Beiträge von Marcus Iulius Dives

    Das war durchaus ein wenig.. überraschend für den iulischen Duumvir. Auf der einen Seite hätte er nicht gedacht, dass sich jemand über durchschnittliche Löhne in gesamt Italia informierte (zumal diese allem Anschein nach gleich XX Sesterzen niedriger als die einfachen ostiensischen waren). Andererseits verwunderte ihn die damit vergleichsweise bescheidene Forderung von CV beziehungsweise CXXV Sesterzen. Dives selbst beispielsweise hatte einst ganze CXL Sesterzen herausgeschlagen! Dagegen waren die durchschnittlichen CXV Sesterzen der Aedile doch durchaus günstig...
    Der Iulier nickte also nur leicht und versuchte sich nichts von seiner Überraschung anmerken zu lassen, während sein Collega sich nachdenklich übers Kinn strich und dabei zu Dives schaute. Dessen Nicken als Zustimmung deutend antwortete Hemina letztlich:


    "Sehr schön! Damit sollst du, Helvetius, also ab sofort 125 und du, Hortensius, 105 Sesterzen Gehalt bekommen." Darauf reichte der cassische Duumvir den beiden Aediles die Hand, auf dass man damit die Absprache besiegelte.

    [Blockierte Grafik: http://i1294.photobucket.com/a…IR/Home/Avas/STsuniro.jpg| Tsuniro


    Die Sklavin nickte. Kein Pulcher oder Callidus, sondern Classicus. Dieses Thema müsste man sicherlich nicht weiter vertiefen. 'Wenn die Götter dir gnädig sind, gibt es später nichts mehr zu sagen - zumindest nicht über diesen Crassus.', kommentierte Tsuniro anschließend gedanklich. Die Aemilia sollte sich den Kerl schließlich aus dem Kopf schlagen! Mit etwas Glück würde dieses Köpfe einschlagen der Römer noch ein wenig andauern und die Nachricht des Cousins folglich noch etwas auf sich warten lassen. Da hätte Tsuniro hoffentlich noch genug Zeit um zu versuchen ein paar Fäden zu ziehen, wenngleich sie auf diesem Gebiet noch nicht ganz so viel Erfahrung besaß. Die Ägypterin schüttelte bei dem erneuten Schwenk auf das Thema 'Namen' den Kopf. Sie kannte weder einen Pulcher noch einen Callidus - erst recht nicht persönlich.


    "Solange es keine Locken hat... praktisch fast alles.", antwortete Tsuniro anschließend auf die Frage des Aemilia. Extra gedrehte Locken, die in Verbindung mit Wasser beziehungsweise hoher Luftfeuchtigkeit eh nur wieder aufgingen und dann scheußlich schlampig aussahen, waren schließlich alles andere als sinnvoll. Sie trat hinter Caenis und beschaute sich deren blondes Haar kurz.
    "Man könnte sie vielleicht hier so legen und festmachen und auf der anderen Seite auch...", deutete sie anschließend rechts und links mit einigen Strähnen an. "... und dann hier oben vielleicht ein bisschen flechten und dann so in etwa legen.", nahm sie dann auch dort einige Strähnen in die Hand und deutete an, was sie meinte. * Ja, doch, sie fand, dass diese Frisur durchaus zur Gesamterscheinung der Aemilia passte...


    Sim-Off:

    * Tsuniro deutet die Frisur rechts unten aus dem Bild in diesem IR-Wiki-Artikel an. ;)



    SKLAVE - CASA IULIA

    Ein sichtlich geknickter Ostianus betrat das Officium der Aedile. Gewisse Ereignisse in einer städtischen Taverne hatten ihn doch mehr mitgenommen, als er zunächst gedacht hätte. Man könnte vielleicht sagen, dass er sich einfach auch an den Iulier gewöhnt hatte.
    "Salvete. Der Duumvir Cassius schickt mich dies zu überbringen.", erklärte er monoton und trist. Wer und ob überhaupt jemand anwesend war, darauf achtete der Scriba nicht im Geringsten. Notfalls sprach er eben zu sich selbst. Dann legte er auf dem Arbeitsplatz des Helvetius etwas ab, das jenem bekannt vorkommen dürfte:



    Dazu gab es auch noch eine Tafel mit einer schriftlichen Mitteilung des cassischen Duumvirs:


    Ad manus Aedilis Mercatuum T. Helvetii Ocellae



    Salve,


    Nach dem Anschlag auf den Duumvir Iulius, von dem du sicherlich bereits gehört haben wirst, werde ich mich in nächster Zeit vorwiegend mit den Gründen für diese Tat befassen und nicht nur zu meinem, sondern zu unser aller Schutz vorerst keine Sitzung des Ordo Decurionum einberufen. Mein Vater wird mir in dieser Zeit inoffiziell, doch in Absprache mit Asinius Celer und hoffentlich auch mit deiner Zustimmung und der deines Collega, als Praefectus an Iulius' Stelle zur Seite stehen, solange letzterer als Duumvir ausfällt.


    Darüber hinaus bitte ich dich und deinen Collega darum euch nicht am Anheizen irgendwelcher Gerüchte um die Hintergründe der Tat zu beteiligen. Gerade in der aktuellen politischen Situation braucht die Civitas Ruhe, Ordnung und Sicherheit und darf nicht durch das Gerede von vermeintlich agressiven Händlern oder gar einem politisch motivierten Anschlag durch einen Gegner Iulius' verunsichert werden.


    Anbei befindet sich das von dir erstellte Plakat zum Barbierverkauf. Ich bitte dich aus erwähnten Gründen darum, dass du als Aedilis Mercatuum dich dieser Sache annimmst und dementsprechend sowohl die Fragen und Angebote in dein Officium kommen lässt, als auch für die Aushänge in Ostia und vielleicht auch Roma sorgst.


    I' Cassius Hemina min.


    Anschließend wartete der Scriba einen Augenblick, ob er angesporochen werden würde, bevor er sich - falls dies nicht der Fall wäre - wieder aus dem Officium an seinen eigenen Arbeitsplatz begeben würde.

    Bewusst stimmte der iulische Duumvir nicht als einer der ersten ab. Da dieser Antrag von ihm selbst gestellt worden war, würden seine Freunde und Verbündeten auch so wissen, auf welcher Seite sich Dives deren Stimmabgabe wünschte. Nein, der Iulier beobachtete erst einmal für einen kurzen Augenblick, wie dieser oder jener Decurio seine Meinung kundtat. Dabei registrierte er sehr wohl auch, wer sich tatsächlich seinem Antrag anschloss und wer sich gegen diesen stellte. Doch die Freunde und Verbündeten standen praktisch geschlossen hinter Dives, soweit jener dies sah, und nachdem auch er seine positive Stimme ( :dafuer:) abgegeben hatte, verkündete Hemina letztlich das Ergebnis:
    "Ich stelle fest, dass der Antrag des Duumvir Marcus Iulius Dives angenommen wurde. Damit soll der städtische Betrieb 'Kaiserschnitt' also zum Verkauf ausgeschrieben werden.", erklärte er formal. Es folgte eine kurze Pause, dann leitete der Cassier zum nächsten Punkt über.
    "Es folgt ein weiterer Antrag des Duumvir Iulius."


    Während sich Hemina anschließend setzte, erhob sich der aufgerufene Iulier.
    "Zunächst danke ich dem ostiensischen Ordo Decurionum für seine weise Entscheidung.", begann Dives mit einem leichten Lächeln auf den Lippen und schaute zuerst zu seinen Freunden und Verbündeten, bevor er anschließend auch die Antragsgegner mit einem freundlichen Blick bedachte.
    "Soeben haben wir uns über Sparmaßnahmen und einen ausgeglicheneren Haushalt unterhalten und dementsprechen richtig beschlossen, dass wir den städtischen Barbier 'Kaiserschnitt' veräußern sollten. Doch..! Doch wir sollten uns noch einmal in Erinnerung rufen, was den scheidende Quaestor Trebius Glaber uns vorhin vorgetragen hat! Bereits seit etlichen Jahren haben wir knapp zehntausend Sesterzen - einhundert Aurei (!) - als restliche Spendengelder für den Neubau des Merkurtempels in unserer städtischen Kasse. Dieses Geld ist folglich zweckgebunden, denn es wurde speziell für einen ostiensischen Tempelbau gespendet - für nichts anderes! Seit unzähligen Jahren also setzen knapp einhundert Aurei mittlerweile sicherlich schon Moos an! Das gefällt mit Sicherheit weder den großzügigen Spendern, noch den Bürgern - den Wählern - von Ostia! Und ich wage sogar zu behaupten, dass dies auch nicht im Interesse des Mercurius oder der capitolinischen Trias ist, die im Capitolium Ostiensis über diese Gelder wacht!", führte Dives wortreich aus und steigerte sich in die Sache hinein. Dann machte er eine Zäsur, in der seine Aufzählung wirken sollte. Den einen Decurio sprach das Argument mit den Göttern vielleicht etwas mehr an, während manch anderer sich ganz pragmatisch mehr für die Wählerschaft interessierte.


    "Wir - jeder einzelne von uns - hat bei den potenziellen Geldgebern, bei den potenziellen Wählern, bei den Einwohnern von Ostia und den Göttern, die unsere geliebte Civitas und uns alle in der aktuellen Situation schützen, bereits an Gunst und Ansehen verloren; umso mehr, je länger er hier so still und schweigsam diesem Gremium angehört. Das EINZIGE, was wir heute, jetzt und hier machen können, um einen weiteren Ansehensverlust bei all jenen zu verhindern und darüber hinaus gleichsam auch noch zumindest ansatzweise wieder gut zu machen, wie vergleichsweise wenig sich der Ordo Decurionum von Ostia in den vergangenen Jahren um die Götter bemüht und gekümmert hat, ist ein weiterer Tempelneubau!", führte Dives weiter auf seinen letztlichen Antrag hin. Es folgte eine kleinere Pause mit eindringlichem Blick zu beiden Seiten, auf denen die ostiensischen Decuriones saßen.
    "Gerade in der aktuellen politischen Situation kann Ostia, können wir es uns nicht leisten noch mehr in der Gunst der Götter, der Mäzene und der einfachen Bevölkerung unserer Civitas zu sinken! Deshalb sollten wir also gerade jetzt einen neuen Tempelbau beschließen, für den auch die freigewordenen Resourcen aus dem Barbier genutzt werden könnten: Die Servi Publici et cetera. Nicht zuletzt wäre dies ein wichtiges Zeichen, das überall in der Stadt Zuversicht und Hoffnung mehren würde und mitunter sogar die Moral der hier stationierten Truppen stärkt!", erklärte er weiter. Damit war hoffentlich ein Großteil von der Maßnahme selbst überzeugt. Jetzt galt es den Gott zu bestimmen, dem der Tempel geweiht werden sollte.


    "Und so, wie ich bereit wäre, mich in Zusammenarbeit mit meinem Collega und dem Aedilis operum publicorum als besonders verantwortlich für dieses Projekt zu zeigen und mich dementsprechend auch um die Details wie einen geeigneten Architectus zu kümmern, so habe ich mir natürlich ebenfalls bereits Gedanken zur Weihung eines solchen Tempels gemacht: Ich schlage vor das Sacellum des Iuppiter Serapis, unweit von hier in Richtung des Tiberhafens gelegen, durch einen Tempel an selber Stelle zu ersetzen. Die Kultgemeinschaft dieses Gottes wächst stetig von Jahr zu Jahr und es wird folglich nur eine Frage der Zeit sein, bis dieser bescheidene Kultbau nicht mehr ausreichen wird. Darüber hinaus ist Iuppiter Serapis bekannt für seine Wunder und Heilungen - und wollen wir nicht alle diesen grausamen Bürgerkrieg möglichst unbeschadet überstehen und die Wunde des Vertrauens- und Ansehensverlustes, die durch unsere Untätigkeit überhaupt erst entstand, heilen?!" Auf diese rhetorische Frage folgte eine letzte Zäsur.
    "Ich beantrage hiermit also den Bau eines Tempels des Iuppiter Serapis an der Stelle des alten Sacellums unter gemeinsamer Leitung meines Collega Cassius, dem Aedilis operum publicorum Hortensius und mir.", verkündete Dives letztlich und setzte sich anschließend. Hoffentlich zeigte seine Rede Wirkung...

    Wärend Hemina über die scherzhafte Bemerkung grinste, lächelte der Iulier nur äußerst verhalten. Wollte Axilla ihm das jetzt also vielleicht auch noch unterstellen? 'Du vergisst, du sprichst mit einer Iunia.', klang es erneut großspurig in seinen Ohren. Zum Glück waren sie nun bereits bei der Nachspeise, sodass die Schwangere wohl hoffentlich auch bald wieder weg sein würde. Darauf gönnte sich Dives noch einen Süßweinkuchen!
    "Gegen wen sollten wir uns denn verschwören, zwei ostiensische Duumvirn und so eine bezaubernde Perle?", sponn der Cassier den Gedanken ein Stück weiter. Daraufhin grinste sein Collega in sich hinein. Er fand die Umschreibung der Iunia als 'Kugel'... Pardon... 'Perle' nämlich durchaus amüsant. Allerdings müsste er, wenn er nicht gerade von dem Süßweinkuchen abgebissen hätte, wohl Hemina zustimmen. Gegen wen sollten sie sich verschwören und mit welchen Mitteln? Gerade die beiden Männer hatten derzeit hauptsächlich in Ostia ihre Wirkungsstätte - und dort waren sie ja bereits Duumvirn. Aus seiner Sicht wäre da maximal sein Privatkrieg gegen den Aedil Herennius und dessen Mischpoke. Aber für den würde er bestimmt keinen der beiden anderen begeistern können.


    "Wir haben schließlich keinerlei Truppen und an unehrenhaftes Gift wird doch hoffentlich niemand von euch denken, oder? - Nein, alles, was ich anbieten kann, ist meine eigene Manneskraft...", sprach Hemina zu den beiden anderen und sah Axilla anschließend tief in die Augen. "... und ich würde sie dir jederzeit zur Verfügung stellen.", fügte er hinzu, wobei er die Manneskraft hier nun nicht mehr nur als Leistungskraft oder Schaffenskraft des Mannes aufzufassen gewillt war, sondern durchaus auch als Potenz...
    "Ich glaube auch, dass mehr nötig wäre, um einen Tyrann zu stürzen.", sagte Dives schlicht wennauch durchaus mehrdeutig dazu, bevor er einen Schluck trank und erneut von seinem Süßweinkuchen abbiss.

    Soso... Scheinbar war doch nicht mehr allzu viel zu tun, um Crassus davon zu überzeugen, dass Salinators Seite nicht die der ehrenhaften Namen war. Es war schließlich klar, dass ein Lager für den Kaisermord verantwortlich sein musste und dass ein Kaisermord alles andere als eine Ehrentat war. Dives nickte zufrieden und weiterhin gespannt, während er die Worte seines Cousins derartig deutete.
    Dann kam jener endlich zu den harten Fakten, die dem Duumvir jedoch erst einmal wieder einiges Denken abverlangten. Was wusste er denn bitte, wer Legionslegat der Secunda war?! Die germanischen Provinzen lagen doch am A..llerwertesten der Welt. Da kannte der Iulier, der mit den Militärs von Natur aus relativ wenig anzufangen wusste (außer sie traten in ihren prächtigen Uniformen auf und sahen dabei so chic aus wie... Serapio beispielsweise), so spontan den Namen des Mannes nicht. Erst im Nachklang des Satzes drang das Wort 'Zuchtbetrieb' in sein Bewusstsein vor. Ein bekannter Römer mit einem Zuchtbetrieb in Roma also... Weder eine Rinder- noch eine Kleinviehzucht kamen Dives dabei in irgendeiner Weise in den Sinn - zumal er sich nicht allzu häufig mit diesen speziellen Märkten befasste. Dafür jedoch kannte der im Wagenrennsport engagierte Iulier aber die Pferdezucht des Senators Claudius! Langsam griff er zu seinem Becher und trank einen Schluck, während er überlegte, was er nun antwortete.


    "Du kennst unseren gemeinsamen Cousin Lucius? Nicht den Senator, sondern den Praetorianercenturio? Ich würde ja sagen, dass du dich mit ihm mal darüber unterhalten solltest... wenn die schwarzen Kohorten nicht bereits in den Krieg gezogen wären. So allerdings bleibt mir nur zu sagen, dass besagter Lucius einen Patron hat, der nicht nur einen bekannten und ehrtenhaften Namen, sondern auch einen Zuchtbetrieb für Pferde in Roma besitzt.", führte er anschließend aus und lächelte leicht. So wenig Dives die patrizischen Claudier aufgrund ihres offensichtlichen Desinteresses an der Societas Claudiana et Iuliana leiden mochte, so sicher war er sich doch, dass es bestimmt nicht verkehrt sein könnte, wenn man sie dennoch nicht vor den Kopf stoßen würde.
    "Vielleicht wäre es dir ja möglich, dass du irgendwie deine Pflichten als Notarius mir den Verpflichtungen als Mitglied der Gens Iulia zusammenbringen könntest?!", fragte der Duumvir ganz unbedarft mit einem Lächeln im Gesicht als würde er sich mit Crassus über irgendeine der anwesenden Damen freudig flüsternd unterhalten. Natürlich trug er mit den 'Verpflichtungen als Mitglied der Gens Iulia' ganz schön dick auf, denn der Soldat Antoninus stand den übrigen Gensmitgliedern - soweit Dives bekannt - nicht sonderlich nah. Dennoch könnte so ein kleiner Appell an den Zusammenhalt der iulischen Familien sicherlich auch nicht schaden.


    "Und vergiss nicht den Verwalter des Gestüts unter vier Augen darauf hinzuweisen, wem er es zu verdanken hat, dass der Betrieb nicht verstaatlicht wird.", fügte er sogleich an, um klarzumachen und zu unterstreichen, was er erwartete. Dann lächelte der Iulier erneut ein freudiges Siegerlächeln und erhob seinen Becher in Crassus' Richtung.
    "Auf deine Stelle an der kaiserlichen Kanzlei! Und natürlich auf deine reizende Begleitung!", schwenkte er dann mit seinem Blick zur Aemilia. Die Aussage dahinter dürfte wohl klar sein: Er könnte sich bei Centho für Caenis oder gegen sie aussprechen... je nachdem, wie sehr er sich in dem entsprechenden Augenblick als Mitglied der Gens Iulia fühlte...

    [Blockierte Grafik: http://i1294.photobucket.com/a…IR/Home/Avas/STsuniro.jpg| Tsuniro


    Na prima! Die Sklavin hatte der Aemilia eine leichte Entscheidungsfrage gestellt, bei der frau wirklich nur A oder B sagen musste, und was tat Caenis? Diesem Crassus gehörte mal eine ordentliche Ansage gemacht - am besten aber nicht von ihr, Tsuniro, sondern von einem anderen Iulier, ja! Jedes einzelne Wort aus dieser Unterhaltung würde sie demjenigen mitteilen, wenngleich die Reihenfolge der Worte sicherlich anders aussehen würde. Zum Beispiel der Satz, dass es der Aemilia weh tat, ließ sich einwandfrei verwenden und umstellen zu der Aussage, dass Crassus ihr weh tat... Stellte sich nur die Frage, an wen sie sich wenden sollte. Hier in Roma war ja kaum noch jemand. Erst vor einer Weile hatte sich auch Italicus nach Hispanien aus dem Staub gemacht. Blieben nur noch der vielbeschäftigte Proximus und der nicht minder beschäftigte Hausherr Centho.. oder der alte Potitus, mit dem aber selbst der Maiordomus Phocylides nicht so doll klar kam. 'Kommt Zeit, kommt Rat.', dachte sich die Ägypterin und verschwieg ihre Gedanken.
    "Hast du denn mal wieder etwas von ihm gehört? Also, ich meine von deinem Cousin?", erkundigte sich Tsuniro eher beiläufig, wenngleich die Antwort für sie ziemlich wichtig war. Die Rückkehr des Aemilius steckte nämlich klar den Zeitraum ab, in dem die Sklavin weitesgehend ungestört agieren könnte. Hätte sie Crassus und das alles bis dato nicht im Griff oder nach Möglichkeit schon abgehakt, so bestünde ja die Chance, dass der Aemilius am Ende die Idee seiner Cousine noch toll fände! Und Zuspruch für Caenis' Verliebtsein konnte die Ägypterin absolut nicht brauchen!


    Immerhin bezeichnete die Aemilia Crassus anschließend als Problem. So zumindest verstand die Sklavin die Aussage nur allzu gerne. Und auch zum nachfolgenden Satz hatte die ägyptische Schönheit ganz besondere Gedanken, die sie mit Rücksicht auf Caenis jedoch nicht äußerte. Aber fakt war: Wer Schmetterlinge im Bauch hatte, der musste die erstmal verdauen, bevor er wieder etwas essen könnte. So einfach war das! Das wäre der nächste Schritt für Caenis. Für einen kurzem Moment lächelte Tsuniro zufrieden. Wenn man diesen Crassus nur auch so einfach loswerden könnte...
    "Ich stimme dir voll und ganz zu. Und gerade, wenn es darum geht eine gute Figur zu machen, sollten wir schon ganz prinzipiell nicht über Leute mit.. unförmigen Cognomina reden, nicht wahr?", lächelte die Ägypterin nett und freundlich.. und einen Hauch gemein an.
    "Du kennst nicht zufällig einen Pulcher oder einen Callidus, über die wir reden könnten? Wie hieß dein Cousin nochmal? Aemilius..?", fragte die Sklavin, trank ihren Becher leer und stand dann ebenfalls auf.




    SKLAVE - CASA IULIA

    Dives lächelte durchaus ein wenig amüsiert. Ein Gespräch unter acht Augen sollte es also sein, nun gut. Da hatte sich Ocella wahrscheinlich schlicht etwas von dem Hortensius bequatschen lassen, denn jenem würden wohl weder Cassius noch Dives sofort ein überdurchschnittliches Gehalt zusprechen wollen. Immerhin kannten sie den Mann solange ja noch nicht. Während also der Helvetier im Ansehen des Iuliers etwas sank, stieg dessen Interesse an Vaticanus im selben Maß. Den Helvetius musste man schließlich sicherlich auch erst einmal eine Weile belabern, damit der sich zu soetwas breitschlagen ließ. Aber gut. Wer wüsste schon, was der Hortensier nicht vielleicht noch für einen Trumph im Ärmel haben würde, der auch Ocella in diesem Gespräch von Vorteil sein könnte? Dives lehnte sich ein wenig zurück und überließ seinem Collega vorerst das Feld.


    "Ich nehme an, dass ihr euch bereits im Vorfeld etwas über die groben Richtlinien informiert habt? Grundsätzlich gilt: Leistung soll zählen und sich bezahlt machen. In diesem Sinne würde mich einerseits natürlich interessieren, was ihr euch bisher finanziell so vorgestellt habt, während auf der anderen Seite entsprechend die Frage steht, wie ihr eventuelle Besserstellungen.. begründen wollen würdet...", begann Hemina nun also den letzten Teil dieser Unterhaltung auf die beiden Kernfragen zu bringen. Dann war auch er gespannt, was die beiden Aedile nun vorbringen würden.

    In der Tat war Dives froh, dass er sich am heutigen Abend überhaupt diese oder jene Kleinigkeit aus den Begrüßungsgesprächen gemerkt hatte. Caelius Caldus hatte ihm den hilfreichen Tipp gegeben sich auf Schlüsselwörter zu fixieren und einzuschießen, was letztlich eben auch dazu führte, dass der Iulier zwar von Crassus' Tätigkeit als Notarius wusste, den unhandlichen Begriff 'Finanzabteilung' hingegen bereits lange wieder vergessen hatte.
    "Nein... Decimus Varenus?", grinste der Duumvir vergnügt. An den decimischen Auftritt in der Curia Ostiensis konnte er sich noch lebhaft erinnern. Als erstes hatte der den Cassier und Aculeo mit einem Schlag weggefrühstückt. Da hatte sein Cousin ja ein nicht ganz so leichtes Los gezogen. Dennoch: Er würde sich schlicht und einfach behaupten müssen - auch gegen einen alten Decimus Varenus. Würde Crassus weiter nach oben wollen - wovon der Duumvir stillschweigend einfach mal ausging - , so würden schließlich noch ganz andere Kaliber auf ihn warten...
    "Der war in der Tat zu Beginn meiner Amtszeit hier. Dabei hat er erst laut ausgeteilt, um anschließend zu befinden, dass es an der Buchhaltung unserer Civitas nichts auszusetzen gibt...", reduzierte Dives sein Grinsen mit etwas Mühe zu einem breiten Lächeln. Dabei musste er sich durchaus zusammenreißen keine wertenden Worte über den Decimer fallen zu lassen. Massa war schließlich ebenfalls hier anwesend, wenngleich er wohl nicht hörte, was zwischen den beiden Iuliern gesprochen wurde. Dennoch wäre es sicherlich wenig ratsam jetzt und hier über den alten zu lästern - nicht zuletzt auch deshalb, weil es ein schlechtes Bild letztlich auch auf Serapio werfen würde.


    "Und irgendetwas Interessantes? Von welchen Namen sprechen wir hier?", erkundigte sich der Iulier sodann ebenfalls in gedämpfter Lautstärke und vergaß über diese Neuigkeit glatt, dass er auch die Aemilia nach deren Beschäftigung gefragt hatte. Das hier war aber auch deutlich interessanter. Hoffentlich hatte sich Crassus ein paar lohnenswerte Fälle geben lassen und jene nicht irgendeinem x-beliebigen anderen Notarius überlassen. Mitunter könnte man dem einen oder anderen Patron eines Gensmitgliedes helfen? Jener stünde dann nach dem göttlichen Prinzip 'Do ut des.' mehr oder minder automatisch in der Schuld der Iulier (oder zumindest Crassus'). Vielleicht arbeitete er an dem Fall Aelius Quarto - sofern der mittlerweile proskribiert wurde, was dem Duumvir gerade nicht ganz parat war?
    Kurz musterte Dives seinen Verwandten anschließend. Wie der wohl überhaupt zu Salinator und Anhang stand? Im Zweifelsfall würde sich Dives etwas einfallen lassen müssen, um ihn zumindest empfänglicher für conträre Gedanken zu machen. Sein Blick wanderte kurz zur Aemilia und er lächelte schmal. Ja, eventuell wäre es vielleicht doch ganz gut, wenn die Crassus weiter umgarnen würde. Dann würde sich die passende 'Motivation' für den Überlauf seines Cousin (sofern der erst von Palma überzeugt werden müsste) bestimmt finden lassen...

    | Asinia Celerina


    Offenbar kam die Frage danach den Gürtel befühlen zu dürfen nicht ganz so gut an. Dennoch würde Celerina ganz sicher die Namen Petronia und Aemilius im Kopf behalten. Irgendwann würde schließlich auch sie einmal heiraten und welche Braut wollte dafür nicht die Schönste im ganzen Land sein?
    Dem Centurio schien die Frage weniger auszumachen; der plauderte freundlich weiter. Ja, der machte wirklich den Eindruck auf die Asinia ein guter Kerl zu sein. Darüber hinaus - und das war ja eigentlich (so ganz objektiv) noch viel wichtiger - war er offenbar auch eine gute Partie. Einen Cousin des Praefectus Praetorio verschmähte wohl schließlich keine Frau so einfach...


    "Nein, noch nicht. Aber meine Mutter ist hier auch irgendwo unter den Gästen und versucht mir irgendeinen mehr oder weniger einflussreichen Decurio... äh... zu organisieren.", lächelte Celerina ein wenig verhalten. Würde ihre Mutter am heutigen Abend also fündig werden - und hoffentlich begegnete die nicht dieser Gurke Cassius - , dann wäre Celerina so gut wie unter der Haube. Ihr Bruder und Vormund, der von einer solche Verbindung schließlich am meisten profitieren würde, würde sich nämlich wohl kaum auf die Seite seiner Schwester stellen...
    "Und du? Hast du auch jemanden, der sich für dich auf die Suche nach einer geeigneten Partie macht? Denn ich denke doch, dass die Zustimmung deines Praefecten - bei deinen verwandtschaftlichen Beziehungen - sicherlich nur Formsache ist, nicht wahr?", lenkte die Asinia bei den Aussichten lieber wieder zurück zum Decimus und trank sodann einen Schluck verdünnten Wein. Dabei schaute sie kurz zur Petronia, wieder zurück zu Massa, abermals zu Romana und setzte dann ihren Becher ab.
    "Oder hilft dir vielleicht Petronia bei der Suche? Einen guten Geschmack und zwei geschickte Hände hat sie ja zweifellos...", sprach Celerina anschließend mehr zu beiden denn nur zu Massa. Vielleicht half ja dieses Kompliment, damit ihre Bitte doch noch Gehör finden würde..?



    Das Lächeln des Iuliers verlor an Sicherheit. Ihre Worte hießen wohl, dass sie sich an den Vorfall im Theater erinnerte.. oder? Wahrscheinlich. Immerhin hatte sie ja auch die Gelegenheit gehabt sich über Dives zu informieren, was die gleichzeitige Auctrix der Acta Diurna bestimmt auch wieder auf jenes Ereignis gestoßen haben würde. Der Duumvir atmete einmal möglichst unauffällig durch, bevor er sich auf den angebotenen Platz setzte. Immerhin hatte die Decima den Termin dennoch nicht abgesagt oder in ferne Zukunft verschoben...
    "Richtig, ich würde gern an der Schola tätig werden.", wiederholte der Iulier dann zunächst mehr oder minder die Worte der Rectrix, während er die spontane Antwort 'Serapio' auf ihre Frage unterdrückte. Was hatte er sich als offizielle Version überlegt? Weshalb wollte er Praeceptor werden? Hatte er dazu nicht bereits in seiner Nachricht etwas geschrieben? 'Erinnere dich, erinnere dich...'
    "Mich treibt dabei der Gedanke Seneca Minors an: 'Docendo discimus.' - 'Durch Lehren lernen wir.' Indem ich mich also in den Dienst der Schola stellen würde, könnte ich dieser Vorstellung folgend auch mein eigenes Wissen mehren.", antwortete er zunächst vorsichtig und sehr an dem Inhalt seines Schreibens klebend. Doch er setzte noch nach:


    "Ich weiß natürlich, dass ich noch relativ jung wäre für einen Praeceptor, aber ich finde, dass man auch an seinen Aufgaben wächst, oder nicht? In Ostia wurde ich auch - trotzt meines Alters - zum Duumvir gewählt und führe die Civitas aufgrund der wechselhaften Gesundheit meines Collega streckenweise praktisch allein.", erklärte Dives überzeugt, bevor er sich erinnerte, dass das Thema 'Ostia' wohl nicht die beste Werbung für ihn wäre - nicht vor einer Decima, die dem Schauspiel dereinst beigewohnt hatte. Drum fand er schnell noch ein ablenkendes zweites Argument.
    "Zudem dachte ich mir, dass vielleicht gerade dieser Tage eventuell der eine oder andere neue Mitarbeiter gebraucht werden könnte...", fügte er also vage hinzu und spielte damit auf den Bürgerkrieg an. Was könnte er noch vorbringen, um sich zu empfehlen? Er war selbst wissbegierig und arbeitete durchaus ausdauernd, wie er fand. Seine Ausdauer könnte ihm Serapio ja mitunter bestätigen... Ein Grinsen als Reaktion auf den vorangegangenen Gedanken nach bestem Können unterdrückend, musste Dives seinen Blick kurz von Seiana abwenden und schaute stattdessen auf seinen Schoß, um sich wieder mehr zu konzentrieren. Dass ihm diese Idee auch gerade jetzt kommen musste! Dann fiel dem Duumvir aber doch noch ein weiterer Punkt ein. Er hob seinen Kopf wieder an und gab zu:
    "Und natürlich ist auch einer der Gründe meine mittelfristige Rückkehr nach Roma. Gerade in den Augen der ehrwürdigen Senatoren sind ein breit gefächertes Interessengebiet und dementsprechendes Engagement wohl durchaus recht dienlich..." Damit kannte sie nun also alle Gründe, die den Iulier hierher geführt hatten - das hieß: alle, bis auf den ausschlaggebenden...

    Es wäre ja auch zu schön gewesen... Aber klar: Gerade in der Stadt der Händler musste es natürlich so sein, dass auch im Ordo Decurionum Leute saßen, die nur ihren eigenen Profit im Kopf hatten! Kurz wirkten die Worte des Trebiers und Dives blickte sich um. Doch da keiner seiner eigenen Leute dem Duumvir die Antwort auf die Gegenrede abnahm, musste er wohl selber ran. Er erhob sich und sprach:


    "Zunächst möchte ich sagen, dass unsere Civitas die Truppen des Cornelius nicht zu fürchten braucht! Ostia arbeitet eng mit der Classis Misenensis zusammen...", dabei schaute sich der Iulier flüchtig um - weiterhin ohne den Tribunus Fabius ausmachen zu können. "... und die wird uns und damit auch alle Betriebe innerhalb der Stadtmauern schützen!", wandte er sich zunächst energisch gegen den Versuch der Panikmache. Sollte die Classis tatsächlich verlieren, dann wäre es dem iulischen Duumvir natürlich das größte Vergnügen sich auf die Seite des Cornelius zu stellen. Den crassissimus konnte er schließlich nicht nur nicht leiden... Fakt blieb: Die Stadt würde bestimmt nicht zerstört. Wer würde eine ihm dann freundlich gesonnene Stadt schon angreifen?
    "Was deine eigene Idee betrifft: Ich bin entschieden dagegen! Einerseits führst du aus, dass die Civitas jede noch so kleine Geldquelle brauchen kann, während du andererseits einen Decurio mit der Sorge um den Barbier betrauen willst?! An wen hattest du dabei gedacht, hm? Etwa an den Herennius - oder gar an dich selbst?? Ich bitte dich! Niemand hier wird doch wohl glauben, dass jemand von euch sich das nichts kosten ließe...", wobei es für Dives irrelavant war, ob das Geld nun als ein Gehalt gezahlt werden würde oder sich ein solcher Curator einfach selbst aus der Kasse bediente. Das ließ er nun selbst kurz wirken - auch weil es nun vorübergehend etwas lauter wurde.


    "Cassius?!", sprach Dives auffordernd in Richtung seines Collega, der sich daraufhin erhob und den Antrag schlicht mit lauter Stimme zur Abstimmung führte:
    "Es wird abgestimmt über die Ausschreibung des städtischen Barbiers 'Kaiserschnitt' zum Verkauf."


    Sim-Off:

    Die Abstimmung läuft bis einschließlich dem 27.12.2012.
    Abgestimmt wird wie folgt:
    Für die Ausschreibung zum Verkauf :dafuer:
    gegen die Ausschreibung zum Verkauf :dagegen:
    oder Enthaltung.


    Stimmberechtigte Decuriones sind:
    - Marcus Iulius Dives
    - Paullus Germanicus Aculeo
    - Titus Helvetius Ocella

    Wie angekündigt kam einige Zeit später ein Scriba des iulischen Duumvirs vorbei und hatte mehrere Kopien mit im Gepäck. Unter den Schreiben befanden sich unter anderem die Marktordnungen von Antium, Ardea und - ganz oben auf - lag eine Abschrift der Marktordnung Misenums:



    Titel: Marktordnung des Munipium Misenum
    Kategorie: Verordnungen
    Erstellt am: ANTE DIEM XI KAL MAR DCCCLVI A.U.C.
    Veröffentlicht am: ANTE DIEM XI KAL MAR DCCCLVI A.U.C.
    Autor: Manius Tiberius Durus, Scriba



    I. Zum Führen eines Standes auf dem Forum von Misenum ist jeder römische Bürger oder Peregrinus berechtigt.
    II. Jeder, der einen solchen Stand öffnen will, benötigt die Genehmigung des Magistratus Miseni.
    III. Die Stadtverwaltung behält sich vor, jeden Stand ohne Angabe eines Grundes zu schließen.
    IV. Den Anordnungen der Vertreter der Stadtverwaltung ist unbedingt zu gehorchen.
    V. Die Marktzeit erstreckt sich von der zweiten bis zur siebten Stunde.
    VI. Der Abstand zwischen den Ständen muss mindestens zwei Passus betragen.
    VII. Durchgänge zu Haustüren und Gassen sind freizuhalten.
    VIII. Jeder Marktstand hat zwei Eimer Wasser zum Brandschutz bereitzuhalten.
    IX. In Streitfällen über die Standplatzvergabe entscheidet die Stadtverwaltung.
    X. Die Bewegung von Karren und Kutschen ist während der Marktzeiten auf dem Forum verboten.
    XI. Das Angebot von Waren erfolgt nach der Lex Mercatus.
    Die Entscheidung über die Qualität der Waren unterliegt der Stadtverwaltung.
    XII. Der Verkauf von mangelhafter Ware ist verboten. Verstöße dagegen werden mit einem Platzverweis und einem Entzug des Standrechts bestraft.
    XIII. Der Handel mit Waffen ist nur mit einer besonderen Lizenz des Magistratus Miseni erlaubt.
    XIV. Der Handel mit Raubgut ist strengstens verboten.
    XV. Glücksspiele sind auf dem Forum Miseni verboten.
    XVI. Werbung jeglicher Art ist nur innerhalb der gekennzeichneten Flächen erlaubt. Auch hier behält sich die Stadtverwaltung vor, Werbungen abzunehmen.
    XVII. Der Standplatz ist sauber zu hinterlassen.


    gez. Die Stadtverwaltung

    Den Kommentar des Hortensiers schlicht übergehend, lächelte Dives leicht, als Ocella zusagte sich auch mit der Marktordnung befassen zu wollen.
    "Gut, dann werde ich dir schnellstmöglich heraussuchen lassen, was ich da habe.", versprach der Duumvir also und dachte dabei natürlich vor allem an die Maktordnung von Misenum. Der langjährige Duumvir jener Stadt Iulius Proximus war schließlich ein Onkel des Iuliers... Soetwas verkürzte stets Dienstwege - durch die bloße Erwähnung des Namens und der Verwandschaft - und führte sogar manchmal dazu, dass man Informationen bekam, die man sonst wohl nicht erhalten hätte. Hier war ersteres der Fall: Eine entsprechende Abschrift hatte der Duumvir bereits besorgen lassen (immerhin hatte er dieses Thema ja auch erst auf den Plan gebracht).


    "Dann bleibt uns für den Moment wohl nur noch uns über eure Gehälter zu verständigen. Wie ist es euch lieber? Klären wir diese Frage in einem großen Gespräch oder gehen wir beide, Hortensius, gemeinsam in euer künftiges Officium, um in Ruhe darüber zu sprechen?", wechselte der Cassier sodann das Thema und brachte damit den letzten wichtigen Punkt für heute zur Sprache. Den Duumviri wäre es relativ gleich, ob sie sich zu viert oder zu zweit über die zu zahlenden Gelder verständigen würden...

    Und in der Tat beendete der Praefect die Besprechung anschließend - wennauch mit nicht ganz erwartungsgemäßen Worten. Der Mann sah doch nicht tatsächlich im Bürgerkrieg hauptsächlich mögliche Aufstiegschancen, oder?! Natürlich gab es die und würde es die geben, doch wer bitte dachte in erster Linie daran? Während sich die civile Verwaltung mit Versorgungsproblemen herum schlagen musste, war es doch letztlich das Militär, welches sich konkret mit dem Kampf 'Römer gegen Römer' auseinanderzusetzen hatte. Das konnte der nicht ernsthaft vor allem als Chance betrachten...
    "Nun, dann danke ich für die Einladung und will für uns alle hoffen, dass die Zukunft uns unsere nächste Chance uns zu beweisen nicht wieder in Form eines Bürgerkrieges schickt. Valete!", verabschiedete sich der Duumvir mit einem vagen Lächeln und erhob sich von seinem Platz. Er hatte für heute und die nächsten Wochen erst einmal genug Militär und Castra gesehen. Jetzt wollte er nur schleunigst wieder zu seinen Liktoren kommen und dann bloß weg hier.


    | Nero Sulpicius Cornuntus
    HAFENVERWALTER - PORTUS ROMAE


    "In diesem Sinne. Vielen Dank und valete bene!", sagte auch der Hafenverwalter Sulpicius ein paar Worte des Abschieds, bevor er aufstand. Anschließend verließen beiden Vertreter der civilen Verwaltung (mit dem Schreiber-Anhang) erst das Besprechungszimmer und wenig später die Castra...

    Die Frau hatte den Punkt der Erzählung verfehlt. Das hieß: Natürlich hatte die Frau den Punkt verfehlt. Der Iulier hatte seine Gens weniger mit der flavischen verglichen, als vielmehr mit der irgendwo aus dem provinziellen Norden stammenden, aus der es scheinbar jemand wert gewesen war eine Flavia zu ehelichen. Und dass der Name dieses nordischen Geschlechts ungenannt blieb, war wohl Indiz genug, dass der neue Kerl an der Seite dieser Flavia weder von hoher Geburt war noch der Nobilität angehörte! Statt also dies zu bemerken, kam Axilla lieber auf ihre eigene Gens zu sprechen und rieb Dives aus dessen Sicht recht uncharmant unter die Nase, wo sie stand und wo er stand, dass sie zu den sogenannten 'troianischen' Familien gehörte und er nicht... 'Du vergisst, du sprichst mit einer Iunia.' - Auf solchein 'Kompliment' könnte wohl jeder Gastgeber auch gut und gerne verzichten. Dives lächelte abschätzig, während er sich einen Kommantar dazu sparte.
    Überhaupt: Ging es nicht gerade noch um die Gunst des Vesculariers, in der die Iulii, wie der Duumvir zu veranschaulichen versucht hatte, eben bei weitem nicht so hoch standen, wie manch andere Gentes?! Wie zum Dis Pater kam die Iunia da jetzt auf die Idee, dass Dives seine Gens mit einer patrizischen zu vergleichen suchte?! Frauen... wirklich!


    "Du spielst an auf seinen Reitunfall vor.. ich weiß nicht.. drei Jahren oder so? Das würde ich jetzt aber nicht mit seiner aktuellen Lage vergleichen.", meinte Dives und verkniff sich zu sagen, welches Ereignis seinen Cousin nämlich in diese jetzige Lage gebracht hatte. Die schwangere Axilla würde sicherlich wohl kaum gerne die Geschichte von der im Kindbett verstorbenen Furia Calliphana hören wollen, an der Centho scheinbar sehr hing.
    "Und ein ernstes Leiden... Es ist nichts lebensbedrohliches, bedarf aber eben dennoch seiner Zeit.", blieb Dives vage und gab das Zeichen zum Abräumen des Hauptganges und Auftragen der mensa secunda. Birnenmuß mit Honig wurde in einer großen Schale serviert, aus der man sich mit einer Kelle bedienen konnte. Dazu gab es - ebenfalls Honiggesüßt - kleine Süßweinkuchen auf einer Platte. Der Iulier griff sofort zu einem der letzteren.


    "Na, dann wird er es ja hoffentlich überstehen.", versuchte Hemina wieder wegzukommen von diesem tristen Thema, zu dem er auch nicht viel beisteuern konnte. Während er sich etwas vom Birnenmuß auf seinen Teller kellte, kam er da lieber auf die Familiengeschichte der Iunia zu sprechen.
    "Und du kannst dich also auf die Iunii Bruti zurückführen? Dann erzähl ich besser nichts von meiner Verwandtschaft über drei Ecken zu den Cassii Longini, was? Ein Glück, dass sich unser Iulius hier nicht auf die Caesares zurückführt...", deutete er an und ließ den ersten Löffel Birnenmuß in seinem grinsenden Mund verschwinden. Eine Iunia, ein Cassier und ein Iulius, die auch noch alle zumindest in irgendeiner Weise mit den berühmtesten Vertretern ihrer Gentes zu tun hatten, saßen hier an einer mensa. Ja, doch, das hatte eine gewisse Komik, durchaus. Gerade dann, wenn das eigene Blut bereits ein wenig mit dem guten Wein verdünnt war...

    [Blockierte Grafik: http://i1294.photobucket.com/a…IR/Home/Avas/STsuniro.jpg| Tsuniro


    Erleichtert atmete die Sklavin auf. Keiner hatte mit niemandem geschlafen - sehr gut! Noch war die Situation also zu retten. Das Leugnen einer sexuellen Anziehung bei gleichzeitigem Zugeben eines gewissen Verliebtseins war allerdings... schwierig. Tsuniro wollte der Aemilia ja nichts unterstellen, aber sie glaubte schlicht nicht an eine platonische Liebe zwischen Mann und Frau... Dennoch: So funktionierte das hier doch nicht!
    "Heiratet man nicht erst und verliebt sich dann?", kommentierte sie das Ganze mit einer rhetorischen Frage. Damit es anders herum funktionierte, müssten schließlich in der Regel zwei bis drei Personen überzeugt werden... hier wohl sogar eher drei bis vier. Die Ägypterin schüttelte kurz den Kopf.
    "Ich stimme dir in einem Punkt zu: Du hast zwei Möglichkeiten. In mehr oder weniger allem anderen muss ich dir widersprechen.", begann Tsuniro sodann. Die Casa verlassen - Caenis musste spinnen! Die könnte die Ägypterin doch nicht einfach so hier alleine lassen!


    "Den Plan die Casa zu verlassen solltest du schleunigst vergessen! Wo willst du bitte hin?! Außerdem hat dich doch dein Cousin hier einquartiert, oder nicht? Was meinst du, wie der guckt, wenn er dich hier nicht vorfindet, wenn er dich wieder zu sich holen will?! Und was würdest du dem dann überhaupt sagen wollen? Und wie für eine andere Unterkunft aufkommen und und und? Wie gesagt: Das solltest du dir aus dem Kopf schlagen! Wie am besten auch diesen Crassus...", führte die Sklavin aus und konnte sich ihren Nachsatz einfach nicht verkneifen. Wie konnte man sich nur in sojemanden verlieben?!
    "Die erste Möglichkeit lautet wohl eindeutig, dass du dir diesen Kerl aus dem Kopf schlägst. Geh auf Abstand, indem du dir andere Beschäftigungen suchst, die keine Zeit mehr für ihn lassen. Ich weiß nicht... Werd Tempeldienerin der Venus oder so. Da würdest du einerseits ein wenig mehr Unabhängigkeit gewinnen und wenn du dich in Venus Dienste stellst, dann wird die Göttin dir sicherlich auch zusätzlich gewogen sein... Außerdem kannst du dich im Notfall immer unter dem Vorwand in den Tempel zu müssen aus der Casa flüchten, wenn der Iulius Crassus deine Nähe zu suchen versucht...", schlug Tsuniro vor. Und sie selbst würde die Aemilia natürlich nur zu gerne ab und an in den Tempel begleiten. Ein besserer Draht zur Liebesgöttin könnte sicherlich auch ihrer Beziehung zu Alexander nicht schaden...


    "Möglichkeit zwei, von der ich dir eher abraten würde: Du versuchst die entscheidenden Personen von einer Ehe zwischen dir und Crassus zu überzeugen. Dabei müsstest du einmal deinen Vormund überzeugen, das heißt deinen Vater und wohlmöglich besser auch noch deinen Cousin, der dich hier einquartiert hat. Dann solltest du Crassus selbst davon überzeugen, dass du eine gute Partie wärst, denn er ist ja sein eigener Herr, soweit ich weiß. Zu guter Letzt wäre es wohl von Vorteil, wenn du auch den mit Crassus verwandten Senator Centho, den Hausherrn dieser Casa, von dir überzeugen könntest. Dafür wäre es dann allerdings schonn gut, wenn du zuvorgenannte Punkte hinter dir hast. Vom Senator hängt es schließlich ab, ob er euch als Ehepaar in seinem Haus duldet beziehungsweise euch großzügig ein eigenes kleines Haus zur Verfügung stellt oder so. Lediglich von deiner Mitgift und einem Gehalt als Notarius werdet ihr schließlich wohl kaum sehr lang hinkommen...", erklärte Tsuniro wortreich. Ganz klar, dass dies die schlechtere Variante wäre.
    "Ich würde also sagen: Entweder du überzeugst vier Menschen von der Idee eurer Ehe - oder du überzeugst DICH davon, dass Crassus der Falsche ist und du ihn dir aus dem Kopf schlagen musst!", brachte sie es auf den Punkt und biss zufrieden ob ihrer Worte erneut von ihrem Brot ab. Die Sklavin wüsste genau, wie sie sich entscheiden würde und erwartete eine dementsprechende Antwort auch von der Aemilia.




    SKLAVE - CASA IULIA

    Das hörte sich doch schon einmal nicht schlecht an, fand Dives. Der Hortensier konkretisierte einfach nur die Aufgaben und Pflichten, die er als Aedil hatte, in spezielle Taten, die er zu tun gedachte. Dass er nichts wirklich Besonderes dabei nannte, registrierte der Iulier dennoch mit einer gewissen Zufriedenheit. Als Duumvir hätte er wohl schließlich kaum die Zeit viel mehr als einmal in der Woche Sorge für den Bau des Serapis-Tempels, den er plante, zu übernehmen. Folglich wäre dies wohl eine ganz gute Gelegenheit, um zumindest einen Teil der Bauaufsicht an Vaticanus zu übertragen... wenn es soweit wäre. Bis dato hätte der Hortensier sicherlich eh noch ein bisschen zu tun mit Einarbeitung und ähnlichem. Hauptsache er machte nichts, was die Taten des Duumvirs in den Schatten stellen könnten...
    "Solange du nicht ganz Ostia mit Marmor verkleiden willst...", kommentierte Dives die Pläne des Hortensius also schlicht mit einem leichten Lächeln. Immerhin war Ostia nicht Roma. Augustus hatte aus Roma eine Stadt aus Marmor gemacht, wie man umgangsprachlich sagte. Für Ostia hingegen waren marmorverkleidete Gebäude eher untypisch, wie aber sicherlich allen Anwesenden bereits aufgefallen sein dürfte. Hier baute man hauptsächlich mit Ziegelverkleidetem römischen Beton... und bevorzugte schwarz-weiße Mosaike vor farbigen und solche Dinge. Dann wandte sich Dives an Ocella:


    "Das hört sich nach einem Plan an. Hast du eventuell auch mal darüber nachgedacht, ob du der Civitas nicht vielleicht eine festgeschriebene, einheitliche Marktordnung geben willst?", merkte er an. Schließlich wäre das eventuell auch etwas, womit sich besser für ihn werben ließe, als mit bloßer Pflichtenerfüllung. Der Helvetier wollte immerhin mal Duumvir werden. Und mitunter ließe sich ja vielleicht auch die eine oder andere Regelung finden, mit der 'herennischen Ungerechtigkeiten' vorgebeugt werden könnte..?
    "In einer der nächsten Sitzungen will ich sowieso die Lex Municipalis Ostiensis zum Gesprächsgegenstand machen. Da würde es sich ja vielleicht auch anbieten über die eine oder andere Idee für eine solche Marktordnung für die ostiensischen Märkte zu sprechen... Das heißt natürlich: So du Interesse daran hast dich einem solchen Projekt anzunehmen, bei dem ich dir selbstredend auch unterstützdend zur Seite stehen würde. Zum Beispiel könnte ich dir bereits zeitnah Abschriften von Marktordnungen anderer Civitates zukommen lassen. Schließlich stehe ich.. stehen wir auch in Kontakt mit anderen Duumvirn Italias...", führte der Iulier mit Seitenblick zu Hemina aus. Während er den Hortensier noch nicht so recht einschätzen konnte, war er nämlich davon überzeugt, dass der Helvetius förderungswürdig war. Und je mehr er ihm folglich jetzt hier half, umso eher könnte er zu einem späteren Zeitpunkt vielleicht auch einmal einen Gefallen in die andere Richtung erwarten... 'Do ut des.' So hieß die Regel nämlich nicht nur im Zusammenleben mit den Göttern, sondern auch in dem mit anderen Politikern...

    Es vergingen mehrere Tage nach dem seltsamen Orakelspruch - allesamt ohne irgendwelche besonderen Ereignisse oder Vorkommnisse. Der Ordo Decurionum der Civitas Ostia hielt seine erste Sitzung dieser Amtsperiode ab, die neuen Magistrate wurden anschließend in ihre neuen Aufgabenbereiche eingewiesen, ihre künftigen Ziele wurden abgesteckt und ihr Gehalt ausgehandelt. Und auch die Inaugurationes Magistratuum lagen mittlerweile bereits erfolgreich hinter allen Gewählten. Beinahe ließe sich behaupten, dass man damit nun wieder eine gewisse Normalität erreicht hatte: Dives' Tag begann am frühen Morgen mit der üblichen Tagesbesprechung mit seinem Stab. Er ließ Termine für die nächste Curiensitzung heraussuchen, gab Kopien einiger Dokumente in Auftrag und ließ sich darüber informieren, welche Gäste er heute in seinem Officium zu erwarten hätte... und dies waren so einige. Dann standen zunächst die Tageskorrespondenzen auf dem Plan. Gegen Mittag machte der Duumvir seine gewöhnliche kleine Pause und wandelte ein wenig durch die kleinen Gärten des Parks hinter der Curia. Mehr oder minder zufällig traf er dabei auf seinen guten Freund Caelius Caldus, der zuvor ausgerechnet den neuen Quaestor Ostiensis aufgesucht und an die Rückgabe seiner geliehenen Bücher erinnert hatte. Für den Abend verabredeten sich der Iulier und der Caelius in einer Taverne der Stadt. Caldus hatte sich fest vorgenommen ersterem endlich zu sagen, wie es in ihm aussah - gefühlsmäßig. Dives auf der anderen Seite beschloss bei dieser Gelegenheit endlich richtigzustellen, dass er sein Herz nicht an Germanicus Aculeo, sondern an einen gewissen im Krieg befindlichen Decimer verloren hatte. Er konnte schließlich bisher mit niemandem wirklich darüber reden, was zu einer Gefühsstauung und damit gleichsam zu einem gewissen inneren Chaos beim Iulier geführt hatte...
    Am Nachmittag folgten dann unzählige längere Gespräche. Gleich fünf Händler belangerten den Duumvir und wollten gleich dem Schmuckhändler Titus Lavenius ihre Handelslizenzen wieder erlangen. Bereits auf den ersten Blick ließ sich jedoch sagen, dass maximal in einem Fall wirklich ein berechtigter Anspruch darauf bestand. Dives leitete das gesamte Rudel weiter zum Aedilis Mercatuum, der sich schließlich ebenso darum kümmern könnte. Das hieß: Genaugenommen wurden nur vier der Leute an den Aedil verwiesen. Der fünfte verlor sich irgendwann in wüsten Drohungen und Beschimpfungen und wurde schlicht des Curiengebäudes verwiesen. Unterm Strich war der Iulier froh, als er sich am späten Nachmittag zu einem Außentermin - dem letzten Termin des Tages - aufmachte. Die Besprechng mit dem Hafenverwalter Sulpicius Cornuntus war schnell hinter sich gebracht und beschwingten Schrittes machte sich der Duumvir sodann auf zur Taverne, in der er sich mit Caelius Caldus verabredet hatte. Er war ein wenig früher dran, als erwartet, ebenweil Cornuntus und er sich nicht sonderlich viel Neues zu berichten hatten. Da dies kein Amtstermin war, entließ er seine Liktoren für die nächsten dreieinhalb horae und betrat mit einem erleichterten Lächeln nach diesem anstrengenden Arbeitstag die bereits gut gefüllte Taberna.


    Während er sich dann den Weg zu einem noch freien Tisch bahnen wollte, passierte es: Ein Ellbogen oder vielleicht auch eine Faust traf den Iulier in die rechte Seite, knapp unter den untersten Rippenbogen. Noch ehe der gesamte Schmerz in seinem Kopf angekommen war, folgte ein Tritt in seine Kniekehlen und Dives ging mit einem etwas ungläubigen Blick zu Boden. Sogleich spürte er ungeheure Schmerzen auch in seiner Magengegend und ihm wurde unglaublich schlecht. Er zog auf der linken Seite liegend die Beine an seinen Körper und versteckte sein Gesicht unter seinen Händen und Armen. Dennoch fühlte er weitere dumpfe Tritte und Schläge und dachte ein letztes Mal an Serapio, bevor er hörte, wie ein Tonkrug direkt an seinem Ohr zersprang. Auf das helle Klirren folgte tiefe Dunkelheit.


    Nur ganz allmählich öffnete Dives die Augen wieder und blickte in ein Meer aus nebligen Grautönen. Er stützte sich auf seinen Händen ab, richtete seinen Oberkörper auf und sah sich um. Ihn umgab eine felsige Landschaft, vielleicht eine Höhle, mit diversen fertigen und unfertigen natürlichen Steinsäulen. Einige standen auf dem Boden und rangten in die Höhe; andere hingen von oben herab, vermochten den Boden allerdings nicht zu erreichen. Dann vernahm Dives unangenehm hohe Stimmen... und sah daraufhin mehrere große Schatten an einer der Wände, ohne jedoch ausmachen zu können, wer oder was diese Schatten warf. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken und er beschloss einfach nur die Augen zu schließen und noch ein letztes, allerletztes Mal an Serapio zu denken. Eine kalte Träne lief ihm über die Wange als er merkte, wie zwei Hände seinen rechten und zwei Hände seinen linken Arm nahe der Schulter packten und ihn empor hoben. 'Faustus.', war sein letzter Gedanke.


    Dann blendete ihn ein helles Licht, das sich langsam immer weiter entfernte und immer dunkler und kleiner wurde. In gleichem Maße waren da plötzlich wieder diese unfassbaren Schmerzen in seinen Gliedern, seinem Bauch, ihm war schlecht und sein Schädel fühlte sich an, als würde er bereits im nächsten Augenblick platzen. Er hörte, wie eine ihm bekannte Stimme zu ihm sprach...


    | Caius Caelius Caldus
    SCRIBA LOGEI - BIBLIOTHECA MARINAE


    Der Caelier erschien genau zur verabredeten Zeit an der Taverne und ihn beschlich ein äußerst ungutes Gefühl, als er plötzlich etwa ein Dutzend kräftige Männer sah, wie sie das Lokal beinahe fluchtartig verließen. Er beschleunigte seinen Schritt. War der Wirt hier gerade Opfer eines Raubzuges geworden? - Hoffentlich nicht, denn dann würden Dives und er heute abend wohl sicherlich kaum irgendwie auf Beziehungsthemen zu sprechen kommen. Doch der Schock stand Caldus erst noch bevor - als er den Iulier reglos auf dem Boden in der Taverne liegen sah. Sofort stürzte er dorthin.
    "Dives? Dives?! He, Dives!", versuchte er ihn anzusprechen und lächelte erleichtert als er das Zucken der Augenlider bemerkte. Nach und nach krochen die allesamt unverletzten Angestellten der Taberna aus ihren Verstecken hervor, versuchten dem Verletzten zu helfen oder Hilfe zu holen. Ein Bote machte sich auf den Weg zur Villa Iuliana, während ein anderer den Duumvir Cassius Hemina Minor aufsuchte. An diesem Abend würde die Nachricht sicherlich noch nicht die große Runde durch die Civitas machen. Am morgigen Tag jedoch würde es wohl DAS Tagesgespräch sein...


    "[SIZE=7]Serapio..?[/SIZE]", fragte Dives beinahe tonlos. Er erkannte die leicht über ihn gebeugte Person mit seinem verschwommenem Blick nicht wirklich. Dann lehnte sich der fremde Körper in eine andere Richtung und rief etwas. Der Duumvir hörte es nur dumpf und entfernt, während er zwei kleine geflügelte Kinder durch die Decke des Raumes entschwinden sah. Hatten die ihn aus der Höhle geholt? Die sahen fast aus wie Amoretten... Mit einem kaum sichtbaren Ansatz eines Lächelns schlossen sich die Augen des Iuliers wieder für eine längere Zeit...

    Weder Cornuntus noch Dives machten irgendwelche Anzeichen noch etwas loswerden oder erfragen zu wollen. Ganz offenbar beruhte dies auf Gegenseitigkeit, da sich auch der Stab des Praefectus mit Wortmeldungen zurückhielt. Mit einem schlichten Blick gab der Iulier seinem Schreibsklaven ein Zeichen, dass sie wohl so gut wie fertig hier wären und der sich folglich auch zum Gehen bereit machen könnte und sollte. Der Duumvir wäre schließlich froh, wenn er hier wieder raus käme und würde sich nicht erst noch ewig von seinem eigenen Sklaven aufhalten lassen wollen.
    Anschließend sah Dives noch einmal kurz in die Gesichter der Runde: Massa. Bei den Göttern wäre er froh, wenn er den jetzt erstmal nicht mehr sehen müsste. Fabius. Der hatte ja auch einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen - und das wieder auszubügeln würde für den Tribun (sofern der das überhaupt wollen würde) sicherlich nicht einfach werden. Von dem schlechten Einfluss des Varenus ahnte der Duumvir ja noch nichts. Letztlich blieb sein Blick beim Praefectus selbst hängen, der die Besprechung nun sicherlich bald auflösen würde, sofern auch er nichts mehr hinzuzufügen hätte...