So schnell wie ihm geöffnet und er herein gebeten wurde, fragte sich der iulische Duumvir für einen kleinen Moment, ob er wohlmöglich doch ein wenig früher hätte erscheinen sollen. Allerdings verwarf er bereits direkt im Anschluss diesen Gedanken wieder. Er wollte ja nicht dass es aussah, als könne er die Cena bei den Tiberiern nicht erwarten. Wohlmöglich hätte er gar bei den letzten Vorbereitungen gestört und damit die Schwester von Lepidus in Verlegenheit gebracht. Insofern, entschied er sich, war er lieber etwas zu spät. Sagte man nicht auch ganz allgemein, dass einerseits die schönsten und andererseits die wichtigsten Gäste als letztes kamen?
"Vielen Dank.", nickte Dives dem Ianitor mit einem höflichen Lächeln zu und ließ sich von diesem ins Atrium der Villa führen.
Beiträge von Marcus Iulius Dives
-
-
Zitat
Original von Lucius Helvetius Corvinus
Muss der sich nicht über das Meldeamt erst mal nach Ostia ummelden?
Übers Meldeamt ist Asius ganz regelkonform in Italia gemeldet.
Und direkt vor meiner Bitte um die Ernennung hat er auch die Wohnortänderung hier beantragt, die sogar schon gestern gleich eingetragen wurde...Ich sehe hier also kein Problem.
-
Wow... Mit Serapio hatte er bei dem Senator aber scheinbar einen empfindlichen Nerv getroffen. Was zwischen den beiden wohl vorgefallen war? Denn der Iulier konnte sich beim besten Willen absolut nicht vorstellen, dass der Decimer tatsächlich versuche würde einen Senator Romas umzubringen. Nein. Und selbst wenn er sich mit viel Fantasie ein solches Szenario unter Umständen eventuell ausmalen könnte, er wollte es auch garnicht. Serapio war gut und sogar ganz großartig, war ein Held, war ungeheuer sexy und hatte faszinierende Augen und einen tollen Körper. Worum gleich ging es hier? Dives schüttelte kurz ganz leicht seinen Kopf, um seine Gedanken zu sortieren und wieder zum Thema zurückzufinden. Mit dem tollen Körper des Ritters wäre der Germanicer nämlich sicherlich nicht zu überzeugen, wie man wohl annehmen konnte.
Der Duumvir ließ sich durch den Kopf gehen, was Sedulus gesagt hatte. Der Senator wolle sein Leben - verständlicherweise - nicht aufs Spiel setzen. Doch tat er das nicht mit dem Einsatz für mehr oder minder jeden, für den er sprechen würde? Diese Frage verkniff sich der Iulier laut zu stellen, um nicht noch dafür zu sorgen, dass sich der gute Freund am Ende auch für Centho und Proximus doch ganz spontan nicht einsetzte. Das sollte besser nicht riskiert werden. Stattdessen begann er langsam zu nicken und trug ein gequältes Lächeln auf. An dieser Stelle würde ein höherer Druck nämlich wahrscheinlich eh nur mehr Unwillen des Germanicers zutage fördern, was der Sache komplett abträglich wäre.Nach einem kurzem Moment der Besinnung auf sein Gespräch mit seinem Großonkel gab Dives seine dabei entwickelte Theorie über Serapio und den Fettwanst so beiläufig wie möglich zum besten:
"Ich verstehe. Wenn du mit Serapio persönliche Differenzen hast, die dir absolut unüberwindbar erscheinen, dann möchte ich dir mit dieser Bitte für einen sehr guten Freund von mir nicht weiter zur Last fallen. Lass mir nur noch richtigstellen, dass er so, wie ich ihn kennengelernt habe, bei weitem kein schlechter Mensch ist. Du bist Politiker, ich arbeite daran ebenfalls Politiker zu werden, wir beide bewegen uns quasi durchweg im politischen Urwald und wissen, vor welchen Tieren man sich in Acht nehmen muss und welche ungefährlich sind, wissen, welchen Trampelpfad man gehen kann und welchen man besser meidet. Als Senator weißt du das mit Sicherheit sogar noch einmal deutlich besser als ich.", legte er ruhig und klar dar, während seine Miene wieder sichtbar schwermütiger wurde und sich zwei tiefe Sorgenfalten auf der iulischen Stirn abzeichneten.
"Von Serapio auf der anderen Seite weiß ich, dass er einst als einfacher Soldat der Prima beigetreten ist, der Legion, in der mein Großonkel Iulius Licinus jetzt Lagerpräfekt ist. Erst später ist er aufgrund seiner großen Taten als Eques in den Stabsdienst aufgestiegen und war zunächst in Aegyptus, wo er für das Imperium gekämpft hat. Und noch viel später dann kam er erst zu den Praetorianern nach Roma, erst als Tribun, bevor er letztlich zum Praefectus ernannt wurde. Was ich sagen will: Er ist kein Politiker, sondern ein Soldat. Und ein treuer, römischer Soldat folgt den Anweisungen seines Befehlshabers immer, ohne Ausnahme." und oftmals bis in den Tod. Nur wollte der Iulier genau das eben nicht! Er wollte nicht, dass Serapio sein Leben lassen müsste. Und nach Möglichkeit sollte er auch nicht bis in die äußerste Ecke des Imperiums verbannt werden (wie sollte Dives ihn da sonst sehen und besuchen und berühren und streicheln und... so vieles mehr?)."Serapio ist nicht schlecht, sondern nur äußerst pflichtbewusst und treu.", fügte der Duumvir nach kurzer Pause dem Gesagten mit trauriger Miene hinzu und beendete damit seine Ausführungen zu der Theorie, die er diesbezüglich zu Serapio hatte. Denn inwiefern davon tatsächlich irgendetwas auf den Decimer und seine Gedanken und Intentionen zutraf, konnte wohl nur der selbst wissen. Es war und blieb also eine Spekulation, wenngleich diese aus Sicht des Iuliers irgendwo sehr logisch zu sein schien...
"Und das halte ich in der Tat in gewisser Weise für sehr vorbildlich, obwohl ich nicht behaupten möchte, dass ich in einer ähnlichen Situation tatsächlich genauso handeln würde. Bevor du nun aber zu einer großen Gegenrede ausholst: Das brauchst du nicht. Ich habe verstanden, dass du mir aufgrund einer alten Rechnung, die du scheinbar noch mit ihm hast, nicht helfen kannst oder nicht helfen willst. Das verstehe ich und es ist okay. Ich habe meinen Vater schon nicht angemessen zu Grabe tragen und mich nicht von ihm verabschieden können, sodass ich auch damit leben können werde, wenn ich auch meinen... nennen wir es 'Ziehvater' so unrühmlich verliere. Ich hoffe, dass sich deine Kinder nie in ihrem Leben je in meiner aktuellen Situation wiederfinden müssen.", erklärte er, wandte sich kurz zum Fenster und schloss die Augen. Dies war im wahrsten Sinne der Worte die letzte Reserve, die Dives zu diesem Thema ins Feld führen konnte: Der Verzicht auf die senatorische Hilfe. Entweder der Germanicer würde darauf anspringen und nun doch noch seine Hilfe zusagen oder wenigstens versprechen, dass er sich die Sache noch einmal durch den Kopf gehen ließ, oder Sedulus würde eben unerbittlich hart bleiben.Fakt war, dass der Iulier einen kurzen Moment brauchte, um sich zu sammeln und Tränen zu unterdrücken. Den letzten Satz meinte er nämlich in der Tat absolut ernst und völlig unabhängig davon, ob die Kinder des Germanicers nun eher auf das eine oder das andere Geschlecht stehen würden. Dies nämlich spielte hier wohl kauim eine Rolle.
"Da fällt mir ein, wie geht es deinem jüngsten Kind? Deine Frau müsste doch seit unserem letzten Gespräch entbunden haben, oder?", erkundigte er sich und blickte den Senator mit einem offensichtlich selbst aufgezwungenen, traurigen und auch etwas enttäuschten Lächeln an. -
"Das will ich hoffen.", antwortete der Iulier auf die überschwängliche Verkündung des Germanen ziemlich trocken. Letztlich aber wäre es wohl eher der helvetische Aedil, in dessen Officium Asius ja tätig werden sollte, den es in erster Linie nicht zu enttäuschen galt. Aber das würde Ocella sicherlich auch selbst bei Gelegenheit noch einmal klarstellen, sodass der Duumvir seine eigene Wichtigkeit nun nicht irgendwie selbst untergraben würde.
Dann jedoch begann es abenteuerlich zu werden. Dives tadelte sich gedanklich selbst dafür dem baldigen Scriba eine solche Gelegenheit gegeben zu haben, um nun mit der Frage nach einer guten Wohngegend belastet zu werden. Hatte der Kerl bislang noch keine Möglichkeit gehabt sich mit einem anderen städtischen Schreiber darüber zu unterhalten? Doch es kam noch abenteuerlicher: Da begann der Germane doch tatsächlich davon zu erzählen, was er heute schon alles gemacht hatte, dass er auf dem Markt war, dass er Aprikosen gefrühstückt hätte und und und. Wen sollte das interessieren? Für solcherlei Geschichten hatte das einfache Volk doch einen Friseur des Vertrauens, oder nicht? Falls nicht, dann saß direkt neben Asius ein Inhaber eines ostiensischen Barbiers, kam dem Iulier der Gedanke und er musste schmunzeln. Das hieß: Besuchten Germanen überhaupt jemals einen Barbier? - Er wollte es eigentlich gar nicht so genau wissen. Dann endlich hatte Asius seinen Redeschwall beendet."Eine sehr schöne Geschichte, Junge. Wirklich, die solltest du noch mehr Leuten erzählen.", erklärte er gekünstelt amüsiert und erhob sich.
"Am besten, du besprichst das noch einmal in aller Ruhe mit deinem direkten Vorgesetzten, dem Aedil HELVETIUS, und lässt dir bei der Gelegenheit von ihm dann erklären, dass Weihrauch aus dem Osten importiert wird und dass gerade in einem Bürgerkrieg, an dessen Ende wir uns derzeit nun hoffentlich endlich befinden, mitunter der Transport erheblich teurer ist. Mit etwas Glück wird er dir sogar verraten, dass Ostia eine Civitas ist und mitnichten 'der Staat', der bei Wucherpreisen letztlich überhaupt nur aktiv eingreifen könnte.", gab er sarkastisch von sich und verschwand hernach aufgesetzt lächelnd aus dem Zimmer. Asius könnte sich ja auf machen nach Roma und sich zu den dortigen Aedilen begeben, zu deren Aufgaben auch die Marktaufsicht gehörte. Denn Roma, das war in der Tat der Staat. In den Kerkern der Ewigen Stadt sollte der Germane vielleicht sogar den einen oder anderen Aedil aus der vescularischen Zeit auftreiben können, sollten sich nicht alle vor ihrer Ergreifung das Leben genommen haben... Kurzum: Derzeit hatten Händler nicht nur kriegsbedingt gute Argumente für hohe Preise, sondern waren darüber hinaus temporär auch nur äußerst schlecht zu belangen. -
Ich bitte, da ich keinerlei Ernennungs- und Entlassungsrechte in Ostia habe, ganz lieb um die Ernennung von Asius zum Scriba von Ostia. [ Link ]
Vielen lieben Dank!
-
IN NOMINE IMPERII ROMANI
ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTIERNENNE ICH
ASIUSMIT WIRKUNG VOM
ANTE DIEM IV ID IUN DCCCLXIII A.U.C.
(10.6.2013/110 n.Chr.)ZUM
SCRIBA DER STADT OSTIAMarcus Iulius Dives
_______________________________
DUUMVIR - OSTIA -
Die Villa Tiberia war entgegen des Wunsches des Gastgebers nicht direkt der erste Punkt, den Dives hier in Roma hatte anlaufen lassen. Nein, er war zuvor noch in einer kleinen, praktisch namenlosen Thermenanlage gewesen, hatte sich frisch gemacht und duftete nun ganz dezent nach Rosenöl. Während ein Sklave den Iulier an der Porta des Hauses klopfend ankündigte, entstieg der Duumvir einer standesgemäßen Sänfte. Denn obwohl er eigentlich eher ein bevorzugter Läufer war, wollte er als Mitglied des Ordo Senatorius doch gerade hier keinen allzu niederen Eindruck machen.
Ein kleines bisschen später, als man ihn vielleicht hätte erwarten können, denn unter keinen Umständen wollte Dives zu früh erscheinen, stand er also in einer leicht seidig schimmernden smaragdgrünen Toga der Hoffnung, die am Rand von einer silberfarbenen Mäander-Ornamentik abgerundet wurde, über einer strahlend weißen Tunika der Unschuld vor dem patrizischen Anwesen. Ein für den Moment stets anderhalb Schritte hinter dem Iulier stehender Sklave hielt einen Strauß Blumen, während die restlichen zwei der vier Sklaven auf die Sänfte aufpassten. Der erste Eindruck des ostiensischen Honoratioren: Wirklich nett hatten es die Tiberier hier am Westhang des Mons Esquilinus... -
Nun nickte der Iulier ein wenig zufriedener.
"DAS sieht doch schon viel eher nach einer Urkunde aus!", stellte er fest und fragte sich, weshalb der Germane nicht gleich einen ordentlichen Vorschlag gemacht hatte. Hoffentlich - für Ocella - brauchte der Kerl nicht bei jedem Auftrag, den der Aedil ihm später stellen würde, erst eine solche Extraeinladung. Dann nahm er die von Asius beschriebene Wachstafel an sich und überlegte kurz.
"Gut, dann habe ich nur noch eine organisatorische Frage an dich: Lautet dein aktueller Wohnort Ostia * oder lebst du derzeit noch irgendwo anders?" Das war natürlich gerade hinsichtlich der Verlässlichkeit nicht ganz unwichtig und zeigte auch irgendwo, wie ernst der Germane die Sache nahm.Sim-Off: * Für einen etwaigen Wohnortwechsel einfach in diesem Thread einen neuen Wohnort für deine ID benennen.
"Ansonsten war es das von meiner Seite aus erst einmal gewesen. Die Ernennungsurkunde wird heute im weiteren Tagesverlauf fertig gemacht, unterzeichnet und anschließend öffentlich zugänglich ausgehängt. Du kannst dir dann morgen früh pünktlich zum Arbeitsbeginn beim Aedilis Mercatuum deine Kopie des Schriftstücks abholen und wirst bei dieser Gelegenheit dann sicherlich auch gleich deinen ersten Auftrag erhalten.", erklärte Dives und blickte hernach kurz zu Ocella. Der hatte den Germanen schließlich einstellen wollen, sodass davon auszugehen war, dass der Helvetier auch schon genau wusste, wo und wofür er Asius brauchte.
"Dein Gehalt beträgt dann standardmäßig fünf Denarii pro Woche und wird dir vom Quaestor aus der Stadtkasse bezahlt. Hast du sonst noch irgendwelche Fragen, die du jetzt gerne noch loswerden würdest?", erkundigte sich der Duumvir dann ganz allgemein und dachte dabei natürlich vor allem an Fragen die neue Tätigkeit des Germanen betreffend. Unbewusst hatte er Asius nun wohl aber auch die Möglichkeit eröffnet andere Dinge zur Sprache zu bringen, falls der bald neue Scriba Ostiensis da denn etwas hatte, das er gerne loswerden wollte... -
Mit großen Augen schaute sich der Duumvir das Ergebnis an, welches ihm präsentiert wurde. Ein Zweizeiler, der optisch rein garnichts hermachte?!
"Sah so auch deine Ernennungsurkunde zum Discipulus in... hier... Germania Superior aus?!" Auszuschließend war dies sicherlich nicht, denn wer wüsste schon, was jenseits der Alpen so für Sitten herrschten, aber hier war man in Italia, im Herzen des Imperiums, keine 21 Meilen von Roma entfernt!
"So kann dich hier niemand zum Scriba ernennen. Du hast noch eine - letzte - Chance. Löschen und dann nochmal.", erklärte er ernst und schob die Wachstafel zurück. Der Junge musste aus Sicht des Iuliers einfach schon mindestens eine Ernennungsurkunde gesehen - und sogar in den Händen gehalten - haben. Würde erneut ein Fehlversuch des Germanen folgen, so würde Dives seine Zeit hier nicht weiter verschwenden. Er würde davon ausgehen, dass Asius nicht wusste, wie man eine ordentliche, römische Urkunde ausstellte, weil er noch nie eine gesehen hätte. Das wiederum würde ihn zu der Annahme verleiten, dass die Tätigkeit als Discipulus erfunden und erlogen war. Und da man Hochstapler nicht in Ostia beschäftigte, wäre der Fall im Folgenden recht eindeutig...Dabei war natürlich auch dem Iulier sonnenklar, dass die Urkunden in Ostia eine andere Form hatten als die in Mantua oder Misenum oder Roma oder Alexandria oder eben auch Mogontiacum. Allerdings war er sich mehr als sicher, dass eine römische Urkunde im gesamten Imperium auch nach einer Urkunde aussah und wohl nicht nur zwei lieblose Zeilen Text umfasste...
-
Der iulische Duumvir runzelte einen Augenblick lang die Stirn.
"Nun, den Grund, aus dem sich der Cornelier sicherlich nicht von jedem einzelnen Notarius seiner Kanzlei trennen wird, hast du doch bereits ausgeführt: Er kann unmöglich den gesamten Hofstaat von jetzt auf gleich auf die Straße jagen. Nein, da ist es sinnvoller, der Schlange einfach nur den Kopf abzuschlagen und ihr einen neuen, treu ergebenen aufzusetzen. Und dieses neue Haupt wird dann sicherlich schon dafür sorgen, dass unter ihm alles im Sinne des Cornelius läuft.", erklärte Dives seine Sicht auf die Dinge. Im Beispiel der Kanzlei würde es wohlmöglich diverse neue Procuratoren geben. Die 20-Aurei-Ämter, denen auch noch ein Primicerius unterstellt war, würden jenen dann wahrscheinlich nach Gutdünken im Amt behalten oder auswechseln. Das hing sicher auch von der Treue der Primicerii zu Palma ab. Ansonsten mussten neue Procuratoren eigentlich nur dafür sorgen, dass die klare Hierarchie der Kanzlei nicht durch einen kleinen Notarius unterlaufen werden würde und mit der Zeit würden etwaige Zweifler an Palma schon sehen, was sie davon hätten. Manche würden vielleicht nur beruflich stecken bleiben, bis sich ihre Einstellung änderte, manche würden nach einer gewissen Zeit vielleicht auf der Straße landen und ersetzt und extreme Fälle würden wohlmöglich klammheimlich verschwinden... Job done.
Hinzu kam, dass der Cornelier als Kaiser jederzeit jeden seiner Gefolgsleute zum Ritter oder Senator ernennen konnte, wenn ihm danach war. Er brauchte folglich nur qualifizierte Menschen in seiner Nähe und die Beamtenführung in Roma und Italia wäre ganz fix ausgewechselt. Und gerade in den Ritterstand war doch auch schnell mal ein intelligenter Freigelassener erhoben, wenn der es verstanden hatte ordentlich Geld von seinem ehemaligen Herrn zu verdienen, während ein treuer Klient sicherlich auch mal ganz unbürokratisch in den Senat berufen werden konnte. Dafür brauchte man sich nur anschauen, wer sich in der Vergangenheit so zu den reichsten Männern des Imperiums hochgearbeitet hatte... Und von solchen Leuten, Klienten und Freigelassenen, hatte Palma bestimmt genug in seinem aktuellen Gefolge!Aber der Duumvir verzichtete auf weiteren Widerspruch, da dieser letztlich eh zu kaum etwas führen würde. Ob er Sedulus nämlich am Ende überzeugte oder nicht (oder gar selbst überzeugt werden sollte), Palma würde gänzlich unabhängig davon seine Entscheidungen treffen. Das hieß: Vielleicht schaffte sich der eine oder andere mittels persönlicher Bündnisse und/oder einflussreicher Verwandter noch etwas aus der Affäre zu ziehen - diesem Pompeius Imperiosus, einem Schwager von Dives' Tante Iulia Paula, für den wäre es beispielsweise aus iulischer Sicht zu hoffen - aber das wären sicherlich nur Einzelfälle und Ausnahmen.
"Hatte ich das nicht eben gesagt? Decimus Serapio, der als Praefectus Praetorio für den Usurpator gekämpft hat, sitzt wohl derzeit in den Castra Praetoria ein und hat wohlmöglich gar den Tod zu erwarten, wenn der Cornelier Roma erreicht hat. Ich als Iulier werde ein solches kaiserliches Urteil kaum beeinflussen können, aber dir als Senator, der von diesem Crassissimus seines Amtes beraubt wurde, stehen sicherlich mehr Möglichkeiten offen.", erklärte er zunächst, was er zuvor nicht gesagt hatte, bevor er sicherheitshalber auch den Rest einfach nochmal in anderen Wort wiederholte:
"Und mir persönlich wäre es ein großes Anliegen, dass dem Decimus ein solches Schicksal erspart bleibt. Als ich vor... mittlerweile wohl viereinhalb oder fünf Jahren aus Lesbus nach Italia und nach Roma kam, konnte ich nur noch vom Tod meines Vaters erfahren. Das war kurz nachdem ich auch meine Mutter verloren hatte. Es hat mich einige Zeit gekostet damals darüber einigermaßen hinweg zu kommen und es zu akzeptieren, dass ich in meinem Leben die Chance meinen Vater kennenzulernen nicht mehr bekommen würde. Und dann traf ich Serapio bei einer Theatervorstellung. Wir haben uns nicht gleich so gut verstanden wie zuletzt, weil unser Geschmack bezüglich der Vorführung etwas auseinander ging." Nett gesagt. "Aber der Mann hat bereits so viel erlebt, war als Tiro bei der Prima, kam irgendwann zur Zweiundzwanzigsten nach Aegyptus und wurde letztlich der oberste Praetorianer - das alles hat mir alles mein Großonkel Licinus, der Praefectus Castrorum der Prima, erzählt. Serapio hat mir so viel gezeigt, was einem sonst wohl eigentlich der eigene Vater zeigt. Ich... ich will einfach nicht noch einen 'Vater' verlieren... nicht schon wieder.", führte der Duumvir aus und steigerte sich dabei durchaus in den Inhalt seiner Worte hinein, sodass er schlussendlich sogar ansatzweise glasige Augen hatte, mit denen er Sedulus nun direkt anschaute. Der Germanicer war selbst Vater - sogar mehrfach, soweit Dives wusste! Diese Rede musste daher einfach wirken. Sie MUSSTE. Mit allem anderen würde der Iulier Serapio enttäuschen... -
Und es fing gerade erst an komplex und komplizierter zu werden...
"Der Ansatz war schon nicht schlecht, Asius. Natürlich betragen die Materialkosten in allen Fällen keine 280 Sesterzen, da die Leute in meinem Beispiel ja jeder sebst einen Marmorbruch besitzen, was dazu führt, dass sie sich selbst quasi den Marmor zum Herstellungspreis abnehmen können. Gleiches wiederum gilt für die zur Marmorherstellung benötigten Werkzeuge, die jeder im Beispiel selbst herstellen kann und so weiter. Jeder dieser vier Betriebe verringert so natürlich letztlich die Gesamt-Herstellungskosten eines Mosaiks.", erklärte Dives kurz ganz grob diesen theoretischen Aspekt, mit dem der Herstellungspreis für ein Mosaik sogar weit unter 4 Aurei sinken konnte. Das zeigen seiner kompletten Rechnung, die ähnlich dieser Tabelle ausschaute, sparte er sich jedoch. Er las nur kurz seine Ergebnisse ab:
"Insgesamt erhälst du auf diese Weise Herstellungkosten für Eisen in Höhe von 7,44 Sesterzen, für Werkzeug in Höhe von 10,32 Sesterzen, für Marmor in Höhe von 99,94 Sesterzen und letztlich für Mosaike in Höhe von 333,22 Sesterzen. Dabei ist das für die Werkzeuge benötigte Holz noch komplett unberücksichtigt. Mit Holz zu einem Einkaufspreis von 2,00 Sesterzen kommt man dann auf eine Summe von 353,22 Sesterzen. Das heißt, dass lediglich der Tribunus Vigilum in meinem Beispiel unter den Herstellungskosten seine Dienste anbietet.", fasste er zusammen, was es zur Rechnung zu sagen gab. Denn es war mit den beiden letzten Zahlen gezeigt, dass man durchaus für 380 Sesterzen Mosaike herstellen legen konnte, während man noch ohne Berücksichtigung von irgendwelchem Holz bereits über 333 Sesterzen an Herstellungskosten hatte."Eine Strafanzeige droht dem Tribunus Vigilum in meinem Beispiel jedoch trotzdem nicht zwangsläufig, da nicht klar hervorgeht, ob dessen Angebot nicht vielleicht ein einmaliger Sonderpreis ist, der nicht der Konkurrenz den Zutritt zum Markt erschweren soll, sondern lediglich eine Art Danksagung an die Civitas ist, in der der Tribun seinen Dienst verrichtet. Nein, mit einer Strafanzeige müsste vielmehr der Tribun der Cohors Urbanae rechnen, da dieser zwangsläufig dem Ordo Senatorius angehört und folglich keinen der aufgeführten vier Betriebe überhaupt besitzen darf.", löste er dann auch dieses Rätsel.
"Die Frage nach dem zu wählenden Angebot hast du mir bereits einmal beantwortet. Da hätte ich auf eine zweite Antwort auch verzichten können. Nichtsdestotrotz wäre hier nach meinem persönlichen Empfinden natürlich das Angebot des Pontifex Vulcani dem billigeren Angebot des Tribunus Vigilum vorzuziehen gewesen, da gerade bei einem solchen Angebot unter Herstellungskosten doch schnell der Verdacht von Vetternwirtschaft und/oder ungewollter Einflussnahme von Seiten des Militärs aufkommen könnte. Dies ist natürlich nach Möglichkeit zu vermeiden.", erklärte Dives weiter. Natürlich war es auch sein ganz persönliches Verhältnis zum Militär - insbesondere zur Classis -, das ihn ein Angebot von ziviler Seite bevorzugen ließ. Damit waren die Fragen soweit beantwortet."Soweit, so gut. Abschließend habe ich nur noch eine Aufgabe für dich.", begann der Iulier nach einer kurzen Zäsur, in der er sich weitere Notizen machte. Das Rechnen schien bei dem Germanen auch zu funktionieren, während ihm der Tiefblick natürlich und logischerweise noch fehlte. Was hatte er noch nicht geprüft? - Richtig, das Schreiben.
"Ich möchte, dass du eine dieser Wachstafeln nimmst und eine Ernennungsurkunde auf den heutigen Tag ausstellst. Ernannt werden soll ein Asius, unzwar wortwörtlich: 'zum Scriba der Stadt Ostia'.", sprach der Duumvir und zeigte einmal mehr auf die leeren Wachstafeln und den vor dem Germanen liegenden Stilus. Natürlich würde man das Ganze später traditionsgemäß in papyrus -Form aushängen und damit amtlich machen, doch für Vorschriften waren die Wachstafeln ja unter anderem da. Zudem wusste Dives ja nicht, wie gut es tatsächlich um die Schreibfertigkeiten des jungen Mannes bestellt war. Und dann war da selbstverständlich auch noch die Sache mit der Lesbarkeit einer Handschrift... -
In der Tat hatte auch Dives bislang nie den Eindruck gewonnen, dass Aculeo nun ein begeisterter Anhänger des Vescularius Usurpator gewesen wäre. Folglich nickte er bei den ersten Sätzen des Senators verständig, wenngleich es eben nur bedingt auf Intentionen ankam, wie der Iulier überzeugt war. Er selbst hatte sich schließlich auch von dem Fettwanst nach seiner Erhebung in den Ordo Senatorius (die glücklicherweise noch zu Lebzeiten Valerianus' stattfand!) nach bestem Können ferngehalten. Sogar ein rauschendes Fest am Kaiserhof hatte er im Gegensatz zu einigen seiner Verwandten schlichtweg sausen lassen (damals ganz offiziell natürlich, weil ihn in Ostia die Einladung nicht rechtzeitig erreicht hatte). Und auch die große Selbstinszenierung zum Herrschaftsantritt des crassissimus hatte Dives dereinst nicht miterlebt, da er zu dieser Zeit glücklicherweise auch kein Amt in der Civitas bekleidet hatte, das dies wohlmöglich nötig gemacht hätte. Nein, im Gegenteil sogar hatte er versucht leise zu protestieren und dem Volk Futter gegen den Usurpator zu geben.
DENNOCH: Der Duumvir war und blieb ein Iulius und sein Name würde zweifellos in nächster Zeit sehr schnell mit dem Fettwanst verbunden werden, ob er dies wollte oder nicht; und auch völlig unabhängig davon, ob er den nun aktiv unterstützt hatte oder nicht. Sein Glück bei seinem letzten Besuch der Ewigen Stadt war einzig, dass er ein vergleichsweise kleines Licht war, das ein Amt ausübte, das ihm von der Bevölkerung Ostias und nicht dem Vescularius übertragen worden war, und das darüber hinaus bei der friedlichen Übergabe der Civitas seine Finger helfend mit ins Spiel zu bringen vermochte. Andernfalls säße er wohl noch immer in den Castra ein oder wäre alternativ, hätte er die Reise nach Roma garnicht erst angetreten, vielleicht gar nach der Übernahme Ostias zusammen mit Aculeo abgeführt worden."Wer behauptet, dass der Cornelius das nicht könnte? Er wird voraussichtlich schon sehr bald in Roma zum Augustus gemacht. Da kann er praktisch alles. Und wieviele Curatoren und Procuratoren gibt es denn hier in Italia? In der Kanzlei sind es fünf, wenn mich nicht alles täuscht. Einen Praefectus Urbi hat der Vescularius nie ernannt, sodass in Roma weitere drei Curatoren, ein Procurator und der Praefectus Annonae hinzu kämen. Und in Italia dann gäbe es den Rei Publicae, den Kalendarii und ein paar Procuratores Annonae." Das waren in Summe nicht einmal zwanzig Leute, wenngleich natürlich militärische Führungsposten bei den Vigiles und Praetorianern, sowie der Classis Misenensis noch unberücksichtigt waren. Doch selbst mit den kultischen Ämtern machte das den Kohl auch nicht wirklich besonders fett.
"Glaubst du nicht, dass er aus dem Osten genügend Leute in seinem Gefolge mitbringt, um die Spitzenpositionen komplett neu zu besetzen, wenn er will? Und ich glaube nicht, dass die aus Syria oder Aegyptus nun völlig inkompetent wären...", erklärte er weiter. Es war ja nicht so, dass der Iulier selbst unbedingt vollends an diese Möglichkeit glaubte, doch wenn der Germanicer so positiv dachte, dann fühlte sich Dives dazu verpflichtet auch die andere Seite möglichst gut zu beleuchten. Und die hieß nun einmal, dass die Ritter und Senatoren ihrer Ämter verlustig gingen und zunächst in die Castra Praetoria gebracht würden, bevor Palma entschied, was mit ihnen zu geschehen hatte. Einige würden sicherlich ins Exil geschickt werden, minderschwere Fälle vielleicht auch nur nach Britannien versetzt und mitunter gäbe es auch das eine oder andere Todesurteil, wenngleich der Iulier inständig hoffte, dass insbesondere einer Person dieses erspart bliebe."Soweit ich weiß, haben sie versucht den Vescularier in seinem Glauben an ihre Treue zu unterlaufen und hinterrücks eurem Patronus Aelius zu helfen, wenngleich ich nicht sagen kann, wie erfolgreich dies nun schlussendlich war.", erklärte der Duumvir bezüglich seiner beiden iulischen Verwandten. Dass Proximus als Kommandeur der Stadtkohorten (wie erwähnt wurde ja nie ein Praefectus Urbi ernannt) sogar für die Öffnung der Stadttore sorgte, nachdem die Urbs Aeterna vergleichsweise kurze Zeit belagert worden war, wusste Dives zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
"Was die Decimer betrifft, so bin ich seit einiger Zeit Praeceptor der Schola Atheniensis unter Decima Seiana, die mir in meinem jungen Alter wirklich einen Gefallen mit dieser Ernennung getan hat. Mit ihrem Bruder Decimus Serapio habe ich mich ebenfalls sehr, sehr gut angefreundet und er ist mir wirklich wichtig. Ich verstehe ihn... als eine Art Vorbild und Idol, obwohl ich natürlich bekanntlich nicht den Ritterstand anstrebe. In manchen Punkten war er mir wie der Vater, den ich nie hatte...", spielte der Iulier seine ultimative Tränendrüsen-Karte. Seinen Vater Constantius hatte er schließlich tatsächlich nie bewusst kennenlernen können, wenngleich er jetzt nicht so sicher war, ob er den griechischen Erziehungsstil, auf den er hier zwischen den Zeilen (und für Sedulus vermutlich nicht merklich) anspielte, unbedingt begrüßt hätte... -
Der Duumvir staunte nicht schlecht, dass dieser Asius bereits mit 17 Jahren scheinbar alleine quer durchs Imperium Romanum reiste. Bei der folgenden ersten Antwort jedoch musste er dem Bewerber widersprechen:
"Nun, das tut mir Leid, aber bekanntlich ist der Tribunus Vigilum stets ein Mann aus dem Ritterstand, wie gleichsam auch die senatorischen Tribuni, zu denen die Tribune der Stadtkohorten zählen, in aller Regel Betriebe führen, um sich den anschließenden Wahlkampf für die Quaestur zu finanzieren.", erklärte er also mit einem Lächeln recht allgemein. Dabei hatte er in seinem Beispielfall natürlich beabsichtigt nur Positionen aus Ostia selbst herausgegriffen, da er wollte, dass der junge Mann hier ein Gefühl dafür bekam, wer besonders wichtig und wer nicht ganz so besonders wichtig wäre.
"Der Pontifex Vulcani, der gerade ein paar Türen weiter bei meinem Collega sitzt, ist übrigens ebenfalls seit, ich glaube gut sieben-acht Jahren, ein Ritter und damit rechtlich dazu befugt eigene Betriebe zu führen." Und da dieses Amt gleich dem Pontifex Maximus in Roma auf Lebenszeit ausgeübt wurde, bräuchte sich Asius wohl auch nur diesen einen Eques auf dem Posten merken. Der zähe Kerl würde nämlich definiv noch ein paar Jahre das oberste Pontifikat der Civitas ausüben...Mit dem Stilus, mit dem er eben noch in seiner rechten Hand etwas gespielt hatte, machte der Duumvir einige Notizen auf der Wachstafel, die bisher nur einige Stichpunkte enthielt. Hinter die Fähigkeit des Lesens kam beispielsweise ein Häkchen, während das Rechnen und Schreiben noch ausstanden und hinter die Frage nach etwaigen Rechtskenntnissen ein paar mehr Worte geschrieben wurden.
"Zweiter Versuch...", schmunzelte der Iulier, "... mit einer zweiten Frage: Verstößt eines oder verstoßen vielleicht gar mehrere Angebote hier gegen preisliche Regelungen der Lex Mercatus?", forderte er Asius indirekt zu einer kleinen Rechnung auf - zumal der Mann dies zuvor klar zu seinen Fähigkeiten gezählt hatte. Eine zweite Antwort auf die ein- und diesselbe Frage, das hatte er damit hoffentlich klar gemacht, wollte er nicht.
"Darüber hinaus ist auch noch die Frage offen, welcher der Männer zwangsläufig mit einer Strafanzeige rechnen müsste.", wies er auch auf den letzten Teil noch einmal hin und lehnte sich dann etwas zurück. Wie erwähnt, kam es ihm nicht unbedingt darauf an, dass Asius nun alles richtig und korrekt beantwortete. Das war von einem... ja, peregrinen Barbaren aus einer der germanischen Provinzen ja auch kaum zu erwarten. Im Gegenteil fand der Iulier es da schon schön, dass der Germane nicht gleich versuchte hatte irgendetwas loszurechnen. Das zeugte doch von einem gewissen, gesunden Misstrauen, wie er fand. -
Während er las, hörte der Duumvir zu und blickte etwas irritiert auf, als man ihn mit Herr ansprach. Er wartete, bis Asius ausgeredet hatte, bevor er zu einer Antwort ansetzte.
"Rechnen, lesen, schreiben und ein bisschen Wissen um die Lex Mercatus, das hört sich doch schonmal nicht schlecht an für einen zukünftigen Scriba des Aedilis Mercatuum. Kleine Bemerkung am Rande: Ich bin für dich entweder der Duumvir Iulius oder, wenn ich ohne meinen Collega unterwegs bin, auch gerne nur Duumvir. Herr oder Dominus werde ich von meinen Sklaven genannt.", erklärte der Iulier und hoffte, dass sich der Provinzler aus dem kalten Norden das merken würde. Im Prinzip war es ja sogar zu Asius' eigenem Besten, wollte er nicht tatsächlich wie ein städtischer Sklave behandelt werden...Anschließend legte Dives die recht voll beschriebene Wachstafel auf dem Tisch ab und schob sie zu dem Bewerber herüber.
"Dann zeig mal, was du kannst.", meinte er mit Blick auf das Schriftstück und einer zeigenden Geste zu dem kleinen Stapel leerer Wachstafeln. Ocella hatte sich ja bereits einen der Stili gegriffen, während der Duumvir mit einem in seiner rechten Hand spielte, sodass letztlich also noch genau ein Stilus auf dem Tisch lag, der offensichtlich für den dritten im Bunde gedacht war.Fallbeispiel
Der Ordo Decurionum Ostiensis möchte die Exedra Curiae mit einem Mosaik schmücken und erhält nach entsprechender Ausschreibung drei verschiedene Angebote:
Der Tribun der in Ostia stationierten Cohors Urbanae bietet an den Auftrag für 444,00 Sz zu übernehmen. Der Pontifex Vulcani von Ostia hält mit einem Angebot von 380,00 Sz dagegen und der Tribunus Vigilum der Vexillatio Ostiensis offeriert gar den Preis von 333,00 Sz. Ferner könnte für 480,00 Sz ein Mosaikenleger aus einer anderen Stadt den Auftrag übernehmen. Welches Angebot würdest du der Stadtverwaltung empfehlen und warum? Welcher der Männer muss mit einer Strafanzeige rechnen?Randinformationen:
Alle genannten Männer sind für ähnlich gute Leistungen bekannt und besitzen je:[list=I]
[*]einen Mosaikenleger, der für 400 Sz wöchentlich 3 Mosaike (benötigen je 2 Marmorblöcke) legen kann,
[*]einen Marmorbruch, der für 580 Sz wöchtenlich 12 Blöcke Marmor (benötigen je 5 Werkzeuge) schlagen kann,
[*]einen Schmied, der für 230 Sz wöchentlich 80 Werkzeuge (benötigen je 1 Eisenbarren und 1 Holzbrett) herstellen kann,
[*]& eine Erzmine, die für 550 Sz wöchentlich 160 Eisenbarren (benötigen je 1x Minenrechte) produzieren kann.
[/list]
"Wo liegt das eigentlich genau, Mogontiacum? Britannien, Belgien, eine der germanischen Provinzen..?", erkundigte sich der Duumvir weiter. Ein Scriba musste schließlich auch dann und wann mehr als eine Sache gleichzeitig machen können. Zumindest Dives legte beispielsweise bei seinen Briefdiktaten sehr viel Wert darauf, dass der Schreiber auch gleich ein bisschen mitdachte. Wie Ocella es damit hielt, wusste er natürlich nicht so genau, aber würde er erst einmal in den Genuss eines entsprechend befähigten Schreibers gekommen sein, dann würde er ganz sicher keinen mehr einstellen wollen, der nicht dazu in der Lage wäre.
"Und wie alt bist du, wenn ich fragen darf?", schob er anschließend noch hinterher. Denn natürlich fand er, dass er das Recht hatte zu fragen. Dann wartete er gespannt auf das Ergebnis, zu dem der junge Mann, denn soviel war ihm anzusehen, kommen würde. Mitnichten ging er dabei allerdings davon aus, dass Asius die Fragen nun so beantwortete, wie Dives selbst sie beantworten würde. Das würde er von Ocella als amtierenden Aedil erwarten, aber nicht von jemandem, der nur als Schreiber eingestellt werden wollte und aufgrund seines Standes eh kaum weitere Aufstiegschancen hier hätte. Dennoch wollte der Iulier einfach wissen, woran man bei diesem Mann war - und vielleicht würde der ihn ja auch noch überraschen... positiv... oder negativ... Wer wüsste das schon? Jetzt würde sich in jedem Fall erst einmal zeigen, wie es tatsächlich um die Lesefähigkeiten des Mannes bestellt war. -
Zitat
Original von Marcus Iulius Licinus
"Das will ich wohl meinen, dass er ein Mann ist. Er ist jetzt knapp zwanzig Jahre alt." Gab Licinus Auskunft und wurde dann selbst ein wenig überrascht. Wenn der junge Mann so genau wissen wollte, wo er wohnte, dann...
"Gegenfrage, wie gut kennst du dich in Mantua aus? Er wohnt in der Straße, in der der Fuchs tanzt. Im westlichen Teil der Stadt."
Er erwartete nicht ernstlich, dass die kleine Seitenstraße kannte, aber war auf eien Überraschung gefasst. Vielleicht war Dives ja tatsächlich mal durch Mantua gekommen und hatte sich nicht bei ihm gemeldet.
Dives nickte. An die zwanzig Jahre alt war Servianus also. Das bestätigte die Vermutung, dass sein Onkel nicht der Prima beigetreten war, sondern sich wahrscheinlich irgendeinem zivilen Projekt oder einer zivilen Tätigkeit widmete. Andernfalls, wie er bereits zuvor gedanklich ausgeführt hatte, wäre der Sohn des Präfekten jetzt sicherlich ebenfalls hier und nicht noch in Mantua. Da Licinus zuvor wortwörtlich gesagt hatte, dass er erst nachschauen wolle, was sein Sohn in Mantua so gemacht habe, erübrigte sich für den Duumvir auch eine tiefgehendere Nachfrage hierzu. Was sein Großonkel selbst nicht wusste, konnte er seinem Großneffen schließlich kaum beantworten. Vielleicht studierte Servianus, vielleicht hatte er eine Ausbildung zum Anwalt oder Jurist begonnen, vielleicht absolvierte er ein Tirocinium, vielleicht arbeitete bei der Stadtverwaltung, ... Vielleicht, vielleicht, vielleicht. Möglichkeiten gab es in Mantua sicherlich zur Genüge, wenngleich Dives selbst noch nie in der Stadt gewesen war.
"Ganz ehrlich: Eigentlich kenne ich mich garnicht aus dort. Ich dachte nur, dass ich meinem frisch hinzugewonnenen Onkel ja bei Gelegenheit mal schreiben könnte. Das heißt: Wenn du nichts dagegen hättest. Sonst würde ich natürlich vom Aufsetzen eines solchen Briefes absehen.", erklärte der junge Iulier seine Intention und hoffte auf eine entsprechende Erlaubnis. Wer wüsste schon, wozu dieser Kontakt noch gut wäre? Dives seinerseits könnte seinem Onkel ja eventuell bei Angelegenheiten der Stadtverwaltung weiterhelfen, während der im Gegenzug wohlmöglich auch mal bei... irgendetwas durch eine Auskunft oder ähnliches nützlich wäre. 'Doch hätte, wenn und würde - vieles wär' zu hoffen - die Worte, eine Bürde - die Zukunft, sie war offen.'Mehr wusste der Duumvir für den Moment nicht zu sagen. Ob sein Collega mit dem Beten zu Vulcanus wohl schon fertig wäre? Dann könnten sie vielleicht bald schon wieder zurück nach Ostia. Ein Bad in der Landvilla Centhos, ja, das wäre wohl das erste, was sich Dives nach dieser entbehrungsreichen Zeit genehmigen würde...
"Ach, Großonkel Licinus? Kannst du mir noch einen Gefallen tun? Kannst du mir eine kurze Nachricht in die ostiensische Landvilla Centhos zukommen lassen, falls du etwas Neues von... dem Praefectus Decimus hörst?", erkundigte sich der junge Iulier und zeigte dabei unbeabsichtigt, dass er mit den Gedanken praktisch schon in Ostia war und dieses Gespräch beendet hatte. "Oder natürlich auch, falls du etwas von meinem Cousin Centho oder Onkel Proximus erfährst?", schob er sogleich nach, um keinen falschen Eindruck zu erwecken. -
In der Tat war Dives mehr als überrascht so schnell eine Antwort von dem Tiberier erhalten zu haben. Auf der Wachstafel stand sogar, dass die Nachricht am selben Tag geschrieben worden war wie die, die der Iulier selbst verschickt hatte. Oder hatte man das nur vergessen beim Löschen der Tafel? Vielleicht. Jedenfalls fackelte der Duumvir nicht lange und begann sich voll Neugier gleich auf den Inhalt des Schreibens zu stürzen. Mit Erleichterung stellte er bereits in der Anrede als 'geschätzter Freund' fest, dass trotz des Kriegsausganges der Patrizier zu seinem Wort zu stehen schien und dennoch an ihrem Bündnis festzuhalten gedachte. Die zweite gute Nachricht, die mit dem Empfang dieses Antwortschreibens beinahe schon auf der Hand lag, folgte sogleich: Dem Tiberier ging es soweit gut. Das war natürlich vor allem deshalb wichtig, weil lebende Verbündete in aller Regel eine größere Hilfe darstellten als tote, freie eine größere als gefangene und unversehrte letztlich eine größere als irgendwie verletzte.
Dann verfinsterte sich die Miene des Iuliers allerdings ein wenig. 'Brennend' würde es Lepidus also interessieren, was dem Duumvir passiert war. Dives hatte damit gerechnet, dass der Patrizier verständig genug wäre die nette Umschreibung des wesentlich unfreudigeren Castra-Aufenthaltes als solche zu erkennen. Aber dass dem diese Umschreibung nicht reichte, sondern er wohl ganz direkt hören wollte, was geschehen war, das stieß dem Iulier etwas sauer auf. Er hatte bestimmt weder ein Interesse daran seinen Zellenaufenthalt noch einmal zu durchleben, noch hielt er es für besonders klug und angemessen nun damit groß hausieren zu gehen, dass er gefangen war. Das hieß: Vermutlich würde er schlussendlich nicht darum herum kommen Lepidus reinen Wein einzuschenken, da wohl davon auszugehen war, dass dieser aurelische Wolf spätestens beim ersten Schritt, den Dives in die Curia Iulia setzte, diese Geschichte zum Besten geben könnte und würde, doch zumindest schriftlich würde der Iulier das ganz bestimmt nicht für die Nachwelt festhalten. Und mündlich auf der anderen Seite müsste sich erst einmal eine entsprechende Gelegenheit ergeben, eine vertrauliche Situation.Dives las weiter und erfuhr, dass Vescularius Usurpator (dieses Cognomen passte nun wohl deutlich besser als Salinator und hatte sogar die gleiche Zahl an Silben und reimte sich ein bisschen) angeblich durch die Götter selbst gerichtet worden sei. Gerade jetzt, nach einer so langen Zeit, die der Fettwanst bereits auf dem römischen Thron das Polster durchgesessen hatte, erschien ihm eine so grundlegende Einmischung der Götter jedoch etwas unwahrscheinlich. In einer solchen Angelegenheit waren die Unsterblichen bestimmt nicht so langsam, vermutete er ziemlich sicher. Es folgte ein beinahe nicht enden wollender Schwall freudiger Worte, die allesamt lediglich die vorangegangene Nachricht feierten. Ja, der Tiberier hatte gut lachen. Weder saßen zahlreiche seiner Verwandten in den Castra Praetoria ein, noch hatte er einen Geliebten dort, dem wohl nur noch die Götter ein zu frühes Ende ersparen könnten! Über beides tröstete Dives ganz bestimmt eine neue Friedenszeit nicht hinweg...
Anschließend erwähnte Lepidus seine Schwester und schrieb gar von einer 'Chance' diese jetzt kennenzulernen. Der Duumvir, der schon in früherer Zeit kein großes Interesse in Frauen gehabt hatte, runzelte nachdenklich die Stirn. Solange er diese Tiberia nicht heiraten müsste - gute Verbindung hin oder her, aber dafür hatte er auch Cousins und Onkel - sollte es ihm recht sein. Er glich den vorgeschlagenen Termin mit seinem Kalender ab: Da hatte Lepidus wirklich Glück, dass der von der Iunia empfohlene Architectus noch nicht in Ostia eingetroffen war. Sonst wäre ein Treffen vor dem Ende der Vestalia wohl kaum möglich gewesen... So jedoch rief Dives einen Schreiber und diktierte anschließend eine positive Antwort. -
Ein iulischer Antwortbrief auf den tiberischen Antwortbrief traf an der Villa Tiberia ein:
Ostia, A.D. VII ID IUN DCCCLXIII A.U.C.
Ad
Lucius Tiberius Lepidus
Villa Tiberia
Roma, ItaliaIulius Dives Tiberio Lepido amico s.d.
Mit Freuden habe ich gelesen, dass du wohlauf bist und wir und das ganze Imperium endlich von Vescularius Usurpator befreit sind.
Ohne allzu viele weitere Worte zu verlieren, möchte ich dir auf diesem Weg einzig mitteilen, dass ich, um sowohl dich als auch deine Schwester nicht zu enttäuschen, deine Einladung am dritten Tag der Vestalia gerne annehme. In einem ruhigen Moment erzähle ich dir dann auch gerne ausführlich, welche Überraschungen mein letzter Besuch der Ewigen Stadt für mich zu bieten hatte.
Bis dahin mögen die Götter dich und die Deinen schützen!
Vale bene!http://imperiumromanum.net/ima…gel_gens_Iulia_Tabula.png
SCITUM PER SIGNUM DUUMVIRI:
MARCUS IULIUS DIVES
DUUMVIR ITERUM - OSTIA -
Der Iulier musste müde lächeln, als der junge Mann, der ihm direkt im Anschluss als Bewerber Asius vorgestellt wurde, dem helvetischen Aedil so 'generös' den Vortritt ließ. Aus Sicht des Duumvir war das schließlich eine absolute Selbstverständlichkeit, dass der Kuchen vor dem Krümel einen Raum betrat. Und dies traf hier ja nicht nur hinsichtlich der unterschiedlichen Posten zu - Ocella war Aedil, während Asius arbeitssuchend war -, sondern auch in Bezug auf ihren Stand!
"Salvete und bitte, setzt euch.", wies er dann auf die beiden freien Stitzgelegenheiten vor dem Tisch, der die beiden vom Iulier trennte.
"Du bist also Asius und willst Scriba von Ostia werden, richtig? Dann erzähl als erstes mal kurz und knapp, wo du her kommst, was du kannst und womit du bisher so dein Brot verdient hast.", eröffnete Dives sodann die eigentliche Unterhaltung. Unterdessen nahm er sich mit der linken Hand die voll beschriebene Wachstafel vor und überflog den Text noch einmal kurz, während er in der rechten nebenbei ein wenig mit einem Stilus spielte... -
Sim-Off: Tja, auch ich hatte eigentlich mit dem anderen Anliegen gerechnet, aber vielleicht erfahren wir ja im anstehenden Gespräch mit dem Duumvir mehr...
Ostianus, der Vorzimmerbeamte der iulischen Duumvir, sah sich darin bestätigt, dass hier irgendetwas lief, worüber er, ER nicht informiert war.
"Verzeih, Aedil. Ich war in meiner Hektik etwas ungeschickt.", erklärte er und direkt im Anschluss an seine Worte konnte man sehen, wie Ostianus ein Licht aufging.
"Aber es ist eigentlich ganz gut, dass ich dich hier gerade treffe, denn der Duumvir Iulius, bei dem du gleich einen Termin hast, musste leider auf einen anderen Raum ausweichen, da der Duumvir Cassius den Pontifex Vulcani zu dieser Stunde empfängt. Der Duumvir Iulius erwartet dich nun im Besprechungszimmer I.", erklärte er. Darüber vergaß er für den Moment glatt selbst, dass er soeben noch das Gespräch des Scriba mit diesem Asius belauschen wollte. -
Die Tür zum Raum stand offen und der iulische Duumvir saß bereits einige Augenblick Däumchen drehend hinter dem rechteckigen Tisch, der leider nicht ganz so groß und prächtig wie der im Officium Duumvirorum war. Vor ihm lagen eine recht kompakt beschriebene Wachstafel und eine mit nur einigen Stoichpunkten, wie es aussah. Darüber hinaus lagen drei Stili auf dem Tisch und vier oder fünf unbeschriebene Tabulae. Bis auf den Stuhl, auf dem Dives saß, und zwei weitere auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches waren alle Sitzgelegenheiten in einer Ecke des Raumes gestapelt. Der Iulier erwartete nur zwei Gäste...