Beiträge von Marcus Iulius Dives

    Der Duumvir meinte zu wissen, worauf Ocella hinaus wollte. Aber...
    "Das halte ich weniger für eine gute Idee. Wenn du als Aedil während eines Kontrollgangs mittags feststellst, dass Caius Exemplus verdorbenen Fisch anbietet, dann solltest du doch auch sofort dafür sorgen können, dass der Stand dieses Beispiel-Caius auf der Stelle geschlossen wird, oder nicht?", hielt Dives gegen den Formulierungsvorschlag.
    "Stattdessen könnte ich mir aber vorstellen, dass man dennoch beides, Schließung und Entzug, auf einen Punkt verkürzt. Wie wäre es beispielsweise, wenn man im fünften Punkt von einer temporären, also zeitlich begrenzten Schließung spräche, um dann mit gleicher oder ähnlicher Formulierung auch im jetzt 20. Punkt eine mögliche Strafe festzuhalten?", fragte der Iulier mehr rhetorisch und überlegte kurz nach einer spontanen Beispielfassung.


    "Vielleicht fünftens: 'Die Stadtverwaltung behält sich vor, jeden Stand ohne Angabe eines Grundes temporär zu schließen.' und 20.: 'Bei einmaligem Verstoß gegen die Marktordnung wird durch die Stadtverwaltung eine Geldstrafe verhängt und/oder der Stand temporär geschlossen. Höhe und Art der Strafe liegen im Ermessen der Stadtverwaltung.'?", schlug er anschließend vor und fand es dabei vielleicht auch gar nicht mal so schlecht, wenn man sich auch vorbehielt neben einer temporären Standschließung auch gleichzeitig noch auf eine Geldstrafe bestehen zu können. Wer wüsste schon, was man nicht vielleicht aufgrund eines Verstoßes mitunter für Kosten haben könnte in irgendwelchen hypotetischen Fällen?
    "Damit sollte der nächste Punkt dann eigentlich überflüssig werden, da ja sowohl stets davon die Rede ist, dass die Stadtverwaltung eine Strafe bestimmt, was wohl mehr oder weniger zwangsläufig dazu führt, dass ein Standplatz nur durch einen Bevollmächtigten der Stadtverwaltung geschlossen werden kann. Und der erste Teil fände sich dann wohl tatsächlich im fünften Punkt wieder, würde ich denken, nicht?", erkundigte sich Dives nach Ocellas Sicht.


    "Dann wäre nur noch der Punkt mit den wiederholten Verstößen an diese Schließungs-Formulierung anzupassen von wegen dauerhafter oder zeitlich unbegrenzter Schließung oder Verbannung des Standes vom Marktplatz oder so.", gab der Duumvir auch dazu noch ein paar unkonkrete Ideen ab.
    "Solche wiederkehrenden Formulierungen, die sich nur leicht unterscheiden durch die Wörtchen 'temporär' oder 'dauerhaft', würden die Marktordnung eingängiger und verständlicher machen, denke ich.", meinte er abschließend und hoffte Ocella damit zumindest erstmal partiell überzeugt zu haben.

    | Potitus Asinius Celer


    "Hoffen wir, dass sie das nach dem heutigen Tag noch können...", murmelte der Quaestor nach den Worten des Hortensiers halblaut. Er hatte da ja durchaus Bedenken - vor allem, wenn sie sich so scheinbar ohne jede Bestechung auf den Weg gemacht hätten. Ocellas anschließende Aussage legte zumindest dem Asinier genau dies nahe, wenngleich er andererseits auch wieder nicht glaubte, dass sein Patron so.. unvorbereitet aufgebrochen sein sollte. Hätte Celer von den geheimen Stadtpatronats-Plänen gewusst, wären ihm jene wohl als nächstes in den Sinn gekommen. So aber hatte er noch einen anderen Geistesblitz:
    "Und was ist, wenn... Ich meine was, wenn sie nicht nur eine, zwei oder auch zehn Ladungen von irgendwas mitgenommen haben, sondern.. also.. sagen wir, die ganze Stadt mit im Gepäck haben, falls ihr versteht..?", deutete der Quaestor mit sorgenvollem Stirnrunzeln an und begann anschließend sich gedanklich auszumalen, was das wohl für die Civitas und sie alle hier bedeuten würde...




    KLIENT - MARCUS IULIUS DIVES

    Damit sagte der Schreiber wohl alles und doch wieder nichts und wirkte damit nicht unbedingt so, als wäre er gewillt weiter über dieses Thema zu sprechen. Damit hielt den iulischen Sklaven nun wirklich nichts mehr hier.
    "Nun, dann geh ich jetzt lieber wieder. Vale.", verabschiedete er sich und verließ anschließend das Gebäude. Sein Herr wäre wohl ziemlich überrascht, wie zeitnah die Academia selbst in derartigen Krisenzeiten seine Prüfungsunterlagen bearbeiten würde...

    Nicht um die tatsächliche Wirkung des Senatorenringes auf den Soldaten wissend war Dives, nachdem er und sein Collega ihre Siegelringe zurück erhielten, durchaus zufrieden mit dem bisherigen Verlauf. Ja, er war der Meinung, dass der Optio ihnen nun nicht nur mehr Glauben schenkte - immerhin erklärte er auf die anschließende Frage, dass er sie zu einem der Tribuni Laticlavii bringen werde -, sondern meinte auch aus irgendeinem Grund (letztlich wahrscheinlich nur reiner Einbildung), dass der Duccier sie sogar mit etwas mehr Respekt ansah.
    Am Eingang zum provisorischen Lager dann ließen die beiden Duumvirn ihre Pferde zusammen mit einem ihrer militärischen Begleiter zurück, bevor man sie immer weiter Richtung Marsfeld führte, wo sich dementsprechend wahrscheinlich der vorübergehende Sitz des besagten Tribunus Laticlavius befinden musste, zu dem der Optio sie führen wollte. Sowohl auf dem Marsfeld als auch auf dem vorherigen Weg durch das Belagerungslager schwiegen die Duumviri. So viele und aberviele Soldaten auf einmal - und das hier, in ROMA! Die Stadt wirkte etwas befremdlich und gerade auch das Marsfeld, das der Iulier zum letzten Mal wohl im Zuge der Prozession mit Tiberius Lepidus und der Societas Claudiana et Iuliana betreten hatte. Mit derartigen Eindrücken warteten die beiden Honoratioren von Ostia still und leise vor dem Zelt, vor das sie der Optio letztlich gebracht hatte, und hörten nicht, wie der ihre Aussagen im Innern noch immer in Frage zu stellen schien...

    In der Tat hätten die beiden Duumviri im Zweifelsfall maximal einen öffentlichen Aushang vorweisen können - keine Urkunden. Dass jener aber exakt nur wieder ihre beiden Unterschriften trug, da sie beide ihr zweites Duumvirat in Folge ableisteten, hätte selbst jenes Schriftstück wohl nicht viel glaubhafter gemacht als ihre beiden Aussagen - und selbiges hätte wohl auch für etwaige Urkunden gegolten. Fakt war, dass sie es innerhalb Ostias einfach nicht nötig hatten für einen entsprechenden Ausweis zu sorgen, da jedermann ihre Position sofort an der Zahl ihrer Liktoren erkennen konnte (zumindest mit entsprechendem Vorwissen). Dass dies nun mitunter außerhalb der Stadtgrenzen zu kleineren Problemen führte, wenn die Duumvirn tatsächlich auch in dieser Funktion auswärts zu agieren gedachten, war letztlich wohl der Preis, den man für diese reduzierte Bürokratie zu zahlen hatte...
    So also streifte Dives nun dem Wunsch des Optio entsprechend seinen Siegelring mit der weißen Taube der Iulier ab - allerdings nicht ohne dabei auch seinen Senatorenring noch beiläufig ein wenig im Tageslicht funkeln zu lassen - und zeigte ihn dem Soldaten. Wenig später hatte auch der Cassier seinen Ring mit cassischem Genswappen vom Finger gezogen und ließ auch ihn begutachten.


    "Gerne.", antwortete Hemina anschließend und machte sich seinem Amtscollega gleich bereit, natürlich auch die Pferde mit ins Belagerungslager zu nehmen. Schließlich hätten die zurückbleibenden Soldaten wohl kaum noch Zeit und Lust auf die Tiere aufzupassen, während sie vermutlich weiter Wache schoben.
    "Zu wem wirst du uns bringen, Optio.. Duccius?", erkundigte sich der iulische Duumvir im Anschluss und hoffte den Namen des Offiziers zumindest einigermaßen richtig ausgesprochen zu haben.

    Praktisch mit jedem Satz, jedem Wort und jeder Silbe aus Ocellas Mund verfinsterte sich die Mine des iulischen Duumvir, der am Ende des helvetischen Berichts einmal kräftig vor Verärgerung mit der flachen Hand auf den Tisch schlug.
    "Lass die Katze aus dem Haus und die Mäuse tanzen auf dem Tisch!", murmelte er sauer. Klar hatte er auch den Tribunus Fabius nicht sonderlich leiden können, aber nachdem er erfahren hatte, dass der aufgrund des Einflusses dieses Finanz-Decimus so war, wie er war, hatte in ihm zumindest soetwas wie Hoffnung gekeimt dennoch irgendwie mit ihm zurande zu kommen. DAS hingegen...
    "Hast du ihm versucht mit LOGISCHEN Argumenten klarzumachen, dass er mit 80 Mann nie und nimmer dazu in der Lage sein wird fünf Tore ausreichend zu besetzen und GLEICHZEITIG auch noch Patroullien zur Sicherung der Stadt, seiner Bevölkerung und vor allem auch der Getreidespeicher einzusetzen?! Es geht hier doch verdammt nochmal nicht darum, dass wir eine Bürgerwehr ausheben, um ihn und seine Truppen anzugreifen oder gar zu stürzen!", wandte sich Dives energisch und gestenreich an Ocella, wenngleich er selbstredend davon ausging, dass der Aedil seine Aufgabe entsprechend ordentlich und gewissenhaft ausgeführt hatte.
    "Diese Leute von der Classis regen mich auf!", fügte er hinzu und dachte an die mittlerweile vielen, vielen Verfehlungen, die er den Männern dieser Truppe anlastete. Das begann mit einem Boten des Tribunus Hadrianus, der weder den Briefkasten der Curia gefunden, noch sich einst hatte vom Vorzimmerbeamten aufhalten lassen. Anschließend Massas Verführungsspielchen im iulischen Balneum, an das Dives umso schlechtere Erinnerungen hatte, je mehr Zeit inzwischen vergangen war. Anschließend die Besprechung mit dem Praefectus Octavius, zu der nur einer der beiden Duumvirn eingeladen worden war - weshalb auch immer (er wusste es bis heute nicht). Und ebenfalls bei dieser Gelegenheit hatte erneut ein Bote die Poststelle der Curia nicht gefunden. Doch damit war die Liste noch immer nicht am Ende! Dives hatte den Tribunus Fabius, der sich erst ganz frech selbst zu einer Sitzung des Ordo Decurionum eingeladen hatte, in seinem Bemühen um ein gemeinsames Miteinander sogar persönlich zur ersten Sitzung der Amtsperiode eingeladen - ohne, dass der werte Eques wahrscheinlich auch nur daran gedacht haben mochte sich dort blicken zu lassen oder abzusagen. Und jetzt setzte dieser Centurio Classicus dieser endlos langen Liste die vorübergehende Krone auf! Irgendetwas hatte die Truppe, was weder die Urbaner in Roma noch die Praetorianer, von denen Dives ja zumindest einen auch etwas näher kannte, nicht hatten... Wahrscheinlich war es der schädliche Einfluss irgendwelcher Peregrini!!


    "Natürlich bin ich informiert und ich muss sagen, dass ich eine relativ klare Meinung zu all dem habe.", meinte Hemina unterdessen vergleichsweise ruhig.
    "Als Duumviri ist es die Aufgabe von Dives und mir, die Civitas rein rechtlich vor dem Kaiser zu vertreten - gänzlich unabhängig von irgendwelchen Militärs. Dahinein interpretiere ich ganz klar, dass wir für die Civitas gegenüber dem Kaiser ganz allgemein vollkommen verantwortlich sind - und damit speziell auch, was die Sicherheit betrifft. Diese Sicherheitsfragen sind mittels unserer Lex Municipalis teilweise an euch Aedile delegiert, was zum Beispiel die bauliche Sicherheit oder die Sicherheit in den Straßen oder auf den Märkten betrifft.", begann der Cassier in aller Ruhe mit seiner Erklärung und bezog am Ende erst den Hortensier und anschließend auch den Helvetius mit entsprechenden Gesten in seine Worte mit ein.
    "Gerade in derartig außergewöhnlichen Situationen, wo die Sicherheit der Civitas in Frage gestellt werden muss... in solchen Situationen sehe ich es als meine und unsere Pflicht gegenüber dem Kaiser an, dass wir allein im Interesse der Civitas und des Kaisers alles tun, um auch objektiv den bestmöglichen Schutz der Civitas gewährleisten zu können.", führte Hemina weiter ruhig, aber dennoch entschieden aus. Wahrscheinlich, so vermutete er, wollte der Centurio sich schlicht für eine Beförderung verdient machen, wofür er die Abwesenheit oder Verhinderung der fabischen Tribuns zu nutzen gedachte.


    "Und ganz objektiv: wir brauchen zusätzliche Leute - wir brauchen eine Bürgerwehr! Und ebenfalls ganz objektiv: Welche bessere Lösung gäbe es, als dass wir eine gemeinsame Führung der Truppen bilden?! Das ist effektiver als eine getrennte Führung und verantwortlicher als eine Führung unter einem - seine militärische Erfahrung und alles in allen Ehren - einfachen, einzelnen Centurio!", butterte Dives in diese Vorlage hinein. Ja, die Centurionen waren bestimmt die schlimmsten in der Classis! Massa war doch schließlich auch ein solcher, wenn sich der Iulier recht erinnerte...
    "Moment. Ich wollte sagen, dass ich durchaus der Meinung bin, dass die Einrichtung einer Bürgerwehr in diesem vorliegenden Fall durchaus im Rahmen unserer Möglichkeiten - und Pflichten - liegt. Letztlich müssen wir die Civitas und damit auch eventuelle Sicherheitsprobleme hier rein rechtlich direkt vor dem Kaiser verantworten und kein Tribun oder Centurio der Classis. Und wie du, Dives, schon richtig sagtest, zeugt es durchaus von Verantwortungsbewusstsein, wenn wir versuchen die hier stationierte Classis und deren militärische Erfahrungen und Praxis mit einzubeziehen und anbieten sie dementsprechend auch in der Führung der Bürgerwehr zu beteiligen. Wenn sie das nicht wollen, dann ist das letztlich nicht unsere, sondern ihre Entscheidung... Oder? Wie seht ihr das?", erkundigte sich Hemina anschließend. Vielleicht sollte auch nochmal ein Duumvir dem Centurio versuchen dies klarzumachen? Manchmal sollte etwas mehr Autorität ja helfen, wenngleich wohl nach Ocellas Bericht zu befürchten war, dass dem hohen Herrn jegliche Mitglieder der Stadtverwaltung eher ein Dorn im Auge waren...

    "Vierundzwanzig, oder?", erkundigte sich Dives noch einmal indirekt nach dem Punkt 17.
    "Aber wie dem auch sei, wo liegt denn der Unterschied zwischen dem Punkt fünf und dem.. Punkt zwanzig? Siehst du einen Unterschied zwischen der Schließung eines Standes und dem Entzug eines Standplatzes?", fragte der Duumvir und überlegte sich währenddessen, dass es da mitunter tatsächlich einen Unterschied gab; mitunter aber auch wieder nicht. Denn wenn man einen Stand am Tag X schloss, dann blieb der Standplatz ja dennoch bis zum Ende der Marktzeit besetzt, da das Bewegen von Karren und Kutschen während der Marktzeit untersagt war und somit weder der alte Händler mit Sack und Pack weg könnte, noch ein neuer so ohne Weiteres hin käme.
    "Denn ansonsten wirkt das zumindest auf mich doch etwas.. seltsam. In beiden Punkten übernimmt die Stadtverwaltung die ausführende Rolle und zu sagen, dass nur auf Grundlage der Marktordnung ein Standplatz entzogen werden darf, wenn man zuvor sagt, dass jedem jederzeit grundlos der Stand geschlossen werden kann, wäre dann... ich weiß nicht.", zuckte Dives leicht mit den Schultern. Ohne diesen Gedanken aussprechen zu wollen, hatte er doch das Gefühl, als wolle Ocella den Händlern damit einen etwas weniger willkürlichen Eindruck von der Marktordnung vermitteln. Doch zumindest aus Sicht des Iuliers war ein gewisser Grad an Willkür schon allein deshalb nötig, um nicht jeden noch so theoretischen Fall in irgendeiner Weise abdecken und erfassen zu müssen.


    "Über die Anordnung der Punkt kannst du oder können wir, ganz wie du willst, uns ja nach dem Inhaltlichen nochmal Gedanken machen.", meinte Dives dann und überlegte kurz.
    "Im Übrigen scheint mir 23 eine angemessene Zahl zu sein.", fügte er dann hinzu und dachte dabei natürlich auch an den noch aufzuteilenden Punkt 17. Stillschweigend hatte er sich von der Notwendigkeit der Trennung der Punkte 19 und 21 überzeugen lassen, womit er demnach mehr oder weniger nur noch den zwanzigsten Punkt etwas in Frage stellte...

    | Potitus Asinius Celer


    "Also nicht...", deutete der Quaestor die Antwort der beiden Aedile resigniert und überlegte kurz.
    "Ich vermute - man mag mich da aber auch gerne korrigieren -, dass die beiden Duumviri allein schon mit ihrem 'Fühler-Ausstrecken' bereits eine erste Reaktion auf die Entwicklungen geben. Oder, ich meine, glaubt ihr, dass sie mit leeren Händen dort ankommen werden?", stellte Celer einfach mal in den Raum. Er selbst würde es jedenfalls unklug finden, wenn man potenziell feindlich gesinnten Truppen so gar nichts anbieten würde...
    "Haben sie irgendetwas mitgenommen? Wagenladungen mit Lebensmitteln oder sowas? Ocella?", sponn der Asinier seinen Gedanken weiter und sprach damit direkt den Helvetier als Aedilis Mercatuum an. Von Portus aus könnte das ja durchaus im Rahmen des Möglichen liegen, wie der Quaestor selbst fand, wenngleich man mit einer Wagenladung wohl kaum ein Heer auch nur ansatzweise ernähren könnte, das immerhin die Praetorianer und die Donaulegionen geschlagen hatte. Also zwei Wagenladungen? Oder drei? - Das ergab alles irgendwie nicht wirklich Sinn...




    KLIENT - MARCUS IULIUS DIVES

    Asinius Celer, so richtete man dem Scriba im entsprechenden Officium aus, sei gerade im Capitolium von Ostia - oder besser: den Tresorräumen darunter. Folglich und nur sofern der Scriba diesen Weg würde auf sich nehmen wollen, würde es in jedem Fall mindestens etwas dauern, bis der Quaestor im Officium Duumvirorum wäre. 'Irgendjemand muss ja zählen, wieviel Geld die Civitas hat! Und wer, wenn nicht der Quaestor?!', wurde sogar noch ein wenig mit dem nach Celer geschickten Scriba gescherzt.


    "Salve Ocella." - "Salve und setz dich doch erstmal.", grüßten unterdessen die beiden Duumviri den Helvetier und boten ihm einen Platz an.
    "Sprich, was gibts?", erkundigte sich Dives anschließend weiter. Den Spruch, dass es ihm neu wäre, dass die Civitas nur ein Problem hätte, verkniff er sich aufgrund des auf ihn doch recht ernst und leicht angesäuert wirkenden Tonfalls Ocellas. Gedanklich spielte er einige Szenarien durch: Irgendetwas war wegen des Tempelbaus. In diesem Fall wäre Ocella aber vermutlich nicht persönlich gekommen, sondern hätte den Hortensius machen lassen, vermutete Dives. Eine zweite Möglichkeit wäre, dass er vielleicht irgendetwas über den Anschlag herausgefunden zu haben meinte. Inwieweit das zu einem Problem für alle drei Anwesenden werden könnte, war dem Duumvir noch nicht ganz klar, aber im Bereich des Möglichen lag es durchaus. Immerhin hatte sich Ocella durchaus interessiert an den Hintergründen gezeigt und die offene Beschuldigung einer falschen Person könnte mitunter durchaus einigen Ärger verursachen. Variante Nummer drei letztlich könnte das Eintreffen von Nachrichten aus dem Süden sein, was den Iulier jedoch nicht unbedingt erfreuen würde, da er über derlei Dinge grundsätzlich lieber unter vier und nicht unter sechs Augen sprach. Stichwort: Zeugen und deren Loyalitäten...
    Doch wie dem auch war, Dives blickte den Aedil interessiert und forschend an - und sein cassischer Collega tat es ihm gleich.

    | Potitus Asinius Celer


    Der Quaestor hielt inne. Ocella begann eine Unterhaltung. Wenn das mal nicht böse endete...
    "Allerdings, allerdings. Und ich kann dir sagen, dass man selbst ganz oben bei den Duumvirn nicht sonderlich erfreut darüber war erst jetzt von diesen Neuigkeiten zu erfahren - gerade jenen, die nun direkt vor Roma lagern.", erklärte Celer. Zumindest Dives war wohl alles andere als erbaut gewesen, wenngleich er dies weniger in Akustik, sondern vielmehr in Gegrübel umgesetzt hatte, wie der Flurfunk berichtete.
    "Dives hat sich direkt nach Portus zum jüngeren Hemina aufgemacht und wollte anschließend auf direktem Wege mit diesem nach Roma. Frag mich nicht, was die vorhaben; ich hoffe nur, dass sie gesund und unversehrt wieder hierher zurückkommen...", versuchte sich der Asinier anschließend in etwas Galgenhumor. Einerseits erschien es ihm logisch, dass sie aus Respekt und Ehrerweisung beide reisten. Doch auf der anderen Seite stellte er sich schon die Frage, was sie sonst hier tun sollten. Den alten Cassius um Hilfe anhauen vielleicht..?


    "Nachrichten aus dem Süden habt ihr aber auch noch nicht, oder?", fragte er anschließend weiter und implizierte, dass zumindest ihm keine derartigen Informationen vorlagen.




    KLIENT - MARCUS IULIUS DIVES

    [Sim-Off]Sorry, dass es etwas gedauert hat.[/simoff]
    Tja, so waren die Römer eben manchmal: Sie vertrauten voll und ganz auf Fortuna - alles oder nichts! Und sie setzten nebenbei natürlich auch noch auf die Wirkung, die ebendies mitunter machte. Wie rief bereits einst der vergöttlichte Iulius Caesar einem zögernden Schiffer zu, als er in einer Winternacht 48 trotz stürmischer See von Epirus aus nach Italia übersetzen wollte, um fehlende Legionen im Krieg gegen den großen Pompeius nachzuziehen? - 'Caesarem vehis eiusque fortunam.' - Du fährst Caesar und sein Glück!
    Wie dem auch war, begegnete man den beiden Duumvirn scheinbar skeptisch, sodass sich zumindest der Iulier schon fragte: Weshalb? Aus welchem Grund sollten sich zwei ganz offensicht aus Ostia (oder Portus) kommende Männer fälschlicherweise als Duumvirn jener Civitas ausgeben und den Feldherrn, einen Legat oder Tribun sprechen wollen? 'Noch ein Giftmord?', schoss es Dives als erste mögliche Antwort durch den Kopf, wenngleich er sich dafür wohl eher gen Süden aufgemacht hätte. Palma wollte schließlich auf den Thron - da sollte beinahe jeder andere Mann seines Heeres eigentlich irgendwie ersetzbar sein. Letztlich allerdings tat der Optio sicher auch nur seinen Dienst mit derlei Fragen.


    "Nun, ich fürchte, dir muss unser beider Wort darauf genügen, denn zur Führung von Amtsinsignien wie Liktoren und ähnlichem sind wir lediglich innerhalb der Grenzen unserer Civitas befugt.", erklärte Dives mit leicht bedauerndem Blick. Außerhalb von Ostia waren sie eben kaum mehr als jeder andere Plebeier. Das hieß: Dives war natürlich ein Mitglied des Ordo Senatorius und trug die ihm entsprechend schriftlich erlaubten Schuhe, wie auch den Senatorenring. Einzig auf den Purpurstreifen an der Kleidung hatte er verzichtet, um sich nicht extra noch umkleiden zu müssen.
    "Wir können dir aber sicherlich unsere Siegelringe zeigen, die uns zumindest als Iulier und Cassier identifizieren.", schlug Hemina zur Güte vor, wenngleich sie damit noch immer nicht automatisch zu Dummvirn Ostias wurden.
    "Ansonsten habe ich auch einige Verwandte, die möglicherweise hier lagern. Der Primus Pilus der Prima Pia Fidelis ist mein Großonkel Marcus Iulius Licinus.", hatte auch Dives durchaus noch ein Angebot zu machen. Zwar kannten sich die beiden bisher weder persönlich, noch wusste er überhaupt, ob Licinus die große Schlacht im Norden Italias überlebt hatte, doch wäre es vielleicht eine Option, um zumindest den Verdacht möglicher Hochstapelei von ihm zu nehmen.

    Caldus, der von dieser Frage wohl mindestens genauso überrascht wurde wie Dives, beobachtete stumm das Geschehen und war wohl ähnlich interessiert an der Antwort des Iuliers wie Ocella - wennauch aus anderen Motiven. Er kannte schließlich hier und dort ein paar Details mehr über den Duumvir, was dieses oder jenes Verhalten mitunter sinnvoller erscheinen ließ. So guckte auch er nach dieser Frage neugierig, interessiert und mit großen Augen zu Dives. Letzterer umschiffte das Thema erneut und versuchte abermals mindestens Zeit zu gewinnen:
    "Was für Gerüchte erzählt man sich denn?", erkundigte er sich weiterhin wortkarg. Getratscht wurde schließlich über jeden, der einigermaßen bekannt war - und das traf auf einen Duumvir wohl durchaus genauso zu, wie auf jeden anderen städtischen Magistrat. Zusätzlich kursierten Gerüchte über diverse Senatoren der Civitas - inbesondere natürlich über etwaige Consulare -, sowie selbstverständlich über den Kaiser und dessen Familie - unabhängig davon, ob nun Iulier, Claudier, Flavier, Ulpier, Vescularier oder sonstwer an der Macht waren. Das war eben schlicht und einfach so und aus Sicht des Iulius Dives im Allgemeinen weder besonders schlimm, noch ein unbedingter Grund zum Handeln. Und selbst wenn man sich Lügen erzählte... Noch in über tausend Jahren würde es wohl Leute geben, denen es wichtiger wäre, dass über sie gesprochen wurde, als was man sich über sie erzählte. Nun gehörte der Duumvir keineswegs zu den Menschen, die ebenjene Ansicht vertraten, aber dennoch relativierte all dies die Sorge Ocellas in den Augen des Iuliers doch erheblich...

    Der Iulier, der mit einer anderen Antwort gerechnet hatte, nickte dennoch verstehend und gab Ocella noch einen Gedanken mit auf den Weg, den der Helvetier in der Sitzung des Ordo Decurionum nutzen könnte oder auch nicht:
    "Nun, letztlich hat Ostia ja auch eine allgemeine Stadtordnung, die ebenfalls einen ganzen Absatz zum öffentlichen Anschlagwesen umfasst - und man muss ja nicht alles doppelt und dreifach regeln, dass am Ende niemand mehr klar sieht, was er darf und was nicht.", meinte er mit einem leichten Lächeln. Bei der Gelegenheit kam ihm in den Sinn, dass auch dieses alte Pamphlet mal überarbeitet werden müsste.. von irgendwem.. irgendwann.. in der Zukunft; ferner Zukunft.


    "Wie dem auch sei, würde ich an dieser Stelle nur noch eine Sache zu besprechen sehen, bei der auch du dich vielleicht etwas mehr einbringen könntest, Celer. Es geht um die Punkte zum Schluss mit den diversen Sanktionen bei Verstößen jeglicher Art.", leitete der Duumvir anschließend mit leichtem Tadel an seinen Klient das Gespräch zum letzten Komplex über.
    "Da finde ich vor allem den vorletzten Punkt wirklich sehr gelungen und prägnant. Abgesehen vielleicht davon, dass im letzten Satz Art und Höhe der Strafe im Ermessen der Stadtverwaltung liegEN, weil es zwei Sachen sind.", meinte Dives mit einem Augenzwinkern. Ansonsten hatte er daran nicht das Geringste auszusetzen - im Gegenteil!


    "Ich hatte mich gefragt, ob es nicht vielleicht möglich wäre diese drei, vier Punkte zuvor ebenfalls vergleichbar zusammenzufassen. Immerhin sind es ja jetzt bereits 24 und mit der Teilung des siebzehnten Punktes sogar 25 Ordnungsregeln. Was meint ihr?", stellte Dives in den Raum und bezog bewusst auch den Asinier mit ein. Auf den direkten Blickkontakt seines Patrons reagierte der mit einem vielleicht maximal semi-hilfreichen Kommentar:
    "Das mit dem Standplatzentzug oder der Standschließung, wie auch immer, steht ja auch schon ganz allgemein hier oben, unter Punkt fünf, oder? - 'Die Stadtverwaltung behält sich vor, jeden Stand ohne Angabe eines Grundes zu schließen.' Richtig?", versuchte sich Celer vorsichtig. Ihn langweilte dieses juristische Zeug - zumindest grundsätzlich. Wofür gab es schließlich Anwälte beziehungsweise Patrone?!

    Damit war seine Aufgabe hier soweit erledigt.
    "Mein Herr dankt vielmals.", antwortete er mit einem höflichen Lächeln. Letztlich war ja auch weniger die Beantwortung der Prüfungsfragen selbst entscheidend, sondern vielmehr die möglichst intensive Beschäftigung mit dem Themengebiet. Welchen Unterschied machte es da für seinen Herrn, ob der die Bestätigung seiner Kenntnisse nun einige Tage früher oder wenige Wochen später bekäme?! Als Duumvir mangelte es ihm zumindest innerhalb seiner Civitas sicherlich kaum an Respekt (davon, dass man ihn zusammengeschlagen hatte, mal abgesehen). Dass sein Besitzer schon irgendwie bestehen würde, daran wagte der Sklave natürlich nicht zu zweifeln.


    "Was sagt man hier bei euch Experten eigentlich zu den momentanen Entwicklungen? Ich habe gesehen, dass die Mauern arg aufgerüstet wurden und wie man hört, soll von Norden eine große Armee hierher kommen...", versuchte der Sklave anschließend mit einem unterschwelligen Kompliment vielleicht noch ein bisschen mit dem diensthabenden Schreiber ins Gespräch zu kommen - sofern dieser dies zulassen würde. Der Sklave hatte ja auch keine Ahnung, wie viel es für die Schreiber hier derzeit so zu tun gab.
    "Meinst du, dass die Stadt wirklich belagert werden wird?" Wann hatte es das zum letzten Mal gegeben?!
    "Und vor allem: Wie gefährlich ist es, wenn man sich nur hinter nicht ganz so hohen Mauern verstecken kann?", schob er nach. Dass der Sklave eines Duumvirs von Ostia dabei natürlich auch an ebenjene Stadt dachte, lag wohl auf der Hand...

    "Wie du meinst.", erklärte der Duumvir, der in der Tat durchaus mit beiden Varianten leben konnte, sich selbst allerdings wohl auch für diese entschieden hätte. Anschließend wartete er gespannt ab, was Ocella zu seinen anderen beiden Nachfragen zu sagen hatte. Das hieß: Erstere war ja mehr eine Feststellung denn eine Frage, sodass es durchaus im Bereich des Möglichen lag, dass der Helvetier sie schlichtweg überging. So wie der siebzehnte Punkt derzeitig aussah, lag die Vermutung schließlich durchaus nah, dass es sich tatsächlich nur um einen Fehler des Schreibers handelte, dem der Aedil dies vermutlich diktiert hatte.
    Betreffs der Werbung und des Plakatierens hingegen erwartete der Iulier durchaus eine Antwort, hatte er sich doch dort wirklich auch konkret nach den Gedankengängen des Helvetius erkundigt. Vorher würde er jedenfalls nicht zum letzten Gebiet kommen, das er bezüglich des Entwurfes zu besprechen gedachte. - Und auch sein Klient Asinius Celer tat gut daran vorerst weiter die Klappe zu halten, solange Dives keine Antwort bekam.

    Die scheinbare Freude Severas konnte der Iulier in diesem Fall gleich doppelt nicht teilen. Einerseits war er jetzt bereits wieoft ein Onkel? Da waren ja neben Severa auch noch Centhos Kinder... Folglich fühlte sich Dives mit dieser Bezeichnung nicht nur schrecklich alt, sondern es stieg auch einmal mehr der innere Druck selbst einmal für Nachwuchs sorgen zu müssen. Immerhin war Centhos Vater der Bruder seines Vaters und Severas Großmutter die Schwester seiner eigenen Mutter! In anderen Worten: Es waren in beide Richtungen alles andere als sonderlich entfernte Verwandte; im Gegenteil sogar - nach seiner Tante Helena - die nächsten, die der Iulier hatte!
    Und andererseits... Während er so dachte, lächelte er (noch ob der Peinlichkeit seiner vorherigen Worte) etwas schief zu Messalla. Ja, andererseits schloss sich damit natürlich auch jeder weitere, möglicherweise etwas anzügliche Kommentar gegenüber dem Sergier aus. Das hieß: Zumindest ernsthaft würde er wohl kaum noch mit ihm flirten, so nah, wie sie sich verwandtschaftlich doch standen... Dies wiederum hieß: Eigentlich hatte er ja sowieso nur zum Spaß diese oder jene Bemerkung fallen gelassen, denn immerhin war da ja noch dieser Decimus Serapio von den Praetorianern, den Dives vor noch garnicht allzu langer Zeit im ostiensischen Theater.. 'kennengelernt' hatte...


    So gedankenverloren bemerkte Dives erst recht spät, dass Laevina ihn zu beobachten schien. Hatte sie ihn durchschaut? War er zu klar in seinen Worten gewesen? Das wäre garnicht gut, wenn man bedachte, dass er sich kaum irgendwie hier herauswinden könnte von wegen griechischer Sitten oder Traditionen. Der Iulier wusste nicht, wie alt Messalla nun genau war, doch dürften sie als Cousins sicherlich nicht übermäßig weit auseinanderliegen. Ergo: Nix da mit einem Älteren, der den Jüngeren 'lehrt'! Und unter gleichaltrigen, freien Männern - das war in Griechenland kaum anders als in Roma - war Homosexualität doch verpönt und wurde maximal geduldet... Allerdings wohl umso weniger, je weiter oben man(n) sich in der Gesellschaftspyramide befand (die kaiserliche Spitze, der alles erlaubt war, mal ausgenommen). Bedachte man nun folglich, dass Dives' Mutter eine Consularstocher war und auch Messalla, Laevina und Severa nun also vom alten Anton abstammten, dann befand man sich hier doch durchaus recht weit oben... was letztlich Laevinas Blick mehr als rechtfertigen würde.
    Dass sie dann jedoch von Trauer, Tod und Wunden sprach, verwirrte Dives. Sicherlich, sie waren jetzt irgendwie verwandt und da konnte man durchaus auch mal solche unschönen Themen ansprechen. Aber musste das gleich beim ersten Aufeinandertreffen mit ihm sein? Immerhin war sein Draht zu den Sergiern jetzt auch so übermäßig eng garnicht. Als Iulier war er agnatisch null mit den Sergii verwandt und selbst cognatisch hatte er, soweit ihm bekannt, keine sergischen Vorfahren. Außerdem: Waren sie nicht eben noch bei dem Archivar gewesen.. rein inhaltlich?


    Irgendwie kam er da nicht nur nicht mehr so ganz mit, sondern er fühlte sich auch beobachtet und durchschaut und gerade ganz und gar unwohl in seiner Haut. Jeder Blick der beiden Frauen, den man auch nur ansatzweise negativ interpretieren könnte, kam ihm sofort wie ein stiller Tadel vor. Und dazu Messalla, den er scheinbar auch mindestens etwas verschreckt hatte, wenn er ihn nicht gar völlig anekelte. Kurzum: Es wurde Zeit für Dives zu gehen!
    "Die Zeit, die Zeit... ja. Vor allen Dingen rennt sie für einen vielbeschäftigten Mann wie mich immer und kommt niemals zurück. Daher - so Leid es mit tut - sollte ich mich wohl auch besser wieder auf den Weg machen.", versuchte Dives möglichst galant überzuleiten, wenngleich er gefühlt dabei versagte. Nein, hier und heute und unter diesen Blicken, die er allein weil er etwas sagte, schon wieder auf sich zog, konnte er kein positives Gefühl mehr entwickeln. Er musste hier raus und wollte nur noch weg.
    "Es war mir jedenfalls eine Freude hier sein zu dürfen und euch etwas näher kennenzulernen. Ich bedanke mich für deine Gastfreundschaft, Sever..illa.", bemühte er sich abschließend verkrampft und folglich vergeblich um Lockerheit. Immerhin hatte sie ihn ja mit 'Onkel' betitelt. Und solange sie dies tat, würde er stets mit dem Diminutiv kontern. - Er wollte kein alter Onkel sein.
    "Valete bene.", verabschiedete er sich schließlich von der Runde und verließ ohne einen Blick zurück und die Ohren vorsorglich auf Durchzug gestellt, um mögliche Kommentare schlicht zu überhören, das Triclinium... und wenig später die Casa Sergia.




    DECURIO - OSTIA
    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

    Die lange Rede hatte den Angeschlagenen einiges an Kraft gekostet. Folglich freute es ihn umso mehr, als Ocella ihm nicht nur sein Wort darauf gab diese Gedanken für sich zu behalten, sondern sich sogar dazu bereit erklärte Dives im Fall der Fälle in den Süden zu begleiten. So ersparte der Helvetier ihm nämlich eine weitere lange Rede. Dives war schließlich nicht völlig blind und blauäugig mit seinen Gedanken und Vorschlägen heraus gerückt, wenngleich es nach dem Theater-Debakel durchaus auch den Anschein haben mochte, dass er gelegentlich soetwas tat. Nein, bewusst hatte er Caldus bleiben lassen - einen Mann, der wohl fast alles für ihn tun würde. Wer könnte schließlich beweisbar behaupten, dass Dives Ocella auf die Palma-Seite ziehen wollte und nicht umgekehrt? Im Zweifelsfall hätte der Iulier schlicht einen Zeugen, der sogar bezeugbar Zeuge dieses Gesprächs war und der mit ein bisschen Fingerspitzengefühl sicherlich jede Version, die der Duumvir für die Wahrheit verkaufte, auch als wahr bestätigen würde...
    So aber schien das Thema also für den Moment abgeschlossen und Ocella kam zu seiner angekündigten Frage. Das hieß: Eigentlich fragte er nicht direkt, sondern implizierte seine Frage, was Dives sofort wieder wachsam werden, nachdem er zunächst gedacht hatte, dass derlei besonders aufmerksamkeitsbedürftige Themen damit vom Tisch waren.
    "Richtig.", antwortete er dementsprechend kurz angebunden und massierte sich kurz mit seiner linken Hand die Stirn, während er leicht seufzte und überlegte, wie er weiter auf diesen Vorstoß reagieren sollte. Letztlich entschied er sich dafür gar nichts weiter zu sagen, sondern Ocella einfach nur einen auffordernden Blick zuzuwerfen. Ein kranker Duumvir antwortete nicht auf eine unausgesprochene, sondern schlicht implizierte Frage.

    Ostianus guckte nur etwas schief und winkte Ocella mit einer stummen Geste ins Officium durch. Da war wohl jemand mit dem falschen Fuß aufgestanden? Mit solchen Leuten - und es gehörte wohl jeder einmal zu 'solchen Leuten' - versuchte man besser nicht erst irgendein Gespräch aufzubauen oder sie mit Fragen noch weiter auf die Palme zu bringen. In den vielen Jahren, die Ostianus hier bereits arbeitete, hatte er gelernt, dass man solche Leute - sofern sie denn Magistrate der Curia von Ostia waren - besser nicht ansprach oder aufhielt, sondern sie einfach machen ließ. Cassius und Iulius, die beide anwesend waren und gerade keinen anderen Besuch hatten, würden schon damit fertigwerden...

    | Potitus Asinius Celer


    Wie versprochen kam der Quaestor einige Tage nach Kasseneingang mit Kaufvertrag und Schlüsseln vorbei und bekam gerade noch rechtzeitig vor Betreten des Officiums das Gebrüll aus ebenjenem mit, sodass er erst einmal inne hielt und wartete. Als es wieder etwas ruhiger geworden zu sein schien, trat der Asinier nach kurzem Anklopfen ein.
    "Salve Aedilis Mercatuum.", grüßte er sehr förmlich und zurückhaltend.
    "Ich wollte dir nur kurz diesen Vertrag und die Schlüssel vorbei bringen.", erklärte er dann und legte beides schleunigst auf dem Schreibtisch Ocellas ab:



    CONVENTIO PROPRIETATIS
    (Eigentumsvertrag)


    Mit diesem Schreiben wechselt der Barbier 'Kaiserschnitt' in Ostia aus dem Eigentum und dem Besitz der Civitas Ostia zum Preis von XCIII Sesterzen zum heutigen Datum mit allen rechtlichen Konsequenzen in das Eigentum und den Besitz des Titus Helvetius Ocella über.
    Der Verkäufer versichert dazu nach bestem Wissen und Gewissen auf jedwede zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses bestehenden Mängel des Verkaufsgegenstands hingewiesen zu haben, während der Käufer bestätigt jenen ausreichend in Augenschein genommen zu haben.
    Das Geschäft wird rechtsgültig durch Unterschrift beider Parteien oder eines jeweils zeichnungsbefugten Vertreters auf diesem Dokument, sowie durch Handschlag.


    ANTE DIEM X KAL FEB DCCCLXIII A.U.C.
    (23.1.2013/110 n.Chr.)


    Der Käufer
    Titus Helvetius Ocella


    IN NOMINE CIVITATIS OSTIENSIS:
    Potitus Asinius Celer


    Sim-Off:

    Falls du den mal irgendwann vollständig brauchen solltest... ^^


    "Ich wollte auch garnicht lange stören...", meinte er anschließend und begab sich schnellstmöglich aus dem Officium - sofern Ocella ihn gehen lassen würde...




    KLIENT - MARCUS IULIUS DIVES

    Während die Decima ihn eine gefühlte Ewigkeit lang musterte, bemühte sich Dives trotz seines widerspruchlosen Einsteckens ihrer Kritik darum, möglichst selbstbewusst zu wirken. Immerhin müsste ein Praeceptor solche Qualitäten wohl sicherlich auch vorweisen können. Doch kreisten seine Gedanken weniger hierrum oder darum, dass die Rectrix nun eine Rectrix und kein Rector war. Der Iulier war schließlich durchaus der Meinung, dass sich Minderheiten das Leben nicht auch noch gegenseitig unnötig schwer machen müssten - und zu den Minderheiten gehörten wohl sowohl derartige Karrierefrauen, wie die Decima, als auch männerliebende Männer, wie Dives. Nein, er betete innerlich, wie wohl die meisten Menschen, die etwas zu verbergen hatten, dass sie ihn nicht durchschaute, und versuchte zu verdrängen, was passieren würde, wenn sie seine Absichten doch sah. Es schien ihm zumindest in diesem Augenblick nämlich beinahe logisch, dass die Decima, die sich selbst und ihre eigenen Gefühle scheinbar vollkommen unter Kontrolle zu haben schien, die Fassaden anderer umso leichter zu durchbrechen in der Lage wäre.


    Doch sie kehrte zu einem kühlen Lächeln zurück. Zweifellos musste das nicht unbedingt heißen, dass sie nicht doch sah oder ahnte, was er vorhatte oder dachte. Denn wer mochte schon sagen, was ihr nicht unter Umständen alles durch den Kopf ging - und vor allem: was Serapio ihr erzählt hatte?! Aber andererseits blieb dem iulischen Duumvir wohl letztlich eh nichts anderes übrig als das Beste zu hoffen.
    "Ich danke dir, Rectrix Decima. Und: Vorerst habe ich keine weiteren Fragen, nein.", antwortete Dives anschließend. Und selbst wenn er noch eine Frage gehabt hätte, war er jetzt viel zu froh dieses Gespräch doch einigermaßen gut überstanden zu haben - und sogar mit ganz guten Erfolgsaussichten -, als dass er es jetzt noch unnötig in die Länge ziehen wollen würde. Am Ende schmälerte dies wohlmöglich noch genau jene Aussichten. So also wartete er mit vorsichtigem Lächeln ab 'entlassen' zu werden...