Die Liktoren! Das war in der Tat eine ausgesprochen gute Idee, wie Dives fand. Mit einem Blick zu Caldus (auch wenn der nicht sein Scriba war) sorgte er dafür, dass dieser Einfall auf jeden Fall festgehalten werden würde. Erst im Nachklang der Worte runzelte der Iulier für einen kurzen Augenblick etwas die Stirn. Genau solche Männer waren es schließlich gewesen, die ihn nicht vor der gezielten Attacke gegen seine Person zu schützen vermocht hatten. Zwar mochte sie wohl keine direkte Schuld treffen und sie mochten nicht aktiv in die ganze Sache verwickelt sein, doch das Vertrauen des Duumvir in seine Liktoren war mit Sicherheit schon einmal größer gewesen...
"Was!? Ich stehe ganz auf deiner Seite... oder?", reagierte Caldus auf den misstrauischen Blick der Helvetiers, wobei er sich mit seinem letzten Wort an Dives wandte. Dem wollte er schließlich unterm Strich gefallen und nah sein. Doch bevor Ocella nicht ganz ausgeredet hatte, fiel der Iulier dem Aedil nicht ins Wort.
"In der Tat denke ich, dass wir durchaus darauf vertrauen können, dass die Götter dem richtigen, dem wahren Nachfolger Valerianus' letztlich auf den Kaiserthron verhelfen werden. Unter diesem Gesichtspunkt und natürlich auch hinsichtlich der Verantwortung, die wir gegenüber der Civitas Ostia übernommen haben, liegt es mir absolut fern mich aktiv einzumischen.. in irgendwelche Gefechte oder Schlachten.", erklärte Dives erst einmal und musste sich bei seiner Wortwahl - nicht nur aufgrund seines aktuellen Zustands - sehr konzentrieren. Eingemischt ganz allgemein gesprochen hatte er sich schließlich durchaus bereits einmal relativ aktiv - so aktiv, wie man es als Decurio von Ostia ohne jegliche Kontakte zu irgendwelchen Militärs oder anderen 'Rebellen' eben konnte. Damals hatte er Serapio kennengelernt.
"Dennoch wissen wir wohl alle, dass die Lage sich immer weiter zuspitzt und sich die Zukunft des Imperiums momentan auf des Schwertes Klinge befindet. Wie gesagt, gehe ich fest davon aus, dass Cornelius Palma mittlerweile im Süden Italias angelandet ist, wenn die praktisch letzten Truppen im näheren Umfeld Romas dorthin ziehen. Dazu die Praetorianer, die nach Norden gezogen sind, um wahrscheinlich zusammen mit den Donaulegionen die Truppen aus den germanischen Provinzen zu stoppen...", repetierte er anschließend und machte eine kurze Pause.
"Ich denke, dass sich nun schon sehr bald zeigen wird, wer die Götter auf seiner Seite wissen darf und wer nicht. Denn sehen wir den tatsachen ins Auge: Mit einem Sieg im Norden oder Süden wäre der Weg für die Anhänger des Corneliers bis nach Roma praktisch frei...", wobei der Iulier, wie gesagt, davon ausging, dass sich die Donaulegionen bereits sämtlichst im Norden Italias aufhielten. Ohne den näheren Kontakt zu irgendwelchen hohen Militärstrategen Salinators konnte er von der Truppenaufteilung nichts wissen.
"Wir, so denke ich, sollten uns als verantwortungsbewusste Führung von Ostia folglich auf alle Eventualitäten vorzubereiten versuchen. Siegt nämlich der Vescularius, so haben wir vielleicht etwas Arbeit und Zeit umsonst investiert. Siegt hingegen der Cornelier, könnte es uns durchaus wortwörtlich den Kopf kosten.", führte Dives weiter aus und spielte dabei überaus deutlich auf Patavium an, das, wie man hörte, geschleift worden war. Und unabhängig davon, welche Seite dafür nun verantwortlich war (denn da widersprachen sich die Informationen, die Dives zugetragen wurden, durchaus), tat man natürlich immer gut daran auf der Seite der Sieger zu stehen.
"Die beiden Blankourkunden, die ich benötige, - das sage ich dir im Vertrauen(!), Ocella, und keine Sorge, Caldus hier kann ich ganz sicher vertrauen - sollen im Falle des Falles an Cornelius Palma überbracht werden. Es wird sich unter Umständen zu gegebenem Zeitpunkt dann um die Loslösung der Civitas Ostia vom Stadtpatronat des Vescularius handeln, sowie um die Antragung ebenjenes an den Cornelius - sofern dieser dies denn akzeptiert.", breitete Dives seine Idee aus, bevor er sie noch einmal so zu verpacken versuchte, dass sie den Ansichten Ocellas entsprechen dürfte.
"Wie gesagt, geht es mir damit nicht darum irgendwie aktiv in den Machtkampf einzugreifen, sondern es geht hier tatsächlich lediglich um die Vorbereitung auf ein Ereignis, das eintreten wird, so die Götter es wollen, oder auch nicht eintritt, so die Götter sich dem verwehren. Vor allem aber sehe ich darin die Möglichkeit im Namen Ostias ein Zeichen zu setzen, falls Palma im Süden siegt. Roma wird sich nämlich sicherlich in jenem Fall auf eine Belagerung vorbereiten - und das besser, als es Ostia je im Stande wäre. Und auf welchem Weg, über welchen Hafen, denkst du, wird sich der belagernde Cornelius dann optimalerweise versorgen lassen wollen? Um also im Fall des Falles Ostia möglichst glaubhaft vom Vescularier loszusagen und damit direkten Schaden für die Civitas und ihre Bevölkerung abzuwenden, denke ich, dass wir diesen Schritt zumindest vorbereiten sollten." Kurz schaute Dives, wie Ocella anhand seiner Gestik und Mimik diesen Vorschlag auffasste, bevor er hinzufügte:
"Und im Interesse der Civitas bitte ich dich, wie gesagt, das Thema sehr diskret zu behandeln, da wir ja schließlich alle nicht wollen, dass Ostia negative Konsequenzen erwarten muss, falls wir auf diese Maßnahme garnicht zurückgreifen müssen - falls Salinator also als Sieger aus den Kämpfen hervorgeht. Im Klartext würde ich dich sogar bitten wollen, dass du mit niemandem weiter darüber sprichst: Nicht mit Verwandten, Freunden, Parteigängern, Kollegen aus der Curia. Das schließt also Hortensius genauso wie Asinius und die anderen dort tätigen Leute mit ein. Einzig meinen Collega Cassius habe ich natürlich ebenfalls informiert, denn er wird im Falle des Falles zusammen mit seinem Vater die Führung der Stadt übernehmen. Eine solche Botschaft überbringt man schließlich nach Möglichkeit nicht durch irgendeinen x-beliebigen Scriba.", mahnte und erklärte Dives weiter und entschloss sich dazu, Ocella spontan noch ein Angebot zu machen, das der hoffentlich nicht abschlug:
"So du von dieser Idee zum Schutze der Civitas überzeugt bist, würde ich dir auch anbieten mich in jenem Falle des Falles nach Süden zu begleiten. Was meinst du?", fragte Dives. Um Ocella jedoch zumindest ein bisschen Bedenkzeit für dieses sicherlich etwas überraschende Angebot zu geben, sprach er in nebensächlichem Tonfall noch kurz weiter.
"Natürlich wäre es dafür auch äußerst wichtig, dass wir uns ständig auf dem neusten Stand der Dinge halten, damit wir uns sofort nach Süden aufmachen können, wenn wir von dort entsprechende Nachricht hören..." Damit endete nun der Iulier und war sowohl für die Reaktion des Helvetiers auf diesen Vorschlag und seine Haltung allgemein offen, wie gleichsam auch für diese 'andere Frage', die der Aedil angekündigt hatte...