal, dass es okay ist, wenn ich das hier folglich in einer früheren Zeitebene spielen lasse. Die Delegation ist eh noch ein bisschen ausgesimmt unterwegs... ^^


    Ein Bote aus Ostia überbrachte viele Tage, bevor in der Hafenstadt überhaupt beschlossen wurde, wann die Gesandtschaft nach Roma sich in Bewegung setzen würde, eine Nachricht des iulischen Duumvirn:


    Ostia, NON IUL DCCCLXIII A.U.C.

    Ad
    Imperator Caesar Augustus
    Appius Cornelius Palma
    Palatium Augusti
    Roma, Italia



    Iulius Duumvir it. Ostiensis Imp. Caes. Cornelio Palmae Augusto s.d.


    Im Namen der mir als rechtmäßig gewähltem Duumvir anvertrauten Civitas Ostia schreibe und gratuliere ich dir in aller Form zu deinem Sieg über Vescularius Usurpator!


    Gemäß den Sitten und Traditionen unserer Vorfahren, an denen mir auch in meiner Funktion als Magister des eingetragenen Kultvereins Societas Claudiana et Iuliana sehr viel gelegen ist, ersuche ich dich um eine Audienz für mich und eine kleine Abordnung ostiensischer Würdenträger. Als Imperator Caesar Augustus ist es dein gutes Recht und als gezwungenermaßen ehemalige Klientelstadt des Usurpators noch viel mehr unsere Pflicht dir ein angemessenes Kranzgeld zu deiner Thronbesteigung zu überreichen, um dir zu zeigen und zu beweisen, dass auch und gerade der Hafen Romas treu zu seinem Kaiser steht!
    Du hast dem Reich erneuten Frieden gebracht und ermöglichst damit endlich wieder den Handel, auf den ein Großteil auch der Bürger Ostias so angewiesen ist. Auch dafür möchte sich die Civitas bei dir erkenntlich zeigen.


    Mögen Iuppiter und alle Dei Consentes stets geschlossen an deiner Seite stehen und schützend über dich und die Deinen wachen!


    Vale bene!

    /images/signet/Siegel_gens_Iulia_Tabula.png


    SCITUM PER SIGNUM DUUMVIRI:

    MARCUS IULIUS DIVES
    DUUMVIR ITERUM - OSTIA

    Vom Atrium hierher gekommen, war der Iulier mit seinem Platz in der Mitte des Lectus Medius durchaus zufrieden. An diesem Abend sollte es schließlich nicht um ihn, sondern um die Schwester seines Klienten gehen. Dass ebenjene aber zur Linken des Iuliers Platz finden sollte, ließ ihn schon etwas schmunzeln. Ocella, der offenkundig bestimmt keine ganze Kline für seinen Körper benötigte, lag dennoch alleine und hatte sich offenbar nicht getraut die Asinia näher bei sich zu positionieren...


    Celerina indes war es nur sehr recht, dass sie hier nicht gleich völlig ins kalte Wasser geworfen wurde, wenngleich sie auf der wortwörtlich anderen Seite fand, dass zwischen ihr und dieser sergischen Zicke besser mehr als nur eine Person liegen sollte. So wie sie hier lagen, befanden sie sich schließlich beinahe noch in gegenseitiger Kratzreichweite und wer wüsste schon, ob diese Sergia an diesem Abend nicht noch zur Furie werden würde?!
    "Vielen Dank.", lächelte unterdessen der Asinier, als er seinen Platz, den Locus consularis(!), einnahm. Dann überlegte er kurz, ob er den Gastgeber vielleicht bei dieser Gelegenheit auch gleich nach dessen Meinung zu Celerina fragen sollte. Doch er wollte nicht gehetzt wirken und auch niemanden vor den Kopf stoßen, sodass er stattdessen auf das begonnene Gespräch mit am anderen Helvetier in der Runde zurückkam.
    "Helvetius, wo waren wir eben stehengeblieben? Genau. Was machst du eigentlich so als Aquarius und wie passt das zu deiner Laufbahn als Eques?", nahm er die Unterhaltung wieder auf. Aufgrund der Platzverteilung hatten jetzt natürlich alle irgendwie an diesem Thema Anteil, sodass er seinen Patronus mit der Einflüsterung, dass Varus ein Grüner wäre, auch noch etwas zu intergrieren versuchte.


    Bei diesen neuen Informationen schaute der iulische Duumvir anerkennend überrascht, wenngleich er vorerst weder zu dem Posten, noch zur Factio ein Wort verlor. Er selbst nämlich wusste durchaus, dass die Russata traditionell mit den Grünen verfeindet war, was bei der rotblauen Fanfreundschaft natürlich gewisse Konsequenzen bedeutete. Darüber hinaus hätte er auch seinen Cousin Centho ins Gespräch bringen können, der vor seiner Karriere als Senator und Augur selbst einst als stadtrömischer Aquarius unterwegs gewesen war - größtenteils unter dem heutigen Consular und damaligen Curator Aquarum Purgitius Macer, soweit Dives wusste. Doch der Iulier hielt sich zurück, nippte nochmal etwas an seinem Becher verdünnten Wein und harrte gespannt der Antwort des Helvetiers, der rein äußerlich auf ihn nicht unbedingt ritterlich wirkte.
    "In wirklich schönen Räumlichkeiten lebst du hier, Ocella.", erklärte er nach einem kurzem Moment des Überlegens stattdessen in die andere Richtung und störte sich nicht weiter daran, dass er damit ein kleines Gespräch über Kreuz begann.

    Celer, der den Ernst zunächst nicht als gespielt erkannte, schaute erstmal etwas dumm aus der Wäsche. Dabei versuchte er sich zu erinnern, wie die einzelnen Rennställe so ganz allgemein zueinander standen. Dives hatte ihm mal erzählt, dass die Veneta das Hassbild der Goldenen wäre, während die Russata und die Blauen eher eine Fanfreundschaft verband. Wie genau die Praesina da nun ins Bild passte, wusste der Asinier aber nicht und lächelte also nur leicht verlegen, als mit dem letzten Satz zu diesem Thema der Helvetier offenbarte glücklicherweise doch kein Fanatiker seiner Factio zu sein.
    "Ein Winzer aus dem Ritterstand, interessant. Aber der Posten des Aquarius gehört zur Laufbahn eines Eques?", erkundigte sich Celer anschließend offenkundig unwissend, bevor der gastgebende Aedilis Mercatuum im direkten Anschluss daran die Anwesenden ins Triclinium einlud.
    "Na, wir sollten wohl auch mitgehen. Aber ich freue mich noch mehr darüber zu hören.", erklärte er dann, legte seinen Arm um seine noch immer neben ihm stehende Schwester und führte sie in angemessenem Tempo ins Speisezimmer.


    Der iulische Duumvir hingegen war nach der Erklärung der Sergia doch ein wenig überrascht und auch etwas verwirrt. Was hatte er bisher mit dieser jungen Frau zu schaffen? Gut, er hatte ihr Blumen geschenkt, so mehr oder weniger beabsichtigt. Sie hatte diese höfliche Geste doch hoffentlich nicht über- und vollkommen fehlinterpretiert? Dives lächelte relativ emotionslos auf den Blick Faustas und folgte, nachdem sich die Mutter des Gastgebers offenbar diesem 'Problemchen' annahm, Ocella stumm ins Triclinium...

    | Cito


    "Salve, Herr!", grüßte der iulische Sklave mit einem einfachen Nicken zurück.
    "Ich bin im Auftrag des Duum... des Magisters der Societas Claudiana et Iuliana unterwegs und hoffte hier eine Vestalin Decima antreffen zu können. Sie hatte sich...", stockte der Sklave plötzlich. Bei dieser Hitze konnte er sich selbst kaum richtig konzentrieren und hatte ja schon die Vorstellung seines Dominus halb verhunzt. Bevor er jetzt unnötig ins Schwafeln geriet und Dinge erzählte, die sein Gegenüber gar nicht wissen wollte, meinte lieber:
    "Wie dem auch sei. Ist die Vestalin Decima hier und könnte ich sie im Namen meines Herrn Iulius Dives, des D..Magisters der Societas Claudiana et Iuliana sprechen?" Cito lächelte gequält und wischte sich einen leichten Schweißfilm von den Augenlidern.




    CURSOR - MARCUS IULIUS DIVES

    | Caius Caelius Caldus


    So oder so ähnlich ging also der erste Tag als Mitglied der Bürgerwehr für Caldus zu Ende.


    Am folgenden Tag trat er dann abermals leicht überpünktlich an und war gespannt auf das Programm dieses Tages. Heute stand der Nahkampf (immernoch ohne Waffen) auf dem Plan. Nach einer 'kleinen' Erwärmung von zehn Runden auf der Palestra - zuzüglich dreier Runden für zwei Kerle, die gemault hatten, dass sie nicht schon wieder laufen wollten -, wurden alle Freiwilligen in Zweierpaare eingeteilt und es folgte ein wenig Theorie mit diversen Griffen und Hebeln, die angeblich äußerst effektiv und wirksam 'da draußen' seien. Nunja.
    Den Abschluss an diesem Tag bildete letztlich ein kleiner Wettkampf im Ringen, bei dem im Sinne des Trainings jeder Platz ausgerungen wurde. Caldus schaffte es mit einiger Anstrengung die ersten paar Runden zu gewinnen und sich so bis unter die besten sechszehn zu kämpfen. Am Ende - drei Niederlagen und einen Sieg später - wurde er fünfzehnter.


    Motiviert und bereits gespannt auf den kommenden Tag drei von drei verließ er bei langsam einsetzender Dämmerung die Thermen...




    SCRIBA LOGEI - BIBLIOTHECA MARINAE

    Zitat

    Original von Quintilia Valentina
    Vermutlich ist es jetzt ohnehin schon zu spät. Aber Zeit hab ich im Moment leider nicht so viel. Trotzdem Danke für das Angebot Marcus.


    Jup, deine Taberna ist mittlerweile eingestampft worden. Aber wenigstens unter meinem Duumvirat in Ostia (wie mein Nachfolger das hält, ist ja seine Sache) hätte diese Option durchaus offengestanden. ;)


    Zitat

    Original von Paullus Germanicus Aculeo
    wenn ostia geld braucht dann sags aculeo *gg* oder quintilia valentina. sie weiß wo der schotter liegt *rofl*


    Denn: Das Angebot war ja weniger als Einnahmequelle für die Civitas Ostia gedacht (natürlich würde ein bisschen etwas abfallen - was im Leben ist schon umsonst? ^^), aber das Gros des Erlöses sollte schon dem jeweiligen Spieler zu Gute kommen. Ansonsten geht man ja bei der Schließung eines eigenen Betriebs als Caius-Normalbürger leer aus, soweit ich weiß. 8)

    Überrascht zog der Iulier die Augenbrauen nach oben.
    "Du interessierst dich für die Societas Claudiana et Iuliana? Das freut mich nicht wenig, muss ich zugeben. Aber sag, wie kommts?", war Dives natürlich auch ein bisschen neugierig, was seinen helvetischen Freund zu seinem Beitrittsplan führte. Hatte er auf religiösen Gebiet etwa größere Ambitionen, wofür sich ein Kultvereins-Mitgliedschaft sicherlich nicht verkehrt machte? Oder wollte er einfach nur einem Verein beitreten um Kontakte zu knüpfen und dachte sich, dass er bei einem Verein mit iulischer Führung sicherlich nicht die schlechtesten Aufnahmechancen hätte? Oder gab es wohlmöglich noch andere, dem Duumvir bislang verborgene Beweggründe? Das hieß, stand nicht irgendwo auf der Liste der Vereinsmitglieder auch bereits ein Helvetier? Dives war sich nicht ganz sicher. 'Was macht ein Römer nur ohne seine treuen Sklaven?!'
    "Du hast nicht zufällig einen Verwandten x-ten Grades, der bereits vor langer Zeit in diesem Kultverein Mitglied war, oder?", lachte der Iulier zweimal gespielt und versuchte auf diese Weise möglichst unauffällig zu ergründen, ob an seiner leisen Ahnung etwas dran war oder nicht. Denn selbst falls sich tatsächlich bereits ein Helvetier irgendwo auf der Liste ehemaliger Mitglieder befand, so gab es schließlich noch immer mehrere Zweige jener Gens, wie der Duumvir ja bereits vor geraumer Zeit von Ocella erfahren hatte.


    "Was weißt du denn überhaupt schon alles von der und über die Societas Claudiana et Iuliana?", erkundigte sich Dives sodann weiter und stellte sich innerlich bereits darauf ein notfalls auch selbst ein paar Dinge ergänzend zu erklären.

    Sim-Off:

    Solange sie das mit dem Aufspringen nicht zu wörtlich nimmt, bin ich dabei... :D


    Das erlebte man auch nicht alle Tage, dass man in einer patrizischen Villa zu einer Cena nicht nur den Ehrenplatz erhielt, sondern sich sogar auf der gesamten Lectus medius breit machen konnte! Das hieß natürlich: Für Dives war dies hier sogar die erste Cena überhaupt in einem patrizischen Anwesen, was vermutlich nicht wenig darüber verriet, wie 'alltäglich' diese Situation insgesamt für ihn war. Dennoch hatte er mittlerweile doch genügend Erfahrung, um sich vom etwaigen Druck sich möglichst richtig zu verhalten wenig bis gar nichts anmerken zu lassen. Stattdessen versuchte der Gast die Situation, die er so schnell vermutlich nicht wieder erleben würde, so gut es eben ging zu genießen.
    "Sehr gerne, ja.", nahm er so beispielsweise nach dem verdünnten Wein zur Begrüßung nun auch noch einen Becher Mulsum. Dabei blieb wirklich nur zu hoffen, dass er heute keinen allzu schwachen Tag hatte und folglich nicht überschnell die Klarheit in seinem Kopf verlor. Während der Duumvir anschließend den Ausführungen des Tiberiers folgte, tat er sich etwas von einem der Salate auf und nahm auch ein bisschen von den Gurken. Die Melonen unterdessen ließ er unberührt, trank er doch schließlich bereits den süßen Mulsum und wollte nur ungern für einen übermäßigen Griff zum Süßen belächelt werden.


    Dass Lepidus, auf den der Iulier tatsächlich ein wenig gebaut hatte, sich nach dem vermutlich regimebedingten Rückschlag sogar zu fragen begonnen hatte, inwiefern er für den Dienst an den Göttern überhaupt noch geeignet sei, kam Dives an dieser Stelle nun etwas ungelegen. Da musste wohl etwas Aufbauarbeit geleistet werden.
    "Nun, sei dir zunächst einmal versichert, dass ich deine offenbar abgelehnte Bewerbung aufrichtig bedauere. Doch ich denke, dass du darüber jetzt nicht an deinen langfristigen Plänen zu zweifeln beginnen solltest. Schau, es wäre mir doch sehr neu, dass der Usurpator besonders religiös gewesen wäre, sodass ich mir bei dem Einsatz, den ich aus deinem Engagement in der Societas Claudiana et Iuliana erschließen will, eigentlich fast vollkommen sicher bin, dass es einzig der Patrizierhass des Usurpators war, welcher dich in deinem Vorankommen gehindert hat. Nachdem der Mann nun gestürzt und jemand deinesgleichen auf dem Kaiserthron so gut wie etabliert ist, solltest du meiner bescheidenen Meinung nach einen zweiten Anlauf durchaus wagen.", legte Dives dar und versuchte seinem Freund damit Mut zu machen. Der Iulier selbst kannte sogar aus der eigenen Verwandtschaft eine solche Geschichte, in der sich in gewisser Weise vor allem die Hartneckigkeit jener Person ausgezahlt hatte. Da Centho jedoch noch immer nicht das beste Thema wäre, schwieg er sich zu dieser Story aus.
    "Ich bin mir sicher, dass deine Chancen in dieses ehrenwerte Gremium als Pontifex Minor aufgenommen zu werden jetzt deutlich größer sein werden - insbesondere vielleicht auch mit einem Verweis auf deinen Verwandten, den verblichenen Pontifex pro magistro. Gibst du jetzt hingegen auf und klein bei, meinst du nicht, dass du damit vor allem dem vescularischen Usurpator - noch nach dessen Ableben - in die Hände spielen würdest? Hat er nicht stets versucht die Patrizier zu benachteiligen, zu übergehen und auszugrenzen?", fragte er zum Schluss sogar etwas provokativ, um Lepidus vielleicht auch wieder etwas anzustacheln und seinen Kampfgeist zu wecken. Anschließend nahm Dives einen Schluck von dem leckeren Mulsum.


    "Ahh... köstlich!", stellte er den Becher sodann wieder ab.
    "Warum ich mich nun nach deinen Kontakten erkundigt habe, hat den Grund, dass ich selbst nicht ungern einem stadtrömischen Priesterkollegium beitreten wollen würde, sobald mein Duumvirat in Ostia beendet und ich zurück in die Urbs Aeterna gezogen bin. Wie du vielleicht weißt, ist... war..." wie auch immer "... einer meiner Cousins als Augur hier bereits seit Valerianus tätig und so wäre es auch mir eine große Ehre, wenn auch ich meinen Dienst an den Göttern in einer vergleichbaren Weise tun könnte.", führte der Duumvir aus und sparte sich dabei zu erwähnen, dass eine vergleichbare Weise natürlich nicht hieß 'ganz genau so'. Letzteres wäre dies schließlich wohl auch kaum machbar, gab es im Denken und Handeln zweier Personen doch beinahe zwangsläufig bei der einen oder anderen Sache Differenzen.
    "Um eine Debatte im Senat über meine Person und meine Gens zu vermeiden, wie gleichwohl auch um meinem Cousin selbst nicht zu schaden, hätte ich dabei allerdings nicht das Augurenkollegium im näheren Sinn. Gleichsam eigne ich mich wohl auch kaum als Haruspex oder Qindecimvir, wie ich meinen will." Gerade mit dieser Christianer-Sekte, über die er schon viel Schlechtes gehört hatte, wollte Dives möglichst nicht näher in Kontakt kommen müssen. Grausame Rituale sollten diese Leute vollführen und jegliche Form ausschweifenden Lebensstils verachten - wozu diese Sekte zweifellos auch den alternativen Lebensstil des Iuliers zählte. Nein, an einem erneuten Anschlag auf seine Person - wohlmöglich gab es bei dieser Sekte ja sogar auch barbarische Menschenopfer - hatte der Iulier kein Interesse.


    "Wie dem auch sei, ...", wischte er diesen unschönen Gedanken weg, "... würde ich gerne ein Teil des Collegium Septemvirorum werden, die Pontifices bei ihren Aufgaben unterstützen und die beiden Epula Iovis im September und November mitorganisieren. Gerade letzteres würde hinsichtlich möglicher Kontakte zu Senatoren vielleicht nicht ganz unattraktiv sein und könnten sicherlich auch uns beiden zu Gute kommen.", erklärte Dives und dachte dabei beispielsweise an die Aedile und deren Spiele. Wer wüsste, ob sich nicht zu einem dieser Aedile ein nützliches Verhältnis ergäbe?
    "Wenn du mir jedoch nicht mit einem Kontakt oder vielleicht auch nur einer Empfehlung weiterhelfen könntest, müsste ich mich wohl anderweitig nach Unterstützung umsehen.", sagte der Iulier letztlich lapidar und ohne tieferen Sinn. Es war schlichtweg die logische Konsequenz, wollte er dieses Ziel dennoch erreichen. Vielleicht ergäbe sich ja schon bald eine alternative Möglichkeit, um in dieser Sache für sich zu werben.

    | Cito


    ... dachte sich Dives und schickte folglich lieber gleich einen Boten mit einer mündlichen Nachricht. Auf diese Weise zeigte der Duumvir schließlich auch gleich noch, dass ihm dieses Anliegen keineswegs unwichtig war, während sich die entsprechende Vestalin ihrerseits das mitunter lästige Schreiben eines Briefes sparte.


    So also klopfte letztlich ein iulischer Cursor an der Porta und wartete hernach auf eine Reaktion von innen.




    CURSOR - MARCUS IULIUS DIVES

    Sim-Off:

    Und wieder ein dickes Sorry fürs Warten!


    Die Reaktion der Sergia auf seinen Rückzug registrierte Dives nur ganz am Rande. Viel zu beschäftigt war er damit nach dem Wegdrehen seines Kopfes erleichtert zu sein, dass hier gerade nichts passiert war. Darüber hinaus wäre es letztlich sicherlich auch keine allzu schlechte Idee, wenn sie sich wieder ins Innere der Casa begeben würden. Denn auch wenn diese junge Dame wohl etwas beleidigt wäre, so könnte sie dem Duumvir in der Menge mehrerer Gäste sicherlich kaum die Angst machen, die sich ihm hier so ganz allein zu machen im Stande war. Denn ja, nachdem Dives mit dem Decurio Herennius eine äußerst schlechte Erfahrung gemacht hatte, war er doch deutlich vorsichtiger geworden, was seine Gefühle betraf und versuchte sich gerade gegenüber Personen, die er nicht ganz einzuschätzen in der Lage war, sich möglichst 'normal' und unauffällig zu verhalten.
    Ohne wirklich gehört zu haben, was die Sergia soeben gesagt hatte, starrte der Iulier sie mit großen Augen, beinahe darum flehend, dass sie von ihm abließ, an. Intuitiv versuchte er sodann seinen Kopf etwas mehr auf Abstand zu ihrem sich erneut nährenden zu bringen - und musste dabei feststellen, dass er in ihren Händen 'gefangen' war. Und sie kam erneut unaufhaltsam näher...


    "ICH KANN NICHT!", riss er mit seinen Händen die ihren von sich los und wich mit verzweifeltem Blick zurück.
    "Es tut mir Leid, aber...", begann er direkt im Anschluss eine Entschuldigung für sein mitunter etwas grobes Verhalten. Doch sie sollte, sie musste einfach verstehen, dass er das hier nicht konnte! "... aber ich kann... das einfach nicht.", ergänzte Dives den begonnenen Satz ohne irgendetwas Neues zu sagen und wandte sich direkt danach um. Er wollte wieder zurück zu den übrigen Gästen, zurück in die Casa und vor allem weg von dieser Sergia, der er so schnell nicht wieder in die Augen blicken wollte...

    Abermals überging Ostianus die stichelnden Fragen nach dem Kopf, der ja wenn schon, denn schon, sowieso eigentlich zwei Köpfe waren. Die beiden Stadtobersten hießen ja schließlich auch Duumviri oder in früherer und nunmehr eher ungebräuchlicher Schreibweise sogar noch deutlicher Duoviri.
    Und was hatte die Classis mit den Stadtkohorten oder den Vigiles zu schaffen? Aus Sicht des zivilen Beamten waren zunächst wenigstens die ersten beiden militärische Verbände. Da nun weiter der ostiensischen Stadtverwaltung keine Informationen zur Rückkehr besagter Truppen vorlagen, war es sicherlich nicht falsch, wenn man sich bei der in Ostia stationierten Classis umhörte. Diese Einheit hatte mittlerweile doch sicherlich einen ganz guten militärischen Überblick über die Civitas und würde deshalb vielleicht selbst dann, wenn die Stadtverwaltung uninformiert blieb, etwas wissen. Doch offenbar wusste man auch hier nicht mehr als in der Curia.


    So also machte sich Ostianus, weiter freundlich lächelnd, ein gedankliches Kreuz hinter diesen Punkt und fuhr fort:
    "Weiterhin hatte insbesondere der Duumvir Iulius darauf gehofft, dass sich mitunter die Möglichkeit zu einer Art Abschlussgespräch mit dem Praefectus Classis ergeben würde. Kann man also damit rechnen, dass der Praefectus in nächster Zeit nochmal, aus welchen Gründen auch immer, ...", denn extra für Dives würde der Präfekt wohl kaum anreisen. "... nach Ostia kommen wird?", formte der Beamte letztlich eine Frage aus seiner vorherigen Erklärung.
    "Meinetwegen nennen wir es auch einen vorsorglichen Informationsaustausch für den Fall weiterer größerer Einsätze der Classis Misenensis in Ostia.", fügte er abschließend noch hinzu.



    Selbstredend hatte es sich auch der scheidende Duumvir Iulius Dives nicht nehmen lassen sich wenigstens ein paar der Reden anzuhören. Insbesondere interessierten ihn dabei natürlich die Bewerber für die Quaestur und das Amt des Aedilis operum publicorum, denn der eine wäre im kommenden Amtsjahr für die Finanzen der Civitas und der andere für die öffentlichen Bauten verantwortlich. Da brauchte es in jedem Fall guter Nachfolger für die jetzigen Magistrate, damit bei dem Tempelbau zu Ehren des Iuppiter Serapis auch alles weiter nach Plan lief... oder nach dieser unsäglichen Belagerung Romas jetzt endlich begann wenigstens ansatzweise nach Plan zu laufen. 'Blöder Bürgerkrieg!'
    Während die Kandidaten für die Marktädilität ihre Reden hielten, gönnte sich Dives eine kurze Pause von dem vielen Zuhören und Herumstehen, was beides zusammen auf Dauer doch recht anstrengend sein konnte. Zudem gab es in seinem Officium in der Curia Ostiensis auch noch eine kleine Sache, die er mit seinem Vorzimmerbeamten Ostianus klären musste. Pünktlich zu den Bewerbungsreden auf das Duumvirat erschien der Iulier dann jedoch sogar in Begleitung seines cassischen Collega erneut auf dem Forum und positionierte sich am Rande der Rostra, wo er sowohl einen ganz guten Überblick über die übrigene Zuhörerschaft, als auch eine weitesgehend freie Sicht auf die sprechenden Kandidaten hatte. Dann war Ocella an der Reihe.


    Verglichen mit seiner letzten Kandidaturrede zur ostiensischen Aedilität hielt der Helvetier sich heute doch um einiges kürzer. Nach den vielen Reden, die Dives sich an diesem Tage bereits angetan hatte, musste er sich jedoch eingestehen, dass er das so schlecht aber gar nicht fand. Ocella sprach von den Amtsvoraussetzungen und verwies auf seine Leistungen als Aedilis Mercatuum. Beides war ganz hübsch jeweils in einen Dreiklang verpackt und damit auch stilistisch nicht unattraktiv.
    Dennoch befand der Duumvir doch, dass dem Ganzen vielleicht noch ein Hauch von Inspiration fehlte - für seinen persönlichen Geschmack. Wo waren die Visionen, die Ocella hatte? Wo die Pläne für die Zukunft? Ja, in gewisser Weise war es wohl ein drittes Tricolon, das der iulische Zuhörer erwartet hatte, das dann jedoch ausgeblieben war. Die helvetischen Taten zeugten von einer tüchtigen Vergangenheit, während die Amtsvoraussetzungen irgendwo die Gegenwart, die Wahl, repräsentierten. Doch wo war Teil drei? Wo war die Zukunft?


    Zitat

    Original von Titus Decimus Varenus
    "WÄHLT HELVETIUS OCELLA!", schrie einer der Arbeiter.


    Die breite Masse schien sich von den iulischen Gedanken nicht stören zu lassen - wie wohl auch kaum anders zu erwarten gewesen wäre. Mit einem vielsagenden Lächeln applaudierte Dives anschließend äußerlich restlos zufrieden dem Candidatus und entschloss sich derweil innerlich dazu, dass er dem Glück des Helvetiers vielleicht und nur zur Sicherheit noch ein wenig auf die Sprünge helfen würde.