'... Zumindest das, das Vescularius dem Senat hat vorlesen lassen.' Wie sich das anhörte! Als wenn der Kaiser mehrere Testamente gemacht hätte. Nein, Dives glaubte... Nun, er wusste auch nicht so recht, was er glauben sollte. Er wollte jedenfalls nicht glauben, dass der Fettsack Salinator, der Typ ohne auch nur einen Funken Empathie, dass dieser Kerl im letzten Willen des Valerianus zu dessen Nachfolger erkoren worden war. Und gerade wo sich nun auch noch jemand namens Palma aufschwang und behauptete selbst einen Thronanspruch zu haben, ließ sich der Iulier natürlich erst recht dazu hinreißen dem Cornelier den größeren Glauben zu schenken - unabhängig von Serapio oder der Acta.
"Doch, natürlich war Valerianus rechtmäßig unser Imperator Caesar Augustus!", antwortete Dives der Iunia sodann auf ihre erste Frage, wenngleich er nicht sah, wo er dies jemals auch nur ansatzweise angezweifelt hätte. Es dauerte einen kleinen Moment, bis ihm die Idee kam, dass Axilla vielleicht auch den Vescularius gemeint haben könnte. Vor Versprechern war - gerade am Ende einer Cena - schließlich niemand gefeit. Und dessen Rechtmäßigkeit auf dem Thron hatte Dives ja tatsächlich doch bereits arg angezweifelt. Jedoch wäre es wahrscheinlich nicht ganz so klug - nachdem er sich eben bereits zu derlei Äußerungen hatte hinreißen lassen - das gegenüber der Gattin des hohen Kanzlei-Procurators nun auch noch klar zuzugeben.
"Und zum Testament wollte ich.. äh.. eigentlich.. Eigentlich wollte ich ja nur sagen, dass ich es absolut nicht nachvollziehen kann, dass der Nachfolger nicht wenigstens testamentarisch in die ulpische Gens adoptiert wurde.", meinte der Iulier mit einem aufgezwungenen, oberflächlichen Lächeln - und ohne den Namen des 'rechtmäßigen Nachfolgers' konkret zu nennen.
"Mit dem Giftmord hat das so erstmal nichts zu tun. Nur habe ich mich als engagiertes Mitglied der Societas Claudiana et Iuliana natürlich auch ein bisschen mit der Geschichte der Kaiser befasst und vom vergöttlichten Caesar bis einschließlich Valerianus hat sich das regierende Kaiserhaus nur durch Putsch, Mord und/oder Bürgerkrieg geändert: Erst von den Iuliern zu den Claudiern; dann das Vierkaiserjahr, an dessen Ende die Flavier standen; und letztlich Nerva, der Traian adoptierte und so zu den Ulpiern führte.", erklärte er, was seiner Auffassung nach die Geschichte lehrte. Und in dieses Bild passte der crassissimus einfach nicht hinein.
"Aber.. bekanntlich bestätigen Ausnahmen die Regel, nicht wahr? Und wer weiß, was Valerianus nicht für Gründe gehabt hatte niemanden für den Fall des Falles testamentarisch zu adoptieren...", versuchte er dann aber gleich wieder zu beschwichtigen. Doch wenn er es sich recht überlegte, würde er wohl auch kaum auf die Idee kommen jemanden wie den Fettwanst Salinator in das Haus der Iulier aufzunehmen, was andererseits jedoch wieder die Frage in den Raum stellen würde, weshalb Valerianus den Dicken zum Nachfolger bestimmen sollte?! Irgendwie war das doch alles etwas verhext und gerade am Ende einer Cena nicht mehr unbedingt so klar für den Iulier zu durchschauen.
"Nun, ich glaube, wir sollten uns alle...", insbesondere der Iulius, "... wieder etwas beruhigen. Es scheint, als hätte der Wein - ein ausgezeichneter Tropfen übrigens - unser Gespräch etwas hitzig werden lassen.", mahnte Hemina seinen Collega freundschaftlich, aber dennoch durchaus bestimmt. Dass der Kerl aber auch manchmal so ein loses Mundwerk haben musste...
"Ich bin mir sicher, dass hier niemand die Rechtmäßigkeit eines Kaisers infrage stellen will oder wollte. Und überhaupt sind Mord und Totschlag wohl auch keine unbedingt angebrachten Themen in einer so.. reizenden Runde. Ich habe gehört, dass jede noch so schöne Blume von solchen Gesprächen nur alt und welk wird.", lächelte er nun vorsichtig zu Axilla. Dass sie hier alt und welk werden würde, konnte er natürlich nicht verantworten und versuchte die Unterhaltung folglich wieder in etwas leichtere Gefilde zu lenken.
"Sag, Iunia.. Axilla. Du hast vorhin erzählt, dass du aus Hispania, Tarraco (?), kommst. Ich habe ja noch nicht wirklich viel von der Welt gesehen. Bist du schon viel herumgereist in deinem Leben?", erkundigte er sich nun und hoffte, dass sie irgendetwas zu erzählen hätte aus Gallia oder Achaia, Asia oder Macedonia, Syria oder Africa...