Beiträge von Marcus Iulius Dives

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    >> Der Maiordomus und damit der ranghöchste Sklave des Hauses hatte sich natürlich um niemand geringeren als den Hausherrn selbst und dessen drei Kinder zu kümmern und kam entsprechend geschwinden Schrittes zum Cubiculum Centhos gerannt, wo sich alle derzeit aufhielten und der Vater seine Kinder mit Spielen beschäftigte und ruhig zu halten versuchte. Doch mit der geduldigen Ruhe, mit der die vier hier ausharrten, war es augenblicklich vorbei, nachdem Phocylides die Tür zum Zimmer aufriss und zunächst einfach nur mit großen Augen ins Innere starrte.
    "Sie sind da. Die Casa wird angegriffen. Wir müssen hier raus. Jetzt. Schnell.", sprach er eindringlich besorgt und machte mit seiner Hand eine Geste die 'raus aus dem Zimmer' schrie. Während Centho anschließend seinen ältesten Sohn und seine Tochter an die Hand nahm, um schleunigst die Flucht anzutreten, nahm Phocylides den Jüngsten auf den Arm und folgte hernach dem Hausherrn erst ins Atrium, dann in den Hortus und anschließend über das Gartentor zum Nachbar-Hortus in die Casa ihrer Nachbarn, wo jene die Iulier nach dem unüberhörbaren Krach vor der Casa Iulia bereits erwarteten...




    MAIORDOMUS - CASA IULIA

    [Blockierte Grafik: http://img442.imageshack.us/img442/5370/wonga6yp.jpg] | Wonga


    Der hochgewachsene Nubier, dessen Aufgabe es war die porta zu bewachen, stand dieser Tage ein wenig nervöser und unruhiger hinter der nicht nur verschlossenen, sondern gar nach besten Möglichkeiten verriegelten Tür. Die Casa Iulia, in der auch der vormalig kommandierende Tribun der Stadtkohorten, Marcus Iulius Proximus, bis zu seiner Gefangennahme in der Regel zu wohnen pflegte, war schließlich weit weniger unvorbereitet von der Öffnung der Stadttore überrascht worden, war es doch immerhin gerade jener Proximus, der genau dies veranlasst hatte.
    So also hielt sich die Sklavenschaft des Hauses hauptsächlich im Zentrum des Gebäudes auf und beschäftigte sich möglichst leise mit dem Flicken von Kleidung, dem Säubern irgendwelchen Obstes oder Gemüses, dem Kontrollieren irgendwelcher Akten der Haushaltsführung und ähnlichem. Manchein Sklave, wie beispielsweise der Gärtner, mit dem sonst nichts anzufangen war, beschäftigte sich gar mit diversen Kartenspielen, während Wonga angespannt die porta bewachte und zwei weitere kräftige Sklaven auf leisen Sohlen Kontrollgänge durch die Casa machten und nach etwaigen Sicherheitsmängeln suchten. Auch der übrigen Bewohnerschaft des Hauses war zumindest nahegelegt worden sich ruhig zu verhalten und nach Möglichkeit Fenstern und der Haustüre fern zu bleiben. Es galt die gleiche Devise, wie bei großen Unwettern und Stürmen (und im Prinzip handelte es sich ja auch um einen 'Menschensturm'): Gemeinsam still ausharren und hoffen und beten, dass die dunklen Wolken schnell weiter zogen. Und selbst Wonga hatte sich heute nicht nur einmal flüsternd an einen 'seiner' Götter gewandt und um den Schutz seines Wohnortes und seiner selbst gebeten...




    IANITOR - CASA IULIA

    Mit einem erfreuten Lächeln nahm Dives die Zustimmung des Helvetiers zur Kenntnis und setzte hernach stante pede zu weiteren Worten an. Nicht, dass der Asinius noch irgendeinen 'tollen' Einfall verkündete zu haben.
    "Sehr schön! Dann werde ich entsprechende Vorbereitungen treffen, damit beide Projekte dann auch in einer gemeinsamen Sitzung der Curia besprochen und hoffentlich abgesegnet werden können.", zog der Iulier nun also einen Strich; eine Linie, die Celer tatsächlich vorerst lieber nicht überschritt.
    "Und mit dem Redigieren sollte mein Officium keine Probleme haben, denke ich.", fügte er noch hinzu und nickte bestätigend. Wenn alles zumindest einigermaßen glatt liefe, dann würde dies wohl das zweite Projekt werden, welches unter seinem Namen an die kaiserliche Kanzlei gehen würde. Den richtigen Kontaktmann meinte Dives bereits zu kennen, um nicht unnötig bürokratisch-lang auf Bearbeitung und Antwort warten zu müssen und mit dem richtigen Timing würde er mit zwei zeitnah aufeinanderfolgenden Anträgen, wenngleich auf durchaus verschiedenen Gebieten, vielleicht sogar etwas Aufmerksamkeit erregen, was an sich, wie Dives fand, nie allzu verkehrt sein könnte...


    "Dann würde ich vorschlagen, dass du mich einfach wissen lässt, wann du bereit wärst die endgültige Fassung der Marktordnung dem Ordo Decurionum vorzustellen. Ich würde dann Entsprechendes in die Wege leiten, okay?", ging der Duumvir dann über zur Besprechung ihres weiteren Vorgehens. Dabei ahnte er natürlich noch nicht, wie sich Dinge entwickeln würden und dass er im ungünstigsten Falle vertreten werden müsste. Doch solange irgendjemand nur dafür sorgte, dass sich niemand die Idee des Iuliers einfach so einverleibte, sollte letztlich wohl auch das kein allzu riesiges Problem darstellen.

    Dives war irgendwie erleichtert nicht wieder mit der Ratte Salinator allein gelassen worden zu sein, wenngleich er hoffte, dass man ihm dies bei den Lichtverhältnissen hier vielleicht nicht unbedingt ansah. Eine Stadt namens Silberburg sagte nun aber wiederum dem Iulier nichts, während er dafür jedoch immerhin den Rhenus grob verorten konnte.
    "Ein weiter Weg..." vom wilden Germanien bis ins kultivierte Herz des römischen Imperiums. "... und auch steinig, wie ich gehört habe. Ich meine, ihr habt die Praetorianer besiegt, richtig?", versuchte Dives das Thema erneut wieder etwas umzuleiten. Dass der Essenbringer wohl kaum selbst in der Schlacht gekämpft haben würde, war dem Duumvir dabei natürlich klar.. und trotzdem sprach er affektiv irgendwie vom 'ihr'. Gleichsam stand Dives hier nun an einer Weggabelung: Er war drauf und dran das Gespräch auf die Praetorianer - und vor allem natürlich deren Kopf (und WAS für ein attraktives Gesicht dieser Kopf hatte!) - zu lenken. Aber wollte er wirklich hören, was mit Serapio passiert war? Letztlich entschied er sich, dass Unwissen zwar eine Qual war, ihm auf diese Weise jedoch zumindest die Hoffnung auf ein gutes Ende blieb. Dives hatte ein wenig Angst vor der Wahrheit in dieser Sache.


    "Direkt bevor ich hier gelandet bin, hatte ich mit einem Tribun gesprochen..." Wie hieß der gleich? - Nein, der hatte keinen Namen genannt. Welcher Legion gehörte der an? - Vergessen. "... um wenigstens das letzte Wegstück für euch..." und schon wieder bezog er den Glatzkopf aus irgendeinem Grund mit ein. "... leichter zu machen. Du weißt.. ich meine: Du kannst mir nicht zufällig sagen, ob mich irgendjemand versucht hat zu sprechen oder so? Die Informationen, die ich habe, könnten schließlich mitunter viele Leben retten..." angefangen mit seinem eigenen "... und damit meine ich bei Weitem nicht nur Römer.", versuchte er den offensichtlichen Nichtrömer ein wenig zu bequatschen. Vielleicht hatte man seinen Großonkel ja auch bisher einfach nur nicht zu ihm vorgelassen, spekulierte der Iulier. Und wenn der Rang eines Primus Pilus nicht ausreichte, um hierher gelassen zu werden, dann müsste man eben versuchen eine höhere Instanz für sich zu interessieren.
    "Ich glaube ja, dass sich dein Herr bestimmt freuen würde, wenn ER unblutig die wichtigste Versorgungsbasis Romas einnehmen könnte und IHM damit viel Dankbarkeit und zusätzliches Ansehen sowohl von der Bevölkerung, als auch vom neuen Kaiser zueigen werden würde...", deutete der Duumvir dann an und ließ unausgesprochen, dass er glaubte, dass dies sicherlich auch für den Kahlkopf seine Vorteile hätte. Anschließend nahm er wieder einen Löffel des Eintopfes, der mittlerweile und gerade, wenn man sich so versuchte auf das Gespräch zu konzentrieren, gar nicht mehr sooo ungenießbar schmeckte. Nun blieb nur zu hoffen, dass zuerst der Essenverteiler und anschließend auch der Tribun, der hier den Chef spielte, mit etwas Glück ein Interesse an seinen Informationen bekämen...

    "Ja, signier du den Brief ruhig.", antwortete der alte Cassius aus seiner aktuellen Laune heraus ruhig und vertrauensvoll. Er konnte ja nicht ahnen, dass der Helvetier noch einen Trumpf im Ärmel hatte, um die Stimmung des Alten abermals über den Haufen zu werfen. Als Hemina Maior dann aber hören musste, dass dem Soldaten nicht ein As für dessen Hilfe angeboten worden war, riss er zunächst einfach nur die Augen entsetzt weit auf. Doch um nun erneut loszupoltern war er im Moment zu ruhig und ausgeglichen, nachdem er so über seinen Sohnemann und seine Sorgen erzählt hatte. Stattdessen drehte er Ocella mit einem enttäuschten Seufzen erstmal den Rücken zu. Seit wann taten Leute - besonders solche, die offensichtlich kein Verhältnis zu Ostia hatten (der Soldat kam ja aus Roma!) - etwas für lau? Zusätzlich dazu befand sich das Imperium derzeit in einem grausamen Bürgerkrieg, der vor allem Auswirkungen auch auf die Lebensmittelpreise hatte, sodass jedermann, jeder Zivilist, jeder Soldat und auch jeder Staatsbeamte sehen mussten, wie sie sich und ihre Familien über die Runden brachten. Im Klartext: Gerade jetzt sollten vor allem entlassene Soldaten, die keinen Sold mehr bekamen, auch gut bestechlich sein. Der Alte nahm die rechte Hand an die gerunzelte Stirn und seufzte ein weiteres Mal. Er sah die Chance weitere Informationen aus Roma zu bekommen und seinen Sohnemann zu befreien hinfort ziehen, gleich einer Wolke, die man mit bloßer Hand nicht festzuhalten vermochte.
    "Nein, weißt du was...", begann er dann und drehte sich wieder zu Ocella um. "... Du kannst deine Unterschrift und dein Siegel gerne unter das Schreiben an den Centurio setzen. Das ist mir egal. Ich will es aber lesen, bevor es raus geht, und auch mein eigenes Signum darunter setzen!", meinte er nun wieder etwas grimmiger und herrischer. Nicht, dass der Aedil ihm auch noch diese kleine Möglichkeit eines guten Endes kaputt machte! Zwar glaubte er nicht wirklich daran, dass Absicht oder Unfähigkeit hinter diesem ausgebliebenen Geldgebot steckte... Im Gegenteil hatte der Helvetier ja berichtet den Soldaten auf dem Marktplatz getroffen zu haben, wo auch viele hübsche Frauen herumliefen und bei einem jungen, unverheirateten Magistrat wohlmöglich für Unkonzentriertheit und Ablenkung sorgten... Dennoch musste Fehlverhalten direkte Konsequenzen haben, insbesondere wenn der alte Cassier sein Image behalten und sich nicht zum Waschlappen erklären lassen wollte!
    "Das wäre dann alles...", sprach Hemina Maior hart und bedeutete Ocella mit einer kleinen Geste seiner Hand wegtreten zu können. Er selbst setzte sich anschließend wieder und beobachtete genau, wann der Aedil den Türrahmen erreicht haben würde. "... Und Helvetius? Don't blow it this time! ... Vale.", gab er dem Magistrat noch einen griechischen Satz mit auf den Weg und fokusierte ihn aus schmalen Augen. Vielleicht arbeitete der Mann ja mit griechischen Ansagen besser? - Wer wüsste...

    Sim-Off:

    Nach einem Quartal und mehreren größeren und kleineren Ereignissen, die aktuell meiner Aufmerksamkeit dringender bedürfen, beende ich diese Feier mal von Dives' Seite aus. Ihr könnt euch aber dennoch gerne weiter hier kennenlernen, unterhalten und Kontakte knüpfen...


    So betrieb der iulische Gastgeber noch ein wenig Small-Talk mit seinem Verwandten, während er die Aemilia nur gelegentlich mit einem oberflächlichen Lächeln bedachte. Allerdings bohrte er keineswegs mehr so sehr in ihren verwandtschaftlichen Verflechtungen und ähnlichem, wie er es noch zu Beginn ihres Erscheinens getan hatte. Denn immerhin war sie mitunter der Schlüssel dafür, dass Crassus dem Patron ihres gemeinsamen Cousins Lucius, dem Praetorianercenturio, das Leben nicht ganz so schwer machte, wie es der crassissimus Salinator sicher gerne hätte. Im Umkehrschluss würde dies dann hoffentlich diesen Claudius wenigstens etwas dankbar sein lassen, was unterm Strich vor allem jenen Iuliern nutzen sollte, die in den stadtrömischen Senat drängten oder bereits ein Teil ebenjenes Ältestenrates waren: Centho, Proximus und.. Dives. Ergo hieß es die Dame zumindest nicht gänzlich vor den Kopf zu stoßen.. im Moment.. und natürlich auch nur, solange Cassus in Dives' Interesse handelte, was sich jedoch allein an diesem Abend sicherlich noch nicht ganz abzeichnen würde.
    Stattdessen beschäftigte sich der Duumvir zunehmend gedanklich mit der Frage, wer der durchaus gut gebaute Kerl an der Seite des Caelius Caldus war. Die beiden wirkten ziemlich vertraut miteinander und mindestens wie sehr, sehr gute Freunde.. oder gar mehr? Selbst die Befragung des Nomenclator im weiteren Verlaufe der Festlichkeiten förderte keine wirklich neuen Informationen zutage. Der Typ war angeblich als junge Begleitung einer angesehenen, betagteren Witwe hier, deren Sohn nicht zu den einflussreichsten, aber dennoch namhafteren Decuriones dieser Festivität gehörte. Angeblich nannte dieser Begleiter der betuchten Lady seit einiger Zeit ein Anwesen an der Via Ostiensis Richtung Roma sein Eigen: Irgendeine Villa Rustica Ficana oder so...


    So verging die Zeit aus Sicht des Duumvir beinahe wie im Fluge. Der üblichen Eier-Vorspeise folgte zunächst ein kleiner Gang verschiedener Fischgerichte, wie er bei einem derartigen Mahl in Ostia, einer DER Hafenstädte des Imperiums, natürlich nicht fehlen durfte. Die zuvor noch in Gelb- und Orangetönen gekleideten sechs männlichen und sechs weiblichen Sklaven hatten sich für die Servierung dieses Gangs nun in dunkle Blautöne gehüllt, deren silber glänzende Fisch-Applikationen wunderbar mit den silbernen Tabletten, auf denen Thunfisch, Forelle, Aal und Austern offeriert wurden, harmonierten. In unschuldig weißer Garderobe, die selbst wiederum dezent goldverziert war, reichten ebenjene zwölf Sklaven einige Zeit später dann nicht weniger als sieben verschiedene Geflügelgerichte dar. Passenderweise wurde das Federgetier (das mittlerweile natürlich längst seiner Federn verlustig gegangen war) auf goldenen Platten ins Triclinium getragen, um dem optischen Gesamteindruck von Sklaven und Essen Rechnung zu tragen.
    Nach diesem ersten Hauptgang dann ließ der iulische Duumvir abgesprochenermaßen die Bombe platzen und verkündete, dass sein cassischer Collega und er die Intention hätten bei den nächsten Wahlen ein weiteres Mal zu ostiensischen Duumviri zu kandidieren. Seine Rede hierbei ähnelte stark seiner späteren Rostra-Rede, wenngleich sie dieser natürlich nicht in Gänze entsprach, sondern durchaus hier und dort ein wenig an die Gegebenheiten hier angepasst war. Etwa zu dieser Zeit war es Asinia Celerina, die sich nach einer kurzen und diskret leisen, aber durchaus intensiven Diskussion mit ihrer Mutter in ihr Gemach zurückzog und damit als einer der ersten Gäste die Feier bereits wieder verließ.


    Anschließend wurden mit dem zweiten Hauptgang je zwei Rindsfleisch- und Schweinefleischgerichte aufgetischt, wobei die Sklaven im Kontrast zum vorherigen Weiß nun in feurigem Rot auftraten. Allerdings, und der iulische Gastgeber hoffte sehr, dass dies niemandem allzu sehr auffiel, wurden die Gäste nunmehr nur noch von elf Sklaven derartig bedient, da sich diese dusslige Kuh (!) Iotape beim vorherigen Abräumen der Geflügelspeisen ihren Fuß etwas verknackst hatte und eine humpelnde Sklavin wohl kein sonderlich attraktiver Blickfang wäre.
    Hernach erklärte der iulische Klient Asinius Celer seine Kandidatur zum Quaestor Ostiensis, bevor Helvetius Ocella und Hortensius Vaticanus ihrer aller gemeinsamer Absprache gemäß verkündeten Aedile werden zu wollen. Später, nachdem er die öffentliche Rostra-Rede Ocellas gehört haben würde, würde Dives die Vermutung haben, dass auch der Helvetier zu beiden Anlässen eine nahezu inhaltsgleiche Rede gehalten haben würde, die lediglich leicht an den jeweiligen Anlass angepasst worden war. Es würde ihn in seiner Meinung über Ocella bestärken, dass der genau der richtige Mann für eine Magistratur unter dem iulischen Duumvirat wäre.


    Die Mästung der Gäste wurde fortgesetzt, nachdem die nunmehr also sechs Sklaven und fünf Sklavinnen in braunen (die Männer) beziehungsweise weinroten (die Frauen) Outfits Hirschgulasch, Wildschweinbraten und gefüllten Fasan auftafelten. Dives, der bereits vom vorherigen Gang kaum etwas angerührt hatte, verzichtete hier nun gänzlich auf einen weiteren Bissen von irgendetwas. Zweifellos sah alles irgendwie schön und lecker aus und war auch sicherlich mit Liebe zubereitet worden, doch war der Iulier bereits einfach zu voll, um noch mehr zu essen. Stattdessen nutzte er die Gelegenheit und 'entführte' den Tiberier in die kleine Hausbibliothek, um mit ihm ungestört unter vier Augen reden zu können.
    Pünktlich zum Dessert ließ sich der Gastgeber aber natürlich wieder auf seiner Feier blicken, denn Süßspeisen konnte er in aller Regel schwerlich nur widerstehen, was einer der Gründe dafür war, dass er derlei nur zu besonderen Anlässen überhaupt anbieten ließ. Dennoch wunderte er sich manchmal schon, weshalb er nicht längst aufgegangen war, wie ein hochbackener Kuchen. Das hieß: Wahrscheinlich, so redete er sich ein, war es genau dies. Die Götter ließen ihn in die Höhe wachsen, statt in die Breite. Das musste einfach die Erklärung sein; alles Andere ergab keinen Sinn. Letztlich klangen die Festlichkeiten bei angenehmer Musik und einigen erheiternden Klatsch- und Tratsch-Gesprächen aus und nach und nach verließen die Gäste das iulische Anwesen wieder. Am folgenden Tag würde dann das große Aufräumen beginnen - nur für die Sklaven selbstredend. Der Duumvir Dives hingegen würde einzig einen Aushang zur Wahlankündigung zusätzlich zu seiner sonstigen Arbeit machen. Bei seiner Rückkehr von der Curia keine 24 Horae nach Ende der Feier war jeder Hinweis einer großen Party - mit Ausnahme der enormen Essensreste - aus der Villa Rustica Iuliana Ostiensis verschwunden und der Alltag hatte erneut Einzug erhalten...

    Für den Moment war es dem Iulier relativ egal, wer oder was dieser Typ hier war, er leistete ihm Gesellschaft in diesem ansonsten einsamen, dunklen Loch. Gut, er hatte ganz gewiss auch seine Defizite (wie konnte man noch nie etwas von Ostia, dem Hafen Romas, gehört haben?), doch war er im Vergleich mit der Ratte Salinator noch immer die bessere Wahl. Schließlich konnte er reden und antworten und er biss nicht.
    "Nein! ... Bitte. Bitte, bleib noch.", bat Dives und suchte in Gedanken verzweifelt nach irgendwelchen Argumenten, um den Glatzkopf zum Bleiben zu überreden. Der beste Grund zum Bleiben, zu diesem Schluss kam der Duumvir letztlich, wäre wohl das Anschneiden eines neuen Themas, mit dem sich der Essenverteiler wohler fühlte und weniger das Gefühl bekäme ausgehorcht zu werden. Zweifelsfrei würde der Iulier sicherlich hier und dort auch noch die eine oder andere Frage einbauen, wenn es passte, doch so ließe sich dem Kerl vielleicht zumindest ein wenig seiner Angst vor irgendwelchen Schlägen nehmen. Dabei fiel Dives auf: Der Tribun, in dessen Gewahrsam er sich befand, hieß Duccius. War das nicht auch der Name des Optio, der ihn hierher gebracht hatte? - Scheinbar hatte dieser Krieg ganze Gentes aus dem Norden hierher, nach Italia und Roma, gespült, war dem Duumvir doch zuvor noch nichts von dieser Gens zu Ohren gekommen, nicht einmal deren Name.
    "Wo kommst du eigentlich her? Du bist doch sicher nicht aus Roma, oder?", fragte Dives also und implizierte damit natürlich auch irgendwie etwas mehr von diesem duccischen Tribunus zu erfahren. Denn wer aus Roma oder Umgebung käme, der hätte sicherlich früher oder später auch einmal etwas von Ostia gehört. Dem Kahlkopf war die Civitas unbekannt, sodass der Schluss nahe lag, dass der Tribun ihn hierher mitgebracht hatte - von wo auch immer.


    Dann nahm er noch einen Löffel dieser breiigen Pampe, versuchte sich dazu in einem Lächeln, um zu zeigen, wie gut das Zeug doch schmeckte, und hoffte, dass sein Plan aufginge und der Essenverteiler noch ein wenig länger bliebe. Dann könnte er sich vielleicht auch danach erkundigen, ob jemand versuchte ihn zu besuchen - ein gewisser Primus Pilus der Prima vielleicht? Und natürlich würde er auch einzustreuen versuchen die Frage, wie es seinem Collega, dem Cassier, erging. Doch bevor der Samen nicht erfolgreich ins Erdreich gebracht war, müsste die Ernte der Früchte natürlich noch warten...

    "Und genau deshalb, Helvetius, möchte ich, dass du den Centurio Menenius darüber informierst, dass die Civitas und ihre Politiker sich auf die Classis und ihren Centurio verlassen. Ich will, dass der Menenius weiß, dass wir den hier stationierten Truppen vertrauen. Und um gerade diesen Punkt zu unterstreichen, werde ich mich an ihn wenden, so die Rebellen mit der Curia in Kontakt treten, wie ich gleichsam auch dem Centurio zu Seite stehen möchte, so er entsprechend kontaktiert wird.", erklärte der alte Cassier ruhig und zog damit den Bogen wieder zu seinem Auftrag für Ocella. Das schien Hemina Maior darüber hinaus auch der beste Weg zu sein, um mitunter auch dem Centurio einzuflüstern, dass man die Duumviri - allen voran natürlich seinen eigenen Sohnemann - versuchten müsste frei zu bekommen.
    "Lass den Centurio wissen, dass wir denken, dass es wichtig ist Einigkeit zu zeigen und geschlossen aufzutreten und dass wir dafür frühere Differenzen und Uneinigkeiten ruhen lassen wollen. Wir wollen persönliche Interessen und eventuelle Antipathien zurückstellen und hoffen, dass die Classis sich ähnlich verhält und uns in Entscheidungen, die Ostia und die Sicherheit der Stadt betreffen mit einbezieht. Als Zeichen, dass wir dabei keinerlei Führungsrolle beanspruchen, sondern als gemeinsame Instanz OSTIA handeln wollen, kannst du dem Centurio auch gleich von diesem Soldaten berichten, von dem du mir eben erzählt hattest.", führte der Alte weiter aus und war damit auch wieder auf diesen Punkt zurück gekommen. Nach einer kurzen Pause erinnerte er sich auch, dass da doch auch noch eine seiner Fragen unbeantwortet geblieben war...
    "Was war jetzt eigentlich mit diesem Soldaten? Wieviel Geld hast du ihm für weitere Informationen in Aussicht gestellt? Ich muss den Quaestor ja noch entsprechend informieren..." Dabei ging er wieder langsam die beiden Schritte zurück zu seinem Schreibtisch, blieb jedoch zunächst einfach nur hinter ebenjenem stehen.

    Dives blickte kurz zum lutatischen Händler hinüber. Wäre der auch einverstanden mit den Vorschlägen der zu schließenden Tore? So, wie sich der Centurio schließich anhörte, nähme der dies andernfalls als Faktum jene beiden Tore dicht zu machen, die der Iulier vorgeschlagen hatte. Der Duumvir wartete einen Augenblick ab, in dem der Händler etwas sagen könnte oder auch nicht, bevor er selbst wieder das Wort ergriff:


    "Nun, ich denke, dass dann wohl alles geklärt sein dürfte, oder?", meinte er dann und leitete damit wohl das Ende ihrer Unterredung ein. Zwar bereiteten ihm gerade die Schichtlängen, ob nun mit oder ohne Erklärung des Centurio Classicus, noch immer ein paar Bauchschmerzen, doch kam Dives zu dem Schluss, dass er dort kaum mehr erreichen könnte. Zudem entsprach es tatsächlich seiner Meinung, als er sagte, dass der Menenier seiner Männer und deren Fähigkeiten sicherlich am besten kannte und einschätzen konnte.

    "Mmm...", rang sich Dives letztlich als einzigen Kommentar zum Essen ab und versuchte sich in einem Lächeln. Es blieb jedoch tatsächlich nur bei dem Versuch. Unterdessen hörte er umso gespannter zu, was ihm der Kahlkopf berichtete. Doch wirklich viele Informationen hatte der leider nicht zu bieten. Roma war gefallen und während der Palast des Kaisers belagert wurde, fiel die restliche Stadt Anarchie und Chaos anheim. Aber was erwarteten die cornelischen Truppen auch anderes, wenn sie Leute einkerkerten, die ihnen - seit wann auch immer - helfen wollten, und eine Stadt und deren Bevölkerung angriffen, auf deren Unterstützung sie aus Sicht des Iuliers besser hätten bauen sollen. Roma gewaltsam zu erobern, denn davon ging der Duumvir hier stillschweigend aus, war einfach unglaublich. Und dann erzählte der Kerl fast etwas noch Unglaublicheres! 'Bei den Göttern! Apollo, du Erleuchter, bring ihm Licht ins Dunkel seines Nichtwissens! Apollo, großer Künstler, lass ihm zukommen nur ein wenig Kultur! Und Apollo, du strahlend Schöner, nimm dich bitte an seiner nicht vorhandenen Haarpracht!', schossen Dives gleich mehrere Bitten apollinischen Blitzen gleich durch den Kopf. Und wenn dies alles nichts hülfe, dann käme doch bitte Vulcanus, der Hauptgott Ostias, und trichterte diesem.. diesem.. Barbaren mit seinem gewaltigen Hammer ein, wer oder was Ostia war!
    "In der Tat. Besteig in Roma ein Boot und lass dich vom Tiber treiben, dann kommst du am Ostium, der Mündung, des Flusses ins Meer direkt an Ostia vorbei. Ist keine Tagesreise von hier.", erklärte der Iulier trotz allem nicht ausfallend. Denn diese Gesellschaft war schließlich immerhin noch besser als gar keine Gesellschaft. Seitdem der Glatzkopf hier war, hatte sich auch Salinator - so hatte der Duumvir die fette Ratte, die ihn gebissen hatte, in einem Anflug spontanen Witzes genannt - noch nicht wieder aus seinem Rattenloch hervor getraut.


    "Ich bin.. oder war dort bis zu meiner Gefangennahme Duumvir, also der höchste Mann der Stadt.", sprach er etwas melancholisch weiter und machte hernach einen kurze Pause. Wie es der Stadt wohl ohne ihn ging? Ob die Villa Iuliana dort noch stand? Wie es seinem Collega in einer der anderen Zellen wohl ergehen mochte?
    "Du weißt nicht zufällig, wie lange ich hier noch unfreiwillig zu Gast sein darf, was man von mir will oder mit mir vor hat?", verbalisierte er dann eine dieser quälenden Fragen. Immerhin war er hier angekommen, kurz nachdem die Truppen des Corneliers Roma erreicht hatten Jetzt war die Ewige Stadt gefallen. Die Frage nach der Zukunft drängte sich ihm da irgendwie auf... wie gleichsam auch der Gedanke, dass auch dafür der weissagende Apollo angerufen werden könnte...

    "Was bei Vulcanus...", dem Hauptgott der Civitas Ostia, den der alte Cassier zum Zwecke solcher Formulierungen stets heranzog, "... glaubst du, dass MEIN SOHN in Roma versucht hat?! Ich meine, ich traue dem Iulius ja manchen schlechten Einfluss zu, aber dass sie in ihrer Situation, nämlich einem so großen Heer gegenüber stehend, diesen Rebellen auch noch einen Grund geliefert haben, um nicht wieder nach Ostia gelassen zu werden?!", polterte der Alte unvermittelt los und erhob sich dafür sogar aus seiner zuvor sitzenden Position. Mit seinen Armen stützte er sich auf den Tisch, während sein nach vorne gelehnter Oberkörper deutlich machte, dass er soetwas nicht auf seinen Sohnemann kommen lassen würde - unabhängig davon, was letztlich wohlmöglich tatsächlich gesprochen worden war. Keiner von ihnen war ja Augen- oder Ohrenzeuge jener Ereignisse gewesen.
    "Oder bist du etwa der Meinung, dass MEIN SOHN, der noch nie ein Gladius in seiner Hand gehalten hat, geschweige denn jemals eine Castra von innen gesehen hat, irgendetwas getan hat, dass ihn hätte als Gefahr für die Palmaner in Erscheinung treten lassen?! Ich bitte dich! Im Hause Cassia weiß man sich anständig zu benehmen und verfällt keinem irrwitzigen Wahnsinn. Nie!", schlug der Alte bei seinem letzten Wort mit flacher Hand auf die Tischplatte, bevor er sich von ebenjener löste und zwei Schritte in Richtung eines Fensters ging. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass SEIN Sohnemann derartig über die eigenen Verhältnisse hinaus gepokert hätte, dass man ihn jetzt dafür festgesetzt hatte. Das 'Warum' leuchtete ihm nicht ein, doch schien es für Hemina Maior - auch aufgrund bislang ausgebliebener Kontaktaufnahme seitens der Rebellen zu Ostia - so, als hätten jene keinerlei Interesse an IRGENDEINER friedvollen Lösung.


    "Weißt du, ...", begann der alte Cassier nach einem Moment der Stille deutlich ruhiger und beherrschter. "... mein Sohn wird nun bereits seit mehreren Tagen vermisst und ich liege nachts nur wach und überlege, WAS bei Vulcanus, was bei ALLEN Göttern nur passiert ist. Aber zwei Duumvirn reiten doch nicht persönlich und praktisch völlig schutzlos in ein Lager tausender Rebellen, um die zum Aufgeben aufzufordern oder ihnen den Krieg zu erklären oder so." Mit den letzten Worten wandte er sich wieder zu Ocella und die Sorgenfalten auf seiner Stirn ließen nur erahnen, wie es dem Familienvater derzeit erging.
    "Ich meine, du bist doch in seinem Alter, dem Alter Minors. Das heißt zumindest so ungefähr... Was ist, wenn er genau das gedacht hat, was du jetzt denkst: 'die Stadt friedlich zu übergeben'?", fragte er und war sich nicht sicher, ob er die Antwort des Helvetiers hierauf wirklich hören wollte. Denn was wäre, wenn man seinen armen Sohn festgesetzt hätte, obwohl jener die friedliche Übergabe der Stadt in Aussicht gestellt hätte? - Erstmal hätte er natürlich in Bezug auf die hier stationierte Classis den Mund reichlich weit auf gemacht. Aber für eine bemüht friedliche Lösung in Gefangenschaft zu geraten, empfand der Familienvater Hemina Maior als ein klares, jedoch keinesfalls auch nur annähernd freidvolles Signal...

    Reglos saß der Alte auf seinem Platz und hörte sich an, was der Aedil erzählte. Für eine spontane Reaktion wusste der Cassier im Moment selbst nicht so genau, ob er sich bei der Nachricht von der Einnahme Romas freuen sollte oder nicht. Einerseits nämlich waren die cornelischen Soldaten jetzt sicherlich selbst erleichtert, dass sie ihr Ziel erreicht hätten und Roma in ihrer Hand war. Dies könnte es ermöglichen, dass man vielleicht gewillter wäre zumindest den jüngeren Cassius nun bald wieder auf freien Fuß zu setzen. Einerseits waren die Cassii schließlich nie so salinatorgetreu, wie die Pompeier, Octavier, Iulier oder Decimer und andererseits gäbe es nun sicherlich genügend Senatoren zu verhaften, sodass man einen Duumvir eventuell eher bereit wäre gehen zu lassen. Auf der anderen Seite hingegen könnte wohl auch genau der gegenteilige Fall eintreten, dass nämlich die weniger publikumswirksamen Fälle einfach schnell wegen irgendeines Schwerverbrechens abgeurteilt und hingerichtet würden. Auch dies wäre eine Möglichkeit die Zellen zu leeren. Klar war: Der optimale Fall aus cassischer Sicht, dass nämlich Salinator die Oberhand gewann und seine Getreuen wieder in die Freiheit entließ, war offenbar nicht eingetreten.


    "Nein...", antwortete der Praefectus, nachdem Ocella geendet hatte, halblaut. Dann begann er leicht den Kopf zu schütteln und legte seine Strin nachdenklich in Falten. "... nein, niemand kann erwarten, dass ich oder irgendjemand sonst hier in einem Gespräch mit dem Centurio die Position des Corneliers einnimmt, der die Duumviri - und darunter meinen Sohn (!) - irgendwo in Roma gefangen hält.", sprach er dann erst einmal trotzig. Doch mitnichten handelte der Alte hier nur aus Trotz und beleidigtem Ehrgefühl heraus.
    "Ich habe nicht vor erst den Centurio davon zu überzeugen, dass er die Stadt nicht gegen die cornelischen Truppen verteidigen soll, um anschließend einer der ersten zu sein, den man unseren beiden Duumvirn gleich gefangen nimmt oder Schlimmeres! Weiterhin geht es aber nicht nur um mich, sondern auch um viele andere Bürger dieser Civitas! Was meinst du, wieviele sich noch aus Roma hierher gerettet haben, nachdem sie von der verlorenen Schlacht der Praetorianer im Norden gehört haben, hm?", führte der alte Cassier energisch aus. Darüber hinaus hatte Hemina Maior durchaus bereits einiges über den kommendierenden Centurio Classicus gehört und war sich sicher, dass der sich eh so schnell und leicht auch nicht überzeugen lassen würde.


    "Nein, ich will lediglich bei etwaigen Verhandlungen persönlich dabei sein und gehe davon aus, dass auch der Centurio dabei nicht fehlen will. Ostia wird einig und in sich geschlossen etwaigen cornelischen Verbänden entgegen treten und nicht anders! Und dann können wir gerne darüber sprechen, ob wir den noch hier ausharrenden Flüchtlingen die weitere Flucht übers Meer ermöglichen oder ob wir sie beispielsweise gegen meinen Sohn eintauschen!", gab sich der Alte selbstbewusst und überzeugt. Dass die Civitas wohl in jedem Fall an Palma fallen würde, bezweifelte er dabei nicht. Doch den Fakt, dass die cornelischen Streitkräfte derzeit in dieser Region über keinerlei nennenswerte Marine verfügten, gedachte Hemina Maior zumindest zu versuchen zu nutzen. In der derzeitigen Lage mit den beiden ostiensischen Duumvirn in Gewahrsam der Palmaner sah es mit dem Vertrauen eh äußerst schwierig aus, sodass auch der Cassius selbst eine eigene Flucht nicht ausschloss. Letztlich war es wohl eine Ironie des Schicksals, dass die verhandlungsbereits Jugend in Gefangenschaft bei den Palmanern saß, während der alte cassische Sturkopf nun hier in Ostia Praefectus war...
    "Ich werde den Sulpicius gleich informieren, dass er dafür sorgt, dass niemand mehr die Civitas zur See verlässt... Zumindest nicht, solange uns dies in unsere Hände spielt. Du kannst unterdessen den kommandierenden Centurio Menenius mündlich oder schriftlich darüber informieren, dass sich die Civitas auf ihn und seine Truppen verlässt und dass ich in meiner Funktion als Praefectus Ostiensis bei etwaigen Verhandlungen mit den cornelischen Verbänden.. ihm zur Seite stehen werde." Ja, diese Formulierung traf es ganz gut, wie der Alte fand. Sie zeigte einerseits, dass er den Militär unterstützte und davon ausging, dass sie auf einer Seite standen, während sie gleichsam implizierte, dass er in jedem Fall Teil von Gesprächen mit dem Feind - denn als solchen sah er die Festsetzer seines Sohnes - sein würde.


    "Und dieser Soldat... wieviel Geld hast du ihm für weitere Informationen geboten?", erkundigte sich Hemina letztlich noch nach diesem Punkt. Einerseits müsste er beim Quaestor schließlich dafür sorgen, dass ein entsprechender Betrag schnell greifbar wäre, falls der Soldat hier auftauchte. Auf der anderen Seite ließe sich so mitunter auch abschätzen, wie wahrscheinlich sein Erscheinen hier insgesamt überhaupt wäre...

    | Nero Sulpicius Cornuntus


    "... der Venus. Barke der Venus.", wiederholte der Hafenverwalter den bisherigen Namen des Schiffs. Zwar rechnete er damit, dass die Vestalin ihr Schiff sicherlich anders nennen lassen würde, doch noch hieß dieses Navis Actuaria eben so.
    "Dann bitte ich dich hier entlang... ähm... mein Freund.", erklärte er anschließend mit einer entsprechenden Geste seines Armes. Er wusste ja nicht, wie dieser alte Mann hieß, weshalb ihm die Bezeichnung als Freund - immerhin wollte der etwas kaufen und sprach sogar von einem Obolus an die Stadt - angemessen schien.
    "Mein Name ist übrigens Sulpicius Cornuntus. Ich bin der Verwalter der vier ostiensischen Häfen, wobei ich für den Portus Tibris und den Portus Marinae jeweils einen unterstellten Verwalter habe. Die beiden Häfen befinden sich schließlich nicht hier, in Portus, sondern südlich von hier, beim Stadtkern von Ostia.", erzählte er dann ein bisschen, während sie langsam in Richtung der 'Barke der Venus' gingen.


    "Et voilà...", begann er wenig später in irgendeinem östlichen Slang und kam vor einer riesigen Halle, die ihrerseits nach links und recht wiederum von einigen exakt baugleichen Hallen flankiert wurde, zu stehen. "... Das hier ist die 'Barke der Venus'!", verkündete er hernach stolz und zeigte mit flacher Hand auf das Schiff.
    "Sie ist ganze 71 Fuß lang, 22 Fuß breit und hat einen Tiefgang von etwa drei Fuß. Ein stabiles Gefährt aus Holz bester Qualität...", gab Cornuntus ein paar allgemeine Informationen und klopfte beim Stichwort 'Qualität' demonstrativ einmal kräftig gegen den Schiffsrumpf. "... Über die Leiter dort drüben können wir auch einmal das Schiff betreten. Gerade in den Innenbereichen wurden fast ausschließlich Edelhölzer verwendet. Ich denke, das würde der Vestalin sicherlich gefallen.", pries er an, bevor sein Blick auf das Segel fiel. Dessen rote Farbe passte natürlich durchaus zu einer 'Barke der Venus', jedoch vielleicht weniger zum Schiff einer Vestalin.
    "Und dieses Segel... das könnte ich natürlich auch problemlos durch ein reines, weißes ersetzen lassen, wenn die Vestalin dies wünscht. Vielleicht will sie auch ein bestimmtes Motiv darauf abgebildet haben? Ein Symbol ihrer Gens vielleicht..?", erkundigte sich der Hafenverwalter noch ein bisschen weiter. Mitunter würde natürlich auch irgendein Symbol der Vesta in Frage kommen, wobei gerade ein Herdfeuer wohl kaum passend für die Symbolik eines auf Wasser fahrenden Schiffs wäre. Aber letztlich lag diese Entscheidung natürlich bei jedem Schiffeigner selbst...




    HAFENVERWALTER - PORTUS ROMAE

    Na, das waren doch schonmal ein paar handfestere Fakten. Dives versuchte im Kopf ein bisschen mitzurechen: Effektiv 90 Mann stünden wohl also für Wachdienst und Patrouillen zur Verfügung. Nach Ocella, denn hierzu hatte der Centurio nun nichts weiter gesagt, hieß 'rund um die Uhr' bei der Classis praktisch zwei Schichten von jeweils zwölf Horae. Das bedeutete also weiter, dass bei zehn patrouillenführenden Optiones stets fünf Trupps aktiv für die Sicherheit in der Stadt sorgen könnten - immer vorausgesetzt natürlich, dass die Soldaten derartige Dienstzeiten einigermaßen durchhielten. Das zumindest sollte zur Sicherung des ostiensischen Stadtkerns und des Stadtteils Portus ausreichen, befand der Iulier. Blieben für die Tore und Militärlager schätzungsweise 40 Soldaten. Bei drei Mann in zwei Schichten an drei Stadttoren und zwei Lagereingängen würden hernach rein rechnerisch zehn Reservisten für etwaige Krankheits- und Überlastungsfälle zur Verfügung stehen. Vielleicht nicht unbedingt beruhigend viel, aber immerhin...


    "Nun gut...", begann der Duumvir also nach kurzer denkbedingter Stille. "... wenn du der Meinung bist, dass deine Soldaten den Belastungen derart langer Schichten gewachsen sind, dann widerspreche ich dem nicht. Du kannst deren Fähigkeiten wohl schließlich weit besser einschätzen, als ich es vermag. Ich hoffe nur, dass wir uns wirklich voll und ganz auf euch verlassen können und dass Ostia nicht etwa in Flammen aufgeht oder so.", musste Dives jedoch noch einmal ein paar mahnende Worte loswerden, wenngleich er ahnte, dass diese den Centurio nicht einmal peripher tangieren würden.


    "Und bezüglich der Tore können wir eigentlich auch gleich hier und jetzt sprechen, so du nichts dagegen hast. Der Hafenverwalter Sulpicius sitzt gerade hier; und der Großhändler Lutatius ebenfalls. Und darüber hinaus hätte auch ich eine Meinung dazu: Ich denke, dass sowohl das Tor zur Via Ostiensis, als auch das zur Via Portuensis offen bleiben sollten. Damit blieben lediglich die drei südlichen Tore des ostiensischen Stadtkern, von denen mir wohl.. die Porta Marina am wichtigsten erschiene.", begann er gleich einmal ungefragt seinen Senf dazu zu geben. Als Duumvir von Ostia hatte er nämlich nicht vor diese Entscheidung dem sulpicischen Hafenverwalter, ein-zwei Händlern und einem Centurio Classicus zu überlassen.


    "Folglich müssten dann also für die Zeit, da Ostia nur über eine Centurie an Soldaten zur Wahrung der städtischen Sicherheit verfügt, das laurentinische Tor und das Tor beim grünen Brunnen geschlossen werden.", schlussfolgerte er und bekam von Cornuntus lediglich ein Schulterzucken und leichtes Nicken zur Antwort. Dem waren nämlich ebenfalls die beiden Haupttore von Ostia und Portus, sowie das Tor zum Portus Marinae am wichtigsten...


    Sim-Off:

    Hier eine Karte zur besseren Verständlichkeit: Ostia-Plan 80/81 n.Chr.

    Tja, weshalb war ein dritter Mann während eines Vier-Augen-Gespräches im Raum, von dem der Cassier noch nicht einmal dessen Namen kannte? Vielleicht, weil der Alte zwar nicht so genau wusste, aus welcher Gens der Kerl stammte, dafür jedoch umso genauer darüber informiert war, dass der irgendwo im Stadtteil Marina arbeitete und wohlmöglich auch lebte. In jedem Fall also, so dachte er sich, könnte der dort, kurz vor den Stadtmauern Ostias, sicherlich bei irgendwem eine vorübergehende Notunterkunft für einen Germanicer auf der Flucht vor Häschern organisieren. Ohne einen Germanicer auf der Flucht vor Häschern jedoch, war der Typ in diesem Raum nun jedoch tatsächlich wenig nützlich, sodass der Caelier sich nach der Antwort Aculeos letztlich verzog. Er würde wohl noch einen kurzen Stopp bei der Villa Iuliana einlegen, bevor er sich für den Rest des Krieges wahrscheinlich ins Landgut eines seiner 'speziellen Freunde' verziehen würde. Die Villa Rustica Ficana, benannt nach der Ortschaft, die sich einst in deren Nähe befand, eignete sich ganz gut zum Ausharren. Und dennoch, relativ nahe an der Via Ostiensis gelegen, bekam man neue Informationen aus Ostia und/oder der Ewigen Stadt recht schnell mit...


    "Oh, glaube mir, ich bin zwar nun wieder einmal Praefectus, jedoch bei weitem kein Praefectus Praetorio.", schmunzelte der alte Cassier und versuchte den forschen Druck, den er wohlmöglich zu offensichtlich auf den Eques ausgeübt hatte, mit dieser Bemerkung wieder etwas in den Hintergrund zu rücken. Anschließend überlegte er kurz einen Moment. Er war drauf und dran sich nun nach einer Verlobten und deren Gens zu erkundigen, ließ ebendies letztlich jedoch für den Augenblick sein. Aculeo würde sich vermutlich nur ein weiteres Mal unter Druck gesetzt fühlen und am Ende dann unter Umständen gar nicht mehr helfen wollen, was der Alte nicht riskieren wollte. Er konnte ja auch nicht ahnen, dass der Germanicer bei der Frage nach seiner Ehefrau nicht von selbst an eine Verlobte dachte. Und wiederum darüber hinaus hätte er wohl Mars persönlich sein müssen, um zu ahnen, wer nicht mitunter so als Legionarius in der Prima Pia Fidelis diente und gleichzeitig der Cousin zweiten Grades einer gewissen Dame wäre...
    "Schade jedenfalls, dass du mir in dieser Angelegenheit nicht helfen kannst. Ich hoffe, dass ich nicht zu forsch aufgetreten bin beziehungsweise du mir gegebenenfalls verzeihen mögest, aber mein Sohn, MEIN SOHN, wird irgendwo in Roma festgehalten. Da MUSS ich einfach alle Möglichkeiten voll auszuschöpfen versuchen.", erklärte er und war hernach selbst von sich überrascht, dass er sich für etwas entschuldigt hatte. Solch ein Fauxpas war ihm zuvor noch nie passiert (und falls doch, so hätte er dies gut verdrängt).
    "Wenn du dennoch etwas hören solltest, dann bitte ich dich, mich umgehend zu informieren. Ich werde mich jetzt ins Officium Duumvirorum begeben und mich ein bisschen einarbeiten. Vale, Procurator.", verabschiedete sich der alte Cassius anschließend. Dann öffnete er die Tür, vor der Ostianus stand und gerade eintreten wollte. Vor Schreck stolperte der peregrine Vorzimmerbeamte zwei Schritte zurück, um anschließend zu fallen und den dunkelroten Wein über sich zu ergießen. Mit den Worten, "Du kommst zu spät.", schaute sich Hemina Maior das Trauerspiel einen Moment lang an, bevor er sich emotionslos an den Arbeitsplatz seines Sohnemannes begab. Dort jedoch würde er sich wohl weniger einarbeiten, als sich viel mehr von der Festsetzung seines Sohnes abzulenken versuchen...

    | Aulus Aufidius Augurinus


    Bei dem Angebot des Hortensiers winkte der alte Augur mit dankbarem Lächeln ab.
    "Ach, ich denke, zusätzliche Hilfe wird da nicht nötig sein. Diese jungen Discipuli, die mit dieser Aufgabe betraut wurden, sollen ruhig sehen, dass auch der Dienst für die Götter manchmal körperlich sehr belastend und anstrengend sein kann. Darüber hinaus scheint es mir auch nicht verkehrt, dass sich die Burschen mal ein bisschen erschöpfen.", sagte Augurinus mit seiner kratzigen Stimme beinahe väterlich. Immerhin stellten die Discipuli so mit geringerer Wahrscheinlichkeit irgendetwas an, wie vor einigen Wochen beispielsweise ein frisch hinzugewonnener Diener des Vulcanus - des höchsten Gottes der Civitas! Der hatte erst sportlich mit einem Freund auf der Palaestra, dem Sportplatz, einer der städtischen Thermen gerungen, bevor sie sich wenige Augenblicke später zu prügeln begonnen hatten. Soetwas warf nicht nur ein schlechtes Licht auf den Pontifex Vulcani, dessen Position in Ostia mit der des Pontifex Maximus in Roma vergleichbar war, sondern es wirkte sich negativ auf den gesamten ostiensischen Cultus Deorum aus... O tempora, o mores! Wenn man die Energie der Jugend nun hier deutlich produktiver und sinnvoller einsetzen könnte, dann würde man dies zum Wohle aller auch tun.


    "Und natürlich wirst du informiert werden, sobald das Sacellum nur noch die bauliche Hülle seiner selbst ist und richtige Bauarbeiter sich an die wirkliche Arbeit machen können.", erklärte er anschließend, bevor er dabei zusehen musste, wie sich zwei Discipuli am Eingang des Heiligtums erst stritten, wer zuerst gehen könne. Anschließend, der Augur hatte noch nichts weiter dazu sagen können, wurde erst der linke der beiden geschubst, ehedem der zurück schubste und letztlich eine kostbare Vase aus Theben, die letzterer heraustragen wollte, bei all dem zu Bruch ging.
    "Oh, bei Iuppiter...", schüttelte der Aufidier enttäuscht den Kopf, bevor er sich leicht resigniert wieder an Vaticanus wandte. "Wenn bei den Rückbauarbeiten, gerade was die diversen Marmorplatten betrifft, irgendetwas versehentlich kaputt gehen sollte, dann denk bitte daran, dass die größeren Bruchstücke noch immer von Mosaikenlegern zur Ausgestaltung des neuen Tempels verwendet werden können.", fiel ihm in diesem Zusammenhang noch ein. Der Augur hoffte zwar auf ein wenig mehr Geschick und vor allem geistige Reife bei den Bauarbeitern, doch ganz auszuschließen war ein deratiges Malheur natürlich nie.


    Nach diesem Hinweis wartete Augurinus, ob es sonst noch etwas gab, das der Hortensius mit ihm besprechen wollte.

    Sim-Off:

    Ansonsten könnten wir einen kleinen Zeitsprung machen und uns wieder hier treffen, nachdem das Sacellum leer geräumt wurde und hernach der Rückbau beginnt.


    In der Tat konnte sich auch Dives nicht mehr allzu genau an den Vortrag seines senatorischen Cousins erinnern, sondern wusste einzig noch, dass es an diesem Tag um irgendwelche Erbrechtssachen gegangen war. Allerdings sah er die Schuld dafür, dass er sonst nichts mehr davon wusste, keineswegs bei sich, sondern hauptsächlich bei dem süßen Typ in der modisch-eleganten, weinroten Toga! Der Kerl hatte von Dives aus in Richtung eines Fensters gesessen, weshalb der Iulier des Öfteren 'nach draußen' geschielt hatte und daher natürlich nicht mehr so ganz dem Vortrag Centhos hatte konzentriert folgen können. Letztlich konnte er also eigentlich gar nichts dafür, sondern sah sich selbst hier ganz eindeutig und völlig glasklar in der Opferrolle! Offiziell war er dereinst natürlich einfach nur überarbeitet gewesen und hatte sich deshalb nicht so gut auf dieses juristische Thema konzentrieren können...
    "Gerne. Warum nicht? Es würde mich freuen einmal Gast in der Villa Tiberia zu sein.", antwortete der Duumvir anschließend ehrlich lächelnd auf die Gegeneinladung des Patriziers. Einmal im Anwesen eines einflussreichen Consulars - auch wenn der schon tot war - zu stehen und zu sehen, wie der so gelebt hatte, wäre sicherlich nicht uninteressant. Vielleicht ließe sich dort ja sogar dieser oder jener Raumschmuck finden, den sich Dives anschließend auch selbst zulegen würde. Das war schließlich das Gesetz der Trends: Die meisten kamen von oben und nicht aus der Unterschicht... Wenngleich letztlich auch galt - und wohl stets gelten würde: Mode kann man kaufen - Stil muss man haben!


    Dann musste sich der Duumvir ein leichtes Grinsen unterdrücken. Seit wann bewunderte Lepidus seinen scharfen Verstand, dass er jetzt gar von 'wie immer' sprach? Zu dem Schluss kommend, dass dies wohl lediglich ein übertriebenes Kompliment gewesen sein musste, ging er jedoch nicht weiter darauf ein. Darüber hinaus schien bereits wenige Worte später klar, dass der Tiberier sicher einzig zum großen Cicero überleiten wollte, was jenes Kompliment unterm Strich zwar ganz angenehm, aber dennoch nicht mehr als zu einem Mittel zum Zweck machte. Aber egal.
    "Mein Freund, ...", begann Dives anschließend, während auch er sich nun erhob. "... du scheinst mir etwas skeptisch, was? Lass mich doch zunächst fragen: Wieviel traust du mir denn zu von all dem - oder begrenzen wir es mal auf den guten Cicero - schon gelesen zu haben?", gab er die Frage zunächst ab und wartete mit gespanntem Blick leicht lächelnd ab, wie sich der Patrizier da nun herauswinden würde. Letztlich war dies ja darüber hinaus noch nicht einmal seine eigene Bibliothek, sondern gehörte zusammen mit dem restlichen Anwesen seinem Cousin Centho - was aber selbstredend nicht ausschloss, dass sich der Duumvir durchaus des Öfteren am vorhandenen Buchbestand bediente...

    [Blockierte Grafik: http://i1294.photobucket.com/a…IR/Home/Avas/STsuniro.jpg| Tsuniro


    "Ich denke.. ja.", antwortete die Sklavin auf die Frage, ob es dann losgehen könnte. Was brauchten sie schließlich schon groß? Wollten sie nicht unnötig normabweichend auffallen, dann würden sie immerhin nackt baden, was ja kein Problem war, da Männer und Frauen andere Badetrakte hatten. Tsuniro hatte sich schließlich unbedingt danach erkundigt, dass es nicht nur unterschiedliche Badezeiten gab, da in diesem Fall die Frauen stets die unattraktiveren Morgen- und Mittagsstunden zugeteilt wurden. Wie trichterte die alte Locusta allen jungen Mädchen dieses Hauses mindestens einmal so schön ein? 'Nur Ehebrecherinnen baden gemeinsam mit Männern!' Dass auch Locusta diese Worte nur von einem berühmten Fabier, der vor etwa 14 Jahren gestorben war, geklaut hatte, wusste Tsuniro natürlich nicht.
    "Die Holzschuhe bekommen wir ja dort...", erklärte sie dann. Barfuß würde man(n) (wie auch frau) sich dort nämlich ansonsten teils die Füße verbrennen. Dabei kam der Sklavin jedoch noch ein anderer Gedanke. "... Hast du Geld?", erkundigte sie sich, wobei die Intonation weniger die Frage ließ, OB die Aemilia Geld hätte, sondern vielmehr, ob die Aemilia das Geld BEI SICH hätte. Der Maiordomus hatte der ägyptischen Sklavin schließlich erzählt, dass Eintrittsgelder zu zahlen sein würden, die - wie hätte es anders sein sollen - natürlich für Frauen höher waren, als für Männer...


    Anschließend könnte es wohl losgehen in die Thermae Agrippae! Oh, und auch Tsuniro hatte bereits Hummeln im Hintern und freute sich riesig! Endlich mal raus aus diesem, was die Herrschaften betraf, beinahe reinen Männerhaushalt. Die Sklavin war schon sooo gespannt, wen sie treffen würden und was ihnen mitunter für Gerüchte zu Ohren kämen. Vielleicht würde Caenis darüber ja endlich diesen Crassus vergessen und wer wüsste schon, welcher attraktive Junggeselle derzeit nicht eventuell so auf dem Markt wäre..?




    SKLAVE - CASA IULIA

    "Grüß dich, Helvetius.", versuchte Ostianus möglichst freundlich und heiter zu wirken, konnte aber kaum verbergen, dass ihn die aktuelle Situation doch ziemlich belastete. Als Peregrinus war sein Leben bereits vor dem alten Sack schwer genug gewesen - mit dem Cassier war es nun beinahe unerträglich geworden. Aber die Hoffnung, ... die Hoffnung war ihm noch geblieben.
    "Du kannst gleich rein gehen...", erklärte er dann mit ausladender Geste, während er sich gleichzeitig etwas vorlehnte und mit der freien Hand unauffällig das Gebäck abgriff. Nicht, dass der Alte oder irgendjemand, der sich bei dem einschleimen wollte, noch sah, dass Ostianus hier etwas bekommen hatte. Der Vorzimmerbeamte hatte nämlich das Gefühl, dass dieser Cassier es ihm sicherlich nicht gönnen würde.
    "... und: Danke.", schob er anschließend im Flüsterton nach, bevor er seinen Oberkörper wieder zurück in die Senkrechte führte. Ganz klar: Den Helvetier konnte er gut leiden. Hoffentlich würde der es auch einmal in dieses Officium schaffen. Es wäre tausendmal besser als unter dem alten Cassius..!


    Im Innern des duumvirischen Officiums saß Hemina Maior am Schreibtisch seines Sohnemanns und war gerade lesend mit einigen Briefen von seinen Klienten beschäftigt. Doch diese ekelhaften Blutegel konnten scheinbar immer nur nehmen und Hilfen vom alten Cassier empfangen. Brauchte er nun aber EINMAL ihre Unterstützung, so kam es ihm zumindest vor, dann bekam er lediglich leere Worte, überflüssige Floskeln und unnützes Geschwätz zur Antwort! Dementsprechend mies war nun die Laune des Cassiers, als Ocella eintrat.
    "Helvetius... Was gibts?", fragte er gereizt und blickte den Aedil aus schmalen Augen durchdringend an.

    So richtig schlau wurde Dives aus dem Helvetier bei dessen Aussage nicht. Einerseits äußerte der sich doch ziemlich kritisch, wie der Duumvir fand, während er andererseits von einer wünschenswerten Änderung sprach. Noch einmal überlegte der Iulier dann einen Augenblick, bevor er zu einer Antwort ansetzte.
    "Naja, dann sehen wir es so: Jetzt steht dort 'Männer', dann können 'Kandidaten' zumindest nicht falsch sein, da es ja einfach nur eine allgemeinere Formulierung in diesem Zusammenhang ist. Aus diesem Grund denke ich auch nicht, dass irgendjemand irgendetwas kassieren würde. Und solange hier keine Frau zu irgendeiner Wahl aufgestellt werden will, sollte es damit wohl auch keinerlei Probleme geben.", sprach Dives sich nun also durchaus für eine Änderung aus, ohne dabei jedoch zu sagen, dass er Frauen an der Macht sonderlich wünschenswert fände.
    "Im Prinzip wird mit der Änderung der Formulierung diese Grauzone ja nur noch etwas grauer...", auch wenn man Farbadjektive grundsätzlich nicht steigern konnte. "... und im Zweifelsfall werden sich die amtierenden Duumviri bei derlei Fragen sicherlich eh an den Curator Rei Pubicae wenden, der ja schließlich sogar zum Einschreiten in die Wahlen hier befugt ist.", erklärte er weiter. So zumindest würde er wahrscheinlich selbst handeln, da er ebenfalls kein Jurist war. Letztlich, davon war wohl auszugehen, würde sich irgendwann dieser Lücke in der Gesetzgebung der Civitas bestimmt ein Jurist aus dem Ordo Decurionum annehmen - wahrscheinlich sobald sich tatsächlich eine weibliche Bewerberin auf eine ostiensische Magistratur finden würde und das Thema so zwangsläufig zum Gesprächsstoff (auch außerhalb der Curia) würde.


    "Dann denke ich, können wir zum letzten Punkt kommen, der zweifelsfrei die größten Änderungen umfasst: Es geht um den Begriff der 'Lex Municipalis' selbst, den ich etwas unglücklich gewählt finde. Zum Einen besteht natürlich sehr schnell eine gewisse Verwechslungsgefahr mit der Lex IULIA Municipalis des vergöttlichten Caesar, die im Gegensatz zu unserer Lex Municipalis OSTIENSIS bei weitem nicht nur für Ostia gilt. Viel entscheidender jedoch ist, dass Ostia eine Colonia civium Romanorum ist und damit einen höheren Status besitzt als irgendein beliebiges Municipium.", erklärte der Duumvir und machte anschließend eine kurze Zäsur.
    "Welche Stadt, wenn nicht Ostia, die ERSTE Colonia des Reiches, gegründet einst in der Königszeit durch Ancus Marcius, sollte in diesem Punkt unnötig bescheiden sein?! Die Stadt war immer etwas Besonderes und hatte stets eine besondere Stellung - und ich bin fest davon überzeugt, dass sie immer eine herausragende Stellung haben wird, auch wenn sie den Glanz der Ewigen Stadt natürlich sicherlich nie erreichen oder gar übertreffen wird. - Ich will also aus der 'Lex Municipalis Ostiensis' die 'Lex Coloniae Ostiensis' machen, was neben dem Namen der Lex selbst, auch Formulierungsänderungen in deren Praeambel nach sich ziehen würde. In diesem Zusammenhang soll auch die 'Curia Municipalis', wie die Curia von Ostia nach Pars Prima, Paragraph drei heißt, in 'Curia Coloniae' umbenannt werden." Es folgte erneut eine kleine Pause, in der der Iulier überlegte, ob er noch irgendetwas in dieser Sache vergessen hatte. Zumindest aber fiel ihm nichts ein, was er wohlmöglich noch erwähnt wissen wollte, sodass er mit der schlichten Frage schloss:
    "Was meinst du, Ocella.. oder ihr beide.. was meint ihr beide dazu?", bezog er auch den Asinier noch mit ein.