Ich mach mal zwei Zeitebenen draus, da zum Zeitpunkt der ersten beiden Beiträge die Belagerung Roms gerade erst begann und Dives noch nicht verschwunden war. Hoffe, das ist okay für dich..?
| Caius Caelius Caldus
Wie so oft dieser Tage wandelte der Caelier auch an diesem frühen Nachmittag bereits seit mehreren horae ziellos durch die Hafenstadt und versuchte einen klaren oder wenigsten klareren Kopf zu bekommen. Seit der Krisensitzung in der Curia hatte es keine Fortschritte oder neuen Informationen über das Befinden oder den Aufenthalt des iulischen Duumvir mehr gegeben - oder zumindest hatte man Caldus, der letztlich eben doch nicht mehr als ein einfacher Archivschreiber einer örtlichen Bibliotheca war, seither nicht eine noch so kurze Mitteilung zukommen lassen. WAS, was nur sollte er tun, das nicht andere bereits versuchten? Seine eigenen Möglichkeiten reichten schließlich bei Weitem nicht an die dieses alten Praefectus Ostiensis heran und waren auch kaum mit denen der iulischen Verwandtschaft zu vergleichen. Dives hatte da ja nicht nur einen einflussreichen Cousin, Onkel, Großonkel und wer weiß wen aufzubieten...
Da kam ihm die Verhaftung irgendeines von ihm nicht weiter beachteten Kerls gerade recht, um seinem Ärger über seine ohnmächtige Situation Luft zu machen. Dass sie diesen Gauner wegsperren sollten, hörte er sich lautstark sagen, und dass es eine Schande sei, wie sich hier mancheiner verhielt! Gerade in dieser schweren Stunde müsse man doch zusammenhalten und dürfe sich nicht auf Kosten anderer zu bereichern versuchen! "Denn an wem bleibt sonst letztlich alles hängen? - Am kleinen Mann, allen voran uns Archivschreibern!", endete Caldus einigermaßen übertrieben, aber dennoch zufrieden mit sich. Während der Gaffer neben ihm mit einem leicht abfälligen Blick den Ort des Geschehens verließ, fuhr sich der Caelier mit der rechten Hand zweimal kurz durch die Haare. Er wollte schließlich nicht, dass am Ende noch jemand den Eindruck bekäme, dass ihn die aktuelle Lage der Stadt oder die Abwesenheit der Duumviri an die Nieren gehen würde. Dass er damit nun auf den einen oder anderen Betrachter besonders eitel wirken mochte, entging Caldus in Gänze.
"Was!?!", drehte sich der Caelier anschließend noch immer recht launisch um, als ihn irgendjemand von hinten ansprach. Dass diese geldhungrigen Straßenverkäufer - denn mit genau soeinem rechnete er in diesem Augenblick - hier auch immer so herumschleichen mussten und so aufdringlich waren und einen ansprachen und überhaupt Caldus die Luft wegatmeten!
"...!? ... Ich meine, Salve.", korrigierte er sich nach einem kurzen Moment der überraschten Schweigsamkeit sowohl im Ausdruck, als auch in seiner Intonation. Denn einerseits wollte er sich nicht unbedingt mit jemandem anlegen, der sich selbst schon als Seebär beschrieb. Auf der anderen Seite kam hinzu, dass dieses aristrokratische Gesicht auch viel zu Schade zum darauf einschlagen wäre, falls er sich gegen den großen Typ mit schwarzen Haaren zur Wehr setzen müsste. Und überhaupt: Der sah auch sonst nicht schlecht aus. Vielleicht war das ja ein Wink der Götter und genau das, was er jetzt brauchte: Ein bisschen Ablenkung von Dives und den ganzen Sorgen um dessen Verschwinden und das seines Amtskollegen, Ablenkung vom Bürgerkrieg und von einfach allem.
Die unausgesprochene Frage nach einer Unterkunft bildete anschließend eine nahezu perfekte Möglichkeit, um die etwaigen Chancen des Caeliers auszuloten. So kratze er sich auffällig unauffällig mit einem Finger am Kopf, bevor er zu einer Antwort ansetzte:
"Nun, das kommt darauf an...", erklärte er erst einmal nichts sagend. "... Wie heißt ihr denn?" Das hatte mit dem eigentlichen Übernachtungsproblem nicht das Geringste zu tun, schob jedoch die Redeinitiative abermals dem Schwarzhaarigen zu. Durchaus ein wenig gespannt wartete Caldus nun ab, ob seine vorherige Geste als solche erkannt und entsprechend beantwortet werden würde...
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