Beiträge von Marcus Iulius Dives

    | Aglaopes


    Noch während des Vorgangs des Anklopfens öffnete sich die Porta. Der heraustretende iulische Sklave, der selbst etwas von dem Besucher überrascht war, stockte für einen Augenblick. Eigentlich war er gerade auf dem Weg etwas für seinen Herrn zu erledigen und nur aus dieser Tür gekommen, weil der Seiteneingang just an diesem Morgen zur Baustelle deklariert worden war. Irgendwann mussten derlei Schäden schließlich repariert werden.
    Mit einem leisen Seufzen entschied sich Aglaopes aber trotz seiner eigentlichen Aufgabe dazu, den Gast nach seinem Begehr zu befragen. Nicht dass am Ende noch der falsche Eindruck entstünde, dass die Casa Iulia unorganisiert wäre.


    "Salve. Dies ist die Casa Iulia der Iulii Caepiones. Wie kann ich dir weiterhelfen?", erkundigte sich der Unfreie nach einer kurzen Standardvorstellung freundlich, aber dennoch merklich nicht auf lange Gespräch aus.




    MEDICUS ET SCRIBA PERSONALIS - MARCUS IULIUS DIVES
    NOMENCLATOR ET PAEDAGOGUS A.D. - MARCUS IULIUS DIVES

    | Cito


    Das also waren keine Vestalinnen. Der iulische Cursor nickte verstehend. Was deren Jungfräulichkeit (oder eben auch nicht) betraf, so war diese dem Sklaven relativ egal. Er hatte sein Herzblatt nämlich bereits gefunden - in den Sklavenunterkünften der Casa Iulia. Dass er eine Vestalin aber nicht einmal versehentlich berühren durfte, ließ ihn doch aufhorchen. Das bedeutete gleich den Tod? Cito schluckte und entschloss sich, dass er mindestens zwei Schritte Abstand von allen Vestalinnen hier halten würde. Er war nämlich noch lange nicht lebensmüde.
    Als wenig später dann eine junge Frau, die sich als Vestalin Decima vorstellte, zu ihnen stieß, machte der Sklave mehr oder weniger unauffällig einen halben Schritt zurück, um auch ja nicht zu nahe bei der Decima zu stehen. Er ignorierte ihre Erklärung irgendwelcher Wasserflecken und war stattdessen froh, als er mit einer Frage direkt zum Reden aufgefordert wurde.


    "Salve, ehrenwerte Vestalin Decima! Ich bin im Auftrag meines Dominus Iulius Dives, des Magisters der Societas Claudiana et Iuliana, unterwegs.", beantwortete Cito zunächst die Frage danach, wer er war - ein iulischer Sklave. Unaufgefordert ergänzte er anschließend, weshalb er mit der decimischen Vestalin sprechen musste:
    "Eine Frau, die sich als deine Dienerin ausgegeben hat...", passte der Cursor seine Geschichte an die skeptische Aussage des Cominiers an, "... meinte, dass du die Societas Claudiana et Iuliana unterstützen willst und dafür mit einem Verantwortlichen des Kultvereins sprechen möchtest. Ich bin nun hier, um dir mitzuteilen, dass sich der Magister Iulius Dives persönlich sehr gerne dazu bereit erklären würde, so dir dies recht wäre. Aktuell befindet er sich noch in Ostia, wo er noch wenige Tage als Duumvir iterum amtiert, bevor dort Wahlen stattfinden. Er würde sich daher über einen Termin bei dir - vorzugsweise keinen allzu kurzfristigen - freuen, sofern dein Interesse an der Unterstützung der Societas Claudiana et Iuliana noch immer besteht.", sagte der Unfreie auf und wartete sodann auf die Reaktion der Vestalin.




    CURSOR - MARCUS IULIUS DIVES

    Von der Porta immerhin schonmal ins Atrium gekommen, hieß es hier nun also erst einmal warten. Dabei versuchte sich der Duumvir Ostiensis äußerlich nichts anmerken zu lassen, aber so ganz geplant erschien ihm diese Cena bislang nicht, wenn nicht einmal der Ianitor informiert war und die Gäste fürs erste schlicht im Atrium 'abstellte'. Beim Feste feiernden Bacchus, hoffentlich war wenigstens die Küche des Hauses auf die beiden Besucher eingestellt, damit die beiden Decurionen Aculeo mit ihrem Erscheinen jetzt nicht in eine verlegene Situation brachten.
    "Mir wurde persönlich versichert, dass der Bote unsere Zusage hier abgegeben hat.", fühlte sich der Iulier letztlich dennoch dazu genötigt Ocella in einem möglichst unbeobachteten Augenblick zuzuraunen. Nicht dass der Helvetier am Ende noch den falschen Eindruck erhielt, dass Dives wohlmöglich an einer unangenehmen Situation Schuld wäre...




    PRAECEPTOR - SCHOLA ATHENIENSIS
    DECURIO - OSTIA
    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

    Selbstredend ging der Iulier stillschweigend davon aus, dass eine Einladung ihn nur dann erreichte, wenn der oder die Hausherren auch damit einverstanden waren. Folglich machte er sich an dieser Stelle darum keinerlei Gedanken. Die werten Senatoren würden schon Bescheid wissen - spätestens, wenn sie die beiden decurionischen Gäste erblickten...
    "Vielen Dank.", nickte er stattdessen dem Ianitor zu, bevor er kurz zu Ocella blickte und anschließend vor jenem ins Atrium der Casa schritt.




    PRAECEPTOR - SCHOLA ATHENIENSIS
    DECURIO - OSTIA
    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

    Interessiert folgte Dives der Familiengeschichte der Tiberier, die in der Tat durchaus beeindruckend war - vor allem dann, wenn man sie mit seiner eigenen Familiengeschichte verglich. Definitiv, dieser Gedanke keimte in jenem Moment beim Iulier, würde er sich irgendwann in der Zukunft noch einmal ins Logeum der Casa Iulia zurückziehen und schauen, was er finden könnte, um wenigstens seinen Stammvater Iulius Caepio noch etwas interessanter zu machen. Vielleicht fände sich ja eine Möglichkeit, um ihn zu einem unehelichen Sohn irgendeiner halbwegs interessanten Persönlichkeit zu erklären. Oder eventuell ließ sich auch erst der Großvater oder Urgroßvater Caepios zu einer bekannten Person machen - oder eben eine noch frühere Generation. Eine Verbindung zu den Iulii Caesares strebte Dives dabei natürlich ganz gewiss nicht an, da jene wohl kaum übermäßig glaubhaft wäre. Aber ein paar Nummern bescheidener würde sich soeine kleine Geschichte für eine Linie, die mit Centho, Proximus und Dives vielleicht in einigen Jahren drei Senatoren im Senat stellen würde, bestimmt gut machen. (Vorher brauchte man natürlich an eine solche Geschichte eigentlich auch nicht weiter denken.)
    "In der Tat kenne ich in groben Zügen auch die Geschichte Misenums, da ich einen Onkel und einen Cousin habe, die beide Duumvirn jener schönen Stadt waren. Doch erzähl, weshalb sind die aus Alba Longa vertriebenen Tiberier den weiten Weg bis nach Misenum gereist, während sich andere Gentes im deutlich näher gelegenen Roma oder auch in Bovillae niedergelassen haben?", interessierte den Iulier durchaus. Misenum war schließlich verglichen mit Roma oder Bovillae vielfach, wirklich sehr-viel-fach so weit entfernt von Alba Longa. Da musste es doch sicherlich irgendeinen Grund geben. Oder?


    Der Duumvir nahm sich eine der in Mohn gewälzten gut aussehenden Kügelchen und ließ diese überlegend in seinem Mund verschwinden. 258 Jahre nach Stadtgründung, fand da nicht auch diese nicht ganz unbedeutende Entscheidungsschlacht zwischen dem republikanischen Rom und den von Tarquinius Superbus geführten Latiniern am Regillus Lacus statt? Da stellte sich dann natürlich auch die Frage, ob die Tiberii vorher oder nachher in die Ewige Stadt einzogen, wobei letzteres wohl irgendwie wahrscheinlicher erschien.
    "Mmm... Die sind wirklich überaus köstlich. Was ist das?", erkundigte er sich dann in Lucias Richtung und wusch sich nebenbei die Hände, bevor er erneut zu einer kleinen schwarzen Mohnkugel griff. Soetwas wollte er definitiv öfter genießen dürfen - auch in den eigenen vier Wänden, wofür er natürlich wissen müsste, was ihm sein Gaumen nicht verraten mochte. Doch zurück zur Familiengeschichte der Tiberier:
    "Und sag, Lepidus, ich dachte immer, dass die Tiberier mit diesem Namen ein ganz besonderes Verhältnis vor allem zu Tiberinus hätten und nicht zu Minerva..?", implizierte er die Frage, ob es auch dort einen Zusammenhang gäbe. Dann griff er sich ein kleines, warmes Brötchen mit Moretum - wie gesagt, wollte er nicht für einen übermäßigen Griff zum Süßen belächelt werden - und hörte zu, was die Tiberier zu seinen Fragen zu erzählen wussten.

    Auf die Worte des Helvetiers reagierte Dives mit einem beiläufigen Lächeln. Es gab eben Betriebsbesitzer, die ein Händchen für das Finden geeigneter Verwalter hatten, und solche, die dazu eben nicht in der Lage waren. Und letztlich gab es natürlich auch noch andere, die mit ihrem Desinteresse für die eigenen Unternehmungen einstmals gute Verwalter völlig verdarben...


    Nachdem sich die Porta öffnete und der Ianitor sich nach dem Begehr erkundigte, setzte der Iulier zu einer Vorstellung an. Er ging nämlich mitnichten davon aus, dass man ihn hier nach seinem letzten Besuch vor einer gefühlten Ewigkeit noch erkennen würde. Wenn er sich recht erinnerte, dann war er dereinst noch nicht einmal Duumvir gewesen, während er nun bald sein zweites Duumvirat beenden würde...
    "Salve! Mein Name ist Iulius Dives und dies hier ist Helvetius Ocella.", stellte er dem Rang nach vor, "Wir sind Decurionen von Ostia und wurden von unserem Mitdecurio Germanicus Aculeo zu einer kleinen Cena eingeladen, zu welcher wir für den heutigen Abend zugesagt haben.", führte er sodann kurz aus und lächelte abschließend leicht.




    PRAECEPTOR - SCHOLA ATHENIENSIS
    DECURIO - OSTIA
    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

    ... oder in anderen Worten: Der Iulier Dives hatte sich heute zu früher Stunde aufgemacht um einen Vinicier aufzusuchen. Dabei war sein Ziel natürlich nicht irgendein Mitglied dieser Gens, sondern genauer der Consular Vinicius Hungaricus, von welchem der Duumviralicius bis Ostiensis lediglich hoffen konnte nicht schon an der Porta abgewiesen zu werden. Immerhin hatte die Gens Iulia derzeit wohl nicht gerade den leichtesten Stand in der stadtrömischen Gesellschaft - vorsichtig ausgedrückt. Nun, aber immerhin war Dives kein Decimer, wenngleich ihn genau diese Tatsache aktuell davon abhielt unauffällig nähere Informationen über Serapio beschaffen zu können, um den sich das einsame Herz des gewesenen Duumvirn nicht nur sorgte, sondern nach dem es sich auch zunehmend sehnte - gerade jetzt, nachdem den Iulier keine Amtsgeschäfte in Ostia mehr beschäftigten und davon ablenkten.
    Um also dennoch wenigstens etwas weiterzurotieren und nicht vergleichsweise stillzustehen, hatte sich Dives in den vergangenen Tagen nicht nur mit Fragen der Renovierung der alten Casa Iulia befasst, sondern sich auch auf den Märkten und Foren etwas nach aktuellen Nachrichten umgehört. Mehr denn je galt es für ihn schließlich noch immer einen Patronus zu suchen und vor allem zu finden. Für die Wahlen in einem Jahr müsste der Iulier schließlich einen einflussreichen Fürsprecher haben, wollte er, dass seine Kandidatur wenigstens den Hauch einer Chance hatte. Gleichsam galt es natürlich auch in Sachen Collegium Septemvirorum einen bekannten Namen anführen zu können, dessen Unterstützung Dives hätte.


    Doch was sagten die Märkte und Foren? Welche Neuigkeiten wanderten dort von Mund zu Mund? In der Tat kam man dieser Tage wohl kaum um den Namen Duccius Vala herum, der überdies sogar designierter Aedilis Plebis war, wie es hieß. Dunkel - im wahrsten Sinne des Wortes - erinnerte sich der Iulier an jenen Mann, über dem ihm in Erinnerung geblieben war, dass dieser Kerl verdammt riesig, vor allem aber ein Germane war. Als Homo Novus jedenfalls würde es Dives selbst noch schwer genug haben - so schwer, dass er sich lieber nicht auf einen Barbaren verlassen wollte, der mit Sicherheit selbst auch unter erhöhter kritischer Beobachtung der übrigen Senatoren stand. Im Gegensatz dazu hörte man aber auch von patrizischen Senatoren, wie Claudius Menecrates und Aurelius Lupus. Doch während ersterer wohl vor wenigen Wochen nicht mehr den vitalsten Eindruck auf die Bevölkerung hinterlassen hatte (ob kriegs- oder altersbedingt, schwankte von Erzählung zu Erzählung), waren die Differenzen des Iuliers mit dem Wolf, der ihn praktisch grundlos einkerkern ließ, einfach zu groß, um diesen um den Gefallen eines Patronats zu bitten.
    Last but definitely not least hörte man unter anderem auch von zwei consularen Rückkehrern aus dem Exil: Flavius Furianus und Vinicius Hungaricus. Hier war die Wahl für Dives letztlich schnell und leicht getroffen. Denn während der eine ein Patrizier war, zu dem der Iulier nicht den Hauch eines Verhältnisses hatte, war der andere ein Anhänger der Veneta, der Bruder des Patrons von Iulius Saturninus, einem Cousin Dives', wie auch selbst der Patron von Furius Philus, einem anderen Cousin Dives'. Hinzu kam, dass der iulische Praeceptor der Schola Atheniensis auch um die jahrelange Tätigkeit als Magister Iuris und die folglich überaus hohen Rechtskenntnisse des Viniciers informiert war, die eine Person natürlich ganz besonder attraktiv für ein Patronat machten. Kurzum: Vorerst war die Suche des gewesenen Duumvirn beendet - und sie würde es auch bleiben, sollte dieser Tag von Erfolg gekrönt sein.


    So also kam es, dass Iulius Dives sich in seiner besten Toga und den Standesabzeichen des Ordo Senatorius zur Stadtvilla der Vinicier aufmachte und vor deren Eingangspforte stand, während mehr oder weniger hinter ihm Apollo die orangeroten Sonnenkugel langsam aber sicher über den Horizont nach oben zog. Noch einmal tief durchgeatmet und den Mut zusammengenommen, klopfte Dives an - und war natürlich auch ein kleinen bisschen gespannt, wie früh oder spät der Consular üblicherweise seine Salutationes abhielt...
    * Poch Poch Poch *

    Der Maler war also ein gewisser Eperatus aus Genua. Dives versuchte sich diesen Namen mal zu merken. Sonderlich genuesisch hörte sich Eperatus allerdings nicht an. Vielmehr klang der Name nach einem vor vielleicht zwei-drei Generationen zugewanderten Griechen oder Makedonen, was aber selbstredend an und für sich weder besonders positiv, noch besonders negativ wäre.
    Als Ocella anschließend einen Ostia-Zweig des Roma-Stammes der Gens Helvetia ansprach, konnte sich Dives ein amüsiertes Lächeln nicht verkneifen. Auf die Idee einer solchen Benennung musste man auch erst einmal kommen: Es gab einen Ostia-Stamm und einen Ostia-Zweig und beide hatten nichts näher miteinander zu tun - jedenfalls, soweit der Duumvir wusste. Diese Geschichte war beinahe so genial, wie die von der 'Klientelgens Helvetia', von der man hin und wieder im Zusammenhang mit der kaiserlichen Gens Ulpia zu hören bekam. Denn zwar konnte der Iulier keineswegs ausschließen, dass alle Mitglieder wenigstens des Roma-Stammes der helvetischen Gens Klienten des Iulianus waren, doch ergab vor allem der Begriff selbst in seinem eigenen Verständnis keinen tieferen Sinn. Es gab ja dem Wissen Dives' nach noch nicht einmal eine Klientelfamilia, wenngleich in gewisser Weise natürlich ein Sohn auch irgendwo vom väterlichen Patron profitierte und nicht selten diesen auch als seinen eigenen Patronus übernahm. Doch wenigstens theoretisch war dies absolut kein Muss, wie nicht zuletzt die Tatsache zeigte, dass Centho im Gegensatz zu ihrem gemeinsamen Großvater Iulius Lepidus kein Klient eines Decimers war.


    Während Dives über derlei Dinge bei dem einen oder anderen Schluck Wein gedanklich diskutierte, nahm die Asinia die Beileidsbekundung der Pinnia mit einem dankenden Lächeln entgegen. Dabei registrierte sie nicht, ob sie nun besonders offen mit ihren Gefühlen umging oder nicht, sondern erzählte vielmehr frei heraus, wie sie es gerade für richtig hielt.
    "Nein, unsere Vorfahren lebten praktisch seit der Gründung der Stadt in Pergamum, wo sie zunächst Viehhirten waren, bevor vor über 250 Jahren der heute als unser Stammvater verehrte Asitos an der Erfindung des Pergaments beteiligt war. Nachdem er sich nach dem Tod des König Attalos dem Dritten gegen den illegitimen Königssohn Aristonikos und damit auf die Seite Romas stellte, bekam Asitos vor etwa 240 Jahren dann das Bürgerrecht verliehen. Seither sind wir die Asinier aus Asia.", erzählte Celerina bei dieser Frage ganz spontan die Familiengeschichte ihrer Ahnen. Dabei entsprachen natürlich nicht alle Angaben exakt der Wahrheit, aber die Geschichte an sich entsprach genau jener, die man den beiden Geschwistern in ihrer Kindheit und Jugend stets eingetrichtert hatte.
    "Warst du oder dein Sohn denn schonmal in Pergamum? Oder wenigstens in Asia minor?", erkundigte sich die Asinia anschließend.

    Eine geballte Welle aus Unverständnis schlug dem Iulier nun entgegen, wobei er beinahe schon erleichtert war, dass die Sergia trotz allem relativ gelassen und... freundlich war. Vielleicht verstand sie, die Dives sein Verhältnis zu Serapio als Männerfreundschaft verkaufen wollte, aber auch nur nicht ganz, was er meinte. Die Vermutung, dass er sich vor der Cena bereits erschöpft hätte, überging der Duumvir stillschweigend, um gleich zum Punkt zu kommen:
    "Zwei verschiedene Dinge sind das eben gerade nicht! Wenn ich mit ihm zusammen bin, dann rast mein Herz, die Zeit bleibt stehen und die Welt um mich herum verschwimmt und tritt komplett hinter ihm zurück. Wenn ich ihn umarme, dann will ich ihn nicht wieder loslassen, während ich mit jedem Tag, an dem er nicht bei mir ist, ein größeres Loch in meinem Herzen spüre. Hört sich das nach einer bloßen Freundschaft an?!", sprudelte es aus dem Iulier, bevor er seinen Blick von der Sergia abwandte. Vermutlich hätte er soeben erneut besser zugestimmt und einfach seinen Mund gehalten, aber derart aufgewühlt und teils aufgebracht, wie er gerade war, konnte er dies einfach nicht. Er konnte nicht still sein und schweigen. Tag für Tag schwieg er, hatte niemanden zum Reden - außer Caelius Caldus, der aber beim Thema Serapio auch gleich auswich. Und selbst Aculeo, der ja auch über diese Angelegenheit Bescheid wusste - wennauch nicht konkret über Serapio -, war ja nicht da. Der Germanicer saß im Gegenteil sogar zusammen mit dem Praefectus Praetorio in den Castra Praetoria ein, wo es für Dives derzeit absolut keine Chance gab sicher hinzugelangen.


    Reden ist Silber, Schweigen ist Gold und manchmal musste man sich eben einfach mit ersterem begnügen.
    "Es tut mir ehrlich Leid, aber ich hoffe, du verstehst, dass ich... einfach nicht der Richtige in dieser Sache bin.", entschuldigte sich der Iulier anschließend kleinlaut, um nicht noch mehr in Misskredit bei der Sergia zu geraten, als er es vermutlich eh schon war. Er musste sie schließlich noch eindringlich darum bitten:
    "Ferner bitte ich dich in meinem, deinem und auch Ocellas Interesse darum, dass diese Begegnung mit allen hier gefallenen Worten vertraulich bleibt. Ich meine, du willst doch, dass ich deinem Verwandten auf meinen Amtssessel verhelfe, oder?", versuchte Dives der Sergia diese Sache möglichst schmackhaft zu machen. Wenigstens theoretisch hatte der Duumvir ja durchaus noch die Möglichkeit Gründe zu suchen und zu finden, aus denen er den Helvetier nicht zur Wahl zulassen könnte. Ganz vorn und offensichtlich war dabei das ganze Geschehen um dessen wohlwollend frühzeitige Ernennung zum Decurio. Spontan erschien zum Beispiel eine Eigensabotage durch Bestechung des Herennius nicht ganz aussichtslos, zumal über einen solchen Skandal dann hoffentlich auch das Gerede über etwaige Gerüchte um Dives' Privatleben in den Hintergrund gedrängt würde.

    | Cito


    "Sehr wohl, Herr.", nickte der iulische Cursor verstehend, wenngleich er nicht genau wusste, was sein Gegenüber mit der Formulierung 'krumme Dinger' in diesem Zusammenhang meinte. Glaubte er, dass Cito plötzlich einfach loslaufen würde und verbotenerweise Bereiche betrat, die er nicht betreten durfte? So dumm wäre er bestimmt nicht, würde eine solche Sünde doch direkt auf seinen Herrn zurückfallen und diesem berichtet werden (das hieß: der würde wohl mächtig Ärger dafür bekommen). Was das letztlich für den Sklaven bedeuten würde, brauchte wohl nicht extra ausgeführt zu werden: Der würde als lebendige Vogelscheuche an einer der Ausfallstraßen Romas enden, wo er ein nettes Bad in der Sonne nehmen könnte... bis er irgendwann komplett ausgedünstet wäre.
    So also ging Cito, nachdem er selbstverständlich sein Brandzeichen wieder bedeckt hatte - das hatte er ja sogar von sich aus gefragt -, vor ins Atrium...




    CURSOR - MARCUS IULIUS DIVES

    | Cito


    '... und dann scharf links.', repetierte der iuische Cursor in Gedanken den letzten Teil der Wegbeschreibung und folgte sodann dieser Anweisung. Anschließend breitete sich der wirklich beeindruckende Innenhof des Atrium Vestae vor Cito aus, sodass er für einen kleinen Moment leicht abgelenkt innehielt. Schnell erinnerte er sich allerdings wieder an seine Aufgabe und wandte sich zu seinem 'Verfolger' um:
    "Verzeih, Herr. Aber wer von denen ist jetzt die Vestalin Decima?", erkundigte sich der Sklave unsicher und deutete mit seinem Kopf in Richtung dreier Frauen. Cito kannte die Decima schließlich nicht, sodass es im Prinzip jede oder auch keine der drei sein konnte. Ja, der Cursor war sich noch nicht einmal sicher, ob dieses Trio überhaupt Vestalinnen waren und nicht vielleicht... ähm... keine Ahnung... Opferkuchen-Bäckerinnen?




    CURSOR - MARCUS IULIUS DIVES

    Da sich offenbar spätestens nach der Zustimmung zur Änderung niemand kritisch zur Sache äußern wollte, leitete Dives letztlich einfach die Abstimmung ein, um die Sitzung dann hoffentlich auch bald hinter sich gebracht zu haben. Gefühlt steckte er nämlich bereits zwei Monate und sechs Tage hier drin...


    "Nun, wenn es keine weiteren kritischen Stimmen gibt, dann können wir die Diskussion in diesem Punkt wohol schließen.", stellte der Duumvir fest und schaute sich noch einmal um. Niemand sprang spontan von seinem Platz auf, um sich zu Wort zu melden.
    "Es wird abgestimmt über den Antrag des Duumvir Ostiensis Marcus Iulius Dives auf Änderung der bisherigen Lex Municipalis Ostiensis.", verkündete der Iulier und verlas anschließend die Änderungen, die er mit seinem Antrag nun also bewirken wollte:

    ~~ OBROGATIO LEGIS ~~


    [strike]LEX[/strike]
    [strike]MVNICIPALIS OSTIENSIS[/strike]
    CIVITAS OSTIA - LEX CIVITATIS


    Praeambel
    Im Rahmen [strike]des[/strike] der Pars Quarta Decima - Lex Octavia et Aelia de administratione regionum Italicarum (Lex Octavia et Aelia) gibt sich das Volk von Ostia nach bestem Wissen und Gewissen im Rahmen der Bona Fides in diesem Dokument eine Gesetzesgrundlage zur Erhaltung und Verwaltung der Stadt Ostia und des selbige umgebenden Landes. Sämtliche Bürger der Stadt haben sich der Lex [strike]Municipalis[/strike] Civitatis Ostiensis zu unterwerfen und ihrem Wortlaut nach zu handeln. Die Codices Universalis et Iuridicalis sowie Militaris stehen hierbei über der Lex [strike]Municipalis[/strike] Civitatis und stellen somit übergeordnetes Recht dar. Jegliches Handeln zum Wohle der Stadt Ostia darf niemals wider der kaiserlichen Gesetze geschehen.



    Pars Prima - Allgemeines


    §3 - Administration
    Die Regierung der Stadt übernimmt die Curia [strike]Municipalis[/strike] Ostiensis. Sie setzt sich im Sinne der Lex Octavia et Aelia zusammen. Die Magistrate der ewigen Stadt Rom sollen hierbei zum Vorbild gereichen.



    Pars Secunda - Organe der Stadtverwaltung


    §2 - Duumvirn
    Der Stadtverwaltung stehen die Duumvirn vor. Neben der Ausübung des Marktrechts haben sie den Vorsitz über die Curia [strike]Municipalis[/strike] Ostiensis inne. Sie weisen den gewählten Magistraten zudem ihre Aufgabenbereiche zu und leiten die Wahlen der städtischen Magistrate zum Ende ihrer Amtszeit.



    Pars Tertia - Wahlen


    §2 - Durchführung
    (4) [strike]Kandidaten gelten mit fünfzig Prozent der Stimmen[/strike] Kandidaten, die mindestens fünfzig Prozent der abgegebenen Stimmen erhalten, gelten als zum Amt zugelassen. Werden mehr [strike]Männer[/strike] Kandidaten zugelassen, als es Ämter gibt, scheiden die Kandidaten mit den [strike]geringsten[/strike] niedrigsten Ergebnissen in aufsteigender Reihenfolge aus. Bei identischen Ergebnissen gibt es eine Stichwahl.



    Nicht als Erster, aber doch als einer der ersten gab der iulische Duumvir seinem eigenen Vorschlag natürlich auch seine eigene Stimme: :dafuer:.


    Sim-Off:

    Die Abstimmung läuft bis einschließlich 07.08.2013.
    Abgestimmt wird wie folgt:
    Für die Einrichtung einer Bürgerwehr unter diesem Bedingungen :dafuer:
    gegen die Einrichtung einer Bürgerwehr unter diesem Bedingungen :dagegen:
    oder Enthaltung.


    Stimmberechtigte Decuriones sind:
    - Marcus Iulius Dives
    - Paullus Germanicus Aculeo (via NSC)
    - Titus Helvetius Ocella



    PRAECEPTOR - SCHOLA ATHENIENSIS
    DECURIO - OSTIA
    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

    Der Vorzimmerbeamte der Duumvirn wartete eine Zeit lang gespannt. Je länger die Antwort seines Gegenübers jedoch auf sich warten ließ, umso mehr rechnete er auch in dieser Sache mit dem Ergebnis keinen Erfolg zu haben. Letztlich fragte er noch einmal ganz konkret nach:
    "Werte ich das richtig als ein 'Nein' zur Möglichkeit eines Gespräches mit dem Praefectus hier in Ostia?" Dann müsste der Iulier, falls es ihm das wert sein sollte, wohl nach Misenum reisen, spekulierte der Beamte ohne zu wissen, inwiefern Dives eine solche Möglichkeit überhaupt in Betracht ziehen würde.



    Dem Gemurmel bei gleichzeitig ausbleibenden Wortmeldungen nach zu urteilen gab es einerseits Redebedarf in dieser Sache, andererseits aber wohl auch die Befürchtung, dass man bei diesen durchaus rechtlichen Thema etwas sachlich Falsches kundtat. Dies zumindest war der Eindruck, den diese Situation auf den iulischen Duumvir machte. Doch nach einer Weile fand sich glücklicherweise doch noch jemand, der sich zu Wort meldete - wie sollte es auch anderes sein, ein kleinkarrierter Jurist:
    "Werte Decurionen, ich habe eine ganze Weile hin und her überlegt. Offensichtlich. Dabei bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich sowohl der kleinen grammatischen Korrektur in der Praeambel, wie auch der kleinen Richtigstellung bei der Wahldurchführung in der Form zustimmen kann. Nichtzustimmen kann ich hingegen dem Vorschlag aus der Lex Municipalis eine Lex Coloniae zu machen - und ich sage euch auch warum.", begann der Jurist, nach dessen ersten Worten sich der Iulier bereits still und heimlich etwas gefreut hatte und kam nun also mit einem Aber um die Ecke.
    "Meines Erachtens nach sollten wir und noch einen weiteren Abschnitt der Lex näher zu Gemüte führen, den Paragraph zwei der Pars Prima. Dort heißt es über den rechtlichen Status des Oppidum Ostia: 'Der rechtliche Status des Oppidum Ostia bestimmt sich gemäß der Weisungen unseres erhabenen und von den Göttern allseits gesegneten Imperator Caesar Augustus.'", führte der Decurio aus und machte nach seinem Zitat des Gesetzestextes eine kleine Wirkungspause. Als einer der Menschen, die praktisch im Schlaf etwa 90 Prozent aller relevanten Gesetze wortwörtlich wiedergeben konnte, war das unvorbereitete Zitieren dabei natürlich kein Problem für ihn.


    "Gehen wir also genau von dieser Regelung aus, so komme ich nicht umhin festzustellen, dass Ostia zwar derzeit eine Colonia civium Romanorum ist, die explizite Verankerung dieser Tatsache jedoch genauso im Widerspruch zu dem eben ausgeführten Paragraphen steht, wie auch die Rede vom Municipium Ostia." Kritikpunkt eins.
    "Ferner kommt hinzu, dass diese Lex doch nicht nur auf das Oppidum Ostia, den Hauptort der Civitas, beschränkt sein, sondern in der gesamten Civitas Gültigkeit haben soll." Kritikpunkt zwei. Es folgt die Conclusio als finaler Punkt drei:
    "Daher bin ich der Auffassung, dass wir hier von einer Lex Civitatis sprechen sollten, statt einer Lex Municipalis auf der einen oder einer Lex Coloniae auf der anderen Seite. Die Curia in diesem Zusammenhang sollte meines Erachtens nach viel trefflicher als Curia Ostiensis bezeichnet werden, statt als Curia Municipalis oder Curia Coloniae." Zu diesem letzten Satz nickte der Jurist noch einmal bedeutungsschwer, bevor er sich anschließend wieder setzte. Damit wurde es nun erst recht unruhig in den Reihen des Sitzungssaals, sodass sich Dives zu einer Reaktion aufgefordert sah, die aufgrund seiner Rechtskenntnisse natürlich nur eine Kurskorrektur beinhalten konnte.


    "Ich danke dem werten Decurio für seine fachmännische Einschützung und die ausgesprochene Empfehlung.", lächelte Dives. Es konnte ja eigebtlich nur gut sein, wenn er die entstandene Lücke zwischen ihren Schultern auf diese Weise rhetorisch wieder etwas schloss, um mehr Stimmen für sein Vorhaben zu bekommen. Jetzt musste der Iulier die Sache nur noch erneut als seinen eigenen Erfolg darstellen und verkaufen - und hatte natürlich auch schon eine Idee.
    "In der Tat will mir aus dieser Betrachtungsrichtung scheinen, dass weder eine Lex Coloniae, noch eine Curia Coloniae die besten Alternativformulierungen für die Lex Municipalis Ostiensis wären. Umso mehr freue ich mich jedoch, dass ich mit meinem Antrag nun nicht nur dafür sorgen kann, dass die kleineren Missstände aufgedeckt und besprochen werden, sondern im Folgenden auch gleich im Sinne der Civitas Ostia und ihrer Bürger geändert werden kann.", was zweifellos so ganz genau nicht stimmte, da eine hier beschlossene inhaltliche Änderung erst noch ihren Segen von der kaiserlichen Kanzlei benötigen würde, um voll rechtskräftig zu werden.
    "Fall es also keine Gegenmeinungen zur Wortmeldung unseres werten Mitdecurio gibt, so möchte ich seiner Empfehlung in Gänze folgend die entsprechende Änderung der Lex Municipalis Ostiensis beantragen.", richtete der Duumvir letztlich das Wort erneut an den versammelten Ordo Decurionum und war sich nicht sicher, ob er nun auf mehr Beteiligung hoffte. Zweifelsohne stünde ihm eine zweite Wende sicherlich kaum gut zu Gesicht...




    PRAECEPTOR - SCHOLA ATHENIENSIS
    DECURIO - OSTIA
    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

    ALS VERTRETENDER MAGISTER
    SOCIETATIS CLAUDIANAE ET IULIANAE


    ERNENNE ICH
    Titus Helvetius Ocella


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM V KAL AUG DCCCLXIII A.U.C.
    (28.7.2013/110 n.Chr.)


    ZUM
    SODALIS - SOCIETAS CLAUDIANA ET IULIANA



    In Nomine Magistris ordinarii


    Marcus Iulius Dives
    MAGISTER - SOCIETAS CLAUDIANA ET IULIANA

    Titus Helvetius Ocella
    _________________________________________________________


    aktuelle Tätigkeit: Decurio Ostiensis
    ANTE DIEM III KAL IUN DCCCLXIII A.U.C. (30.5.2013/110 n.Chr.)


    weitere: Duumvir - Ostia
    ANTE DIEM IX KAL AUG DCCCLXIII A.U.C. (24.7.2013/110 n.Chr.)
    _________________________________________________________


    Im Dienst der Societas Claudiana et Iuliana seit:
    ANTE DIEM V KAL AUG DCCCLXIII A.U.C. (28.7.2013/110 n.Chr.)
    Position: Sodalis


    Aufgabe(n): keine


    Besondere Leistungen: keine
    -
    _________________________________________________________


    absolvierte Cursus: Eruditus in rebus vulgaribus
    ANTE DIEM XVI KAL DEC DCCCLXII A.U.C. (16.11.2012/109 n.Chr.)
    bestanden: ja


    Sim-Off:

    Sim-Off-Kurs Religion I (14.7.2013/110 n.Chr.)


    _________________________________________________________


    Sonstige Qualifikationen:
    -


    Sonstige Auszeichnungen:
    -
    _________________________________________________________

    Ja, was sprach hier aus dem Iulier? Bescheidenheit? Vorsicht? Oder hing vielleicht gar beides miteinander zusammen und ging miteinander einher? Wie dem auch wäre, schloss Dives gedanklich zumindest keine der möglichen Antworten aus, sondern lächelte stattdessen einfach nur. Ob nun auch aus Bescheidenheit oder Vorsicht heraus, hielt der Duumvir es schlichtweg für den besten Weg, wenn er dieser Tage im Sinne überhaupt eines weiteren Vorankommens seiner Karriere möglichst bedachte Schritte setzte. Dazu gehörte es für ihn eben auch, dass er das wenigstens von den Ehrenrechten her gleichrangige Collegium Septemvirorum jenem prestigeträchtigeren der Quindecimviri vorzog, wie er auch nicht vorhaben würde in einem Jahr auf das prestigeträchtigste Vigintivirats-Amt zu kandidieren oder ähnliches.
    "Hmhm.", nickte der Iulier auf die folgende Aussage nur simpel, da er nicht wirklich etwas dazu zu sagen wusste. Er kannte auch schlichtweg zu wenige Priester aus den Kollegien persönlich - neben Centho wenigstens hier in Roma keinen einzigen. Eventuell mochte es aber auch an der Ablenkung durch den rot angelaufenen Kopf der Tiberia gelegen haben, wer wüsste das schon so genau? Letztlich jedenfalls ging er lieber auf die Frage des Patriziers nach dessen Collegium ein:
    "Ganz klar sehe ich dich im Gremium der Pontifices und vielleicht gar eines Tages in den Spuren deines consularischen Verwandten wandeln...", erklärte er dazu natürlich erst einmal überschwenglich, wenngleich er nicht unbedingt glaubte, dass ein Nicht-Senator trotz der theoretisch sicherlich bestehenden Möglichkeit so einfach in dieses Collegium berufen werden würde. "... Und falls es nicht direkt für diesen Schritt ausreicht, so wäre dir mit Sicherheit ein Platz unter den Auguren ebenfalls sehr angemessen, stehen diese doch im Ansehen nicht nur über den Septemviri, sondern auch über den Quindecimvirn.", lächelte der Iulier, der - hätte er dies denn gewusst - sicherlich auch noch auf die Auguren-Tätigkeit des Tiberius Durus verwiesen hätte, um seine Aussage zu untermauern. So nun musste es eben auch in dieser Form reichen, wobei der Duumvir selbstredend nicht ahnte, dass Lepidus gerade von einem Augurendasein seitens eines gewissen Wolfes noch abgeraten werden würde.


    "Oder Aurelius Corvinus...", meinte Dives etwas kleinlaut und bestätigte damit wenigstens so halb die Korrektur des Tiberiers. Dass sich jener darüber natürlich auch gleich einbildete, dass sich der Duumvir allgemein besonders an Patriziern orientierte, belächelte er hingegen nur amüsiert - ohne aber etwas Gegenteiliges zu behaupten. Zudem hatte er ja auch bereits erwähnt, dass ihm auch sein Cousin Centho durchaus zum Vorbild gereichte, wenigstens in manchen Dingen, wie der Betätigung im Cultus Deorum.


    Die Antwort der Tiberia ließ den Iulier für einen kurzen Augenblick mit einem kleinen Fragezeichen im Gesicht zurück. Während er nämlich die Aussage zum flauen Magen schlichtweg ignorierte und überhörte, wusste er nicht so recht, weshalb es nun so selbstverständlich wäre, dass frau insbesondere Minerva in hohen Ehren hielt. Iuno hätte ihm eingeleuchtet als Schutzgöttin aller Frauen und Göttin der Mutterschaft oder vielleicht für eine junge Frau auch Venus für Schönheit, Freude und sexuelles Begehren. Aber Minerva mit den Heilberufen und ganz allgemein der Wissenschaft? Als göttlicher Künstler jedenfalls überstrahlte (wortwörtlich) nach dem subjektiven Empfinden des Duumvirn eindeutig Apollo alle anderen Götter, die an diesem Gebiet Anteil haben wollten.
    "Ah, wie interessant.", war er anschließend doch auch ein wenig erleicht ob der Auflösung dieses ungestellten Rätsels. "Und wie genau ist sie der Grund, aus dem sich eure Gens hier niederließ?", fragte er dann gleich neugierig weiter. Wie er sich nämlich als vertretender Magister der Societas Claudiana et Iuliana mit der mythologischen Herleitung der iulisch-claudischen Kaiserdynastie beschäftigt hatte, so fand er dieses Thema auch allgemein recht spannend und lernte sehr gerne Neues auf diesem Gebiet. Wessen Ahnen erst unter Caesar überhaupt das Bürgerrecht bekommen hatten, der konnte mit einer eigenen Geschichte in dieser Hinsicht schließlich nicht aufwarten und musste folglich zwangsläufig mit anderen Vorlieb nehmen.

    | Potitus Asinius Celer


    Nachdem man ihn ganz offiziell zum Decurio Ostiensis ernannt hatte und er zusammen mit dem jüngeren Cassius die Aufsicht über den Bau des Iuppiter-Serpis-Tempels bekommen hatte, machte sich der Asinier sogleich elanvoll auf zum Bauplatz, den er mangels anderer Pläne und Vorhaben, denn er war ja kein Quaestor mehr, von nun an wohl mehr oder weniger täglich besuchen würde. (Im Gegensatz zum Cassier hatte er sich für die Aufgabe schließlich nicht nur gemeldet, um eventuell eine einzelne Dame wiedersehen zu können.)


    So also sah Celer, nachdem er den Architectus begrüßt und sich selbst vorgestellt hatte, dabei zu, wie zunächst das alte Baumaterial des Sacellums untersucht wurde und er notierte sich gewissenhaft, was er dem Aedil weiterleiten würde, das der anderweitig einsetzen könnte, da es für den Tempelbau nicht mehr nutzbar war. Anschließend folgte die haargenaue Vermessung des Grundstücks, die sich der frisch ernannte Decurio jedoch nur halbherzig interessiert aus der Ferne anschaute. So heiß, wie es dieser Tage war, beneidete er den Griechen und dessen Untergebene kaum um deren Tätigkeit. Nachdem auch der Termin mit dem Aquarius vorüber war, hatte der Asinier für diesen Tag wirklich mehr als genug 'frische' Luft geatmet. (Das war hier absolut nicht vergleichbar mit seiner Quaestur, die er größtenteils bequem im schattigen Amtssessel in der Curia Ostiensis verbringen konnte.)
    "Kephalos?", trat er auf den Architekten zu. "Ich denke, ich verabschiede mich für den heutigen Tag. Falls du irgendetwas von Seiten der Stadt brauchst, Fragen oder irgendwelche Wünsche hast, dann lass es mich einfach wissen. Ich werde regelmäßig hier vorbeischauen und sehen, wie der Bau so voran kommt... bei Gelegenheit auch zusammen mit dem gewesenen Duumvir Cassius Hemina Minor, der heute wahrscheinlich noch ein paar andere wichtige Termine hatte.", erklärte er mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen, bevor er sich - so es nicht schon zu diesem Zeitpunkt etwas von Seiten des Griechen gab - verabschiedete und den Heimweg für heute antrat.




    DECURIO - OSTIA
    KLIENT - MARCUS IULIUS DIVES

    Wie verabredet erschien Dives etwa eine sechstel Hora vor der neunten Stunde vor der Casa Germanica und sah sich nach Ocella um. War der schon da oder kam er erst noch? Nachdem sich die beiden ostiensischen Magistrate getroffen hatten, ging es anschließend zur Porta des Anwesens und der Duumvir war so frei das Klopfen heute selbst zu übernehmen. * Poch Poch Poch*
    "Und wie sind die Geschäfte so gelaufen?", erkundigte er sich sodann ganz beiläufig bei dem Helvetier.




    PRAECEPTOR - SCHOLA ATHENIENSIS
    DECURIO - OSTIA
    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA