Beiträge von Marcus Iulius Dives

    | Petilia Prima


    Prima, überzeugt davon den weiblichen Gast erst einmal verschreckt zu haben und damit hoffentlich losgeworden zu sein, nahm das ganze Theater um die Aemilia - und sie vermutete wirklich, dass das mindestens zu Teilen nur gespielt war - mit einem genervten Augenrollen zur Kenntnis. Sie hielt diese Aktion für einen klaren Fall von verzweifeltem Akt: Caenis schien zu wissen, dass sie der Petilia bestimmt nicht gewachsen wäre, und täuschte nun einen Zusammenbruch vor, damit Petilius Sophus aus lauter Mitleid vielleicht gar noch seine eigene Tochter ihres Zimmers verwies. Aber das könnte der vielleicht so passen! Entschlossen den Parasit, als den Prima die Aemilia wahrnahm, bald schon wieder loszuwerden (immerhin war sie nichtmal eine Iulia - was also machte sie überhaupt hier?!), folgte die Petilia stumm und mit ernster Miene dem Iulius in ihr Cubiculum, während sich Sophus etwas zum alten Iulius Potitus gesellte.
    "Was ist los? Was ist passiert?", heuchelte Prima besorgte Anteilnahme vor. Sie fand, dass Caenis ihr so eigentlich ganz gut gefiel: wehrlos und ausgeliefert. Die Petilia pfiff sich (im übertragenen Sinne) einen der petilischen Haussklaven heran.
    "Bring unserem lieben Gast doch bitte einen Becher Wasser...", erklärte sie laut und deutlich, bevor sie leise flüsternd hinzufügte: "... aber bitte pisswarmes, abgestandenes! Verstanden?!" Nickend machte sich der Haussklave auf den Weg, während Prima zufrieden Caenis betrachtete. Die erste Runde mochte die Fremde gewonnen haben, aber die Petilia hatte noch nicht einmal angefangen ihre Krallen auszufahren. Bei dem Anblick des offenkundig besorgten Iulius und der Aemilia kam ihr auch gleich die nächste Idee:


    "Iulius, wie ich sehe, kümmerst du dich ganz reizend um euren Gast. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich dazu wohl in der Form nicht ganz in der Lage wäre.", versuchte sie Crassus etwas zu schmeicheln und klapperte dabei hübsch mit ihren Augen. Nicht von ungefähr betonte sie dabei aber auch unterschwellig, dass die Aemilia ein Gast der Iulier und kein Gast der Petilier war.
    "Im Interesse eures Gastes, was hälst du davon, wenn du ebenfalls hier nächtigst, während ich bei meinem Bruder schlafe?", schlug sie dann vor. Oh ja, sie sah schon die Gesichter aller Anwesenden vor sich, wenn ihr Plan aufging... Die Aemilia würde zum Ientaculum schon nicht mehr in diesen vier Wänden sein - und der Iulius als Kollateralschaden vielleicht auch nicht mehr. Aber das war Prima, ganz ehrlich, herzlich egal.



    "In der Tat wird der Krieg wohl bald vorbei sein - und dann beginnt die Nachkriegszeit.", begann Dives, nachdem der Senator geendet hatte, in einem dennoch besorgten Tonfall. Die Enttäuschung des Germanicers nicht in einer Schlacht gestanden zu haben hatte der Iulier zuvor schlichtweg überhört; wahrscheinlich, so könnte man vermuten, weil er selbst eine solche Enttäuschung weder erwartet noch in irgendeiner Weise groß verstanden hätte.
    "Und ich denke, dass diese Zeit vor allem für diejenigen von uns nicht ganz leicht werden wird, die direkt von Vescularius Usurpator und seiner Kanzlei profitiert haben. Dazu gehören also sicherlich die höheren Kanzleibeamten selbst, die Procuratoren und vielleicht auch der eine oder andere Primicerius, wie auch die sonstige hohe Beamtenschaft Romas und Italias. Mein Onkel Octavius Victor zum Beispiel, der vor einiger Zeit in seiner Funktion als Curator Rei Publicae hier war, wird da genauso Probleme bekommen und eventuell auch schon haben, wie die übrigen Curatoren und Procuratoren Romas und Italias. Und in diese Gruppe gehört eben leider auch Aculeo.", erklärte der Duumvir mit bedauerndem Gesichtsausdruck und ließ eine kurze Pause folgen. Den Namen seines Onkels Victor hatte er dabei natürlich nur 'gaaanz nebenbei' fallen lassen.


    "Ich glaube, dass es dabei unterm Strich auch nicht so sehr darum geht, was nun jeder einzelne genau getan oder auch nicht getan hat, und dass auch weniger die Frage lautet, was 'sie' wollen. Vielmehr wird es wohl darum gehen, was Cornelius Palma will, dass mit diesen Männern geschieht, die als hohe Beamte, wenn ich das vorsichtig so sagen darf, Vescularius Usurpator zumindest passiv unterstützt haben, indem sie das Regime am Laufen gehalten haben." In gewisser Weise gehörten natürlich auch Centho als Augur und Proximus als Kommandeur der Urbanerkohorten dazu, wenngleich sie nach allem, was Dives wusste, zumindest versucht hatten der Gegenseite zu helfen. Die Ankunft des Corneliers würde letztlich wohl zeigen, inwiefern sich damit noch die schlimmsten Konsequenzen abwenden ließen.
    "Insofern solltest du also um deiner Selbst Willen und für deine Frau und Kinder fast schon dankbar sein, dass man dich dereinst aus deiner Procuratur entlassen hat. Bisher habe ich nämlich noch nirgendwo gehört, dass man nach dir oder dem Senator Germanicus Avarus suchen würde.", was natürlich nichts heißen musste. Die Sache mit dem kleinen Fisch an der Angel um einen größeren zu fangen, brauchte der Iulier einem Senator sicherlich nicht zu erklären.


    "Wenn du aber nach Roma zurückgehst...", und davon würde Dives den Germanicer schon aus Eigeninteresse nicht noch abzubringen versuchen, "... und dich für Aculeo einsetzt, dann sei dennoch bitte vorsichtig. Und vielleicht wäre es auch nicht verkehrt zu erwähnen, dass du ein Klient von Aelius Quarto bist und allein deshalb schon ein entschiedener Gegner des Usurpators. Bei der Gelegenheit könntest du dich übrigens, wenn das nicht zuviel wäre, ja auch für zwei deiner Mitklienten, meinen Cousin Iulius Centho und meinen Onkel Iulius Proximus, etwas einsetzen..?", kam der Duumvir nach einem kleinen Eiertanz dann auf besagtes Eigentinteresse zu sprechen.
    "Und sind die Germanicer nicht auch eng mit den Decimern verbunden?", schob er anschließend gleich noch hinterher. Dabei war ihm durchaus bewusst, dass er mit einer 'engen' Verbundenheit vielleicht etwas auch übertrieb. Aber da der Zweck bekanntlich die Mittel heiligte, spielte er diese emotionale Karte dennoch. Ein zusätzlicher Fürsprecher könnte Serapio unter Umständen helfen, sodass Dives seine Freundschaft zu Sedulus gerne zu ebendiesem Zweck etwas belastete. Leider kannte sich der Duumvir mit den diversen Verbindungen in der Ecke nicht ganz so gut aus, sonst hätte er wohl zusätzlich ins Feld geführt, dass auch Livianus, der rechtliche Vater Serapios, ein Klient Quartos und selbst ein entschiedener Gegner Salinators war...

    Nachdem die letzte Auswahl des Aedilis Helvetius in dieser Hinsicht nicht so wirklich der Bringer gewesen war und selbst der Vorzimmerbeamte des Duumvir nicht mal mehr den Namen des Kerls wusste, der sich insgesamt nicht besonders oft in der Curia hatte sehen lassen, war Dives nun ein wenig vorsichtiger mit irgendwelchen Blanko-Zusagen:


    Ad manus Aedilis Mercatuum T. Helvetii Ocellae



    Iulius Dives Duumvir iterum Helvetio Ocellae Aedili Mercatuum s.d.


    Sofern du einen weiteren Mitarbeiter in deinem Officium benötigst, was ich gerade in diesen schwierigen Zeiten durchaus nachvollziehen kann, ist es mir nur recht, wenn du dich nach einem solchen umhörst. Wenn du meinst nun einen fähigen Scriba gefunden zu haben, so bitte ihn doch in deiner Begleitung um eine kurze Unterredung mit mir in meinem Officium in der Curia. Ich denke, dass der arbeitswillige Mann morgen zu Beginn der dritten Stunde Zeit finden kann.


    Bezüglich der Klärung des Sachverhaltes mit dem Quaestor, brauchst du dir keine weiteren Gedanken zu machen. Ich werde noch vor dem angesetzten Termin mit meinem Klienten zu deiner Zufriedenheit gesprochen haben.


    Vale bene und bis morgen!


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    SCITUM PER SIGNUM DUUMVIRI:

    MARCUS IULIUS DIVES
    DUUMVIR ITERUM - OSTIA

    Ostianus, der Vorzimmerbeamte der iulischen Duumvir, kam gerade zufällig durchs Atrium des Gebäudes geschritten. Der spektakuläre Grund hierfür: Er hatte die Latrine aufgesucht, um sich etwas zu erleichtern und war nun auf dem Weg zurück an seinen Arbeitsplatz. Plötzlich rief jemand, den der Beamte nicht kannte, scheinbar etwas aufgeregt (es wirkte auf Ostianus fast schon panisch) durch den Raum. Als jemand, der sich gerne aktiv am Flurfunk beteiligte, war der Vorzimmerbeamte sofort neugierig, was Mercarius oder gegebenenfalls der Aedil Helvetius, in dessen Officium der Schreiber tätig war, da wohl wieder ausheckte. Unauffällig nährte er sich also ebenfalls dem städtischen Scriba und ließ dann 'versehentlich' einige Wachstafeln, mit denen er stets ausgerüstet war, zu Boden fallen. Dann kniete er sich hin und begann gaaanz allmählich damit Wachstafel für Wachstafel einzeln zusammenzusuchen. Im Folgenden schnappte er nun also gänzlich 'dem Zufall geschuldet' und absolut 'unbeabsichtigt' auf, dass der Fremde wohl Asius hieß und tatsächlich irgendetwas mit einem der Aedile zu schaffen hatte. Äußerlich völlig mit seinen Tabulae beschäftigt, spitzte Ostianus insgeheim die Ohren. Worum es wohl bei dem Gespräch ging..?



    Zitat

    Original von Marcus Iulius Dives
    [...] Fragen über Fragen, die nun aber glücklicherweise nichts mehr mit denen über sich selbst zu tun hatten...


    ... und genau damit, dass diese Fragen nichts mit denen über sich selbst zu tun hatten, dachte Dives nun also doch wieder an sie. Für ihn war es einfach nicht fassbar und ganz sicher auch noch nicht wirklich real, dass sein Großonkel IHN, den jungen Duumvir, darum gebeten hatte ihn auf dem Laufenden zu halten, was in Roma so passierte. Denn welchen Sinn würde es machen Informationen von Dives zu erbitten, wenn Licinus sie schon von einem anderen Verwandten bekäme? Das wäre vielleicht klug, wenn es sich bei den Informaten um Fremde handeln würde, die einem eventuell auch mal etwas verschweigen könnten oder gar logen. Aber bei agnatischen Verwandten? Nein, da ergäbe das wohl weit weniger Sinn zumal dem jungen Iulier auch keinerlei Differenzen zwischen Centho und Proximus auf der einen und Licinus auf der anderen Seite bekannt waren. Da hatte die Bitte um regelmäßige Information letztlich also eine etwas andere, höhere Bedeutung... Davon zumindest ging Dives in seinem Weltbild fest aus.
    "Und wie alt ist Servianus? Ist er schon ein Mann?", erkundigte sich der Duumvir, um sich wieder etwas von seinen inneren Fragen abzulenken. Von der Antwort darauf hing ja letztlich auch ab, was der Adoptivsohn seines Großonkels überhaupt derzeit so machen konnte. Dives überlegte kurz. Zu Servianus fielen ihm weiter erstmal keine Fragen ein und über seine junge Großtante wollte er genau genommen nicht viel mehr wissen.
    "Wo wohnt dein Sohn denn in Mantua?", kam einer ganz spontanen Eingebung folgend dann doch noch eine weitere Frage zustande. Vielleicht schreib er diesem Servianus ja mal. Das hieß: Falls Licinus, der ja nicht wusste, was sein Sohn derzeit so machte, wenigstens eine Information über den Wohnort des Iuliers hätte...

    ... war Dives in der Tat recht häufig dieser Tage. Hauptgrund dafür war allerdings weder die erwartete Ankunft des Cornelius Palma in der Ewigen Stadt, noch die Sorge um die vielen Verwandten, sondern einzig die Angst um einen der in den Castra Praetoria einsitzenden Männer: Faustus Decimus Serapio. Seit ihrem letzten Treffen, das eigentlich gar kein richtiges Treffen in dem Sinne gewesen war, weil Dives zwar Serapio, aber der schlafende Decimer seinerseits nicht den Iulier getroffen hatte, war bereits so unglaublich viel Zeit ins Land gegangen. Kurzum: Der Duumvir vermisste seinen Helden schlicht und einfach. Er wollte ihn wiedersehen, unzwar bald, wenngleich er wusste, dass der ranghöchste Gefangene nach dem Vescularius, falls man auch jenen mittlerweile erwischt hätte, so schnell wohl nicht wieder frei käme - wenn überhaupt. Um aber wenigstens die theoretische Chance für ein Wiedersehen zu wahren, das ja nur geschehen konnte, wenn der Decimer den Herrschaftsantritt des Cornelius überlebte, war Dives am heutigen Tage zum Tempel des Hercules gekommen.
    Eigentlich war es in einer gewissen Weise völliger Blödsinn, dass er ausgerechnet heute vorhatte hier nun dem Hercules Magnus Custos zu opfern. Der Festtag für jenen Gott bezog sich schließlich auf den ihm in Roma geweihten Tempel des Hercules Magnus Custos. Dennoch war der Drang danach überhaupt etwas für Serapio zu tun einfach zu groß und letztlich würde der Gott ein Opfer sicherlich auch unabhängig vom Datum annehmen.


    So stieg der iulische Duumvir, der an diesem Tag eine hoffnungsvoll grüne Toga über einer silbergrauen (wie ein verschleiernder Nebel der Ungewissheit) Tunica trug, die Stufen zum Tempelinneren hinauf und vollzog vor dem Betreten des Heiligtums die symbolische Reinigung:
    "Möge dieses Wasser alle Unreinheit von meinem Körper waschen wie das Verwandeln von Blei in Gold. Reinige den Verstand. Reinige das Fleisch. Reinige den Geist. So ist es."


    Dann trat Dives ein und an das Kultbild des Hercules, während die vier Liktoren außerhalb des Tempels dafür sorgten, dass der Duumvir ungestört bleiben würde. Er bedeckte sein Haupt sorgsam mit einem Teil seiner Toga, bevor er etwas Weihrauch hervorholte. Anschließend streckte der Iulier beide Hände mit nach oben zeigenden Handflächen, auf denen jeweils etwas Weihrauch lag, in die Höhe und sprach:


    "Ianus, Gott des Wandels, der du gleichsam am Anfang und Ende aller Dinge stehst!
    Gott der Götter, der du wachst über die himmlischen Tore! Gott des Übergangs!
    Ich, Marcus Iulius Dives, Sohn des Caius Iulius Constantius, möchte dir diesen Weihrauch zum Geschenk machen!
    Bitte nimm dies Opfer an und lass mich damit ein gutes Gebet sprechen!"


    Danach warf er den Weihrauch ins Opferfeuer, sodass sich direkt im Anschluss ein wohlriechender Nebel am Kultbild ausbreitete. Nach einer Drehung nach rechts war das Voropfer beendet. Damit sollte durch Ianus die Verbindung zu Hercules hergestellt werden können. Nun also könnte das eigentliche Opfer folgen, wofür der Iulier ein kleines Säckchen voller Münzen aus dem Ärmel zog und diese klimpernd in eine dafür vorgesehene Schale zu Füßen des Vergöttlichten schüttete. Er steckte den Beutel weg und holte einen kleinen Dolch hervor, den er auf die flache rechte Hand legte. Dann streckte er abermals beide Hände mit nach oben zeigenden Handflächen in die Höhe und sprach:


    "Hercules Magnus Custos, großer Wächter über den Staat, der ebendiesen von Vescularius Usurpator befreit!
    Großer Wächter damit auch über uns Bürger ebendieses geschundenen Staates!
    Ich, Marcus Iulius Dives, Sohn des Caius Iulius Constantius, möchte dir mit dieser Opfergabe meine tiefe Ergebenheit zeigen!
    Nicht zum ersten Mal wende ich mich heute an dich, doch scheint mir heute der Anlass dringender als je zuvor!
    Ich bitte dich zutiefst ergeben - um deinen Schutz, doch nicht für mich - Faustus Decimus Serapio sollst du ihn geben - so gebe ich mein Blut für dich!"

    Dabei schnitt er sich mit dem Dolch leicht in die linke Handfläche, verzog das Gesicht vor Schmerzen und ließ einige Tropfen seines Blutes in die Schale, in der auch das Geld lag, tropfen. Dann fügte zu vorher Gesagtem hinzu:
    "Schützt du, großer Wächter Hercules, Decimus Serapio und bewahrst ihn vor dem Tod in so jungen Jahren, so will ich auch in Zukunft geloben, dir weiterhin regelmäßig Opfer zu bringen! Do ut des."


    Mit einer Wendung nach rechts symbolisierte Dives das Ende seines kleinen Gebetes und ging sodann zwei Schritt in Richtung Ausgang. Es folgte ein kurzer Blick zurück und er fragte sich, ob der Gott ihn wohl erhört haben würde. Es war nur ein kleines Opfer für einen vergleichsweise großen Schutz, zugegeben. Aber gerade diese Einfachheit war es auch, die der Iulier damit zu betonen versuchte: Es ging nicht um ein politisches Amt, um ein bisschen mehr Geld, um eine günstige Ehe oder ein neues Paar Sandalen. Es ging um das simple Überleben eines geliebten Menschen, für das Dives sogar bereit war sein eigenes Blut und nicht nur das eines Tieres zu geben!
    Mit gemischten Gefühlen verließ der Duumvir hernach den Ort des Geschehens, steckte den kleinen Dolch auf dem Weg zu seinen Liktoren wieder weg und begann damit sich die höllisch schmerzende Wunde zu verarzten. Mit Waffen weitesgehens unerfahren hätte er vorher wirklich nicht geglaubt, dass es SO sehr weh tat sich absichtlich in die Handfläche zu schneiden...

    Gespannt verfolgte der iulische Duumvir die Ausführungen Ocellas und kam dabei nicht umhin festzustellen, dass man sich bei einem Aedil offenbar wesentlich eher traute einfach die Rede durch mehr oder minder qualifizierte Kommentare laut zu unterbrechen. Für einen kleinen Moment fühlte er sich da richtig an seine eigene Quaestur in der Civitas erinnert, in der er ebenfalls und letztlich wahrscheinlich sogar noch wesentlich mehr Gegenwind hatte. Immerhin war das Verhältnis von Dives zu den damaligen Duumvirn auch nicht ansatzweise so freundschaftlich gewesen wie das Verhältnis, welches er dieser Tage zum Helvetier pflegte.
    'Eine Privatarmee für die Stadtverwaltung! Unglaublich!' Bei diesem Einwurf hatte der Iulier tatsächlich zu kämpfen, um dem Ernst der Lage angemessen nicht zu grinsen. Diese Vorstellung fand er nicht schlecht, wenngleich er so spontan garnicht wüsste, was er überhaupt mit einer Privatarmee anfangen würde. Den ollen Herennier würde er vielleicht spaßenshalber verhaften lassen, aber sonst? Letztlich war es ja auch egal, weil es ein absolut fiktives Problem war, das Dives so wohl niemals real vorfinden würde. Am Ende der aedilischen Rede, das durch Applaus und positive Zurufe gekennzeichnet war, erhob sich der Iulier noch einmal und und bat mit beruhigenden Gesten seiner Hände um ein wenig Mäßigung der Lautstärke, damit er selbst im Anschluss das Wort erheben konnte:


    "Meine Herren... lasst uns doch den Fokus auf das Problem lenken, welches wir hier haben: Die Centuria der Classis Misenensis hat den klaren Befehl sich lediglich um die Verteidigung der Hafenanlagen und Lagerhäuser zu kümmern. Das ist Fakt und der Aedil Helvetius oder unser geschätzter Cassius Maior werden mir sicherlich darin zustimmen, wenn ich sage, dass absolut nicht zu erwarten ist, dass der Centurio Classicus Menenius irgendetwas tut, was ihm nicht sein Praefectus persönlich aufgetragen hat oder was ihm nicht persönlichen Nutzen bringt.", holte der Iulier aus und schaute demonstrativ und auffordernd erst zu Ocella und dann zum mäßig nickenden älteren Cassius.
    "Uns liegt hier folglich eine besondere Situation vor, die besondere Maßnahmen erfordert. Das hat nichts mit irgendeiner Privatarmee zu tun, da diese Freiwilligen auch niemals einer Person allein unterstehen werden, sondern dient einzig und allein der Sicherheit Ostias.", unterstrich der Duumvir anschließend die Worte seines Vorredners und machte eine kurze Zäsur.


    "Bevor ich jedoch nun eine Abstimmung in dieser Sache einleite, lass mich dich, Helvetius, noch etwas fragen: Ich denke, dass nicht nur mich interessieren wird, wie du dir die Finanzierung einer Bürgerwehr zum Schutze der Civitas vorstellst..." Ein wenig verwunderlich, dass noch kein anderer Decurio daran Anstoß genommen hatte. Wahrscheinlich aber war ihnen auch einfach nur bekannt:
    "Zwar nehme ich an, dass du dafür den auf Initiative der gewählten Magistrate...", um nicht selbstlobend zu sagen, dass es vor allem Ocellas und Dives' Idee gewesen war, "... angelegten Versorgungs- und Reparaturfonds anzapfen möchtest - ein Glück, dass die Stadt friedvoll zum Cornelius übergetreten ist und folglich nur wenige Schäden zu beklagen sind. Doch würde ich dennoch gerne wissen, welche Entschädigungszahlungen du dabei an die Freiwilligen leisten möchtest." Die Leute hatten ja zweifellos Ausfälle zu begleichen, da sie nicht gleichzeitig patroullieren und an ihrem Stand etwas verkaufen oder in ihrem Betrieb etwas produzieren konnten. Nach seiner Wortmeldung setzte sich der Iulier erneut und war gespannt auf die Antwort seines Freundes, den er trotzdem oder gerade aus diesem Grund in der offiziellen Sitzung recht förmlich mit Gentilnomen ansprach.

    | Cito


    Nach den ausgetragenen Wachstafeln für einen Iulius und einen Matinius musste der Cursor des ostiensischen Duumvir Dives noch eine letzte Tabula an den Mann bringen. So steuerte Cito zu mittlerweile recht später Stunde erneut den Mons Esqulinus an, an dessen Westhang sich unweit des Porticus Liviae die Villa Tiberia edel erhob. Er klopft dreimal kurz, aber kräftig an die Porta und gab anschließend die Nachricht seines Herrn ab.


    Ostia, A.D. III NON IUN DCCCLXIII A.U.C.

    Ad
    Lucius Tiberius Lepidus
    Villa Tiberia
    Roma, Italia



    Iulius Dives Tiberio Lepido amico s.d.


    Wie geht es dir, mein guter Freund und geschätzter Bündnispartner? Ich hoffe sehr, dass du die letzten Wochen des vescularischen Regimes, die Belagerung Romas und die anschließende Übernahme der Ewigen Stadt gut überstanden hast.
    Überdies sind wohl auch meine herzlichsten Glückwünsche nach deinem Sieg im Spiel um die Cena angebracht. Lass mich in dieser Angelegenheit jedoch gleich erwähnen, dass ich mir nach meinem letzten, unfreiwillig langen und düsteren Aufenthalt in unserer glanzvollen Metropole im Folgenden noch etwas mehr Zeit nehmen möchte, bevor ich erneut die Urbs Aeterna besuche. Ich hoffe, dies findet dein Verständnis.


    Nichtsdestotrotz würde ich mich freuen von dir zu hören und bin nach dem Motto 'Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.' auch gerne dazu bereit mein nächstes Treffen mit dir schon einmal zu terminieren.


    Aber lass mich nicht nur aus Pflicht und Höflichkeit, sondern auch aus der gesunden Neugier eines guten Freundes heraus schreiben. Bist du noch immer am Capitolium von Roma tätig? Wie sieht es mit deinen Verwandten aus? Ich hoffe, sie haben diesen fürchterlichen Krieg bis hierher gut überstanden und sind wohlauf in die Villa Tiberia zurückgekehrt? Ich, der ich mich dieser Tage selbst um viele der Meinen sorgen muss, wünsche es dir in jedem Fall sehr.
    Wie sieht es überhaupt in der Urbs aus? Weißt du, ob man das Scheusal schon fangen konnte? In Ostia, das mittlerweile ebenfalls befreit worden ist, wartet man mit Spannung auf eine derartige Nachricht. Ansonsten ist es hier relativ ruhig. Ich bin wohlauf.


    Ich hoffe auf deine baldige Antwort in die Villa Iuliana Ostiensis.


    Mögen die Götter dich und die Deinen schützen!
    Vale bene!


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    SCITUM PER SIGNUM DUUMVIRI:

    MARCUS IULIUS DIVES
    DUUMVIR ITERUM - OSTIA


    Nachdem er abgegeben hatte, was abgegeben gehörte, beeilte sich Cito, dass er wieder zurück nach Ostia kam, wo nach einem langen Tag von etwa 20 Stunden für den Sklaven eine ruhige Kammer mit einem einfachen Bett auf ihn warten würde...




    CURSOR - MARCUS IULIUS DIVES

    | Cito


    Von der Casa Iulia kommend erreichte der Cursor des ostiensischen Duumvir schon bald das Anwesen des reichen Censoriers Matinius Agrippa. Ob der Senator selbst anwesend wäre und dementsprechend Post empfangen könnte, wusste Cito genauso wenig wie sein iulischer Herr Dives. Dennoch hinterließ er auch hier gemäß den Wünschen seines Dominus eine Wachstafel. Vielleicht würde sich im Zweifelsfall eine neugierige matinische Nase finden, die auch nicht an sie oder ihn adressierte Post öffnete und las...


    Ostia, A.D. III NON IUN DCCCLXIII A.U.C.

    Ad
    Consularem Censoriumque
    Publius Matinius Agrippa
    Casa Matinia
    Roma, Italia



    Iulius Dives Matinio Agrippae avunculo magno s.d.


    Als Enkel deines Schwagers Octavius Anton möchte ich mich zuerst nach deinem Wohlbefinden erkundigen. Wie geht es dir? Hast du den Bürgerkrieg im Allgemeinen und die Übernahme Romas im Speziellen gut überstanden? Wie geht es den Deinen?
    Mir, dem in nunmehr zweiter Amtszeit in Folge amtierenden Duumvir von Ostia, geht es ebendort den Umständen entsprechend gut.


    Aber sag, Großonkel, gehörst du zu den Unterstützern des Cornelius Palma der ersten Stunde? Ich erinnere mich da beispielsweise an deine gemeinsame Kandidatur mit dem Consular Vinicius Lucianus, von der auch die Acta einst berichtete...
    In jedem Fall jedoch würde ich sehr gerne möglichst bald mit dir über meine, deine und unsere Zukunft reden - in Ostia oder auch in Roma. Bitte lass mich dazu wissen, wann und wo es dir am besten passen würde, und ich bin mir sicher, dass ich eine Möglichkeit finde dies einzurichten.


    Ich hoffe auf deine baldige Antwort in die Villa Iuliana Ostiensis.


    Mögen die Götter dich und die Deinen schützen!
    Vale bene!


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    SCITUM PER SIGNUM DUUMVIRI:

    MARCUS IULIUS DIVES
    DUUMVIR ITERUM - OSTIA


    Nachdem er auch hier abgegeben hatte, was abgegeben gehörte, stand für Cito nur noch ein Anwesen auf dem Plan: die Villa Tiberia...




    CURSOR - MARCUS IULIUS DIVES

    | Cito


    Blut sei dicker als Wasser, sagte man und würde man wohl auch noch in über einem Jahrtausend sagen. Aus diesem Grund war das erste Ziel des unscheinbaren 0-8-15-Boten aus Ostia, dessen unauffälliges Allerweltsgesicht es beinahe unmöglich machte es sich auf Anhieb zu merken, die Casa Iulia zu Roma. Zusammen mit einem kleinen Bauerntross in die mittlerweile seit mehreren Tagen von den cornelischen Streitkräften besetze Stadt gekommen, erklomm der Cursor des iulischen Duumvir von Ostia zunächst den Mons Esquilinus und gab eine Nachricht für den Herrn Iulius Crassus ab, die von einem zuvor mit Aufräumarbeiten beschäftigten Haussklaven auch sogleich weitergeleitet werden würde - dorthin, wo auch immer Crassus derzeit auch residierte.
    Aus innerem Antrieb hätte Citos Herr Dives zwar lieber seinen hoch geschätzten Cousin Centho angeschrieben, doch da er davon ausgehen musste, dass jener Centho zusammen mit seinem Onkel Proximus in den Castra Praetoria einsaß, blieben ihm letztlich kaum mehr Möglichkeiten. Den alten Iulius Potitus jedenfalls, den Vater der beiden Salinator-Klienten Flavus und Lucanus, mochte der Duumvir noch weniger anschreiben...


    Ostia, A.D. III NON IUN DCCCLXIII A.U.C.

    Ad
    Tiberius Iulius Crassus
    Casa Iulia
    Roma, Italia



    Iulius Dives Iulio Crasso fratri ex proavo s.d.


    Zu allererst einmal hoffe ich, dass es dir und den übrigen Bewohnern der Casa Iulia den Umständen entsprechend gut geht. Habt ihr die Übernahme Romas unbeschadet überstanden? Sag, wie geht meinen Neffen Manius und Tiberius und meiner Nichte Aviana? Nach unserem Cousin Lucius Centho wage ich mich nicht zu erkundigen.
    In Ostia, das auf friedlichem Wege nun ebenfalls auf der Seite des Cornelius steht, geht es mir soweit ganz gut. Die Stadt ist ruhig und mit meinen Leibwächtern und Liktoren an meiner Seite fühle ich mich sicher. Von Plünderungen ist mir nichts bekannt. Wie steht es um die Casa Iulia?


    Ich bitte euch in jedem Fall um erhöhte Vorsicht und Wachsamkeit und bete für euer Wohlergehen. Weiterhin würde ich es begrüßen, wenn du mir einen allgemeinen Lagebericht geben könntest. Habt ihr genug Verpflegung? Wie sieht es in Roma aus? Bitte gib mir auch Bescheid, sobald Cornelius Palma die Stadt erreicht.


    Ich hoffe auf deine baldige Antwort in die Villa Iuliana Ostiensis.


    Mögen die Götter dich und die Deinen schützen!
    Vale bene!


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    SCITUM PER SIGNUM DUUMVIRI:

    MARCUS IULIUS DIVES
    DUUMVIR ITERUM - OSTIA


    Nachdem er abgegeben hatte, was abgegeben gehörte, machte sich Cito flinken Schrittes auf in Richtung Casa Matinia...




    CURSOR - MARCUS IULIUS DIVES

    Sim-Off:

    Dann klinke ich mich also ebenso nett wieder aus... ^^


    Erst auf den zweiten Blick erkannte der iulische Duumvir, dass es sich bei der Dame lediglich um eine herausgeputzte Sklavin handelte, die wohl rein dekorativ dort postiert worden war, während der Mann mit der Truhe ein einfacher Kleinhändler zu sein schien, der schlicht und einfach die hübsche Frau angaffte. Nachdem der Duumvir zusammen mit seinem Klienten und dessen Schwester groß angekündigt wurde, setzte der Händler bereits schleunigst seinen Weg fort. Zuhause wartete schließlich seine Frau...


    Unterdessen folgten Dives, Celer und Celerina mit freundlichen Mienen der zuvorkommenden Einladung ins Atrium...

    "Salve, Ocella!", begrüßte der ranghöchste der drei Gäste, gehüllt in eine seidig glänzende orange-gelbe Toga über einer dunkelblauen Tunika, den Gastgeber natürlich zuerst und schaute sich anschließend kurz um.
    "Wirklich schön hast du es hier, meinen Respekt. Schade, dass ich dich noch nicht früher hier besuchen durfte.", kommentierte er hernach und konnte sich die kleine Spitze am Ende nicht verkneifen. Sein abgeklärtes Lächeln machte jedoch klar, dass er es nicht allzu tragisch nahm.


    | Potitus Asinius Celer
    QUAESTOR - OSTIA
    KLIENT - MARCUS IULIUS DIVES


    "Sei gegrüßt, Helvetius Ocella.", kam nach seinem Patron der Asinier, heute in beiger Toga über kastanienbrauner Tunika gekleidet, an die Reihe und wählte eine bewusst ein kleines wenig zurückhaltendere Anrede.
    "Darf ich dir meine Schwester Asinia Celerina vorstellen? - Asinia, das ist der Aedilis Mercatuum Helvetius Ocella.", machte er im Anschluss die beiden Leute miteinander bekannt, um die es am heutigen Abend wohl mehr oder minder gehen würde.


    | Asinia Celerina


    Die Asinia, der natürlich nicht verborgen geblieben war, dass nach ihrer Mutter nun also auch ihr Bruder ihre Verheiratung vorantrieb, war dementsprechend zunächst ein wenig zurückhaltender. Sollte dieser Abend aus jener Sicht ein Erfolg werden, so würde sie wohl bald hier wohnen (müssen).
    "Ich grüße dich, Aedil.", blieb sie am förmlichsten von allen, was allerdings wohl auch einfach daran lag, dass sie den Helvetier am schlechtesten von allen kannte. Mit nahezu perfekt gedrehten Locken und dezenter Schminke im Gesicht (sie war schließlich keine Lupa) erfüllte sie in ihrem leuchtend gelben Kleid gleich einer Sonne das Atrium mit Licht und Glanz, während sie im Gesicht dennoch irgendwie verloren wirkte...

    Ja, hätte Dives seinen Verwandten auf dessen vermeintlichen Irrtum angesprochen und hätte jener wiederum anschließend seinem Großneffen von einer Hinrichtung im Exil berichtet, so hätte der junge Iulier dies wohl oder übel sicherlich geglaubt, da er nicht mehr von dem vinicischen Consular wusste, als dass jener einst über Ostia ins Exil reiste. Doch hätte, hätte, Circuswette... Und damit waren sie nun thematisch auch schon bei den munera.
    Ganz ehrlich musste Dives bei dessen Erwähnung erst einmal überlegen, was genau sein Großonkel nun damit meinte. Er konnte doch unmöglich bereits von der Veranstaltung großer öffentlicher Spiele und/oder Rennen sprechen, oder? Soetwas machten später ja eigentlich erst die Aedile und bis der junge Iulier hoffentlich einmal Aedil wäre, würden noch Jahre ins Land gehen. Drei Wahlen wären zuvor zu gewinnen, ein senatorisches Tribunat müsste abgeleistet und eine Ernennung zum Senator erreicht werden. Ergo: Um diese Zeit sorgte sich der Duumvir bisher eigentlich noch überhaupt nicht. Er würde, wenn man sich die jüngsten Wahlergebnisse seines Onkels und die seines senatorischen Cousins anschaute, genug damit zu tun haben, überhaupt Vigintivir zu werden. Insbesondere nach diesem Bürgerkrieg würden die Chancen gewählt zu werden für einen Iulier sicherlich noch einmal um einiges reduziert sein.


    Anschließend folgten die Bedingungen seines Großonkels für dessen Unterstützung. Er wollte Einfluss auf die iulischen Gensmitglieder in Roma. Und bei diesen Worten traf Dives die Erkenntnis wie ein Schlag: Licinus und er standen vor den belagerten Mauern Romas. Centho und Proximus befanden sich innerhalb jener Mauern...
    "Na..türlich.", antwortete der gerade glücklich aus seiner Gefangenschaft befreite Iulier etwas geistesabwesend, während irgendwelche Mimiken völlig an ihm vorbei gingen. Scheinbar rechnete Licinus mit dem Schlimmsten, Verbannung oder gar Tod, für Centho und Proximus. Und nun sollte der noch keine vollen 23 Jahre alte Dives in die großen Sandalen seines Cousins treten? Denn dass er seinen Großonkel über alle Geschehnisse in Roma auf dem Laufenden halten sollte, hieß unterm Strich ja genau dies. Nicht von Centho, nicht von Proximus wollte er regelmäßig hören, sondern von Dives. Und dafür wollte er den jungen Iulier finanziell fördern. Ungläubig blickte der Großneffe seinen Großonkel an, während ihm tausend Fragen durch den Kopf schossen: Womit hatte er das verdient - er kam gerade direkt aus einer Zelle der Castra Praetoria? Sah es wirklich so düster für Centho und Proximus aus - vielleicht kannte der Militär ja Gerüchte über die Art und das Wesen des Cornelius? Und war er, Dives, überhaupt einer solchen Verantwortung gewachsen, die all das mit sich zöge?
    "Natürlich.", bekräftigte der Duumvir noch einmal, nachdem er kurz die Augen geschlossen und all diese Fragen für einen Moment in einen imaginären Raum in seinem Kopf verbannt hatte. Er konnte sich selbst förmlich dabei zusehen, wie er sich verzweifelt mit dem Rücken gegen die Tür zu diesem Raum der Fragen stemmte, während vor ihm übergroß Licinus stand, der von dieser Unsicherheit nichts merken sollte; ja, nichts merken durfte.


    So erreichten die Worte des Praefectus erst leicht verzögert dessen Großneffen. Die Reihen der Legio mussten aufgefüllt werden, logisch. Dann aber kamen die Antworten, die Dives haben wollte. Licinus hatte offenkundig eine Frau, der Beschreibung nach vermutlich recht jung, und einen Adoptivsohn. Erneut wurde damit unterstrichen, dass sein Großonkel nicht auf der Suche nach einem Ersatzsohn war, sondern tatsächlich Einfluss auf die Geschicke der stadtrömischen Iulier nehmen wollte. 'Halt die Tür geschlossen..!', ermahnte sich Dives gedanklich und zog die Augenbrauen leicht nach oben. Anschließend lächelte er Licinus oberflächlich an.
    "Du hast einen Sohn? Dann gratuliere ich dir zu deiner Vaterschaft." Denn ob leiblich oder nicht, spielte insbesondere nach dem Tod des biologischen Vaters wohl eh keine große Rolle mehr. Tja, was sollte er noch zu diesem Sohn seines Großonkels, der damit wohl faktisch sein Onkel wäre, sagen?
    "Ist er auch..." in der Legion? Was für eine Frage! Wäre er in der Legion, hätte Licinus ihn sicherlich nicht in Mantua zurückgelassen, sondern ihn für Ruhm und Ehre auf dem Schlachtfeld kämpfen lassen. "... Ich meine, wie heißt er denn überhaupt?", lenkte Dives also von der angefangenen Frage mit einer anderen Frage ab. Und vielleicht erzählte der Praefectus ja auch von sich aus etwas mehr über seinen Sohn und/oder seine Frau. Wie die wohl überhaupt damit zurecht käme, dass der Sohn nicht von ihr war? Oder ob sie wohlmöglich unfruchtbar wäre? - Fragen über Fragen, die nun aber glücklicherweise nichts mehr mit denen über sich selbst zu tun hatten...

    Sim-Off:

    Ich hoffe, es ist kein Problem, wenn ich mich hier mal nett einklinke...


    Etwas überpünktlich hatten Asinius Celer und seine Schwester Asinia Celerina den iulischen Duumvir von der Villa Iuliana abgeholt, um sich anschließend gemeinsam auf den Weg zur Casa Helvetia zu machen. Im Schutze ihrer zusammen sechs Liktoren erreichten sie schließlich ihr Ziel und stellten überrascht fest, dass sie wohl trotz früher Stunde nicht die ersten Gäste waren. Die in irgendeinen roten Stoff gehüllte Frau schien der Truhe nach zu urteilen sogar ein größeres Geschenk für den Gastgeber dabei zu haben. Dives hingegen hatte nur einen Strauß Blumen für die Mutter Ocellas, während Celer dem Gastgeber seine Schwester vorstellen würde.


    Einer der Liktoren trat hervor und meldete:
    "Der Duumvir Iulius und der Quaestor Asinius mit seiner Schwester. Sie sind eingeladen zu einer Cena."

    Sim-Off:

    Sorry für das Warten. Ich hatte gehofft, dass Romanus sich in der Zwischenzeit vielleicht noch meldet (hatte ihn extra diesbezüglich auch angeschrieben).


    Der asinische Quaestor erreichte die Curia mit einiger Verspätung und entschuldigte sich mit einer nicht näher ausgeführten Angelegenheit im städtischen Tresor unter dem Capitolium, die noch geklärt werden musste. Anschließend setzte sich Celer auf seinen Platz, wie auch der jüngere Cassius zu seinem Platz ging und sich setzte, während Dives vor seinem Platz erwartungsvoll stand und damit signalisierte, dass die Sitzung nun eröffnet werden würde.


    "Werte Decurionen von Ostia! Ich begrüße euch recht herzlich zu unserer heutigen Sitzung am achten Tag vor den Iunikalenden. Wie angekündigt wird es aus aktuellem Anlass dabei zunächst um die Sicherheitslage der Civitas Ostia gehen.", kündigte der Duumvir an und machte nach dieser Formalität eine erste Pause, in der er noch einmal kurz durch die Reihen schaute.
    "Viele von euch haben vor einigen Tagen die Verhaftung unseres geschätzten Mitdecurio, dem Eques und Procurator Annonae Germanicus Aculeo in diesen heiligen Hallen miterlebt. Ich stehe nun hier und versichere euch, dass ihr euch nicht sorgen müsst um ihn - und auch nicht sorgen müsst um euch! Die meisten von euch werden wissen, dass meinem Collega und mir ähnliches widerfahren ist, als wir unsere Fühler im Sinne der Civitas und ganz zu ihrem Schutze zu den Truppen des Cornelius Palma ausgestreckt haben." Es folgte eine Zäsur, die der Iulier dazu nutze mit seinen Händen und Armen eine Geste zu formen, die sagen wollte: 'Seht her, hier bin ich.'


    "Und wir sind wieder da! Hier sitzt mein cassischer Collega, unversehrt, genau wie ich. Genauso werde ich euch sagen, dass auch Germanicus in einigen Tagen wieder zurück in Ostia sein wird, unversehrt und gesund!", orakelte Dives im Brustton der Überzeugung, wenngleich er innerlich noch nicht unbedingt daran glaubte, dass Aculeo allzu schnell wieder in Ostia wäre. Für den Moment jedoch galt es die hohen Herren wenigstens ansatzweise zu beruhigen, um weiterhin handlungsfähig zu bleiben und damit die Sicherheit der Hafenstadt nicht noch mehr zu gefährden, als sie es ohnehin schon war.
    "Lasst mich auch noch einmal explizit darauf hinweisen, dass mein Collega und ich in unserer Funktion als Duumviri einen unfreiwillig längeren Aufenthalt bei den cornelischen Truppen verbracht haben, während der Decurio Germanicus als ritterlicher Procurator Annonae nun selbiges erlebt. Für euch, die ihr hauptsächlich Geschäftsleute, Händler, Handwerker, Schiffbauer und natürlich und vor allem Decurionen von Ostia seid, besteht damit keinerlei Gefahr, dass auch ihr heute, morgen oder später verhaftet werdet!", versprach der Duumvir ganz konkret und hoffte damit das Sicherheitsgefühl der Anwesenden wieder etwas gesteigert zu haben. Nach einer kleinen Pause, in der der Iulier ein paar Schritte nach vorn ging, um noch zentraler im Raum zu stehen, setzte er überleitend fort:


    "Nein, niemand muss sich fürchten. Niemand, der den einzigen und wahren Kaiser Cornelius Palma als solchen anerkennt und unterstützt! Die Civitas hat sich, wie viele von euch sicherlich zur Kenntnis genommen haben werden, von... dem Usurpator...", betonte der Iulier und achtete genau darauf, dass auch ja jeder mitbekam, dass er den Namen des Mannes nicht ausgesprochen hatte. "... als Stadtpatron losgesagt. Ostia unterstützt Cornelius Palma, den Sieger dieses Bürgerkrieges, den Friedensstifter und bald neuen Imperator. Caesar. Augustus!", versuchte Dives nun also die Honoratioren auf den bald neuen Princeps einzuschwören.
    "Aber auch wir selbst müssen unsere Pflichten gegenüber der Civitas wahrnehmen und in dieser schweren Stunde selbst für die Sicherheit der Stadt sorgen. In Roma hat uns der Usurpator unseres Schutzes beraubt und die Vigiles und Urbaner zu seiner eigenen Sicherheit zu sich gerufen. Die Männer der Classis Misenensis hat er zum überwiegenden Teil nach Süden geschickt, sodass wir hier praktisch allein dastehen!", kam der Duumvir dann dem Tagesordnungspunkt langsam näher.


    "Und was hat Palma gemacht?! Wo sind seine Truppen?! Wo ist er besser?!", meldete sich einer der Herren, deren Herz noch hörbar für Salinator schlug.


    "Eine berechtigte Frage von dir, sehr wohl. Wo sind die Truppen, die kürzlich noch hier waren, um uns den Schutz zu gewähren, den wir brauchen, um die große Handels- und Hafenstadt zu sein, die wir immer waren? - Ich werde es euch sagen, wohin Cornelius Palma, der Weise, diese Soldaten geschickt hat!", kündigte er groß an und ließ eine Zäsur zur Spannungssteigerung folgen.
    "Nach Hause...", lautete die simple Antwort, die mit einer solchen Intonation auch vorgetragen wurde. "... Ja, ganz richtig, er hat sie nach Hause geschickt, wo sie in den germanischen Provinzen unsere Grenzen sichern und dafür sorgen, dass wir alle hier im Herzen des Imperiums uns nicht morgen schon gegen wütenden Barbarenhorden zur Wehr setzen müssen! Denn ER weiß, dass für Handel und florierende Wirtschaft vor allem eins notwenig ist: Innerer Frieden!", konterte der Iulier die verbale Attacke, die ihm letztlich wohl durchaus in die eigenen Hände gespielt hatte.


    "Und wie sich der einzige und wahre Kaiser Cornelius Palma um die Sicherheit des Imperium Romanum kümmert, so ist es nun bis zur Normalisierung der Verhältnisse an uns, uns um die Sicherheit unserer Civitas zu kümmern.", fasste Dives zusammen und drehte sich so, dass er zu den beiden Aedilen blickte.
    "Ich übergebe das Wort an den mit der städtischen Sicherheit beauftragten Aedilis Mercatuum Helvetius Ocella.", erklärte er und nach einer einladenden Geste in die Mitte des Sitzungssaals setzte sich der Duumvir auf seinen Platz. Kurze Zeit später sah man einen Servus Publicus mit einem Becher an den Iulier treten. Wer viel reden wollte, musste eben auch viel trinken...

    Dives nickte dem hinzukommenden Scriba freundlich zu und hörte mit, was der zu sagen hatte.
    "Nun, dann will ich dich nicht länger aufhalten, Ocella.", entschuldigte er den Aedil zu diesem Zwecke gerne. Der Iulier selbst würde noch einen Augenblick Pause machen und das Licht, die Natur und die vielen Farben genießen. Das alles hatte er nach seinem unfreiwilligen Verzicht auf Freiheit vor kurzem doch noch einmal besonders zu schätzen gelernt.
    "Grüß mir die beiden Decuriones recht herzlich und denk daran, dass man manchmal auch einen kurzfristig unbequemen Weg gehen muss, um für einen größeren Zweck eine bessere Ausgangslage zu haben. Vale bene.", gab er dem Helvetier noch mit auf den Weg, bevor er sich verabschiedete und weiterging. Bei den Rosenbüschen war er vorhin gestört worden und garnicht mehr dazu gekommen, wenigstens an einer der Blüten kurz zu riechen. Das würde Dives jetzt nachholen...

    In der Tat wollte Dives seinen Großonkel in keinster Weise missverstehen, aber Licinus hatte ihm wortwörtlich dazu geraten noch eine Weile in Ostia zu bleiben. Und in ebendiesem verlängerten Aufenthalt in Ostia sah der junge Iulier nicht wirklich einen Nutzen. Denn selbstredend hatte er in der Hafenstadt so einige Kontakte. Aber was nutzten die ihm später in Roma? Die meisten würden ihm bestimmt nicht weiterhelfen, während der Rest seine Situation sicherlich kaum entscheidend beeinflussen könnte.
    "Ich war vor meiner Quaestur in Ostia auch etwa ein Jahr in Roma. Ich habe also auch hier Kontakte - ältere, die daher wohl auch dringenderer Auffrischung bedürfen.", rechtfertigte sich der Duumvir. Den Senator Sedulus hatte er beispielsweise während dieser Zeit kennengelernt, als er dereinst in die Veneta eingetreten war. Bei den Sergiern war er zu Besuch gewesen und hatte seine Nichte Severa und den hübschen Messalla kennengelernt. Informell war er sogar schon bei Tiberius Lepidus eingeladen, wenn dieser Krieg vorbei sein würde. Und gerade darauf war der Iulier bereits gespannt, da er damit rechnete, dass es keine Cena zu zweit werden würde. Anstehen würde in jedem Fall auch noch ein Besuch beim Censorier Matinius Agrippa, was ebenfalls sicherlich nur in Roma gehen würde. Und und und. Seine persönliche Agenda war bereits jetzt reichlich gefüllt. Und da hatte er noch nicht einmal damit angefangen, dass er auch an seinen Cousin Crassus zwei-drei Bitten haben würde, in der Schola vielleicht noch die eine oder andere Verpflichtung hätte und zumindest nah dabei sein wollte, wenn es um die Zukunft seiner iulischen und octavischen Verwandten ginge... (und natürlich auch die Zukunft Serapios - aber das selbstverständlich nur eher inoffiziell und gaaanz nebenbei.)


    Die weiteren Einschätzungen über die Herrn Senatoren nahm Dives so hin und verkniff sich zu sagen, dass er natürlich den anderen Consular Vinicius meinte, der nur verbannt worden war und unter Palma wohlmöglich rehabilitiert würde. Summa summarum jedenfalls hatte sich der Standpunkt des Iuliers nicht wesentlich verändert. Bevor Palma nicht in Roma wäre und das sprichwörtliche Zepter übernommen hätte, würde sich wohl kaum zeigen, welche Chancen und Möglichkeiten es in der Breite gäbe. Und auch das war, ganz nebenbei, ein weiterer Grund dafür besser früher als später in Roma zu sein - nah dran am Geschehen.
    Um jedoch das Thema nicht weiter und weiter durchkauen zu müssen, sodass es am Ende so ekelhaft süß würde wie zu lange zerkautes Brot, ließ der Duumvir seinem Großonkel das letzte Worte in dieser Sache und hoffte, dass es das fürs Erste damit wäre.


    "Oh.", wurde aus dem nach der Finanzierungsfrage zunächst leicht sorgenvollen Blick des jungen Iuliers ein ehrlich etwas überraschter Ausdruck. Es schien damit ja beinahe so, als wäre die Belehrungsstunde mit den gut gemeinten Ratschlägen des Alten (Ups, das hatte er zum Glück nicht laut ausgesprochen.) vorbei. Und mehr noch: Die Geste erweckte bei Dives den Eindruck, als wollte Licinus - der zuvor noch von Warten und Zurückhaltung und Ostia gesprochen hatte - damit nun seinen Verwandten als Wahlkampf-Sponsor unterstützen. Diese Wendung kam unerwartet.
    "Ich meine natürlich: Danke! Das ist ein äußerst großzügiges Angebot, dass du meinen Wahlkampf unterstützen willst und liebend gerne würde ich darauf zurückkommen, wenn es soweit ist.", erklärte der Duumvir mit einem breiten, dankbaren Lächeln und freudig glänzenden Augen, während er hoffte, dass er dieses Angebot damit nicht missverstanden und sein Großonkel eigentlich garnicht an einen Wahlkampf gedacht hatte.
    "Und sei dir sicher, dass ich schon jetzt für deine Hilfe tief in deiner Schuld stehe und dir jederzeit, wirklich jederzeit, mit einem Gefallen helfen werde, sofern ich dazu in der Lage bin.", fügte er anschließend noch hinzu, weil Licinus gerade so von Gefälligkeiten gesprochen hatte. Dabei kam Dives die Frage in den Sinn, worum es seinem Großonkel dabei eigentlich ging? Wollte der Militär einfach nur seinen Einfluss auf die in Roma lebenden Iulier ausweiten? Oder aber benutzte er Dives unter Umständen als eine Art 'Familienprojekt'? - Ja, hatte Licinus eigentlich eine Frau? Hatte er Kinder?
    "Was wirst du eigentlich machen, wenn der ganze Spuk hier ein Ende hat und der Bürgerkrieg vorüber ist?", wiederholte der Iulier die Frage, auf die sein Verwandter ihm bisher eine Antwort schuldig geblieben war. Und wenn sein Großonkel eine Familia hätte, dann würde er diese in seinen Zukunftsplänen sicherlich erwähnen, überlegte sich Dives...

    "Nein, nichts von Interesse.", erklärte der Maiordomus selbstsicher und ohne Zögern. Direkt lügen tat er damit aus eigener Sicht nicht einmal, denn einen Iulier in der Casa Iulia vorgefunden zu haben, war so außergewöhnlich ja nun nicht. Hauptsächlich jedoch hatte Phocylides mental nicht die Kraft dazu in just diesem Augenblick erneut zu durchleben, was in den letzten anderthalb Horae alles passiert war. Wer für gewöhnlich nichts mit zu Tode geprügelten Leichen zu tun hatte, der musste die Anblicke gleich zweier solcher Exemplare erst einmal verdauen...
    Der griechische Sklave nahm die Wachstafel wieder an sich und machte sich gleich auf zu Iulius Potitus.


    | Quintus Petilius Sophus


    "Ihr, deine Familie und insbesondere der Senator Iulius, habt in der Vergangenheit so viel für mich getan, dass ich froh bin mich endlich dafür revanchieren zu können.", lächelte Sophus höflich und hatte unterschwellig damit hoffentlich deutlich genug gemacht, dass er dies als vollwertige Gegenleistung betrachtete, die die beiden Gentes unterm Strich quitt sein ließ.
    "Der Senator und seine Kinder könnten mein großes Gästezimmer beziehen, während der ältere Iulius in meinem kleineren Cubiculum hospitale unterkommen könnte. Für euch junge Leute wäre es hoffentlich kein Problem, wenn ihr euch ein Zimmer teilt?", erkundigte er sich. Kaum ausgesprochen, bemerkte er seine unbeabsichtigte Zweideutigkeit.
    "Das heißt natürlich: Du, Iulius, könntest im Zimmer meines Sohnes einen Platz finden, während für Aemilia eine Schlafgelegenheit im Gemach meiner Tochter schaffbar sein sollte.", verbesserte sich der alte Petilier folglich schnell, während hinter ihm seine Tochter zur Runde der Anwesenden stieß... mit gänzlich entgeisterter Miene. Bevor sich ihr Vater jedoch umdrehen konnte, hatte sie bereits wieder ein oberflächliches Lächeln aufgesetzt, welches durchaus auch in einigen Zügen arrogant wirkte. Mit einer fremden Person wollte die Petilia ganz sicher nicht in einem Zimmer schlafen...


    | Petilia Prima


    "Ach, mein Schatz. Das sind unsere Gäste: Iulius und Aemilia. Und das ist meine liebliche Tochter, Petilia Prima.", stellte er den Unwillen seiner Tochter nicht wahrnehmend freudig lächelnd vor. Unter den wachsamen Augen ihres Vaters lächelte Prima warm, während ihre Augen der Aemilia einen eiskalten Blicken zukommen ließen...
    "Salvete.", nickte die Petilia mit einem hauchfeinen spitzen Unterton. Mit einiger Befriedigung nahm sie anschließend zur Kenntnis, dass die Aemilia sogleich mit dem Iulius unter vier Augen sprechen wollte. Scheinbar trug die Art ihrer Begrüßung bereits jetzt erste Früchte.

    Dives riss die Augen überrascht auf. Wusste er das? Er wusste, dass Sedulus seine schwangere Frau nicht nach Germania schicken wollte, sondern zunächst zu Dives nach Ostia. Und er wusste auch, dass sich der Senator aufgrund eines etwas verkorksten Gesprächsverlaufes letztlich dafür entschieden hatte sie zu einem Klienten zu schicken. Den Namen dieses Mannes oder den Wohnort, die Sedulus zwar gedacht haben mochte, nicht jedoch wörtlich erwähnt hatte, kannte der Duumvir dementsprechend nicht. Da er sich nach der ins Land gegangenen Zeit nun allerdings auch nicht mehr vollends sicher war, dass nicht in einem kleinen Nebensatz diese Information untergegangen war, enthielt er sich eines Kommentars oder einer Rechtfertigung dazu.
    "Ich.. jemandem an die Gurgel gehen?", wurde der Iulier aus seinen Gedanken gerissen und lächelte aufgesetzt.
    "Nein.. das ist nicht mein Stil, weiß du.", schob er noch eine versucht lustige Bermerkung nach, wenngleich ihm bei diesem Thema nach Lachen eigentlich nicht zumute war. Eine Zelle in den Castra Praetoria war nicht lustig, sondern bitterböser Ernst. Und Dives war heilfroh, dass er sich und seinen Collega mit einigen Überzeugungs- und Überredungskünsten wieder rausgeholt hatte. Denn in der Tat hatte er den duccischen Optio bestochen, um seinen Großonkel Licinus zu informieren und er hatte so lange auf den glatzköpfigen Sklaven eingeredet, bis der über mehrere Ecken den duccischen Tribunus Laticlavius informiert hatte. Und auch den hatte er davon überzeugt, dass die Duumviri ihm helfen könnten, wofür sie ja letztlich die Freihheit zurück erlangt hatten. Ja, Dives hatte zwar die friedliche Übergabe Ostias nicht miterlebt, sondern seinem cassischen Collega überlassen müssen, doch der Held dieser Geschichte war dennoch er!


    "Roma..? Äh.. Ich glaube, das waren einige Männer der achten Legion, wenn ich recht informiert bin. Allerdings war ich nicht dabei, sodass ich auch nur sagen kann, was ich selbst gehört habe. Auf jeden Fall waren es Leute des Cornelius, da bin ich mir sicher.", fand der Duumvir nach dem erneuten gedanklichen Abschweifen wieder ins Gespräch mit dem Germanicer zurück.
    "Der senatorische Tribun der achten Legion ist übrigens Duccius Vala, der zuletzt in den Castra Praetoria hausierte, falls dir das weiterhilft.", gab er anschließend noch weiter, was er vom Duccius persönlich gehört hatte. Was mit dessen Legatus Legionis war, wusste der Iulier nicht. Vielleicht war der in einer Schlacht gefallen oder lag verletzt in einem Lazarett oder hatte auch einfach nur woanders seine Zelte aufgeschlagen...
    "Während er abgeführt wurde, soll Aculeo deinen und den Namen deines Onkels Germanicus Avarus gerufen haben.", fügte der Duumvir letztlich noch an. Die Frage war nur, ob dies nicht vielleicht genau die Intention der Militärs gewesen war: Fang den kleinen Fisch und benutze ihn als Köder für einen größeren...

    Das Ja blieb aus und stattdessen relativierte Licinus lediglich, dass er kein ganzes Jahr in Ostia gemeint hätte. Der junge Iulier fragte sich daraufhin, was er mit einem viertel, halben oder dreiviertel Jahr anfangen sollte? Eine Kandidatur für irgendein Amt, politisch, kultisch oder anders, wäre damit ausgeschlossen. Erwartete sein Großonkel etwa, dass sich Dives auf Centhos Gut zurückzog und für die Öffentlichkeit unsichtbar würde? Das könnte der Duumvir schlichtweg nicht - und wollte es auch garnicht.
    "Ich verstehe auch nicht, was es letztlich für einen Unterschied machen würde, ob ich nun hier in Roma oder flussabwärts in Ostia wohnen würde. Will man mich irgendwie belangen, dann wird man es hier wie dort tun. Will man dies nicht, so sollte es keine Rolle spielen, wo ich lebe. Andererseits aber habe ich hier in Roma die Möglichkeit meinen Verwandten zu helfen und zu schauen, dass der Schaden für die iulische Gens so gering wie möglich gehalten wird.", erklärte er. Diese Hilfe könnte vom Hüten der Casa Iulia bis hin zur Suche weiterer Freunde und Verbündeter gehen - je nachdem, wie die entsprechenden Verwandten sich letztlich helfen lassen wollen würden.


    Als Licinus anschließend auf die Patronats-Angelegenheit zu sprechen kam, musste sich der junge Iulier einen bissigen Kommentar gegenüber seinem Großonkel verkneifen. Er sollte sich einen aurelischen Patronus suchen - ja klar. Am besten sollte er sich wohlmöglich auch noch an diesen Aurelius Lupus in dieser Angelegenheit wenden, da genau dieser Wolf ihn ja so gut leiden konnte. Ganz sicher: Der Aurelier würde Freudentänzer aufführen, sobald Dives in solcher Sache vorspräche... Nein, von dieser Seite aus erwartete er keinerlei Unterstützung. Die Tiberier auf der anderen Seite hielt der Duumvir in der Tat für gute Verbündete, jedoch nach dem Tod des großen Durus für politisch nicht mehr so einflussreich, dass er derzeit ein Patronat in dieser Richtung anstreben würde. Soweit er informiert war, war der Pontifex pro magistro auch der vorerst letzte Senator seiner Gens gewesen...
    "Hm. Was ist mit den Flaviern oder den Consulares Aelius, Purgitius oder Vinicius?", fragte Dives und ließ damit durchscheinen, dass er die Meinung seines Großonkels nicht teilte. Gut, der flavisch und der vinicische Consular waren von Salinator verbannt worden und ob und falls ja, wann sie zurückkehrten, wussten nur die Götter. Dazu würde mit Palma eine neue Ära anbrechen, die cornelische Ära, was den so mit den Ulpiern verbundenen Aelier vielleicht nicht mehr so ganz 'zeitgemäß' erscheinen ließe. Aber selbst dann blieben zumindest noch der purgitische Consular und der flavische Pontifex - falls die natürlich den Bürgerkrieg überlebten und nicht bisher schon irgendwo gestorben waren oder bei der aktuellen Belagerung Romas starben.


    "Ich habe mit meinem Verdienst als Duumvir etwas Land ganz in der Nähe von Bovillae gepachtet und betreibe dort ein Gestüt, baue Getreide an, Gemüse und Kräuter. Nach dem letzten Bericht meines Vilicus läuft es eigentlich ganz gut.", erklärte Dives. Später, das stellte er sich schon dann und wann einmal vor, würde er das Land ganz kaufen... dann würden auch endlich diese lästigen Pachtgebühren von wöchtenlich einem halben Aureus wegfallen.
    "Wieso fragst du?", schob der junge Iulier anschließend nach und blickte Licinus leicht sorgenvoll an. Stünden etwa größere Ausgaben in irgendeiner Weise an? Denn dass sein Verwandter sich lediglich nach der Finanzierung von Dives' Plänen erkundigen wollte, glaubte er seinem Großonkel nicht ganz.