Beiträge von Marcus Iulius Dives

    Die beiden tatsächlichen Bürokraten, namentlich der iulische Duumvir und der sulpicische Hafenverwalter, folgten dem Nauta ins Besprechungszimmer. Der lutatische Händler, den man in dieser Funktion wohl kaum als städtischen Bürokrat sehen könnte (er bekam ja nicht einmal ein städtisches Gehalt oder ähnliches), würde ihnen aber hoffentlich auch gleich folgen können.


    "Vielen Dank, Soldat!", antwortete Dives jenem Mann und nahm dort Platz, wo er bereits bei seiner ersten Besprechung in diesen Räumlichkeiten gesessen hatte. Gleiches galt für den Hafenverwalter Cornuntus, der damals schließlich ebenfalls anwesend gewesen war.
    "Dann hoffen wir mal, dass der Centurio nicht allzu viel bei seiner Torkontrolle auszusetzen hat und dementsprechend bald hier ist. Hast du deine Geschäfte heute eigentlich geschlossen oder, sowie ich, nur delegiert? Was handelst du eigentlich?", versuchte der Sulpicier anschließend zur Überbrückung der Zeit ein Gespräch mit dem Händler - oder Großhändler, wie Dives ihn genannt hatte - aufzubauen.

    Sim-Off:

    Plot in grober Absprache mit FDS, um überhaupt ein Ende für diese Story zu haben.


    So traf Dives geführt durch den decimischen Sklaven Lupus, eine ganze Weile nachdem jener Sklave Lupus von hier aus zu ihm aufgebrochen war, auf dem Gehöft der Decimer ein. Und ganz ehrlich wusste er dabei nicht, was er nun denken oder fühlen sollte - geschweige denn, was er tatsächlich dachte oder fühlte. War die anfängliche Skepsis ob des Boten mit geheimer, nur unter vier Augen an ihn persönlich zu übermittelnder Nachricht noch einer erleichterten und durchaus auch etwas euphorischen Freude gewichen, so hatten sich auf dem Ritt hierher bereits wieder einige Zweifel in seine Gedanken gestohlen ob der Vertrauenswürdigkeit eines Sklaven namens Lupus; einem Wolf, der neben den damit verbundenen vermutbaren Charakterzügen auch noch einen Körperbau hatte, mit dem er glatt als heldenhafter Gladiator im Colosseum auftreten könnte. Mit dem Abstieg vom Pferd und dem Betreten des Gebäudes, in welchem sich Serapio befinden sollte, wurde dem Iulier etwas flau in der Magengegend und ein seltsames Abschiedsgefühl stieg langsam in ihm auf.
    Von seinem Onkel Proximus wusste er ja bereits, dass die Praetorianer nach Norden den angeblichen Rebellen entgegen ziehen würden. Das würde vermutlich eine Schlacht bedeuten, in der Römer gegen Römer kämpften, in der die militärische Elite der ganzen bekannten Welt es mit einem gleichrangigen und ebenbürtigen Gegner zu tun bekäme und in der folglich unterm Strich wohl alles möglich schien: Serapio könnte also großer Kriegsheld wiederkehren, als mächtiger Hercules, dem spätestens dann auch dank seinem in den iulischen Augen absolut makellosen Äußeren sicherlich beinahe jede Römerin (und vermutlich auch so einige Römer) nur so zu Füßen liegen würden. Andererseits könnte er auch als entstellter Held, der für sein Leben körperlich wie auch seelisch gezeichnet sein würde, in die Ewige Stadt zurückkommen, wobei sich Dives nicht einmal vorstellen wollte, was das für die nähere Umgebung und das Liebesleben des Praetorianerpraefectus hieß. Oder aber er kämpfte heroisch, unterlag und würde gefangen genommen. In diesem Fall gäbe es viele Möglichkeiten mit einem so hohen Gefangenen zu verfahren. Man mochte ihn zum Überlaufen bringen oder sein Todesurteil sprechen. Letzteres erschien dem iulischen Duumvir sogar umso wahrscheinlicher, je stärker Serapio wohlmöglich verletzt wäre, den was könnte man dann noch groß mit ihm anfangen außer ihn möglichst publikumswirksam zur Rechenschaft zu ziehen? Und zu guter Letzt blieb da ja auch noch immer dieses gewisse Risiko, dass der Praefectus unabhängig vom Ausgang der Schlacht selbst im Kampf fiele...
    Alles in allem standen die Chancen ausgehend von diesen verschiedenen Szenarien damit wohl etwa 50:50, dass Dives den Decimer überhaupt jemals nach diesem Abend und dieser Nacht wiedersehen würde, wenngleich man natürlich hoffen könnte, dass der große Iuppiter Serapis nach dem üppigen Gelübde, welches der Duumvir abgelegt hatte, seine schützende Hand wenigstens ein bisschen über Serapio ausbreiten würde. Dennoch: Die letzte Sicherheit würde Dives wohl erst nach diesem unsäglichen Bürgerkrieg und lange nach dem heutigen Abend und der heutigen Nacht haben. Er wollte seinen Held nicht schon wieder verlieren, nachdem er ihn doch gerade erst überhaupt gefunden hatte. Sie hatten doch noch nicht einmal auch nur eine einzige gemeinsame Nacht miteinander verbracht, nach der sie am Morgen wieder gemeinsam aufgewacht wären. Wobei... Mitunter würde sich genau dies ja jetzt ändern!


    Noch einmal atmete Dives tief durch, bevor er anschließend mit einem versucht glücklichen Lächeln das Zimmer betrat, in welchem, wie man ihm sagte, Serapio ihn erwarte. So ganz ließen sich die finsteren Gedanken und schlimmen Vorahnungen eben nicht von jetzt auf gleich abschalten. Erst auf den zweiten Blick machte der Iulier sodann den attraktiven Praefectus vor dem Kamin liegend aus, schloss die Tür hinter sich und begab sich ruhigen Schrittes zu ihm. Von hinten an den scheinbar gemütlich auf einer Kline mit Blick ins Kaminfeuer wartenden Serapio herantretend und ihn sogleich mit der Intention ihn zu überraschen umarmend, bemerkte der Duumvir erst bei seinem anschließenden Begrüßungskuss auf die Wange, dass der Decimer wohl schon ein Weilchen im Land der Träume wandelte, was letztlich auch erklären mochte, wie der oberste Praetorianer und damit auch Chef des kaiserlichen Geheimdienstes Dives' Eintreten zu überhören vermocht hatte.
    Der Iulier seufzte einmal kurz und betrachtete Serapio für einen ausgedehnten Augenblick, während er ihm eine dunkle Strähne aus dem Gesicht strich. Dann löste er sich von diesem wundervollen Anblick, diesem Bild für die Götter, schlich leise auf die andere Seite der Kline und setzte sich dort, schön mit Sicht auf die flackernden Flammen im Kamin, auf den vom Feuer vorgewärmten Boden. Für einen kurzen Moment verlor sich sein Blick in den unzähligen verschiedenen Rot- und Gelbtönen, die freudig zu tanzen schienen als gäbe es keinen Morgen. Dabei entdeckte er eine Kanne angebrochenen Wein, wie auch ein halbvolles und ein leeres Glas, die allesamt auf der Mensa vor der Kline standen. Der Wein leuchtete verführerisch rot durch das Glas im Licht des Kaminfeuers und nachdem Dives erneut einen Augenblick überlegt hatte, was er jetzt hier tun sollte, entschied er sich sich erst einmal selbst ein Gläschen des Rebensaftes zu gönnen.


    "Einen sehr guten hast du hier ausgesucht.", begann er nach einem Schluck an Serapio gewandt, nahm noch einen kleinen Zug und stellte das Glas hernach wieder auf der Mensa ab, um seinen Kopf dann erneut zum süß schlummernden Prätorianerpräfekt zu drehen.
    "Hat dir schon einmal jemand gesagt, wie schön du aussiehst, wenn du schläfst? ... Also nicht, dass du nicht auch sonst absolut hinreißen bist, nur..." Dives grinste und schaute einmal mehr in die tanzenden Flammen im Kamin. Serapio schlief. Wieso also versuchte er sich hier für etwas zu rechtfertigen, was der Decimer im Traum nicht mitbekommen hatte - welch passende Umschreibung. Der Iulier lehnte sich zurück, legte seinen Kopf auf Serapios Kline ab und drehte ihn anschließend so, dass er die Augen des Praefectus sehen konnte. Der schlief noch immer und wahrscheinlich gar tief und fest bis morgen früh; kein Wunder bei dem, was ihm derzeit so alles durch den Kopf gehen musste.
    "Ich hoffe, dass du wir uns wiedersehen... Das heißt, nein, ich weiß, dass wir uns wiedersehen. Ich habe für dich geopfert und gebetet und ein nicht ganz bescheidenes Gelübde an Iuppiter Serapis gegeben, damit er über dich wacht. Dir kann also eigentlich gar nichts passieren." Nur uneigentlich, aber das verschwieg der Duumvir dem Schlafenden lieber. Stattdessen richtete er seinen Oberkörper wieder auf, um noch einen Schluck Wein zu nehmen und sich anschließend wieder in die gleiche zurückgelehnte Lage zu bringen. Bei der Gelegenheit wechselte er auch das Thema, welches ihm doch etwas düster für den vermutlich letzten gemeinsamen Abend für eine zumindest sehr lange Zeit zu sein schien.


    "Hab ich dir eigentlich schon erzählt, dass ich neulich einen Cousin mütterlicherseits getroffen habe? Er ist ein Sergier und ein echter Hingucker, wie ich meine. Nicht, dass er gegen DICH ankäme, aber ich fand es schon einen ziemlichen Zufall, nachdem... Also... Naja... Du hast ja auch einen nicht ganz unansehnlichen Cousin, wie ich erfahren habe. Er war vor einer Weile in der Villa Iuliana hier in Ostia zu Gast und ist Centurio Classicus der Classis Misenensis. Weißt du, wen ich meine?", fragte Dives und erwartete natürlich keine Antwort vom hoffentlich süß träumenden Decimus. Nach einem erneuten großzügigen Schluck Wein erzählte der Iulier weiter. Manchmal musste man sich eben erst etwas Mut antrinken.
    "Decimus Massa ist sein Name und ich glaube, er wollte mich verführen während seines Aufenthaltes in der Villa. Und ganz ehrlich..? Beinahe hätte er es auch geschafft. Du hast ihn doch nicht etwas auf mich angesetzt, um mich zu testen, oder? ... Nein, hast du nicht. Und überhaupt ist dein Cousin auch gar nicht mit dir zu vergleichen, sodass es auch völlig abwegig wäre, wenn er und ich... Nein. Aber weißt du was? Ich glaube, er steht insgeheim ein bisschen auf dich... oder stand mal auf dich oder so. ... Hmhm... Ja, ich glaube.", meinte er abschließend, leerte sein Glas und schenkte sich erneut ein.


    "Da fällt mir ein, dass ich auch meinen ersten.. äh.. meine erste.. nun.. Bekanntschaft vor einiger Zeit wiedergetroffen habe. Er heißt Caelius Caldus und ich befürchte, dass er mir völlig verfallen ist, seitdem ich Duumvir bin. Ich frage mich: Wie kann man mir verfallen?! ... Oder meinst du, dass es nur mein Amt ist? ... Hast du auch solche.. nunja.. Probleme, seit du das Kommando der Praetorianercohortes übernommen hast?" Dives machte eine kurze Pause und überlegte, was wohl Serapios Antwort darauf wäre. Hatte er seither vielleicht gar an jedem Finger einen Kerl und der Iulier war lediglich einer von vielen? - Fraglich, aber dennoch nicht unwahrscheinlich; so wie sich immerhin Caelius Caldus schon einem Duumvir aufdrängte...
    "Naja.. Auf jedn Fall hillfta mir viel, wennu nich da biss. Aso nich so, wie du jez vielleich tenkst, aba ich kann imma mit ihm redn un so. Ich ha..ab ihm aba natürich nich gsagt, dass du du bist, verste..eht sich. Un beispsweise bei meina nextn großn Rede hillfta mia auch. Wia wolln den Her..renn..ennius ornlich fertich machn. Dea is nämisch ech..total, wie saggt ma, horosk... Nei, isch main natsch ho..mo..phob. DEA, dea hat das escht vadient! Das... *ouah* Das vastehs tu doch... o..daa?", seufzte Dives letztlich und rutschte nun selbst ab in eine Traumwelt. Inwieweit dies nun am Iulier selbst lag, der schließlich nicht sonderlich trinkfest war, oder ob es doch die Konzentration des Rebensaftes war, die - mit welcher Intention auch immer - eventuell etwas höher war, darüber mag und mochte sich jeder sein eigenes Urteil bilden...


    ~~~


    Leicht fröstelnd und mit einem ausgedehnten Gähnen wurde Dives zu einer unbekannten, späteren Stunde in der Nacht wieder wach. Er wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte, doch im Kamin glühte es nur noch hier und dort ein bisschen - von wärmendem Feuer keine Spur. Der Iulier richtete sich unter schmerzverzerrter Mimik auf und reckte und streckte sich leicht, während er sich nach einer Decke oder ähnlichem umsah. Und in der Tat wurde er fündig, nahm die Decke und deckte den Decimer behutsam zu. Nach weiterer mehr oder minder kurzer Suche kniete Dives mit einer kleinen Tafel und einem entsprechenden Schreibgerät in den Händen vor der Mensa und hinterließ eine Nachricht. Serapio sollte wissen, dass er hier gewesen war, wenn er am Morgen aufwachen würde. Denn andererseits würde der Iulier nicht die gesamte Nacht über bleiben. Er wusste nicht genau weshalb, doch er wusste, dass es sich falsch anfühlte, wenn er bliebe.
    "Schlaf schön, mein Held. Und komm bald wieder heil zurück.", verabschiedete er sich und gab Serapio einen Kuss auf die Stirn.
    "Die Götter seien mit dir. Vale.", fügte er hinzu, während er dem Decimer noch einmal sanft mit der Hand durchs Haar fuhr und über sein Gesicht strich. Der Abschied würde bestimmt, hoffentlich, nicht für immer sein. Anschließend verließ Dives das Zimmer, dann das Haus und kurze Zeit später auch das decimische Gehöft. Das Pferd, auf welchem er zurück zur Villa Iuliana ritt, würde ein iulischer Sklave noch vor Sonnenaufgang zurück bringen.
    Auf der Mensa vor Serapios Kline fanden sich nunmehr zwei mehr oder weniger halbvolle Gläser des roten Rebensaftes, sowie folgende Tafel:


    Suavis Serapis!


    Es war schön dich wiederzusehen. Sei mir nicht böse, dass ich nicht mehr da bin, aber Abschiede sind nichts für mich.
    Pass auf dich auf und komm heil aus dem Norden wieder. Ich opfere für dein Wohl. Die Götter seien mit dir!


    Vale bene,
    M. I. dulcis Dives ;)


    PS: Guter Wein! Komm zurück und wir trinken den nächsten wirklich zusammen...

    | Caius Caelius Caldus


    Der enge Vertraute des iulischen Duumvir atmete noch dreimal tief durch, bevor er zu einer Erklärung ansetzte.
    "Es tut mir Leid; ich bin untröstlich, aber ich muss dich sprechen... dringend... und allein.", gab er noch immer ziemlich außer Atem an und schaute bei seinem letzten Wort in Richtung Vaticanus und etwaiger anwesender Mitglieder der aedilischen Officia.
    "Es geht um den Duumvir Iulius.", fügte er nach kurzer Pause hinzu, wenngleich es wohl eher beide Duumvirn betraf. Das wiederum hätte jedoch wahrscheinlich den Hortensier nur noch mehr zur Diskussion eingeladen, als dies jetzt schon der Fall war. Fest stand: Es gab Dinge - und das sollte Ocella wohl auch noch einigermaßen erinnerlich sein -, über die man nur mit bestimmten Leuten sprechen dürfte und sollte...




    SCRIBA LOGEI - BIBLIOTHECA MARINAE

    | Caius Caelius Caldus


    Sichtlich aufgeregt platzte am Abend dieses Tages, an dem die Nachricht von den cornelischen Truppen vor Roma in Ostia angekommen war und sich die Duumvirn stante pede dazu aufgemacht hatten, jene Militärs zu besuchen, Caelius Caldus ohne Anklopfen oder sonstige Höflichkeiten in das Officium der Aedile. Auch den Vorzimmerbeamten hatte er einfach links liegen gelassen.
    "Ocella..? ... Helve..tius Ocella..?", keuchte er, der er gerade direkt von der Villa Iuliana hierher gelaufen, hierher gerannt war...




    SCRIBA LOGEI - BIBLIOTHECA MARINAE

    Der Kerl ließ sie inhaftieren?!? Das schlechte Bauchgefühl des Iuliers bestätigte sich also. Irgendetwas musste in der Vergangenheit bereits zwischen ihnen vorgefallen sein... oder reagierte man hier unter Umständen auf jeden Gast, der einen unterstützen wollte (ob nun in letzter Minute oder nicht) so? Dives atmete einmal tief durch und versuchte Haltung zu bewahren. Viel mehr könnte er sowieso gerade nicht tun. Selbst wenn sie mit der gesamten Centurie der Classis Misenensis aus Ostia gekommen wären, was zweifellos eine völlig utopische Vorstellung war, so wären sie hier auf Gedeih und Verderb den mehrfach größeren Truppen des cornelischen Heeres absolut ausgeliefert gewesen.


    "Bevor wir deine Gastfreundschaft widerstandslos in Anspruch nehmen, lass mich noch sagen, dass auch in Ostia Römer leben. Und natürlich sind die Speicher nicht völlig unbewacht, sondern eine Centurie der Classis Misenensis ist in der Civitas zurückgeblieben, um für die Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung zu sorgen.", gab der iulische Duumvir kurzentschlossen auch militärische Details preis.
    "Als Duumvirn, die für das Wohlergehen Ostias verantwortlich sind, wollten und wollen wir hier vermitteln, um ein unnötiges Blutvergießen zu verhindern. Bitte bedenke dies bei den Gedanken, die du dir machst.", erklärte er abschließend und machte sich dann bereit zusammen mit seinem Collega abgeführt zu werden. Sie konnten nur hoffen, dass der Tribun ein Schnelldenker wäre und sie folglich nicht allzu viele Nächte in dessen Gewahrsam verbringen müssten. Vielleicht würde der Optio gegen eine kleine Spende ja eine Nachricht an Licinus überbringen, um den Prozess noch zusätzlich zu ihren Gunsten zu beeinflussen? Andernfalls könnten sie wohl nur warten... und sich mit eventuellen anderen 'Gästen' unterhalten...

    'Vielleicht hätten wir uns vorher schriftlich anmelden sollen...', schoss es Dives bei der Antwort des Soldaten durch den Kopf, doch schon im nächsten Augenblick verwarf er diesen Gedanken bereits wieder. Ein kleiner Überraschungseffekt war vielleicht gar nicht mal so verkehrt. Man könnte ihn gar so auslegen, als hätte man bei der Dringlichkeit der Sache keine Zeit für ein Schreiben gefunden.


    "Nun, dann würde ich sagen, warten wir auf den Centurio, nicht wahr?", versicherte sich Dives eher rhetorisch bei den beiden anderen Herren und bekam vom Sulpicier nur ein beinahe gleichgültiges Schulterzucken. Der hatte seine Angelegenheiten vorsorglich für den gesamten Rest des Tages delegiert und würde erst am Abend kontrollieren, ob alles zu seiner Zufriedenheit gelaufen sein würde.
    "Vielleicht wäre es ja dennoch möglich, dass wir im Innern auf ihn warten?", erkundigte sich der Iulier wieder an den Wachhabenden gewandt. Dann könnten sie direkt nach dem Eintreffen des Centurio mit dem Gespräch beginnen und die ganze Kontrollprozedur läge bereits hinter ihnen...

    Dieser Plan ging so also erst einmal nicht auf, sodass Dives fürs Erste wohl damit leben musste den Tribun nicht näher zuordnen zu können. Vielleicht handelte es sich ja auch tatsächlich nur um eine Verwechslung...


    "Nun, zunächst würden wir euch gerne unsere Häfen und Wasserwege zur Verfügung stellen. Soweit ich informiert bin, werdet ihr praktisch vor allem über Land, insbesondere aus dem Norden versorgt, was eure Lage hier, vor den Toren Romas, sicher nicht einfach macht.", begann der Iulier vorsichtig und versuchte eine erste Reaktion auf dieses Angebot auf dem Gesicht des Tribuns auszumachen.
    "Wie dir sicherlich bekannt ist, kontrolliert Ostia als Hafen Romas sowohl die natürliche Tibermündung, als auch die diversen Kanäle von jenem ins Mare Tyrrhenum. Schon immer wurde Roma zu einem Großteil von Ostia aus versorgt und mit dem Emporium und den Horrea Galbae, die sich in eurer Hand befinden, könnte der zwar kriegsbedingt spärlichere, aber dennoch noch immer vorhandene Warenstrom dorthin aufrecht erhalten werden.", erklärte Dives weiter und deutete damit auch durchaus an, weshalb dies auch im Interesse Ostias wäre. Die lokale Händlerschaft wäre sicher froh...


    "Neben dieser Infrastruktur würden wir euch natürlich auch nach Kräften mit unseren städtischen Nahrungsmittelreserven unterstützen. Diese sind zwar aufgrund der ausbleibenden Lieferungen aus Aegyptus alles andere als riesig, doch empfangen wir dennoch regelmäßig Korn aus Sicilia, Corsica und Sardinia und natürlich auch aus Hispanien und in sehr begrenztem Umfang auch aus Nordwestafrica.", fuhr anschließend Hemina fort. Dann warteten beide Duumvirn erst einmal ab, was der Tribun zu all dem zu sagen hätte. Die Probleme mit der einen Centurie der Classis Misenensis in der Stadt verschwieg man dem hohen Militär vorerst.

    | Nero Sulpicius Cornuntus
    HAFENVERWALTER - PORTUS ROMAE


    "Salve! Dann bist du also der Händler Lutatius, richtig?", grüßte Cornuntus freundlich forschend zurück und gab dem Mann die Hand. Nach kurzem Überlegen, denn ihm kam dieses Gesicht doch irgendwie bekannt vor, fügte er hinzu:
    "Kann es sein, dass wir uns schon einmal begegnet sind? Die Feierlichkeiten beim Duumvir Iulius vielleicht?", schoss der Hafenverwalter einfach einmal ins Blaue... und blieb damit nicht ungehört.
    "Ich höre, ihr sprecht über mich? - Salvete!", gesellte sich der Duumvir zu den beiden Männern, während seine vier Liktoren in wenigen Schritt Entfernung zum Stillstand kamen. Sie würden exakt an jener Stelle warten, bis der Iulier die Castra später wieder verlassen würde.
    "Sulpicius, Lutatius, alles bereit soweit?", versicherte sich Dives anschließend noch einmal, bevor er auf einen offensichtlich Wache schiebenden Soldaten zutrat und ihn ansprach:


    "Sei gegrüßt, Soldat! Wir, das sind der Hafenverwalter Sulpicius, der Großhändler Lutatius und der Duumvir Iulius, ...", deutete Dives mit kleinen Gesten zur jeweiligen Person und machte aus Ocellas Händler im Handumdrehen einen Großhändler. "... sind hier, um um ein Gespräch mit dem Tribunus Fabius oder dem ihn vertretenden Centurio Classicus zu bitten.", erklärte er wieder voll und ganz dem Soldaten zugewandt weiter.
    "Wir kommen natürlich allesamt unbewaffnet...", fügte er nach einer kleinen Pause hinzu und blickte kurz mit Schalk im Gesicht hinter sich. "... hoffe ich."


    "Natürlich.", pflichtete der Hafenverwalter ernst, da er sich ja bereits mental auf das erwartete Gespräch eingestellt hatte, bei.

    | Potitus Asinius Celer


    "Du hast Recht, Ocella. Wir sollten unsere Aufgaben pflichtgemäß erfüllen und darauf vertrauen, dass es auch den Duumvirn in erster Linie um das Wohlergehen der Civitas geht.", erklärte der Quaestor nickend. Letztlich würden die beiden Stadtobersten selbst in dem Fall, dass sich die zuvor geäußerte Befürchtung bewahrheitete, sicherlich einen triftigen Grund gehabt haben die Vorhaben und Pläne nicht weiter mit jemandem zu besprechen. Ob sie vielleicht gar die Classis fürchteten?
    "Nun, ich mache mich wieder auf zu meinen Zahlen und Bilanzen. Valete!", verabschiedete sich Celer anschließend und verließ das Officium wieder in Richtung seiner eigenen Amtskammer...




    KLIENT - MARCUS IULIUS DIVES

    | Nero Sulpicius Cornuntus


    Etwa ein bis zwei Dutzend Passus von den Wachen der Castra entfernt wartete der Sulpicier gemäß Vereinbarung leicht überpünktlich auf die beiden anderen Mitglieder der Delegation, die heute den Centurio Classicus sprechen wollte. Und während er sich nun noch einmal mental auf das Kommende vorbereitete, konnte man wenige Straßen entfernt bereits den Duumvir ankommen hören und wie ihm durch seine vier Liktoren Platz verschafft wurde. Sobald der Iulier hier wäre, würde folglich nur noch der Händler Lutatius fehlen... oder tauchte der gar noch vor dem Duumvir auf?
    Wie dem auch war, so begnügte sich Cornuntus bis dahin mit schlichtem Warten. Er sprach noch niemanden von den Wachen an.


    Sim-Off:

    Edit: Link



    HAFENVERWALTER - PORTUS ROMAE

    Tja, wieviele Veteranen lebten nun gerade in Ostia und nicht in der Stadt ihrer jeweilig letzten Truppe? In Mantua und Misenum sah es in dieser Hinsicht sicherlich etwas besser aus, während man hier wohl maximal auf diesen oder jenen ehemaligen Urbaner hoffen konnte, dem Ostia besonders gefiel oder der nach seiner Zeit beim Militär nun besonders im Handel tätig werden wollte. Und selbst wenn es hier mehr als nur eine handvoll Veteranen gab (wovon sicherlich auszugehen war), so blieb doch letztlich immernoch die Frage, wer von denen sich nicht für diese oder jene Seite freiwillig zum Kampf für Kaiser, Roma und Vaterland gemeldet hatte...
    "Gut. Damit wäre das also geklärt. Was den Treffpunkt betrifft, so würde ich vorschlagen, dass wir uns direkt vor der Castra Vexillationis treffen. Sobald alle eingetroffen sind, können wir dann gemeinsam hoffen zum Centurio vorgelassen zu werden.", erklärte Dives, was man dem Lutatier diesbezüglich noch mitteilen müsste.
    "Gib es sonst noch weitere Angelegenheiten, die wir, wo wir hier gerade einmal so zahlreich versammelt sind, besprechen sollten?", erkundigte sich der Iulier weiter und schaute forschend in die Runde. Hemina hatte offensichtlich nichts, sodass die Frage nun lediglich noch die beiden Aedile betraf...

    Der Caelier hielt überrascht die Luft an, als Ocella ihn ansprach. Dann schaute er noch einmal versichernd zum Duumvir, bevor er antwortete.
    "Naja, also vielleicht... Ich meine, eventuell wäre eine offizielle Aussage der Stadtverwaltung nicht schlecht? Wenn Dives sich sicher ist, dass etwaige Ressourcen nur verschwendet wären und zu keinerlei brauchbaren Ergebnissen führen würden, dann könnten er oder die Stadtverwaltung als solche ja eine entsprechende Erklärung abgeben und damit die Gerüchteküche etwas einzudämmen versuchen?", meinte Caldus vorsichtig und eher fragend und versicherte sich dabei immer wieder mit kurzen Blicken beim Iulier.
    "Wobei man nach der mittlerweile verstrichenen Zeit sicherlich zumindest vorgeben sollte, dass es auch eine entsprechende, zeitnahe Untersuchung dieses Vorfalls gegeben hat.", fügte Dives in sachlichem Tonfall hinzu. Nicht dass am Ende gar noch die Bevölkerung eine aufwändige Untersuchung fordern würde oder schlimmer noch: Mancheiner sich selbst auf Spurensuche begeben würde. So hingegen würde sich wohl kaum jemand bemühen noch etwas herauszufinden, wenn schon private Ermittler eines Duumvir nichts hatten zutage fördern können...


    "Vielleicht macht man einfach einen entsprechenden Aushang?", fragte Caldus weiter, da er sich jetzt irgendwie in das Gespräch direkt mit einbezogen fühlte und sich nicht mehr nur in der Rolle eines stillen Beobachters sah.

    "Nun, ich stimme dir zu, dass die Punkte 14 und 15 Gründe für eine Standschließung beinhalten. Letztlich würde das nach dem aktuellen Entwurf dazu führen, dass Caius Exemplus ausgehend von einem erstmaligen Verstoß entweder eine Geldstrafe oder einen temporären Standplatzentzug nach Punkt 20 zu befürchten hätte.", begann Dives und machte eine kurze Pause, damit die verschiedenen Punkte, auf die er sich bezog, leichter nachvollziehen konnte. Darüber hinaus suchte er auch nach einem anderen, besseren Beispiel...
    "Was aber machst du, wenn du lediglich einen Verdacht für einen beliebigen erstmaligen Verstoß hast? Willst du den Händler auf gut Glück vor endgültiger Überprüfung mit einer Geldstrafe oder Standschließung bestrafen? Dann würde der Händler im Falle deines Unrechts gegen die Stadtverwaltung vorgehen können, da er ja zu unrecht bestraft wurde. Oder willst du im Zweifelsfall für den Angeklagten den Händler mitunter unrechtmäßig weiterverkaufen lassen, da dir ja noch keine endgültigen Beweise oder ausreichende Verdachtsmomente vorliegen? Das sollte, meines Erachtens nach, ein Fall sein, in dem man sich auf den fünften Punkt beziehen können sollte und den Stand vorübergehend - nämlich bis zur endgültigen Klärung der Angelegenheit - schließen lassen kann. Das ist keinerlei Strafe, gegen die der Händler im Nachhinein wieder vorgehen könnte, bietet auf der anderern Seite aber den zusätzlichen Schutz, den die Kunden auf dem Markt benötigen." Niemand sollte schließlich Raubgut kaufen können oder ähnliches.
    "Und auf die reine Mundpropaganda würde ich mich nur ungern verlassen wollen, wie wohl mitunter auch einige andere Decuriones in den Raum stellen könnten.", gab der Iulier noch einen abschließenden Kommantar zu diesem Beispielfall. Was wäre dies mitunter anderes als fahrlässiges Handeln seitens der Stadtverwaltung, wenn man sich darauf verließe?


    "Insofern also beinhaltet Punkt fünf keinerlei Sanktion oder Strafe, sondern durchaus bereits eine organisatorische Anordnung beziehungsweise einen absolut notwendigen Vorbehalt, den wir uns als Stadtverwaltung einfach herausnehmen müssen - womit wir in Ostia ja auch nicht alleine dastehen.", setzte der Duumvir nach kurzer Pause zum Denken fort.
    "Um jedoch noch einmal auf den Punkt 21 zurückzukommen: Weder im Fall des Caius Exemplus mit dessen verdorbenem Fisch, noch im Falle einer beispielsweise erst noch zu überprüfenden Raubgutvermutung, die wohl zur Anwendung des Punktes fünf führen würde, sehe ich irgendeinen Bezug zum Punkt 21. Frage ich also vielleicht einfach andersherum: Für welchen Fall oder welche Fälle hast du diesen Punkt mit in diesen Entwurf aufgenommen? Könntest du ein Beispiel konstruieren, in dem du als Aedil auf diesen Punkt aktiv Bezug nehmen wollen würdest?", erkundigte sich Dives. Das wäre wahrscheinlich wirklich der einfachste Weg, um ihn (und später auch andere Decuriones) von der Notwendigkeit dieses Punktes zu überzeugen.

    | Caius Caelius Caldus


    Auch Caelius Caldus, ein enger Vertrauter des iulischen Duumvir, der jedoch nie als solcher irgendwo auftrat und folglich in der Öffentlichkeit auch kaum als solcher wahrgenommen wurde, war Zeuge dieses Vorfalls. Und in der Tat war auch er - wie einige andere - der Meinung, dass die gutbetuchte Dame einiges Glück gehabt hatte, dass gerade ein Soldatentrupp hier anwesend war. Als Vertrautem eines der ostiensischen Duumvirn war ihm schließlich durchaus bekannt, dass nicht gerade beruhigend viele Militärs in der Stadt zurückgeblieben waren. Oder sollte eine Centurie von etwa 80 Mann Stärke dazu in der Lage sein alle fünf Stadttore, alle vier Häfen, den großen Marktplatz nahe des ostiensischen Theaters und den großen Zentrumsplatz mit Curia, Capitolium (in dem sich ja immerhin die gut gefüllte Stadtkasse befand) und Basilica auch nur einigermaßen ausreichend zu beschützen??
    Fünf Männer hatte diese Patroullie der Classis umfasst, woraus man wohl recht einfach schlussfolgern konnte, dass maximal 16 Patroullien zur Verfügung stehen würde - abzüglich natürlich noch der Torwachen für die fünf Stadttore. Und hatte überhaupt schon jemand die Wachen für die Castra und das Marschlager der Classis bedacht?!? Wenn sich Caldus nämlich recht erinnerte, so hatte sich sein iulischer Freund vor einiger Zeit nämlich noch darüber beklagt, dass der Praefectus Classis ja unbedingt darauf bestehe dieses Lager auch nach dem Abzug des Großteils seiner Truppen hier in Ostia bestehen zu lassen. Da stellte sich wohl jedem normalen Bürger zwangsläufig irgendwann die Frage, wie die zurückgebliebenen 80 Soldaten der Classis - über 24 Stunden - das alles zu schützen gedenken würden?! Denn zumindest die fünf Stadttore und die Eingänge zur Castra und dem Marschlager der Classis müssten wohl rund um die Uhr bewacht werden. Gleiches düfte darüber hinaus wohl auch für die Speicherviertel der Stadt gelten, sowie den großen Platz im Zentrum, wo man besser nicht riskierte, dass jemand den Versuch startete sich an der Stadtkasse unter dem Capitolium zu vergehen...


    "Mich würde ja wirklich interessieren, wie lang die armen Seeadler jeden Tag marschieren, wachen und patroullieren müssen, um eine Großstadt wie Ostia derartig zu beschützen...", mischte sich Caldus eher passiv in die Diskussion ein, indem er diesen Kommentar lediglich mit belächelndem Blick zu seinem Nebenmann raunte.
    "Da bin ich doch echt froh nur ein Archivschreiber zu sein und kein Soldat. Wirklich, mit denen würde derzeit wohl niemand tauschen wollen oder sich jetzt gar freiwillig zum Dienst bei der Classis melden...", sprach er sodann weiter und lächelte noch immer. Immerhin verdiente er mit seinen 25 Sesterzen Gehalt (was etwas weniger als dem in stadtrömischen Bibliothecae gezahlte Satz entsprach) beinahe soviel wie ein Nauta - und das bei deutlich weniger Arbeitsaufwand, Gefahr und Stress...
    "Denn sollt'n sik die Sesselpupser inner Curia vielleicht och mal von ihr'n breitjesess'nen Hintern erheb'n un' wat mach'n! Dieser junge Iulius hat doch noch vor seiner Wiederwahl so rumjetönt, wie jut er doch mit da Classis könne un'.. un' dieser Helvetier hatte seine Klappe och janz schön uffjerissen von wegen Sicherheit un' so!", sprang der Nebenmann des Caeliers gerne auf diesen Gaul auf und tat, was er am liebsten machte: Sich über die Politik im Allgemeinen und die ostiensischen Möchtegern-Politiker im Speziellen aufregen. Irgendetwas gab es schließlich immer zu meckern in der Großstadt Ostia...




    SCRIBA LOGEI - BIBLIOTHECA MARINAE

    In der Tat hatte der Iulier noch nicht einmal damit begonnen sich einem glitschigen Aal (oder irgendeinem anderen Fisch) gleich zu winden. Und auch nach den folgenden Worten Ocellas sah Dives keinen Grund hierfür. Dazu waren die genannten Gerüchte zu unintim und.. harmlos. Stattdessen huschte ein kurzes Lächeln über sein Gesicht, bevor er ruhig antwortete:
    "Wirklich? Eine große Verschwörung der ostiensischen Decuriones? Ich denke, dass jedermann mit einem halbwegs politischen Verstand einem solchen Gerücht keinen Glauben schenken wird, sondern es für das nimmt, was es ist: Nicht mehr und nicht weniger als irgendein Gerede der Leute.", begann der Iulier bei diesen Aussichten sogar wieder etwas gesprächiger zu werden.
    "Ich meine, nimm die erste Sitzung dieser Amtsperiode. Ich habe diverse Anträge gestellt und die sind mit mehr oder weniger großen Mehrheiten durchgekommen - ohne, dass ich irgendeinen Druck violenter oder anderer Art ausgeübt hätte. Es gab zwar Gegenreden und Gegenstimmen, aber ich denke, dass ich ganz gut in politische Bündnisse eingebunden sein sollte - nicht zuletzt dank den Cassier, deiner und meiner Ahnen und und und.", winkte er ab.
    "Welchen logischen Grund sollte also einer der Decuriones haben mich derart anzugreifen?!", fragte er stattdessen rhetorisch und darauf spekulierend, dass Ocella genau darauf keine allzu konkrete Antwort parat hätte, wenn er überhaupt eine hätte.


    "Und erst recht war dies kein Angriff gegen mein Amt, da ich weder in einer Sitzung, noch sonstwie in meiner Funktion als Duumvir unterwegs war. Tatsächlich nämlich hatte ich nicht lange vor den unsäglichen Ereignissen sogar meine Liktoren für den Abend entlassen, um einem privaten Treffen nachzugehen.", ging er anschließend auf den zweiten Punkt ein und lächelte abermals kurz.
    "Nein, ich denke nicht einmal, dass es unbedingt gezielt gegen mich gerichtet war, sondern wohlmöglich nur gegen irgendjemanden, der zufällig bedauerlicherweise ich war. Ich meine, die Nahrungsmittelversorgung sieht nicht unbedingt rosig aus und mit etwas Gewalt sollte unter Umständen auch einfach nur der arme Besitzer verängstigt werden in der Hoffnung, dass der etwas herausrücken würde..." Da fiel ihm ein, dass ihm zu Ohren gekommen war, dass der Kerl seit jenem Abend tatsächlich wohl sogar mit dem Gedanken spielte zumindest diese Taberna hinzuschmeißen und für einen Apfel und Ei, wie man so sagte, zu veräußern.
    "Spätestens am nächsten oder übernächsten Tag, nachdem die Täter wohl zwangsläufig mitbekommen haben dürften, WEN sie da angegriffen haben, sind die Kerle doch sicher eh auf und davon... nach Castrum Novum im Norden oder Antium im Süden oder Roma im Osten... Da werden wir ihrer schon allein von den Chancen her kaum habhaft werden können und zudem ist es ja auch nicht so, als hätte Ostia sonst keine Probleme...", fand Dives abschließend und meinte sich jetzt, im Nachhinein, durchaus ganz gut durch das Thema hindurch geschlängelt zu haben...

    "Oh, keine Sorge. Deine Intention einer großen Delegation habe ich durchaus erkannt. Nur will mir andererseits bei einer zu großen Delegation scheinen, dass auch darin durchaus eine Gefahr liegen kann. Letztlich wollen wir den Centurio schließlich mit der Qualität unserer Argumente überzeugen und nicht mit irgendeiner Quantität. Und so wie ich die Lage anhand deines Berichtes derzeit einschätze, könnte sich so ein politisch unerfahrener Centurio...", denn woher sollte ein schlichter Centurio Classicus auch irgendeine politische Erfahrung besitzen? "... allein durch eine so große Delegation durchaus auch unter Druck gesetzt fühlen. Das würde ihn schlussendlich der Sache wohl kaum wesentlich aufgeschlossener gegenüber treten lassen...", erklärte sich der iulische Duumvir und machte anschließend eine kurze Pause.
    "Dennoch denke ich, dass ein Verhältnis von drei zu eins oder zu wievielt er uns letztlich auch empfangen mag, nicht schaden kann. Und bedenke, dass ich von diesen Männern der einzige 'böse Politiker' sein würde. Der Sulpicius ist ja vieles, aber ganz sicherlich kein Politiker. Zudem kam er eigentlich stets ganz gut mit der Classis zurande. Und dazu ein Händler... Ich denke wirklich, das wäre ein guter Plan.", schob er noch nach und hoffte nun natürlich auf etwas mehr Zustimmung. Das war eben immer auch das Gefährliche an einer gewissen Symbolik - sie konnte missverstanden und völlig falsch interpretiert werden, was man selbst nicht immer und erst recht nicht vollständig verhindern könnte. Und letztlich sollten ein Politiker, ein reiner Verwaltungsbeamter und ein Händler wohl durchaus dazu in der Lage sein aufzuzeigen, dass eben nicht nur die Politik einen sorgenvollen Blick auf die städtische Sicherheit hätte...


    "Was diesen Lutatius betrifft, würde ich dich bitten ihn direkt im Anschluss an dieses Gespräch entsprechend zu informieren. Da vertrauen mein Collega und ich dir voll und ganz.", erklärte Dives hernach guten Gefühls im Namen beider Duumviri und in der Tat schickte sich Hemina nicht dem zu widersprechen. Zumindest der Name des Händlers kam den beiden Honoratioren doch einigermaßen vertraut und bekannt vor, wenngleich zumindest der Iulier ihm so spontan jetzt kein Gesicht zuordnen könnte. But whatever...

    Der letzte (ungeäußerte) Gedanke Ocellas war tatsächlich auch einer, den der Iulier hatte - wenngleich in etwas anderer Weise. Er fragte sich schließlich schon, wer hier alles zurückgelassen worden war. Ursprünglich nämlich, so war es ihm zumindest grob erinnerlich, wollte der Praefectus schließlich vor allem alle Tirones in Ostia belassen, die vielleicht ein bisschen, wohl aber sicher nicht übermäßig und unverhältnismäßig mehr Erfahrung als etwaige civile Freiwillige in den Ring werfen könnten. Die Frage hierbei war nun natürlich, wen der wortbrüchige Praefectus nun also wirklich hier belassen hatte, in der Stadt, die selbstredend auch nach einer etwaigen Abdankung des fetten Kaisers eine Stadt voller Loyalisten sein und bleiben würde! Überhaupt stellte sich schließlich stets die Frage gegenüber wem ein Loyalist so loyal war, wie seine Bezeichnung nahelegte...
    Doch dann begann der Helvetier seine Sichtweise auf das Problem darzulegen und Dives konzentrierte sich ausschließlich auf ebenjene. Gerade bei der sicherlich hochkarätigen, dafür jedoch umso aufgeblähteren Delegation der Stadt machte er jedoch schon einmal große Augen. Das waren immerhin fünf oder sechs Männer, die da bei einem einzigen Centurio vorsprechen sollten. Der Iulier wollte den Aedil nicht in dessen Rede unterbrechen, doch ein wenig unverhältnismäßig erschien ihm das schon: Ein einfacher Centurio (zumal: der Classis!), der folglich wohl weder dem Ritterstand, noch dem Senatorenstand und erst recht nicht der Patrizierschaft angehörte, sondern der nur ein einfacher Plebeier war, der wohlmöglich vor seiner Verpflichtung beim Militär gar noch Peregrinus hätte genannt werden müssen! Dives, der von sich meinte, nicht unbedingt so sonderlich viele Standesdünkel zu haben oder an den Tag zu legen, war nun drauf und dran gerade solche insbesondere gegenüber der Classis zu entwickeln...


    "Der Vorschlag im Allgemeinen gefällt mir ganz gut. Allerdings denke ich, dass wir über die Zusammensetzung der Delegation noch einmal sprechen sollten. Fangen wir beispielsweise damit an, dass ich dem Praefectus wörtlich zugesagt habe, dass sich die Stadt um ein großes Opfer an Mars, Hercules und Neptun - um nur mögliche, passende Beispiele zu nennen - kümmern würde. Er sagte zu sich an die Curia zu wenden und auf dieses Angebot zurückzukommen, bevor seine Truppen abziehen würden. Scheinbar jedoch gibt die Classis nicht.. übermäßig viel auf die Götter, was folglich einen Pontifex Ostiensis in der Delegation überflüssig machen würde.", erklärte Dives seine durchaus recht subjektive Sicht der Dinge. Der Praefectus mochte unter Umständen nämlich schon vor dem Abzug geopfert haben, aber hatte sich der Duumvir bereits selbst mental auf einen eigenen größeren Auftritt vorbereitet - und war damit abermals von der Classis enttäuscht worden.
    "Was anschließend den militärisch versierten Decurio betrifft, so fällt mir da gerade einmal eine handvoll Honoratioren ein, von denen ich so spontan jedoch nicht einmal sagen könnte, ob auch nur einer von ihnen noch in der Stadt ist. Darüber hinaus habe auch ich vor kurzem ein Studium an der Militärakademie Romas begonnen, sodass ich behaupten möchte, dass meine Kenntnisse zumindest nicht die schlechtesten sind...", führte er weiter aus. Zwar hatte er zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht die Bestätigung für den Erfolg seines Examen Primum, doch war er sich ob seines Bestehens dennoch bereits beinahe sicher - und die Zeit würde ihn letztlich auch darin bestätigen.
    "Da ich denke, dass auch ein Duumvir durchaus ausreicht, um die Position beider Duumvirn darzulegen, und da Dives aufgrund seiner vorherigen Aussage ja praktisch unabdingbar zu dieser Gruppe gehören sollte, die sich zu diesem Centurio begiebt, würde ich sagen, dass ich mich lieber anderen, jedoch nicht minder wichtigen Problemen widmen werde...", redete sich anschließend auch noch Hemina raus, der ja bereits während ihres ersten gemeinsamen Duumvirats alles mit Militär verbundene 'großherzig' dem Iulius überlassen hatte...


    "Wenn wir uns damit soweit einig sein sollten, ...", blickte Dives direkt im Anschluss zu Ocella und dessen Collega. "... dann denke ich, dass ich mich darum kümmere, dass der Sulpicier informiert wird, und du, Ocella, könntest mit deinen Kontakten doch sicherlich einen geeigneten Vertreter der Händlerschaft mit ins Boot holen, nicht?", fragte der Duumvir mehr rhetorisch. Im Prinzip ging er davon aus, dass der Helvetier wahrscheinlich bereits einen entsprechenden Händler im Kopf hatte. Folglich fuhr er ohne große Pause an Ocella gerichtet fort:
    "Wann denkst du, dass dieser Mann bereit für ein Gespräch mit dem Centurio an der Castra Vexillationis sein könnte?", versuchte er bereits Nägel mit Köpfen zu machen...

    Und so schweigsam wie sie vor dem Zelt gewartet hatten, traten die beiden Duumvirn nach der Aufforderung durch den Optio nun in ebenjenes Zelt ein. Dabei fiel Dives' Blick zunächst auf die Rüstung des Tribuns, bevor er irgendwie in dessen Gesicht hängen blieb. Es musste zweifellos schon eine ganze Weile her sein, aber der Mann kam ihm durchaus bekannt vor, wenngleich sein Bauchgefühl ihm sagte, dass die dazugehörige Erinnerung keineswegs eine übermäßig gute wäre.


    "Sei gegrüßt, Tribun.", begann nach ihrer Vorstellung durch den Soldaten also Hemina mit freundlicher Miene.
    "Tribunus.", zog der Iulier leicht verzögert nach und senkte für einen kurzen Augenblick respektvoll den Kopf. Wer war dieser Mann und woher kannte er ihn? Oder verwechselte der Duumvir dessen Gesicht mit einem der vielen anderen, die er im Laufe seiner beiden Duumvirate in Ostia bereits kennengelernt hatte? Ein Name wäre - neben dem Amtstitel Tribun - wohl nicht schlecht...
    "Dies ist Cassius Hemina; ich bin Iulius Dives; und wir wollen den vor den Toren Romas lagernden Truppen als Duumviri von Ostia unsere.. Unterstützung anbieten.", stellte der Iulier sie beide also noch einmal namentlich vor und erklärte ihr Anliegen. Anschließend warteten beiden ostiensischen Honoratioren erst einmal mit hier mehr oder dort weniger forschendem Blick die Reaktion des senatorischen Tribuns ab.

    | Aulus Aufidius Augurinus


    "Sei gegrüßt Hortensius, werter Aedil!", trat ein Mann mit kratziger Stimme von der Seite an den in der Civitas natürlich nicht unbekannten Vaticanus heran.
    "Ich bin Aufidius Augurinus, Augur hier in Ostia * und vom Duumvir Iulius mit den diversen Weihungsritualen hier beauftragt worden. Das heißt, sobald die Abrissarbeiten abgeschlossen sind und mir die Umrisse des Neubaus bekannt sind.", meinte er anschließend mit zurückhaltendem Lächeln und blickte auf das Bild, welches sich vor ihnen von den Arbeiten bot.


    "Kann ich dir irgendwie weiterhelfen? Es scheint so, als seist du auf der Suche...", erklärte der Augur nach kurzem Innehalten.


    Sim-Off:

    * in Absprache mit CD-Supermod Axilla


    "Glaubt ihr wirklich, dass dieser Centurio DAS machen würde?! Ich meine, was wäre das anderes als ein zweites Patavium, wenn er SOLDATEN befielt eine CIVILE Stadt in Brand zu stecken?!?", hielt Dives kritisch, noch immer etwas aufgewühlt, aber dennoch weniger aufbrausend dagegen. Nicht umsonst hatte er tatsächlich nie vor gehabt, sich sich mit einer Bürgerwehr aktiv gegen die Truppen der Classis zu stellen. Es war ihm nämlich durchaus zu Ohren gekommen, welches Schicksal vor nicht allzu langer Zeit den Praefectus von Patavium im Zusammenhang mit solchen barbarischen Militärs ereilt hatte. Und barbarisch war so ein Vergehen an echten Römern hier in Italia in der Tat allemal - sogar umso barbarischer, je näher man nach Roma käme (und Ostia lag verdammt nah an der Ewigen Stadt)!
    "Er wäre meiner Ansicht nach nur dann im Recht, wenn wir tatsächlich mit einer Bürgerwehr gegen die Soldaten der Classis vorgehen wollen würden. Doch selbst dann wäre er wohl gerade hier in Italia und so nahe der Hauptstadt moralisch auf Aktionen gegen die Bürgerwehr selbst beschränkt, wobei dies selbstredend natürlich auch uns als Führung jener Wehr einschließen würde.", erklärte Hemina nachdenklich abermals seine Ansichten von Recht und Moral. Doch so schön diese auch sein mochten, so unwichtig wären sie im Falle unmoralischen Handelns des kommandierenden Centurio Classicus. Was also sollten sie tun?


    "Ocella...", begann Dives schließlich nach kurzer Pause. "... was denkst du als für die städtische Sicherheit verantwortlicher Aedil? Wozu rätst du uns?", fragte er und machte eine kurze Zäsur, bevor er anschließend die aus seiner Sicht möglichen Szenarien aufzuzählen begann:
    "Sollten wir dem Centurio nachgeben, ihn und seine Männer machen lassen und die damit verbundenen Risiken weitesgehend zu ignorieren versuchen? Sollten wir ungeachtet der Worte des Centurio eine Miliz formieren und damit möglicherweise Aktionen seitens der Classis in Kauf nehmen? Hieltest du die Unterstellung einer Bürgerwehr unter das Kommando eines Centurio, der in der Regel ja nur über 80 Mann die Verantwortung gewohnt ist zu übernehmen, für richtiger? Oder bist du eher der Auffassung, dass wir gar nur inoffiziell versuchen sollten eine Bürgerwehr auszuheben - als Nachbarschaftswacht oder ähnliches getarnt? ... Habe ich noch eine Variante vergessen?" Damit wäre wohl klar, dass die Entscheidung in beinahe jedem Fall am Ordo Decurionum vorbei getroffen werden würde. Dafür allerdings müssten sich hier auch nur vier Leute abstimmen und keine einhundert Decurionen...