Beiträge von Marcus Iulius Dives

    Unter den vielen decimischen Küssen wurde Dives tatsächlich ziemlich schnell recht warm und er wurde, wie man so schön sagte, juckig. Götter, der Mann war ein Traum! Suavis Serapis! - Göttlich.
    Mehr und mehr gab sich der Iulier der Lust und Leidenschaft hin und verlor dabei auch immer stärker die Kontrolle seiner Gedanken. Doch so ganz entrückte er dieser Welt nicht - so, wie dies noch in Ostia der Fall gewesen war. Ein kämpferischer Gedanke wollte sich auch zum Zeitpunkt allerhöchsten Genusses einfach nicht verflüchtigen und verharrte hartnäckig:
    'Jedes gemeinsame Erlebnis mit dir, jedes Mit-dir-Schlafen bringt mich dir näher, Serapio. - Deine Frau und/oder dein Lover können sich warm anziehen!'



    Nach dieser Spritztour - dabei sei offen gelassen, inwiefern dies nun den gesamten bisherigen Ausflug meint oder aber nur die letzten grandiosen Augenblicke - war auch dem jungen Decurio erstmal nach einer Pause zumute. Mit einem zufriedenen Lächeln lehnte er mit dem Oberkörper an der Wand und hatte für einen Moment die Augen geschlossen. Als er sie dann unter leichtem Blinzeln wieder öffnete und den komischen Blick des sitzenden Serapio sah, war der Iulier bereits fast wieder soweit etwas zu sagen: 'Was denkst du?' Ja, diese Frage würde ihn jetzt interessieren. Grinste der Praefect, weil er trotz Abfuhr mit Dives geschlafen hatte? Selbst wenn dem so wäre, hätte er mittlerweile wohl wieder genug Blut im Kopf, um das (nicht so wie zuvor) rücksichtsvoller zu äußern. Vielleicht würde er sich gar hinter irgendeiner blöden Ausrede verstecken: Dives sähe so fertig aus oder so. Der Decurio strich sich durchs Haar. Allerdings sah er erfahrungsgemäß wirklich immer etwas fertig aus nach derlei Aktivitäten...
    Nicht minder schief erwiderte der Iulier also das Grinsen und ließ sich mit einer Handbreite Abstand stumm neben Serapio nieder. Das sollte hoffentlich weder zu nah, noch zu fern sein. Und dann wurde ihm doch glatt ein halbes Süßholz angeboten! Da hatte er es! In Ostia hatten sich ihre Wege nachher recht schnell wieder getrennt, wie Dives fand, obwohl Serapio bestimmt auch noch ein wenig Zeit gehabt hätte. Jetzt und hier mussten sie eigentlich zurück zum Fest, doch der Praefect zog es vor noch etwas mehr Zeit mit dem Decurio allein zu verbringen. Sie machten eindeutig Fortschritte! Mit einem beinahe lautlosen "Danke." nahm Dives das Hölzchen an und führte es zu seinem Mund. Während er anschließend etwas darauf zu kauen begann, starrte er ein bisschen gedankenverloren in Richtung des Wasserrauschens, welches die geringe Lautstärke seiner letzten Antwort übertönt hatte.


    'Ob ich noch ein Stück zu ihm ranrutschen kann? Oder nimmt er mir das dann übel? Ich könnte ja versuchen mich nur ein gaaanz kleines Stück zu bewegen. Dann merkt er's ja vielleicht auch gar nicht. ... Quatsch, der würde das hundertprozentig, garantiert mitkriegen. Oh man, was mach ich nur..?', diskutierte Dives innerlich. Es war unbeschreiblich schön, wie das Licht durch die Baumkronen fiel und sich der Iulier über solche vergleichsweisen Banalitäten Gedanken machen konnte. Er merkte nicht, wie sein Oberkörper sich dabei ganz langsam zu neigen begann... bis sein Kopf auf der Schulter Serapios zu liegen kam... Er musste kurz lächeln.
    "Hier ist es so schön...", schwärmte er leise, während er einen Schmetterling dabei beobachtete, wie der sich in einiger Entfernung auf einem Grashalm niederließ.

    [Blockierte Grafik: http://i662.photobucket.com/albums/uu347/Kaysepunkt/180px-Edward_G_Robinson_in_The_Ten_.jpg] | Phocylides


    Die eventuelle Begleitung, die der Tattergreis anbot, hing wohl weniger von dessen Medicus ab. Phocylides war doch nicht blöd! Das Angebot stand und fiel mit dem betroffenen Fuß des Alten - so sah es aus! Aber dass der Sack das nicht so offen zugab, war natürlich klar...



    Ad
    Procurator a rationibus
    Potitus Plennius Flamininus
    Administratio Imperatoris
    Roma, Italia



    Salve Procuratore!


    Mit diesem Schreiben ersuche ich, Tiberius Iulius Crassus, (Sohn usw?) um eine Einladung (?) zu einem Gespräch. Ich würde gerne in der Finanzabteilung als Notarius meinen Beitrag zum Wohle Romas leisten. Erfahrungen in der Verwaltung und den Finanzen habe ich bereits sammeln können und würde diese (nun) gerne als Notarius [strike]nutzen können.[/strike] einbringen.


    Ich verbleibe in Erwartung deiner Antwort in die Casa Iulia zu Roma. Mögen die Götter eine schützende Hand über dich und die Deinen legen.
    Vale bene,



    Kaum war die erste Tafel beschrieben mit dem, was die beiden Iulier diktiert hatten, da setzt nun auf einmal der Alte auf Tempo. Zack begann er mit dem zweiten Schreiben. Da blieb dem Maiordomus für den Moment nichts weiter als die nächste Tafel zu zücken und zu schreiben. Seine Fragen und Anmerkungen würde er wohl erst später loswerden können.



    Ad
    Procurator a libellis
    Gaius Pompeius Imperiosus
    [strike]?!?[/strike] Casa Pompeia
    Roma, Italia



    Salve Procuratore!


    Der junge Mann, der dir dieses Schreiben überbringt, mit Namen Tiberius Iulius Crassus, ist ein Verwandter von mir (& Dom. Centho), (?!?)
    .
    .
    der sich um eine Stelle in der Schreibstube des procurator a rationibus beworben hat. Ich möchte ihn deiner Protektion empfehlen und wäre dir auf das Äußerste verbunden, wenn du seine Bewerbung bei deinem Kollegen unterstützen würdest. Ich weiß, dass dein Wort in diesen Angelegenheiten großes Gewicht hat.


    Mögen die Götter eine schützende Hand über dich und die Deinen legen.
    Vale bene,



    Endlich mit den Schreiben soweit durch - lange war's her, dass der Maiordomus mal wieder höchst selbst ein Diktat zu Tafel gebracht hatte. So ganz verlernte man es natürlich nie auch mit hohem Schreibtempo folgen zu können, doch so wirklich in Übung war Phocylides eben auch nicht mehr.


    "Zuvor würde ich gern noch zwei kleine Anmerkungen machen, wenn ihr erlaubt.", kündigte der Sklave als indirekte Antwort auf Potitus kurz an. Ohne eine weitere Erlaubnis aber erst noch abzuwarten, setzte er sogleich fort:
    "Im ersten Schreiben formuliertest du die Bitte um eine Einladung ohne diese genauer zu spezifizieren. Vielleicht wäre der kleine Zusatz 'in dein Officium' oder ähnliches noch ganz gut hinzuzufügen.", merkte er vorsichtig an. Nicht dass der Procurator am Ende noch den Eindruck gewinnen mochte, dass sich die Iulier, die ja in der Gunst des Vesculariers zu stehen schienen, eingedenk ebenjener Tatsache jetzt schon bei anderen Leuten selbst einluden.
    Das vorerst nur in Klammern hinzugeschriebene 'nun' im ersten Schriftstück erwähnte Phocylides nicht extra. Er würde es gleich einfach mit vorlesen und hoffen, dass niemand weiter Anstoß daran nehmen würde. Ein wenig zu zeigen, dass Crassus nicht ewig vorhätte in jener unteren Position zu verharren, wäre wohl sicherlich nicht verkehrt.


    "Und im zweiten Schreiben wäre ein einfacherer Beginn vielleicht ganz gut." Dafür hatte der Maiordomus extra etwas Platz gelassen. In der jetzigen Fassung könnte der Pompeier den Satz ein Dutzend mal lesen und... und würde sich dabei wohl immer wieder denken, wer zum Hades so verschachtelt schrieb? Das konnte ja praktisch nur so ein alter Sack wie Potitus sein!
    "Ich würde alternativ vorschlagen: Der junge Mann, der dir dieses Schreiben überbringt, ist ein Verwandter von mir. Er heißt Tiberius Iulius Crassus und hat sich um eine Stelle in der Schreibstube des procurator a rationibus beworben.", formulierte Phocylides also um. Weniger Nebensätze schafften in der Regel mehr Klarheit. Dabei kamen dem Sklaven zu seinen angekündigten zwei kleinen Anmerkungen noch zwei weitere kleine Ideen.


    "Zwecks Vorbereitung der kaiserlichen Administration auf das Gespräch wäre es vielleicht auch noch ganz sinnvoll eine Filiation mit anzugeben." Der Vater von Crassus hatte zwar vielleicht nicht soo riesig viel erreicht im Leben - war lediglich irgendwann ins Heer eingetreten und hatte fortan einen der untersten Ränge dort bekleidet. Doch zeigte dies eben, dass bereits der ein römischer Bürger war. Außerdem wirkte es letztlich nicht so, als würde Crassus versuchen das Thema auszusparen, um etwas zu verheimlichen. Wenn man es offen schrieb, dann würde sich das Gespräch vielleicht eher auf andere Dinge konzentrieren.
    "Außerdem wäre es bestimmt auch nicht verkehrt den anverwandten Pompeius auf ebenjene Verbindung nochmal direkt zu stoßen, indem man beispielsweise den Namen des Senators Iulius Centho erwähnt.", schlug der Maiordomus zu guter Letzt noch vor, bevor er Reaktionen abwartete.




    MAIORDOMUS - CASA IULIA

    Süßer als der süßeste Nektar?! Dazu sagte der Iulier nichts, sondern grinste nur wissend, während er weiterhin gebannt zu Serapio auf die Bühne schaute. Dives hatte heute so eine Ahnung vom süßesten aller Nektare bekommen und wenn er sich konzentrieren würde, könnte er vielleicht sogar eine Erinnerung an dessen Geschmack auf seine Zunge zurückholen. Doch hier und jetzt war natürlich keine Zeit für derartige Konzentration.


    "Ja, ich glaube, du bist gemeint.", stimmte Dives an die Iunia gewandt deren Cousin zu.
    "Na geh schon. - Und Fortuna sei mit dir!", gab er ihr noch mit auf den Weg. Jetzt würde es gleich spannend werden! Der Iulier war auf die Gewinner gespannt. Ob er jemanden von ihnen kennen würde? Vielleicht hatte sein Onkel Proximus ja ein Los erstanden und käme gleich auf die Bühne? Oder die frisch kennengelernte Cousine Octavia Nasica? Ja, wo war die eigentlich abgeblieben während des kleinen Ausflugs des jungen Decurios? Kurz schaute Dives sich um - bei diesen Menschenmassen natürlich ohne Erfolg. Dann richtete er seinen Blick wieder zum Geschehen auf der Bühne. 'Jetzt geht's los! - Jetzt geht's los! - Jetzt geht's los!', dachte der Iulier aufgeregt. Gleich gab es den ersten Gewinner...

    KLIRR! Die gedanklich zu einer Pyramide gestapelten imaginären Amphoren, auf deren oberster ein älteres Bild dreier berittener Römer stand, waren nun nicht mehr als ein einziger großer Scherbenhaufen. Das Bild lag irgendwo unter jenem begraben. Autsch. Mit dem einfachen, kleinen Satz 'Das ist keine gute Idee.' hatte Serapio einem dieser grauen, dickhäutigen Riesenviehcher aus Afrika gleich (die mit diesen langen schlangenartigen Nasen, je zwei fast ebensogroßen Zähnen und enormen Segelohren) alles in Schutt und Asche gelegt. Ein stumpfer Schmerz im Brustkorb machte das Atmen unangenehm schwer. Die Gesichtszüge waren dem Iulier entglitten. Wie mit einem Eimer kaltem Wasser übergossen starrte er Serapio etwas verwirrt und verunsichert, doch vor allen Dingen enttäuscht an. Und nicht nur in seinem Blick waren Feuer, Flamme und Leidenschaft in diesem Moment nicht mehr erkennbar. Immerhin aber blieben seine Augen trocken.
    Es war ja nicht so, dass eine Ablehnung dieses Vorschlags vor der ausgesprochenen Frage noch vollkommen unmöglich erschien, doch mit so direkten Worten hatte der junge Decurio nun auch wieder nicht gerechnet. Da half auch die nachfolgende Erklärung von wegen 'aufregend' und so nicht wirklich. Im Gegenteil vermutete Dives eher, dass Serapio einfach schon vergeben war... mit einer Frau verheiratet... oder mit einem anderen Mann zusammen. Folglich sollte der Iulier sich zukünftig besser nicht mehr auf Abendteuer mit diesem Decimer einlassen - und vermutlich auch dieses aktuell laufende wohl an dieser Stelle jetzt beenden. Mittlerweile war sein Gesicht von den praetorianischen Händen umfasst, während er überlegte, was er darauf sagen sollte. Es folgte ein stürmischer Kuss, der so gar nicht zu dem Gesagten passte und Dives folglich zunächst total überrumpelte. Mit weit aufgeschlagenen Lidern stand er einen Moment lang wie angewurzelt da, bevor er einfach nicht mehr anders konnte, als seine Augen zu schließen und sich an diesem Augenblick festzuhalten. Das konnte doch nicht nichts bedeuten! So wie Serapio auch die Nähe des Iuliers gerade zu suchen schien und ihn immer näher und näher an die Wand drückte. Spätestens als die decimischen Lippen seine Augenbrauen streiften, stand für den jungen Decurio fest: Er würde die Hoffnung keinesfalls aufgeben! Er würde kämpfen - gegen wen auch immer. Serapios Ehefrau mochte eine Rose sein oder auch eine Lilie; sein Liebhaber eine Nelke oder auch ein Veilchen. Der Punkt war nur: Wäre eine dieser zweifellos hinreißenden Schönheiten auch tatsächlich das Blümelein Wunderschön im Lied des durch die Moralvorstellungen dieser Welt gefangenen Praefectus?! Das würde sich erst noch zeigen müssen!


    "Ah...", entfuhr es Dives überrascht, als Serapio den Hercules in sich auf einmal so heraushängen ließ und den Iulier so entschieden in Position brachte, dass jener mit seinem Kopf leicht die Wand berührte und sich einen oberflächlichen Kratzer über dem rechten Augen zuzog. Schnell ließ der Schmerz wieder nach und es blutete glücklicherweise nicht, doch ein bisschen zu wörtlich schien er den Vergleich da wohl schon genommen zu haben. Der junge Decurio hieß schließlich weder Abderos, noch kam er aus Aberda in der Provinz Thracia. Und er hütete auch keine vier diomedischen Stuten... (Oder zählte das Ehrenamt als Scriba Factionis Venetae hier etwa?)
    "Ich... ... Ich will... ...", begann der Iulier, der unter den vielen Küssen und Bissen so langsam wieder in Stimmnug kam, dann. Immer wieder bewegte er seinen Kopf von rechts nach links, legte ihn in den Nacken und auf die Brust, weil er ihn einfach nicht stillhalten konnte. Ein angenehmer Schauer lief Dives über den Rücken und er zitterte kurz.
    "Ich... ... Ich will dich spüren... ... tief in mir.", brachte er seinen Satz nun wieder etwas gedämpfter nach mehreren Anläufen endlich zuende. Er seuftzte wohlig. Mittlerweile drückten auch nicht mehr nur die iulischen Arme und Hände gegen die Wand vor ihm...

    Ja, das meinte Dives! Er hatte durchaus Vertrauen in die Götter und hoffte, dass sie auch in dieser Zeit der Krise über das Imperium wachen würden. Dafür opferte und betete er regelmäßig. Nicht im Traum fiele dem Iulier ein gerade dieser schweren Tage seine Gaben auszusetzen, nur weil er nicht verstand, weshalb die Götter keinen der beiden proklamierten Kaiser angriffen. Iuppiter oder Apoll hätten beide die Möglichkeit mit Blitzen der ganzen Chose gezielt ein Ende zu bereiten. Und auch Neptun hätte (wenngleich wohl weit weniger präzise) Möglichkeiten, wie wohl auch viele andere Götter. Aber noch immer lebten sowohl der Vescularier als auch der Cornelius. Zumindest waren bisher keine gegenteiligen Meldungen zu Dives vorgedrungen. Der junge Decurio konnte dies dieser Tage nicht verstehen, doch verzweifelte er eben auch nicht darüber. Vielleicht wollten die Götter den Menschen schlicht eine Lektion erteilen und für einen erfolgreichen Lerneffekt wäre ihr so offensichtliches Eingreifen natürlich mehr als nur schädlich. Unter Umständen könnte man wohl auch sagen, dass sie den erkrankten Wald kontrolliert abbrennen ließen, damit danach aus der nährstoffreichen Asche ein neuer, kräftigerer Wald emporsprießen könnte... oder so.


    "Tja, vielleicht bin ich auch nur vollkommen naiv.", gab der Iulier mit einem leichten Schulterzucken zurück und nahm noch einen Schluck des verdünnten Weines. Sedulus, der schon etliche Sommer mehr gesehen hatte als der junge Decurio, mochte da also eventuell sogar mehr Recht mit seiner momentanen Haltung haben, als Dives. Das hieß, falls es überhaupt soetwas wie eine richtigere Haltung gäbe.
    "Aber auch solche Leute muss es geben, nicht? Bei meinem Alter verzeiht man mir diese Auffassung ja vielleicht und wer weiß, wohlmöglich wird mir ja in diesem Krieg die ganz persönliche Lektion zuteil, dass ich zukünftig besser eine deiner ähnliche Auffassung vertrete...", fügte er dann mit einem vorsichtigen Lächeln hinzu.

    Vollkommen sicher verkündete Serapio, dass in ihm ein Hercules stecken würde. Ob der Decimer diesen Held gar besonders mochte? Dives selbst hatte ja keinen speziellen Lieblingsheld, denn er konnte praktisch allen diesen Geschichten, die er bisher gehört hatte, irgendetwas abgewinnen. Obwohl... Mittlerweile war da ja schon so ein wirklich gut aussehender, attraktiver, junger Held, der es dem Iulier wirklich besonders angetan hatte: Faustus Decimus Serapio! Für den würde er fast alles tun - und tat fast alles.
    Noch einen Augenblick lang betrachtete Dives den sich genüsslich Zurücklehnenden, spürte die Fingernägel, die ihm einen wohligen Schauer über den Rücken laufen ließen und ihm die Nackenhaare aufstellten, fühlte den sanften Druck der decimischen Hand auf seinem Hinterkopf und gab diesem widerstandslos nach. Es war ein tolles Gefühl zu sehen, wie man(n) es selbst vermochte einem anderen Menschen eine solche Entspannung zu besorgen. Der junge Decurio schloss seine Augen wieder und gab sich ganz dem vorgegebenen Rhythmus hin. Dem Sehsinn auf diese Weise beraubt, nahm er nun umso intensiver Geruch, Geschmack und Umrisse des Decimers wahr. Auch die Atemzüge Serapios setzten sich nun deutlicher vom hintergründlichen Rauschen des Wassers ab. Sensationell. Fantastisch. Grandios!


    Anschließend übernahm Dives' rechte Hand wieder für einen Augenblick das Ruder, um den Iulier erneut etwas zu Atmen kommen zu lassen. Mit großen Augen blickte der auf, um dann mit Küssen langsam wieder an Größe zu gewinnen und letztlich Serapio wieder direkt in die Augen schauen zu können. Abermals setzte er einen Kuss auf dessen Mund an und wich im letzten Augenblick auf eine der Wangen aus. Fortwährend küssend arbeitete er sich dann weiter bis zu einem Ohr Serapios, während die rechte iulische Hand weiterhin ihrem Job nachkam.
    "Darf ich dich etwas fragen?", flüsterte der junge Decurio zwischen zwei Ohrläppchen-Massagen mit seinen Lippen und Zähnen. Der Zeitpunkt für Fragespielchen war zwar bestimmt alles andere als optimal gewählt, doch irgendwie hatte Dives das Gefühl, dass er sich das dennoch mittlerweile 'verdient' hätte. Außerdem beschlich ihn die Ahnung, dass sie sonst nicht so schnell wieder zum miteinander Reden kämen.
    "Ich würde dich gern noch einmal etwas besser kennenlernen.", fügte er danach hinzu, bevor er sich wieder dem decimischen Ohr widmete. Auch seine Hände taten weiterhin ihr Werk, während Dives mit Küssen auf Serapios Hals die Seite wechselte. Das sollte dem Praefect hoffentlich genug Zeit zum Nachdenken über diese Worte geben. Auf der anderen Seite angelangt, richtete der Iulier die Aufmerksamkeit seiner Lippen wieder auf das decimische Ohr und erwartete nun eine Antwort: To date or not to date - that is the question!

    Der Tiberier schien trotz seiner Konzentration offene Augen und Ohren zu haben. Er sah den eintreffenden Iulier und erwiderte die kurze Begrüßung. Zeit für die Antwort auf seine Frage blieb Dives jedoch nicht, da es eine scheinbar straffe Planung der Prozession gab. Um diese nicht durcheinander zu bringen, reihte sich der junge Decurio also stattdessen wie gewünscht in den Prozessionszug neben Lepidus ein, während erst ein seichtes Flötenspiel einsetzte, bevor ein Vortrag aus einem vergilischen Werk folgte. Aufmerksam und stumm lauschte Dives den Worten, die ihm durchaus passend gewählt zu sein schienen. Kurz blickte er zum Tiberius und nickte diesem anerkennend zu. Es folgte die zweite Strophe, eine dritte und vierte... und der junge Decurio überlegte sich, ob man nicht vielleicht auch während des Zuges diese Rezitation hätte anbringen können. Vielleicht hätte dies ja zusätzliche Zuhörer unter den Gehenden gebracht. Wer das Werk in Gänze hätte hören wollen, hätte folgen müssen. Andererseits aber wären die Musiker in ihrer Lautstärke beschränkt gewesen, um den Vortragenden nicht zu übertönen. Dives kam folglich zu keinem Ergebnis bei der Frage nach einem geeigneteren Zeitpunkt des Vortrages.


    "Mehrere große Wagenladungen...", begann der Iulier zu flüstern. Es folgte ein kurzes Winken nach links, wo zwar nicht ganz so viele Zuschauer standen, wie erhofft, doch immerhin auch nicht niemand. "... sind gerade auf dem Weg hierher...", flüsterte er dann weiter zum Tiberier und wandte sich anschließend nach rechts. Auch dort wollten schließlich einige Schaulustige begrüßt werden. "... Wenn wir zurück am Tempel sind..." Wieder wanderte der iulische Blick nach links und ein fröhliches Winken mit freundlichem Lächeln folgte. "... sollten die Stände aufgebaut sein..." Abermals wandte er sich zu anderen Seite, um einen frohen Prozessionszugteilnehmer zu mimen und vielleicht noch den einen oder anderen bisher Unbeteiligten zur Beteiligung zu bewegen. "... und das Brot verteilt werden können." Anschließend reckte Dives beide Hände in die Luft um zu beiden Seiten die Menschen zu begrüßen.


    An Theater des Balbus angelangt, gönnte sich der Iulier vom vielen Winken eine kleine Pause und erkundigte sich stattdessen bei Lepidus:
    "Wer war eigentlich dieses Stimmwunder eben bei Vergils Versen? Und vor allem: Woher hast du ihn?" Vielleicht ließe sich der ja auch später für diese oder jene künftige Veranstaltung engagieren...

    Beeindruckend. Ja, auf soeine oder eine ähnliche Reaktion hatte der Iulier gehofft. Die germanicischen Worte gingen runter, wie Öl. Ein breites Lächeln bahnte sich auf Dives' Gesicht seinen Weg. Er sollte Aculeo sogar mal eine Rede schreiben? Nun, weshalb eigentlich nicht. Zumindest für den Fall, dass der Inhalt auch im Interesse des jungen Decurios läge, wäre das aus seiner Sicht garnicht mal so abwegig, dass er seinem ritterlichen Freund vielleicht zumindest etwas zur Hand ginge. So erfasste Dives erst leicht verzögert, dass der Germanicer dies nicht ernst meinte und stimmte ebenso erst verzögert in das Lachen ein.
    Die mahnenden Worte Aculeos überging der Iulier einfach. Als Politiker war es schließlich fast schon Pflicht möglichst viele Versprechungen zu machen, wenn man gewählt werden wollte. Dabei würden wohl noch in etlichen Jahrzehnten, Jahrhunderten und Jahrtausenden nur die wenigsten auch wirklich jedes einzelne Versprechen tatsächlich einhalten und durchsetzen. Aber natürlich strebte der Decurio immerhin an einen Großteil in die Tat umzusetzen... sofern man ihn wählen würde.


    "Du hast noch immer nichts von denen gehört? Die scheinen die aktuelle Lage ja wirklich sehr entspannt zu sehen...", erwiderte Dives vorwurfsvoll, wobei jener Vorwurf natürlich nicht gegen Aculeo, sondern gegen die Beamtenschaft auf dem Palatin ging. War nicht gerade in Krisensituationen stets jeder Ehrenmann gefragt? Brauchte man nicht gerade dann stets jede helfende Hand, um der Lage Herr zu werden? Aber vielleicht arbeitete ja mittlerweile auch ein Teil der kaiserlichen Administration gegen den Fettwanst. Und gerade Verzögerungen und ein wenig Beamtenträgheit wären da natürlich vergleichsweise unauffällige Strategien, wie der Iulier fand. Aber wer wüsste...?


    "Hm... Nein, ich... Oder doch! Meinst du dieses tollpatschige Ding?" An DEN Abend erinnerte sich der junge Decurio natürlich. Eine geschlagene volle hora hatte er sich letztlich nach dem Verschwinden des Germanicers mit diesem ominösen Caius unterhalten, während er auf seinen guten Freund gewartet hatte. Dann hatte er sich unter einem Vorwand letztlich wieder auf den Heimweg gemacht.
    "Ihr wart ja wirklich eine ganze Ewigkeit weg. Ich hoffe, du warst mir nicht böse, dass ich mich nach einer Stunde dann aus dem Staub gemacht habe. Meine Ersatzunterhaltung wurde... nunja... irgendwann etwas dolle aufdringlich, falls du verstehst." Nach Details erkundigte sich der Iulier absichtlich nicht und er hoffte sehr, dass diese notfalls in einem spontanen Beifall für den auf der Rostra redenden Cassius untergehen würden. Gerade wenn andere Männer begannen über Oberweiten und ähnliches zu sprechen, drehte sich dem jungen Decurio je nach Redetalent des Erzählers entweder beinahe der Magen um oder ihm wurde einfach nur sehr, sehr langweilig.


    "Naja, vor allem die Zusammenarbeit mit der Classis ist... nicht so ganz leicht." Um nicht zu sagen, dass er manche Forderungen gänzlich unmöglich fand! Aber Dives war ja innerlich auch alles andere als für einen vescularischen Sieg - im Gegensatz zu den Männern aus Misenum. Weiterhin war es für den Iulier mitunter etwas irritierend, dass mancheinem Soldaten scheinbar zwei Herzen inne wohnten. Eines schlug während des Dienstes, das andere außerhalb ebenjenes. Er selbst würde sich niemals so verändern wollen. Er würde nie ein wahrer Militär werden - zum Glück.
    "Bist du dir sicher, dass du wirklich zur Classis gehen willst?", fragte Dives mit diesem Gefühl. Das war schließlich der letzte ihm bekannte Stand der Dinge betreffs Aculeos weiteren Werdeganges. Eine bedauernde Miene unterstrich die Zweifel des Iuliers an einem solchen Weg.




    DECURIO - OSTIA
    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

    "Nun, das würde sich schon deutlich eher einrichten lassen.", erwiderte Dives. Da hatte er die Worte der Militärs wohl etwas missverstanden. Aber sie hatten ja auch allerhand Platz für Spekulationen gelassen...
    "Mit welcher Größenordnung benötigten Materials wird denn etwa zu rechnen sein? Nur damit sich erahnen lässt, auf welche Belastung jeder Haushalt hier eingestellt werden muss..." Sicherlich würde der junge Decurio in dieser Angelegenheit auch mit dem Aedilis operum publicorum sprechen, der in seinem Amt ja für die öffentlichen Bautätigkeiten zuständig war. Mal sehen, was eventuell die städtischen Lager noch hergeben würden.


    "Du meinst außerhalb der Stadtmauern? Das sollte möglich sein.", antwortete der Iulier. Dass es innerhalb der Stadtmauern da recht schlecht aussah, war ja eigentlich auch deutlich genug zu sehen. Die nächsten Sätze des Centurios überhörte Dives großzügig - weil Massa ein angenehmer Gast der Villa Iuliana gewesen war und auch einiges über Serapio erzählt hatte. Ostia und von Roma leben... Roma lebte von Ostia! Sorum sah es doch aus. Wer auch immer in der Ewigen Stadt auf dem Thron saß, musste auch für die Versorgung der Stadt sorgen. Deshalb war Aegyptus direkt dem Princeps unterstellt und Ostia wurde von den Cohortes Urbanae, wie auch den stadtrömischen Vigiles geschützt. Roma. Lebte. Von. Ostia. Punctum.
    "Sofern der Vescularius dem Abzug der stadtrömischen Truppen zustimmt, stünden der Classis natürlich auch deren Kasernen hier zur Verfügung. Entsprechende Gebäudekomplexe befinden sich sowohl im Süden Portus' (40), als auch im Nordwesten des Zentrums Ostias (6)." Vielleicht, so hoffte Dives außerdem, wären dann auch weniger Neubauten und damit weniger Baumaterial nötig...

    Sim-Off:

    Ihr hättet nicht unbedingt warten brauchen auf einen Sklaven... Trotzdem danke, dass ihrs getan habt!


    [Blockierte Grafik: http://i662.photobucket.com/albums/uu347/Kaysepunkt/180px-Edward_G_Robinson_in_The_Ten_.jpg] | Phocylides


    Da hatten sie es schon wieder! Der alte Sack hatte seine Ohren überall und wusste scheinbar genau, wer wo in welcher Position saß. Und welchen Preis zahlte er dafür? Das ließ sich wohl ganz gut mit einer Gegenfrage beantworten: Wo waren seine Kinder, seine Frau, seine Familie?


    "Natürlich. Ich habe immer etwas bei mir.", antwortete Phocylides dem Iulius Crassus und zückte tabula und Griffel. Oder wollte Crassus gar sofort auf Papyrus schreiben? Was, wenn er sich verschriebe? Nein, für einen Brief sollte man besser eine Vorschrift machen. Erwartungsvoll blickte der Maiordomus Crassus an und war bereit mitzuschreiben. ... Oder hatte der Iulier gar vor selbst den Griffel zu schwingen?





    MAIORDOMUS - CASA IULIA

    Wieder sah der Germanicer das alles aus Dives' Sicht zu eng. Es ging dem Iulier weniger um die Wort selbst, als viel mehr um das Gefühl, welches sie zu transportieren versuchten.
    "Dann war der Platz deines Vaters vielleicht nicht hier in Roma. Doch du lebst doch schon seit einer Ewigkeit hier, oder?" Das zumindest war doch bei einem Familienmensch, wie Sedulus einer zu sein schien, stark anzunehmen. Und war er hier gestorben? - Nein! Nur weil sein Vater hier umgekommen war, musste dies ja nicht auch gleich für ihn heißen, dass Roma auch für ihn ein schlechtes Pflaster sein müsste! Ganz im Gegenteil lief es doch für den Germanicer hier doch garnicht so schlecht! Den Eindruck hatte Dives zumindest. Senator, Curator, Vicarius der Veneta, Familienoberhaupt einer vielköpfigen Familie und und und. Also wenn sich das nicht toll anhörte, dann wusste der Iulier auch nicht.


    "Wo meinst du denn, dass du noch mehr bewirken könntest?", erkundigte sich der junge Decurio, der vieles konnte, aber ganz sicher keine Gedanken lesen. Was bei diesen vielen Aufgaben und ehrenhaften Positionen wollte Sedulus noch mehr? Vielleicht strebte er den Posten des Stadtpraefectus an? Immerhin wäre das wohl auch die nächsthöhere Position über der des Curator operum publicoum, glaubte Dives zu wissen. Allerdings wurde dieses Amt bestimmt nicht an einen gewesenen Quaestor vergeben, vermutete der Iulier stark. Vielleicht maximal, wenn Salinator unter den Seinen keinen Praetorier oder Consular hätte. Aber selbst dann entspräche es eigentlich der römischen Tradition, dass der Stadtpraefect maximal ein Jahr im Amt bliebe. Einen zweiten Salinator, der gefühlte Ewigkeiten in dieser starken Position amtierte, wollte der Vescularier, der ja nun selbst erstmal auf dem Thron saß, nämlich sicherlich nicht.


    "Die Götter...", begann Dives anschließend und lächelte in sich hinein.
    "Sie mögen uns nicht immer wie eine Hilfe vorkommen, doch denke ich, dass sie uns stets versuchen zu helfen." Natürlich nur dann, wenn man ihnen auch regelmäßig opferte, was aber ein Senator bestimmt tat. Könnte man überhaupt ohne der Götter Zuwendung in den Senat kommen? Eine schwierige Frage, die hier und jetzt keine Antwort finden würde.
    "Und wer sagt außerdem, dass uns heutiges Leid nicht vielleicht einmal entscheidend weiterbringt? Ich denke, die Götter können auch manches in einem größeren Kontext sehen..." Man dürfte eben Negatives nicht ausschließlich negativ betrachten. An den unerwartetsten Stellen erwarteten einen mitunter die freudigsten Überraschungen. Dives erinnerte sich an die Theatervorstellung in Ostia. Mehr als nur einmal war er gedanklich an diesem Tag abgeführt worden in den Kerker der Praetorianer. Und was war das Ende des Liedes? Die wohl mit Abstand tollste Erfahrung und Bekanntschaft der gesamten letzten zwei Jahre... knapp. Mit den nächsten Wahlen in Ostia wären es wirklich genau zwei Jahre. Ja, so nah beieinander lagen mitunter Glück und Unglück.
    "Carpe diem und dann wird das schon!"

    Zitat

    Original von Iunia Diademata


    Eiskalt erwischt! Dives hatte sie eiskalt erwischt! Ha! Er musste ein zufriedenes Lächeln wirklich unterdrücken. Ach wie schade, war sie also doch noch nicht verheiratet. Tragisch, unglaublich tragisch. Aber ihre plötzlich erstarrten Gesichtszüge - klasse!
    "Natürlich.", kommentierte der Iulier dann mit bedrückter Mimik innerlich jedoch ganz froh nun auch einen Treffer erzielt zu haben. Dass der Mann der Iunia ein Senator sein würde (oder mindestens ein angesehener Eques) stand jedoch auch für den jungen Decurio außer Frage. Wieso auch hätte er etwas anderes denken sollen?


    Dann flatterten plötzlich lauter Schnipsel durch die Luft, die sich bei genauerem Hinsehen als Blumen entpuppten. Auch zum Iulier fand eine dieser Papyrusblumen ihren Weg... Eine leichte Brise wehte sie direkt in seinen Blumenkranz, den der junge Decurio mittlerweile wieder auf dem Kopf trug. Ohne die nähere Bedeutung des kleinen Kunstwerkes zu erkennen, bot er es seiner Nachbarin an:
    "Dann darf ich dir die hier anbieten?", sprach er und roch an der Blüte, bevor er sie der Iunia hinhielt. Er sah es als ein Friedensangebot nach ihrem kleinen verbalen Schlagabtausch, der seiner Meinung nach unentschieden ausgegangen war - ein faires Ergebnis.


    Eben noch bemüht charmant, wandte sich Dives beim einsetzenden Applaus wieder voll und ganz der Bühne zu und stimmte in den Beifall ein. Ja, endlich war sie weg. Das war des Klatschens allemal wert. Stattdessen betrat nun Serapio die Bühne, was der junge Decurio abermals sehr begrüßte und sogleich in leicht verstärktem Applaudieren auch zeigte. Die andere Frau ignorierte er gekonnt. Die war bestimmt einfach nur für das Tragen des Füllhorns da, genau. Oder war sie doch mehr? Neeiin, das konnte sich Dives nicht vorstellen...
    Anschließend kündigte der Decimer die Verlosung an. So ein Mist. Eigentlich hatte Dives doch noch beim Apfeltauchen mitmachen wollen... oder wenigstens irgendwo anders. Jetzt stand er ohne Los da. Aber Serapio auf der Bühne vor all den Leuten zu sehen, war allemal Trostpreis genug! Der Held wurde vom Volk gefeiert, ja, so sah es aus. Ein schönes Bild. Dann konnte der junge Decurio ein breites Grinsen nicht zurückhalten, das wohl niemand exakt würde deuten können... oder? Der Decimer verlangte also nach einer helfenden Hand. Dem Praefectus würde der Iulier wirklich nur zu gerne zur Hand gehen... so oft der wollte. Allerdings wohl besser nicht hier vor all den Menschen... Dives grinste in sich hinein.

    Blemmyrer, Blemmyrer... die Blemmyrer! Doch natürlich, von denen hatte der Iulier bereits gehört. Er konnte sich sogar daran erinnern, irgendwann mal mit irgendwem das Thema mindestens kurz tangiert zu haben. Wann war das? Richtig, vor einer gefühlten Ewigkeit in der Taverna Apicia! Aber als jemand, der praktisch nur aus der Acta davon wusste, hatte der junge Decurio die Sache damals recht schnell wieder aus seinem Gedächtnis gestrichen und wusste folglich auch nicht mehr von der namentlichen Erwähnung sowohl Massas als auch Serapios... Dennoch nickte er bejahend und ein 'doch' lag ihm auch sichtlich auf den Lippen. Aber um Massa nicht zu unterbrechen, ließ er es auch genau dort und sprach es nicht aus.
    Dass so ein Feldzug zusammenschweißte, konnte sich Dives gut vorstellen. Das hieß, genaugenommen konnte er es sich ganz und garnicht vorstellen, da er sich mit dem Militär und allem, was dazu gehörte, praktisch absolut nicht auskannte. Doch es klang mehr als logisch, sodass er es zumindest nachvollziehen konnte. Die nachfolgenden Worte sog er dann nur so in sich auf. Manches schien sich wirklich kaum bis garnicht verändert zu haben. Den Ton angeben konnte der Praefectus Praetorio in jedem Fall noch immer - und das nicht nur auf dem Schlachtfeld gegenüber Soldaten. Und auch heroisch war er absolut. Mit seinem Charisma und seinem Timing (Dives musste an Serapios Auftritt mit der Biga auf dem Fortunafest denken.) war er wirklich einzigartig und atemberaubend! Darauf nahm der Iulier dann erstmal einen kräftigen Zug aus seinem Glas. Das Lächeln im Gesicht des jungen Decurios bekam einen Dämpfer, als er vom Tod Massas besten Freundes hörte. Das Soldatsein war eben wirklich ein lebensgefährlicher Job, wenn es ernst wurde. Der zu erwartende Kampf zwischen Römern und Römern würde das mit Sicherheit bestätigen.


    Dann hörte er, dass Serapio geistreich und gefühlvoll sei. Ersteres stimmte ohne jede Frage auch heute noch. Allein wie aufmerksam er damals im Theater zu Ostia dem Stück gefolgt war und jede Konversation mit seinen Sitznachbarn möglichst gering gehalten hatte, zeigte doch welch hohen Stellenwert die Künste für ihn haben mochten. In dieser Hinsicht passte er wohl auch wirklich nicht so ganz in das Bild eines eisernen Tribuns oder nun Praefecten, eben die raue Wirklichkeit. Aber das Wort 'gefühlvoll' löste bei Dives ein leichtes Unbehagen aus. So hatte er selbst den Decimer bisher nicht wirklich erlebt. Im Theater war er vor allem stürmisch und fordernd gewesen, ganz der Leidenschaft verschrieben. Und auch auf dem Fortunafest hatte er den Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung Gefühl absolut nicht verstanden. Da bot man(n) ihm den Praenomen an und statt darauf irgendwie einzugehen, forderte er zunächst nur wieder... Nicht, dass es dem Iulier nicht gefallen hätte, doch unter 'gefühlvoll' stellte er sich etwas anderes vor. Nun stand er also vor der Frage: Hatte die Zeit beim Militär, bei den Praetorianern das Gefühlvolle in ihm verdrägt oder zumindest tiefer in ihm verborgen? Oder lag es eben schlicht an Dives, dem gegenüber er nicht so gefühlvoll sein konnte oder wollte, wie gegenüber Massa? Er zweifelte an sich.
    Der junge Decurio nickte, wenngleich er nicht den ganzen Sinn dessen erfasste, was Massa wohl meinte. Ein Feldzug veränderte einen Mensch bestimmt - und er hatte sicherlich auch Massa verändert, spekulierte Dives. Und dass sich das in Roma gebessert hätte, war auch irgendwie logisch. Die Zeit heilte bekanntlich viele Wunden und der räumliche Abstand zu den Geschehnissen tat wohl sein übriges. Der Rest handelte nicht von Serapio und klang auch ansonsten weit weniger spannend. Aber wann war Schreibtischarbeit auch schon wirklich spannend?


    "Dann habt ihr beide ja schon richtig viel zusammen erlebt, was?", resümierte Dives und in seinen Worten schwang auch ein kleiner, feiner, eifersüchtiger Unterton mit. Soviel hatten Serapio und er nicht miteinander erlebt und sollte tatsächlich noch etwas zwischen Massa und seinem Cousin laufen, dann wären die Karten für den Iulier denkbar ungünstig verteilt. Doch sie hatten sich aus den Augen verloren! Ja, das hatte Massa gesagt. Hoffentlich...
    "Und vielen Dank für das Kompliment, aber noch hast du den Hasen ja garnicht gekostet." Ein Fingerzeig und ein Sklave kümmerte sich um das Abdecken der Vorspeisen, während sich eine Sklavin auf machte, den Hasen aus der Küche zu holen.
    "In dieser Hinsicht trifft es sich jetzt sogar ganz gut, dass wir nur zu zweit essen. Dann gibt es wenigstens keinen Streit um die beiden Schultern.", meinte der junge Decurio augenzwinkernd. Diese Stücke galten schließlich als als besonders edel.


    "Zu deiner Frage: Nun, genaugenommen, ist er wohl auf mich gestoßen.", begann Dives mit einem zweideutigen Lächeln, denn dem war tatsächlich in mehr als einer Hinsicht so. Er nahm noch einen kleinen Schluck aus seinem Glas und sortierte kurz seine Worte.
    "Ich habe vor einer ganzen Weile eine Theateraufführung hier in Ostia finanziert, um mich bekannter zu machen. Bald finden wieder Wahlen hier statt und ich möchte Duumvir werden, weist du. Seinen... Verwandten Decimus Flavus hatte ich bereits zuvor kennengelernt und dazu eingeladen der Veranstaltung gerne auch mit Begleitung beizuwohnen. Daraufhin brachte er dann gefühlt eure ganze Gens mit - sofern ihr eben nicht allzu weit weg wart." Dives lächelte etwas entschuldigend, wenngleich er eigentlich ja nichts dafür konnte, dass Massa nicht dabei gewesen war.
    "Dein Cousin Serapio und ich, wir saßen während des Stücks nebeneinander und haben das eine oder andere Wort miteinander gewechselt. Er schien mir wirklich ein absoluter Theaterliebhaber zu sein, nicht wahr? Wie er immer so gebannt das Geschehen auf der Bühne verfolgte und sich kaum ablenken ließ..." Dives nickte leicht. In diesem Moment hoppelte ein Häschen ins Zimmer und brachte den angekündigten Hasen aus der Küche. Das kurze Lächeln der Sklavin beim Abstellen der großen Silberplatte auf dem Tisch offenbarte, weshalb der Iulier diesen tierischen Spitznamen für sie hatte.
    "Während die anderen nach der Vorstellung mehr oder minder direkt wieder gegangen sind, haben dein Cousin Serapio und ich uns anschließend noch ein wenig ungestört unterhalten...", beendete der Iulier seine Ausführungen nun zweideutig und schnell und bedeutet Massa sich doch als erstes am Hauptgang zu bedienen. Der Hase und das ihn umgebende nett angerichtete diverse Gemüse glänzte appetitlich im Licht der Öllampen und Fakeln. Dives nahm sich schonmal eine weitere Scheibe Brot.


    "Sind dein Cousin Serapio und du... Also ich meine, seid ihr noch... Oder wart ihr überhaupt richtig... Also... Ach komm, du weißt schon...", schlich Dives verbal wie die Katze um den heißen Brei und konnte letztlich also nicht mehr zurückhalten, was ihn gerade nach dieser 'Gefühlvoll'-Nummer jetzt besonders beschäftigte...

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    So wie der Alte den geäußerten Gedanken über dessen Sohn abtat, musste der wohl gesessen haben! Ha! Und es war keine spitze Bemerkung gegen Phocylides daraufhin gefolgt. Das war schon irgendwie erstaunlich. So langsam, das fühlte er nun mehr und mehr, schien man hier in der Casa Iulia also endlich dazu zurückzukehren, dass ein Maiordomus kein einfacher Sklave wie alle anderen war, sondern als höchster Haussklave auch wirklich eine besondere Stellung (also für einen Sklaven) genoss. Offenbar musste man diesem Potitus einfach nur immer ordentlich Paroli bieten, damit der das auch in dieser Weise akzeptierte...


    "Na wie ist es denn damals bei deinem Sohn gelaufen?", konnte sich Phocylides nicht verkneifen nochmals in der Wunde des Tattergreises zu stochern.
    "Ich glaube damals ging das Ganze über den den Iuliern anverwandten Pompeius, nicht? Diesen Pompeius Imperiosus...", gab er dann wieder, was er so spontan noch wusste. Ob Imperiosus noch immer dort beschäftigt war oder mittlerweile irgendwo anders hin aufgestiegen war, konnte Phocylides so spontan nicht sagen. Rausfinden ließe sich das aber in jedem Fall...


    "Als Notarius solltest du natürlich außerdem auch wissen, in welchem Bereich du arbeiten willst, denn die Kanzlei ist bekanntlich groß." Vermutlich würde sich die Finanzabteilug bei Crassus' Vorkenntnissen und Interessen ganz gut eignen. Aber es gab ja auch noch andere Abteilungen, die mitunter ebenfalls für Crassus in Frage kämen. Da wollte der Maiordomus den Iulier nicht durch irgendeinen Rat beeinflussen, um später wohlmöglich für eine falsche Wahl verantwortlich gemacht zu werden. Das durfte ruhig, sofern der das wollte, der alte Potitus machen. Der kannte sich ja damit aus...




    MAIORDOMUS - CASA IULIA

    [Blockierte Grafik: http://i662.photobucket.com/al…_Robinson_in_The_Ten_.jpg] | Phocylides


    Oh, der greise Herr hatte heute einen nicht ganz so schlechten Tag, wie sonst! Er begnügte sich schlicht damit Phocylides nicht beim Namen zu nennen. Wobei jener das eigentlich weniger als Gemeinheit auffasste. Einen Senator mit 'Senator' anzusprechen war ja auch keinesfalls Unhöflich, soweit er als Sklave das beurteilen konnte. Immerhin hatte der Alte ja auch nicht schlicht 'Servus', sondern 'Maidordomus' gesagt. Machten die Götter nach so vielen Jahren vielleicht wirklich noch einen anständigen Dominus aus Potitus? Das wäre ja fast zu schön, um wahr zu sein...
    Dafür erhielt der Maiordomus, eventuell sogar unbeabsichtigt, von Crassus eine Breitseite. Der fragte, wann der nächste Kurs beginnen würde. Hatte Phocylides das nicht eben gerade noch gesagt? Kurz schaute der Sklave nachdenklich zu Potitus. Nein, der würde sicherlich nichts sagen. Im Gegenteil würde es den vermutlich sogar noch freuen, dass der Maiordomus nicht nur von ihm derart bedacht wurde... oder?


    "Der nächste Termin für einen solchen Cursus ist sicherlich erst am Ende des Jahres zu erwarten. * ", wiederholte sich Phocylides in freundlichem Ton und blickte kurz von einem Sitzenden zum anderen. Als Sklave blieb er selbst etwas im Hintergrund, aber dennoch nahe genug, um Teil dieses Gespräches zu sein, stehen.
    "Nachdem sich dein Sohn Lucanus aufs Land begeben hat, wäre ein Iulier in der kaiserlichen Administration sicherlich nicht schlecht.", gab der Maiordomus dann noch einen Kommentar ab, der weniger sachdienlich gedacht, als vielmehr gegen Potitus gerichtet war. Vielleicht war der auch aufgrund der Entfernung zu seinen beiden Söhnen nun nicht mehr ganz so unausstehlich. Er wusste nicht warum, aber plötzlich schlich sich ein weiterer interessanter Gedanke in seinen Kopf. Der alte Tattergreis schien derzeit ohne sein drittes Standbein kaum sonderlich mobil zu sein. Was also würde passieren, wenn jenes Stöckchen auf einmal... nicht mehr da wäre? Ein kurzes Grinsen konnte Phocylides bei diesem Einfall nicht vollständig unterdrücken...


    Sim-Off:

    * Das heißt SimOff: vor den nächsten Wahlen zum Cursus Honorum, die eben etwa in 3 Monaten, also am Jahresende zu erwarten sind. Irgendwann davor wird in der Schola dann auch ein Aushang gemacht, dass wieder ein CRV angeboten wird. ;)



    MAIORDOMUS - CASA IULIA

    Die Straße von Ostia zum Herz des Imperiums war am heutigen Morgen interessanterweise besonders leer gewesen. Ob das an der Prozession der Societas Claudiana et Iuliana lag oder schlicht daran, dass es dieser Tage eben nicht so leicht war Dinge zu verkaufen, weil man jene ja auch ersteinmal irgendwo einkaufen musste, wusste Dives dabei natürlich nicht. Allerdings waren die genauen Gründe dem Iulier für den Moment auch reichlich egal, solange er dadurch noch ein bisschen schneller an sein Ziel kommen würde.


    In der ewigen Stadt angekommen, steuerte der junge Decurio zunächst die Casa Iulia an, um einerseits dafür zu sorgen, dass das Brot entsprechend nach und nach zum Tempel des Apollo Sosianus transportiert wurde und andererseits auch, um selbst nochmal etwas zurecht gemacht zu werden für den Prozessionszug und die anschließende Festivität. Zur Feier des Tages wurde sogar eine iulische Sänfte - weithin erkennbar an den vier weißen Tauben, die an den Ecken scheinbar auf der Sänfte saßen und mit ihren ausgebreiteten Flügeln wohl gerade im Begriff waren in die Lüfte zu entschwinden - bereit gemacht. Sonst mochte Dives es eigentlich nicht sonderlich so schwankend umher getragen zu werden, auch weil er meinte, dass er dafür noch viel zu gut zu Fuß sei. Doch bei einem solchen Anlass sollte man auf der anderen Seite auch sehen, dass er kein völlig Niemand war (unabhängig davon, dass das vielleicht nicht vollends stimmte). Immerhin aber vertrat er auch heute seinen Cousin Centho in der Position des Magisters des dies alles veranstaltenden Kultvereins.


    Am Tempel des Apollo Sosianus angelangt, stellte der junge Decurio erfreut fest, dass die Prozession noch nicht begonnen hatte. Auf den Stufen zum Tempel erblickte er nach kurzem Umschauen auch Tiberius Lepidus. Der schien gerade eine kleine Ansprache gehalten zu haben und den in Dives' Nähe stehenden Menschen zufolge war diese auch wirklich effektvoll und gut gewesen! Da der Iulier vermutlich Tage gebraucht hätte, um in seiner Sänfte durch die Massen zu Lepidus vorzudringen, stieg er kurzerhand einfach aus, ließ sein Gewand anschließend kurz wieder in Form bringen und machte sich dann begleitet von zwei Custodes Corporis auf zu dem Patrizier.
    "Salve, Lepide!", rief er jenem entgegen, um ihm nicht unnötigerweise letztlich wohlmöglich noch zu verpassen. Es klang für seinen Geschmack ein wenig seltsam den Tiberier so persönlich anzusprechen, doch hätte es wohl für die Außenstehenden noch seltsamer angemutet, wenn er laut heraus einen Tiberius, einen Verwandten des Tiberius Durus so gegrüßt hätte. Heute sollte es um Augustus und Apoll und ein hoffentlich baldiges Ende des Bürgerkrieges gehen. Da musste man nicht unnötig die Aufmerksamkeit auf andere Details lenken.


    Immer wieder schaute Dives an dem ihm vorausgehenden Leibwächter links und rechts vorbei und hoffte, dass er von Lepidus gesehen wurde...

    Irgendwie hatte Dives das Gefühl nicht richtig verstanden worden zu sein. Hatte er sich so missverständlich ausgedrückt? Er wusste es nicht, denn er hörte seine Worte immer nur mit seinen eigenen Ohren und da war stets alles irgendwie logisch und sinnvoll - außer natürlich, wenn er bewusst zweideutig sein wollte, was aber wieder in eine andere Kategorie fiel. So versuchte er es also in einem zweiten Anlauf nochmals klarer zu machen:


    "Aber unsere Väter und Vorväter werden doch bestimmt nicht nur offen im Felde mit dem Schwert gekämpft haben, sondern sicherlich auch auf anderen Wegen. Erzähltest du mir nicht einst, dass dein Vater ebenfalls Senator war?" Eigentlich, so erinnerte sich Dives, hatte der Germanicer ihm lediglich berichtet, dass er seinen Ordo Senatorius durch seinen Vater erlangt hatte - und nicht erst durch den Kaiser erhoben werden musste. Doch daraus folgte das Gesagte ja irgendwie.
    "Da wird er doch sicherlich auch auf den Schlachtfeldern der Politik gekämpft haben, oder nicht? Das meinte ich. Und ich denke nicht, dass dein Platz in einer Legion wäre, ..." Dass er den Senator für das Kämpfen selbst fast schon ein wenig zu alt fand, behielt er natürlich für sich. Aber auch zum Führen einer Legion wäre er aktuell sicherlich nicht der geeignetste Kandidat - allein schon, weil sein letztes Truppenkommando doch bestimmt schon eine ganze Weile zurück lag. Dives selbst hatte vom Germanicer jedenfalls bisher nichts als Tribun, Legat oder Praefectus gehört, sondern stets nur als Curator für öffentliche Bauwerke. "... sondern ich denke, dass dein Platz hier ist, wo du bist! Und das mit Sicherheit nicht ohne Grund." Denn der Posten, auf dem Dives noch keinen anderen Mann bisher erlebt hatte, wäre sicherlich nicht so lange mit Sedulus verbunden gewesen, wenn der nicht auch etwas drauf hätte!
    "Welchen schlauen Spruch hat mir neulich ein Händler in Ostia mit auf den Weg gegeben? - Götter, gebt mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, / den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, / und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.", gab Dives zum besten und lächelte. Dann nahm er einen weiteren Schluck aus seinem Becher, denn er hatte wieder so viel erzählt, dass sein Hals sich ganz trocken anfühlte.


    "Wo ein Wille ist, da gibt es Wege. Wir müssen sie nur erkennen, denke ich.", fügte er seinen Worten anschließend noch hinzu und versuchte dem Ganzen damit noch einen auffordernden Charakter zu geben. Dives selbst würde und hatte bereits - wie hatte er es zuvor genannt? - für seine Überzeugungen eingestanden und zu kämpfen begonnen...

    Applaus! Sehr schön! Seine Rede schien ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben. Das Klatschen rauschte in Dives' Ohren. Es war ein herrliches Gefühl. Da Wortmeldungen direkt zu seiner Kandidatur ausblieben (oder im Beifall untergingen), stieg der Iulier anschließend wieder von der Rostra und überließ seinem Mitbewerber Cassius das Feld. Er wünschte jenem noch alles Gute für dessen Rede und begab sich anschließend unter die Zuhörer.


    Gerade als Hemina seine ersten Worte an die Menge richtete, erblickte Dives auch Aculeo, der es sich als Decurio dieser Civitas wohl nicht hatte nehmen lassen dieser Veranstaltung beizuwohnen. Da war er aber natürlich bei weitem nicht der einzige! Den Germanicer nicht aus den Augen lassend, schlug sich der Iulier nach und nach zu diesem durch.
    "Salve Aculeo!", begrüßte er den guten Freund, der nun nur noch zwei Schritte entfernt stand. Da drängelte sich ein anderer Bürger der Civitas zwischen ihnen vorbei. Freundlich, denn es war Wahlkampfzeit, ließ Dives den Mann gewähren, bevor er ganz zu Aculeo aufschloss.
    "Schön dich hier zu sehen! Wie gehts dir? ... Und wie fandst du meine Rede?", erkundigte er sich mit einem Lächeln. Die letzte Frage musste der Iulier natürlich einfach loswerden...




    DECURIO - OSTIA
    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

    Zitat

    Original von Iunia Diademata & Aulus Iunius Seneca


    So eine... Jetzt bildete die sich wohl etwas darauf ein, dass sie Roma in ihrem Leben wahrscheinlich noch nie verlassen hatte und er, Dives, derzeit in Ostia lebte! Es hörte sich beinahe so an, als hielte die Iunia ihn nun für einen Hinterwäldler oder so, wenngleich Ostia eine große, pulsierende Stadt war. Nur eben nicht ganz so groß wie die Ewige Stadt. Aber welche Stadt im Imperium könnte das schon von sich behaupten?!
    Bei diesem Gesprächsverlauf blickte der Iulier dann beiläufig doch nochmal zur Bühne. Vielleicht hatte Serapio ja neben der 'einzigartigen Scintilla' auch noch den einen oder anderen männlichen Tänzer engagiert? So vollkommen abwegig wäre das ja nicht unbedingt... Aber bisher von derlei optischen Genüssen keine Spur. So wandte sich der junge Decurio dann auch stante pede wieder dem Gespräch zu. Gerade, dass 'Seneca' - damit musste sie wohl den Iunier neben sich meinen - ein Praetorianer war, ließ ihn aufhorchen. Da ging ihm doch glatt ein Licht auf! Der Iunius hatte nicht nur in der Nähe gesessen damals im Theater, sondern hatte zu Serapios Leuten gehört... und wusste wohl folglich auch besonders gut, was an diesem Tag (zumindest auf der Bühne) so alles passiert war. 'Achtung!', klingelte es da im iulischen Kopf.


    "Ich habe mich auf das Duumvirat der Civitas beworben, das heißt die höchste Position innerhalb Ostias.", antwortete Dives dann auf ihre eingangs gestellte Frage. Dabei versuchte er nicht allzu stolz zu klingen, aber gleichzeitig doch zu zeigen, dass man auch in Ostia nicht auf den Bäumen wohnte! Der Iulier war schließlich kein Germane, kein Barbar, von denen er schon eher etwas in diese Richtung gehendes erwarten würde.
    "Doch auch das ist für mich, wenngleich ich mich stets mit ganzem Herzen für die Hafenstadt einsetze, nur eine Zwischenstation meiner Karriere. Später will ich in die Fußstapfen meines Großvaters Octavius Anton - Pluto wache gut über ihn - treten und ein angesehener Senator werden.", fügte er hinzu. Der Name 'Anton' sagte der Iunia zwar bestimmt nichts mehr und auch Dives hatte den Mann ja leider nie wirklich kennenlernen können, doch die Octavier so allgemein waren ihr sicherlich ein Begriff. Dass dieser Plan irgendwie auch implizierte, dass der junge Decurio früher oder später aus Ostia wieder hierher ziehen würde, ließ er unausgesprochen.


    "Ist dein Mann Senator?", erkundigte er sich dann. Die Iunier waren schließlich alles andere als eine unbekannte Gens, sie alles andere als eine unansehnliche Partie, ... Da lag es zumindest nahe, dass sie mindestens verlobt wäre. Immerhin lebte sie ja bereits seit ihrer Geburt hier, am Nabel der Welt. So hatte der Iulier ihren abwertenden Tonfall bezüglich Ostia verstanden. Mit dieser Frage fühlte sich nun Dives am Hebel sitzend. Würde sie bejahen oder wäre sie mit einem Eques verbunden, so ergäbe sich vielleicht eine Möglichkeit den Mann mal kennenzulernen, um diesen Kontakt dann später nutzen zu können. Andernfalls läge das Siegerlächeln in dieser Runde - natürlich nur im übertragenen und nicht im wortwörtlichen Sinne - auf den decurionischen Lippen...