Beiträge von Marcus Iulius Dives

    [Blockierte Grafik: http://i662.photobucket.com/albums/uu347/Kaysepunkt/180px-Edward_G_Robinson_in_The_Ten_.jpg] | Phocylides


    Und tatsächlich lehnte der Iulier die Bitte des Maiordomus nicht ab und half bei der Befreiung des nunmehr toten Körpers. Während dieser Tätigkeit verdrängte Phocylides jegliche Gefühle der Trauer oder Bestürzung, des Mitleids mit dem Toten oder des Hasses auf die Täter. Er würde Ruhe, sehr viel Ruhe und Zeit, sehr viel Zeit brauchen, um alles an diesem Tag Geschehene zu verarbeiten. Stattdessen also dachte der Sklave daran, was es wohl wieder für ein Aufwand wäre erstens die ganzen Reparaturen und Neueinkäufe für den Hausherrn Centho zu organisieren. Hinzu käme zweitens, dass die Casa jetzt auch sicherlich wieder rituell vom Tod gereinigt werden müsste. Auf solche Regeln achtete der Augur ja stets besonders genau. Und auch dafür müssten Besorgungen gemacht werden, die drittens wahrscheinlich einmal mehr dem Griechen aufgetragen werden würden...
    So in seine Gedankenwelt vertieft räumte sich das Holz beinahe von ganz allein von der Leiche und ebenso gedankenverloren beugte sich der Maiordomus anschließend nach unten, um den leblosen Körper unter den Achseln zu greifen, anzuheben und damit zu beginnen ihn in Richtung des Atriums zu scheifen. Phocylides fragte nicht weiter, ob Gracchus ihm helfen wollen würde, sondern zog einfach immer weiter und weiter. Entweder die Hilfe kam von allein oder sie blieb eben aus. Ganz sicher aber hatte der Grieche jetzt keine Zeit für große Fragereien. Er merkte, wie die körperliche Tätigkeit zusammen mit den gänzlich sachlichen Gedanken ihn gut ablenkten von allem Vorgefallenen. Logischer Schluss: Er musste fürs Erste jeden Stillstand von Körper und Geist vermeiden.


    "Wir sollten ihn auch in den Hortus bringen.", erklärte er auf dem Weg.
    "Und danach kannst du schauen, was die Sicherung der Porta macht, während ich sehe, was es hier noch an Verlusten zu vermelden gibt.", fügte er kühl überlegend an. Verluste... alles nur Zahlen auf einer Wachstafel, die mit einem gewissen finanziellen Aufwand wieder ausgeglichen werden könnten...




    MAIORDOMUS - CASA IULIA

    Was bitte war denn nun das? Während sich mancheiner, der vorhin am Stadttor nach Roma gewesen war, nun sicher fragen würde, wie der atische Decurio so schnell von Ostia nach Roma und wieder zurück reisen konnte (die armen Pferde!), wunderte sich der alte Praefectus vielmehr über die Ansage selbst. Wer war der Kerl erstens, dass er solche Abzugsbefehle gab? Eine Vorstellung oder förmliche Meldung mit Rang und Namen war ja nicht zu hören gewesen. Und was zum Pluto sollte nun zweitens mit der Sicherheit von Ostia werden?!
    Kurz grübelte der alte Hemina, doch von einem auf den nächsten Moment verschwanden die nachdenklichen Sorgenfalten aus seinem Gesicht und ein freundliches Lächeln bahnte sich unaufhaltsam seinen Weg. Wenn der Cassier in den vielen Jahren seiner politischen Karriere und den noch einigen mehr seines ganzen Lebens eins gelernt hatte, dann war es das Ausnutzen von derartigen Chancen und Gelegenheiten. Man musste nur versuchen möglichst fest zuzugreifen! Wohl niemand im Ordo Decurionum Ostiensis glaubte noch ernsthaft, dass Hemina von ungefähr gleich zweimal innerhalb von zwei Jahren zum Praefectus bestellt worden war. Das einzige, was daran Glück und göttliche Fügung waren, waren die jeweiligen Umstände, aufgrund derer ein Praefectus überhaupt bestellt werden musste. Der Rest trug groß und breit den Namen Iullus Cassius Hemina Maior!


    "Dann werden wir uns selbstredend sogleich um eine kleine Bürgerwehr kümmern, um die Sicherheit auf den Straßen und Märkten auch weiterhin gewährleisten zu können.", erklärte er an Romanus und den anderen Decurio gerichtet. Der andere Trupp erweckte ja eher den Anschein, als sei er nur zum Verhaften des Germanicers hier gewesen - was mit ein bisschen Nachdenken nun auch für Hemina etwas klarer wurde. Aculeo war eben nicht nur ein Decurio dieser Civitas, sondern auch ein ritterlicher Procurator...
    Dem aus seiner Sicht eigensinnigen, unehrenhaften und ganz und gar ausschließlich auf sein eigenes Wohl bedachten Centurio Classicus Menenius Planta, dem sollte die militärische Kontrolle jedenfalls nicht wieder in die Hände fallen! Niemals! Der hatte schon vor der Übergabe der Civitas an die cornelischen Streitkräfte keinerlei Wert auf die Einheit von Soldaten und städtischen Beamten gelegt und würde darüber hinaus Ostia sicherlich eh direkt nach der offiziellen Machtübernahme des Corneliers in Roma verlassen. Sollte die Classis ihrem Befehl getreu die Lagerhäuser und Hafenviertel bewachen. Der Praefectus Ostiensis wollte den mindestens ebenso großen Rest! Wobei ein guter Teil jenes Restes natürlich ganz sicherlich auch wieder weiterdelegiert werden müsste - insbesondere an den Aedilis Mercatuum, zu dessen Aufgabe die Gewährleistung der städtischen Sicherheit ja immerhin gehörte...

    Paddeln? Für einen kurzen Moment schaute der Duumvir leicht irritiert. Hatte die Classis etwa von Ruder- auf Paddelboote umgerüstet oder war das nur die Art, mit der ein Marineinfanterist über die nautischen Truppenteile sprach? Wahrscheinlich, so spekulierte der Iulier, war es eher letzteres (oder hatte er vielleicht wirklich einen größeren Acta-Artikel einfach überlesen?). Sogleich lächelte Dives, wennauch nur halbherzig, um sich von seinen Gedanken nicht allzu viel anmerken zu lassen. Er würde später einfach einen seiner Berater fragen, wenn er wieder in der Curia wäre.
    "Zweite Cohors, erste Centuria, erstes Contubernium, gut...", wiederholte er und legte einem seiner Liktoren auffordernd eine Hand auf die Schulter. "... Merkt dir das.", forderte er diesen sodann im Gewohnheitston auf. Nach über einem Jahr in den Diensten des Iuliers waren es die Liktoren mittlerweile gewohnt, hin und wieder auch ein bisschen für den Duumvir mitzudenken. Immerhin musste der ja seinerseits für eine ganze Civitas denken und im wahrsten Sinne der Worte den Kopf hinhalten, sodass unwichtigere Dinge wie schlichtes Faktenwissen, das man im Leben nicht übermäßig häufig brauchen würde, einfach ausgelagert wurde.


    "Dann wünsche ich dir noch einen schönen Einkauf. Vale bene!", verabschiedete sich Dives hernach von Flavus. Einen Augenblick lang sah sich der Iulier dann um.
    "Und wir gehen jetzt mal schauen, ob der Sklavenmarkt heute ein paar brauchbare Importe aus den westlichen Provinzen anzubieten hat.", erklärte er anschließend an seine Gefolgschaft gerichtet und machte sich positiv gestimmt auf den Weg...

    | Potitus Asinius Celer


    Bei den folgenden Zusagen Ocellas wurde das Lächeln des Asiniers wieder etwas ehrlicher. Nicht nur, dass mit dem Warten auf den Iulier noch Zeit geschunden wurde, nein, der Aedil erklärte gar auf die Nachkriegszeit wartenzu wollen. Und so, wie sich die Situation derzeit entwickelt hatte - die 'Rebellen' vor Roma, die Duumviri ebendort festgesetzt und der Cornelius mit festem Schritt im Anmarsch - war wohl davon auszugehen, dass nach dem Sieg Palmas, der sich damit so langsam abzeichnete, der Civitas Ostia auch noch eine gewisse Zeit der Besatzung bevorstehen würde. Von 'Normalität' - ein Begriff, den Dives nebenbei erwähnt seinem Klient aus irgendeinem Grund abgewöhnt hatte - war das alles noch sehr weit entfernt.
    "Das ist eine sehr gute Idee! Bis dahin würde es in der Stadt sonst sicherlich auch nur Gerede geben, dass wir feiern, während viele Familien noch die Opfer des Krieges betrauern.", stimmte Celer folglich also zu. Anschließend überlegte er kurz.
    "Am besten, du schickst Iulius dann eine entsprechende Einladung zu. Da ich, sobald er wieder da ist, eh dessen nächste Salutationes sicher nicht verpassen werde, sparst du dir damit lästige Schreibarbeit.", erklärte er und lächelte freundlich. Als ganz schönen Nebeneffekt wurde damit die Rückankunft Dives' noch einmal als Voraussetzung unterstrichen, ohne sie jedoch wortwörtlich in den Vordergrund zu rücken.


    "Müssen wir sonst noch etwas besprechen, wo wir hier nun gerade einmal zusammen sitzen?", erkundigte sich der Quaestor, bevor er die Alternative hierzu aufzeigte.
    "Ansonsten sollte ich mich nämlich so langsam wieder in mein Officium begeben. Nicht dass der alte Cassius mir nachher noch den Tartarus heiß macht..." Celer lächelte kurz entschuldigend und nahm anschließend noch einen Schluck verdünnten Wein aus seinem Becher, während er Ocellas Antwort abwartete.




    KLIENT - MARCUS IULIUS DIVES

    Welch Odyssee von den Castra Praetoria bis zu dem Balbuskrypta genannten, ausgedehnten Garten hinter dem Balbustheater! Aufgrund der noch immer geschlossenen Tore des belagerten Roma hatten die beiden Duumviri aus Ostia nämlich nicht nur erst einmal in Erfahrung bringen müssen, dass der Praefectus Castrorum der Legio Prima hier irgendwo zu finden sein sollte. Nein, aufgrund dieser unsäglichen Situation waren sie auch gezwungen gewesen einen riesigen, sich extrem in die Länge ziehenden Umweg (um nicht zu sagen: enormen Pissbogen) zu laufen, um anschließend hierher zu gelangen.
    Während Dives nach ihrer Ankunft an der Crypta Balbi jene erst einmal näher anschaute, die vielen Farben der Gewächse genoss und die Augen nach seinem Großonkel Licinus offen hielt, begab sich Cassius Hemina Minor in den Tempel des Vulcanus, der sich zwischen zwei Portiken vor dem Theater befand. Getreu dem Motto 'Wie der Vater, so der Sohn' verehrte nämlich nicht nur der alte Cassius Hemina Maior, der aktuell als Praefectus Ostiensis die Amtsgeschäfte für die beiden Duumvirn in Ostia führte, den Hauptgott der Hafenstadt bekanntermaßen ganz besonders, sondern auch dessen Sohnemann, Dives' Amtskollege.


    So also schlenderte der junge Iulier die Wege mehr entlang, als dass er zielstrebig schritt und war dabei - wie sooft dieser Tage - ganz allein mit sich und seinen Gedanken. Im Unterschied zu seiner Zeit in einer Zelle der Castra Praetoria fühlte er sich allerdings nicht verlassen und allein, was weniger an den Soldaten lag, die ihm hier und dort in dem Garten über den Weg liefen (die hatte Dives im Kerker schließlich auch gehabt), als vielmehr an den Klängen der Natur...

    Als eine der ersten Amtshandlungen nach ihrer Rückkehr aus der Gefangenschaft, ließen die ostiensischen Duumvirn bekanntmachen:


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ENTBINDEN WIR
    POTITUS VESCULARIUS SALINATOR


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM XVII KAL IUN DCCCLXIII A.U.C.
    (16.5.2013/110 n.Chr.)


    VON SEINEN RECHTEN UND PFLICHTEN ALS
    STADTPATRON DER STADT OSTIA


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    SCITUM PER SIGNUM DUUMVIRI:

    MARCUS IULIUS DIVES
    DUUMVIR - OSTIA


    IULLUS CASSIUS HEMINA min.


    Da weder Dives noch Hemina auch nur irgendeine barbarische Sprache halbwegs verstehen oder gar sprechen konnten, blieb ihnen beiden verborgen, was der Tribun sich da in seinem Bart murmelte. Nachdem jener nach einer abfälligen Bemerkung zum Inhalt der Wachstafel, sowie dem Stadtpatronat Ostias die beiden Duumvirn dann in die Freiheit entließ, war den beiden Freigelassenen letztlich allerdings auch ziemlich egal, was genau der Duccier nun auf nicht-lateinisch gesagt hatte. Unterm Strich zählte für sie erstmal eins: Sie war wieder frei!


    So blieb letztlich auch das Unverständnis des Iuliers für den Ausdruck 'peinliche Farce' in Bezug auf das Stadtpatronat der Hafenstadt unausgesprochen. Dass der Tribun fälschlicherweise davon ausging, dass Ostia erst unter Dives' Regie zur Klientelstadt des Vesculariers geworden war, konnte der Duumvir ja nicht ahnen. Er ging nach wie vor davon aus, dass sein Cousin Octavius Macer damals einen Fehler gemacht hatte, den es nun eben zu berichtigen galt. Die mehr oder weniger unbegründete Festsetzung, denn dies war sie für die Duumvirn in der Tat: unbegründet, würde sie wohl kaum aufhalten ihre Civitas zumindest offiziell vom Fettwanst loszusagen. Alles andere lag sowieso nur bedingt in ihren Händen.


    "Wir danken. Vale bene, Tribun." - "Vale bene.", verabschiedeten sie sich sodann mehr als gerne und ließen sich gar noch lieber aus den Castra Praetoria führen. Endlich waren sie wieder freie Römer...

    | Quintus Petilius Sophus


    Während der alte Petilier ganz den Hausherrn und Gastgeber gab und sich mit Crassus und Caenis unterhielt, beäugte der schätzungsweise nicht ganz so betagte Iulius Potitus das Geschehen vorerst lieber aus der Ferne. Durchaus ein wenig erleichtert - scheinbar lag es also doch nicht an den Iuliern als solche, sondern war wohl eher ein Einzelfall - nahm Sophus den alles andere als angetanen Blick des Potitus wahr, den jener Crassus zuwarf. * Ja, da würde sich mitunter wohl jemand noch eine Belehrung anhören müssen, wenn er wieder in die eigenen vier Wände zurückgekehrt war...
    "Aus der Urbs Victrix Osca? Interessant, interessant. Dann brauch ich dir über den Krieg des Sertorius ja sicherlich nichts erzählen, was?", schmunzelte er und erwartete durchaus eine in die eine oder andere Richtung gehende Antwort. In seinem Alter wäre es dem Petilius natürlich in jedem Fall eine Freude alte Geschichten zum besten zu geben, die er selbst schon als ebensolche in seiner Kindheit und Jugend gezwungenermaßen hören musste. Jedoch war er durchaus auch neugierig herauszufinden, ob dieser junge Iulier hier nur barbarisch trinken konnte oder dafür wenigstens auch auf anderen Gebieten auftrumpfen könnte.


    "Nun, ich für meinen Teil bin von derlei Aktionen in den unzähligen Jahren meines Lebens stets verschont geblieben. Und was ist der Grund dafür, Iulius? - Der Grund dafür ist kluges, durchdachtes und niemals allzu übereiltes Handeln...", erklärte er Crassus in freundlichem und zugleich lehrerhaftem Tonfall, bevor er sich mit einem angenehmen Lächeln an die Aemilia wandte. "... und natürlich auch ein gesundes Maß an Opfern für die Götter." Für Caenis war dies aus Sicht des alten Petilius nicht ganz so wichtig. Sie würde irgendwann verheiratet werden und dann würde ihr Mann schon die hoffentlich richtigen Entscheidungen treffen. Der junge Iulier hingegen würde irgendwann nicht nur für sich, sondern auch für eine Frau und wohlmöglich gleich mehrere Kinder sorgen und nachhaltig handeln müssen. Der sollte sich diese Worte, so zumindest meine Sophus, gut hinter die Ohren schreiben... und vielleicht auch ein bisschen weniger Wein trinken, damit er auch morgen noch wüsste, was heute hier besprochen worden war!
    "Kurzum: Ich weiß es nicht. Aber nichtsdestotrotz könnte ich einige meiner persönlichen Custodes Corporis in Begleitung eines eurer Sklaven, da sich meine Leibwächter bei euch ja nicht auskennen, zur Casa Iulia schicken, um schauen zu lassen, wie sich die Situation aktuell darstellt. Was meinst du?", bot er dem Iulier zuvorkommend an. Wenn die Aemilia eh nur Gast dort drüben war, dann hatte sie über die iulischen Sklaven sicherlich keine Handhabe, sodass sie in dieser Frage schlichtweg übergangen werden konnte.
    "Unterdessen würde ich mich freuen, wenn du mir berichten würdest, was deine nächsten Ziele sind, Aemilia.", band er Caenis dafür anderweitig wieder ins Gespräch ein. Ob sie außer dem typischen Frauenziel einen anständigen Gatten zu finden noch mehr Vorhaben hatte? Ja, was wollten die jungen Mädchen von heute eigentlich alles erreichen? Das interessierte Sophus durchaus. Immerhin hatte er auch selbst eine Tochter...


    Sim-Off:

    * Mit lieben Grüßen von Licinus. 8)

    Sim-Off:

    Sorry, dass es ein wenig gedauert hat.


    [Blockierte Grafik: http://i662.photobucket.com/albums/uu347/Kaysepunkt/180px-Edward_G_Robinson_in_The_Ten_.jpg] | Phocylides


    Nur widerwillig und mit sehr gemischen Gefühlen befolgte der Maiordomus die Anweisungen des Iuliers und betrat den Lagerraum. Tatsächlich sah nun auch er, dass hier außer Schutt und jeder Menge Straßenstaub keinerlei Gefahren lauerten. Dennoch stand für den Griechen fest: Ein Custos Corporis würde nicht mehr aus ihm werden.
    "Wir sollten..." 'ihn befreien', wollte Phocylides gerade mit Blick auf Molon sagen, als er merkte, dass jener sich auf einmal garnicht mehr bewegte. Nicht nur die willkürlich wirkenden Zuckungen hier und dort blieben plötzlich aus, sondern auch die Bauchdecke des Sklaven schien sich nicht mehr zu bewegen. Und tatsächlich verließen Molon die letzten Lebensgeister in just jenem Augenblick.
    "... ihn vermutlich zu dem anderen Sklaven bringen.", vollendete er den begonnenen Satz also anders, als erwartet. Sodann begab sich Phocylides - von der Abwesenheit etwaiger Räuber und Randalierer inzwischen wieder emotional etwas beruhigt - zu Molon und nahm ein erstes Brett, vormals wohl ein Regalboden, vom Toten und warf es ein paar Passus weiter. Das würde letztlich wahrscheinlich eh zu Brennholz gemacht werden, denn in einer senatorischen Casa betrieb man schließlich keine Flickschusterei. Insofern also müsste auf das Holz keine weitere Rücksicht genommen werden.
    "Hilfst du mir?", erkundigte er sich hernach, nicht wissend, ob sich der Iulius dazu herablassen würde...




    MAIORDOMUS - CASA IULIA

    >> "Willkommen im Sitzungssaal der Curia Ostien[size=7]sis[/size]...", stellte der Cassier erst durchaus stolz, dann jedoch immer spannungsabfallender vor. Zwar erfreut nun endlich nebenbei zu erfahren, mit wem er es hier zu tun hatte - einem Decurio aus der Gens Atia -, stellte er sich dennoch die gleiche Frage wie der Militär: Was wart hier los?


    | Potitus Asinius Celer
    QUAESTOR - OSTIA
    KLIENT - MARCUS IULIUS DIVES


    Ein keineswegs Unbekannter in Ostia, wenngleich darüber hinaus ein absoluter Niemand, drängte sich der Quaestor dieser Civitas als erster zum alten Hemina. Der Asinier war schließlich in seinem Officium gewesen, während der jüngsten Ereignisse an den Stadttoren der Hafenstadt. So gehörte er zu den ersten, die zu dieser außerordentlichen Sitzung erschienen waren, und hatte dementsprechend viel loszuwerden:


    "Praefectus, der Decurio Germanicus Aculeo wurde hier gerade im Namen Cornelius Palmas verhaftet. Die übrigen Honoratioren scheinen aufgrunddessen nun ziemlich beunruhigt.", erklärte er flüsternd seinen Eindruck der Geschehnisse. Und nicht nur Celer war im Folgenden durchaus gespannt, wie der atische Decurio auf diesen Vorfall reagieren würde und ob der mitunter vielleicht gar hinter diesem steckte...

    "Gut.", segnete der alte Cassier die Entscheidung Ocellas ganz schlicht ab. Anschließend wartete er, bis der noch immer namentlich weitesgehend unbekannte Militär, der nun erst einmal das Sagen in Ostia haben würde, letzte Anweisungen an seine Männer und die der Classis gegeben hatte. Dann ging es in angemessenem Tempo und ohne große Worte in Richtung Curia Ostiensis und von dort aus direkt in den Sitzungssaal des Gebäudes...

    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    Es würde nicht weit in den nächsten Tag dauern bis man sich der ostiensischen Duumvirn erneut entsann. Die Tore Roms waren immernoch geschlossen, die Mauern gehalten von einer lächerlich geringen Zahl von Urbanern und dem Befehl des neuen Kaisers das Pomerium zu achten. Kurzum: die Rebellen standen weiterhin ziemlich dumm da, belagerten die Stadt und hofften auf Bewegung aus dem Inneren.


    Was dazu führte, dass man eben recht früh Zeit für die Duumvirn fand... und diese gleich zu zweit zum Officium des Tribunen beförderte, wo dieser gerade einen renitenten Bittsteller für die Freiheit seines Sohnes abwimmelte: "Oh ja, ich bin mir ABSOLUT sicher, dass dein Sohn nicht die geringste Möglichkeit hatte sich den Wünschen des Vescularius zu entziehen...", schnaubte er, während er den Mann aus dem Officium entfernen ließ, grob gepackt von Soldaten der achten Legion wurde der alte Mann mit verzweifeltem Gesichtsausdruck aus der Castra geführt, "...und seinen eigenen auch nicht, weit genug hat er's ja geschafft. Bei Wodans glühenden Klöten, es scheint fast als hätte der Vescularier in einem Nest aus heimlichen Anhängern des Cornelius regiert."
    Sprach's, und ließ sich mit missmutigem Gesicht in seinen Stuhl fallen um sich die Schläfen zu reiben.. wie lange hatte er jetzt Zeit in den Legionen verbracht? Sechs? Es schien fast, als hätte ihn die klare Sprache des Militärs vollständig vom politischen Geseier der Wendehälse Roms entwöhnt.
    "Tribun.", machte sich einer der Soldaten bemerkbar, die die Duumvirn von ihren Zellen hergeführt hatten, "Die Duumviri von Ostia."
    "Wenn man von Loki spricht.", brummte der Tribun und musterte die beiden städtischen Würdenträger mit einer Mischung aus Abfälligkeit und Desinteresse, "Guten Morgen die Herren. Nicht, dass ich es nicht schon gehört hätte... aber ihr habt etwas für mich?!"


    Dass auch Dives zu dem Gespräch mit dem duccischen Tribunus hinzu gebeten wurde, überraschte jenen durchaus ein wenig. Insbesondere hatte er bis zu ihrer Beförderung zum Officium des Ducciers ja keine Ahnung, dass sein Amtskollege bereits wieder zurück von seiner Mission in Ostia war. So also tat der Iulier auf dem 'Weg ins Licht', wie man den Gang aus seiner Zelle in die helleren Räumlichkeiten auch nennen könnte, das, was ihm am sinnvollsten erschien: Er ließ sich vom Cassier zuraunen, dass Ostia nun in den Händen cornelischer Truppen war und dass Hemina die Unterlagen bekommen hatte, die sie brauchten, bevor er am Festtag des Mercurius, der am heutigen Tag zumindest nominell gefeiert wurde, ein stummes Gebet an jenen Gott, den Schirmherr der Beredsamkeit, schickte. Dessen Künste des Überredens und Herausredens könnten schließlich beide Duumvirn im folgenden Gespräch sicherlich gut brauchen...


    "Salve, Tribune.", grüßte der Iulier zunächst allerdings recht wortkarg und überließ seinem tatsächlich in Ostia gewesenen Collega damit das Wort.
    "Sei gegrüßt, Tribun. In der Tat haben wir etwas für dich...", erklärte Cassius Hemina Minor sodann und überreichte dem Duccier die versiegelte Wachstafel, die der Praefectus Ostiensis, Heminas Vater, am Vortag ausgestellt hatte:


    Ostia, A.D. IV ID MAI DCCCLXIII A.U.C.


    I Cassius Hemina Maior Praefectus Ostiensis s.d.


    Mit diesem Schriftstück bestätige ich, der die beiden abwesenden Duumviri von Ostia offiziell vertretende Praefectus Ostiensis, dass meine Civitas nunmehr dem einzigen und wahren Kaiser Romas, Cornelius Palma, folgt.


    Nachdem nicht nur ein Heer vor den Toren Ostias aufgetaucht ist, diese Hafenstadt zu erobern, sondern auch der Duumvir Cassius Hemina Minor uns mit seiner Stimme und durch seine Anwesenheit gezeigt hat, dass dies die richtige Entscheidung ist, wurde die Stadt friedlich in die Hände des hiesigen Vertreters Cornelius Palmas übergeben. Die Stadttore wurden geöffnet und die Truppen des wahren Kaisers Cornelius freundlich empfangen.


    Um die damit wieder voll und ganz in den Diensten Romas stehende Civitas Ostia nun jedoch bestmöglich im Sinne des wahren Kaisers Cornelius verwalten zu können, möchte ich diese Nachricht mit einer abschließenden Bitte schließen. Die Duumviri Ostias haben gezeigt, dass sie auf der richtigen Seite, der Seite des Cornelius Palma, stehen. Sofern es die aktuelle Situation nun erlaubt, würde ich ihre Überführung zurück nach Ostia sehr begrüßen.


    Vale bene,


    SCITUM PER SIGNUM PRAEFECTI:


    IULLUS CASSIUS HEMINA mai.
    PRAEFECTUS - OSTIA



    "... die Nachricht vom friedlichen Seitenwechsel Ostias.", ergänzte der Cassier anschließend halblaut, um den Tribun nicht beim Lesen respektive Überfliegen des Schreibens zu stören. Nach einem Moment der Ruhe ergänzte Dives:
    "Darüber hinaus hat mein Collega auch die Urkunden zum Stadtpatronat, von denen ich dir erzählt hatte, mitgebracht..." Ob diese den Tribun interessieren würden oder nicht, stand natürich auf einem anderen Blatt und würde sich sicherlich gleich herausstellen. Letztlich allerdings dienten sie wohl mehr der Förderung der eigenen Glaubwürdigkeit als irgendeinem anderen Zweck. Wen interessierte hier in Roma schließlich das Stadtpatronat irgendeiner Civitas - auch wenn diese Ostia hieß und die Versorgung Romas zum größten Teil an ihr hing...

    Auf die Nachfrage bezüglich des begonnenen, jedoch nicht vervollständigten Satzes hin winkte Dives nur mit einer Ist-nicht-so-wichtig-Geste ab und schüttelte zeitgleich kurz den Kopf. Letztlich hätte Licinus mit Hafterleichterungen für den Duumvir und einer Besuchserlaubnis für Serapio auch sicherlich eh schon genug zu tun. Da müsste er nicht auch noch in irgendeiner Weise einen Nachrichtenüberbringer spielen...
    Die anschließenden Glückwünsche zu seinen Wahlerfolgen nahm der ostiensische Duumvir mit bescheidenem Nicken und sich senkendem Kopf entgegen. Ja, letztlich hatte ihm diese Zeit tatsächlich hauptsächlich jede Menge Ärger eingebracht... wenngleich er auf der anderen Seite aber durchaus auch einige politische Erfahrung gesammelt, Klienten gewonnen und nicht zuletzt Serapio kennengelernt hatte. Doch natürlich war gerade jetzt und hier, in einer Zelle der Castra Praetoria, die Schattenseite der Medaille besonders präsent...


    "Natürlich. Das werde ich.", bestätigte der junge Iulier den Wunsch seines Großonkels. Das hieß: Letztlich war es vermutlich weniger ein Wunsch oder eine Bitte, sondern vielmehr eine Erwartung, die der Primus.. der Praefectus Castrorum (!) hatte. Dass er allein um seinem Verwandten zu danken auch von sich aus natürlich versuchen würde Licinus nach einer möglichen, wenngleich wohl eher unwahrscheinlichen Entlassung aufzusuchen, sparte er sich noch zu erwähnen. Dies waren weder die Zeit noch der Ort, um den schlechten Eindruck auf seinen Großonkel wettzumachen zu versuchen.
    "Vale.", verabschiedete Dives sich letztlich mit hörbar gemischten Gefühlen von seinem Verwandten. Einerseits hatte er nun natürlich durchaus gewisse Hoffnungen, während er auf der anderen Seite abermals mit seinen Gedanken und der elenden Langeweile allein gelassen wurde...

    Wie Dives weder seinem Großonkel noch Serapio unterstellen würde keinen eigenen Willen zu haben, so war er natürlich gleichsam und erst recht davon überzeugt, dass die beiden - Soldatsein hin oder her - natürich auch denken konnten und sich sehr wohl so ihre Gedanken machten. Inwiefern das jedoch für jeden Militär galt, da war er sich weniger sicher. Letztlich stellte sich ja auch die Frage, wo eine Denkleistung überhaupt begann.
    "Naja...", gab der junge Iulier sodann kritisch von sich, nur um direkt im Anschluss seine Worte doch wieder zurückzuhalten und seinem Großonkel nicht zu widersprechen. Widerspruch hatte er Licinus heute wohl schon genug geleistet, befand er. Insbesondere wollte er sein Glück, dass der Primus Pilus es nämlich überhaupt hierher geschafft hatte, nicht weiter unnötig provozieren. Dennoch sah Dives im einfachen Quittieren des Dienstes auch keine wirkliche Alternative. Dabei dachte er jedoch weniger an Serapios Karriere, sondern vielmehr an die Auswirkungen auf die Decimi insgesamt. Die Gens wäre wohl ähnlich stark in Ungnade beim Vescularier gefallen wie die Patrizier oder die Vinicii. Wer wüsste, ob nicht gar der eine oder andere Decimer in diesem Fall seinen Namen auf einer der Proskriptionslisten wiedergefunden hätte. Immerhin war ein gewisser Decimus Livianus (diesen Namen musste man in der Politik natürlich kennen) doch nicht ganz unbekanntermaßen ein Gegner Salinators gewesen...


    Bei der anschließenden Belehrung zuckte der Gefangene nur etwas hilflos mit den Schultern. Tja, wie stellte er sich das vor? Er hatte sich wohl vorgestellt, dass Serapio bei Vicetia gefangen genommen worden war. Und er stellte sich wohl vor, dass der Weg von Vicetia bis nach Roma doch kein allzu kurzer war. Ausgehend davon, dass verwundet nicht gleich hieß, dass der Decimer schon halb ins Elysium übergetreten war, hielt Dives es da durchaus für möglich und vorstellbar, dass sich sein Großonkel bereits etwas organisiert hatte... was andererseits jedoch nicht ausschloss, dass der junge Iulius auch dann und wann mal ein bisschen naiv war.
    "Lagerpräfekt..?", fiel ihm im Nachklang der Worte Licinus' auf. Das war dem Duumvir neu, wenngleich es ihn auf der anderen Seite aber auch nicht übermäßig überraschte. Dennoch ging er davon aus, dass die Beförderung noch nicht allzu alt sein konnte, da er sonst sicherlich schon eher etwas davon gehört hätte. "Meinen Glückwunsch.", erklärte er also ehrlich, aber doch wenig elanvoll. Es erinnerte ihn einfach daran, dass sich die Kräfte nach diesem Bürgerkrieg deutlich verschieben würden. Da machte sich der Stadtoberste von Ostia, der dies zweimal in Folge auch nicht von ungefähr geworden war, eben schon so seine Gedanken.


    "Wenn du...", setzte der junge Iulier hernach an. 'Wenn du... oder falls du zu Serapio bekommst, dann...' Ja, was dann? Weder den begonnenen Satz noch den angefangenen Gedanken konnte er zu irgendeinem Ende führen. Was hätte er auch sagen sollen? Dass er an Serapio dachte? Dass er für ihn hoffte? Dass er für sie beide hoffte? Dass er hoffte, dass sie noch einmal gemeinsam Wein trinken könnten, wie er selbst dem Decimer schriftlich in Aussicht gestellt hatte? - 'Egoist!', tadelte er sich gedanklich für diese letzte Idee.
    "Viel Erfolg.", wünschte er letztlich also lieber ganz unkonkret. Das konnte sich auf das Gespräch bezüglich der Hafterleichterungen beziehen, wie gleichsam auch auf das über einen Besuch bei Serapio oder auch einfach nur auf die neue Tätigkeit als Praefectus Castrorum, falls der Duccier in beiden Punkten nicht mit sich reden lassen würde...

    | Potitus Asinius Celer


    Sicherlich war ein Ehebund keine zwanghafte Voraussetzung für eine familiäre Freundschaft, doch stellte sich dann auf der anderen Seite für den Asinier die Frage, weshalb auch Frauen bei einem ersten derartigen Essen in der Casa Helvetia (zumindest dem ersten mit dem Asinier) anwesend sein sollten. Die meisten Frauen konnten schließlich weder zu politischen, noch zu anderen Männerthemen großartig etwas beitragen. Und über Poesie, Theater und Mode würde man(n) sich ja wohl wiederum nicht unterhalten wollen.
    Abermals nickte Celer stumm auf die Ausführungen des Aedils, um hernach mit einer spontanen Idee zumindest noch etwas Zeit zu gewinnen. Die würde er sicherlich auch dringend brauchen, um neben den ganzen anderen Problemen auch in dieser Sache eine durchdachte Entscheidung fällen zu können.


    "Wenn es dir nichts ausmacht, dann würde ich auch ganz gerne meinen Patronus Iulius zu einem solchen Abendessen mitbringen wollen.", erklärte er also. Objektiv gesehen hatte der Asinier ja auch niemanden sonst, der ihn einigermaßen gut beraten könnte. Seiner Mutter Imperiosa fehlten die Kenntnisse ob der hiesigen Politik, während Celerina ziemlich sicher nicht nur Celers Wohl im Auge hatte.
    "Momentan ist er ja leider... verhindert. Ich hoffe, das wäre dennoch kein Problem für dich?" Denn unterm Strich hieß dies: Warten. Warten und hoffen, dass Dives möglichst bald wieder nach Ostia zurückkehren würde. Letztlich aber - trotz jeglichen mütterlichen Drucks - wäre eine Verlobung oder gar Hochzeit in Zeiten des Bürgerkrieges wahrscheinlich eh etwas fragwürdig. Selbst Celer hatte deshalb bisher noch keine Sponsalia gefeiert...




    KLIENT - MARCUS IULIUS DIVES

    | Potitus Asinius Celer


    Der Quaestor stimmte Ocella stumm nickend zu. In der Tat war dies wohl einer der wenigen positiven Aspekte an der Anwesenheit seiner Mutter. Andererseits machte er sich aber auch hier in Ostia Sorgen - nicht nur um seine Mutter, sondern auch um sich selbst! Es war schließlich sicherlich nur eine Frage der Zeit, bis ein Teil der Truppen vor Roma auch hierher einmal ihre Fühler austreckten. Und dass man als Magistrat dieser Civitas da nicht sonderlich sicher war, zeigten ja die verschwundenen Duumviri.
    "Eine Einladung zu einer Cena in der Casa Helvetia..?", wiederholte der Asinier hernach freundlich lächelnd so mehr oder minder genau die Worte seines Gegenübers. Das hörte sich doch bereits ziemlich konkret an, wie Celer fand. Insbesondere die Vorstellung davon, zu viert oder fünft (je nachdem, ob er auch ihre Mutter Imperiosa mitbringen würde oder nicht) um einen Tisch zu sitzen und in den Augen eines jeden Anwesenden lesen zu können, worum es ginge, war doch... mindestens unangenehm für den Asinius.
    "Eine wunderbare Idee...", wahrte der Quaestor jedoch höflich den Schein der Begeisterung. "... An eine wie große Gesellschaft hattest du dabei denn gedacht?", erkundigte er sich jedoch gleich im Anschluss ohne zuvor wirklich zugesagt zu haben. Immerhin hing von der Zahl der geladenen Gäste letztlich ja auch ganz objektiv ab, welche Kleiderordnung man zu befolgen hätte. Für besonders große Auftritte müsste der Quaestor natürlich besonders elegant erscheinen, während in kleiner Runde die Frauen wohl auch ein bisschen mehr Haut zeigen könnten...




    KLIENT - MARCUS IULIUS DIVES

    Der Iulier hätte wohl den Ausdruck Abkommen dem Allianz-Begriff vorgezogen, hätte er die Gedanken seines Gegenübers lesen können. Immerhin gab es zumindest aus seiner Sicht schließlich einen Unterschied zwischen einer Verabredung zu einem größeren Tauschgeschäft und einem echten Bündnis, wie Dives eines mit einem gewissen Tiberier geschlossen hatte. Und auch wenn ein Patronat Teil jener Verabredung war, so war es dennoch ja noch nicht geschlossen und folglich auch auf dieser Ebene eine Allianz lediglich maximal in Aussicht stehend.
    Doch da der Duumvir natürlich nicht über derlei apollinische Fähigkeiten verfügte, machte er sich um irgendwelche Begriffe keinen weiteren Gedanken. Vielmehr war er damit beschäftigt dem typisch kräftigen Soldaten-Händedruck einen einigermaßen ebenbürtig kräftigen eines Zivilisten entgegenzusetzen.


    "Dann seien die Götter unsere Zeugen für diese, unsere Abmachung.", erklärte Dives auch noch einmal mit einem schmalen Lächeln seine Zustimmung zum Gesagten. Anschließend wandte er sich an einen der Geminius-Bürder und erklärte, dass er später einige Einkäufer hier vorbeischicken würde, da ihm das heutige Angebot durchaus zugesagt habe.
    "Ach, bevor ich gehe: Um dich auch wirklich und eindeutig erreichen zu können, wäre es vielleicht ganz gut zu wissen, wo ich dich am besten anschreiben kann. Du gehörst nicht zu den nautischen Männern der Classis, richtig? Und ansonsten irgendwelche Anhaltspunkte, wie Nummer der Centuria oder soetwas?", erkundigte er sich, um nicht am Ende einem falschen Titus Flavus - so selten war dieser Name ja wahrscheinlich nicht - ein Schreiben zuzuspielen.

    Von seinem selbstbewussten Auftritt am Lagertor noch immer selbst ein wenig überrascht, folgte der Cassier dem Wachsoldaten - natürlich zu Fuß - ins Innere der Castra. Innerlich ging er dabei wiederholt seinen grundlegenden Gesprächsplan durch, den er sich auf dem Rückritt von Ostia überlegt hatte. Zwar wäre er im Angesicht des Tribunen später sicherlich eh aufgrund der Ernsthaftigkeit und allem, was an diesem Gespräch hängen würde, zu aufgeregt um den erdachten Faden planmäßig zu verfolgen, doch das Gefühl alles getan und versucht zu haben würde ihm sicher helfen. Spätestens wenn er wieder in seine Zelle geworfen werden würde, müsste er sich dann dahingegend keine Selbstvorwürfe machen.
    Doch noch war es nicht soweit. Noch bestand die Chance, dass die Unterredung ein Erfolg würde. So atmete der cassische Duumvir noch einmal ordentlich mutmachend ein, als er vor dem Officium des Tribunus ankam, nur um anschließend erfahren zu müssen, dass der Mann bereits weg war. Weniger verärgert sondern vielmehr niedergeschlagen und enttäuscht (er hatte sich gerade so gut und bereit gefühlt) ließ sich Hemina Minor hernach zurück in seine Zelle führen... die Zelle, von der er gehofft hatte sie so schnell nicht wieder von innen sehen zu müssen.


    Im Folgenden würde er eine unruhige Nacht in ebenjenen vier Wänden verbringen, gequält von seinen Gedanken an das bevorstehende Gespräch mit dem duccischen Tribun, das nun hoffentlich am nächsten Tage stattfinden würde...




    DECURIO - OSTIA