Beiträge von Marcus Iulius Dives

    Tatsächlich wollte der Patrizier für sein Opfer auf die Finanzen der Societas zurückgreifen. Dives war sich etwas unschlüssig, ob ihn das verwundern sollte - wo doch die Patrizier für gewöhnlich auf großem Landbesitz saßen und damit auch entsprechende Einnahmen hätten - oder ob es zu erwarten gewesen sein müsste. Hätte er selbst bei einer solchen Sache auf die Vereinskasse zurückgegriffen? Ein Opfer hatte er ja bereits mehr oder minder im Namen der Societas dargebracht und damals aus eigener Tasche bezahlt. Allerdings hatte er im gleichen Atemzug auch für den Vorsitz der Societas kandidiert, was dem Ganzen doch irgendwie wieder einen anderen Anstrich verpasste. Und sonst? Nun, er hätte sicherlich auf seinen Cousin Centho vertrauen und mit dessen Unterstützung rechnen können... Aber woher der das Geld letztlich nehmen würde, ob aus privater Tasche oder aus der Vereinskasse? Woher sollte Dives das wissen?
    "Ehrlich gesagt, weiß ich aktuell noch garnicht, wie es um die Geldmittel des Kultvereins bestellt ist, sodass ich dir auch nicht sagen könnte, ob ich dir in dieser Hinsicht die Unterstützung des Vereins zukommen lassen kann..." Die Societas lebte schließlich einzig von vereinzelten Spenden. Weder gab es Mitgliedsbeiträge oder dergleichen, noch gab es Vereinsbetriebe oder eine andere regelmäßig sprudelnde Geldquelle. In den Akten seines Cousins nachzuschauen, wie es um die Finanzen bestellt war, schrieb sich der Iulier aber mit Sicherheit auf die To-Do-Liste.*


    Sim-Off:

    * habe den Spieler bezüglich des Kontozugriffs angeschrieben, aber du kannst ja selbst sehen, wann er das letzte Mal on war und dass es folglich, vorsichtig gesagt, etwas dauern könnte... :(


    "Um das Anschreiben der Sodales kann ich mich natürlich problemlos kümmern. Die Listen wurden mir bereits rausgesucht und werden derzeit einmal für mich kopiert." Der Tiberius sollte schließlich nicht den Eindruck bekommen, dass Dives noch absolut garnichts auf die Reihe bekommen hatte! Zwar war das hier auch noch sein erster Tag und er hatte Lepidus ja auch schon die Mitgliedsurkunde ausgestellt, aber weshalb nicht anführen, dass das nicht das einzige war, das man hier schon vorangetrieben hatte?


    "Ansonsten sehe ich, dass du dir schon allerhand Gedanken gemacht hast. Die Idee mit einem Stier gefällt mir irgendwie und wäre sicherlich auch ein richtiger Hingucker!", lobte Dives. Zwar verstand er den Punkt mit den Kräutern nicht ganz, aber das musste ja nichts heißen. Vielleicht war damit auch einfach der Weihrauch gemeint, den der Tiberier ja sonst nicht erwähnt hatte. Manchmal drückten sich diese Patrizier halt komisch aus. In diesem Sinne verbuchte er das einfach als 'passt schon'.
    "Aber ich muss trotzdem nochmal nachhaken: ...", um nicht zu sagen 'wiederholen', "... Wo genau erwartest du mich in der ganzen Angelegenheit?" Der Tiberier hätte doch sicherlich nicht vor gleich mehrere Tiere zu opfern, oder doch? Und bei nur einem Tier würde er doch sicherlich die Rolle des Opferherrn einnehmen wollen. Davon zumindest ging Dives aus. Sollte Dives nun auch einen Opfertext sprechen oder einfach den des Lepidus mitsprechen? Sollte er zusätzlich irgendetwas sagen - etwas passend Geschichtliches oder so? Oder reichte es, wenn er einfach nur mit den anderen Sodales dem Opfer beiwohnte (das hieß: denen, die die Zeit aufbringen könnten zu erscheinen, was insbesondere bei den Militärs sicherlich kaum im Rahmen des Möglichen sein dürfte)?

    Das anfängliche Lächeln des Mädchens verschwand endgültig, als Aculeo damit begann sie zu mustern. Das war sicherlich nicht ungewöhnlich, dass die Bedienungen hier gemustert wurden und die eine oder andere später mit einem zahlenden Kunden für ein Weilchen verschwand. Und so ein junges Mädchen reizte sicherlich den einen oder anderen. Aber müsste sie dieses Los gleich heute ziehen? Hätte das nicht auch noch Zeit bis morgen? Oder vielleicht übermorgen? Oder vielleicht auch lieber noch viel später? Völlig verunsichert blickte sie dann den Germanicer an. Was meinte der mit 'kleinen Aussichten'? Ja, sie hatte nicht die größte Oberweite - nicht so, wie die zwei Tische weiter bedienende Dame, die aber auch jedem Mann diese Dinger sogleich förmlich unter die Nase reiben musste! Auf die Idee, dass der Mann hier auch einfach nur ihre Größe meinen könnte, kam das Mädchen nicht.
    Stattdessen überlegte sie, was er mit 'etwas Kleinem' wohl meinte. Sprach er jetzt wirklich von etwas zum Essen oder vielmehr von einer entsprechend kleinen 'Spezialbehandlung' in diversen Räumlichkeiten? Man(n) musste ja zum 'Druckabbau' nicht undedingt gleich mit jemandem schlafen - gerade den verheirateten Männern würde mitunter auch schon weniger reichen, hatte die Dame mit praller Oberweite dem Mädchen gesagt.


    Die Brünette merkte, dass sie bei all diesen Gedanken für einen kleinen Augenblick beinahe reglos am Tisch gestanden hatte. Schnell nickte sie und sah zu, dass sie erstmal wieder ein bisschen Land gewann. Auf dem Weg zur Küche überlegte sie, dass sie einfach so tun würde, als wenn sie die eventuelle Andeutung nicht verstanden hätte. Sie würde den Männern etwas zu essen bringen, nicht sich selbst.



    "Schüchternes Ding, die Kleine, was? Arbeitet bestimmt noch nicht lange hier... und wenn sie so weiter mcht dann bestimmt auch nicht mehr lange...", gab der Iulier noch einen Kommentar ab und grinste etwas gemein. Dann wurde er aber auch wieder ernst:
    "Aber zurück. Wo war ich stehen geblieben? Genau, die Liste der Gebäude. Ich frag mich, was die in der Kanzlei damit überhaupt wollen?! Bedenke: Die werden sich dahingehend sicherlich nicht nur in Ostia erkundigen, sondern mindestens stichprobenartig im gesamten Gebiet des Curator Rei Publicae - also in ganz Italia!" Wie man nur auf so eine Idee kommen konnte, war dem Decurio völlig schleierhaft - insbesondere natürlich, weil sie für ihn mit erheblichem Aufwand verbunden war. Doch aus einem anderen Blickwinkel wollte und würde er die Sache hier und jetzt ganz sicher nicht betrachten!
    "Hast du denn die Kontakte, um herausfinden zu können, ob bereits ein neuer Curator eingesetzt wurde?", erkundigte sich der Iulier dann. Das wäre natürlich prima!
    "Ansonsten hab ich aber auch schon meinen Abschlussbericht über die städtischen Finanzen aus der vergangenen Wahlperiode schon bereit gelegt mit den entsprechenden Akten. Der Quaestor wird, das hab ich irgendwie so im Gefühl, im Zweifelsfall sicherlich nur zu gern sein Leid mit seinem Amtsvorgänger teilen..." Objektiv betrachtet machte das aber auch irgendwie Sinn noch eine weitere Person dazuzuholen, die ebenfalls im entsprechenden Bereich vor nicht allzu langer Zeit tätig gewesen war.


    "Bei den Gebäuden wird uns der Curator Rei Publicae, so es denn einen neuen gibt, aber sicherlich nicht weiterhelfen können. Nicht nur, dass das nicht unbedingt zu seinen Aufgaben gehört. Wir hatten ja noch nichtmal einen Antrittsbesuch von ihm oder aus anderen Städten gehört, dass er sich dort gezeigt hätte... Falls es also tatsächlich einen Neuen auf diesem Posten gibt, so hat der doch vom tatsächlichen Tuten und Blasen keinen Ahnung!", erklärte Dives und in der Tat sprach das doch auch eher dafür, dass das Amt bisher nicht neu vergeben worden war. Andererseits gab es immer wieder Überraschungen und wenn Aculeo entsprechende Kontakte hätte, weshalb sollte man sich dann nicht auch ihrer bedienen?



    Bedienen war das Stichwort, denn mit dem letzten Satz des Iuliers kam das Mädchen auch schon wieder an den Tisch. Gerade noch rechtzeitig, um zu hören, wie die Männer hier vom Blasen sprachen. Sie schluckte. Hatte sie sich also wirklich nicht geirrt und das 'dementsprechend Kleine' war nichts Essbares?
    "Bi..Bittes..sehr.", brachte sie mit viel Mühe hervor und versuchte vergebens wenigstens etwas den Schein zu wahren, während sie die Becher auf den Tisch stellte und einzuschenken begann. Sie versuchte dabei möglichst keinen der beiden Männer direkt anzuschauen, sondern sich einzig auf das Eingießen zu konzentrieren. Doch die Gedanken kreisten wild in ihrem Kopf herum und so wurde der Wein im Becher des Germanicers mehr... und mehr... und mehr... und das, wo doch eigentlich noch Wasser zum Verdünnen dazugegeben werden sollte...

    Es dauerte ein wenig, doch dann durchbrach Sedulus die Stille. Aber was er sagte, dass verwunderte den Iulier schon wieder - oder: noch mehr. Woher bitte sollte Dives wissen, wer am Ende den kürzeren ziehen würde? Dass er nicht in die Zukunft schauen konnte, war wohl beiden klar. Aber der junge Decurio hatte ja kaum mehr militärische Erfahrungen als die, die er hier und dort mal so aufgeschnappt hatte oder vielleicht auch mal von einem Caesar gelesen und noch im Gedächtnis hatte. Praktisch also: keine.
    "Ähm... Der Stärkere, Geschicktere, Erfahrenere, Schlauere und der, dem die Götter wohlgesonnener sind?", gab er mit breitem Grinsen Antwort und überspielte eben jenen Fakt, dass er militärisch kaum Ahnung hatte. Falls alle Punkte auf eine der beiden Personen zutreffen würden, so wäre die Sache wohl relativ klar. Doch wer könnte schon sagen, auf wessen Seite die Götter standen, die wohl als einige der wenigen die volle Kenntnis über die Umstände des Todes von Valerianus haben dürften? Und woher sollte Dives wissen, ob Cornelius oder Vescularius schlauer und gerissener wären? Er kannte ja nur einen der beiden überhaupt persönlich - und nach gerade zwei Aufeinandertreffen sicherlich alles andere als gut.
    "Oder wenn sie direkt bei ihren Truppen sind vielleicht auch der Charismatischere?", ergänzte er sich selbst und dachte dabei kurz an einen Alexander den Großen oder einen Iulius Caesar.


    Ohne von all diesen Dinge speziell zu wissen, wer von den Genannten nun hier oder dort mehr drauf hatte oder besser wäre, wurde allerdings ein anderer Punkt mit zunehmender Zahl der relevanten Fakten immer wahrscheinlicher: Jeder von beiden war irgendwo der bessere, was letztlich bedeutete, dass man genauso schlau wie zuvor wäre...


    Zum Wein fiel ihm in dieser Stimmung gleich auch noch ein Spruch ein:
    "Aber es hat auch seine Vorteile... Ich brauche viel weniger davon, um die ganzen Sorgen einfach mal für einen Abend zu vergessen!", sprach er mit diebischem Lächeln auf den Lippen. Darauf nahm er dann auch gleich erstmal einen Schluck dieses angepriesenen Weins. Anschließend nickte er nochmal anerkennend, um zu signalisieren, dass der Wein dieses Prädikat ganz sicher auch verdiente, wenngleich der in diesen Sachen gänzlich laienhafte Dives nicht den geringsten Unterschied zu anderen Weinen schmeckte...
    "Und was glaubst du, der gewesene Tribun und Sohn eines Legaten? Wer hat die größeren Chancen auf den Thron, Salinator oder Palma?", stellte der Iulier dann die Gegenfrage, mit der der Senator sicherlich schon gerechnet haben dürfte.

    Nachdem Dives diesen öffentlichen Aushang zur Kenntnis genommen hatte, führte ihn einer seiner nächsten Gänge direkt ins Officium der Duumviri der Civitas Ostia - oder besser: zunächst natürlich erstmal nur ins Vorzimmer jenes Officiums.


    "Salve!", grüßte der Iulier den entsprechenden Beamten, auf dass der ihm seine Aufmerksamkeit schenken mochte.
    "Ich bin Decurio Marcus Iulius Dives und möchte mich auf das Duumvirat bewerben. Ist einer der beiden zu sprechen?", erkundigte er sich freundlich lächelnd, während er sich innerlich bereits auf eine Wartezeit einstellte. Einzig hoffte er, dass er nicht allzu lange würde warten müssen...

    Natürlich war der Iulier bereits über das Schreiben aus der kaiserlichen Administration informiert worden - wozu hatte man schließlich einen Klient Asinius Celer, der Scriba in der Curia war. Mit gehobener linker Augenbraue blickte er Aculeo an. Die Welt begann sich immer schneller zu drehen um den jungen Decurio - im Prinzip seit er seinen ersten Schritt in die ostiensische Curia gesetzt hatte. Es hatte mit der erweiterten Hafenordnung begonnen, dann kam die Erkrankung, direkt gefolgt vom Kaisermord, das Theater um die Statue im Theater, Serapio, der dem Iulier irgendwie den Kopf verdreht hatte, jetzt war Sabinus zu Besuch (auf den er nach dem ersten gemeinsamen Abend nun zum Glück etwas seltener traf, da der sich doch zunehmend in seinem künstlerischen Schaffen austobte). Dafür war ein decimischer Centurio der Classis zu Besuch, der mit Serapio verwandt und wer-weiß-nicht-was-alles war... und letztlich jetzt auch noch so ein Caius Pensus - oder nannte man das Kind (?) ruhig laut beim Namen:
    "... Caius Wichticus...", nuschelte Dives in seinen nicht vorhandenen Bart.


    "Ich meine... Ja, ich hab schon davon gehört. Celer - du kennst ihn noch? - hat mir davon erzählt.", antwortete er dann dem Germanicer.
    "Aber das ist totaler Unfug, wenn du mich fragst. Ich mein', das mit den Finanzen kann ich ja durchaus noch verstehen, auch wenn deren Überprüfung wohl eher die Aufgabe des Curator Rei Publicae sein dürfte und sich die Kanzlei in der Angelegenheit entsprechend an ihn wenden sollte..." Aber gut. Es hatte sich mittelweile doch herumgesprochen, dass der Mann verhaftet worden war und jetzt prüfte die Kanzlei wahrscheinlich, ob es Fehler in seiner Amtsführung gab. Wohlmöglich hatte man sonst einfach nichts, das man dem Mann wirklich anhängen könnte! Oder war der bereits ins Exil verbannt? Bislang hatte Dives davon nichts gehört (was natürlich aber nichts heißen musste).
    "... Doch das mit der Liste! Hallo?! Wie wahnwitzig ist DAS denn?!" Dives machte eine ausladende Bewegung mit seiner Rechten und erwischte dabei ein etwas schüchtern wirkendes Mädchen - so alt um von einer Frau zu sprechen war sie in den Augen des Iuliers noch nicht.
    "Entschuldigung...", meinte er dann zu ihr und kühlte wieder etwas ab (was aber nichts unbedingt mit ihr zu tun haben musste).



    "Ach, macht...", begann sie mit ihrem wahren Piepsstimmchen. Sie räusperte sich kurz. "Macht nichts." Ihre Wangen wurden - selbst im Licht der Öllampen in der Taverne deutlich sichtbar - leuchtend rot. Einen Moment lang stand sie unschlüssig da und spielte mit ihrem rechten Zeigefinger in ihrem schulterlangen, leicht gewellten, kastanienbrauenen Haar. Dann folgten aber doch noch ein paar Worte:
    "Ich wollte fragen, ob ihr etwas etwas zu trinken wollt?", erkundigte sie sich mit ihrem hohen Stimmchen. Anschließend versuchte sie ihre Unsicherheit hinter einem breiten Lächeln zu verstecken, was ihr allerdings nicht so ganz gelingen wollte. Aculeos Antwort notierte sie sich sofort.
    "Und 'was zu essen? Also, ich wollte sagen, wollt ihr auch etwas essen?" Ihr Lächeln bröckelte. So hatte sie sich ihren ersten Arbeitstag hier nicht unbedingt vorgestellt...



    "Ich weiß nicht. Was meinst du, Aculeo?", üerließ der Iulier seinem Mit-Decurio auch diese Entscheidung. Hunger hatte Dives eigentlich noch keinen, aber einen Anstandshappen würde er im Zweifelsfall natürlich zu sich nehmen, ganz klar. Hauptsache wäre eh, dass die Kleine bald wieder Leine ziehen würde, damit sie die Männer wieder den wirklich wichtigen Dingen widmen könnten... oder so. Außerdem konnte Dives ihre Stimme jetzt schon nicht mehr hören und war gefühlt kurz davor Kopfschmerzen zu kriegen...

    Sim-Off:

    Sorry, dass es etwas gedauert hat...


    Ein wenig missmutig nahm Dives zur Kenntnis, dass sein auffordernder Unterton bei der Frage des Parteiergreifens nicht so wirklich die erhoffte Wirkung gezeigt hatte. Anstatt das vorher Gesagte damit klar auf den Punkt zu bringen und als DAS Problem herauszustreichen, welches es für den Iulier aufgrund seiner Vorgeschichte eben war, schien Lepidus es eher als ernst gemeinte Frage aufgefasst zu haben - oder der wollte den jungen Decurio veralbern, was jener jedoch in diesem Augenblick weder lustig noch angebracht fände...


    'Immerhin.', dachte sich der Vicarius Magistris letztlich aber weiter, denn die Antwort auf seine, in den Raum gestellte Problematik war doch nicht die schlechteste. Sie entsprach zwar nicht annährend dem, was der Iulier von einem zukünftigen Politiker erwarten würde - und ein solcher wollte der Tiberius doch bestimmt werden -, doch zu einem Patrizier passte sie wie die Faust aufs Auge. Dives jedenfalls könnte es sich gut vorstellen, dass viele dieser alten Eliten die Meinung vertraten, dass sie alleinig dazu in der Lage sein würden bestimmte Dinge auszulegen und zu interpretieren. Schließlich gab es selbst dieser Tage noch Ämter, die ausschließlich den Patriziern vorbehalten waren. Wie weit die das Spiel wohl im Zweifelsfall treiben würden? - Egal, denn es gehörte gerade nicht hierher.
    "Nun, zumindest die Praetorianer werden wohl sicherlich wissen, wer dieser Cornelius ist. Das ist ja schließlich ihre Aufgabe, nicht?", fügte Dives nachdenklich an und gab sich dann nochmal einen kurzen Moment die Sache zu überdenken. Unterdessen nahm nun auch er sich einen Becher von seinem Beistelltisch und befüllte ihn. Wenig Wein und viel Wasser - sein persönliches Mischungsverhältnis, bei dem man Bacchus' Trunk am Ende sowohl visuell als auch geschmacklich maximal noch erahnen konnte. Dann wandte er sich wieder zu Tiberius:
    "Aber gut. Du sprachst von einem großen Opfer. Was hast du vor dem Divus Augustus darzubringen?", erkundigte sich der Iulier, während er seinen Becher etwas in der Hand schwenkte, um dessen Inhalt besser zu durchmischen. Ob Lepidus gleichsam vorschwebte dieses aus der Kasse der Societas zu bestreiten?
    "Und wie meintest du 'ein gemeinsames Opfer'? Würde dir meine Anwesenheit genügen?" Letzteres war wohl nicht allzu wahrscheinlich, doch deshalb nicht ausgeschlossen. Dives wäre bereit dabei zu sein, doch für viel mehr würde seine Zeit sicherlich nicht reichen. Immerhin müsste er sich Gedanken machen, was genau er sagen würde bei so einer öffentlichen Veranstaltung. Und das bei den Zeifeln an der Mehrdeutigkeit, die er jetzt schon hatte. Dazu kamen die Wahlen in Ostia, zu denen er ebenfalls Reden vorbereiten musste und er ahnte ja noch garnicht, dass bald auch noch ein Centurio der Classis vor seiner Türe stehen und ein Beamter der kaiserlichen Kanzlei seinen Besuch ankündigen würden...

    Ja, da hatte Sedulus recht. Im Prinzip konnten sie derzeit wohl wirklich nur abwarten und Wein trinken... und hoffen, dass entscheidende Schlachten woanders geschlagen wurden. Dennoch war das schlichte Warten auf irgendein Zeichen alles andere als erfüllend. Wenn man wenigstens irgendetwas aus der Ferne hören würde... von irgendeiner Schlacht, einem Sieg, einer Niederlage - von welcher Seite auch immer... Man könnte sich ausrechnen, wie die Chancen für die präferierte Seite stünden an die Macht zu kommen. Man hätte schlicht ein Stück weit Gewissheit. So hingegen war alles ruhig, lag alles außerhalb Italias im Nebel und an jedem Tag könnten Truppen aus dem Norden gesichtet werden oder Schiffe aus praktisch allen anderen Richtungen. Es könnte praktisch jeden Tag der Krieg Italia erreichen...


    Hm... Wie du meinst., antwortete Dives leicht nachdenklich und zuckte einmal kam merklich mit den Schultern. Er wusste auch nicht, was er viel mehr noch dazu hätte sagen sollen. Letztlich war Sedulus der Vicarius Principis der Veneta und folglich derjenige, der aktuell über den Verbleib der Tiere zu entscheiden und bestimmen hatte. Der Iulier hielt es hier in Roma, eigentlich ganz allgemein in Italia, zwar nicht unbedingt für übermäßig sicher - allein schon weil absehbar war, dass der Cornelius mit seinen Truppen wohl sicherlich Roma ansteuerte -, doch wirkliche Alternativen hatte er selbst nicht anzubieten. Optimalerweise würden sich Besitzungen auf Corsica oder Sardinien eignen, um Aurigae und Pferde fernab des politischen Geschehens weiter in Ruhe ganz ungestört trainieren zu lassen. Eventuell wäre auch die iberische Halbinsel passend, wenngleich der Weg dorthin deutlich länger und folglich mit wesentlich mehr Stress für Fahrer und Tiere verbunden wäre.
    Doch der junge Decurio besaß weder Land auf einer der Inseln, noch auf der iberischen Halbinsel und hatte auch keine Ahnung, ob einer seiner zahlreichen Verwandten ihm in dieser Beziehung weiter helfen könnte. Einzig von seinem Großonkel Matinius Agrippa war natürlich bekannt, dass der sehr viel Land in Hispanien besaß - doch als Purpureer den Blauen derart zu helfen? Das wäre doch etwas fragwürdig... mindestens genauso sehr, wie es fragwürdig sein würde, ob und wenn ja wo man ihn dieser Tage antreffen könnten, den matinischen Censorier...


    Derartig in Gedanken versunken breitete sich langsam eine peinliche Stille aus. Irgendwie hing aktuell alles in dieser oder jener Weise vom Ausgang des Machtkampfes zwischen Salinatoriern und Palma-Anhängern ab. Und konnte man nicht wirklich offen sprechen, weil der Gegenüber dies ebenfalls nicht tat, dann gestaltete sich ein Gesprächsaufbau doch sehr schwierig...

    Während Massa erwartetermaßen nun ankündigte der Cena pünktlich beiwohnen zu wollen, entging Dives der Gesichtsausdruck seines Cousins in Gänze. Doch wohl selbst in dem Fall, dass ihm diese düsterere Mimik aufgefallen wäre, hätte er sie wahrscheinlich nicht so recht zu deuten gewusst. Bis eben schließlich hatte Sabinus noch durchaus aufgeschlossen gewirkt und da hatte der Iulier den Centurio ja bereits zum Bleiben in der Villa eingeladen. An einer gemeinsamen Cena sah der Decurio auch nichts Falsches - gerade wo sich doch auch Sabinus und der Decimer durchaus gut verstanden zu haben schienen. Bliebe letztlich die Anpreisung des hauseigenen Balneums... Doch welcher Hausherr (und als soetwas in der Art fühlte sich Dives hier derzeit) hätte es sich entgehen lassen einen Gast über eine solche bauliche Besonderheit aufzuklären?! Nein, daran schien dem Decurio absolut nichts falsch zu sein, doch dachte er erwähntermaßen auch nicht an eine eventuelle Mehrdeutigkeit seiner Worte.


    "Vale bene, Decime!", erwiderte Dives zum Abschied. Dann war der Centurio also auch schon wieder weg. Hoffentlich würde der den Weg nach draußen auch gleich wieder finden, denn immerhin waren weder der Grund und Boden, noch das auf diesem stehende Anwesen sonderlich bescheiden in ihren Ausmaßen. Dass man sich da nicht unbedingt sofort perfekt zurecht fände, wusste der Iulier nur zu gut aus eigener Erfahrung. Er war hier schließlich selbst nicht groß geworden, sondern hatte sich erst an alles gewöhnen müssen. Doch den Ausgang allein zu finden, war in der Regel nicht allzu schwer und dem Centurio der Classis natürlich vollkommen zuzutrauen.
    Ungleich schwieriger hingegen wäre es für einen Erstbesucher dieser Villa - nennen wir ihn ruhig ebenfalls Decimus, spezifizieren dies jedoch nicht weiter -, wenn dieser auf eigene Faust (!) beispielsweise die iulische Badelandschaft aufzusuchen gedenken würde. Ein solches Unterfangen könnte sich durchaus zeitlich hinziehen und gäbe dem sklavischen Personal damit ziemlich sicher die Möglichkeit bestimmte Personen im Haus über den Besucher zu informieren - auf dass eben niemand so offensichtlich bei Dingen gestört werden würde, bei denen man sich besser nicht allzu offensichtlich stören ließ...


    "Ich werde gleich mal schauen, welches Zimmer wir dem Decimus bezugsfertig machen können. Vale.", verabschiedete sich dann auch Dives gleich wieder und machte sich auf den Weg. Auf jenem überlegte er schonmal: Das Zimmer des Hausherrn Centho und die seiner Kinder blieben natürlich ohne jede Frage unberührt! Blieben noch eins neben Sabinus, eins neben Dives (die er beide nicht bekäme, denn wer wüsste schon, wie ruhig ein Sodat der Classis schliefe?!) und natürlich noch ein paar weitere... Letztlich wurde ein Cubiculum auf der anderen Seite des Hausherrngemaches für Massa hergerichtet. Ausgestattet mit einem Bett, einer leeren Kleidertruhe zu dessen Füßen, zwei Schränken, einer Komode, einem Spiegel über jener, einem großen Becher und einem Krug Wasser auf jener (den Wein beließ man für den Moment lieber noch im kühlen Keller), einem schmalen Schreibtisch mit Stuhl und einem kleinen Nachttischchen gedeckt mit einem kleinen, bunten Blumenstrauß aus dem Garten in einer schlichten Vase sollte der Centurio wohl zufrieden sein können - auch wenn das 'nur' die Standardausrüstung der Gästezimmer hier war. Letztlich hing noch ein für einen Classis-Soldaten sicherlich passendes Bild an einer der Wände - eine Hafenansicht mit Blick auf die offene See, den großen Leutturm Ostias und eine untergehende Sonne - und aus einem Fenster durchschnittlicher Größe konnte man hinaus auf einige kleinere bis mittelgroße Obstbäume gucken. Nachdem auch das nicht gerade üppige Gepäck des Decimers ins Zimmer gebracht und ordentlich auf der geschlossenen Truhe abgelegt worden war, war alles endlich... FERTIG.


    Sim-Off:

    Ich bin mal gleich so frei schon weiterzumachen.


    Am späten Nachmittag kehrte Dives aus der Curia von einer eher unbedeutenden Sitzung der Curia zurück in die iulische Villa. Er kontrollierte das Cubiculum des Centurios - jener sollte schließlich, wenn schon, dann aber auch richtig Gast hier sein - und stellte zufrieden fest, dass es von seiner Seite aus nichts zu beanstanden gab. Anschließend führte sein Weg ihn in die Küche zur Besprechung der Cena, bevor er sich in sein eigenes Cubiculum zurück zog, etwas las und sich später zum Essen umziehen würde. Eine dunkelgrüne Tunika - grün, die Farbe der Hoffnung; der Hoffnung auf einen gelungenen Abend - und dazu eine dezent mit einem kunstvollen Goldrand verzierte, weinrote Toga. Zu jener Farbe war wohl kein erklärender Kommentar nötig, sagte doch bereits die Bezeichnung dieser selbst praktisch alles aus: Möge Bacchus ihnen wohl gesonnen sein!
    In derartiger Aufmachung begab sich der junge Iulier dann bereits zu Beginn der elften Stunden, denn er wollte als Gastgeber natürlich der Erste sein, ins vortrefflich vorbereitete Triclinium mit Gartenblick. Wasser und Wein standen bereit, Sklaven standen in ausreichender Zahl unauffällig in der Nähe und der erste Gang war servierfertig. Dives ließ sich auf dem Platz des Hausherrn schonmal nieder und beobachtete ein wenig gedankenversunken, während er so wartete, wie schön die Gläser auf dem Tisch doch im Licht der nicht mehr ganz so hoch stehenden Sonne funkelten...

    | Nero Sulpicius Cornuntus


    "Also die Seite und die dort...", zeigte der Sulpicier auf das nördliche Ufer, welches aus diesem Grund mit der Nummer I bezeichnet war und auf das direkt an jenes angrenzende nordöstliche Ufer mit entsprechend der Markierung II. Er wollte sich damit nur versichern, dass er auch die richtigen Kais frei hielt. Gerade, wenn jemand nicht aus Ostia kam, dann verließ sich der Hafenverwalter nämlich nur ungern auf deren Himmelsrichtungen. Sicher war Massa hier nicht so völlig weltfremd wie manch anderer, mit dem er schon zu tun gehabt hatte und der glaubte, dass sich Roma westlich von Ostia befände, doch er war lieber auf der sicheren Seite. Insbesondere, wo sich die beiden größten Tempel, der des Liber Pater und der des Portumnus, von ihnen aus doch eindeutig in östlicher Richtung befanden...


    Dass die Fossa Traiani von all dem unberührt bleiben sollten, gefiel Cornuntus natürlich. Das bedeutete nämlich ungemein weniger Arbeit und Aufwand, denn wohlmöglich hätte man sogar entsprechende Stellen in Roma informieren müssen, wäre zumindest für eine gewisse Zeit kein Durchkommen hier. Die wenigsten Schiffe fuhren schließlich wirklich bis zum Zentrum von Ostia, wenn sie auch hier direkt ins Meer fahren könnten. So aber sparte man sich dies und ersparte auch vielen Händlern zusätzlichen Ärger.
    "Bezüglich der Vigiles und der Urbaner kann ich dir leider keine Zusagen machen. So gern ich wollte, würde ich damit nämlich meine Kompetenzen überschreiten." Sicherlich wusste der Decimer, dass die ranghöchsten hier stationierten Militärs zwei Tribune, ein Urbaner und ein Tribunus Viglium, waren. Und dass ein Civilist denen nur selten wirklich etwas zu sagen hätte, brauchte dem Soldat der Classis sicherlich auch niemand erklären.
    "Allerdings kenne ich den amtierenden Aedilis Mercatuus... über einige Umwege. Der könnte sich sicherlich zumindest um die Einschränkung der Verkaufsfläche und eine entsprechende Überwachung dieser Maßnahme kümmern...", schlug der Sulpicier stattdessen vor. Bliebe zu hoffen, dass er den Mann - so Massa diesen nicht lieber persönlich zu treffen bevorzugte - auch dazu kriegen würde, dass der nicht erst groß ein Fass auf machen würde, sondern einfach mal etwas tat! Und als Aedil hätte der dann nämlich wirklich auch gesetzlich die Möglichkeit Soldaten zur Durchsetzung seiner Maßnahmen anzufordern.


    "Was hingegen Lastenträger und sonstige Hafenarbeiter betrifft, bin ich dein Mann! Da könnte ich dir... bestimmt eine Hundertschaft bereit stellen.", machte er erstmal ein Angebot ins Blaue. Er wusste ja nicht, was sich Massa so quantitativ vorstellte...
    "Das heißt: Wer bezahlt mir die eigentlich zum Schluss?" Der Praefectus? Der Kaiser gar? In dem Sinne unterstellt, dass der Hafenverwalter die Leute zum unentgeltlichen Arbeiten zwingen könnte, waren sie ja nicht. Und dass solche Männer nicht durch die Civitas bezahlt wurden, war sicherlich nicht nur in Ostia so, sondern bestimmt auch beispielsweise in Misenum...




    HAFENVERWALTER - PORTUS ROMAE

    | Nero Sulpicius Cornuntus


    "Das sollte kein Problem sein, hier dann die Kriegsschiffe einlaufen zu lassen...", antwortete der Sulpicier zunächst auf den ersten Punkt, denn dieser schien ihm wirklich ohne Weiteres machbar. Für den inneren Hafen konnte er sogar noch ein Angebot unterbreiten:
    "Na... von hier sieht man es nicht ganz optimal, aber dort vorne bei dem kleineren Leuchtturm, da ist es mitunter nicht so leicht um die Ecke zu kommen. Dafür haben wir Hilfs- und Begleitschiffe in einem kleineren Hafenbecken, die vor allem für die größeren Schiffe sicherlich zu empfehlen wären...", erwähnte er und gab damit durchaus zu verstehen, das dies ein Angebot war. Massa könnte es annehmen, denn immerhin waren diese kleinen Schiffe genau dafür da und kannten sich in diesem Hafen optimal aus, doch er müsste es natürlich nicht...


    "Ja, gehen wir rüber zum Portus Traiani.", stimmte Cornuntus dann zu. Er drehte sich um, ging los und steuerte dabei zwischen seinem Amtssitz und einem weiteren Gebäude, Lagerhallen und einem Porticus mit Verkaufsständen direkt auf Ufer sechs der durchnummerierten Seiten des sechseckigen Hafenbeckens zu. Dort legten gerade zwei große Schiffe ab - vermutlich in Richtung Iberien, wie ihre Namen "Baetica" und "Lusitania" nahe legten. Damit könnten die beiden an jener Stelle wohl für einen Moment recht ungestört stehen und alles problemlos überblicken.
    "Was du mit der Via Portuensis meinst, müsstest du mir gleich nochmal erklären, wenn wir vorne am Ufer sind. Das will mir nicht in den Kopf. Die Straße beginnt am Hafen, aber direkt an ihr entladen?", äußerte sich der Hafenverwalter ein wenig skeptisch auf dem Weg zum anderen Becken. Verstand er da etwas falsch? Oder vermutete er richtig, dass die Classis damit den nördlichen, direkt an Portus vorbei fließenden Arm der Fossa Traiani ebenfalls blockieren wollte?




    HAFENVERWALTER - PORTUS ROMAE

    Mit großen Augen folgte der Iulier gespannt den Ausführungen des Lepidus. Jener schien sich tatsächlich bereits etwas überlegt zu haben, woran Dives so gerade nicht gedacht hatte. Die Schlacht von Actium sollte es also sein, nun gut. Kurz nachgerechnet jährte sich diese in diesem Jahr wohl zum 139. Mal, und zwar - ein Glück - erst am 2. September. Ein Glück deshalb, weil der Decurio ja nur bis einschließlich Augustus gedacht hatte und sich folglich nun nicht eingestehen musste etwas vergessen oder übersehen zu haben (wenngleich dies durchaus trotzdem der Fall sein könnte). Gleichzeitig jedoch auch ein kleines Unglück, denn einer der Duumviri zu Ostia hatte gesagt, dass Anfang September auch gewählt werden würde in der Civitas - und Dives wollte dann selbst Duumvir werden. Da aber noch nichts Genaues feststand und angekündigt worden war, bestand durchaus auch die Chance, dass nicht gleich an den Kalenden oder am darauffolgenden Tag gewählt wurde, womit sich zumindest ein kleiner zeitlicher Spielraum ergeben sollte. Doch ganz abgesehen davon...


    "Ein überaus... interessanter Vorschlag ist das, Tiberius.", antwortete Dives zunächst zurückhaltend. Das Ende eines Bürgerkrieges mitten während eines anderen zu feiern wäre in der Tat ein Zeichen. Allerdings ließe sich wohl bei den gewissen Parallelen durchaus auch noch mehr hinein interpretieren (und lud geradezu ein zur Deutung) - insbesondere, was die Seiten anbelangte:
    "Hast du dir auch überlegt, für wen du mit einem solchen Opfer Partei ergreifen wollen würdest? Vescularius oder Cornelius?!", hakte der Iulier mit aufforderndem Unterton nach. Serapio hatte ihm ja bereits einmal... ein wenig auf die Finger gehauen in dieser Hinsicht. Sollte er nochmals in dieser Richtung negativ auffallen, dann gäbe es sicherlich kein so harmonisches Ende, wie beim letzten Mal...
    "Ich meine, zwar hatte Augustus damals den Westen und Antonius den Osten - inwieweit heute die Germaniae und Britannia noch zum Osten zählbar wären, sei dabei mal außen vor gelassen -, doch war Augustus seit seiner testamentarischen Adoption der Patrizier von beiden. Weiterhin gilt dieser Sieg auch als Sieg des Apollo über den Bacchus und da frage ich mich doch, wer sich dieser Tage eher den Genüssen hingibt und wer die Standesunterschiede, gerade zwischen Patriziern und Plebeiern, abzuschaffen versucht..." Von den Steuerplänen des Vesculariers hatte Dives hierbei keinen Schimmer, doch dessen Abneigung gegen Lepidus und seinesgleichen war doch hinlänglich bekannt. Da war es schlicht eher unwahrscheinlich, dass er nichts gegen die Patrizier tun würde.
    "Nicht zuletzt bedeutet doch Palma auch Siegespreis... und dieser ist... ein Kranz aus Lorbeer - eines der unverkennbaren Symbole des Apollo." Dass der Fettsack natürlich auch rein körperlich weder mit einem hinreißenden Apoll, noch mit einem maximal durchschnittlich gebauten Augustus vergleichbar war, sondern eher einem etwas belaibteren Bacchus gleich käme, verkniff sich der Iulier. Das wäre dann doch zu viel des Guten.


    Nach seiner Rechnung verbuchte der Decurio damit die Interpretation des Vesculariers als Antonius und damit als Verlierer als die doch etwas wahrscheinlichere, da zwei Argumente dafür und nur eines dagegen sprach. Dass es nicht unbedingt die beste Idee wäre den Vescularier hier in Roma auf diese Weise zu verunglimpfen, war sicherlich offensichtlich. Teils zweifelnd, teils auffordernd blickte der Iulier damit zu Lepidus und erwartete nun wohl noch ein-zwei für den Fettwanst entlastende Argumente, sollte Dives diese Idee dennoch unterstützen.
    An sich jedoch fand der Iulier den Vorschlag wirklich gut und war alles andere als abgeneigt. Doch für die Gefahr, die er hier in Kauf nehmen sollte - insbesondere eingedenk seines schonmaligen Aneinandergeratens mit den Salinatoriern -, bedurfte es einfach noch ein paar Sicherheiten in Form von Gegeninterpretationen, damit er sich der Sache anschloss...

    Was Krankheiten und sonstige Leiden betraf, so war Dives durchaus optimistisch. Er war überzeugt davon, dass mit der Hilfe der Götter beinahe alles irgendwie zu überstehen war. So glaubte er auch fest daran, dass sein Cousin Centho früher oder später wieder den Weg in die Öffentlichkeit finden würde! Und was blieb dem jungen Iulier auch anderes übrig als fest daran zu glauben und dementsprechend regelmäßig für seinen Cousin zu opfern und zu beten? Wer nicht mehr daran glaubt gesund zu werden, der wird nicht mehr gesund. Das hatte Dives' Mutter ihm bei jedem Schnupfen und jeder Erkältung eingetrichtert, bei der der Iulier - ganz typisch (heranwachsender) Mann - jedes Mal sein Ende zu sehen geglaubt hatte. Und wie bitte sollte Centho an seine vollständige Erholung glauben können, wenn sein Umfeld ihm suggerierte, dass es keine Hoffnung mehr gäbe? Nein! Deshalb war und blieb Dives in diesem Punkt absoluter Optimist und würde so schnell nicht aufhören an seinen Cousin zu glauben!


    "Ein großes gemeinsames Opfer? Hm..." Dives überlegte kurz und ließ sich den Satz mehrmals durch den Kopf gehen. '... dachte ich daran durch ein großes gemeinsames Opfer in Erscheinung zu treten...' Oder umgestellt: '... dachte ich daran in Erscheinung zu treten - durch ein großes gemeinsames Opfer...' Oder umformuliert: '... dachte ich daran in Erscheinung zu treten - indem ich mich mit dir zeige...' Letzteres mochte natürlich auch ein bisschen überinterpretiert sein, doch letztlich änderte dies am Kern der Sache nichts. Der Tiberier wollte - völlig verständlich - sich einen Namen machen und versuchte dazu zu nutzen, was ihm zur Verfügung stünde. Fragte sich, ob Dives zur Verfügung stehen würde? Er hörte sich erst einmal an, was Lepidus sich so vorgestellt hatte, entschied er. Und vielleicht wäre es ja sogar möglich dem Patrizier einen Gefallen abzuschwatzen, den der Iulier allerdings selbstredend nicht sofort, sondern erst später wieder einfordern würde... Gerade eine eventuelle Fürsprache von einem Patrizier könnte für Dives bei einem hoffentlich zukünftigen Cornelius an der Spitze des Imperiums sicherlich nicht schaden...


    "Was genau hattest du dir denn bisher da so vorgestellt? Und hast du schon einen speziellen Anlass im Sinn?", erkundigte sich Dives folglich, überlegte nochmals ein-zwei Wimpernschläge lang und fügte etwas nachdenklich hinzu:
    "Der Divus Claudius feiert bald seinen 118. Geburtstag... und der Divus Augustus seinen 95. Sterbetag..." Eine Feierlichkeit zum 208. Dies Natalis des großen Caesar auf die Beine zu stellen, dafür würde die Zeit nicht mehr ausreichen. Und die Dies Mortales der Adoptivenkel des Divus Augustus, Lucius Caesar und Agrippa Postumus, wären für eine große Opferung nicht Anlass genug. Der Todestag des unehelichen Caesarion eignete sich wohl auch kaum für eine öffentliche Veranstaltung... genauso wenig wie der 97. Geburtstag des Caligula. Und mehr derartige Anlässe fielen dem Iulier für die Monate Iulius und Augustus so spontan nicht ein. Mal sehen, was der Tiberier sich so gedacht hatte - und ob der vielleicht sogar mit einem Ereignis aufwartete, welches der Iulier so spontan garnicht auf dem Schirm gehabt hatte...

    Na das hörte der Iulier doch gern. Nicht, dass sein Gegenüber - wie alle anderen Menschen auch - ebenfalls älter und nicht jünger wurde, sondern dass Dives also doch einen vertrauensvollen Boten zur Überbringung der Nachricht ausgewählt hatte. Um sagen zu können, inwiefern das Alter des Germanicers wirklich der Grund für dieses Vergessen war, wusste der Decurio natürlich ein bisschen zu wenig über Sedulus. Wie alt mochte der jetzt sein? In den Zwanzigern war er bestimmt nicht mehr. Wie viele Kinder hatte er? Drei? Vier? Irgendetwas in dieser Größenordnung musste es sein. Aber wie vierzig sah er auch noch nicht aus. Eventuell mochte er mitte dreißig sein, vielleicht gerade in der zweiten Hälfte der Dreißiger angekommen. Aber wer war schon gut im Schätzen eines Alters? Auf jeden Fall aber wirkte er ansonsten nicht gerade vergesslich, weshalb dem Iulier die aktuelle politische Lage als Entschuldigung schon wesentlich plausibler erschien. Ein nahender Bürgerkrieg wirkte sich schließlich in allen möglichen Bereichen des Lebens aus, nicht zuletzt auch auf die Familie. Und dass diese dem Germanicer sehr wichtig wäre, glaubte Dives jenem durchaus. Er nickte also.


    Die weitere Frage nach einer eventuellen Wiederaufnahme der Pläne konnte der Decurio allerdings trotzdem nicht beantworten. Wer wüsste schon, wie sich die Situation weiter entwickeln würde? Was würde die Zukunft bringen? Wer würde nach dem Krieg auf dem Palatin auf dem Thron sitzen und über das Imperium herrschen? Wie würde er mit den Anhängern des Unterlegenen umgehen? Wo würden die Iulii nach all dem stehen? Und selbige Frage stellte sich natürlich auch für die Germanici. Würden die aktuellen Senatoren beider Gentes dann auch noch immer einen Platz im Senatus haben? Oder würden sie dann ihr Dasein irgendwo ganz weit weg im Exil fristen müssen? Oder hätten sie dann gar schon den Weg zu ihren Ahnen angetreten? Woher sollte ein Iulier einfacher Herkunft, der sich zwar durchaus hin und wieder bereits mit Philosophie befasst hatte, doch deshalb noch längst kein Philosoph war, das wissen?
    "Tut mir Leid, aber das kann ich beim besten Willen noch nicht sagen. Ich weiß ja nicht, was die Zukunft bringt und welche Überraschungen sie vielleicht für uns bereit hält. Ein neuer Augustus würde ja mit Sicherheit einen Umbruch und Veränderungen bedeuten. Die Frage wäre da, wie weitreichend würde er jetzige Gegner verfolgen?" Wäre er milde gegenüber allen, die ihn letztlich anerkennen würden? Würde er nur den Senatus 'säubern'? Oder ließe er seinen Einfluss auch die vielen regionalen Verwaltungen spüren? Dives war ein vergleichsweise naher Verwandter von Centho, sodass er schon glaubte, dass sein weiterer Weg stark vom Ausgang des Krieges beeinflusst werden würde.
    "Weiterhin und unabhängig davon,wer am Ende gesiegt haben wird, wird der Sieger wohl seine Unterstützer besonders fördern. Da gehe ich folglich also schon davon aus, dass sich das Ämterkarussell nach dem Krieg in sehr vielen Bereichen doch ordentlich drehen wird." Ob es Dives oder die Germanicer nach oben beförderte oder nach unten, blieb dabei natürlich vorerst offen.
    "Auch lässt sich jetzt ja noch garnicht absehen, wie die finanzielle Lage der Civitas dann aussehen wird...", fügte er hinzu. Aktuell standen Salinators Männer in der Civitas. Vielleicht würde der Vescularier die Civitates an der Aushebung neuer Truppen finanziell beteiligen? Eventuell müsste Ostia sich aber auch die friedliche Gesinnung von Palmas Leuten erkaufen, wenn diese plötzlich übermächtig vor der Türe stünden. Dives hatte von militärischer Taktik praktisch keine Ahnung und wusste nicht, was eventuell sinnvoll für eine der Seiten wäre.


    "Das einzige, was ich im Moment ziemlich sicher weiß, ist, dass ich mich dem Wagenrennsport verbunden fühle und ihm treu zu Diensten sein will. Dementsprechend werde ich wohl auch in Zukunft versuchen diesen weiter zu fördern und zu unterstützen, wo es mir möglich erscheint. Sollten sich also nach dem Bürgerkrieg in Ostia ähnlich gute Bedingungen ergeben und ich noch immer wenigstens meine eine Stimme in der Curia haben, dann... dann werde ich einem solchen Vorhaben sicherlich nicht im Wege stehen und es wohlmöglich sogar aktiv unterstützen." Damit war die Frage mit vielen Worten und wenig Inhalt beantwortet. Letztlich hieß es ja nichts anderes als: 'Mal sehen wie lohnenswert ein solches Projekt dann noch für mich ist.' Aber etwas anderes hätte Sedulus auch kaum erwarten können. Was wäre wenn Ostia beispielsweise direkt vom Krieg in Mitleidenschaft gezogen werden würde, weil einfach mal angenomen Palmas Schiffe aus dem Osten nicht direkt Italia ansteuerten, sondern die Flotten des Vesculariers umfuhren und auf einmal vor Portus stünden? Mit Salinators Mänern in der Civitas würde es folglich bestimmt zu Kampfhandlungen in der Civitas kommen und wie lange es dann dauern würde, bis wieder ähnliche Bedingungen herrschten, dass man überlegen könnte einen Circus zu finanzieren, wäre fraglich. Ewig wollte Dives ja auch nicht in Ostia bleiben...


    "Apropos Pferdesport... Hast du dir eigentlich schon überlegt, wie wir unsere guten venetischen Rösser schützen, falls der Krieg Roma erreicht?"

    | Nero Sulpicius Cornuntus


    Na, das klappte doch erstmal ganz gut hier, fand Cornuntus. Ohne eigenes Zutun wurde ihm versichert, dass er nochmals informiert werden würde, bevor die Kriegsflotte in Ostia einlaufen würde. Selbstredend würde die Information natürlich sicherlich kaum viel mehr als einen Tag im voraus kommen, doch sie würde kommen!
    "Hmhm.", kommentierte der Hafenverwalter dann schlicht den Namen. In Gedanken suchte er anschließend kurz nach eventuellen, in Ostia einflussreichen Verwandten, doch außer dem amtierenden Praefectus Praetorio und der Acta-Chefin fiel ihm kein Decimer ein... und die beiden könnten ihm, der er aus Ostia nicht weg wollte, wohl nicht unbedingt DIE Vorteile verschaffen (verglichen beispielsweise mit Angehörigen des Ordo Decurionum, die am besten natürlich auch noch ehemalige Duumviri wären).


    "Warte, ich halte die hier kurz...", bot der Sulpicier an, als er sah, wie der Centurio die verschiedenen Rollen unter seinem Arm balancierte, während er wohl eine ganz bestimmte herausholen und zeigen wollte. Jene Karte war schön übersichtlich, zeigte Wasserflächen und wichtige Gebäude und machte dennoch kaum einen besseren Eindruck auf den Hafenverwalter als andere Karten. Ein paar flüchtig zustimmende Laute und das eine oder andere Nicken - mehr sagte gab er dazu nicht von sich.
    "Am besten wir sehen uns das mal in natura an...", schlug er vor. Karten und Pläne mochten ja durchaus ganz schön und gewiss auch nützlich sein, aber er war selbst schon lange genug Geschäftsmann und als solcher in der Welt bereits genug herum gekommen, um zu wissen, dass sie im Vergleich zur Realität nichts waren! Dabei musste es sich noch nichtmal um Kriegspläne handeln, die durch einen unerwarteten Zug des Gegners komplett über den Haufen geworfen wurden. Es reichte ja schon eine Militärparade, die durch einen erst kürzlich gebauten und folglich noch nirgens verzeichneten Brunnen ihre Ordnung einbüßte oder ein nicht eingetragener Baum, der einen Weg entscheidend zustellte... Das Non-plus-ultra war bisher keine solche Zeichnung, die Cornuntus gesehen hatte. Mit der freien Hand öffnete er die Tür nach draußen... >>>




    HAFENVERWALTER - PORTUS ROMAE

    | Nero Sulpicius Cornuntus


    >>> "Der Portus Augusti!", verkündete Cornuntus anerkennend, während er Massa noch die Tür aufhielt. Über die Traiansterrasse hinweg blickte man mit Heraustreten aus dem Gebäude praktisch automatisch auf dieses Hafenbecken. Nicht ganz so viele Schiffe wie sonst, da aus dem Osten ja nichts mehr kam, aber dennoch nicht gerade wenige lagen im Hafen und wurden hier be- und dort entladen, während zeitgleich ein Schiff ein- und ein anderes auslief.
    "Lass uns am besten ganz nach vorne gehen, denn von dort hat man den besten Blick.", schlug der Hafenverwalter vor und setzte sich auch sogleich in Bewegung.


    "Du sprachst von freier Durchfahrt. Sollen alle Schiffe erst an dem Leutturm da hinten vorbei, über dieses Becken in den Portus Traiani einlaufen oder kommen auch kleinere, die über die Fossa Traiani in den Hafen fahren könnten?", erkundigte sich der Sulpicier. Damit würde der Hafen zwar für einen Moment wirklich völlig zu sein, doch gleichzeitig bestünde dann natürlich die Hoffnung, dass die Aktion nicht ganz so lange dauern würde und der Portus Augusti wieder schneller - zumindest in Teilen - nutzbar wäre.
    "Mit wievielen Schiffen ist überhaupt so ungefähr zu rechnen?", fiel ihm dabei ein. Davon würde schließlich auch abhängen, wie lange es für die civilen Schiffe praktisch kein Durchkommen geben würde. Und viele civilie Schiffseigner - gerade die Händler - hatten in aller Regel nur wenig Verständnis für derartige Blockaden. Das mochte einen Centurio nicht weiter stören, aber Cornuntus musste natürlich auch versuchen diese Leute angemessen darauf vorzubereiten, da sie wichtig waren... für die Civitas... und letztlich auch dafür, dass er sein Amt als Hafenverwalter noch ein Weilchen behielt.


    Sim-Off:

    Für Mitleser: Eine Karte. Bei Nummer 8 befindet sich der Amtssitz des Hafenverwalters, aus welchem wir gerade kommen...



    HAFENVERWALTER - PORTUS ROMAE

    | Nero Sulpicius Cornuntus


    "Vielen Dank!", erwiderte der Sulpicier auf die freundlichen Worte des Adjutanten, dessen Name ihm jedoch im Gegenzug weiterhin vorenthalten wurde. Doch das war nicht die einzige Frage, die Cornuntus wohl noch stellen würde.
    "Gut, dann lass uns gehen... Nach dir!", wies er aber erstmal mit einer Hand in die Richtung, aus welcher der Soldat gekommen war. Solche Dinge könnte man schließlich auch im Gehen aufklären.


    "Du kommst aus Misenum, oder?", vergewisserte er sich, während er dem Adjutant folgte. Das war nicht mehr als eine bloße Vermutung, die jedoch auf der Annahme baute, dass der Soldat über Land gekommen und folglich höchstwahrscheinlich in Italia stationiert war. Über ein eintreffendes Kriegsschiff hätte man den Hafenverwalter schließlich hoffentlich bis zu dessen anlegen im Hafen informiert.
    "Und wie ist dein Name?", fügte er bei der Gelegenheit auch gleich an. Man musste schließlich wissen, wem man half und Informationen zukommen ließ. Nicht zuletzt bräuchte man ja auch einen Namen, wenn man sich über jemanden beschweren wollte... oder auch, wenn man jemanden positiv zu erwähnen gedachte...




    HAFENVERWALTER - PORTUS ROMAE

    Zitat

    Original von Gaius Iulius Sabinus


    Pah! Wenn er gewusst hätte, wie sein Cousin diese Situation darstellen würde, dann wäre seine Laune aber abrupt abgesunken. Er war alles andere als sofort mit freudiger Erregung aufgesprungen! Er war vielleicht mit einem leichten Lächeln allmählich aufgestanden, ja... Aber ja auch nur, weil Sabinus sonst sicherlich kein richtiges Urteil hätte abgeben können. Genau! Überhaupt: Eitelkeit... Eitelkeit war weibisch und nur weil er auf Männer stand und vielleicht ein paar mehr Gefühle zeigte, als der durchschnittliche, römische Mann, war er noch lange nicht weibisch!! Wirklich sowas... von glücklich für den geflügelten Beobachter, der sich weiteren Spaß für diesen Abend sonst sicherlich hätte abschminken können.


    Stattdessen stand Dives nach dem zweiten Satz seines Cousins wie durch Apollo persönlich vom Blitz getroffen da. Wie konnte Sabinus nur soetwas verlangen?! Nicht, dass es sonderlich ungewöhnlich sein würde, dass Modelle nichts trugen oder dass sich Männer hin und wieder unbekleidet sahen. Allein in den Thermen kam dies ja tagtäglich unzählige Male vor und war das normalste der Welt. Aber im Moment ging das einfach nicht! Dabei war es nicht so, dass sich bei Dives etwas geregt hätte, doch übergroß erschien ihm die Gefahr, dass sich dies mitten während der Zeichnerei änderte. Und dieses Risiko war der Iulier absolut nicht bereit einzugehen. Außerdem wäre es sicherlich auch eingedenk einer kleinen unausgelasteten Gottheit wohl besser, wenn am heutigen Abend garnichts mehr lief... außer der Gang in sein Cubiculum. Cupido hatte seinen Bogen - im wahrsten Sinne - überspannt.
    "Oua...", gähnte Dives ein erstes Mal (natürlich vorgetäuscht). Doch das tolle war, dass er nach einem gespielten Gähnen stets leicht versetzt den Drang verspürte wirklich zu gähnen. Folglich folgte gleich im Anschluss ein weiteres, ein echtes "Oua..." und eine Hand des Decurios ging zu seinem Mund, um noch mehr Aufmerksamkeit auf seine vorgegebene Müdigkeit zu lenken. Mit bedauerndem Gesichtsausdruck wandte er sich dann an seinen Cousin:
    "Es tut mir Leid, Gaius, aber ich glaube, dass ich heute einfach schon zu schläfrig bin, um auch nur noch einen halbwegs passablen Apollo abzugeben. Vielleicht verschieben wir das einfach um ein paar Tage, ja?" Damit ging Dives, denn er stand ja bereits, in Richtung seines Schlafgemaches los. Schon beinahe aus dem Zimmer fügte er hinzu:
    "Du kannst ja stattdessen noch ein wenig an den Plänen für den Imperator arbeiten oder so. Gute Nacht!" Mit diesen Worten verließ er den Raum und begab sich auf direktem Weg in sein Zimmer. Dort saß er noch etwa eine halbe hora vor dem geöffneten Fenster und las im schwachen Licht von Mond und Öllampe noch das eine oder andere Gedicht, bevor er anschließend zu Bett ging und bis zu nächsten Morgen einen wahrlich sehr... bewegten Schlaf hatte.

    Auf die Beteuerung des Germanicers hin, dass er auf der richtigen Seite stünde, nickte nun Dives seinerseits nur. Er konnte sich noch vage an das Gespräch mit Aculeo erinnern, der ihm damals auch schon nicht recht sagen konnte, wo seine Gens in dieser ganzen Geschichte stand. Aus dem Munde der Eques klang das in der Taverne ja nicht unbedingt übermäßig überzeugend, doch mit dem heutigen Tag glaubte der Iulier zu wissen, dass Aculeo wirklich nicht mehr gewusst hatte... was nun zweifellos zu einem gewachsenen Vertrauen gegenüber dem Eques führen würde...


    "Bauprojekt in Ostia...? ... Ah, du meinst den Circus?!", erinnerte sich der Decurio. Mittlerweile lang das doch bestimmt schon ein ganzes Jahr in der Vergangenheit. Aber den Besuch zweier bekannter Senatoren vergas man natürlich in dieser Zeit nicht. Kurz überlegte Dives.
    "Hatte ich dir das nicht in einem meiner Briefe mitgeteilt?", erkundigte er sich dann etwas verwundert. Sein Cursor Cito hatte zumindest behauptet, dass er die Nachricht persönlich überbracht hätte. Sollte sich der Iulier etwa in einem seiner vertrautesten Sklaven getäuscht haben? Das wäre fatal... und müsste wohl später nochmal genauer untersuchet werden. Vorerst jedoch berichtete er eben einfach nochmal:
    "Nun... Von meiner schweren Erkrankung am Ende meiner quaestorischen Amtszeit in Ostia weißt du, oder? Damals befand sich dieses Projekt in Planung, bevor es dann aufgrund dieser Sache ersteinmal auf Eis gelegt wurde. Nachdem ich danach wieder einigermaßen genesen war jedoch, war die Welt nicht mehr die gleiche, falls du verstehst. In der Acta wurde bereits über die Geschehnisse in der kaiserlichen Villa zu Misenum berichtet. Du wirst dir sicherlich denken können, dass die Curia seither besonders umsichtig und sparsam mit ihrem Geld haushaltet. Man kann ja nie wissen, wofür man es dieser Tage vielleicht noch einmal brauchen wird.", erklärte Dives mit kontinuierlich sorgenvollerem Gesicht. Plötzlich erinnerte er sich auch noch an eine andere Sache und sah Sedulus von einem Augenblick zum nähsten auf einmal eher fragend an.
    "Deshalb hatte ich dich in einem Brief außerdem gebeten auch deinem Onkel auszurichten, dass aufgrund dieser Lage seitens der Civitas in absehbarer Zeit nicht mit der Finanzierung eines Circus zu rechnen ist..." Noch immer fragend sah der Iulier den Senator an. Es war offensichtlich, dass er nun eine Reaktion von letzterem erwartete und auch die Befürchtung, dass jene negativ ausfallen würde, ließ sich deutlich erkennen. Bewahrheitete sich diese Vermutung, dann hätten sich seine Beziehungen wohl zu beiden senatorischen Germanici verschlechtert! Wie würde er das nur wieder ausbügeln?

    Sim-Off:

    Ich bin einfach mal so frei. Falls anders mit irgendwem abgesprochen, ignorier das einfach und ich lass es später löschen. ;)


    | Nero Sulpicius Cornuntus


    "Salve!", grüßte Cornuntus gelassen aus einer Gruppe Scribae zurück. Er war lange genug Geschäftsmann, um zu wissen, dass es vor allem die kleinen Hunde waren, die sich mit lautem Gebell bemerkbar zu machen versuchten. Während der Sulpicier dann ruhigen Schrittes in Richtung Massa ging, folgten noch ein-zwei letzte Anweisungen an seine Untergebenen, die sich anschließend zügig an die Arbeit machten, sodass der Hafenverwalter allein mit dem Adjutant des Praefectus Classis war.
    "Ich bin Nero Sulpicius Cornuntus, der neue Hafenverwalter des Portus Romae!", stellte er sich mit einem Lächeln vor, denn noch immer freute er sich sehr dieses Angebot aufgrund der Unfähigkeit seines Vorgängers, irgendeines Claudius, erhalten zu haben. Irgendein Decurio hatte den wohl denunziert, wie der sich hier den lieben langen Tag den Hintern breit gesessen und dem Schlaf hingegeben hatte... Wie sich die Welt doch manchmal drehte!
    "Wie kann ich dir und dem Praefectus Classis zu Diensten sein?", erkundigte er sich direkt im Anschluss freundlich. Denn einerseits stand hinter jedem kleinen Hund in der Regel ein größerer (hier: der Praefectus Classis) und andererseits mochte es durchaus auch möglich sein, dass dieser Adjutant - der Rang war ja eigentlich alles andere als niedrig - auch einfach erst seit kurzem diesen Dienstgrad inne hatte und ihn deshalb genauso gerne in die Welt hinaus posaunte, wie Cornuntus den seinen...




    HAFENVERWALTER - PORTUS ROMAE

    Zitat

    Original von Appius Decimus Massa & Gaius Iulius Sabinus


    Sabinus wirkte nicht so, als würde er etwas dagegen haben, wenngleich er aber auch keine offene Zustimmung artikulierte. Ob das daran lag, dass er verstanden hatte, was die sprachlichen Bilder sagen sollten? Doch wohl hoffentlich nicht... Insbesondere bitte nicht, was Dives' eigene Vorlieben anbelangte! Damit würde ein vergangenes Abendessen hier in der Villa ja nämlich sicherlich in ein ganz anderes Licht getaucht werden...


    "Das ist kein Problem.", erwiderte der Decurio mit einem Lächeln, welches alle vorangegangenen Gedanken bezüglich seines Cousins und gleichsam auch die diesem gegenüber entstandene leichte Unsicherheit darüber, was der nun wusste und was nicht, überdeckte. Bevor der Iulier dann noch einen Satz zur angesprochenen Entspannung loswerden konnte, redete Massa jedoch schon weiter. Ein geplanter Anlass? Er meinte wohl die alltägliche Cena, die natürlich ab und an - und gerade wenn man Gäste hatte - durchaus auch etwas... geplanter ablaufen mochte.
    "Speziell geplant ist aktuell nichts. Es wäre aber vielleicht ganz schön, wenn du zur Cena wieder hier sein würdest - sofern das deine Pflichten zulassen, versteht sich. In aller Regel beginnen wir hier auch erst gegen Mitte der elften Stunde.", erklärte Dives. Inwiefern sein Cousin dies nämlich anderswo ebenfalls so hielt, wusste der Decurio nicht. Er selbst jedoch mochte es sehr beim Abendessen erst den Sonnenuntergang ein wenig zu beobachten und anschließend gemütlich bei Fakeln und Öllampen in entspannt-gemütlicher Atmosphäre noch ein wenig zu plaudern. Letzteres behielt er im Moment bewusst für sich.
    "Zur Entspannung kannst du übrigens jederzeit auch das hauseigene Balneum aufsuchen. Dort kannst du sowohl drinnen, als auch draußen schwimmen...", pries Dives an und wurde damit nun auch diesen Gedanken noch los. Dass es dabei gerade in soeinem warmen Sommer durchaus reizvoll war des Nachts draußen im Wasser zu sitzen und im Mondschein bei einem Wein in die Sterne zu blicken, verschwieg er ebenfalls. Erstens war ihm bisher nämlich nicht der Gedanke gekommen, dass er Massa auch versuchen könnte gleich soo genau kennenzulernen, und zweitens war sich Dives auch nicht sicher, was Sabinus wohl dazu gesagt hätte... (und viel mehr noch: was der nicht laut aussprechen, sondern nur denken würde...)